Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Ra

III. (3)

Der verlorene Jusuf
Kommt nach Kanaan, gräme dich nicht.
Aus der Zelle des Grams
Wird ein Rosenbeet, gräme dich nicht.

Dieses traurige Herz
Wird beruhiget, werde nicht bös.
Diesem störrigen Kopf
Wird Vernunft zu Theil, gräme dich nicht.

Kehr't der Frühling des Lebens
Zu des Wiesengrüns Brautbeet zurück,
Wird die Nachtigall auch
Rosenzelte bau'n, gräme dich nicht.

Wenn der greisende Himmel
Ein Paar Tage nach Lust dir nicht thut,
Denke, greisender Lauf
Fodert Ungleichheit, gräme dich nicht.

Du verzweifle nicht, wenn du
Das Geheimniß des Himmels nicht weißt.
Denn es hüllet ein Schleyer
Viel Geheimniße des Himmels, gräme dich nicht.

Wenn der Strom des Verderbens
Der Erwartung Gebäude zerstört,
Bleibt im Wirbel der Fluth
Ruh dein Steuermann, gräme dich nicht.

Zwar der Weg ist gefährlich,
Und von ferne das Ziel nicht zu spähn,
Doch bestehet kein Weg,
Der nicht endiget, gräme dich nicht.

Willst du Wüsten durchwandern,
Voll Begierde die Kaaba zu seh'n,
Wenn die Distel dich sticht,
Oder Dornenbusch, gräme dich nicht.

Meine Lage, die Trennung
Vom Geliebten, des Neiders Bemüh'n.
Alles, alles durchschaut
Gott, der Welten lenkt, sorge dich nicht.

Und so lange bei finstrer
Nacht im Wirbel der Armuth Hafis
Die Gebote vollzieht,
Und den Koran lies't, gräme dich nicht.


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