Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Schin

XI. (11)

In der Zeit des milden Schahes
Trinkt Hafis aus seinem Kruge,
Dem Mufti aus seinem Becher.

Von der Zelle in das Weinhaus
Geh'n Sofis, seit sie den Vogt
Sah'n, die Kanne auf den Schultern.

Um den Scheich, um den Richter,
Um den Trunk der Juden fragt' ich
In der Früh' den Weinverkäufer.

"Bist du gleich ein Eingeweihter,
"Sprach er, kann ich's doch nicht sagen,
"Trinke schweigend und verstecket."

Schenk', der Frühling ist gekommen,
Aber hin ist's Geld, bedenke
Wie mein Herzensblut nun wallet.

Geldlos und verliebt im Frühling!
Halte mich damit entschuldigt,
Und verzeihe meine Fehler.

Ey wie lange wirst du schwätzen
Wie die Kerze, sieh! des Wunsches
Schmetterling ist da, nun schweige.

Herrscher nach dem Wort und Sinne,
Den kein Auge noch gesehen,
Den kein Ohr noch hat gehöret,

Bleibe bis dein junges Schicksal
Von dem alten Greis des Himmels
Seine blaue Kutte annimmt. 1

 

1 Bleibe unter uns, o Fürst, bis dein Loos dich in dem Himmel verklärt, ein Wunsch für die Lebensdauer des Fürsten.


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