Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Mim

XXXVIII. (38)

Wenn es mir einmal noch gelingt,
Die Schenke vorbeizugehen,
So will ich mit dem Ordenskleid
Den Teppich sogar verspielen.

Wenn ich wie Büßer heut im Ring
Der Reue herum mich drehe,
So wird der Schenke Pförtner mir
Denn morgen die Thür nicht öffnen.

Doch wenn ich meine Herzensruh
Dem Schmetterling gleich verspiele,
So werde ich nur an dem Licht
Der Wangen herum mich tummeln.

Willst du mich, wie die Laute, nicht
Mit offnem Busen umfangen,
So hauche mir von deinen Lippen
Wie Flöten nur einen Hauch zu.

Ich wünsche die Huris mir nicht,
Es wäre der Fehler größter,
Wenn du vor meinen Sinnen schwebst,
Den andern mich hinzugeben.

Mein Herz ist Blut, doch will ich dies
Wohl Andern nicht vertrauen,
Denn deiner Augen Wimpern sind
Gewöhnet an meine Leiden.

Es würde meine Leidenschaft
Verborgen im Herzen liegen,
Wenn meine Thränen nicht zuerst
Verräther gewesen wären.

Ich schwang mich einem Vogel gleich
Empor in die Luft vom Staube,
Beseelet von Begier, daß Sie
Als Beute mich fangen möchte.

Und wenn Hafis an jedem Haar
Ein eignes Haupt besäße,
So würde er doch jedes Haupt
Aufopfern auf deinem Wege.


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