Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Mim

LXXI. (71)

Zu schmählen sind wir nicht gesinnt,
Noch Böses sonst zu machen,
Wir wollen nicht die Nahmen schwarz,
Nicht blau die Kutten machen.

Die Großen und die Mönche viel
Und wenig schmählen taugt nicht.
Es ist das Beste doch zuletzt
Nichts Böses thun und machen.

Ey, laß uns tummeln unser Roß
Vor aller Augen aufrecht,
Wir wollen uns um Roß und Zaum
Nicht graue Haare machen.

Wir werden nicht der Weisheit Buch
Mit unserm Kiel durchstreichen.
Und zu Geheimnissen nicht gar
Der Gaukler Künste machen.

Wenn mir der Mönch den Wein versagt,
So ist es wahrlich besser,
Daß wir mit unsrem reinen Sinn
Ihm keine Hoffnung machen.

Und trinkt der Schah mit Langmuth nicht
Den Hefen der Betrunknen,
So werden wir auch kein Geschäft,
So wie sichs ziemet, machen.

Vom Himmel ziehet man das Schiff
Der Tugend selbst herunter,
Weit besser ists auf dieser Welt
Nicht Hoffnung sich zu machen.

Sagt dir der Neider Böses nach,
Und zürnen dir die Freunde,
So sag': sey froh, wir wollen nicht
Die Dummen hören machen.

Hafis! und fehlte selbst dein Feind,
Wir wollen ihn nicht tadeln,
Und hat er Recht, so können wir
Ja nichts dagegen machen.


zurück