Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Waw

X. (10)

Siehe die grünende Flur des Himmels, die Sichel des Mondes,
Sie erinneren mich an meine Saaten und Ernten.

Auf! so sprach ich zum Glück, du schläfst, und schon leuchtet die Sonne
Ob dem Vergangnen, so sprach's, verzweifle du nicht an der Zukunft.

Fahrst du von allem Irdischen rein in den Himmel, wie Jesus,
Hundert Strahlen verleiht dann deine leuchtende Sonne.

Traue du nicht zu viel dem Gestirne des nächtlichen Diebes,
Denn er stahl die Krone von Kaus, 1 und von Chosrewen den Gürtel.

Sage dem Himmel: o rühme dich nicht mit solchem Getöse,
Um ein Körnlein verkauft die Liebe dem Mond die Plejaden.

Wenn gleich Rubin und Gold dein Ohr als Gehänge beschweret.
Höre du immer den Rath, und wisse, die Schönheit vergehet.

Weit von deinem Maal sey die Bosheit der Augen entfernet,
Denn es hat an Schönheit den Mond, die Sonne bestohlen.

Siehe die Heuchlergluth wird zuletzt den Glauben verbrennen.
Wirf, Hafis! das wollende Kleid weg, gehe von hinnen.

1 Kaus oder Keikawus einer der mächtigen Könige der alten persischen Dynastie der Kejaniden, so wie Chosrew aus der neueren der Sassaniden. Der nächtliche Dieb ist die Welt, das Schicksal.


zurück