Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe He

XIV. (14)

Da mich der Herr zum Trunke bestimmt hat,
Sag', Frommer, habe ich hievon die Schuld?

Wer feindet jenen an am jüngsten Tage,
Der an dem Schöpfungstag ein Glas empfieng?

O sag' dem Mönche mit dem Schalksgesicht,
Die Aermel trägst du kurz, doch lang die Hand. 1

Du ziehst die Kutte an aus Gleisnerei,
Damit führst du die Diener Gottes irr'.

Ich dien' den Trunknen ohne Kopf und Fuß,
Für beide Welten geben sie kein Stroh. 2

Als in den Schenken mir mein Wille ward,
Da dünkte Schul' und Kloster mir gleich schwarz.

Jetzt bettle nicht an jedem Thor, Hafis,
Denn du gelangest nur durch Gott zum Ziel.

1 Die Ordenskleider der Derwische haben kurze Aermel als ein Unterscheidungszeichen, und zur Lehre, daß wie der Aermel, so auch die Hand an alle irdische Güter kurz angebunden seyn müßte. Eine lange Hand gebührt nur den Mächtigen und Königen.

2 Die Glückseligkeit beider Welten halten sie keines Halms Stroh werth.


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