Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Ja

LXII. (62)

Morgen ists; Thau entträufelt den Frühlingswolken,
Grüße den Morgen, gieb mir ein Glas zu trinken.

Ueber das Ich und Wir bin verwirrten Sinns ich.
Reiche mir Wein, das Ich und das Wir zu meiden.

Trinke des Bechers Blut, denn gerecht ist selbes.
Erinnre dich nur der Freunde, dies heißet handeln.

Sollte der Morgenrausch dir vielleicht in Kopf geh'n.
Schaffe sogleich Geschämigkeit aus dem Kopfe.

Schenke sey nah', es lauert der Gram im Rücken,
Horche dem Sänger, wo du auch wandeln mögest.

Reiche mir Wein, es sprach mir in's Ohr die Laute:
Freu dich des Lebens, glaube dem Wort der Alten.

Nichts zu begehren ist, o Hafis, das Beste,
Dies war der Wunsch, ertönet es dankbar dem Sänger.


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