Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Vier Mesnewiat

IV. (4)

Wer in die Welt tritt voll von Unruh,
Er muß zuletzt hinab ins Grab.
Hier ist des andern Lebens Brücke
Ein unbeständ'ger Ort und wüst.

Häng' nicht an dieser Schreckensbrücke.
Brich auf! und hier verbleibe nicht.
Gescheiten Leuten dünkt die Erde
Ein wüster Flecken ohne Schatz.

Die Weisen nennen sie mit Rechte
Ein Karawanserai bloß.
Niemand kann dort für stets verbleiben,
Und niemand bleibt in dieser Welt.

Verlang' nach Aemtern nicht und Gelde;
Gold ist ein Drach', das Amt ein Brunn.
Bist du nicht blind, betracht' die Gräber.
Sey müßig nicht; ich sag' es dir.

Denn keiner flieht von dieser Stätte,
Der Schah, der Bettler, Jung und Alt.
Gehst du vorbei an meinem Grabe,
Bet' für Hafis ein Fatiha. 1

 

1 Die erste Sure des Korans aus sieben Versen bestehend wie das Vaterunser aus sieben Bitten.


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