Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Mokataat

I. (1)

Binde dein Herz nicht an die Welt und ihre Genüsse,
Keiner hat von ihr Treue im Lieben geseh'n.
Ohne Stacheln hat Keiner noch Honig erhalten von selber,
Keiner hat dornenlos Früchte gepflücket von ihr.

Manchmal zündet sie zwar an trüben Tagen das Licht an,
Aber sobald es nur brennt, blaset ihr Odem es aus.
Wer mit unbefangenem Sinn die Seele ihr hingiebt,
Nährt mit eigenem Blut, wenn er's betrachtet, den Feind.

Siegende mächtige Kaiser und Welten bezwingende Fürsten,
Deren Schwert vom Blut vieler Erschlagenen träuft,
Welche die Glieder der Schlacht durchbrechen mit einzigem Angriff,
Und geschlossene Reih'n niedergeschlagen im Sturm.

Diese wirft sie von freyen Stücken in Banden und Fesseln,
Schlägt dann ohne Grund ihnen die Häupter noch ab.
Wenn in Höhlen die Löwinn von ihr nur höret den Namen,
Wirft sie aus Schrecken und Furcht gählings die Jungen hinweg.

Länder und Städte, Schiras, Tebris, und die Fluren von Irak,
Aller harrt zuletzt ein und dasselbige Loos.
Jenem, der mit dem eigenen Lichte die Menschen erleuchtet,
Blendet sie noch zuletzt selbst das erleuchtende Aug'.

Anspielung auf die Geschichte Schah Mansurs, der von seinem Sohne geblendet ward.


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