Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Mokataat

IX. (9)

Prüfe und richte dich selbst so über das Gute und Böse,
Was bedarfest du wohl ausser dir anderen Vogt?

Wer auf den Herren vertraut, dem giebt er endlichen Ausgang,
Und verleiht ihm ein Loos, deß er sich gar nicht versieht.

Nur ein schwaches Bild von unserer Liebe gewähret,
Was von Ferhad und Schirin fabelnd die Vorwelt erzählt,

Wimpern nicken uns zu, und zaubernd winket das Auge,
Deßhalb sind Locken so lang, deßhalb sind Maale so schwarz.

Schenke reiche mir Wein, so lautet der ewige Rathschluß,
Was das Schicksal bestimmt, ändert der Sterbliche nicht.

Hütet euch wohl, zu verachten die Trunknen, niedriges Weinglas,
Denn sie sehen im Dunst eines weltsehenden Augs.

Staub aus dem Gau der Schönen verschließet so manches Geheimniß,
Weise durchwürzen damit ihren Verstand, ihr Gemüth.

Bist du so närrisch wie ich dem Genuße der Tochter der Rebe
Aufzuopfern das Gold lauteren Menschenverstands?

Elende trüben mit Hefen den Wein des Bechers der Edeln,
Großes Unrecht geschieht armen Verliebten hiedurch.

Solch ein Gemüth fängt man nicht mit Netzen, wie Raben und Krähen,
Denn es flieget hoch, hoch mit dem Falken empor.

Weil sich Hafisens Gedicht stets anschließt an des Gesicht's Maal,
Wird er beständig gelobt, wenn er genennet wird vom Wort.


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