Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Elif

X. (10)

Unser Scheich wallte gestern
Aus dem Bethaus in die Schenke.
O ihr frommen Männer saget,
Was ist uns forthin zu rathen?

Wie doch können wir die Jünger
Das Gesicht zur Kaaba wenden,
Wenn der alte Vater Scheich
Selber in die Schenke gehet!

Ey so lasset mit dem Wirthe
Uns gemeine Sache machen!
Denn so wars von Ewigkeiten
In das Schicksalsbuch geschrieben.

Sieh ein Windhauch in die Locken
Hat die Welt für mich verfinstert!
Dieses also ist der Nutzen
Den mir deine Locken bringen.

Ruhe hatte sich mein Herz
In dem Netze aufgefangen,
Sieh da rollten auf die Locken,
Und entflohen war die Beute.

Wüßte der Verstand, wie selig
Herzen in den Locken ruhen,
O! es würden die Verständ'gen
Unsrer Bande wegen närrisch.

Einen Vers vom Schönheitskoran
Hat mir dein Gesicht enthüllet.
Deßhalb athmen meine Verse
Hohe Schönheit, reine Anmuth.

Können meine Feuerseufzer
Und die Gluthen meines Busens,
So die ganze Nacht durch brennen
Nicht dein steinern Herz bewegen!

Sieh Hafisens Seufzer-Pfeile
Sind zum Himmel aufgeflogen,
Haben Mitleid mit demselben,
Fürchte dich vor meinen Pfeilen.


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