Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Dal

XV. (15)

Denk daran, daß, als er gieng,
Er aus mir gar nichts gemacht,
Daß mit keinem Abschiedswort,
Er mein Herz hat froh gemacht.

Diese junge Sohn des Glücks,
Der des Guten viel versprach,
Warum hat er mich, der Alt',
Lang ihm dien', nicht freygemacht?

Waschen will ich jetzt mit Blut,
Den papierenen Kaftan,
Denn der Himmel hat uns nicht,
Zu dem Rechte Weg gemacht.

In der Hoffnung einen Ton,
Zu vernehmen macht das Herz,
Mehr Geschrey und Klaggetön,
Als Ferhad am Berg gemacht. 1

Selbst der Ostwind könnte kühn,
In die Schule geh'n zu dir,
Schnellere Bewegungen,
Hat er sicher nie gemacht.

Seit du deines Schattensbild,
Dieser Flur entzogen hast,
Hat die Nachtigall kein Nest,
Auf des Buxes Stamm gemacht.

Gottes Wunderfeder schreibt,
Keinem seine Wünsche zu,
Der nicht von dem Reiz des Freunds,
Das Bekenntniß hat gemacht.

Flötenspieler spiele mir,
Nur die Weise von Irack, 2
Denn dahin entfloh der Freund,
Der kein Lebewohl gemacht.

Die Gasel' Hafisens sind,
Reine Töne aus Irack,
Welchen, der sie angehöret,
Haben sie nicht weich gemacht?

1 Ferhad, der Geliebte Schirins, von ihrem Gemahl, dem persischen Kaiser Chosru, auf dem Berg Bisutun, zu harten Arbeiten verdammt.

2 Eine Tonweise.


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