Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Vincenz Ritter von Rosenzweig-Schwannau)


Aus: Buchstabe Dal

43.

Fürst!1 Im Häkchen deines Schlägels
Weile stets der Himmelsball2

Und der Spielplatz deiner Thaten
Sei das weite Weltenall!

Es erfüllte alle Länder
Und eroberte die Welt

Deiner Milde Ruf, der immer
Dir zum Wächter sei bestellt!

Zärtlich schlingt die Siegesgattin
Dir die Locke um's Panier:

Der Erob'rung Auge blicke
Ewig liebentbrannt nach dir!

Du, den 'Utbarid3 als mächtig
In erhabenen Worten preist!

Dem Bewahrer deines Siegels
Fröhne selbst der Weltengeist!4

 Der Zipresse deines Wuchses
Zürnt der hohe Thubabaum:5

Selbst das Paradies beneide
Deines Schlosses weiten Raum!

Nicht nur lebende Geschöpfe,
Nicht Gewächs nur und Gestein,

Alles was die Erde fasset
Soll dir unterthänig sein!

Und dich pries mit treuem Sinne
Der verwundete6 Hafis;

Deine Huld, so allumfassend,
Heile den nun der dich pries!
 

1 Dieses Ghasel ist zu Ehren Schah Schedscha's, des Mosafferiden, gedichtet.

2 D.h.: der Himmel, das Schicksal möge sich stets deinem Willen fügen wie der Ball dem Willen des Schlägels. Ein Vergleich, von dem bereits erwähnten uralten, in Persien üblichen Spiele hergenommen, das dem sogenannten Maille-Spiele gleicht.

3 Utbarid, der Planet Mercur, ist dem Orientalen der Schreiber des Himmels, der den Verlauf irdischer und himmlischer Begebenheiten aufzeichnet. So galt der Gott Mercur bei den Griechen für den Erfinder der Schreibkunst.

4 Wörtlich: Akli küll, d.i. der Allverstand, der Weltengeist, sei der Knecht des Namenszugschreibers (Thughrakesch) deines Diwan's. Der Thughrakesch, d.i. Secretär für den Namenszug des Monarchen, welcher Namenszug die Stelle des Siegels vertritt, hat die Obliegenheit denselben den kaiserlichen Befehlen vorzusetzen.

5 Aus Neid, dass dein Wuchs ihn überragt.

6 D.h.: Der in deine Tugenden Verliebte.

 

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