Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Vincenz Ritter von Rosenzweig-Schwannau)


Aus: Buchstabe Dal

68.

Um mein Herz bin ich gekommen,
Aber Nichts kömmt zum Gedeih'n;

Ausser mich bin ich gerathen,
Doch der Freund kömmt nicht herein!

So voll Täuschung kam mein Leben
An sein Ende schon; und doch

Nimmt das Unglück seines langen
Lockenhaar's kein Ende noch!

Hat mein Herz dem Morgenwinde
Doch so Vieles zu vertrau'n:

Doch zu meinem Unglück folget
Dieser Nacht kein Morgengrau'n.

Meine Morgenseufzer haben
Nimmer sonst ihr Ziel verfehlt;

Doch wie kömmt's, dass jetzt nicht Einer.
Seine Wirkung mehr behält?

 Meinem Freunde gab zum Opfer
Weder Leben ich noch Gut:

Weh', dass meine schwache Liebe
Selbst so Weniges nicht thut!

Weil Hafisens Herz nur Ekel
Vor den Menschen fühlt und Graus,

Kömmt aus Seinem Lockenringe
Es nun nimmermehr heraus.
 

 

 

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