Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Vincenz Ritter von Rosenzweig-Schwannau)


Aus: Buchstabe Dal

134.

Du, dess' Mundpistazie lächelt,
Wenn vom Kandel man erzählt!1

Lächl' Einmal um Gotteswillen
Süss auf mich, den Sehnsucht quält!

Spricht mein Freund mit süssem Lächeln,
Wer, Pistazie, rühmt dann dich?

Mache dich um Gotteswillen
Vor dir selbst nicht lächerlich!

Deine Höhe zu besprechen
Wagt der Thuba nimmermehr:

Darum lass davon mich schweigen,
Stiege doch das Wort zu sehr.2

Magst du deinen Zorn mir zeigen,
Magst du schmälen gar auf mich,

Nimmer traue ich dem Manne,
Der da selbst gefallen sich.

Die Verwirrung meiner Lage
Wird wohl Jener nie gewahr,

Dessen Herz von diesen Banden
Nicht, gleich mir, gefesselt war.

Dass nicht Bäche Blutes treibe
Aus dem Auge dir der Schmerz,

Binde niemals an die Treue
Eines Menschensohn's dein Herz!

Meiner Sehnsucht Markt erglühte!3
Wo verweilt dies Sonnenlicht?

Seel' und Herz leg' ich als Raute
Auf sein feuriges Gesicht.

Weisst du - da von Türkenwimpern
Du nicht leben magst getrennt -

Wo, Hafis, du wohnen solltest?
In Charesm und in Chodschend.4
 

1 D.h.: Du dessen süsser, pistaziengleicher Mund höhnisch lächelt, wenn vom Kandelzucker die Rede ist, den er an Süssigkeit übertrifft.

2 D.h. die Rede darüber würde sich zu sehr versteigen.

3 D.h.: Meine Sehnsucht ward heiss.

4 Zwei Provinzen Türkistan's, des Vaterlandes schöner Mädchen und Knaben.

 

zurück