Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Vincenz Ritter von Rosenzweig-Schwannau)


Aus: Buchstabe Thi

1.

Seitdem mit Flaum beschrieben sind
Des Freundes schöne Wangen,

Hält sein Gesicht den Himmelsmond
Im Irrthum stets befangen;1

Aus Lust nach seiner Lippe, der
Das Lebenswasser weichet,

Vergiess' ich einen Thränenquell,
Der einem Euphrat gleichet.

Bald geb' ich Herz und Seele Preis,
Wie Staub, dem Sinnentriebe,

Und bald mit Wasser, wie der Krug,
Lösch' ich den Brand der Liebe.

Nähm' mich der König gütig auf
Als einen seiner Knechte;

Ihn segnend gäb' ich schriftlich ihm
Die vollsten Herrenrechte.

Beschämt fühlt sich der Lebensquell
Wenn du, Hafis, gesungen:

Nie ist aus Leidenschaft für Ihn
Ein gleiches Lied erklungen.
 

1 D.h. Der Himmelsmond hält den Flaum um des Freundes Mondeswangen für den Hof, der ihn selbst zuweilen zu umgeben pflegt.

 

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