Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Vincenz Ritter von Rosenzweig-Schwannau)


Aus: Buchstabe Mim

57.

Geh' aus dieser Fremdlingsstätte
Ich zurück in's eigne Haus,

Geh' ich, wo ich hin auch gehe,
Künftig mit Bedacht nur aus.1

Komme ich von dieser Reise
Glücklich in der Heimat Schoss,

Geh' ich, wie ich es gelobte,
Schnurstracks auf die Schenke los.

Um zu künden was die Wand'rung
Mir gebracht für einen Lohn.

Geh' ich an das Thor der Schenke
Mit Pocal und Barbiton.

Zwar der Liebesbahn Bekannte2
Trinken stets mein Blut; allein,

Geh' ich klagend je zu Fremden,
Will ein schlechter Mann ich sein.

Nur des Liebling's Lockenkette
Fessle meine Hand; doch ach,

Geh' ich länger noch den Wünschen
Eines tollen Herzens nach?

Seh' ich Seine Braue wieder,
Hochgewölbt wie ein Altar,

Geh' ich hin und niedersinkend,
Bring' ich Dankgebete dar.

O des Glück's wenn, gleich Hafisen,
Ich dem Reichswesir vereint,

Trunken aus der Schenke gehe
In das Lusthaus mit dem Freund!
 

1 Dieses Ghasel schrieb Hafis in Jesd, wo er vom Könige ein Geschenk zu erhalten gehofft hatte, aber nicht erhielt.

2 D.i. Meine Geliebten.

 

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