Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Vincenz Ritter von Rosenzweig-Schwannau)


Aus: Buchstabe He

14.

Vorbestimmt zur Schenke
Hat der Schöpfer mich:

Ob die Schuld mich treffe
Frag' ich, Frömmler, dich.

Wer bestimmt zum Becher
Ward vom Urbeginn,

Wirft am jüngsten Tage
Man die Schuld auf ihn?

Sprich zum Heuchler-Ssofi
In dem Mönchsgewand,

Dem im kurzen Ärmel
Steckt die lange Hand:1

»Nur zur Täuschung zieh'st du
Mönchsgewänder an,

Dass du Gottes Diener
Lockest von der Bahn.«

Echter Zecher Streben
Hab' ich stets geehrt:

Ihnen sind kein Gräschen
Beide Welten werth.

Weil mir nur in Schenken
Wunscherfüllung lacht,

Hat mir Schul' und Kloster
Schwarz das Herz gemacht.2

Bettle nicht an jeder
Bettlerthür, Hafis!

Nur durch Gott erreichst du
Deinen Wunsch gewiss.3
 

1 Die Gewänder der Ssofis haben kurze Ärmel, um dadurch anzudeuten, dass, so wie der Ärmel, auch ihre Hand sich nicht nach irdischen Gütern ausstrecken solle.

2 D.h. Mich missmuthig gemacht, verstimmt.

3 Wörtlich: Du erreichst deinen Wunsch nur durch ein: Etwas Gott zu Liebe (Sheijen billah), was die gewöhnliche Formel ist, womit Bettler die Vorübergehenden ansprechen.

 

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