Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Vincenz Ritter von Rosenzweig-Schwannau)


Aus: Buchstabe Je

21.

Ein Weilchen auf ein Mondgesicht
Mit Seelenruhe blicken,

Ist besser als sich lebenslang
Mit Königskronen schmücken.

Ich eifre mit dem eig'nen Aug',
Bei Gott! ob deiner Wange,

Dass ja kein Blick dies Huldgesicht
Zu schau'n sich unterfange.

Mein Herz entwich, nicht weiss ich wo
Mein Fremdling1 hingekommen:

Mein Leben2 schwand, und nirgendher
Hab' Kunde ich vernommen.

Schon sterbe ich, und hab' an dir
Mich noch nicht satt gesehen;

Kein and'rer Wunsch erübrigt mir,
Nur ihn will ich erflehen.

 Zerstreu' nicht jener Peri Haar,
Du Ostwind! Tausend Leben

Will für ein Härchen nur von dir
Hafis zum Opfer geben.
 

1 D.i. Mein entwichenes Herz.

2 Unter Leben kann hier auch der Geliebte verstanden werden.

 

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