Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Vincenz Ritter von Rosenzweig-Schwannau)


Aus: Buchstabe Je

71.

Frühling ist's; ein Herz, ein frohes,
Sei dein stetes Streben nun:

Viele Rosen werden blühen,
Und du wirst im Rasen ruh'n.

Gleichen Rath ertheilt die Harfe
Hinter'm Vorhang dir1 allein;

Nur wenn du empfänglich wärest,
Würd' ein Rath dir nützlich sein.

Wem du nahen sollst, was trinken,
Nichts erwähne ich davon:

Bist du klug nur und verständig,
Weisst du es ja selber schon.

Bücher von verschied'nem Inhalt
Sind die Blätter in der Au,

Und du wärest zu bedauern,
Kenntest keines du genau.

 Zwar ein Weg voll von Gefahren
Führt von uns in Freundesland;

Doch gar leicht wird dir die Strasse,
Sind die Posten dir bekannt.

Deines Lebens Baarschaft raubet
Dir umsonst der Schmerz der Welt,

Wenn dich diese schwere Sorge
Nacht und Tag beschäftigt hält.

Lässt, Hafis, das Glück, das hohe,
Seine Gunst dir angedeih'n,

Wirst du eine frohe Beute
Jenes holden Schönen sein.
 

1 D.h. Heimlich, gleichsam stumm; es kann aber auch heissen: in (ihrer) Tonweise, (ihrem) Gesange; da Perde, wie bereits erwähnt, Vorhang und Tonweise heisst.

 

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