Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Vincenz Ritter von Rosenzweig-Schwannau)


Aus: Buchstabe Je

79.

Der Spiegel der Entäuss'rung zeiget
Das Strahlenlicht der Gottheit dir:

Ist ew'ge Liebe dein Verlangen,
Wohlan, so tritt herein zu mir!

Schaff' Wein herbei! Wenn auch die Hölle
Berühmt durch meine Sünden ist,

Übt Mohammed denn doch ein Wunder,
Das Wasser auf ihr Feuer giesst.

Du treibst nur immer Gaukelspiele;
Doch das geziemt sich nimmermehr,

Denn der Gesandte Gottes sagte:
»Ich habe nie gespielt, o Herr!«1

Wenn du in dieser Pracht und Schönheit
Vorüber wandelst an der Flur,

So folgen Lilien und Cypressen
Und alle Blumen deiner Spur.

 Hafis, der Vogel deines Herzens
Fing sich im Netze der Begier:

Der du beschämt am Ird'schen hangest,
Sprich nimmer von Entäuss'rung mir!
 

1 Worte der mündlichen Überlieferung des Propheten, die, auf das in der mohammedanischen Religion verbotene Glücksspiel Bezug habend, hier auf das eitle menschliche Treiben überhaupt angewendet werden.

 

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