Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Vincenz Ritter von Rosenzweig-Schwannau)


Aus: Mukathaat

6.

Als Scheïch Ebu Ishak, der König,
Das Scepter führte in dem Land,

Da waren es fünf Wundermänner,
Durch welche Fars1 in Blüthe stand:

Zuerst ein König wie er selber,
Der huldvoll Länder hat verschenkt,

Und der, die eig'ne Seele nährend,2
Der Freude Rechte nie gekränkt;

Der weise Lehrer dann des Islam's,
Mudschideddin, der Scheïch genannt,

Den, als den Besten aller Richter
Der Himmel selbst hat anerkannt;

Der letzte dann der heil'gen Männer,
Der fromme Scheïch Emineddin,

Der die verworr'nen Dinge löste
Durch seinen segenreichen Sinn;

 Dann Asd, der Schehinschah3 des Wissens,
Der, mit des Schreibens Kunst vertraut,

Auf seines König's hohen Namen
Der Ruheplätze Werk gebaut;4

Der Edle endlich mit dem Herzen
Reich wie das Meer, Hadschi Kawam,

Der aus der Welt den guten Namen
Des Gabenspenders mit sich nahm.

Sie zogen Alle fort, und liessen
Nicht Einen hier, der ihnen glich';

Der Gott der Ehre und des Ruhmes
Erbarme ihrer Aller sich!
 

1 Fars, eine Provinz Persiens und zugleich der Name des eigentlichen Persiens.

2 D.h. Für seine eigenen Vergnügungen besorgt.

3 Schehinschah, König der Könige.

4 D.h. Asd, der sein Werk: Mewakif fi ilmil kielam, d.i. Ruheplätze oder Stationen in der Metaphysik und Dogmatik, dem Könige Ebu Ishak widmete. - Dieses Werk des Richters Asd, dessen vollständiger Name Asdeddin Abdurrahman Ben Ahmed Ildschi lautet und der 756 (1355) starb, ist ein classisches Grundwerk höherer Metaphysik, über welches seit Mehmed II. auf osmanischen Hochschulen gelesen wird.

 

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