Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Vincenz Ritter von Rosenzweig-Schwannau)


Aus: Mukathaat

13.

Es kam vom Paradies, o König,
Ein Freudenbote bei mir an,1

Mit Locken gleich dem Selsebile,2
Wie Huris schön, stolz wie Riswan,

Von holder Rede, reinen Sinnes,
Im schönsten Ebenmaass gebaut,

Zart, reizend, jungfräulich an Sitte,
Und mit dem Scherze auch vertraut.

Ich sprach zu ihm: »Aus welchem Grunde
Hast du dich in dies Haus bemüht?«

Er sprach: »Dem Könige zu Liebe
Der Engeln gleichet an Gemüth.«

Nun ist er auf mich ungehalten,
Denn ich bin gar ein armer Mann:

Ruf' ihn denn du in deine Nähe,
Und frag' ihn, was er wollen kann?3
 

1 Nämlich die aus dem Paradiese meines Gemüthes entsendeten Gedichte.

2 D.h. So verschlungen und glänzend wie der paradiesische Fluss Selsebil.

3 Nun war der Bote auf mich ungehalten (meine Dichterader stockte), weil ich ihm, bei meiner Armuth, keinen würdigen Botenlohn geben kann; so thue es denn du, o König, d.i. belohne mich für meine Gedichte.

 

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