Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Vincenz Ritter von Rosenzweig-Schwannau)


Aus: Mukathaat

18.

Keines Lobes ist bedürftig
Dieses herrliche Gedicht:

Sucht wohl Jemand einen Führer
Bei der Sonne hellem Licht?

Voller Beifall sei dem Pinsel
Eines Malers dargebracht,

Der die Jungfrau der Gedanken
Strahlen liess in solcher Pracht.

Nichts kann der Verstand ergründen,
Was da seiner Schönheit gleicht;

Nichts kann das Gemüth erschauen,
Was an seine Anmuth reicht.

Dies Gedicht, ist es ein Wunder,
Ist's erlaubte Zauberei?

Sang es eine Geisterstimme,
Bracht' es Gabriel herbei?1

 Keiner noch hat ausgesprochen
Ein so sinnig zartes Wort,

Eine Perle, dieser ähnlich,
Ward von Keinem noch durchbohrt.
 

1 Es scheint, dass der türkische Dichter Nisami Rumi diesen Vers dem Hafis entwendet, wenn er irgendwo sagt: "Hat Gabriel, hat eine Geisterstimme dies Wunderlied dich, Nisami, gelehrt?" Dies Bruchstück schrieb Hafis zum Lobe eines Gedichtes eines seiner Freunde.

 

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