Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Vincenz Ritter von Rosenzweig-Schwannau)


Aus: Mukathaat

34.

Wer ist es, der der Majestät
Des Sultan's es verkünde,

Dass durch der Zeiten Grausamkeit
Sich Tugend paart mit Sünde?1

Des Richters Ehrenteppich hat
Ein Säufer eingenommen,

Und zu der Herrschaft Würde ist
Ein Lotterbub' gekommen.

Der Säufer sprach: »Ich bin das Aug',
Ich bin der Menschheit Flamme.«

Der Lotterbub: »Ich, ein Juwel,
Bin aus Darius' Stamme.«

D'rum sprich um Gotteswillen doch,
O du Assaf der Zeiten,

Zum Fürsten (es verbreite sich
Sein Glück nach allen Seiten!):

 »O König, dulde nimmermehr
In deiner Herrschaft Tagen,

Dass Jener thue, was er will,
Der Jeden hat getragen!«
 

1 Das hier mit Tugend und Sünde übersetzte Wort Schütürkiürbe heisst wörtlich Kameel-Katze und wird in dem Sinne von Gutem mit Schlechten vermischt gebraucht, anspielend auf die bekannte Anekdote von einem Manne, der sein Kameel zwar um einen Spottpreis zum Kaufe bot, dabei aber die Bedingniss machte, dass der Käufer desselben auch eine Katze mitkaufe, für die er weit mehr begehrte als eigentlich das Kameel werth war.

 

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