Heilige Liebesspur

Worte von Heiligen, Mystikern und anderen Hellhörigen
(vom 13. Mai 2010)

(c) Günter Havlena - Pixelio.de




Johannes Arndt
(1555-1621)




Von der Verwandlung des Liebenden
in das Geliebte


Weil es der Liebe Natur und Wesen ist, daß sie sich selbst mittheilt und schenket, darum läßt sich die rechte Liebe nicht halten: Sie gibt sich selbst und theilet sich mit. Und weil die Liebe nicht kann erzwungen werden, wie denn Niemand  einen zwingen kann zu lieben, so ist sie eine freiwillige Gabe, die sich von ihr selbst gibt und mittheilt. Was nun einem Andern gegeben ist, das ist in seiner Gewalt. So ist denn also die Liebe dessen, dem sie gegeben wird, und wird dessen eigen, den man liebt. Weil nun der Mensch nichts mehr Eigenes hat, denn seine Liebe, darum, wem er seine Liebe gibt, dem gibt er sich selbst, und so wird denn der Liebende mit dem Geliebten vereinigt und wird ein Ding mit ihm, und aus zweien eins, und eins in's andere verwandelt. Diese Verwandlung ist nicht genöthigt, noch erzwungen, und hat nicht Pein, sondern ist freiwillig, lieblich und süß, und verwandelt den Liebenden in das Geliebte, also daß die Liebe ihren Namen von dem Geliebten bekömmt.

 

 

Text aus: Stimmen aus dem Heiligthum der christlichen
Mystik und Theosophie. Für Freunde des inneren Lebens
und der tiefern Erkenntniß der göttlichen Dinge
gesammelt und herausgegeben von
Dr. Julius Hamberger [1801-1885]
Erster Theil Stuttgart 1857 (S. 236-237)

 

Bild: (c) Günter Havlena - Pixelio.de






 

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