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      Gertrud von Helfta 
      (1256-1301) 
       
       
       
       
      Psalm auf die heilige Dreyeinigkeit 
       
       
      O wunderbare Allmacht, die Du hehr 
      In unerreichten Höhen thronst! 
      O tiefer Abgrund aller Wissenschaft, 
      O Weisheit ewig unerforscht! 
       
      O Liebe, welche nimmermehr versiegt! 
      Kein Sterblicher preis't würdig Dich. 
      Nur Du allein, der selbst sich ganz erfaßt, 
      Bist Deine Glorie, Dein Lob. 
       
      Drum preise Dich für mich, mein Gott und Herr! 
      Dein glorreich wunderbares Licht; 
      Es lobe Deine königliche Zier 
      Dich, höchst erhabne Majestät! 
       
      Es ströme Deinen Preis der ew'ge Quell 
      Der unermeßnen Glorie; 
      Dich preise Deine Tugend hocherlaucht, 
      Dich Deine unbegränzte Macht. 
       
      Der Urgrund Deiner innern Klarheit, Gott! 
      Erhebe Dich in lichter Zier, 
      Und Deiner Schöne Blitzesstrahlenglanz, 
      Er schimmre Lobgesänge Dir! 
       
      Der Abgrund Deines heiligen Gerichts 
      Verkünde Deinen Ruhm, o Herr! 
      Und Deiner Weisheit unversiegter Born 
      Soll ewiglich Dich benedeyn. 
       
      Dich benedeye Deiner ewigen 
      Erbarmungen endlose Zahl, 
      Das ewig unermeßliche Gewicht 
      Der himmlischen Barmherzigkeit. 
       
      Es benedeye Dich Dein Vaterherz, 
      Der ewiglichen Milde Thron, 
      Die Fülle Deiner unbegränzten Huld, 
      Die überreichlich sich ergießt. 
       
      Die nahmenlose Liebe preise Dich, 
      Die, Gott! Du zu uns Menschen trägst, 
      Es benedeye Deine Großmuth Dich, 
      Die dieser Liebe stets entquillt. 
       
      Dich benedeye Deiner Süßigkeit 
      Unüberwundne Siegeskraft, 
      Der Seligkeiten Fülle, die, in Dir, 
      All' Deinen Theuern innewohnt. 
       
      Dich benedeye Deiner heil'gen Huld 
      Unendliche Erhabenheit, 
      Die unveränderliche Glorie 
      Der immer neuen Ewigkeit. 
       
      Hoch preise Dich für mich Dein ewiger, 
      Dreyeinig höchster Gottheitglanz, 
      Die höchste Einheit, in der Wesenheit 
      Und der Personen Eigenschaft. 
       
      Dich lobe die Gesellschaft, die, in Dir, 
      Von Ewigkeit Dich süß erfreut, 
      Die wechselliebende Vertraulichkeit 
      Und ungetrübte Seligkeit. 
       
      Preis sey Dir Vater, Sohn und heil'ger Geist; 
      Ruhm sey der Himmelsköniginn, 
      Und Jubel sey des Himmels Hierarchie 
      In gränzenloser Ewigkeit.
  
      
       
 
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