Heilige Liebesspur

Worte von Heiligen, Mystikern und anderen Hellhörigen
(vom 21. Mai 2010)

(c) Günter Havlena - Pixelio.de




Gertrud von Helfta
(1256-1301)




Psalm auf die heilige Dreyeinigkeit


O wunderbare Allmacht, die Du hehr
In unerreichten Höhen thronst!
O tiefer Abgrund aller Wissenschaft,
O Weisheit ewig unerforscht!

O Liebe, welche nimmermehr versiegt!
Kein Sterblicher preis't würdig Dich.
Nur Du allein, der selbst sich ganz erfaßt,
Bist Deine Glorie, Dein Lob.

Drum preise Dich für mich, mein Gott und Herr!
Dein glorreich wunderbares Licht;
Es lobe Deine königliche Zier
Dich, höchst erhabne Majestät!

Es ströme Deinen Preis der ew'ge Quell
Der unermeßnen Glorie;
Dich preise Deine Tugend hocherlaucht,
Dich Deine unbegränzte Macht.

Der Urgrund Deiner innern Klarheit, Gott!
Erhebe Dich in lichter Zier,
Und Deiner Schöne Blitzesstrahlenglanz,
Er schimmre Lobgesänge Dir!

Der Abgrund Deines heiligen Gerichts
Verkünde Deinen Ruhm, o Herr!
Und Deiner Weisheit unversiegter Born
Soll ewiglich Dich benedeyn.

Dich benedeye Deiner ewigen
Erbarmungen endlose Zahl,
Das ewig unermeßliche Gewicht
Der himmlischen Barmherzigkeit.

Es benedeye Dich Dein Vaterherz,
Der ewiglichen Milde Thron,
Die Fülle Deiner unbegränzten Huld,
Die überreichlich sich ergießt.

Die nahmenlose Liebe preise Dich,
Die, Gott! Du zu uns Menschen trägst,
Es benedeye Deine Großmuth Dich,
Die dieser Liebe stets entquillt.

Dich benedeye Deiner Süßigkeit
Unüberwundne Siegeskraft,
Der Seligkeiten Fülle, die, in Dir,
All' Deinen Theuern innewohnt.

Dich benedeye Deiner heil'gen Huld
Unendliche Erhabenheit,
Die unveränderliche Glorie
Der immer neuen Ewigkeit.

Hoch preise Dich für mich Dein ewiger,
Dreyeinig höchster Gottheitglanz,
Die höchste Einheit, in der Wesenheit
Und der Personen Eigenschaft.

Dich lobe die Gesellschaft, die, in Dir,
Von Ewigkeit Dich süß erfreut,
Die wechselliebende Vertraulichkeit
Und ungetrübte Seligkeit.

Preis sey Dir Vater, Sohn und heil'ger Geist;
Ruhm sey der Himmelsköniginn,
Und Jubel sey des Himmels Hierarchie
In gränzenloser Ewigkeit.



 

 

Text aus: Dom heiliger Sänger
oder fromme Gesänge der Vorzeit
Von J. P. Silbert [Johann Peter Silbert 1778-1844]
Wien und Prag bey Karl Haas 1820
(S. 53-55)

 

Bild: (c) Günter Havlena - Pixelio.de





 

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