Heilige Liebesspur

Worte von Heiligen, Mystikern und anderen Hellhörigen
(vom 18. Juni 2010)

(c) Günter Havlena - Pixelio.de




Ambrosius von Mailand
(339-397)



Morgen - Hymnus


O Schimmer von des Vaters Glanz!
O Licht vom Lichte ewig hell,
O unerschöpfter Gnadenquell
Erleuchtend aller Tage Kranz!

Des Himmels höchste Seligkeit,
Der keuschen Jungfrau Schooß entblüht,
Und Gott dem Ewigen entglüht,
Der süße Hoffnung uns verleiht!

Schon glänzet hell der Morgenstern,
Und kündet neues Licht der Welt;
Die Finsterniß der Nacht zerfällt;
Dein süßes Licht ist nicht mehr fern!

O wahre Sonne! tritt hervor,
Dein Glanz verklärt das Erdenthal;
O geuß des heil'gen Geistes Strahl
Durch unsrer Sinne Nebelflor!

Es dringe dieses Lichtes Macht
Durch alle Tiefen unsrer Brust,
Und scheuche fern der Sünde Wust
Und alle Wolken dunkler Nacht.

O Jesu! reiche Deine Hand,
Dann hebet sich das Herz mit Muth,
Und bringet in der Liebe Gluth
Sich selbst in Dank und Lob zum Pfand'.

Wir rufen auf zu Deiner Huld,
O Vater ew'ger Herrlichkeit!
O Quell, der Gnade uns verleiht,
Daß weit Du fernest unsre Schuld!

Denn Dich bekennt in frommer Pflicht
Das Herz, der Sinn, die Kraft, der Mund,
Dir dienen sie vereint im Bund',
Entfache sie mit neuem Licht!

Dieß kräftige zu frommer That,
Beschirme uns vor finster'm Wahn,
Erhelle uns're Pilgerbahn,
Und tödte schwarzer Feinde Saat.

Es lenke unsre Schritte klug,
Stets lehre uns sein Himmelsschein
Im Körper wandeln keusch und rein,
Und fern von allem schwarzen Trug;

Es gründe uns mit Kraft und Muth
Im Glauben, den wir treu gesucht,
Es nähre mit der Hoffnung Frucht,
Und mehre stets der Liebe Gluth.

Die Speise, die uns stärkend nährt,
Sei Christi süßes Wort allein;
Der Glaube sei uns Labewein,
Der Trunkenheit dem Geist' gewährt.

So schwebe froh der Tag dahin:
Die Frühe sei durch Keuschheit weiß,
Der Glaube sei der Mittagskreis,
Und Dämm'rung kenne nie der Sinn:

Daß nicht das Herz, von Schuld gedrückt,
Vom Lebensweg' im Finstern lenkt,
Des Ewigen nicht ernst gedenkt,
Und schwer mit Banden sich bestrickt.

Es seufze stets zum Himmel auf,
Erringe den verheiss'nen Lohn:
Des Lebens goldne Siegeskron';
So endige des Tages Lauf.

O Vater, hochgebenedeit,
Des höchsten Vaters höchster Sohn,
Und Du, o Geist, auf Beider Thron,
Verleih' uns dieß in Ewigkeit!
 



 

Text aus: Gesänge der Heiligen
Herausgegeben von J. Rauchenbichler [Joseph Rauchenbichler 1790-1858]
Landshut 1857 (S. 107-109)

 

Bild: (c) Günter Havlena - Pixelio.de





 

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