Angelika von Hörmann (1843-1921) - Liebesgedichte

Angelika von Hörmann

 


Angelika von Hörmann
(1843-1921)


Inhaltsverzeichnis der Gedichte:
 

 

 

Aufs Neu' beginnt, wenn ich allein,
Das alte Spiel, die alte Pein:
Des Zweifels finstere Gewalten
Mit ihren wechselnden Spukgestalten
Versuchen mit allen Ränken und Listen
Ins bange Herz sich einzunisten
Und steigen empor so drohend und schwer,
Wie vor den Mond ein Nebelmeer,
Bis deines Bildes lichte Pracht
Versinkt im dunklen Schoß der Nacht.

Doch wenn dein Blick mich wieder trifft,
Und les' ich seine klare Schrift,
So ist's, als brächen Morgenstrahlen
Allsiegend durch die Hülle der Qualen.
Was heimlich wob in des Herzens Gründen,
Erscheint mir als die ärgste der Sünden
Und brennende Scham färbt mein Gesicht; -
Du aber fühlst und ahnst es nicht,
Daß meine Seele in Reueglut
Stumm vor dir kniet und Buße thut.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 53-54)
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Das ist das längst vertraute Thal,
Die Berge tiefzerspalten
Mit ihrem dunkeln Waldgewand,
Das sind die Tannen, die alten;

Das grüne Gezelt und das weiche Moos,
Darauf ich geruht und gedichtet,
Den Blick aufs weitentrollte Bild
Stillträumend hinausgerichtet.

Waldblumen und Beeren winken mir zu,
Wie einst aus lauschigem Dunkel,
So fröhlich lacht hindurch das Blau
Und glitzert das Sonnengefunkel.

Und doch ist Alles verwandelt mir,
Als stünd' ich in fremden Landen
Und hätte diese blühende Pracht
Noch nie gekannt und verstanden;

Als wäre mein Herz gelegen im Schlaf
Und wäre nun selig erschlossen,
Und hätt' seine Lieb' als Sonnenschein
Rings über die Welt ergossen.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 73-74)
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Dein Liebeshimmel ist ein Wahn,
Mein Herz, und glaubst du heute dran,
Bist morgen du betrogen;
Leicht wie die Ranke an der Kluft,
Wie Spinnengewebe in der Luft
Ist er im Wind verflogen.

Ein feurig Aug', ein lockig Haar
Sind meiner Feinde schlimmstes Paar,
Die drohen mir Verderben;
Urewig ist der Schönheit Macht; -
Zeigt sie dem Liebsten ihre Pracht,
So bricht mein Glück in Scherben.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 24)
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Der Schönste bist du, Liebster, unter Allen,
Mag auch dein Aug' kein Adlerauge sein,
So stolz und blitzend, auch nicht marmorfein
Die Züge, und dein Mund nicht wie Korallen.

Wem wäre nie der Zauber aufgefallen,
Den oftmals webt der Abendsonnenschein
Um ein Stück Heide oder Felsgestein.
Dran achtlos wir am Tag vorüberwallen?

Das ist dein Bild. Gleichgültig scheinst du, arm
An Worten, bis ein Fühlen, tief und warm,
Die sonst verschloss'ne Brust begeisternd schwellt:

Dann leuchtet auf dein stilles Angesicht,
Als fiel' darauf mit wunderbarem Licht
Ein Strahl aus deiner reichen innern Welt.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 41)
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Du gehst, nun löschen aus die Farben,
Nun gibt's für mich kein Himmelsblau,
Kein Wiesengrün, die Blumen starben,
Wohin ich seh', ist Aschengrau.

Doch meine Geister werd' ich zwingen,
Die sonst zu Diensten mir bereit,
Damit sie nah'n auf schnellen Schwingen
Und mir entrücken Welt und Zeit.

Daß süße Lieder mich umgaukeln,
Bis ich für andres taub und blind,
Daß sie umfingen mich und schaukeln
Und trösten gleich dem Wiegenkind.

Noch nie gelang's mir zu besiegen,
Was so viel Not mir schuf und Pein,
Den heißen Drang, mich anzuschmiegen
Wann werd' ich lernen einsam sein?

Aus: Auf stillen Wegen Neue Gedichte
von Angelika von Hörmann München 1907.
J. Lindauersche Buchhandlung (Schöpping) München (S. 20)
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Du schönes Bild, das tausend Reize schmücken,
Wie hängt mein staunend Auge voll Entzücken,
Berauscht an deinem stolzen Jugendglanz!
Doch niemals soll mein Fuß dir näher rücken,
Nie, um zu öffnen, will ich meine Hand
Je auf den Schlüssel deiner Seele drücken.
Mir ist so bang, ein Wort aus deinem Mund
Vermöchte all den Zauber zu zerstücken,
Der Götterliebling würd' ein schlichter Mensch
Und nimmer könnt' ich huldigend mich bücken.
Was unerreichbar, das allein bleibt hold,
Die Frucht verliert den zarten Flaum beim Pflücken,
Der Schmetterling im Netz den Schimmerstaub.
Jedwede Schönheit krankt an kleinen Lücken;
Beschaut der Blick sie allzunah und scharf,
So stechen uns der Mängel schlimme Mücken.
D'rum bleib mir fern, du wundersames Bild,
Als Ideal nur still mich zu beglücken.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 143)
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Du weißt, wie ich an meiner Heimat hange,
Am Schnee der Firne, an der Kuppen Grün,
Am frischen Bergquell, dran die Rosen blüh'n,
Am Almenglück mit seinem Herdenklange;

Am Haus, wo ich gelauscht dem Wiegensange
Der Mutter, wo des Mädchens kindisch Müh'n
Der Puppe galt, am Stübchen, das erglüh'n
In Liebe sah der Jungfrau scheue Wange.

Doch seit du ferne, Liebster, ist verblichen
Der ganze Reiz, ein Friedhof scheint das Land
Voll Pracht doch todt: die Seele ist entwichen.

Was gilt dem Weib die Heimat? Wo es liebt,
Und wär's im Meer auf ödem Inselstrand,
Lacht ihm ein Himmel ewig ungetrübt.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 59)
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Ein Mägdlein geht entlang den Hag,
Schaut sinnend in den Sommertag:
"O Feld und Wald, du grünes Thal,
Dich seh ich täglich hundertmal,
Im Herbstesschmuck, im Winterkleid,
In voller Blütenherrlichkeit.
Welch neuer Glanz auf Flur und Hain!
Ist's nur mein Glück? Ist's Sonnenschein?
Der Eine, der in Waldesgrund
Mir heiß geküßt den roten Mund,
War wohl ein seltner Wundersmann
Und nahm vom blöden Aug' den Bann.
Froh bin ich, wie das junge Reh,
Wie dort der stolze Schwan im See;
Ein Vogel, der sein enges Nest
Zum erstenmal ausfliegend läßt,
Möcht' ich es singen von den Höh'n:
O Welt, wie bist du wunderschön!"

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 15)
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Einst stand um meine Wiege
Der Kreis der Schicksalsfrau'n,
Die steinern harten Züge
Gar seltsam anzuschau'n;
Mit finsteren Gebärden
Verriet mein Los die Rund':
"Das Kind soll Dichter werden!"
Erscholl's von Mund zu Mund.

Drauf folgt' ein Gunstbezeigen
Mit Gaben Stück für Stück,
Wie sie dem Sänger eigen:
Die Sehnsucht nach dem Glück,
Das niemals zu besitzen,
Die Träume märchengleich,
Und in der Welt voll Spitzen
Das Herz wie Wachs so weich.

Den Blick, der sternenschauend
Versäumt das nächste Ziel,
Den Kindersinn, vertrauend,
Betrogen stets vom Spiel;
Erst der Begeist'rung Gluten,
Dann Täuschung, Bolz um Bolz,
Wie Sankt Sebastian bluten
Einst mußt' am Marterholz.

Zuletzt, ihr Teil zu spenden,
Naht auch die gute Fee,
Sie klagt: "Ich kann's nicht wenden
Dies Los voll Leid und Weh;
Doch wenn an tausend Wunden
Dein weich Gemüt erkrankt,
Hab' ich das Kraut gefunden,
Dem Heilung es verdankt.

Ich geb' dir eine Minne,
Wie Mondlicht mild und klar,
Tief ruhend dir im Sinne,
Wunschlos, unwandelbar.
Ihr Segen soll dich leiten
Durch deines Lebens Frist,
So daß zu allen Zeiten
Du dennoch glücklich bist."

Aus: Auf stillen Wegen Neue Gedichte
von Angelika von Hörmann München 1907.
J. Lindauersche Buchhandlung (Schöpping) München (S. 52-53)
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Es schläft in meiner Brust ein finstrer Geist,
Der mitten in das vollste Frühlingsweben
Einbricht lawinengleich und niederreißt
Mit einem Schlag das frischerblühte Leben.

Ein Sproß von jenem Wort: "Ich bin wie du!"
Das einstmals fiel zu Anfang der Geschichte,
Ein Schatten aus der alten Grabesruh,
Die ewig streitet mit dem Sonnenlichte.

O leg' erlösend deine Hand auf mich
Als güt'ger Heiland, der mit sanftem Munde
In Segen kehrt der Schlange gift'gen Stich
Durch deiner Liebe milde Himmelskunde.

Aus: Auf stillen Wegen Neue Gedichte
von Angelika von Hörmann München 1907.
J. Lindauersche Buchhandlung (Schöpping) München (S. 15)
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Es sprach der Mond mir Tröstung zu
Am Tage seiner Wende:
Ein Weilchen noch halt' aus in Ruh',
Bald ist dein Leid zu Ende.

Noch einmal muß am Himmelsraum
Die helle Scheibe schwinden,
Schmal, wie ein winzig Strichlein kaum,
Wirst du mich wiederfinden.

Dann aber wachs' ich Tag für Tag,
Aufleuchtend wie dein Hoffen,
Bis, was dein Herz ersehnen mag,
Ist endlich eingetroffen.

Ich strahl' in voller Herrlichkeit
Ins Dunkel deiner Schmerzen,
Und finde eine selige Maid
An des Geliebten Herzen.

Aus: Auf stillen Wegen Neue Gedichte
von Angelika von Hörmann München 1907.
J. Lindauersche Buchhandlung (Schöpping) München (S. 12)
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Es war ein sonniger Tag im März
Und taute und rieselte allerwärts;
Ich saß am Fenster, das offen stand,
Den Kopf geneigt in meine Hand.
Der war mir so voll und gedankenschwer,
Viel Schriften lagen um mich her.
In hohen Reimen wollt' ich singen
Von böser Zeit und ernsten Dingen;
Ich wollte zeigen: die Welt ist schlecht
Und mahnen die Menschen zu Pflicht und Recht,
Doch konnt' ich den Fluß der Worte nicht finden,
Die Bilder nicht fassen und formen und binden.
Da strich der würzige Erdgeruch
Um meine Wange, um Schrift und Buch,
Das Sonnenlicht fiel aufs weiße Papier,
Bis meine Augen geblendet schier.
Verstohlen schlüpfte der warme Schein
Zum tiefsten Herzenswinkel hinein
Und fegte rasch mit dem Strahlenbesen
Heraus, was drinnen begraben gewesen.
Mir ward so wohl, sehnsüchtig weit,
Wie einst in verklungener Jugendzeit,
Und ich sang, was ich nimmer singen gewollt,
Von Frühling und Liebe und Sonnengold,
Von törichten Dingen ohne Frag'
Und doch das Rechte an solchem Tag.

Aus: Auf stillen Wegen Neue Gedichte
von Angelika von Hörmann München 1907.
J. Lindauersche Buchhandlung (Schöpping) München (S. 43-44)
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Freundlich Arm in Arm geschlossen
Schritt ich hin an deiner Seite,
Leichten Scherz als Spielgenossen
Und den Frühling zum Geleite;

Der aus tausend Blütenglocken
Ringsum seine Grüße sendet,
All sein wundersüßes Locken
Doch umsonst an mir verschwendet.

Durch den Frohsinn überschäumend
Merkst du nicht ein leises Beben?
Siehst du meinen Blick nicht träumend
Plötzlich in die Weite streben?

Geister einer sel'gen Ferne
Hat dein dunkles Aug' beschworen,
Leuchtend ach wie jene Sterne,
Die ich scheidend längst verloren.

Und ich fühl's: dem Frauenminnen
Strahlt nur eine Mittagssonne,
Was am Abend malt die Zinnen,
Abglanz ist's versunkner Wonne.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 69-70)
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Gestern Schnee und Winterschauer,
Grau der trostlos lange Tag,
Wie nach herbem Schicksalsschlag
Tiefe stummgetrag'ne Trauer.

Heut' ein Himmel sonndurchflossen,
Warme Frühlingsmittagsstund',
Feuchtes Glitzern rings im Grund
Und die ersten grünen Sprossen.

Zitternd geht ein leises Bangen
Durch so schnell erwachte Lust:
Klopfend Herz in meiner Brust,
Ist es dir nicht gleich ergangen?

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 65)
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Gehst du mit?

Gewitterschwer und dunkel
Lag es am Bergesrand
Und blendend Blitzgefunkel
Zuckt' nieder auf das Land.
Schon dröhnte der himmlische Donnerritt -
Da frugst du mich mit Necken:
"Durch die Gewitterschrecken:
Gehst du mit?"

Gewiß! Ich will nicht weichen,
Gieng's über Berg und Fluß,
Wär's unter Schicksalsstreichen,
Wär's unter Thränenguß.
Nicht scheute schwankend zurück mein Schritt
Vor Wagen und Entsagen -
Wie nun, wenn ich wollt' fragen:
"Gehst du mit?"

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 8)
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Halt' unter Schloß und Riegel,
Für was erglüht dein Sinn,
Trag' nicht mit off'nem Siegel
Dein Herz zum Markte hin.

Das Gold der Liebe bette,
Vergrabe tief im Grund,
Und gib die heil'ge Stätte
Nicht fremden Menschen kund.

Halt' Wache! such' zu scherzen
Mit Lippen, schmerzumzückt,
Und wenn dem sel'gen Herzen
Das Schweigen nimmer glückt:

Ausjuble deine Minne,
Doch weit von Menschen fort,
Um deren Auge spinne
Zum Schleier Wort um Wort.

Leicht ist der reine Spiegel
Vom gift'gen Hauch befleckt,
Halt' unter Schloß und Riegel
All, was du fühlst, versteckt.

Aus: Auf stillen Wegen Neue Gedichte
von Angelika von Hörmann München 1907.
J. Lindauersche Buchhandlung (Schöpping) München (S. 66)
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Heimlich in verschloss'ner Kammer,
Wo kein Blick' mich lauernd trifft,
Schau' dein Bild ich oft und lange
Forschend in der Züge Schrift.

Dunkle stille Flut der Augen!
Zaghaft in den tiefen Grund
Werf ich Anker nach der Seele,
Worte leg' ich in den Mund.

Sprichst du Segen, Gnadenbildniß?
Sieh, ein Pilger kommt zu Gast,
Soll er trostlos weiter wandern
Mit der schweren Herzenslast?

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 39)
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Genügsam

Herz, lerne dich bescheiden,
Du allbegehrlich Kind,
Der Liebe ward das Leiden
Zum Wiegenangebind'.

Herz, lerne dich vertragen
Mit deinem kargen Los,
Es trägt auch das Entsagen
Ein Glück in seinem Schoß.

Und ist dir auch zerronnen,
Was dich entzückt einmal,
Herz, lern' dich neidlos sonnen
An fremden Glückes Strahl.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 116)
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Heute zärtlich süße Worte,
Morgen in gemess'ner Ruh',
Schließest du die goldne Pforte
Meines Himmels wieder zu.

Heut' ein Tag, ein frühlingslauer,
Blütenduft und Sonnenglanz,
Morgen Frost, Dezemberschauer,
Wintersturm und Flockentanz.

Wie dein Wille mir begegne,
Wehrlos halt' ich Allem Stand,
Ob sie strafe oder segne,
Küß' ich deine liebe Hand.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 52)
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Ich möchte dir ein Lied ersinnen:
Doch was wie Sonnenfäden zart
Sich will um unser Wesen spinnen,
Das spottet jedes Wortes Art.

Es klingt in mir wie Märchenglocken
Aus der Gefühle Wellenreich,
Doch kann ich keinen Ton entlocken
Dem Saitenspiel, der ihnen gleich.

Ich kann nur scheu entzückt empfinden,
Wie eines Abgrunds Rand,
Den keine Brücke kann verbinden,
Zwei Seelen reichen sich die Hand.

Aus: Auf stillen Wegen Neue Gedichte
von Angelika von Hörmann München 1907.
J. Lindauersche Buchhandlung (Schöpping) München (S. 7)
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Ich saß dir nah, doch sprach ich nicht;
In deines Auges Nacht versunken
War mir's, als läg' ich schlummertrunken
Und hätt' ein seltsam Traumgesicht.

Als Bettelmaid sah ich die Lieb',
So irrte sie spottübergossen
Von Haus zu Haus. Umsonst, verschlossen
Der Ärmsten jede Thüre blieb.

Sie kam zu dir. Ein schützend Dach
Gabst du der Fürstin schönem Haupte
Und führtest sie, die Thronberaubte,
In deines Herzens Prunkgemach.

Dort ruht auf weichem Pfühl sie aus,
Umblüht von wunderbaren Rosen,
Und blickt aus deinem Aug', dem großen,
Sehnsüchtig in die Welt hinaus.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 38)
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Im Erker sitz' ich früh und spät
Und führe die Nadel durchs Linnen,
Kaum hab' ich ein paar Stiche genäht,
So lug' ich über die Zinnen.

Erschallt vom Thurm des Wächters Ruf,
So spring' ich schnell vom Sitze,
Dröhnt auf der Brück' ein Pferdehuf',
Durchzucken mich Freudenblitze.

Wie lausch' ich, ob die Trepp' empor
Ein rascher Tritt nicht klimme,
Wie selig trinkt mein durstig Ohr
Die tiefe geliebte Stimme!

Wenn einen Tag mir's nicht gelang
Mich in Geduld zu fassen,
Wie schlepp' ich dann der Jahre Gang,
Wenn er mich ganz verlassen?

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 23)
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In dem kerzenhellen Saale,
Durch das bunte Festgedränge
Irrt mein Blick wohl hundertmale
Auf und ab die Menschenmenge.

Im lebend'gen Bilderbuche
Seh' ich stolze glatte Mienen,
Doch das Antlitz, das ich suche,
Find' ich nirgends unter ihnen.

Da ich müde und mit Schmerzen
Stumm den Blick zu Boden schlage,
Taucht in dem getäuschten Herzen
Plötzlich auf die bange Frage:

Werd' ich einst, wie jetzt, vergebens
Mit dem Aug', dem thränenblinden,
Starren ins Gewühl des Lebens
Und den Liebsten nimmer finden?

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 56)
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In der Sommernacht da stand ich oft
Am offenen Fenster allein,
Und märchenhaft durch die Bäume sah
Der lichte Mondenschein.

Ich träumte, ich wär' ein Fräulein schön
Auf einsam hohem Schloß;
Die Linden standen drunten im Thal
Als Kämpen hoch zu Roß.

Und fuhr der Wind durchs Land und bog
Die Zweige auf und ab,
So wär's ein süßer Minnegruß,
Den mir ein Ritter gab.

Vorbei der Traum. – Das Leben liegt
Ach nur zu klar vor mir;
O goldne Zeit, da ich geschwärmt,
Wie sehn' ich mich nach dir!

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 75)
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In dunkler Nacht
Da zähl' ich die Schätze, die mir eigen,
Wie möcht' ich all' ihre Pracht
So gern dir zeigen!
Da hol' ich aus des Herzens Grund
Ohn' alle Scheue
Die Liebe und Treue
Und werfe mit selig lachendem Mund
Die ganze bunte funkelnde Zier
Zu Füßen dir.

Doch nahst du am Tag,
Wenn hell und nüchtern alle Räume, -
Verwandelt mit einem Schlag
Ist, was ich träume.
So werthlos scheint mein Heiligthum,
Die Farbe verblichen,
Der Glanz entwichen …..
Mit zagem Finger wend' ich es um
Und schließ' es seufzend wieder ein
In den Herzensschrein.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 50-51)
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Kennst du das Heimweh? jenen heißen Schmerz,
Von dem das Alpenkind nie kann gesunden
Im fremden Land: - so krankt nach dir mein Herz,
Seit ich der Heimat Bild in dir gefunden.

Der ganze Zauber meiner Berge liegt
Auf dir; so frei und stolz ist deine Stirne,
Brunellenbraun dein Aug', oft überfliegt
Es rosig dich, wie Alpenglüh'n die Firne.

Und wenn du sprichst! – Wie süßer Vogelsang
In's Waldesdunkel lockt, daß selbstvergessen
Der Wand'rer lauscht und folgt, bis endlich bang
Er nimmer weiß den Ausgang zu ermessen:

So folg' ich dir, stilltrunken, ohne Wahl
Und wie berückt von lieblichen Accorden
In deines Herzens tiefgeheimstes Thal,
Bis rings die Welt zur Fremde mir geworden.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 40)
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Kennst du im dunkeln Waldesschoß
Das stille Plätzchen noch? Es scheiden
Zwei Wege sich und zwischen beiden
Liegt wettergrau ein Fels im Moos.

Frühsommer war's; ein blauer Tag
Hielt sonnenwarm das Thal umschlossen,
Daß man zu sehen meint' das Sprossen
Von Blatt und Blüt' in Wies' und Hag.

Rings schmückten sich, verlockt vom Blüh'n
Des Waldes Nonnen selbst, die Fichten,
Als ob die Zweige sie, die dichten,
Getaucht ins helle Birkengrün.

So strich ich durch das Waldrevier
In Schau'n versunken und in Sinnen,
Da – Schrittehall im Dickicht drinnen -
Mit scheuem Gruß standt du vor mir.

Was ich gesagt, was du sofort,
Vergaß ich längst wie Traumgestalten,
Wenn Aug' und Seele Zwiesprach halten,
Wer denkt noch an der Lippe Wort?

Und weiter ging ich; nicht mit Hast,
Nicht frei und leicht, wie ich gekommen,
Mir schlug das Herz so tief beklommen,
Als drückt' es eine Zentnerlast.

Mir ahnte, daß ein Tag vorbei,
An dem das Schicksal mir die Lose
Geworfen, und der Stein im Moose
Ein Markstein meines Lebens sei.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 35-36)
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Laß den Strauß bedeutsam theilen,
Wie's dem Weibe ziemt und Manne,
Mir die schlichte Frühlingsblume,
Dir das Reis der Edeltanne.

Wie der schlanke Schaft des Baumes
Strebt dein Sinn nach hohem Ziele,
Einst als stolzer Mast zu prangen
Auf des Schiffes schwankem Kiele.

Weit hinaus in blaue Fernen
Steuert es mit kühnem Wagen,
Um, wer weiß, an welcher Küste
Einst den Anker einzuschlagen.

Festgeheftet an die Scholle,
Schützend von Gebüsch umgeben,
Lebt die kleine nied're Blume
Ihr bescheid'nes Frauenleben.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 72)
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Auf dem See

1.
Laß es schwanken unser Schifflein!
Wie dem Kind ist mir zu Mut,
Das von Mutterhand geschaukelt
Sorglos in der Wiege ruht.

Sieh, die Sonne wirft mir Spielzeug
Funkelnd auf das Wellenblau,
Strahlenblitze, gold'ne Stunden,
Leuchtend aus des Lebens Grau.

Schläft ein Sturm in jenen Wolken?
Geht ob dunklem Grund die Fahrt?
Steure zu! Nichts will ich wissen,
Als die holde Gegenwart.


2.
Ein wellenkräuselnd Lüftchen nur,
Kaum sah im Wasser man die Spur,
So kam es angeflogen;
Süß wars, auf der Gefühle See
Zu schaukeln sich in Lust und Weh
Auf immer stärkern Wogen.

Nun aber schäumt's im Wellenschoß,
Kein Steuer hilft, kein Ruderstoß
Errettet vom Ertrinken;
O weh dir Schifflein auf der Flut!
Wenn nicht der Himmel Wunder thut,
So mußt du untersinken.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 6-7)
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Mein Liebster hat sich aufgemacht
Und reist in fremde Gauen,
Nun schaut er rings der Erde Pracht,
Viel Berge, Ström' und Auen
Und Dorf und Stadt mit Thor und Thurm
Und hellem Fensterblinken,
Draus lacht – er ist ein schmucker Mann -
Ihn wohl manch' Mädchenantlitz an
Mit freundlich holdem Winken.

Und ich, ich muß so ganz allein
Zu Hause schalten und walten,
Da will mir Alles Bote sein
Von meinem Glück, dem alten:
Die Laube bei dem Gartenzaun,
Wo er gepflückt mir Rosen,
Der Tisch, wo sonst sein Platz gedeckt,
Die Wanduhr, die uns oft geschreckt
Aus heimlich trautem Kosen.

Oft steh' ich Nachts am Fenstersaum
Vertieft in heißes Sehnen,
Ich seh' die lieben Sterne kaum
Mit meinem Aug' voll Thränen.
So leer, so traurig ist die Welt,
Als sollt's ans Sterben gehen;
Erdrücken müßt' das Leid mich gar,
Wüßt' ich nicht, über Tah und Jahr
Darf ich ihn wiedersehen.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 25-26)
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Nun sind sie da die blauen Tage,
Die Tage voll von Glanz und Duft,
Kein Wölkchen schreibt als leise Frage
Ein Warnungszeichen in die Luft;
Kein Sturm droht mehr mit Hochgewittern,
Du brauchst im Traume nicht zu zittern,
Daß dich ein Schlag ins Wachen ruft.

Noch fällt kein gelbes Blatt vom Baume,
Doch fruchtschwer neigt sich Ast zu Ast
Und dorfwärts schwankt vom Feldessaume
Der Aehren hochgethürmte Last.
Rings sattes Grün und Farbenprangen,
Als ruhten Lenz und Herbst umfangen
In selig stummer Liebesrast.

Das webt den Zauber dieser Stunden:
Sie scheinen frei vom ird'schen Zoll,
Als hätt' das Pendel Halt gefunden,
Als wär' der Zeiten Kreislauf voll;
Kein Winter, wähnst du, könn' sie rauben -
Das Herz will ewig dauernd glauben,
Was völlig es beglücken soll.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 86-87)
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Nun steht die Welt in Rosen
Nun blüht's in Laub und Gras,
Nicht eine Knospe trauert,
Daß sie der Mai vergaß;
Mit tausend Blumenlippen
Schmeichelt und lockt er lind:
Nimm dir die schönsten Kränze,
Du säumig Menschenkind!

Freu' dich an Glanz und Farben,
Wo hell die Sonne blinkt,
Lieg' unterm Blätterdache,
Wo kühler Schatten winkt;
Wo frisch die Quelle sprudelt,
Da lade dich zu Gast
Und heb' die trunkenen Blicke
Ins Blau zu seliger Rast.

Nun steht die Welt in Rosen,
O Herz, auch deine Welt,
Was kümmerts dich, ob morgen
Verblaßt die erste fällt!
Das Heut' ist dein, das holde,
Mit Duft und Sonnenstrahl,
Vergeude keine Krume
Vom reichen Segensmahl!

Dann mögen die Wetter drohen
Mit Tod, was liegt daran?
Du hast die Saat geborgen
In deines Hauses Bann.
Ein Thor, wer nicht entschlossen
Des Glückes Rechte faßt!
Nicht wieder kehrt die Stunde,
Die du verloren hast.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 76-77)
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O sag' mir nur ein Wort! Es gibt
Mir Seligkeit in reichster Fülle,
Sag' mir, daß du noch nie geliebt,
Daß noch kein Strahl durchbrach die Hülle.

Sag' mir, daß du der Liebe Lust
Und Sehnsucht kanntest nur vom Nennen,
Daß du um Qualen nie gewußt,
Die oft ein Herz zu Asche brennen.

Sag' mir, nur einen Ostertag
Hat jede Brust und eine Minne,
Was früher, später glühen mag,
Es ist nur Herbst und Trug der Sinne.

Zurück bringt keines Künstlers Müh'n
Den abgestreiften Duft der Pflaume,
Die Rose kann nur einmal blüh'n
Und wird nie mehr zum Knospentraume.

Aus: Auf stillen Wegen Neue Gedichte
von Angelika von Hörmann München 1907.
J. Lindauersche Buchhandlung (Schöpping) München (S. 14)
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Ob schüchtern auch dein Mund verhehle,
Was jeder Schlag des Herzens ruft,
In deinem Auge liegt die Seele
Wie auf dem Blumenkelch der Duft.

Sei wie du willst, sei ernst und schweigsam,
Sei kalt wie die Novembernacht,
Dämm' der Gefühle Flut unbeugsam
Zurück in deines Herzens Schacht -

Was frommt's, die Fenster zu verdunkeln
Des Saals, erhellt vom Lichterglanz,
Die kleinste Ritze sagt's mit Funkeln,
Daß drinnen wogt des Festes Glanz.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 43)
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Oft muß ich still mich fragen:
Wie kommt's, daß süß beengt
Mich aller Pulse Schlagen
In deine Nähe drängt?

Wenn nicht dein Aug' so sinnend,
Wenn deinem Mund nicht blieb'
Das Lächeln, herzgewinnend,
Wärst du mir dennoch lieb?

Ich weiß es nicht. – Wer stähle
Der Lieb' sich auf den Grund?
Ich weiß nur: Deine Seele
Wird in den Zügen kund,

Die aus dem Aug', dem schönen,
Tief in die meine dringt,
Daß in verwandten Tönen
Mein ganzes Ich erklingt.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 49)
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"Poetensinn, beweglich wie die Flut!
Gar leicht entflattert ist des Dichters Lieben
Ein Vogel, der in andrer Zweige Hut
Forttrillert, wenn aus diesen er vertrieben."

Wohl habt ihr recht. Des Dichters Herz beglückt
Manch' bunte Blume; er begrüßt das Funkeln
Jedweden Sterns; heut' schallt sein Gesang entzückt
Dem blauen Aug' und morgen schon dem dunkeln.

Und wie der Maler seinen Pinsel taucht
In die Natur, taucht er den Stift begeistert
Ins volle Leben, schönheitüberhaucht,
Indes sein Fühlen er zum Liede meistert.

Dann staunt ihr an, was er in Form gebannt,
Wie einst im hochgewölbten Tempelbogen
Das Volk am prächt'gen Vorhang stillestand -
Das Heiligste bleib seinem Blick entzogen.

So birgt ein Heiligtum des Dichters Brust:
Das Ideal der Schönheit, dem die Kehle
All ihre Lieder singt in Qual und Lust,
Und das er rastlos sucht mit ganzer Seele.

Doch weil kein sterblich Wesen jenem gleicht,
Und nichts von Makel frei, was erdentsprossen,
Trägt er die Sehnsucht, bis sein Haar gebleicht,
Und liebt und täuscht sich, bis sein Aug' geschlossen.

Aus: Auf stillen Wegen Neue Gedichte
von Angelika von Hörmann München 1907.
J. Lindauersche Buchhandlung (Schöpping) München (S. 63-64)
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Seit du mein Liebster worden,
Bin ich der Sorgen bar,
Ins Buch des Herzens schreib' ich
Ein seliges Neujahr.
In hoher Lust erglüht mein Sinn,
Stolz meine Blicke gleiten,
Mir ist, als sollt' ich schreiten
Gleich einer Königin.

Wie fröhlich kann ich schaffen,
So lang die Sonne blinkt!
Wie süß im Schatten ruhen,
Wenn spät sie niedersinkt!
Und schließt mein müdes Aug' sich sacht:
Das Kindlein in der Wiegen
Kann nicht so wohlig liegen,
Als ich die ganze Nacht.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 17)
_____

 

So schneckenlangsam kriecht der Tag,
Als wollt' er nimmer enden,
Was auch die Nadel schaffen mag,
Verdirbt in meinen Händen;
Der trübe Sinn hält mir nicht Stand,
Er fliegt hinaus ins ferne Land
Weit, weit zu meinem Liebsten.

Kein Wort, kein Gruß, seitdem er ging
Vor Monden, trostlos bangen,
Das Laub, das grün bei Blüten hing,
Spielt nun im Sturmwind Fangen;
Die wohlbekannten Plätzchen all'
Im Feld, im Busch, am Wasserfall
Hat längst der Herbst verwüstet.

Was mag er thun? Vielleicht er scherzt
In froher Zecher Runde,
Vielleicht sein Arm ein Mädchen herzt;
Das lacht mit süßem Munde
Und schwatzt und schmeichelt ihm voll List
Und lockt, bis er gefangen ist,
Indeß ich einsam weine.

O deckte mich der Schnee, wie bald
Er Wiese hüllt und Hecken!
O könnt' ich mich wie's Wild im Wald
Den Menschen fern verstecken!
Wenn er vergaß, wenn er mich trog,
Wenn seine Lieb' wie's Laub verflog,
Verflieg' auch du mein Leben!

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 28-29)
_____

 

So willst du heut schon wieder scheiden?
Und ist's nicht morgen früh genug?
Hilf nicht dem Schicksal karg beschneiden,
Was uns're Lieb' an Blüten trug.

Laß an des Glückes Quell mich trinken
Noch einen einz'gen kurzen Tag,
Dann soll die Hand zum Abschied winken,
Die dich zu halten nicht vermag.

Dann will ich ohne Thränenzeichen,
Im Angesicht der Ruhe Schein,
Den Wanderstab dir selber reichen,
Nur heute, heute sei noch mein!

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 57)
_____

 

Soll ich fröhlich scherzend lieben,
Knospengleich geschämig sein?
Soll ich Geistesfunken stieben
Wie die Flut im Sonnenschein?

Soll ich ernst gleich einer Nonne
Schweigsam in mein Inn'res seh'n?
Soll ich heiter gleich der Sonne
Lachend durch die Fluren geh'n?

Liebst du kühn entschloss'nes Handeln,
Ist es Scheu, die dir gefällt?
Sprich! Ein Wink kann mich verwandeln,
Schöpfer meiner Herzenswelt.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 42)
_____

 

Spät war's, wohl mitternächt'ge Stunde,
Und dunkel, rings kein Licht entfacht,
Im Scheidekuß hing Mund am Munde,
Vier Lippen flüsterten: "Gut' Nacht!"

Dann schlich ich still auf leisen Sohlen
Mit meinem Glück ins Schlafgemach,
Ich wagte kaum das Atemholen,
Als rief' ich arge Räuber wach,

Die meinen Schatz, den wundersamen,
Mir raubten aus des Herzens Schrein.
Kein Laut, kein Licht, nur deinen Namen
Als Nachtgebet – so schlief ich ein.

Aus: Auf stillen Wegen Neue Gedichte
von Angelika von Hörmann München 1907.
J. Lindauersche Buchhandlung (Schöpping) München (S. 13)
_____

 

Verschiedene Wege

Sprecht mir von Blumen, Sommertagen,
Von Farben, Tönen, Modesport,
Vom Gold, nach dem die Menschen jagen,
Nur laßt die Liebe aus dem Wort.

Der Ruf heißt meine Lanzen fliegen,
Bewehrt den Arm mit eh'rnem Schild,
Sie schütz' ich, wie in Glaubenskriegen
Der fromme Christ sein Heil'genbild.

Ihr lacht, ich bete beim Altare,
Ihr pflückt die Lieb', wo's euch gefällt,
Zu Scherz und Spiel, als Schmuck der Jahre,
Mir aber ist sie meine Welt!

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 107)
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Um meine Lieder ist mir bang,
Daß sie verwelken ohne Liebe,
Wie ohne Licht im Klostergang
Die krankhaft bleichen Blumentriebe;

Daß sie voll Sehnsucht folgen dir,
Auswand'rer nach erträumtem Lande,
Bis nach der Fahrt, fruchtlos und irr,
Das lecke Fahrzeug liegt am Sande.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 60)
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Üppig blühendes Gefilde
Hat mein Auge nie entzückt,
Nie an einem Menschenbilde
Heit're Schönheit mich berückt.

Züge lieb' ich, herb wie deine,
Einen Mund, der streng sich schließt,
Bis den Ernst mit hellem Scheine
Sonnig Lächeln übergießt.

Seit ich einmal halb verstohlen
Schaute solchen Wunders Pracht,
Möcht' ich Gold und Perlen holen
Aus des Fühlens tiefstem Schacht.

Möchte meine Seele geben,
Säh' ich drob dein Angesicht
Lächeln und dein dunkles Leben
Glückverklärt und sonnenlicht.

Aus: Auf stillen Wegen Neue Gedichte
von Angelika von Hörmann München 1907.
J. Lindauersche Buchhandlung (Schöpping) München (S. 8)
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Verborgne Saiten hat die Menschenbrust,
Zart wie die Sommerfäden, die im Blauen
Hinschweben über Wiesenhang und Auen
Und die zu fassen Keiner noch gewußt.

Manch' treue Rechte hab' ich warm gedrückt,
Mir lachte neben hohler Heuchlerlarve
Manch' holdes Auge zu, doch jener Harfe
Hat vor dir niemand einen Ton entrückt.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 37)
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Verzeih mir, wenn ich kalt und herb erscheine,
O glaub', daß ich im stillen drüber weine.

So oft ich meinen Blick von deinem wende,
Falt' ich, daß du vergibst, im Geist die Hände.

Und wenn ich mich zu kargen Worten zwinge,
Sag' ich dir heimlich tausend süße Dinge.

Je mehr ich vor den Menschen sie verhehle,
Je tiefer gräbt die Lieb' sich in die Seele.

Seit mir verwehrt, dir Leid und Lust zu zeigen,
Ward erst mein ganzes Wesen dir zu eigen.

Aus: Auf stillen Wegen Neue Gedichte
von Angelika von Hörmann München 1907.
J. Lindauersche Buchhandlung (Schöpping) München (S. 16)
_____

 

Vielleicht – und dieses ist die bitt're Neige,
Der herbste Tropfen in dem Schicksalstrank -
Vielleicht, erwäg' ich still, zollst du mir Dank,
Kehr' scheidend ich den Rücken dir und schweige.

Vielleicht, indes den Kampf ich keinem zeige,
Den heißen Schmerz, dran meine Seele krank,
Frohlockst du heimlich, weil du frei und frank,
Weil, was dir längst verdorrt, sich löst vom Zweige.

Mir aber ist es, soll ich dich vermissen,
Als würd' ich ausgesetzt im Weltenmeer
Allein auf einem Eiland, wüst und leer,

Und säh' das Schiff, mit allem Lebensgut
Befrachtet, weiter segeln auf der Flut,
Bis es für immer meinem Aug' entrissen.

Aus: Auf stillen Wegen Neue Gedichte
von Angelika von Hörmann München 1907.
J. Lindauersche Buchhandlung (Schöpping) München (S. 28)
_____

 

Von weitem kenn' ich deinen Gang,
Und hallt er rasch den Flur entlang,
Verkündet er wie Lerchenschlag
Mir einen heitern Frühlingstag.

Und ob es draußen friert und stürmt,
Ob auf dem Dach der Schnee sich thürmt,
In meinem stillen Kämmerlein
Lacht mir der hellste Sonnenschein

Du hast der Sonne milde Kraft,
Die weiß nicht, was sie Gutes schafft,
Und bringt sie sengend Tod statt Huld
Trägt sie am Unglück keine Schuld.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 18)
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Wär ich ein Röslein thauig frisch,
Ein Kind von sechzehn Jahren,
Hätt' meine knospenjunge Brust
Noch nie von Leid erfahren!

Wüßt' noch mein heit'res Leben nichts
Von Erdenlist und Lüge,
Daß mit dem ersten Perlenschaum
Ich dir's entgegen trüge!

Und doch – es wär' so reich und voll,
So tief nicht meine Liebe,
Wenn ihren lichten Farbenschmelz
Kein dunkler Grund umschriebe.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 55)
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Herzensräthsel

Wärst du ein Krösus reich an Gold
Und hättest Kronen zu erben,
Du kannst doch mit dem höchsten Sold
Kein Menschenherz erwerben.

Und sängst du mit süßem Schall
Wie Klang von Harfen und Glocken,
Die Lieb', die freie Nachtigall,
Sie läßt sich nicht erlocken.

Dem Sonntagskind dem naht sie sich,
Kaum braucht's ein holdes Neigen.
O Herz, wie bist du wunderlich,
O Lieb!, wie bist du eigen!

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 108)
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Was deiner milden Schönheit ich verdanke?
Denk' dir in dumpfer Stube eine Kranke,
Die matt an Leib und Geist viel Monde lang
Sich sehnt ins Freie aus der engen Schranke.
Nun gieb ihr plötzlich frische Alpenluft,
Zeig ihr das grüne Thal, die Bergesflanke,
Mit Hütten übersät und schneegekrönt,
Zeig' ihr den See, der Schifflein leicht Geschwanke,
Wölb' drüber Himmelsblau und Sonnenschein
Und laß sie, überdacht von Zweiggeranke,
Vor diesem Bilde schwelgen trunk'nen Blicks -
So ward dein Reiz mir zum Genesungstranke.
Noch holder ist als blühende Natur
Das Menschenantlitz, die Gestalt, die schlanke.
Seit du an meinem Aug' vorübergingst,
Lieg' nimmer mit der Schöpfung ich im Zanke;
Die Welt ist gut, das Leben lebenswert,
Weil solche Schönheit nicht blos ein Gedanke.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 144)
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Was ihm an mir gefallen mag?
Zur Kammer schleich' ich oft im Tag,
Schieb' vor die Thür den Riegel
Und schau in meinen Spiegel.

Warum erwählt er nicht die Ros'?
Bin eine schlichte Blume blos
Und nimmer will's mir glücken,
Mich also hold zu schmücken.

Doch eine Zier ist mein fürwahr!
Die Schönste wär' ich aus der Schaar,
Stünd' all mein treues Lieben
Im Antlitz mir geschrieben.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 16)
_____

 

Was in dem Herzen löst die Frage,
Wenn es in Liebe zweifelnd ringt,
Es gleicht dem ersten Lerchenschlage,
Der uns des Frühlings Botschaft bringt.

Es braucht kein prunkend Gunstbezeigen,
Nicht Reden, die gewählt mit Schick',
Es spricht's ein Wort, es malt's ein Schweigen
Es klingt's ein Ton, es strahlt's ein Blick.

Es ist ein Hin- und Widerwalten,
Ein Wunder, unergründlich tief,
Wie wenn zwei Rosen sich entfalten,
Die Eine Stund' ins Leben rief.

Und wie das helle Glutentbrennen
Des Himmels, das den Tag uns giebt,
So flammt das selige Erkennen
Beglückend auf: Du bist geliebt!

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 44)
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Was mein Aug' mich heißt bezwingen,
Was die Zunge schlägt in Bann,
Sehnsucht ist's, mein Garn zu schlingen
Ganz um dich, geliebter Mann.

Was dir mählich im Gemüte
Sich aus Knospenhüllen schält,
Scheint mir eine blaue Blüte,
Wie das Märchen uns erzählt.

Weiß ich's, wenn ich liebewerbend
Öffne ihrer Blätter Hut,
Ob sie nicht, im Keim verderbend,
Welke in zu früher Glut?

Aus: Auf stillen Wegen Neue Gedichte
von Angelika von Hörmann München 1907.
J. Lindauersche Buchhandlung (Schöpping) München (S. 10)
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Was soll in meinem Angesicht
Die Falte, die die Stirn durchflicht,
Und was der Reif im Haare?
Mein Herz ist jung, so kinderjung,
Die Seele hat so leichten Schwung,
Als zählt' ich sechzehn Jahre.

Dornröschen schlief im Zauberwald,
War drum es hundert Jahre alt,
Als seine Fesseln sprangen?
Seit ich in deinem Arm geruht,
Da ist's wie eine Wasserflut
Mir übers Herz gegangen.

Es sank, was ich geliebt, gehaßt,
Ich staune wie ein fremder Gast,
Kaum weiß ich mich zu schicken;
In sel'gem Frieden alles schweigt,
Und eine neue Schöpfung steigt
Empor vor meinen Blicken.

Aus: Auf stillen Wegen Neue Gedichte
von Angelika von Hörmann München 1907.
J. Lindauersche Buchhandlung (Schöpping) München (S. 65)
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Welch' ein Funkeln an den Wänden!
Fürstin Sonne wirft ihr Gold
Mir herein mit vollen Händen
Als dem Günstling, dem sie hold.

Was der Unmuth schuf im Zimmer,
Was im Herzen sich bekriegt,
Hält nicht Stand vor all' dem Schimmer,
Der auf Wald und Fluren liegt.

Mein umflortes Aug' zu necken,
Prahlt sich rings mit grüner Schrift
Meister Lenz an allen Hecken,
Auf der schneebefreiten Trift.

Und auch mich hat es getroffen,
Herz erlieg' dem süßen Los:
Was du schufst, mein heimlich Hoffen,
Frühlingssonne zieh' es groß!

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 66)
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Wenn's morgens an das Tagwerk geht,
Vom Thurm die Glocken tönen,
So sprech' ich still mein Frühgebet
Nach kindlichem Gewöhnen;
Doch wann zu End' die alte Weis'
Dann sag' ich noch ein Sprüchlein leis':
"Ihm zu Liebe."

Da mein' ich nicht den lieben Gott,
Er zürnt wohl nicht deswegen,
Geht ja die Arbeit flink und flott
Auf solchen Morgensegen.
Der Spruch ist meiner Sitte Hut.
Macht mild und sanft mein heftig Blut
"Ihm zu Liebe."

Wohl drückt das Leben oftmals schwer
In grauumwölkten Tagen,
Dies Wort ist allen Kummers Wehr,
Läßt jede Bürde tragen.
Ritzt auch der Fuß sich blutig wund,
Der Klageruf erstirbt im Mund
"Ihm zu Liebe."

Und wenn die reichste Fürstin käm'
Mit Prunkgewänder-Rauschen,
So diesen Schatz dafür sie nähm',
Möcht' ich mit ihr nicht tauschen.
Des Weibes Sein ist leer und arm
Kann es nicht sagen leis und warm:
"Ihm zu Liebe."

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 21-22)
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Wie hast du selig mich gemacht
Du milde, dunkle Sommernacht!
Es war so still in weiter Rund',
Da lag verstummt auch Mund an Mund -
Mein Liebster hat mich geküßt!

Ich träum' es Nachts in süßer Ruh',
Im Traum ist's, was am Tag ich thu',
Weiß nicht, ob Sturm ob Sonnenschein,
Muß lächeln nur in mich hinein:
Mein Liebster hat mich geküßt!

O dürft' ich künden, was mich drängt,
Was pochend fast die Brust mir sprengt,
Auf daß die Welt, die nichts vergönnt,
Den ganzen Himmel fassen könnt':
Mein Liebster hat mich geküßt!

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 20)
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Wie liebt' ich sonst mit freiem Gang
Zu schweifen Wald und Feld entlang;
Wie pries ich stets aufs Neue
Den Mai mit Blüt' und Sonnenstrahl;
Nun hab' ich ihm mit einem Mal
Gekündigt meine Treue.

Käm' nur ein Sturm, der über Nacht
Verwehte all' die Farbenpracht
Und ließ' die Flocken stieben,
Ich gäb' den ganzen Frühlingstraum
Für eine Stund' im Dämmerraum,
Geschmiegt ans Herz des Lieben.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 19)
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Wir sind einander fremd geworden,
Es zuckt mir deiner Lippe Scherz
Gleich einer Reifnacht Blütenmorden
Umfrostend durch das dunkle Herz.

Ich späh' umsonst in deinen Zügen,
Aus deinem Sinn wer sagt mir wahr?
So sucht sein Nest nach weiten Flügen
Ein ängstlich flatternd Schwalbenpaar;

Dem statt des Dachs, des gastlich trauten,
Das jährlich als sein Heim ihm galt,
Entgegenstarren stolze Bauten,
So marmorglatt und marmorkalt.

Fort! flüchtig, ob nach Süd, nach Norden!
Nur fort! und ohne Wiederkehr!
Wir sind einander fremd geworden,
Mein Herz hat keine Heimat mehr.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 61)
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Wir wandeln Seit' an Seite stumm und kühl,
Als hätten nie wir innig uns umfaßt,
Nie Herz an Herz zu traulich süßer Rast
Geflüchtet aus dem schalen Weltgewühl.

Das trotz'ge Haupt verschmäht den Ruhepfühl,
Den Arm, der sonst ihm half die Last;
Gefesselt liegt wie unter Eisesglast
In dunkler Tiefe lautlos das Gefühl.

Geht das so fort, so fürcht' ich, daß die Schmerzen,
Die Freuden alle, die wir uns verhehlen,
Den Pfad zerstören zwischen unsern Seelen;

Und scheidet eine Kluft erst uns're Herzen,
So wird sie stetig auseinanderrücken,
Bis keine Kunst sie weiß zu überbrücken.

Aus: Auf stillen Wegen Neue Gedichte
von Angelika von Hörmann München 1907.
J. Lindauersche Buchhandlung (Schöpping) München (S. 27)
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Woher der Frühling mir gekommen?
Von Ost, von West sein Hauch so warm?
Und welchen Himmelsflug genommen
Der rückgekehrte Liederschwarm?

Warum, was schien verdorrt seit Jahren,
Nun fröhlich grünt im Gartenbeet?
Ich kann euch nimmer offenbaren,
Was der Poet selbst nicht versteht.

Ob in die frischbebaute Erde,
Ob in die Menschenbrust es dringt,
Ein Wunder bleibt das Wort: Es werde!
Fragt nicht! Genug, es blüht und singt.

Aus: Auf stillen Wegen Neue Gedichte
von Angelika von Hörmann München 1907.
J. Lindauersche Buchhandlung (Schöpping) München (S. 41)
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Womit soll ich vergleichen,
Wie selig mir zu Muth?
Der Schiffer mag es wissen
Auf endlos weiter Flut;

Der schon seit langen Monden
Mit Segeln, kühn geschwellt,
Sucht, was er sah im Geiste,
Die neue Wunderwelt.

Von Tag zu Tag sinkt weiter
Sein Hoffen, einst so grün,
Von Tag zu Tag sieht finstrer
Er rings die Blicke glüh'n:

"Verlornes Müh'n!" Verzweifelnd
Faßt er des Schiffes Rand;
Da tönt vom hohen Maste
Das Jubelrufen: Land!

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 46)
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Seltsame Welt

Zwei, sich so fremd im Herzensgrund,
Daß nichts die Kluft kann überbrücken,
Die müssen sich die Hände drücken
Und heuchelnd legen Mund an Mund,
Und wehe, wer sich frech entschlüge
Der strengen Satzung heil'ger Lüge!

Wo aber Seel' zu Seele spricht
Und drängt zu ruhen Herz an Herzen,
Die müssen meiden sich mit Schmerzen
Und senken selbst der Augen Licht,
Damit kein Strahl sie weiter künde
Der reinsten Liebe schöne Sünde.

Aus: Angelika von Hörmann Neue Gedichte
Leipzig 1893 Verlag von Liebeskind (S. 109-110)
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(Aus: Grüsse aus Tirol 1869)
[Jugendgedichte]

Stille Liebe

Wenn du mir nah'st und schau'st mir stumm erröthend
In's Angesicht;
Warum ich zitternd immer dir entfliehe,
Das frag' mich nicht.

Wenn alles schläft, in meinem kleinen Zimmer
Siehst du noch Licht;
Um was ich da so lang, so innig bete,
Das frag' mich nicht.

Der Schlummer naht, und um die Seele spinnt sich
Ein süß Gesicht;
Warum ich Morgens feuchten Blick's dich grüße,
O frag' mich nicht.
(S. 17)
______



Wunsch

Als ich geschaut dir in die Seele,
Da zog mich milde Zaubermacht,
Und schüchtern, halb noch traumumfangen,
Ist junge Liebe leis' erwacht.

Laß mich in deinem dunkeln Herzen
Als lichter Mond am Himmel steh'n,
All' deinen Wegen will ich leuchten
Und ewig nimmer untergeh'n.
(S. 18)
_____



Vorgefühl

Frühmorgens ist hellrothe Gluth
Dort über den Bergen gelegen;
Ich kenne das Zeichen, es ist nicht gut,
Es deutet auf Sturm und Regen.

Ich hab' an meine Liebe gedacht;
Es kam das Lieben und Sehnen
Wie helles Frühroth nach dunkler Nacht -
Und brachte mir Leid und Thränen.
(S. 19)
____



Nachgefühl

Wehmüthig schweigt des Sees Tiefe,
Der Tag hat Frieden ihm gebracht;
Nur kleine leise Wellen mahnen
An den vergang'nen Sturm der Nacht.

Ringsum die frischen Blüten duften
Im Morgenlicht, das sie bescheint;
Ein Tröpfchen hängt an jeder Blume,
Als hätte heimlich sie geweint.

Sag' immerhin, ich soll vergessen
Vergang'ner Tage bitt're Schmach,
Selbst in den schönsten Stunden zittert
Erinnerung noch leise nach.
(S. 20)
___


Freudvoll und Leidvoll

1.
Ein Sonnenstrahl fiel mir in's Herz;
Nun sproßt mit jedem Schlag
Die Lieb', wie draußen die Saat im März,
Und wächst wie der junge Tag,

Bringt trübe Zeit, bringt helle Lust,
Die jauchzen und singen mich läßt,
Als wäre meine volle Brust
Ein einzig Lerchennest.

2.
Er ging vorbei und sah mich nicht!
Du zarte Wolke dort, o hauche
Mir deinen Schnee auf's Angesicht,
Gib mir dein Gold, du Sonnenlicht,
Daß mein Gelock darein ich tauche;

Erdbeeren, glüht auf meinem Mund,
Leih' deinen Wuchs mir, schlanke Tanne,
Ihr Blumen, webt ein Kleid mir bunt
Und prächtig um der Schultern Rund -
Daß ich den Blick des Stolzen banne!

3.
Horch, Vögelein im Tannenwald,
Heut' hätt' ich eine Bitte,
Siehst du die vielen Häuser dort
In grüner Thalesmitte?

Da nimm das blaue Blümchen hier,
Das ich am Bach jetzt pflücke,
Halt's nur im kleinen Schnabel fest,
Daß dir die Botschaft glücke.

Flieg' zu dem großen alten Haus,
D'rin weiß ich etwas Liebes;
Wenn du dort einen Knaben schaust,
Dem, Vögelein, dem gib es.

Sag: Jemand schickt mich aus der Fern,
Der dich mit Schmerz muß missen,
Läßt dich an diesem Maientag
Die schönsten Grüße wissen.

Wenn er dich freundlich angeblickt
Und will, von wem, dich fragen,
O bitt' dich, flieg' gleich wieder fort,
Das darfst du ihm nicht sagen.

4.
Ob ich geliebt schon und geküßt
An unbelauschter Stelle?
Und wär' es so! – Vorfrühling ist
Ein flüchtiger Geselle.

Nun ist geschieden längst der März,
Der kühle halbverschneite,
Und Sommerhimmel liegt allerwärts
Vor dir in sonniger Weite;

Und täglich bringst du mir in's Haus
Glutrothe Rosen und Nelken;
Den frühen Anemonenstrauß
Laß bleichen, mein Liebster, laß welken!

5.
O hüte, was still wir wissen,
Wie duftender Blüten Pracht
Dem sengenden Tag entrissen
Behütet die dunkle Nacht.

Kein Aug' laß werden es inne,
Halt rauhe Hände fern;
Es brechen die Knospen der Minne
Die Menschen allzugern.

6.
Zum tiefsten Dickicht flücht' ich mich,
Zu sichtenverschanzter Laube
Und trage des Liebsten Bild mit mir,
Ein Dieb mit kostbarem Raube.

Hier spürt kein Spähertritt mich auf,
Kein Blick, der Furcht mir schüfe,
Wenn ich den sorglich verhehlten Schatz
Mit seligem Deuten prüfe;

Und zähle jedes liebe Wort
Und jedes traute Grüßen,
Und kichern auch die Elstern im Tann,
So soll's mich nicht verdrießen.

Hab's wie der Sonnenschein, der kost
Mit Erdbeerblüten hierinnen;
Er weiß es auch, daß nichts so süß
Als wie verschwiegenes Minnen.

7.
Ich hör' es gern, wenn leis' die Wipfel rauschen,
Dann ist es immer mir, als sprächest du;
Wir können heimlich süße Worte tauschen,
Es hört kein fremdes Ohr uns neidisch zu.

Das Bächlein nur auf seinem Plaudergange
Horcht manchmal auf – neugierig wie es ist;
O lausche nur, vergessen hast du's lange,
Bis du in's Thal hinabgekommen bist.

8.
Dein Herz ist wie der dunkle Wald,
Nicht jeder dringt in seine Tiefen;
Ich meine doch, daß d'rin versteckt
Viel wundervolle Blüten schliefen.

Es rauscht und braust darin der Sturm,
Doch kommen Sonnenstrahlen wieder,
Blüht manche rothe Rose dort,
Singt mancher Vogel seine Lieder.

9.
Warum so scheu, mein Liebster, sag'!
Was soll dies stumme Grüßen?
Was denkst du an die bitt're Stund',
Wo wir einst scheiden müssen?

Wer ist der Thor, bei dem der Mai
Verschloss'ne Thüren fände,
Weil all' seine holde Herrlichkeit
In Kurzem geht zu Ende?

Und küßt' ein einzigmal das Blau
Voll Duft und Gluth die Lande,
Und müßt' dann ewig Buße thun
In grauem Mönchgewande -

Mir wär' zu theuer nicht erkauft
Ein Stündlein stilles Kosen -
O laß uns Herz an Herz erglüh'n,
Zwei frische Junirosen;

Und käm' auch noch so schnell die Stund',
Die das Verwelken brächte,
So bleibt uns doch ein süßer Traum
Für lange Winternächte.

10.
Und gäb's einen Regen durch's ganze Jahr,
Wär' Wies' und Feld des Schmuckes baar,
Und fielen die grünen Blätter vom Baum,
Und wären die Rosen ein Kindertraum:

Viel lieber lebt' ich jahraus jahrein
So ohne den lieben Sonnenschein
Und ohne den Frühling draußen am Hag,
Als ohne dich einen einzigen Tag!

11.
O bleib bei mir in dieser schönen Nacht!
Ringsum ist's still, kein Laut im Wald zu hören,
Nur da und dort durchbricht des Mondes Pracht
Verstohlen das Gezweig der dunkeln Föhren.

Schon rauscht das dürre Laub bei jedem Tritt,
Eins von den Zeichen, die den Herbst bekunden,
Schon hab' ich heute, als ich suchend schritt,
Nicht wilde Rosen mehr zum Strauß gefunden.

Und täglich sinkt der Nebel mehr in's Thal,
Das Feld, der Wald wird langsam sich entkleiden,
O bleib bei mir, ach nur dies eine Mal,
Noch eh' der Sommer und die Blumen scheiden!

12.
O Frühlingssonne, bin nicht gesinnt
Wie du, die flüchtig lacht,
Dann wieder schmollt, ein launig Kind,
Das kaum vom Schlaf erwacht.

Es ist meine Lieb' wie Sommergluth,
Die Blüten niedergoß
In's Thal, auf dem ein Himmel ruht
Tiefblau und wolkenlos.

13.
Wie sollt' ich auch verwinden,
Was so viel Weh mir schafft,
Wenn Kerkermeister Regen
Mich hält in strenger Hast?

Mir graue Nebelmauern
Rings vor Himmel baut,
Daß wochenlang mein Auge
Nicht Sonn', noch Sterne schaut.

O Wald, du meine Zuflucht,
Wenn Sturm im Herzen tost,
Ach! Sprächen frischgrüne Wipfel
Mir flüsternd milden Trost;

Wie wollt' ich mein Leid abschütteln
Rasch, wie der Vogel im Hag
Die schweren Regentropfen
Mit lustigem Flügelschlag;

Wie wollt' ich all' die Klagen
Vergeblicher Liebespein
Aussingen in den blauen
Sonnenduftigen Himmel hinein!

14.
Ach, noch ein langer, langer Tag
Und ich kann nicht zu dir!
Ihr hohen Berge thut euch auf
Und laßt mich fort von hier.

Der Bach, wenn er zum Strome will,
Hält ihn kein Fels mehr auf,
Ueber Stock und Stein in's Thal hinab
Springt er im raschen Lauf.

Der Vogel schlägt die Flügel hoch,
Reist über Berge fort
Zum fernen Lieb im Waldesgrün
Und baut sein Nestlein dort.

Wie einen Nachen durch die Luft
Trägt Sturm die Wolke weit;
Sie fliegt der andern an das Herz
Und weint vor Seligkeit.

Das arme Menschenherz allein,
Vom Liebsten fort gescheucht,
Muß leiden trostlos festgebannt,
Wird auch das Auge feucht.

15.
Du sagtest mir vom Scheiden -
Bei diesem herben Wort
War mir, als sei mit einmal
Mein ganzer Himmel fort.

Als deckten ihn schwarze Wolken,
Als würf' meiner Hoffnung Schiff,
Das stolze, ein wildes Stürmen
Gescheitert an das Riff.

Du aber lachtest sorglos,
Nicht ahnend meine Qual,
Wie auf die Trümmer lächelt
Ein lust'ger Sonnenstrahl.

16.
Hattest dir das Glas gefüllt
Mit dem klaren Trank der Reben,
"Angestoßen!" sprachst du kühl,
"Auch die Todten sollen leben."

D'rauf das Glas bis auf den Grund
Leertest du, und um zu nippen
Setzt' auch ich es zitternd stumm
An die schmerzerblaßten Lippen.

Heimlich eine Thräne fiel
In den Wein, den purpurrothen,
Ach! seit jenem Augenblick
Wein' auch ich um einen Todten.
(S. 28-44)
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Manch wundes oft getäuschtes Herz

Manch wundes oft getäuschtes Herz
Schließt schmerzvoll seine Pforte zu;
Um Gotteswillen klopfet an
Und stört die kalte Grabesruh.

Vielleicht, daß tief in seinem Grund
Noch still versteckt ein Funke glüht,
Vielleicht, daß noch am welken Strauch
Im Herbst ein spätes Röslein blüht.
(S. 45)

Aus: Angelika von Hörmann Grüsse aus Tirol
Gedichte 1869
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Biographie:

Zu Innsbruck in der schönen Maria Theresia-straße kam Angelika v. Hörmann am 28. April des Jahres 1843 zur Welt. Ihr Taufname war Emilie; den Namen Angelika führt die Dichterin erst seit ihrem Auftreten als Schriftstellerin. Sie war die einzige Tochter des Universitätsprofessors Dr. Matthias Geiger, eines echten Sohnes des tüchtigen, gesunden Tiroler Bauernvolkes, eines Gelehrten, der noch als Knabe auf den Bergen des Oberinntales die Ziegen seines Vaters hütete. Ihre Mutter war adeliger Herkunft: Baronesse Henriette Benz, die Tochter des Hofrates und Tiroler Landstandes Robert Benz Freiherr von Albkron. Schon mit dem sechsten Lebensjahre verlor das Mädchen seine Mutter. Der Erziehung des Kindes wandte der Vater größte Sorgfalt zu. Es wurde durch Privatlehrer in verschiedenen Wissenszweigen, auch in Musik, Zeichnen und modernen Sprachen unterrichtet. Aber die Jahre der Kindheit büßten von ihrem Morgenzauber viel dadurch ein, daß das mutterlose Mädchen allein war und fast nie mit Kindern zusammenkam, um die erste frische Lebensfröhlichkeit in Wort und Spiel mit anderen Kleinen zu genießen. Mit fünfzehn Jahren traf Angelika v. Hörmann das Unglück, auch des Vaters beraubt zu werden. Nun war sie ganz verwaist. Bei Verwandten untergebracht, war sie fast immer an das Zimmer gebannt. Ihre Abgeschlossenheit empfand sie oft schwer. Bettelkinder beneidete sie manchmal, die frei und froh über die Straße sprangen. Das eine Gute mögen jedoch die engen Verhältnisse ihrer lichtarmen Jugendjahre mit sich gebracht haben, daß Angelika v. Hörmann frühzeitig dazu veranlaßt wurde, in stiller Betrachtung über Leben und Welt sich eigene Gedanken zu bilden und sich in die Tiefe ihrer Seele zu versenken, auf deren Grunde die reichsten Keime dem erweckenden Frühlingshauche entgegenschlummerten. In ernster Einsamkeit blüht ja am schönsten und reinsten die Götterblume Poesie.
Angelika v. Hörmann war noch ein Mädchen, als sich schon die dichterischen Erstlinge einstellten. Jene poetischen Versuche schmückten teils eine geschriebene Modezeitung, die sie mit einer ziemlich gleichalterigen Kousine zusammensetzte und illustrierte, teils finden sie sich in einem Tagebuche vor, das im Jahre 1858 begonnen wurde.
An die breitere Öffentlichkeit trat die junge Dichterin zum ersten Male im Jahre 1863. Damals gab Dr. Ludwig v. Hörmann, der nunmehr weitbekannte, hochverdiente Kulturhistoriker, eine Sammlung Gedichte unter dem Titel "Frühblumen aus Tirol" heraus (Innsbruck 1863, Wagner). Diese "Frühblumen" enthielten Beiträge von Dr. v. Hörmann selbst, Hans v. Vintler, J.E. Waldfreund (Pseudonym für Peter Moser) und einer Dichterin "Angelica". Es war das Pseudonym für die geliebte Freundin des Herrn Dr. v. Hörmann, die er im Januar des Jahres 1865 glücklich als seine Frau heimführen konnte. An seiner Seite lebte die Dichterin in Innsbruck, Klagenfurt (1872-1873), Graz und seit 1877 wieder in der geliebten Tiroler Landeshauptstadt, von schmerzlichen Lebensereignissen, wie Verlust eines teuren Sohnes, nicht verschont. Trotz mancher Trübnisse aber, die ihr Seele und Gemüt beschwerten, bleib sie der Dichtkunst treu.
In den sechziger Jahren liefen in dem lebhaften dichterischen Schaffen Angelikas v. Hörmann lyrische und novelistische Arbeiten nebeneinander her. Von den Novellen erschien zuerst im Jahre 1865 die Erzählung "Das Nähmädchen" in der von J.Gg. Obrist zu Bruneck herausgegebenen "Dorflinde", einer Zeitschrift, zu der die besten Tiroler Schriftsteller jener Zeit Beiträge lieferten. "Das Nähmädchen" kam später in Buchform heraus. (2. Auflage, 1872, Glarus. J. Vogel). (…) Reicher entfaltete sich die Lyrik der Dichterin. Hier im Blumengarten der Lyrik wie auch in den späteren Versepen wurzelte ihre beste Kraft. Das weite, rauhere Feld der Prosa entsprach nich so gut ihrem Wesen.
Im Jahre 1869 schickte Angelika v. Hörmann ihre "Grüße aus Tirol" in die Welt (Gera 1869, Amthor; 2. Auflage 1898, Leipzig, G.H. Meyer). Es sind Grüße, wie sie dem schönen Alpenlande wohl anstehen. Die Tiefe und Reife späterer Gedichte birgt sich freilich noch nicht in dieser Gedichtsammlung. (…) Neben den an Zahl geringeren, unechten und halbechten Gedichten blühen aber doch schon reichlich Blumen selbstwüchsiger Eigenzucht. Es sind diejenigen, die entweder in engster Beziehung zur Natur des Tiroler Berglandes stehen oder ganz in der reinen, unverfälschten weiblichen Seele gründen. (…)
Von gleichem Dufte natürlicher Anmut, Herzlichkeit und Empfindungswärme sind ihre "Mädchenlieder" überhaucht, ein Zyklus in dem reichhaltigen Gedichtbuche "Neue Gedichte" (Leipzig, 1893, A.G. Liebeskind). (…)
Alle Gedanken, denen wir in den Gedichten Angelikas von Hörmann begegnen, wurzeln in einer Weltanschauung, die nur auf den Höhen reinen, geklärten, erkenntnistiefen Menschentums reift. Aber nicht allein in dem reichen Gedankengehalt, nicht nur in dem ethischen Edelmetalle beruht der Wert der Hörmannschen Poesie. Es kommt hinzu, daß sich die Gedanken nie in spruchartiger Nacktheit, spröder Aphoristik oder verstandeskalter Nüchternheit darstellen. Alles, was Angelika von Hörmann uns an erkenntnisentstammten Gedanken in ihren Gedichten darbietet, geht durch das Medium ihres Gefühles, ihrer Empfindung, ihres "innigen Gemütes". Das macht die poetische Kraft ihrer Verse aus. Und richten wir überdies unser Augenmerk auf das künstlerische Äußere der Dichtungen, auf ihre formale Gestaltung, so erleben wir gleiche Befriedigung. Auch der, der bei lyrischen Gedichten nicht nach einer Weltanschauung, nicht nach ethischem Werte fragt, der hauptsächlich auf das schöne Wie Gewicht legt, muß Angelika von Hörmann seine Anerkennung zuteil werden lassen. Die Dichterin ist eine ganz bedeutende Könnerin. Sie beherrscht Form und Ton mit seltener Meisterschaft. Selbst das für die deutsche Sprache mit ihrer verhältnismäßigen Armut an Reimworten gefährliche Ghasel erscheint bei ihr aller mühevollen Künstlichkeit entkleidet. (…)

Aus: Angelika von Hörmann
Eine deutsche Dichterin in Tirol
von Dr. Arnulf Sonntag
München 1906
J. Lindauersche Buchhandlung (Schöpping)


siehe auch: http://www.univie.ac.at/biografiA/daten/text/bio/hoermann_a.htm

 


 


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