Die kleine Sammlung

Liebeslyrik deutsche Dichter und Dichterinnen 18.-20. Jahrhundert
Lieblingsgedichte der Sammlerin
 


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August Graf von Platen
(1796-1835)


Tristan

Wer die Schönheit angeschaut mit Augen,
Ist dem Tode schon anheimgegeben,
Wird für keinen Dienst auf Erden taugen,
Und doch wird er vor dem Tode beben,
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen!

Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe,
Denn ein Tor nur kann auf Erden hoffen,
Zu genügen einem solchen Triebe:
Wen der Pfeil des Schönen je getroffen,
Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe!

Ach, er möchte wie ein Quell versiechen,
Jedem Hauch der Luft ein Gift entsaugen,
Und den Tod aus jeder Blume riechen:
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen,
Ach, er möchte wie ein Quell versiechen!

Aus: August von Platen Werke in zwei Bänden
Band I Lyrik Hrsg. von Kurt Wölfel und Jürgen Link;
Band I: Nach der Ausgabe letzter Hand und der historisch-kritischen
Ausgabe. Winkler Verlag München 1982 (S. 69)
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