Wenn je ein Schönes mir zu bilden glückte . . .

Kurze Liebesgedichte deutscher Dichter und Dichterinnen

 



Hans Bethge
(1876-1946)



Lachen und küssen, mit den Frauen schlafen,
Tanzen, Wein schlürfen aus kristallenem Glas,
Sind Dinge, die den Glücklichen geziemen.
Doch köstlicher ist dies: vor dir zu stehen,
Wortlos zu stehen, unablässig, und
Das Atmen deiner Brust zu spüren und
Nur das zu wissen: mich liebt Ellinor!

Aus: Hans Bethge Lieder einer Kunstreiterin
1922 Gyldendalscher Verlag Berlin (S. 16)

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Mond

Liegt der Mond im schönen Tal.
O Süße! Mein Verlangen ist
All, all bei dir.
Dort, wo die großen Wälder stehn
Und von den Bergen die blauen Schleier
Zur Tiefe wehn,
Sangen wir im Mai einmal
Wie Kinder durch die Nacht.

O fernes Glück!
O Tal!
O Nacht!


Aus: Hans Bethge Saitenspiel. Gedichte
Gyldendalscher Verlag Berlin 1922 (S. 16)

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Taten . . .

Taten? Wir wollen lieber
Licht einatmen und schlendern gehn.
Die Taten mögen die andern tun, -
Wir wollen im Schatten der dunkeln Bäume,
im Lichte der weißen Venus ruhn.


Aus: Hans Bethge Verwehende Lieder
1923 Gyldendalscher Verlag Berlin (S. 91)

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