Wenn je ein Schönes mir zu bilden glückte . . .

Kurze Liebesgedichte deutscher Dichter und Dichterinnen

 



August Kopisch
(1799-1853)


Das Schönste

Drei Körner im Brod, vier Blätter im Klee,
Wer die gefunden der rufe juchhe!
Und wer sich gehascht eine holde Frau,
Dem wird der graueste Himmel blau;
Und denkt man sich noch so Schönes aus,
Das Schönste bleibt immer die Frau im Haus.
(Band 1 S. 381)
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Nicht verächtlich red', o Jüngling,
Von der Allgewalt der Liebe:
Manch ein Held, der Tod verachtend
Kühn im Speergemenge siegte,
Fiel der Minne sanften Blicken.
Den nicht Kriegerreihen banden,
Fesselten oft schöne Arme.
(Band 2 S. 197)
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Eros hat vor allen Göttern
Weiche Sohlen an den Füßchen,
Kommt unhörbar angeschlichen,
Leiser als die Katzen schleichen;
Und mit Katzenaugen sieht er,
Trifft am besten in der Dämm'rung,
Wo doch andre Schützen blind sind.
(Band 2 S. 198)
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Aus: Gesammelte Werke von August Kopisch
Geordnet und herausgegeben von
Freundes Hand [Carl Bötticher]
Band 1 und Band 2
Berlin Weidmannsche Buchhandlung 1856



 


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