L I E B E S - L E X I K O N

Die entdeckte Sprache der Verliebten
oder reelles Liebes-Lexikon
aus dem Jahre 1749

 



 




EIFER

Dieses mehr in der Poesie als in ungebundner Rede gebräuchliche Wort bedeutet nicht mehr als Liebe und Brand. Gegenwärtiges Buch ist von solchen Bedeutungen angefüllt, die man diesen Worten beylegen muß. Man wird mir, weil die Sache wichtig ist, die Wiederholung derselben verzeihen. Man kann die Grundsätze eines Lehrgebäudes, welches man wohl ins Gedächtniß fassen will, nicht oft genug vor Augen stellen. Wir werden demnach hier noch einmal hinzufügen, daß Eifer, Liebe, Flamme, Brand, Leidenschaft, Weichherzigkeit insgesammt nur die Bedeutung des Wortes lieber haben.
Wir glauben nicht, daß man uns neuer Meynungen beschuldigen könne. Die Erfahrenheit der Leser, und die großen Namen derjenigen, deren Schriften wir uns bedient haben, werden Bürgschaft für uns stellen: man hat schon seit langer Zeit gesagt:

Die Liebe starb, und ihre Mitgesellen
Begruben sie an Lignons feuchten Strand:
Man deckte sie zum Schutze vor den Wellen,
Mit kühler Erd und abgespielten Sand.
Jtzt hört man keinen Schall, kein Wort von ihr erklingen:
Verliebte Schmeichler pflegen nur,
Doch nicht aus Regung der Natur,
Nein, mit Betrug und List den Frauen vorzusingen,
Daß Lieb' und Gluth in ihnen sey;
Doch stimm' ich euch gar leichtlich bey,
Ihr Frauen, müsset sie fein wieder so belohnen.
Den ersten den ihr nur berückt,
Und durch verstellte Gunst bestrickt,
Den rupfet wohl, ich rathe nicht zu schonen.

 


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