L I E B E S - L E X I K O N

Die entdeckte Sprache der Verliebten
oder reelles Liebes-Lexikon
aus dem Jahre 1749

 



 




GALANTERIE

Ist oft ein gleichgültiges Wort von der Liebe, siehe selbiges Wort.

Einer Schönen eine Galanterie machen, heißt ein künstliches Mittel gebrauchen, sich bey derselben in Gunst zu setzen.

Alle Frauen überhaupt und die Französischen insonderheit sind mit einem Triebe zur Galanterie gebohren. Sich aus Liebe zu seiner Schönen tödten, die Welt durchlaufen, beständig sich mit dem Degen herum schlagen, Ritter erstechen, Wunden empfangen, war ehemals alle unsere Galanterie.
Ein sehr angesehener Schriftsteller erzählt als eine völlig galante und sehr wunderbare Sache, daß einer (Carl der 6.) von unsern Königen, da er nur noch Cronprinz gewesen, eine Fahne machen ließ, worauf man ein K. einen Schwan und ein L. gemahlt hatte, weil er ein junges Mädgen Namens Cassignelle liebte. Man kann aus der Bewunderung, so diese Galanterie verursachte, schließen, wie sehr sie bey uns zugenommen. Alle Welt muß hierinnen von uns lernen, und Paris ist die berühmte Academie, wo die Jugend aus London, Wien etc. häufig ankommt, um ihre Studien in der Galanterie zu vollenden.
Eine Galanterie haben, das ist: sich der Gunst einer Schönen mit Verdruß wieder erinnern können. Ein berühmter Schriftsteller legt dieses Wort noch deutlicher aus, indem er sagt:

Die herbe Frucht verliebter Sünde.

 


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