L I E B E S - L E X I K O N

Die entdeckte Sprache der Verliebten
oder reelles Liebes-Lexikon
aus dem Jahre 1749

 



 




GLÜCK

Ein Wort, so in unterschiedenem Verstande gebräuchlich ist, welcher figürlich genommen werden muß.
Warum machen sie nicht mein Glück?
Diese Redensart, wenn sie recht verstanden wird, will öfters sagen: Warum sind sie gar zu klug, daß sie sich ein Unglück zuziehen sollten, wenn sie mir glauben.

Sie lieben mich, welch ein Glück dieses? bedeutet: Bisher habe ich geschmeichelt, nun fange ich an mehr Cavaliermäßig zu handeln; ich habe der großen Sorgfalt nicht mehr vonnöthen, welche mir zur Last war etc.

Ein Mensch von gutem Glück.
Eine Mannsperson, die sehr überzeugt ist, daß sie keine so schlechte Gestalt habe, daß sie vergebens seufzen müsse, und welche, nachdem sie den Beweis a particulari ad universale führt, aus einer Begebenheit mit seiner schönen Liebsten auf den glücklichen Fortgang derselben bey allen Frauen schließt.

Man kennet diese Leute von gutem Glücke an ihren hohen Manieren, an dem Vertrauen welches in allen ihren Reden herrscht: sie beklagen sich ganz kaltsinnig, daß sie nicht eine Stunde vor sich haben können und so unglücklich sind, dem ganzen weiblichem Geschlechte zu gefallen. Da diese Leute ihre vermeynte Geschicklichkeit mit einem Vergrößerungsglaß ansehen, so glauben sie sich zu erniedrigen, wenn sie sich hierinnen vollkommner zu machen gedächten.

 


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