HYMEN
Gott der Heyrath.
Als Venus an dem Ufer des Meeres hervorkam,
So ward Neptun und Jupiter verführt,
Und von der Augen Glanz gerührt.
Das ganze Götterheer fieng an zu streiten,
Und jeder sucht sein Recht aus Gründen herzuleiten,
Man gieng den Hymen auch um seinen Beystand an,
Weil er das meiste wohl bey dieser Sache kann.
Ach schweigt, es ist umsonst, denn Hymen pflegt die Seelen,
Zu seinem Bündnisse nicht nach Verdienst zu wählen.
In der That zog Hymen den Vulcan den witzigsten und geschicktesten
Göttern vor.
Da nun alle Verliebte von dem Verstande dieser sinnreichen Allegorie
überzeugt sind, so kommen sie so spät als sie nur können, zu dem Hymen.
Aber nach der itzigen Verfassung der Sachen, befindet sich das weibliche
Geschlechte wohl dabey: und so lange als es Verliebte giebt, welche
alles unterfangen werden, Weiber, welche überall gerne dabey seyn
wollen, und Ehemänner, welche ihnen alles zulassen, so wird Hymen nicht
ein so fürchterlicher Zustand seyn, als sich ihn viele Leute vorstellen.