L I E B E S - L E X I K O N

Die entdeckte Sprache der Verliebten
oder reelles Liebes-Lexikon
aus dem Jahre 1749

 



 




WAHL

Handlung der Seele, welche für ein Object mehr als für das andere erklärt, nachdem sie eine vernünftige Untersuchung angestellet. Aus dieser Definition folget:

I. Daß die Wahl in der Liebe nicht statt finden könne, indem die Liebe gar zu blind ist, als daß sie die Vergleichung zweyer Sachen anstellen sollte.

II. Daß wenn auch die Seele hierinnen frey wäre, sie in ihrer Wahl irren könnte, weil alle Verliebte gleich unterwürfig, gleich höflich, gleich verschwenderisch, mit dem Eyde der Treue und alle nach einem Muster gemacht sind. Der Vorzug also, den man dem einen vor dem andern giebt, kann nichts anders als die Wirkung eines Eigensinnes und eines ich weiß nicht was seyn.

Nicht Wahl auch nicht Vernunft entflammet unsre Triebe,
Wenn man die Schöne sieht und spricht, mein Kind ich liebe.

Die Verliebten und die Schönen mögen also nicht mehr so großes Wesen von ihrer Wahl machen.

 


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