Liebeslyrik - Miniaturen

Gedichte und Gedicht-Zitate (Stichwort: Auge)
 


Franz Marc (1880-1916)
Liebespaar


 



Stichwort: Auge

16./17. Jh.      18. Jh.      19/20. Jh.

 

16./17. Jh.

 

  • Hans Aßmann Freiherr von Abschatz (1646-1699)

    Ich leb ohne Ruh im Herzen /
    Von der Zeit /
    Da zwey schöner
    Augen Kerzen
    Mich versezt in Traurigkeit /
    Von der Zeit
    Leb ich stets in Schmerzen /
    Fühle keine Ruh im Herzen.
    Keine Lust war mir zu nütze
    Von der Zeit /
    Da der kleine Venus-Schütze
    Seel und Herze mir bestreit /
    Von der Zeit
    Leb ich stets in Schmerzen /
    Fühle keine Ruh im Herzen.
    _____

    Wie muß Licht und Sonnenschein
    Finsterniß und Schatten seyn /
    Weil die hellen
    Augen-Sternen
    Deiner
    Augen sich entfernen /
    Und ich / liebste Schäfferin /
    Von dir abgesondert bin.
    _____


    An seine
    Augen

    Ihr Augen / höret auff Silvinden zu beschauen!
    Mein Herze / welches sie kennt besser weder ihr /
    Sagt mir / daß eure Lust wird sein mein Ungelücke.
    Es zwinget die Begier /
    Halt eure Stralen auch zurücke /
    Und höret auff Silvinden zu beschauen?
    _____

    Ihr
    Augen / eure Blicke
    Gerathen in Verdacht:
    Nehmt euch für Ungelücke /
    Das eure Künheit macht /
    Hinfort genau in Acht.

    Man saget / daß ihr spielet
    Nach der Verliebten Art /
    Wiewohl ichs nie gefühlet /
    Und eurer Stralen Fahrt
    Auff Rosen-Wangen paart.

    Entdeckt nicht Unbekandten
    Was ihr itzund allein
    Solt meiner Amaranthen /
    Durch dunckler Farben Schein
    Ins Herze schreiben ein.

    Lasst sie von ferne wissen /
    Was dieser treue Mund /
    Im Fall sie zu beküssen
    Ihm möchte seyn vergunt /
    Ihr würde machen kund.

    Bringt mir Bericht zurücke /
    Was zu erwarten sey /
    Und ob auch ihre Blicke
    Sich / sonder Heucheley /
    Dem Herzen nahen bey.

    Ich will mit Willen tragen
    Die auffgelegte Schuld /
    Nicht über Unrecht klagen /
    Wo Amaranthens Huld
    Ist meiner Blicke Gold.
    _____


    An ihre
    Augen

    Ihr Augen / die ich lieb und ehr /
    Ihr meine Lust und süsse Pein /
    Was netzet ihr die trüben Wangen /
    Was sagt mir euer blasser Schein?
    Habt ihr mein Herze nicht empfangen?
    Was fodert / was verlangt ihr mehr?

    Ihr
    Augen / die ich lieb und ehr /
    Ihr sehet meine Schmerzen an /
    Und kennt die Menge meiner Plagen:
    Wofern ich euch vergnügen kan /
    Will ich mit Lust den Tod ertragen.
    Was fodert / was verlangt ihr mehr?
    _____

    Betrüger / die ich ehr /
    Untreue / die ich liebe /
    Was stralet ihr so sehr
    Ihr schlauen Herzens Diebe!
    Wer siehet wie ihr spielt / und bildet ihm nicht ein /
    Ihr werdet voll Erbarmen seyn?
    Die falsche Freundligkeit
    Und eur verliebtes Blicken /
    Zeigt Sonn und schöne Zeit /
    Pflegt Blitz und Nacht zu schicken.
    Wer siehet wie ihr spielt / und kan ihm bilden ein /
    Daß ihr so grausam sollet seyn?
    Macht
    Augen / daß eucht nicht
    Die Welt Cometen nennet!
    Seyd das gepaarte Licht
    Dem Tisis Opffer brennet /
    Führt uns durch euren Glanz in sichern Hafen ein:
    Man wird euch ewig danckbar seyn.
    _____


    An seine
    Augen

    Ihr Augen / deren Licht mit diesem Lichte spielt /
    Das eure Stralen dunckel macht /
    Gebt wohl auff eure Sachen acht /
    Seht / wie mein Feind bereits auff unser Unglück zielet.

    Ich kan den Angelstern in mein Gemütte schlüssen
    Der in gewünschten Hafen führt;
    Ihr aber /
    Augen / ihr verliert /
    Das Licht / ohn das ihr irrt in trüben Finsternissen.

    Seht / weil ihr sehen könt / eh Nacht und Regen kommen /
    Schöpfft kurzen Trost vor lange Pein
    Von diesen süssen
    Augen ein /
    Eh euch Gelegenheit durchs Scheiden wird benommen.
    _____


    Die schwarzen
    Augen

    Wohin soll ich zu erst die Augen wenden /
    Die mir zu einer Zeit zwey Sonnen blenden?
    Wo soll ich erstlich hin /
    Dieweil in meinem Sinn
    Ich ganz entzücket bin /
    Die Blicke senden?

    Steht unter Steinen nicht der Demant oben?
    Sein Feuer macht die dunckle Folge loben?
    Der schwarzen
    Augen Zier
    Wird billig auch von mir
    Für allen andern hier
    Mit Ruhm erhoben.

    Laß Phöbus hohen Glanz den Himmel mahlen:
    Mit tausend Sternen mag der Abend prahlen:
    Der
    Augen lichte Nacht /
    Mit welchen ihre Pracht
    Amene kundbar macht /
    Wirfft hellre Stralen.

    Die Sonne kan allein den Leib beschwärzen /
    Bey Nachte scheinen nur die Himmels-Kerzen;
    Durch dieser
    Augen Schein
    Senckt sich dem Herzen ein
    Die angenehme Pein
    Verliebter Schmerzen.

    Kan nicht ihr Blick von Herz zu Herze steigen?
    Sie sind des edlen Sinns getreue Zeugen:
    Was nicht der kluge Mund /
    Der manchen Geist verwundt /
    Mit reden machet kund /
    Entdeckt ihr Schweigen.

    Wer kan sich an so schönen Feinden rächen?
    Ich bleibe stets bemüht ihr Lob zu sprechen /
    Ob mir gleich ihre Pracht
    Hat manche Pein gemacht /
    Biß mir zu gutter Nacht
    Die
    Augen brechen.
    _____


    Die blauen
    Augen

    Will noch die schwarze Nacht den Tag bestreiten /
    Und als ein irrend Licht bey duncklen Zeiten
    Der übereitlen Welt /
    Die / was ihr wohlgefällt /
    Für einen Abgott hält /
    Den Sinn verleiten?

    Des Monden Silber kan bey Nacht erquicken /
    Und durch den Schatten bricht der Sterne Blicken.
    Ein stolzer Diamant
    Der Dunckelheit verwandt
    Muß manche Fürsten-Hand
    Vor andern schmücken.

    Doch / kan der Mond den glanz der Sonn erreichen?
    Will sich der Sternen Licht dem Tage gleichen?
    Und muß der Demant nicht
    Wo des Carfunkels Licht
    Durch Nacht und Schatten bricht /
    Mit Scham entweichen?

    Verliebte / wollt ihr wohl die Schiffahrt enden /
    Und an den sichern Port des Glückes länden.
    Last blauer
    Augen Schein
    Der Liebe Leitstern seyn /
    So wird sich eure Pein
    In Freude wenden.

    Traut schwarzen
    Augen nicht und ihrem Blincken /
    Wenn sie Sirenen gleich ins Netze wincken.
    Sieht man in schwarzer flutt
    Voll Falsch und Wanckelmutt
    Nicht offters Schiff und Gutt
    Zu Grunde sincken?

    Ein blaues
    Auge spielt mit sanfften Wellen:
    Man sah aus blauer See die Venus quellen.
    Was Wunder / wenn noch itzt
    Cupido drinnen sitzt /
    Und goldne Pfeile spitzt /
    Die Welt zu fällen?

    Welch kaltes Herze will nicht Flammen fangen /
    Wenn mitten in dem Schnee der Rosen-Wangen
    Mit blauer Liebligkeit /
    Daraus ihm selbst ein Kleid
    Der Himmel zubereit /
    Die
    Augen prangen!
    _____


    An ihre
    Augen

    Ich bin kein Adler nicht / der deiner Sonnen Blincken /
    Der deiner Wangen Glanz kan schauen unverwandt.
    Wann deiner
    Augen Glutt in meinen widerstralt /
    Und ihrer Flammen Schein auff meine Wangen mahlt /
    So müssen sie beschämt zur Erde niedersincken;
    Doch aber will ich nicht der scheuen Eule gleichen /
    Die vor des Tages Zier erwehlt die braune Nacht:
    Ich eile nach dem Feur / das mich zu Asche macht
    Verdirbt die Mücke gleich durch selbst-gesuchten Brand /
    Der edle Phönix wird doch eben so zur Leichen.
    _____


    Ich finde mich im Mittel meiner Schmerzen
    Bey Amaranthen wieder ein /
    Ein süsser Blick kan meinem krancken Herzen
    Vergelten die erlittne Pein.

    Jedoch was soll für Hülffe meinen Schmerzen
    Durch ihrer
    Augen Glanz geschehn:
    Ich habe sie zu Schaden meinem Herzen
    Bereits nur allzuviel gesehn.
    _____


    An ihre
    Augen

    Ihr Augen / die ihr mir so tieff ins Herze scheint /
    Erkläret euch / wies sey gemeynt /
    Was mir zu hoffen steht / ob Sterben oder Leben?
    Seyd ihr geneigt / ich bin bereit mich zu ergeben /
    Und auch bereit zu ehren euren Schein /
    Wollt ihr mir gleich nicht günstig seyn.
    _____

    Ein einiges Blicken
    Der funckelnden
    Augen /
    Die mir aussaugen
    Das Blutt vom Herzen /
    Macht mich die Kerzen
    Des Himmels nicht achten.

    Um Seuffzer zu schicken
    Will ich mich bemühen
    Noch Odem zu ziehen /
    Sonst wolt ich mit Willen /
    Mein Leiden zu stillen /
    Noch heute verschmachten.
    _____

    Wie lange wilt du noch mit deinen Sternen prangen?
    Wie lange soll mir noch der Mond verdrüßlich seyn?
    Zeuch / bitt ich / braune Nacht den tuncklen Schatten ein:
    Mich könt / und wärestu ein Jahr / nicht mehr verlangen.
    Die / welche meinen Geist vor langer Zeit gefangen /
    Die / welche mehr bezwingt / um Hülff und Trost zu schreyn /
    Als des Cupido Pfeil durch ihrer
    Augen Schein
    Soll mir zu einem Kuß erlauben ihre Wangen.
    Hat sie nicht gestern mir beym Scheiden zugesagt
    Mit ihrer Marmol-Hand / so bald es wieder tagt?
    So soll ich meinen Wunsch von ihr erfüllet finden?
    Doch / was verlier ich Zeit? Du weist von Gnade nicht:
    Nacht / ich geh ungesäumt zu meiner Roselinden:
    Ihr
    Auge machet dir zu Trotze Tag und Licht.
    _____

     

  • Anonyme Barockdichter

    Climene, meine treue sinnen
    Stehn ewig nur allein nach dir,
    Laß meine seuffzer dich gewinnen,
    Und rück dein
    auge nicht von mir,
    Dein
    auge, das mich zwar verletzet,
    Doch auch durch seinen winck ergötzet.
    _____

    Deiner
    augen holde blicke /
    Die dein treuer knecht genist /
    Propheceyn mir solches glücke /
    Welches höchst vollkommen ist:
    Und der Purpur deiner wangen /
    Der mit Lilgen sich vermengt /
    Macht mir hofnung und verlangen /
    Weil mein sinn auf dich gelenckt.
    _____


    An seine
    augen

    Ihr
    augen / seht forthin nicht Lisimenen an.
    Ihr
    augen / die ich euch mir nur zur marter trage /
    Ich schwere / daß ich euch bey Cypris thron verklage /
    So euer blitz mich nicht erretten kan /
    Ihr habet alzuviel mir itzt schon angethan /
    Ihr
    augen / daß ichs euch aus grund des herzens sage /
    Ihr schaft mir wenig lust / nur lauter angst und plage.
    Ich trete nur durch euch auf diese marter-bahn.
    Wie ist es / kan ich euch ihr
    augen nicht bezwingen?
    Ach nein! ich kan nicht mehr / hemt ich gleich euren blitz /
    Es würde Lisimen sich dennoch in euch dringen /
    Wo sie nicht allbereit schon in dem herzen sitzt.
    Rächt / rächt ihr
    augen euch / kan sie sich in euch spielen /
    So lasset Lisimen auch gleiche schmerzen fühlen.
    _____


    Auff die schwarze
    augen der Marilis

    Was ist das schwarze doch / mein kind /
    Das sich in deinen
    augen findt?
    Sag / ob ich irre / wann mich düncket /
    Daß dir das ferne Morenland
    So schwarze farben zugesandt /
    Mit welchen du dein aug geschmincket.

    Der schönen
    augen schwarze pracht
    Entwirfft das bild der mitternacht /
    Die solch unsichtbar eisen nehret;
    Zu dem sich stetig der magnet
    Verliebter welt und seelen dreht /
    Und gleichsam wie gezwungen kehret.

    Wie aber wird mir umb das herz?
    Bey diesen
    augen ist kein scherz /
    Ich sehe dunckle wolcken blitzen /
    Ich sehe sonnen in der nacht
    Und spüre / daß mit aller macht
    Auch ausgelöschte kohlen hitzen.

    O schwarzes aug / so alles brennt!
    O nacht / die selbst die sonne blendt!
    O finsterniß bey stetem lichte!
    O licht bey dicker finsterniß!
    Wo bleib ich / meine Marilis /
    Forthin vor deinem angesichte?
    _____

    Euch bet ich an / ihr feuer-reichen
    augen /
    Die ihr mich habt in volle glut gesetzt /
    Aus euch muß man die liebe in sich saugen /
    So bald man sich an eurem glanz ergetzt;
    Es muß euch selbst der schönste demant weichen /
    Sein blitz wird nie gleich eurem strahle gehn;
    Belinde ist dem himmel zu vergleichen /
    Dieweil an ihr so schöne sterne stehn.
    _____


    Als sie sich vor dem blitz entsetzte

    Dein
    auge / das nur steckt voll list und voll gefahr /
    Das mit geschwinder glut mein dürres herz bezwinget /
    Und ohne rettung mich fast zur verzweiflung bringet /
    Lacht meiner doch darzu ganz frey und offenbar.
    Ach? aber nim bey dir es selber einmahl wahr /
    Wann blitz und heißes feur dir ins gesichte dringet /
    Ob du nicht wirst mit angst und bleicher furcht umbringet /
    Und deine sicherheit bald suchest hier / bald dar;
    So wisse dann vielmehr / daß ich noch schwerer leid /
    Und daß der blitz / der dir aus schwarzen wolcken dräut /
    Nur sey ein blosses nichts / das in der lufft verschwindet;
    Hingegen dieser / der aus deinen
    augen fährt /
    Ist ein durchdringend feur / das marck und blut verzehrt /
    Und durch verborgne krafft die Seele selbst entzündet.
    _____

    Aus deinen
    augen quillt mein todt und auch mein leben /
    Du hast es beydes nun / mein licht / in deiner macht /
    Dein
    auge stürzet mich / es kan mich auch erheben /
    Es gibt mir freuden-schein und düstre schmerzen-nacht.
    Ergreiffe was du wilt / ich nehm es an vor liebe /
    Erhalt ich deine gunst / so bin ich höchst vergnügt /
    Rührt aber auch mein todt aus deines herzens triebe /
    So hastu doch im grab auch über mich gesiegt.
    _____

    Deine
    augen sind zwey sonnen /
    Derer klarheit alles fällt /
    Wo noch keiner ist entronnen /
    Der zu nah sich hingestellt /
    Derer krafft noch mehr den sinnen /
    Als den
    augen / schaden bringt /
    Ja der sonnen abgewinnen /
    Weil die nicht ins herze dringt.
    _____

    Die schöne gluth die aus den
    augen blitzet /
    Woraus die lieb' ihr göldne faden spinnt /
    Hat diese brust verwundet und zerritzet /
    Daß noch mein herz von jammer-thränen rinnt;
    Die
    augen zwar sind schön und heitern sich /
    Ach aber ach! sie sind nicht schön vor mich!
    _____


    Auff schwarze
    augen

    Schwarze
    augen sind der zunder /
    Der mich noch zu asche macht.
    Dieses sind die stärckste blitzen /
    Die aus schwarzen wolcken gehn.
    Was sie kan noch mehr erhöhn /
    Ist / daß sie / gleich einem wunder /
    Sonnen sind und doch auch nacht.
    Schwarze
    augen sind der zunder /
    Der mich noch zu asche macht.
    _____

    Jedoch wer kan die hand zurücke ziehen /
    Wenn schönheit uns beut ihren Nectar an?
    Vor menschen-krafft ist es ein bloß bemühen /
    Weil niemand hier / als engel / leben kan /
    Der mund mag noch so viel von zucht und keuschheit sprechen /
    Ein schönes
    auge kan ihm bald den hochmuth brechen.
    _____

     

  • Johann von Besser (1654-1729)

    Auf Aramenens
    augen

    Blau sind meiner Aramenen
    augen /
    Weil sie mir zum zeugniß sollen taugen /
    Daß zur Venus Venus sie erkohren /
    Die der wellen blaues saltz gebohren.

    Pallas
    augen sind auch blau gewesen /
    Die sich aus weißheit auserlesen /
    Denn die blaue farbe ist vollkommen /
    Drum der himmel sie auch angenommen.

    Blaues feuer brennt wo schätze liegen /
    Und dein schönes
    auge kan nicht trügen /
    Daß die schönheit tausend ihrer gaben
    In dem bergwerck deiner brust vergraben.

    Selbst die blaue adern die dich zieren
    Zeigen / daß sie blaue türckiß führen /
    Die / wie gold wächst von der sonnen strahlen /
    Deiner blauen
    augen blicke mahlen.

    Aber blau ist auch der treue zeichen;
    Wird dein herz wol deinen
    augen gleichen?
    Ob beständigkeit dein herz getroffen /
    Muß ich bloß von deinen
    augen hoffen.

    Unterdessen will ich nicht auffhören /
    Dich als himmlisch stetigst zu verehren.
    Weil des himmels bild darein geschrieben /
    Will ich dich fast als den himmel lieben.
    _____


    Uber die schwarzen
    augen der Phillis

    Phillis augen brennen mich verstohlen
    Denn sie scheinen ausgelöschte kohlen;
    Weil dem himmel sie beliebt zuschwärzen /
    Sieht man nicht die flammen-reiche kerzen.

    Wolcken sind sie / aber voller blitze /
    Und dis neue monden-licht hat hitze /
    In den schwarzen kugeln stecken sonnen /
    Wo sich aller seelen-brand entsponnen.

    Ich gedacht mit ihrer nacht zu spielen /
    Und in wasser-quellen mich zu kühlen;
    Aber lauter heisse feuer-ballen /
    Liessen die vermeinte brunnen fallen.

    Rinnet ja was nasses aus den röhren /
    Ists ein wasser kräfftig zu verzehren.
    Denn bey den verliebten herzens-schlägen
    Wirds zu brennend pech und schwefel-regen.

    Dunckler kreiß so viel verbrannter leichen /
    Wer dich sieht / der kan dir nicht entweichen.
    Nimmer solt ein feurger geist wohl leben /
    Wenn uns deine finsternis umgeben?

    Brenne mich / doch nicht gar zu verbrennen.
    Todte aschen können dich nicht kennen.
    Laß den düstern schatten mich bedecken /
    Wenn dein strahl zu heiß sich will erstrecken.

    Oder wilst du mich zur asche haben /
    Must du in den
    augen mich begraben /
    Denn die schwärze schicket sich zum trauren /
    Und ein schwarzes grab kan länger dauren.
    _____

     

  • Daniel von Czepko (1605-1660)

    Der Sonnen und Augen Vergleichung
    Wie der Sinn, so die Sache

    Die Sonn ist hell und klar, auch deiner
    Augen Licht,
    Die Sonne brennt die Welt, dein
    Augen kühlen nicht;
    Die Sonn ist hoch und groß, dein
    Augen sind erhaben;
    Die Sonne liebt das Gold, dein
    Augen goldne Gaben;
    Ist gleich die Sonne so, doch sol sie fleckicht seyn;
    Sind gleich dein
    Augen so, ist doch was falsch ihr Schein.
    _____


    Aus wiedrigem größere Vereinigung

    Ihr Sinn ist voller Eyß, ihr
    Augen voller Glut,
    Voll Feuer ist mein Sinn, mein
    Augen kalt wie Fluth.
    Das macht, daß seinen Sitz der Gott der süssen Schmertzen
    Bey ihr in
    Augen hat und bey mir in dem Hertzen.
    Ach! daß er wechseln wolt, und nehmen sonder Pein
    In ihr das Hertze zwar, in mir die
    Augen ein.
    _____

     

  • Paul Fleming (1609-1640)

    In ihrem Abwesen. Auf deroselben Augen

    Ihr irdne Sonn' und Mon, ihr meiner Augen Augen,
    wo laßt ihr euren Mich? Seht ihr mich gar nicht an,
    ach, ach! so ist es ganz und gar um mich getan!
    Ich regne für und für mit scharfer Tränen Laugen.
    Für mich wil ganz kein Licht, als nur das eure, taugen.
    Der Mittag wird zur Nacht. Ihr, ihr habt Schuld daran,
    daß ich sonst keinen Glanz, denn euren, sehen kan,
    und dessen Kraft von euch, als Brunnen, aus muß saugen.
    Ich seh' und bin doch blind, ich irre hin und her,
    ich weiß nicht, wo ich bin, in diesem finstern Meer.
    Erscheint, erscheint mir doch, ihr funkelnden Laternen,
    ihr Brüder Helene, und zeigt mir euer Licht!
    Wo nicht, so hilfet mich ganz keine Flamme nicht.
    bei Tage kein Mittag, bei Nachte keine Sternen.
    _____


    Er redet der Liebsten
    Augen an, die er umfinge

    Ihr seid es, die ihr mir die meinen machet blind,
    ihr lichten Spiegel ihr, da ich die ganzen Schmerzen
    leibhaftig kan besehn von mein und ihrem Herzen.
    Ihr Werkstat, da die Gunst die güldnen Fäden spinnt.
    darüber Meister ist das kluge Venus-Kind,
    ihr, meine Sonn' und Mon, ihr irdnen Himmelskerzen,
    in welchen Lust mit Zier und Schein mit Glanze scherzen,
    ihr seid es, die mir mehr als alle Schätze sind!
    Ihr Räuber meines Lichts und dessen Wiedergeber,
    von euch zeucht Amor ein und aus in meine Leber,
    als sein natürlichs Haus. Ihr beide tut mir kund,
    ihr stummen Redner ihr, worvon ich itzt noch sunge:
    verschweigets gleich ihr Mund und sagts nicht ihre Zunge,
    ihr sagt es ohne Zung' und redets ohne Mund.
    _____

     

  • Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616-1679)

    Ihr hellen mörderin / ihr
    augen schliest euch zu /
    Jedoch die schönen brüste /
    Als zunder meiner lüste /
    Geniessen keine ruh /
    Ihr auffgeblehter schnee rafft alle krafft zusammen /
    Und bläst in meine flammen.
    _____


    Sonnet
    Auf eine schlitten-fahrt

    Ist das nicht Flavia / die sich bey trüber nacht
    Läst in der rauhen lufft und auff dem schlitten führen?
    Will sie den weissen schnee mit ihren rosen zieren?
    Und wird zu winters-zeit der lenz herfür gebracht?
    Sie ists / ich kenne sie aus ihrer
    augen pracht /
    Die stralen lassen sich als neue sterne spüren /
    Und was mir stets mit recht zu loben will gebühren /
    Hat meine feder stumpff / und mich itzt stumm gemacht.
    Wird aber auch der schnee vor deinen
    augen fliessen?
    Den
    augen, welchen geist und herzen schmelzen müssen /
    Für denen eiß zergeht / und eisen selbst zerbricht?
    Nein. Ist der brüste schnee so lange liegen blieben /
    Und hat den weissen glanz dein
    auge nicht vertrieben /
    So schmelzet es gewiß den schnee der strasse nicht.
    _____


    Schwarze
    augen

    Wir schwarzen wolcken wir / mit sonnen angefüllet /
    Wir schönes finsterniß / da Venus wache hält;
    Wir duncklen brunnen wir / da blitz und feuer quillet /
    Wir sind besiegerin der freyheit dieser welt.
    Das eiß zerschmelzt für uns / das eisen muß uns weichen /
    Die felsen geben nach / es bricht der diamant;
    Den purpur heissen wir durch unsre macht erbleichen /
    Und manches herz zerfleußt durch diesen süssen brand.
    _____


    Schwarze
    augen

    Rühmt / schwestern / was ihr wolt / den ruhm von unsern flammen /
    Hat keine zeit verletzt / kein winter abgethan;
    Hier steht die liebligkeit und auch die krafft beysammen /
    Und dencken auff ein band / das herzen fangen kan.
    Die schlüssel hengen hier zu tausend männer herzen /
    Die liebe hat bey uns das zeughaus ihrer macht;
    Cupido holet hier das feuer zu den kerzen;
    Ja / lieben haben wir auff diese welt gebracht.
    _____

    Ich rede nur mit steinen.
    Dein stolzes ohre hört mich nicht.
    Und deiner
    augen feurig licht
    Will mir nur ewig grausam scheinen.
    Kan denn mein nasses thränen-meer
    Nicht deines zornes glut abwaschen?
    So siehe / wie ich mich verzehr!
    Dein heisser
    augen-blitz verbrennet mich zu asch.
    _____

    Ich bin verletzt durch deinen
    augen-strahl /
    Der seinen blitz in meine brust getrieben /
    Soll / Lesbia / du ursprung dieser qual /
    Vergehen nicht mein herze ganz im lieben;
    So halte doch nur einen augenblick
    Den strahl zurück.

    Wen brennt die nacht der liebes-flamme nicht /
    Als die zur glut dem menschen ist erkohren?
    Ein ganzes meer lescht nicht ihr schönes licht /
    In dessen abgrund Venus ward gebohren /
    In wellen schwamm diß schöne ungeheuer /
    Und bleibt ein feur.

    Mein herz besteht aus wachs und nicht aus eiß /
    Ich fühl und seh / wie deine
    augen blitzen:
    Zweyfache glut ist sterblichen zu heiß /
    Was wunder / wenn zwo sonnen mich erhitzen /
    Die gar der himmel seltner schönheit preist /
    Und brennen heist.

    Nicht dencke / daß es bloße worte seyn /
    Welch herz kan wohl bey deiner glut erkalten?
    Du weist / ich bin kein engel und kein stein /
    Ich muß des blutes regung lassen walten /
    Die GOtt dem menschen schon im paradieß
    Ins herze bließ.

    Drum zürne nicht ob diesem meinem brand /
    Der sich aus deiner
    augen glut entsponnen /
    Es ist / mein kind / ein werck von deiner hand /
    Ach! dencke nach und straffe deine sonnen /
    Aus welchen dieses feur / so in mir glimmt /
    Den ursprung nimmt.

    So liebe dann was deine krafft versehrt /
    Mein niedrig seyn kan deinen ruhm nicht tilgen /
    Die sonne bleibet doch in gleichem werth /
    Mahlt gleich ihr gold ein kleeblat nebst den lilgen /
    Laß mich bey deinem warmen sonnenschein
    Ein kleeblat seyn.
    _____

    Dein
    auge hat mich so verführt /
    Mich hat dein blitz durchaus gerührt /
    Den ich nicht konte sehen kommen /
    Ich dachte wolcken anzusehn /
    Mit wasser-qvellen umzugehn /
    Und bin dadurch der ruh benommen.
    _____

    Deiner
    augen reine kerzen
    Sind umsonst nicht schwarz gemacht /
    Sie betrauren tausend herzen /
    Die ihr blitz hat umgebracht;
    Und wer weiß wie lang es währet /
    Daß auch mich ihr strahl verzehret.
    _____


    Auf ihre
    Augen

    Dein
    auge trägt sich schwarz und führt das bild der nacht /
    Dieweil es meinen witz verwegen umbgebracht.
    _____


    Augen / brüste

    Was soll ich von deinen
    augen / und den weissen brüsten sagen?
    Jene sind der Venus führer / diese sind ihr sieges-wagen.
    _____

     

  • Christian Hölmann (1677-1744)

    Abbildungen der
    Augen

    Wir Sonnen-Tempel sind das heiligthum der liebe /
    Wo unausleschlich feur auff den Altären brennt;
    Ein Himmelreich / das ist: ein Ursprung süsser triebe /
    Das seinem werthe nach nicht Nebenhimmel kennt.
    Zwey Sterne / deren krafft auff krancke herzen fliesset;
    Zwey Lichter / so die Nacht der liebenden zerstreun;
    Ein offnes Paradies / doch das sich selbst verschliesset
    Wenn die begierde will sein reines Feld entweihn;
    Ein Brunn / aus dem bald zorn / bald lieb u. hoffnung qvillet;
    Ein schönes wetter-glaß / das hitz und kälte fühlt;
    Ein Köcher / der mit zorn und lust ist angefüllet;
    Ein bogen / der niemals wohin vergebens zielt;
    Ein Zeughauß / wo Geschoß und Siegeswaffen liegen;
    Ein Schloß / das in der höh ist in ein thal gebaut;
    Ein thurm / an welchem sich die Schiffenden vergnügen /
    Wenn ihre Sehnsucht hier die liebes-ampel schaut;
    Zwo kerzen / die der GOtt der lieb' in händen träget /
    Wenn seiner Mutter wird ein Opffer abgeschlacht;
    Ein bild / das alle Welt fast anzubeten pfleget /
    Und das die Schönheit hat mit eigner hand gemacht;
    Wir sind ein kostbahr Schiff / das reiche Ladung führet;
    Ein Wechseltisch / auff dem ein blick dem Golde gleicht;
    Ein Buch / das niemand noch hat gänzlich ausstudieret /
    Weil jede Sylb da nach grosser Klugheit reucht;
    Die Schule / wo man lernt / die Schrifft der liebe kennen;
    Das thor / bey welchem selbst ein Engel wache hält;
    Zwey Schöpffer dieser glutt / in der viel tausend brennen;
    Zwey redner / deren Spruch der Männer vorsatz fällt;
    Zwey Jäger / welche frey in allen Wäldern jagen;
    Zwey Schützen / denen nicht so leicht ein Wild entgeht;
    Zwo Schwestern / welche stets nur eine Mode tragen /
    Die immer neu verbleibt und täglich netter steht;
    Zwo bräute die ein herz und einen liebsten küssen /
    Und doch um dessen gunst nicht eifersüchtig sind;
    Zwey spiegel / die doch nur ein bild zu zeigen wissen;
    Ein spiel / bey dem man kaufft / verkaufft / verliehrt / gewinnt;
    Zwo Kugeln / welche klein an grösse / groß an stärcke;
    Zwo Uhren / welche doch nur ein gewichte zieht;
    Zwey Künstler / deren thun berühmte wunderwercke;
    Zwo Muscheln / die man offt voll Wasser-perlen sieht;
    Zwey Mahler / die ein bild am ähnlichsten entwerffen;
    Zwey helden / die zwar viel / doch einerley / gethan;
    Ein Stahl den stumpffen Muth der liebenden zu schärffen;
    Ein Dittrich der die brust geschwind' eröffnen kan;
    Wir sind ein See-Compaß / dem der veliebten Menge /
    Als ihrem Führer folgt; doch dieses schlechte blat
    Ja diese Welt ist viel vor unsern ruhm zu enge /
    Die Welt / die ihren glanz bloß uns zu dancken hat.
    Dem Himmel fehlte licht / der erde geist und leben /
    Dem tage selbst der tag / den blumen blumen-schein:
    Wenn wir den ausschlag nicht von allem könten geben /
    So würde dieser bau ein nachtgebäude seyn.
    Die nächte würden nicht bey tag' in Gräbern liegen /
    Sie schlügen ihr gezelt nun bey den Menschen auff /
    Und würden den verstand in ihrem schatten wiegen /
    Der wüste weder zeit / noch stund- und sternen-lauff.
    Die liebe wäre tod / ihr feuer unentzündet /
    Wenn unsre Strahlen nicht die Herzen angebrandt;
    Die Erde / die man itzt voll liebes-früchte findet /
    Die wär' ohn uns / wie vor / ein ungebautes Land;
    Die Schönheit würde nicht die Seelen lüstern machen /
    Der glieder blumen-schmuck erregte nicht begier /
    Es wäre ganz umbsonst der lippen holdes lachen /
    Kein Auge trüge dies dem innern Geiste für.
    Es hat auch unser ruhm den himmel eingenommen /
    Die Gottheit wolte selbst durch uns seyn abgemahlt;
    Da haben wir das hefft des regiments bekommen /
    Daß jeder den Tribut uns itzt gehorsam zahlt.
    Wie Diener folgen uns des leibes andre Glieder /
    Doch still' / es ist genung. Dies soll das Siegel seyn:
    Läst Sonn' und Himmel sich einmahl zur Erde nieder /
    So kehren sie gewiß bey unsern Sternen ein.
    _____


    Die schönen
    augen
    Aus des Guarini Madrigalen

    Ihr ird'schen sterne dieser
    augen /
    Aus denen ich muß lautern jammer saugen /
    Ihr zeigt mir auch durch euer schlaffen /
    Daß ihr mich wolt ums leben straffen /
    Kan ich an euch geschloßnen diß schon sehen /
    Hilff himmel! was wird erst / wenn ihr erwacht / geschehen.
    _____

     

  • Ernst Christoph Homburg (1607-1681)

    Proceflus Amoris

    Die Liebe schlieret sich zu erst den
    Augen ein/
    Alsdann so kreucht sie fort gar in das Hertz hinein;
    Sie bleibet nicht vergnügt/ sie immer förder lencket/
    Biß sie sich vollens gar wo anders hin gesencket.
    _____


    Epigramma
    Auff der Sylvien gläntzende
    Augen

    In hundert-hundert mal bin ich in Grund Verdorben/
    Und hundert-hundert mal hab' ich das Leben auch
    Stets auff das newe mir/ zu meiner Pein erworben/
    Nicht anders/ als wie sonst des greisen Phoenix Brauch;
    Kurtz: Ewer Antelitz/ die Sternen-äugelein/
    Die müssen stündlich noch mein Grab/ und Wiegen seyn.
    _____


    Sonnet

    Cupido sage mir/ wie das/ der ich verpfendet
    Mein Hertz/ von der ich mag von nun an lassen nicht/
    Die Chloris meynet man/ ihr Sonnen-klares Liecht/
    Der Sternen-
    Augen Glantz stets würdig von mir wendet.

    Es ist/ Cupido sprach/ daß sie dich nicht verblendet/
    Dann daß anitzo mir das sehen gantz gebricht/
    Das kömpt von Chloris her; Ich habe mein Gesicht'
    Ob ihrer Liebligkeit in einem Huy geendet.

    Wolan/ du Damen-ruhm/ verblende Chloris hin/
    Verblende/ was du kanst/ die
    Augen/ und den Sinn/
    Dann wird dein grünes Lob bald ausgeschrien werden

    Durch die gesamte Welt/ wann dessen sonder Spott
    Wir beyde Zeugen seyn; Cupido/ als ein Gott
    Im Himmel/ als ein Mensch hiernieden ich auff Erden.
    _____


    Epigramma
    An eben-selbige Fillis

    Zwey Dinge nur allein mit voller Hoheit prahlen/
    Der Fillis
    Augen-Glut/ und Phoebus güldne Strahlen;
    Der Sternen allesamt vertreibt der Sonnen Liecht/
    Auch mir ob Fillis Schein das sehen gantz gebricht.
    Der silber-weisse Mond kan nicht bey Titan stehen/
    Im Fall nicht wil den Tod sein blasses Prangen sehen:
    So thut die Fillis auch; Ihr unentlehnte Pracht
    Versetzet frembden Glantz in eine trübe Nacht.
    _____

     

  • Christian Friedrich Hunold (Menantes) (1681-1721)

    So soll ich denn mein Kind/ in dieser Glut verbrennen/
    Die deiner
    Augen-Blitz in meiner Brust erregt?
    Wohl denn/ ich bin bereit in meinen Tod zu rennen/
    Weil mir dein schönster Mund es selbsten aufferlegt.
    Ja/ ja/ ich sterbe gern in diesen holden Flammen/
    Weil sie vom Himmel nur und meiner Göttin stammen.
    _____

    Kein Diamant kan nicht so treflich blitzen/
    Wie deiner
    Augen-Lieblichkeit:
    Aurorens-Pracht muß hier auf Liljen sitzen/
    Die angenehmste Frühlings-Zeit
    Die blühet stets auf deinen Rosen Wangen/
    Und tausend schön kan in Gesichte prangen.
    _____

     

  • Daniel Casper von Lohenstein (1635-1683)

    Auff schöne
    augen

    Ihr sterne / deren glanz der monden nicht kan gleichen /
    Ihr sonnen / deren schein die sonne selbst muß weichen /
    Ihr / die ihr doppelt vor- der liebe spiegel -stellt /
    Ihr / die ihr jederman / so euch nur siehet / fällt /
    Ihr / die ihr gnade wißt und ungunst auszutheilen /
    Ihr / die ihr beydes könt verletzen und auch heilen /
    Ihr / die verzweifflung uns so wohl als hoffnung gebt /
    Verursacht daß man stirbt / und machet daß man lebt.
    Ihr schönsten
    augen seyds / die ich hier will beschreiben /
    Nah darff ich nicht bey euch / weit kan ich auch nicht bleiben.
    Der tag der ist mir nacht / wenn ich euch schaue nicht /
    Seh ich euch / werd ich blind / weiß nicht wie mir geschicht.
    Doch dult ich dieses gern / und will viel lieber leiden /
    Als weit entfernet seyn / und eure schönheit meiden.
    Ein einzig blick von euch vergnüget mich viel mehr /
    Als strahlen die von sonn und sternen kommen her.
    _____


    Das Herz

    Nicht zürne, daß mein Herz so heißen Brand ausübet,
    Weil deine Schönheit selbst der Flammen Zunder hegt,
    Schuld und Entschuldigung in ihren
    Augen trägt;
    Das Meer kann nicht dafür, daß sich der Himmel trübet,

    Sich mit der Wolk' umarmt, der Erde Dünste liebet.
    Die Sonn' ist's, die das Salz in allen Dingen regt,
    Der Klüfte Gluth beseelt, den Geist der Welt bewegt,
    So Schnee als Eise Brand, den Steinen Leben giebet.

    Soll meine Seele nun entseelter, als ein Stein,
    Mein Herze frostiger, als Eiseszapfen sein?
    Es brennt und ist von Lieb', als schmelzend Erz zerronnen.

    Denn Lieb' ist ja die Gluth der Seelen; sie erfüllt
    Mit Feuer unser Herz, das aus den
    Augen quillt.
    Die sind der Liebe Brunn, der Seele lichte Sonnen.
    _____


    Hermione's
    Augen

    Ihr Sterne, darf ich euch auch wohl noch Sterne nennen,
    Wenn jetzt ein Nebel euch umwölket Flamm' und Licht,
    Da Hermione doch am himmlischen Gesicht
    Keinmal nicht minder läßt, als zwei Gestirne, brennen?

    Du güldne Sternenburg, du, Himmel, mußt's bekennen,
    Dein blaugewölbtes Dach weiß von zwei Sonnen nicht,
    Da, wenn die Morgenröth' auf ihrem Mund' anbricht,
    Zwei Sonnen ihr allzeit der Stirne Thron umbrennen.

    Jedoch du magst dich noch mit hundert Sonnen schmücken,
    Die in die grüne See keinmal zu Bette gehn,
    Ich würde doch zur Noth wohl solche Gluth ausstehn;

    Mir aber, mir kann nicht vor Hermione's Blicken
    Schnee, Schatten, Höhle, Nacht Behülf' und Aufhalt sein;
    Denn ihre Liebe dringt durch Eis und Eisen ein.
    _____

     

  • Heinrich Mühlpfort (1639-1681)

    Mein auserwählter Schatz / der du mich hast entzündet
    Durch deiner
    Augen Pracht /
    Nun kommt die süsse Nacht /
    So beyder Herz und Seel‘ in reiner Treu verbindet /
    Und unsrer Liebe Licht und Schein
    Heist nunmehr unauslöschlich seyn.
    _____

    Verwundre nicht die grosse Hitze
    Die sich in meinem Herzen regt.
    Empfind ich doch der Schönheit Blitze
    Wormit mich stets dein
    Auge schlägt.
    Wilst du verdammen /
    Die linde Glut /
    Da ich doch Flammen
    Nehr in dem Blut
    Ganz wohlgemuth.
    _____

    Gilt doch dein Mund mehr als Corallen /
    Die Lippen mehr als ein Rubin.
    Kein Demant kan mir so gefallen /
    Als deine
    Augen wenn sie blühn.
    Du bist mein Leben /
    Mein höchstes Gut
    Der ich gegeben
    In treuer Hut /
    Geist / Herz und Blut.
    _____


    An die
    Augen der Liebsten
    Aria

    Ihr schönen
    Augen ihr /
    Ich fühle Gluth /
    Und eure Wunder Zier
    Erhitzt mein Blut.
    Die angenehme Freundlichkeit /
    So süsse Blicke streut /
    Macht mich erfreut.
    Ihr Fackeln meiner Seel
    Ich bin entbrannt /
    Aus eurer schwarzen Höhl
    Und Diamant /
    Komt mir der süsse Gegenschein
    Daß ich verliebt muß seyn /
    In meiner Pein.
    Ihr Flammen meiner Lust /
    Wie brennt ihr so?
    Wie macht ihr meine Brust
    So herzlich froh!
    Leitsterne in das Paradeiß /
    Eur so geliebtes Weiß /
    Das macht mir heiß
    Strahlt Kerzen in der Nacht /
    Weißt mir die Bahn.
    Ich bin ja eurer Pracht
    Ganz unterthan.
    Die Sonne muß sich nicht entziehn /
    Sonst wird mein Leben fliehn /
    Und ganz verblühn.
    Ach küßt ich diesen Strahl
    In heisser Brunst /
    Der mir theils schencket Quahl
    Theils süsse Gunst;
    Ich schwöre daß ich sterbe so /
    Und bin in eurer Loh /
    Von Herzen froh.
    _____


    Auf die Anmuth der schönen Cyndaris

    Ach schönste Cyndaris! ich fühle deinen Brand /
    Den deiner
    Augen Licht mir heimlich zugesandt /
    Ich weiß nicht wie mir war / als ich den Blitz empfand /
    Der aus dem Diamant der Sternen kam gerannt.
    Vergieb mir schönstes Kind / ich küsse deine Hand /
    Den Silber reinen Schnee / das Wollenweiche Pfand /
    Das mir die Liebe hat gewogen zugewandt /
    Als ich zum ersten mal dein Angesicht erkannt.
    Du Seele keuscher Zucht / nicht nur in unsern Land /
    Es weiß die ganze Welt der Nord und Ostenstrand /
    Des Ursprungs Göttligkeit / und deinen Tugendstand /
    Der Haare lichtes Gold / wird meiner Seelen Band /
    Gibst du mir einen Kuß / so ist es Alekant /
    Der mir das Leben bringt / so ohne dich verschwand.
    _____


    Die
    Augen

    Verliebte Seelen kommt / und schaut die Strahlen an /
    Die unser Liebes-Feuer / wie hitze / von sich streuet /
    Wird nicht ob diesem Glanz / ein kranckes Herz erfreuet?
    Bricht unser Leitstern nicht / den Buhlern ihre Bahn?
    _____


    An seine Liebste

    Der Sonnen lichter Glanz muß deinen
    Augen weichen /
    Die guldne Lippen sind noch rother als das Blut /
    Die Wangen können sich den schönsten Aepfeln gleichen /
    Der Mund zerschwillet nicht wann Er viel Worte thut.
    Ihr viel beweget diß / mich aber mehr für allen /
    Daß in den
    Augen / Mund / und Wangen Schönheit wohnt.
    Wem woltest du dann nicht du schönes Kind gefallen /
    Und deine Zierlichkeit die wird mit Ruhm belohnt.
    _____


    Die
    Augen

    Hat jemahls unsre Glut ein schwarzes Haar versencket?
    Hat unsre Sonnen je der Locken Nacht verschräncket?
    Nein / wo der helle Strahl von Diamanten hencket /
    Da quillt der Liebe-Brunn / der tausend Herzen träncket /
    Wir haben sterbenden das Leben offt geschencket /
    Wenn unser reitzend Blitz die Sieges-Fahn geschwencket.
    _____

     

  • Benjamin Neukirch (1665-1729)

    An Sylvien / über ihrer Veränderung

    Weinet ihr betrübten
    augen!
    Weil der mund nicht reden kan.
    Sylvia speyt voller wahn /
    Da ich ihr doch nichts gethan.
    Weinet ihr betrübten
    augen!

    Weinet ihr betrübten
    augen!
    Schmerz und leiden ist zu groß;
    Denn der himmel / dessen schooß
    Neulich mir mit zucker floß /
    Läßt nun alle donner loß.
    Weinet ihr betrübten
    augen!

    Weinet ihr betrübten
    augen!
    Und verhüllet euer licht;
    Krieg und unruh wird geschlicht /
    Marmel / stahl und eisen bricht /
    Aber meine schmerzen nicht.
    Weinet ihr betrübten
    augen!

    Weinet ihr betrübten
    augen!
    Weinet aber nichts / als blut /
    Und bewegt den harten muth;
    Denn was meine göttin thut /
    Macht kein schlechtes wasser gut.
    Weinet ihr betrübten
    augen!
    _____


    Auff ihre
    augen

    Ihr habet mich besiegt / ihr himmel-blauen
    augen /
    Ihr sollet auch allein
    Nur meine freude seyn /
    Wenn andre blitz und tod aus braunen
    augen saugen /
    Wann sie das schwarze pech biß an den pol erhöhn /
    Und dennoch, wann es brennt / für schmerzen fast vergehn /
    So seh ich nichts als lust aus euren sternen lachen /
    Ihr seyd mir / hab ich gleich
    Nicht geld und große sachen /
    Mein ganzes königreich.
    Ja / wenn ein ander sich in schwarzen
    augen siehet /
    Und meynet / daß er schon im feur und hölle steh,
    So denck ich / wann mein bild aus euren äpffeln blühet /
    Daß ich auff erden mich in einem himmel seh.
    O himmel / schütze dann / weil sie allein nur taugen
    Dein ebendbild zu seyn / stets meiner liebsten
    augen.
    _____


    Auff ihre
    augen

    Ich weiß nicht / ob ich euch einmahl werde sehn /
    Ihr wunder-vollen
    augen;
    Dennoch werden meine wunden /
    So ich stets von euch empfunden /
    Und nicht mehr zu heilen taugen /
    Ewig / ewig offen stehn.
    _____

     

  • Erdmann Neumeister (1671-1756)

    Ich sehe dich zum ersten mahle /
    Und muß das erste mahl von dir entzündet seyn.
    Dein schwarzes
    auge schlug mit einem lichten strahle
    Das feuer in mein herz hinein.
    Ich fühle schon die glut mir ins gesichte steigen /
    Die flammen werden sich gar bald in
    augen zeigen.
    _____

     

  • Martin Opitz (1597-1639)

    Sonnet von der Liebsten
    Augen

    DIß wunderliche Werck / das Gott hat auffgericht /
    Die Erde / Lufft / vnd See / des Himmels hohe Thronen /
    Das alles / was man kan / vnd auch nicht kan bewohnen/
    Hett es kein / oder auch zwo Sonnen / stünd es nicht.
    Ich arm betrübtes Thier muß zweyer Sonnen liecht
    Vertragen / die mir arg für meine Liebe lohnen /
    Ja die bey Tag vnd Nacht auch meiner nicht verschonen /
    Doch ärger ist die Pein / wann mir der Glantz gebricht /
    Was wunder ist es dann / daß jhr mich sehet sterben
    Mehr als zehn tausentmal / eh' kaum hingeht ein Tag ?
    Vnd jmmer widerumb belebt zur newen Plag?
    Ist sie mir allzunah / muß ich durch sie verderben:
    Ist sie denn gantz hinweg / so hab ich lauter Nacht /
    Doch wehl' ich mir den Todt / den mir die Hitze macht.
    _____


    Die
    Augen der Asterie

    Als Asteris bey Nacht den Himmel angesehen /
    Hat sie der Sternen zahl vermehrt durch jhren schein /
    Vermagst das, mein Lieb, wie mag es dann geschehen /
    Daß mein Gesicht vergeht von deinen äugelein?
    _____

    Ihr schwartzen
    Augen / jhr / vnnd du / auch schwartzes Haar/
    Der frischen Flavien / die vor mein Hertze war /
    Auff die ich pflag zu richten /
    Mehr als ein weiser soll /
    Mein Schreiben / Thun vnd Tichten /
    Gehabt euch jetzund wol.
    Nicht gerne sprech' ich so / ruff' auch zu Zeugen an
    Dich / Venus / vnd dein Kind / daß ich gewiß hieran
    Die minste Schuld nicht trage /
    Ja alles Kummers voll
    Mich stündlich kränck' und plage /
    Daß ich sie lassen soll.
    Ihr Parcen / die jhr vns das Thun des Lebens spinnt
    Gebt mir vnd jhr das was ich jhr / vnd sie mir gönnt /
    Weil ich's ja soll erfüllen /
    Soll zähmen meinen Fuß /
    Vnd wieder Lust vnd Willen
    Auch nachmals sagen muß:
    Ihr schwartzen
    Augen / jhr vnnd du auch schwartzes Haar /
    Der frischen Flavien / die vor mein Hertze war /
    Auff die ich pflag zu richten /
    Mehr als ein weiser soll /
    Mein Schreiben / Thun vnd Tichten /
    Gehabt euch jetzund wol.
    _____


    An die
    Augen seiner Jungfrawen
    Fast aus dem Holländischen

    Leitsternen meines Haupts / vnd meiner jungen Zeit /
    Die als Planeten sind gesetzet meinem Leben /
    Ihr
    Augen / wann ich euch so freundlich sehe schweben
    So bin ich als entzückt / vnd kenne gantz kein Leid:
    Dann jhr beschliest in euch ein' hohe Liebligkeit /
    Vnd lieblich' Hoheit; jhr / jhr könnt alleine geben
    Genüge / rechte Lust: wornach wir Männer streben
    Das habt jhr / O mein Liecht / vor allem weit vnd breit.
    Natura selber liegt im Tunckeln fast begraben /
    Vnd mangelt jhres Liechts / von wegen jhrer Gaben /
    Die gantz versamlet sind in solcher engen statt;
    Doch ist sie enge nicht / vnd kan sich weit ergiessen
    Ja were groß genung fast alles einzuschliessen /
    Weil sich mein' arme Seel' in jhr verirret hat.

    _____

    Ihr Liechter die man sieht am hohen Himmel schweben /
    Rufft auff von jhrem Schlaff' / erwecket mir mein Leben.
    Wolt jhr denn nicht? gewiß / jhr merckt wenn sie erwacht /
    Daß jhrer
    Augen zihr euch gantz zuschanden macht.
    _____

    Ein schlauer Vogel muß des Stellers Leim' entschleichen /
    Der Fisch schawt daß er nicht dem Netze nahe geht /
    Von wegen seiner Verß ist sicher der Poet /
    Soldaten müssen viel der Waffen halben weichen.
    Dem Scorpione naht man Gifftes wegen nicht /
    Man muß sich für den Fuchs' vnnd seiner Arglist schewen /
    Von wegen grosser Macht vermeidet man den Löwen;
    Wer Weiber fliehen wil / flieh' jhrer
    Augen Liecht.
    _____

    Ists Wunder daß wir dir die Rosen blühen sehen /
    Mein Leben / da wir doch im kalten Winter seyn?
    Es ist genung daß sie dein Athem an kan wehen /
    Vnd deiner
    Augen Glantz ist jhnen Sonnenschein.
    ______

     

  • Johann Rist (1607-1667)

    An die Augen seiner Liebsten

    Wol mir/ die Nacht ist hin! jetzt kan ich wider sehen
    Das helle Tages Liecht/ weil nun mehr gehn hervor
    Zwey Sternlein die ich mit der Sonnenschein verlohr/
    Hilff Venus/ hilff wie wol ist mir dadurch geschehen:

    Charitni liebstes Hertz dein hellen Auglein stehen
    Am schönen Firmament deß runden Haupts empor
    Wie Diamanten rein am güldenen Thresor/
    Wann sie mit klaren Schein deß Morgens früe auffgehen

    So bald sie aber sich verkriechen und abweichen/
    Ist meiner Seelen quaal kein schmertze zu vergleichen/
    Drumb O ihr
    Augelein/ O ihr Sapphieren rundt

    Ach weichet nicht von mir/ sonst muß ich Armer sitzen
    Im finstren/ unnd vor Angst Blutstropfen von mir schwitzen
    Ewr gegenwart allein erhelt mein Hertz gesundt.
    _____


    Auff die wunderschöne Augen Seiner Florabellen

    Schönste Sonnen/ welcher Licht
    auch im Finstern herrlich strahlet/
    Saget doch warum ihr nicht
    meine Seufftzer mir bezahlet?
    Euch zu lieben leid' ich Pein
    O ihr unvergleichte
    Augen
    welche zuverletzen taugen/
    Felsen/ Berge/ Thier und Stein.

    Schönste Sterne/ welcher Glantz
    Dieses grosse Rund durchleuchtet/
    Wenn die Sonn' am Abendtantz
    Mit den Wellen sich befeuchtet/
    Ach warum verbrennet ihr
    Dafnis Hertz daß euch so liebet/
    Dafnis Hertz daß sich betrübet
    Wegen eurer hohen Zier?

    Edlers ist nichts in der Welt/
    Als ihr beyde Diamanten/
    Welcher Schönheit wol gefält/
    Auch des Himmels Anverwanten/
    Daß ihr aber steinern seyd/
    Und dennoch so lieblich fakkelt/
    Ja so Hertzerfreulich wakkelt/
    Diß bringt nichts als Hertzeleid.

    Flammend' Aüglein lasset ab
    Meine Seele zu verbrennen/
    Müsset ihr denn seyn ihr Grab
    Sol ich meinen Sark euch nennen?
    Raffet ihr mich nun dahin/
    Saget was ihr denn gewonnen
    Diamanten Sterne Sonnen/
    Wenn ich schon vergraben bin?

    Florabella liebstes Hertz
    Rette mich aus diesen Nöhten/
    Muß mich denn der Liebe Schmertz
    Durch ein schön paar
    Augen tödten/
    Wol! Ich sterb' und bin bedacht
    Diese Nachschrifft nur zu haben
    Dafnis ward/ der hie vergraben/
    Durch zwei Sonnen umgebracht.
    _____

     

  • David Schirmer (1623-1687)

    Uber Ihr Angesicht

    Ihr
    Augen voller Brunst/ und du/ du Purpur-Mund/
    der braunen Suavien/ die mir oft rathen kunt.
    und du/ der weissen Auen
    Benelckte Wangen-Zier/
    pfleg ich euch anzuschauen/
    ist nichts/ als Lust/ bey mir.

    Dich Venus und dein Kind ruf ich zum Zeugen an/
    daß meiner Suavien ich bleibe zugethan.
    Weil man mich wird behalten
    der greisen Ewigkeit/
    soll nichts an mir erkalten/
    mein Hertz brennt allbereit.

    Ihr Himmels-Götter ihr/ die ihr fortstecken könt
    der Menschen Lebensziel/ mir leben noch vergönt/
    auf daß ich möge stillen
    den heissen Thränen-Streit/
    hergegen nur mit Willen
    Erschallen weit und breit:

    Ihr
    Augen voller Brunst/ und du/ du Purpur-Mund
    der braunen Suavien/ die mir oft rathen kunt/
    und du der weissen Auen
    benelckte Wangen-Zier/
    pfleg ich euch anzuschauen/
    Ist nichts/ als Lust/ bey mir.
    _____


    An Seine
    Augen

    Danck habt/ ihr
    Augen ihr/ ihr Fenster meiner Sinnen/
    Danck habt vor eure Glut/ die meinen Schatz entbrant.
    durch euch berühr ich ietzt die zarte Wollen-Hand.
    Habt Danck/ daß ich durch euch sie habe küssen können.

    Durch euch/ ja nur durch euch/ muß sie mich lieb gewinnen/
    die Ausserwehlte sie. Ihr machtet euch bekant/
    giengt ümb die Blicke her/ die sie mir zu gesant
    und bliest ein Feuer auf ümb ihres Hertzens Zinnen.

    Die Flammen flohen hoch/ und zündten mich auch an/
    daß ich nicht ohne Sie/ sie ohn mich nicht seyn kan/
    ietzt brennen wir zugleich/ doch stum und ohne Rede.
    Ihr
    Augen sagt es ihr/ sagt ihr es an vor mich/

    daß sie auf Antwort auch hinfort sol schicken sich/
    mein Mund ist gegen Sie itzunder noch zublöde.
    _____


    Seine Schwartze

    Ihr schwartzen
    Augen ihr/ und du auch/ schwartzes Haar/
    nehmt hin von meiner Hand/ nehmt hin/ was ich euch sende/
    durch was ich meine Schuld ein wenig nur verpfände/
    das dürstet ietzund noch nach eurer Blicke Schaaar.

    Schwartz lieb ich auf der Welt. Schwartz wil ich immerdar.
    schwartz ist mein Ruhestab der fast zu müden Hände/
    schwartz ist der beste Glantz. Schwartz macht/ daß ich mich wende
    zum schwartzen Angesicht/ zum schwartzen
    Augen-Klar.

    Laß roth/ laß weiß/ laß blau in seiner Schöne gehen/
    und auf des Kaysers Haupt ein Gold im Golde seyn/
    laß Demant Farbe blühn/ laß ieden Edelstein
    sein farbicht Angesicht bey allem Glantz aufblehen.

    mein Schwartz vergnüget mich/ drümb sprech ich immerdar:
    Ihr schwartze
    Augen ihr/ und du auch/ schwartzes Haar!
    _____


    Uber Ihre
    Augen

    Wenn deiner
    Augen Glantz hin nach dem Himmel sieht/
    So freuet sich der Pol mit seinen liechten Sternen.
    wenn du die Erde schaust/ so muß sie brennen lernen/
    daß ümb ihr bundtes Haupt ein iedes Kräutlein blüht.

    Thustu die
    Augen auf/ so sihet mein Gemüth
    der Venus Stirnblat an. Gehstu dich zu entfernen/
    zeuchst deine Kleider ab/ dich nacket zu entkernen/
    und thust die
    Augen zu/ so seh ich den Cupid.

    Sobald du aber gar zuschlaffen dich gewandt/
    die liechte Gluht verschickt in ein verfinstert Land/
    und niemand mehr den Glantz der Flammen siehet wackeln:

    So balde trauret auch der Himmel ohne Liecht:
    die Erde sonder Brunst: Die Venus ohn Gesicht/
    und (das erbärmlich ist) Cupido sonder Fackeln.
    _____


    Uber jhre
    Augen

    Was wendestu dein Angesicht/
    Du meine Lust! mein All! mein Licht!
    Mit deinen
    Augen mich zu brennen?
    Ach blas in meine Flammen nicht.
    Mein Feuer pfleget sonst zurennen/
    Daß es möcht Geist und Seele trennen.

    Ich habe deinen schweren Brand/
    Mehr als zuviel/ an mir erkant.
    Ich kan die Glut nicht länger dulden.
    Die Geister bieten mir die Hand
    Auf meinen Abschied gar zuhulden.
    Werd ich es auch ümb dich verschulden?

    Ich seh/ und bin doch vor dir blind/
    Als wie der Mond/ der halb entzündt
    Nach seiner Sonnen Glantz muß scheinen.
    Ich red/ und bleibe doch ein Kind/
    Das ofters bey den lieben seinen
    Nicht fragen darf/ wie sie es meinen?

    Ich bin gefangen/ doch in dir.
    Du mir/ nur du/ und deine Zier/
    Sind die/ die deinen Muht verschliessen.
    Geraubet bin ich selbsten mir.
    Dein Stral/ den du auf mich kanst schiessen/
    Wird mich noch endlich tödten müssen.

    Vergebens bistu nicht begabt.
    Die Schönheit/ die mich oft gelabt/
    Ermüdet auch vom Stahl die Seelen.
    Die Lust die ich an dir gehabt/
    Läst mich zwar deine Lieb erzehlen/
    Doch weiß Sie mich auch wohl zuquälen.

    Zwar/ laß Sie quälen immer hin.
    Ich weiß/ daß dein getreuer Sinn
    Mein Liebes-Feuer noch wird speisen.
    Blick her/ und schaue/ wer ich bin.
    Ich bleibe deiner Flammen Eisen/
    Mustu gleich Morgen von mir reisen.
    _____

    Sie giebt mir tausend Lieblichkeiten
    Aus jhrer süssen
    Augen-Glut.
    Sie machet es auf allen Seiten
    Nach einer keuschen Liebe gut.
    Wir lieben heimlich in der Stille
    Ich und die schöne Purpurille.
    _____


    Von der Liebe

    Die Liebe solte tod/ und nicht gewesen seyn/
    Als Sie mich durch den Brand der
    Augen hat gerühret.
    Weil aber jhre Glut niemals ein Todsein spüret/
    Solt ich vor Sie ins Grab selbst seyn gegangen ein.

    Wie ein gefallner Reiff früh vor dem Purpur Schein
    Der Morgenröthe fleust: wie Wachs die Flut gebieret/
    Und vor der süssen Glut des Feuers sich entführet:
    So rint mein Hertz aus mir/ und das vor lauter Pein.

    So ofters ich den Glantz der Stirne hab erblickt:
    So oft hat einen Strahl die Lieb in mich geschickt.
    Nun hab ich Hoffnung nur/ und die bey Furcht und Schmertzen.

    Ihr Himmels-
    Augen ihr/ was hab ich euch gethan?
    Warumb steckt ihr den Brand der Fackeln in mir an?
    Erbarmet euch/ daß ich euch dienen kan vom Hertzen.
    _____

     

  • Jacob Schwieger (um 1630-1664)

    Du o Außzug aller Freüde/
    Trösterin der harten Pein!
    Schaffe Raht in disem Leide
    durch der
    Augen Licht und schein/
    gieb mihr deiner Liebe Gluht
    meine Freündinn' Adelmuht.
    _____


    Sie ist Schön

    Gleich wie das Sonnen-Licht mit seinem Glantz und prangen
    bestrahlet über-all diß gantze Rund der Welt;
    So gläntzt das Rosen-Licht von meiner Schönsten Wangen/
    daß wer dasselbe siht in Demuht nieder-fält;

    Die
    Augen dises Bilds sein heller dann die Sonne/
    es ist kein Himmels-Licht das solche Strahlen giebt.
    So gläntzet mein Rubihn/ meins Hertzens Lust und Wonne
    drüm billich dises Bild auch von mihr wird geliebt.
    _____


    Kling-Gedicht

    Jtzt sag' ich daß mein Hertz nie einen solchen Stoß
    erlitten/ wie er jtzt von deinen Rosen-Wangen
    und deiner
    Augen-Licht/ o Adelmuht! empfangen
    Ich bin fast ausser mihr mein Elend ist zu groß:

    Der Schmertz sitzt an mein Hertz/ wo werd' ich jhn doch loß?
    Wo sol ich armer Hirt die Hertzens Kuhr erlangen
    auf daß ich mög' einmahl mit frischem Hertzen prangen?
    Mein Hertze hat sich dihr mein Kind gegeben bloß.

    Ach kom! mein Lämchen kom! und gib mihr deinen Mund
    denn dein beliebter Mund kan meinem Hertzen geben
    die allerbeste Kuhr; Dein Mund beherscht mein Leben;

    Dein Mund der tödtet mich und macht mich auch gesund/
    sol Ich nun/ Adelmuht/ den bleichen Tod nicht sehen
    so laß nur einen Hauch/ ach! auf mein Hertze gehen.
    _____

     

  • Gottlieb Stolle (Leander aus Schlesien) (1673-1744)

    Augen, die muschel der liebe

    Florettens
    augen sind der liebe muschel-hauß,
    Von dannen stieg sie nächst in meinem herzen aus.
    _____


    Gedancken bey einem gemahlten
    Cupido mit einer verloschenen fackel

    Ist dir, o Liebe! doch die fackel ausgegangen:
    Hat irgend Daphne dir den possen angethan?
    Geh, zünde sie alsbald von ihren
    augen an!
    Vielleichte kanst du noch dein hohes ziel erlangen;
    Allein du folgest nicht, ich finde kein gehör:
    Du lässest dich den blitz in ihren
    augen schrecken;
    Doch komme nicht zu mir, die fackel anzustecken,
    Was asche worden ist, das giebt kein feuer mehr.
    _____


    Als sie schlief, über ihre geschlossene
    augen

    Ihr sternen! die ihr sonst auch sternen überwindet,
    Ihr schlaft und zeigt gleichwohl den blitz der grausamkeit.
    Ach
    augen! thut ihr das, nun ihr geschlossen seyd;
    Was würdet ihr nicht thun, wenn ihr noch offen stündet?
    _____


    Vorzug der blauen
    augen vor den schwartzen

    Lichtem blitz und schönen
    augen
    Wird keine seele widerstehn.
    Ein strahl kan alle krafft aus unsern adern saugen,
    Den eine schöne läst aus ihren sonnen gehn.
    Da weiß kein diamant zu halten,
    Ein recht verliebter blick kan harte felsen spalten.

    Durch zwey
    augen und die sonne
    Besteht die klein' und große welt:
    Auf diese gründet sich der himmel unsrer wonne,
    Denn wären beyde nicht, so stünd' es schlecht bestellt.
    Die sonn' erleuchtet finstre hölen:
    Der holden
    augen licht erqvickt betrübte seelen.

    Augen sind der liebe wiege;
    In diesen muscheln wächst das kind,
    Vor dessen wunder-krafft ein adler eine fliege,
    Und starcke riesen nur geschwächte zwerge sind.
    In solchen angenehmen wellen
    Läst die vergnügung ihr die lagerstatt bestellen.

    Gleichwol streuen iede sterne
    Nicht einen süßen glanz von sich.
    Wo der Orion brennt, da creutzt kein schiffer gerne:
    Kein schwarzes
    auge labt, ergetzt und reitzet mich.
    Die finsterniß ist mir zuwider;
    Vor nacht und schatten schlag' ich stets mein
    auge nieder.

    Blauen
    augen bleibt die crone,
    Weil ihre farbe göttlich ist.
    Hier sitzt die anmuth selbst auf dem sapphirnen throne,
    Wenn sie der meschligkeit ein holdes urtheil liest.
    Aus schwarzen wolcken fahren blitze,
    Aus blauen aber spielt beliebte sonnen-hitze.

    Schwarz stammt aus der finstern hölle;
    Blau schreibet sich vom himmel her.
    Welch aug' ergetzt sich nicht an einer blauen welle?
    Von einer schwarzen grufft wird uns das herze schwer.
    In blauen
    augen ist mehr feuer.
    In duncklen sternen sind beliebte strahlen theuer.

    Schöne mütter, schöne kinder,
    Kein mohr erzieht ein weisses kind.
    Ein helden-vater zeugt nur lauter überwinder,
    Gleichwie der perlen-thau nur aus den wolcken rinnt.
    Soll Venus erd und himmel grüßen,
    Muß sie die blaue see als ihre mutter küssen.

    Geht nur hin, ihr schwarzen lichter!
    Die blauen gehen euch weit für.
    Ihr himmlisch feuer crönt die trefflichsten gesichter:
    Sie sind der redlichen und klügsten geister zier.
    Und aus der Pallas blauen
    augen
    Weiß die gelehrte welt die gröste krafft zu saugen.

    Venus selbst kam aus den fluthen
    Mit blauen
    augen auf die welt;
    Doch als Adonis sich zu tode muste bluten,
    So ward ihr alle freud' und alle lust vergällt:
    Drum ließ sie, um der wehmut willen,
    Der blauen
    augen licht mit schwarzen flohr umhüllen.

    Zörnet nicht, ihr schwarzen kerzen!
    Daß ich den blauen besser will.
    Genug, daß euer blitz in tausend andern herzen
    Den hohen preiß gewinnt. Ein ieder hat sein ziel.
    Doch weit von mir, ihr schwarzen diebe!
    Es muß nichts schwarzes seyn, darein ich mich verliebe.

    Perlen wachsen nicht in eßig:
    Wer sucht die sonn' in finstrer nacht?
    Ich bin und bleibe stets der dunckelheit gehäßig,
    Weil blitz und donner meist aus schwarzen wolcken kracht.
    Will Venus meine freyheit schwächen,
    So muß ihr goldner pfeil aus allen wolcken brechen?
    _____


    Als ihn Lisette ungnädig anblickte

    Es lebt die ganze welt durch zweyer
    augen krafft,
    Durch zweyer
    augen blitz wird Damon hingerafft.
    _____


    Er vergleicht ihre
    augen mit dem Amor
    Aus dem welschen des Gasparo Murtola

    In Daphnes schönen
    augen
    Wird Amor uns gar artig vorgestellt.
    Das reine licht, so hier durch enge circkel fällt,
    Kan ihm zu seiner fackel taugen.

    Die sternen hat er ihm zum bogen auserwehlt,
    Die pfeile schnitzet er aus ihren scharffen blicken;
    Und daß es endlich auch an keinen flügeln fehlt,
    So müssen sich dazu die
    augen-lieder schicken.
    _____


    Als sie im scherz gesagt: daß die
    liebe bey ihr nur in den
    augen, bey ihm
    aber im herzen wohne
    Aus dem welschen des Marc' Antonio Virtuani

    Dein scherz stimmt mit der wahrheit ein,
    Weil ich der liebe glut in meinem herzen spüre.
    Ja, Chloris! du hast recht, denn deiner
    augen schein
    Beweist, daß Amor selbst derselben blicke führe.
    Nur bloß die würckung macht bey uns den unterscheid,
    Nachdem der lose dieb dein kaltes herz ergetzet,
    Mich aber nur in angst und heiße flammen setzet.
    Wie wär ich demnach so erfreut,
    Wenn es der himmel fügen solte,
    Daß Amor seinen platz in uns verwechseln wolte!
    _____


    Auf ihre schönen
    augen

    Aus was vor ungemeinem zeuge
    Sind dieser sternen pracht,
    Vor welchen ich mein herze beuge,
    O Liebe? doch gemacht?
    In wahrheit, so viel glanz in enge circkel bringen,
    Und eine solche glut in zartes fleisch zu zwingen,
    Ist etwas, das kein witz, der irdisch ist, erdenckt;
    Jedoch die lieb' ist blind, so kan ich sicher schlüßen:
    Daß du, o Amor! dir
    augen ausgerissen,
    Und sie des Sylvia geschenckt.
    _____


    Auf Daphnens schöne
    augen
    Aus dem welschen des Gasparo Murtola

    Der
    augen funckelnder saphir
    Stellt mir das ebenbild von zweyen himmeln für.
    Der sternen reines licht vertritt der sonnen schein,
    Und der engel, dessen händen
    Sie anvertrauet sind, und der sie pflegt zu wenden,
    Kan niemand sonst, als Amor seyn.
    _____


    Auf ihre unbarmherzige
    augen

    Weil ihr so fertig seyd mein herze zu verwunden,
    So seyd ihr allerdings zum heilen auch verbunden,
    Ihr
    augen, weil ihr mich allein erretten könnt!
    Allein mein klagen rührt vergebens eur gewissen,
    Dieweil ihr keines habt. Ihr seyd itzt blos befliessen
    Zu schauen, wie die glut mein herz zu asche brennt.
    Mein armes herze hat denn nichts von euch zu hoffen.
    Ihr gönnet auf den schmerz ihm nur die grabes-ruh;
    Und also stehet ihr ihm zum verderben offen,
    Zum heilen aber schließt ihr euch auf ewig zu.
    _____

     

  • Georg Rudolf Weckherlin (1584-1653)

    Von ihren überschönen
    augen

    Ihr
    augen, die ihr mich mit einem blick und plitz
    Scharpf oder süß nach lust könt strafen und belohnen;
    O liebliches Gestirn, Stern, deren liecht und hitz
    Kan, züchtigend den stoltz, der züchtigen verschonen:

    Und ihr, der Lieb werckzeug, kundschaffter unsrer Witz,
    Augbrawen, ja vilmehr triumfbogen, nein, Cronen,
    Darunder lieb und zucht in überschönem sitz
    Mit brauner klarheit schmuck erleuchtet, leuchtend wohnen!

    Wer recht kan ewre form, farb, wesen, würckung, krafft,
    Der kan der Engeln stand, schein, schönheit, thun und gehen,
    Der kan der wahren lieb gewalt und aygenschafft,

    Der Schönheit schönheit selbs, der seelen frewd und flehen,
    Und der Glickseeligkeit und Tugenten freindschafft,
    In Euch (der Natur kunst besehend) wol verstehen.
    _____


    Ode oder Gesang, Von Überschönen
    augen

    O Der Lieb wahrer hort und port,
    Ihr meiner schönen Myrten
    augen,
    Wan anderst ein so schlechtes wort
    Kan euch zu nennen gnugsam taugen!
    Zwar
    augen kan man euch, weil ihrem angesicht
    Ihr klare
    augen seit, zu sein verläugnen nicht:
    Doch darff man euch kaum
    augen nennen,
    Weil ihr so schön und tugenthafft,
    Sondern von wegen ewrer krafft
    Muß man euch himmelisch bekennen.

    Zwar mit so wunderreichem pracht,
    Damit sich diese
    augen zieren,
    Kan (es sey gleich tag oder nacht)
    Der himmel selbs niemahls prachtieren:
    Wan schon dem himmel gleich ihr haitter glatte stirn
    Erleuchtet dise welt durch Euch, als ein gestirn:
    So ist iedoch in euch vermischet
    Das braun und liecht mit solchem schein,
    Daß es ja muß ein wunder sein,
    Wie ihrer iedes Uns erfrischet.

    So darff auch mein warhaffter mund
    Euch mit der Sonnen nicht vergleichen,
    Weil ihr glantz (wie dem Umbkraiß kund)
    Muß ewerm glantz und würckung weichen:
    Und zwayer Sonnen schein bedeutet krieg und layd,
    Da ewer Zwilling liecht erwöcket frid und frayd:
    Die Sonn durch ihre brunst beschweret,
    Die sie anschawen, mit verdruß:
    Da ihr mit süssem lusts einguß
    Durch das gesicht das hertz versehret.

    Wer sich (glickseelig) kan in Euch
    Besehen, wirt reichlich gesegnet,
    Dan ihr gantz wunderlich liebreich
    Sein hertz mit frewden überregnet.
    Die strahlen ewers liechts, und ewers anblicks glantz
    Seind zugleich der Lieb pfeil, und auch der keuschheit schantz;
    Dan Sie mit lieb und lust entleben,
    Und dan mit süsser forcht und ehr
    Widrumb belebend, Uns die lehr,
    Den Engeln gleich zu leben, geben.

    Daher, O
    augen braun und klar,
    Schwartzlecht und hell, wie plitz und dunder;
    Der Schönheit und Lieb wieg und bahr,
    Der Natur schatz und gröstes wunder,
    Gantz übermenschlich schön muß ich mit layd und wohn
    Bekennen Euch zugleich der Götter straff und lohn:
    Dan ihr könt ja mit ewern blicken
    (Der Schönheit, Lieb und Tugent sitz)
    Wie durch geschütz, hitz, spitz und plitz
    Das hertz zerstücken und erquicken.
    _____

     

  • Philipp von Zesen (1619-1689)

    Das achte Lied auf die
    der überirdischen Rosemund
    liebes-reitzende
    augen
    gesetzt durch Mal(achias) Siebenhaaren

    Halt / liebe Rosemund / die Liebes-reizerinnen /
    die lieben
    augen weg / sonst schmachten meine sinnen
    für ihrer liebes-gluht / die Liebreitz angezündt /
    und die Liebinne nährt / Du Blitz- und sternen-kind.

    Ei lieber! wan es dir belieblich ist / mein Leben /
    so halt mit lieblen ein; ich bin dir ja ergeben /
    ich bin ja dich allein zu lieben auserkohrn;
    wie du zu lieben nuhr so lieblich bist gebohrn.

    Laß aber den nicht nach zu lieben der dich liebet /
    der sich aus liebe dier / o Liebste gantz ergiebet /
    und laß mich / trautes Lieb / dein liebster Liebling sein:
    dan dich erhöb' ich / lieb' ich / lob' ich nuhr allein.
    _____


    An die der lieb-seeligen Rosemund Liebe
    Augen /
    nachdem sie sich eine zeitlang verborgen hatten /
    und sich wieder blikken ließen
    auf die weise des sechsten Liedes

    Wo geht ihr hin / ihr
    augen-sterne?
    Gegen-stimme. Gar nicht ferne.
    Nicht ferne solt ihr auch entweichen /
    G. noch verbleichen.
    Ihr die ihr fol von greist und blitzen /
    G. gluht und hitzen.

    Ihr sonnen / wollt ihr für mier flühen?
    G. nein / verzähen.
    Ihr blitzel-
    augen fol von liebe /
    G. nimmer trübe.
    Ach ja! die nimmer-trüben sterne /
    G. stehn nicht ferne.

    Wohlan! so wil ich sie begrüßen.
    G. lüste büßen.
    ja ich wil meine lüste büßen /
    G. mit genüßen.
    Genüßen mus darbei sich finden.
    G. lust entzünden.

    Da seh ich meine sonnen glimmern /
    G. träflich schimmern.
    Ihr glantz bricht ein in mein gesichte:
    G. und wird lichte.
    Ich weis nicht ob ich ihn kan leiden?
    G. bässer meiden.

    Ein wenig / wenig weicht ihr blikke /
    G. wie / zurükke?
    Ach! ja. Dan eure strahlen funkeln
    G. auch im tunkeln.
    Ach! ja! im dunkeln seind sie lichter /
    G. brunst-anrichter.

    Gemach / ihr lieben
    augen / blinkert /
    G. ja nicht flinkert.
    Dan euer blitz tuht weh dem hertzen /
    G. machet schmertzen.
    Ihr habt es schohn / ihr schöne sonnen /
    G. gantz gewonnen.

    Last euch nuhr etwas sanfter leiten /
    G. ja bei zeiten.
    Bei zeiten mus es auch geschähen.
    G. du würst's sehen.
    Wohlan! so leb' ich gantz in freuden /
    G. ausser leiden.
    _____


    auf die schönen
    augen der von nahmen und gaben
    hochädelen Klugernunde
    gesätzt durch Heinrich Alberten

    Ihr schönen
    augen ihr / ihr lichterlein der schwachen /
    die an der hohen burg der glatten stirne wachen /
    dadurch mein trautes Lieb die härtsten hertzen zwingt /
    und durch den schwartzen kwal bis in die seele dringt.

    Euch bäht' ich kniehend an / und flöhe zu den flammen /
    daß sie doch ihre macht und kraft nicht alzusammen
    auf meinen schwachen geist und seele laßen gehn /
    sonst bin ich tod / und kan führ ihnen nicht bestehn.

    Der kleine Liebes-schalk hat schon genug geblitzet:
    ich seuftze nach der luft / der gantze gaumen hitzet /
    der mund brennt lichterloh; drüm haltet doch zurük /
    ihr lieben
    augen ihr / den wunder-starken blik.

    Kluginne kühle mich mit ihrem frischen taue /
    der auf den lippen steht / und den ich lieber schaue /
    noch lieber trinken mag / als mäht und reinschen wein /
    der ist mein ädler trunk / und gehet lieblich ein.

    So fürcht' ich keine gluht / so fühl' ich keine schmertzen /
    die oftmahls nuhr ein blik entzündt in meinem hertzen.
    Wan Klugemunde mich mit einem kusse kühlt /
    so acht ich ihrer nicht / wan sie mit blikken spielt.
    _____


    Schertzlied nach Anakreontische ahrt /
    auf die freund- und hold-seelige
    Euglein
    der einig-leut-seeligen Rosemund
    Die sangweise setzte der Findende

    DIe Augen können taugen /
    die meine kräft' alleine /
    die meine kranke beine /
    ja
    augen gantz außsaugen;
    die mit dem hertzen schertzen /
    ja schertzen mit dem hertzen /
    als jene Tausendschöne /
    mit ihrem tirelleren /
    mi ihrem mundgetöhne /
    mit ihrem hertzerühren /
    mit ihrem hohen schalle /
    mit ihrem frohen halle.

    Karfunkeln seind im dunkeln /
    viel lichter / viel erpichter /
    und dichte gluhtanrichter;
    weil sie noch klährer funkeln.
    So seind auch deine sterne;
    die sterne / die von ferne
    mein dunkles hertz bestrahlen /
    ins düstre meiner seelen
    zumahl hinunter tahlen /
    und meine geister kwehlen
    mit tausend tausend schmertzen.
    O brand in meinem hertzen!

    Die wunde / die Kertzmunde /
    mit ihrem tirelieren /
    mit ihrem orfeusieren /
    in jener abendstunde /
    in meinem hertzen machte /
    eh' ich mich recht bedachte;
    die hat mir Rosemunde /
    mit einem
    augenblitze /
    den ich so scharf empfunde /
    davon ich brenn' und hitze /
    der mir ins hertze schimmert /
    vertieffert und verschlimmert.
    _____


    Vermahnungslied / an die allerschöneste /
    alleredleste Betauische Lilje /
    zur gunst-beharligkeit / und sanftmuht;
    welche Sie eine zeitlang / vielleicht die beharligkeit
    ihres Liljenwährts zu bewähren / in ungunst
    und zorn verwandelt zu haben schiene
    Die sangweise setzte der Findende

    WAs blikke? was erzürnte strahlen
    schiesst doch der Seelenwüterich /
    mit gantz ergrimtem trotz und prahlen /
    aus deinen
    augen her auf mich?
    Ach! süsse Lilje / schone / schone /
    und gib mir deine gunst zu lohne.

    Ist das der dank für meine liebe /
    für meine treue; der ich dich
    mit demant in mein hertze schriebe?
    Ist das der preis / darüm ich mich
    so lang' / und fast ümsonst / bemuhet;
    weil nichts Dich zur erweichung ziehet?

    Dir mach' ich zwar die Deamanten
    der
    augen schmeltzen / als mit lust:
    ja die in liechter lohe branten /
    fäht auf das milchmeer deiner brust;
    darauf sie perlenweise tauen:
    noch läst du Dich nicht gnädig schauen.

    Du wilst / und wilst auch nicht / mein Leben.
    Ach! ja / Du wilst / mein
    Augentrost.
    Was wilst du Dir entgegen streben?
    Dein himmel hat genug geschlosst.
    Laß nun auch deine Sonnen blikken /
    und mich in deiner gnad' erkwikken.

    Ach! laß Dich doch einmahl gewinnen /
    mein Liljenbild / mein
    Augentrost.
    ich weiß du hägest andre sinnen /
    Ein Frauenbild stelt sich erbosst
    itzt / wan es uns am meisten liebet:
    darinnen bist auch Du geübet.
    _____

     

 

18. Jh.

 

  • Sophie Albrecht (1757-1840)

    Als er mir zur Verschwiegenheit rieth

    Immer laß die Welt es wissen,
    Daß dich meine Seele liebt,
    Und mein Mund dein glühend Küssen
    Glühender noch wieder giebt.

    Daß mein Busen stärker strebet,
    Wenn mein
    Auge dich erblickt,
    Deine Seele wonnig bebet,
    Wenn mein
    Auge dich entzückt.

    Daß ich dir im Arme liege,
    Wenn der Stern der Liebe wacht,
    Mich an deinem Busen schmiege
    In der stillen Laube Nacht.

    Holder, laß die Welt es wissen! -
    Sei die Laube noch so dicht:
    War bei unsern heißen Küssen
    Gottes keuscher Engel nicht? - -

    War nicht unser Geist erhoben,
    Und umschwebt uns Ahnung nicht:
    Daß wir lieben wie dort oben
    Einst vor Gottes Angesicht?
    _____

     

  • Aloys Blumauer (1755-1798)

    Minna's
    Augen

    Zwei
    Augen sind's, aus deren Blicken
    Die Sonne selbst ihr Feuer stahl
    Seht, Männerherzen, gleich den Mücken,
    Dreh'n taumelnd sich in ihrem Strahl.

    O sonnt' ich doch in diesen
    Augen,
    Den Mücken gleich, mein Angesicht,
    O dürft ich Lieb' aus ihnen saugen,
    Und wärmen mich an ihrem Licht!
    _____


    An Lesbien
    Nach Catull

    O Mädchen, mehr als Götterglück,
    Ja mehr noch fühlt der Mann,
    Der dir gen über, Blick an Blick
    Geheftet, sitzen kann.

    Von deines Lächelns Anschau'n ward
    Mir trunken Geist und Sinn;
    Mein Blick erlischt, die Zunge starrt,
    So lang ich bei dir bin.

    Aus deinem
    Feuerauge fährt
    Die Liebe dann in mich,
    Und tobt im Innern, und verzehrt
    Mich Armen sichtbarlich.

    Mein ganzes Wesen lodert hoch
    In helle Flammen auf:
    O thaue, Mädchen, thaue doch
    Ein Tröpfchen Gunst darauf!
    _____

     

  • Louise Brachmann (1777-1822)

    Augensprache

    Schweige, Mund und redet,
    Augen!
    Andre Sendung will ich nicht.
    Nur so zarte Boten taugen,
    Wo ein zart Geheimniß spricht.

    Durch der Wimpern Schattenschleier
    Dringen Blitze, bang, doch kühn,
    Süßes, wunderbares Feuer,
    Spiegelnd in der Wangen Glühn.

    Ja, mit Wundermacht entzünden
    Licht sie im verwandten Sein,
    Wissen schnell die Bahn zu finden
    Tief ins Herzens Herz hinein.

    Und die lieblichen Gesandten
    Führen mächt'ge Sprache dort,
    Und so schlingt mit Wechselbanden
    Sich der Blicke Botschaft fort.

    Unentweiht von äußern Zeugen,
    Nur im heilig stillen Raum,
    Lang' noch weil' in zartem Schweigen,
    Lichter, seel'ger Himmelstraum!
    _____


    Sympathie

    Seelig, wenn aus des Geliebten Blicken
    Die verwandte Seele wiederstrahlt!
    Wenn sich unser Kummer und Entzücken
    Spiegelnd in des Freundes
    Auge malt;

    O wie süß! wenn uns des Herzens Regung
    Im geliebten
    Auge flammenhell
    Aufblitzt, sympathetisch die Bewegung
    Durch die Pulse flieget heiß und schnell!

    Wie in einem Meer voll süßer Wonne
    Untergeht im theuren Aug' der Blick,
    Und es glänzt ihm eine schöne Sonne
    Von der lichten Spiegelfluth zurück.

    Wunderbar doch schlang die ew'ge Liebe
    Jenes Band, das unser Loos versüßt,
    Das mit mächt'gen, unaufhaltbar'n Triebe
    Unsre Herzen aneinander schließt!

    Jeder strebt, das eigne Glück zu finden,
    Jeder sucht den Urquell eigner Lust;
    Und wo fließt er? In den heil'gen Gründen,
    In den Tiefen der geliebten Brust!
    _____


    Liebesglück

    Stille seelige Stunden,
    Wo uns die Liebe beglückt!
    Wo Dein Arm mich umwunden,
    Hold mir Dein
    Auge geblickt.

    Sterne glaubt ich zu sehen,
    Ach, in dem reizenden Schein!
    Strahlend von himmlischen Höhen
    Licht in das Herz mir hinein.

    Licht wohl, doch himmlisches Bangen
    Auch mit dem Schimmer zugleich;
    Sehnendes, tiefes Verlangen,
    Schlummer, von Träumen so reich!
    _____

     

  • Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

    Es ist gut

    Bei Mondeschein im Paradeis
    Fand Jehova im Schlafe tief
    Adam versunken, legte leis
    Zur Seit ein Evchen, das auch entschlief.

    Da lagen nun, in Erdenschranken,
    Gottes zwei lieblichste Gedanken. -
    Gut !!! rief er sich zum Meisterlohn;
    Er ging sogar nicht gern davon.

    Kein Wunder, daß es uns berückt,
    Wenn
    Auge frisch in Auge blickt,
    Als hätten wirs so weit gebracht,
    Bei dem zu sein, der uns gedacht.
    Und ruft er uns, wohlan, es sei!
    Nur, das beding ich, alle zwei.
    Dich halten dieser Arme Schranken,
    Liebster von allen Gottes-Gedanken.
    _____


    Die Liebende schreibt

    Ein Blick von deinen
    Augen in die meinen,
    Ein Kuß von deinem Mund auf meinem Munde,
    Wer davon hat, wie ich, gewisse Kunde,
    Mag dem was anders wohl erfreulich scheinen?

    Entfernt von dir, entfremdet von den Meinen,
    Führ ich stets die Gedanken in die Runde,
    Und immer treffen sie auf jene Stunde,
    Die einzige; da fang ich an zu weinen.

    Die Träne trocknet wieder unversehens:
    Er liebt ja, denk ich, her in diese Stille,
    Und solltest du nicht in die Ferne reichen?

    Vernimm das Lispeln dieses Liebewehens;
    Mein einzig Glück auf Erden ist dein Wille,
    Dein freundlicher, zu mir; gib mir ein Zeichen!
    _____

    Ja, die
    Augen warens, ja, der Mund,
    Die mir blickten, die mich küßten.
    Hüfte schmal, der Leib so rund,
    Wie zu Paradieses Lüsten.
    War sie da? Wo ist sie hin?
    Ja! sie wars, sie hats gegeben,
    Hat gegeben sich im Fliehn
    Und gefesselt all mein Leben.
    _____


    Blick um Blick

    Wenn du dich im Spiegel besiehst,
    Denke, daß ich diese
    Augen küßte,
    Und mich mit mir selbst entzweien müßte,
    Sobalde du mich fliehst:

    Denn da ich nur in diesen
    Augen lebe,
    Du mir gibst, was ich gebe,
    So wär ich ganz verloren;
    Jetzt bin ich immer wie neugeboren.
    _____

     

  • Johann Christian Günther (1695-1723)

    DIE Schönheit ist es nicht gewohnt,
    Gefangne los zu laßen;
    Ihr
    Auge bindet mehr als Gold.
    Wer einmahl ihrer Herrschaft zollt,
    Der muß die Freyheit haßen
    Und wird davor mit Lust belohnt.
    _____


    ALS ER LENCHENS
    AUGEN KÜSSTE

    IHR Bogen voller güldnen Pfeile,
    Ihr schwarzen
    Augen voller Glut,
    Erlaubt mir, daß ich mich verweile,
    Und führt den Kuß in Nerv und Blut,
    Damit er Lenchens Herze lehre,
    Wie nah ich ihm schon angehöre.

    Ich schmeck auf euch, ihr warmen Lider,
    Die Frucht, so dort in Eden stand;
    Ihr wälzt euch brünstig hin und wieder
    Und streift den aufgelegten Mund
    Und wist mit euren weichen Sachen
    Der Lippen Spielwerck nachzumachen.

    Die Venus hat viel treue Seelen,
    Der Zehnte kennt die Wollust nicht;
    Mein Kind, wir wollen sie verheelen,
    Und wenn ein andrer Rosen bricht,
    So küß ich deine Sonnenlichter
    Und mercke keinen Splitterrichter.

    So zwinckert unter meiner Zunge,
    So, schönen
    Augen, küzelt sie;
    So geht die Regung halb zu Sprunge,
    So kostet's mich nur halbe Müh,
    Zu sehn, zu fühlen und zu glauben:
    Ihr könt die Freyheit zwiefach rauben.

    Doch fürchtet euch vor keinen Bißen
    Und glaubt nur, daß ihr sichrer seyd,
    Als wenn mein geil- und starckes Küßen
    Den Mund mit Narden überstreut;
    Ich will euch drücken und nicht schonen,
    Ihr müst mir nur die Lust verlohnen.

    Ihr müst euch nehmlich abwärts lencken,
    Wenn Nebenbuhler prächtig gehn;
    Will Lenchen einen Blick verschencken,
    So sollt ihr mir zu Diensten stehn.
    Verschliest euch Fremden, die ihr dienen,
    Und öfnet euch vor meinen Mienen.

    Bekommt sie ein Versuchungsschreiben,
    In dem viel süße Worte sind,
    So last den hellen Vorwiz bleiben
    Und stellt euch wie mein Amor blind;
    Hingegen, will sie meines lesen,
    So thut, als wäret ihr genesen.

    Und darum mach ich euch die Freude
    Und darum küß ich euch so scharf,
    Jezt dies, jezt das, jezt alle beide,
    Damit nicht eines zürnen darf
    Und, wenn ich mit dem rechten spiele,
    Das linck' aus Rach aufs andre schiele.
    _____

     

  • Ewald Christian von Kleist (1715-1759)

    Phyllis an Damon

    Ja, liebster Damon, ich bin überwunden!
    Ich fühl', ich fühle, was dein Herz empfunden!
    Mich zwingt die Dauer deiner starken Liebe
    Zu gleicher Liebe.

    Als ich die Hand jüngst, die dein
    Auge deckte,
    Vorwitzig fortriss: Himmel! was erweckte
    Dein schönes
    Auge, nass von stillen Schmerzen,
    In meinem Herzen!

    Ich floh und weinte, warf am Bach mich nieder.
    Ein heftig Feuer drang durch meine Glieder.
    Ach! ewig werden diese Flammen währen,
    Die mich verzehren.

    Komm, treuster Damon! den ich mir erwähle!
    Auf meinen Lippen schwebt mir schon die Seele,
    Um durch die deinen, unter tausend Küssen,,
    In dich zu fliessen.
    _____

     

  • Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792)

    An **

    Das dich umgiebt, belebest du;
    Dein
    Auge gießt wie Saft der Reben
    In tote Adern Geist und Leben
    Und führt dem Herzen Feuer zu.

    Dem Kranken läuft das Blut geschwinder;
    Der alte Mann, die kleinen Kinder,
    Warm von dem ungewohnten Glück,
    Umhüpfen deinen frohen Blick.

    O Phillis, diesen Blick umgiebt
    All' alles, was man wünscht und liebt.
    Ich möchte sonst kein Glück erwerben,
    Als voll von diesem Blick zu sterben.

    Drum flieg' ich, Räubrin meiner Ruh!
    Daß mir dein Aug' den Tod soll geben,
    Dir täglich voller Sehnsucht zu,
    Und täglich - schenkt es mir das Leben.
    _____


    Pygmalion

    An diesen Lippen, diesen
    Augen,
    Die Welt vergessend, hinzuhangen,
    Und aus den rosenroten Wangen
    Des Lebens Ueberfluß zu saugen;
    An dieses Busens reiner Fülle
    Die Schmerzen meiner Brust zu wiegen,
    Und auf des Schoßes Fried' und Stille
    Mit tränenmüdem Haupt zu liegen:
    Das war mein Wunsch - das ist mein Grämen -
    Und soll mir doch kein Schicksal nehmen.
    _____

     

  • Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)

    Die schlafende Laura

    Nachlässig hingestreckt,
    Die Brust mit Flor bedeckt,
    Der jedem Lüftchen wich,
    Das säuselnd ihn durchstrich,
    Ließ unter jenen Linden
    Mein Glück mich Lauten finden.
    Sie schlief, und weit und breit
    Schlug jede Blum ihr Haupt zur Erden
    Aus mißvergnügter Traurigkeit,
    Von Lauren nicht gesehn zu werden.
    Sie schlief, und weit und breit
    Erschallten keine Nachtigallen
    Aus weiser Furchtsamkeit,
    Ihr minder zu gefallen,
    Als ihr der Schlaf gefiel,
    Als ihr der Traum gefiel,
    Den sie vielleicht jetzt träumte,
    Von dem, ich hoff es, träumte,
    Der staunend bei ihr stand
    Und viel zu viel empfand,
    Um deutlich zu empfinden,
    Um noch es zu empfinden,
    Wie viel er da empfand.
    Ich ließ mich sanfte nieder,
    Ich segnete, ich küßte sie,
    Ich segnete und küßte wieder:
    Und schnell erwachte sie.
    Schnell taten sich die
    Augen auf.
    Die
    Augen? - nein, der Himmel tat sich auf.
    _____


    Der Wunsch

    Wenn ich,
    Augenlust zu finden,
    Unter schatticht kühlen Linden
    Schielend auf und nieder gehe
    Und ein häßlich Mädchen sehe,
    Wünsch ich plötzlich blind zu sein.

    Wenn ich,
    Augenlust zu finden,
    Unter schatticht kühlen Linden
    Schielend auf und nieder gehe
    Und ein schönes Mädchen sehe,
    Möcht ich lauter
    Auge sein.
    _____

     

  • August Wilhelm von Schlegel (1767-1845)

    Thränen und Küße

    Alter Sänger zarter Minne!
    Weibes Schöne, Güt' und Zucht,
    Aller Wonne Blüth' und Frucht,
    Spähtest du mit Meistersinne.
    Deines Spruches ward ich inne
    Tief in meines Herzens Grund:
    "Weinende
    Augen haben süßen Mund."

    Von der Holden mußt' ich scheiden,
    Die mir neues Leben bot:
    Da erblich der Wangen Roth,
    Lust verkehrte sich in Leiden.
    Doch, um unser Weh zu weiden,
    Schloßen enger unsern Bund
    Weinende
    Augen und ein süßer Mund.

    Trüb' umwölkte sich mit Thränen,
    Sonst so licht, ihr Himmelsblick,
    Weil der Liebe hart Geschick
    Uns entriß der Hoffnung Wähnen.
    Da erbarmte sie mein Sehnen,
    Dem sie streng' oft widerstund:
    Weinende
    Augen boten süßen Mund.

    Zwar verstummten jetzt die Worte,
    Die sie lieblich sonst gekos't;
    Doch es kam mir andrer Trost
    Aus der Lippen Rosenpforte.
    Meinem Gram zu Heil und Horte
    That mir mildes Grüßen kund,
    Weinende
    Augen haben süßen Mund.

    Die sich treu und innig meinen,
    Trennet weder Land noch Meer.
    Drum verzage nicht so sehr!
    Einst ja wird der Tag erscheinen,
    Wo ein seliges Vereinen
    Macht von allem Weh gesund
    Leuchtende
    Augen und den süßen Mund.
    _____


    Aus den
    Augen, aus dem Sinn
    Variationen

    I
    Wie vergeßlich war die Schöne,
    Als sie 'unvergeßlich' sprach!
    Lieblich klangen diese Töne,
    Hallten mir im Herzen nach.

    Aber ach! die Seufzer bringen
    Mir kein Echo mehr zurück.
    Wankelmuth auf leichten Schwingen
    Trug hinweg mein kurzes Glück.

    II
    Nach dem Französischen
    In den Sand am Seegestade
    Schriebst du unsern Namenszug.
    Ueberströmt vom Wellenbade
    Schwand die leichte Spur im Flug.

    Doch dieß Sinnbild deiner Triebe,
    Bei so viel Vergänglichkeit,
    Lebte länger als die Liebe,
    Der es deine Hand geweiht.
    _____

     

  • Klamer Eberhard Karl Schmidt (1746-1824)

    Doris
    Augenblau

    Blau ist Doris
    Auge! Blau
    Zeigt sich auch der Himmelsbau,
    Woher diese Huldin stammt,
    Die mein ganzes Herz entflammt!

    Doch sein Blau ist selten rein;
    Wolken düstern oft es ein.
    Daß du ihm nicht gleichst darin,
    Sorg', o holde Herrscherin!

    Blau ist Doris
    Auge, blau.
    Venus zeichnet' es genau
    Mit des Meeres Farbenpracht,
    Das sie einst zur Welt gebracht.

    Aber Sturm und Wankelmuth
    Regen oft die stille Fluth.
    Daß du ihr nicht gleichst darin,
    Sorg', o holde Herrscherin!

    Ohne Kummer, ohne Leid
    Geh durch deine Rosenzeit!
    Ach! dein Herz ein stilles Meer,
    Trage mich nur, Keinen mehr!
    _____


    Am ersten Ostertage

    Was ich bin, und was ich werde sein,
    Fühl' ich heute nicht allein!
    Heut' und immer les' ich in den lichten,
    Großen
    Augen meiner Herrscherin,
    Daß ich mehr als Erde bin:
    Wo sie leuchten, ach! wohin
    Sie die schönen Blicke richten;
    Jede Wendung ist ein leiser Ruf:
    "Kann ein Wesen auch vernichten,
    Das so reizend uns erschuf?"
    _____


    An Minna's
    Augen

    Meines Herzens jugendlichste Schwingen,
    Meines Wesens feuervollste Macht
    Biet' ich auf, den
    Augen Lob zu singen,
    Die aus öder, freudenloser Nacht
    Mich hinauf zum höchsten Lichte rissen,
    Die mich mitten unter Finsternissen
    So umstrahlten, daß ich, wunderbar!
    Das nicht bin, was ich vor Zeiten war.

    Zwar ich weiß mein kaltes Lob zu schätzen.
    Welche Kluft: mein Lob und euer Werth!
    Aber, wie dem Taumel Schranken setzen,
    Seit, von eurer Gottheit ich verklärt
    Wie der Auserwählten einer stehe,
    Seit ich Wunder, lichte Wunder sehe?
    Sehe, was kein Sterblicher, vielleicht
    Auch kein Engel mit Gesang erreicht!

    Was für Leid ich tief im Busen wälze,
    Seht ihr Allessehenden allein!
    Wenn an euren Strahlen ich zerschmelze,
    Wie der Schnee vor Frühlings Sonnenschein;
    O vielleicht (was fürchtet nicht die Liebe?)
    Wünscht die Freundin, daß ich kälter bliebe,
    Schöne Funken, weil ihr, sterblich Leid
    Zu vergelten, gar zu göttlich seid!

    Zeugen deß, was je von mir gelitten,
    Je geschwärmt von meiner Liebe ward,
    Flur und Thal, von Quellen schön durchschnitten,
    Haine, voll von Frühlingsgegenwart!
    O wie oft, wenn Zephyrn euch umfliegen,
    Seht ihr mich am öden Felsen liegen,
    Seht wie euer schwermuthsvoller Freund
    Ohne Hoffnung sein Geschick beweint!

    Ja, so ist's! Ihr
    Augen ohne Gleichen,
    Wo ihr strahlt, seh' ich mein Ziel allein,
    Und die Qual, es nimmer zu erreichen!
    Fern von euch, wie dünk' ich mich so klein!
    All' das Große, Schöne, Wunderbare,
    Was der Weis' im Lauf durchdachter Jahre
    Lernt von Kunst und von Natur zugleich,
    Fass' ich oft auf Einen Blick von euch!

    Wie so oft die Lieb' auf meinen Wangen
    Farb' um Farbe wechselt, seht ihr's nicht?
    Gram, Verzweiflung, zärtliches Verlangen,
    Schatten heute; morgen wieder Licht!
    Seht ihr das; o seht auf meinen Wangen
    Meines Herzens ganzes Bildniß hangen!
    Tief hinunter schlug der Zauberstab,
    Den zu führen euch die Liebe gab!

    Führt ihn gnädig; fesselt mein Vertrauen,
    Allerschönste Kinder der Natur!
    Ach! das Glück euch selber anzuschauen,
    Weigerte die große Mutter nur.
    Doch Ersatz gab sie mit voller Milde:
    Was ihr seid, ihr göttlichen Gebilde,
    Die ihr hoch zu Lieb' und Ehrbegier
    Mich entflammt, das Alles seht an mir!

    Könntet ihr, wie ich, den Zauber schauen,
    Den in euch die Unschuld selbst gelegt;
    Diesen Reiz des Weißen und des Blauen,
    Wenn er ruht und wenn er sich bewegt;
    Dieses Lächeln, diese hohe Würde,
    Dies - wie nenn' ich's? - Himmel! solche Bürde
    Von Entzücken, die mein Lobgedicht
    Sinken macht, ertrügt ihr selber nicht!

    Glücklich, dreimal glücklich ist die Seele,
    Die für euch sich nur geschaffen glaubt,
    Die nicht fragt: ob Gold und Ruhm ihr fehle?
    Nur sich wünscht, daß sie doch, nie beraubt
    Eurer Winke, still durch's Leben walle,
    Keinem Fürsten, euch allein gefalle,
    Außer euch, von jeder Fessel frei,
    Gottes würdig, und der Liebe sei.

    Schönste Wesen, nur um euretwillen
    Hat für mich das Leben seinen Werth!
    So wie Laub und Knospe sich enthüllen,
    Wenn der Mai ein ödes Thal verklärt:
    So enthüllet jede Tugend-Blüthe
    Sich aus meinem innersten Gemüthe,
    Seit mir Gott das Loos so himmlisch warf,
    Daß ich euch, nur euch bewundern darf!

    Aber wehe! daß ihr allzuselten
    Mir das Mitleid eurer Blicke gönnt!
    Ist es doch, als lägen tausend Welten
    Zwischen uns, die Spannenweite trennt!
    Gestern ach! als wir uns kaum erreichten,
    Auf einmal, wie schönes Wetterleuchten
    Wart ihr da - und wart nicht mehr - und ich
    Seufzte tief: Umstrahlt' ein Engel mich?

    Dennoch hört mein Lob nicht auf, zu tönen.
    Zieht der Tod den letzten Vorhang auf;
    Dann erhellt die letzte meiner Scenen!
    Gern vollenden will ich meinen Lauf,
    Wenn ihr einst mit einer Wehmuthszähre
    Auf der Asche des Geliebten klagt:
    "Ach! vielleicht, daß er noch nicht hier wäre,
    Hätten wir ihm weniger versagt!"
    _____

     

  • Christian Felix Weisse (1726-1804)

    Auf die Herausfoderung einer Amazone

    Du kleine stolze Amazone,
    Mit deinem grossen Federhut!
    So sehr ich meines Lebens schone,
    So hab' ich doch bey dir noch Muth.

    Du sollst mich auf dem Kampfplatz finden,
    Ich fechte nach der Ritter Pflicht;
    Nur lass die
    Augen dir verbinden:
    Mit deinen
    Augen fecht' ich nicht.
    _____


    Der blöde Liebhaber

    Dein schmachtend
    Auge scheint zu sagen,
    Dass du nicht unempfindlich bist,
    Dass dir mein Blick, dass dir mein stilles Klagen
    Ans Herz gedrungen ist.

    Was mir dein schmachtend
    Auge gönnet,
    Hab' ich zu fodern nie gewagt:
    Gebeut auch noch, dass dir mein Mund bekennet,
    Was dir mein Blick geklagt!
    _____

     

  • Christine Westphalen (1758-1840)

    Beredsamkeit des Schweigens

    Öffne nicht, du Sänger der Liebe, die Lippe: beredter
    Sagt dein
    Auge, dein Blick, wie du empfindest und denkst.
    _____



     

19./20. Jh.

 

  • Alexis Adolphi (1815-1874)

    Wo ein blaues Flämmchen spielt

    Wo ein blaues Flämmchen spielt
    Nächtlich über'm Grund,
    Thut es den verborg'nen Schatz
    In der Tiefe kund.

    Blaue Flamme licht und rein
    Dir im
    Auge lebt:
    Glücklich, wer den tiefen Schatz
    Deiner Liebe hebt.

    _____

     

  • Johanna Ambrosius (1854-1939)

    Schöne
    Augen

    I.
    So wie der Wandrer nach des Waldes Schatten
    Sich schmerzlich sehnt,
    Wenn nur die Wüste vor dem Blick, dem matten,
    Sich endlos dehnt;

    Wie der Geächtete in seiner Zelle
    Die Nacht begrüßt,
    Wo ihm ein Traum von Glück und Sommerhelle
    Sein Weh versüßt:

    So sucht dein
    Auge schattenkühl zum Rasten
    Mein müdes Herz,
    Daß es, befreit von seinen Schmerzenslasten,
    Flieh' himmelwärts.

    II.
    Ernste, dunkle, zaubermächt'ge
    Augen, wendet euch nicht ab,
    Seid mein Himmel, meine Wiege,
    Meiner Schmerzen kühles Grab.

    Zieht in eure Wundertiefen
    Meine Seele ruhelos,
    Ach, sie findet Glück und Frieden
    Nur in eurem feuchten Schoß.

    III.
    Du dunkelgrund'ges
    Märchenauge,
    Sag' mir, wovon du träumst,
    Daß du die lange Seidenwimper
    Mit Demantperlen säumst?

    Denkst wohl an jene zarte Blüte,
    Die sich für dich erschloß,
    Und ihre keusche reine Seele
    In deine Tiefe goß.

    Liebst du die schlanke weiße Lilie,
    Die deinem Grund vertraut,
    Und die zum kräftigen Entfalten
    Dein kostbar Naß betaut?

    IV.
    Ob auch dein
    Auge abgrundtief,
    Ich schau doch gern hinein,
    Es locken zu verführerisch
    Die süßen Blümelein.

    Ich beuge tiefer mich und schau'
    Und schaue mich fast blind,
    Die Unschuld weint am Wegesrand
    Um ihr verlor'nes Kind.

    V.
    Kann ich in deine
    Augen sehn,
    Dann ist die Welt mir doppelt schön;

    Dann bin ich froh und wohlgemut,
    Und denke: jedes Herz ist gut.

    Vergesse Sorg' und Not und Plag',
    Vergesse selbst den jüngsten Tag.

    Dein
    Auge ist mein Lebensborn,
    Es stillt mein Herz und kühlt den Zorn.

    O, bebe nicht vor mir zurück,
    Gönn' meiner Seele deinen Blick!

    Verschlei're mit der Wimper nicht
    Mein einzig süßes Lebenslicht.

    Und legt man mich dereinst ins Grab,
    Dann schaue lieb auf mich herab.

    Und gönn' mir deiner
    Augen Glanz,
    Sie sind mir mehr denn Blüt' und Kranz.

    Ich mag nicht zu der Sel'gen Schar,
    Treff' ich nicht dort dein
    Augenpaar.
    _____

     

  • Theodor Apel (1811-1867)

    O laß in Deines Blickes Milde

    O laß in Deines Blickes Milde
    Mich ruh'n in sel'gem Traum versenkt,
    Und schauen, wie mit eignem Bilde
    Dein liebes
    Auge mich beschenkt.

    Laß träumen mich, daß Deiner Seele
    Mein Glück, wie Du mir, theuer bist -
    Und trügt mein Hoffen - o verhehle
    Den Irrthum mir noch kurze Frist!

    Oft brachte Täuschung mir das Leben,
    Der Liebe hatt' ich längst entsagt -
    Du hast die Hoffnung mir gegeben,
    Daß sie auch mir noch einmal tagt.

    Wie stark, von Deinem Arm umwunden,
    Schau' ich auf Leiden, auf Verlust;
    Doch jedes Glück, das ich empfunden,
    Empfind' ich neu an Deiner Brust.

    Den heil'gen Schauer fühl' ich wieder
    Wie einst bei'm Abendglockenklang,
    Bei'm Jubelton der Frühlingslieder,
    Der jauchzend durch die Lüfte drang.

    Der ersten Liebe hoffend Bangen,
    Der Wonnerausch der ersten Gluth
    Entflammt, gelehnt an Deine Wangen
    Noch einmal den erloschnen Muth.

    Aus Deinen lieben, frommen Zügen
    Les' ich der Hoffnung Himmelslicht;
    Ach laß die Hoffnung mich betrügen,
    Nur störe mich in Träumen nicht!

    Und laß in Deines Blickes Milde
    Mich gläubig ruh'n noch kurze Frist,
    Und wähnen, daß in meinem Bilde
    Dein Aug' des Herzens Spiegel ist.

    _____


    Ich liebe Dich und meine Seel' ist Dein

    Ich liebe Dich und meine Seel' ist Dein,
    Mein ganzes Leben möcht' ich Dir nur weih'n,
    Du schaust mich an mit liebevollem Blick,
    Doch ahnet mir, uns lacht nie Liebesglück!

    Aus Deinem
    Augen strahlet sel'ge Lust,
    Und Himmelsfriede wohnt in Deiner Brust;
    Auf wen Du blickst, dem wird im Herzen Ruh -
    O lächle mir auch Ruh und Frieden zu!

    _____


    Du willst, ich soll Dich nun vergessen

    Du willst, ich soll Dich nun vergessen,
    Da Du mir nicht mehr eigen bist,
    Doch hab' ich nie ein Herz besessen
    Das leicht, was es geliebt, vergißt.

    Du warst mir theuer wie mein Leben,
    Ich hätte beider
    Augen Licht
    Mit Freuden hin für Dich gegeben,
    Die jetzt mir Wort und Treue bricht.

    Ich weiß, ich darf Dich nicht mehr lieben
    Da mich Dein Wille von Dir treibt,
    Doch ist Dein Bild mir nachgeblieben
    Das mir auch jetzt noch theuer bleibt.

    Dein Bild, wie mir es einst erschienen,
    Voll Reiz der Unschuld, klar und rein,
    Und noch bezaubern diese Mienen,
    Dieselben
    Augen sind noch Dein.

    Drum, wenn ich freundlich auf Dich schaue,
    Mein
    Auge liebend auf Dir ruht,
    Denk nicht, daß ich Dir wieder traue,
    Und fürchte nichts von meiner Gluth;

    Und glaube nicht, daß dieses Feuer
    Dir oder Deinem Reize gilt;
    Dich lieb' ich nicht, doch ewig theuer
    Bleibt mir der Einstgeliebten Bild.
    _____

    Zu ihr nun such' ich eilend vorzudringen,
    Und theile schnell der Herrn gedrängte Schaaren
    Die sie umflattern gleich geschwätzgen Staaren,
    Um einen Tanz von ihr sich zu erringen.

    Kaum wag' ich meine Bitten anzubringen,
    Doch freundlich blickt sie auf mit ihren klaren,
    Glanzvollen
    Augen, und es offenbaren
    Die Lippen meinem Wunsche das Gelingen.

    Ihr schöner Arm ruht traulich in dem meinen,
    So muß der Ball, wie kaum vor wenig Stunden
    Der rauhe Winter, mich mit ihr vereinen.

    Ich halte mit dem Arme sie umwunden,
    Und drücke fest die Hand der lieben Kleinen,
    Froh überrascht, daß ich sie hier gefunden.
    _____

    Der Sommer naht, mit glühend heißem Strahle
    Des Frühlings Blüthenschöpfung zu versengen,
    Daß sie, die früh die Knospe zu zersprengen
    Gewagt, die Kühnheit mit dem Tod bezahle.

    Und schon verstummt der Vögel Chor im Thale,
    Die Schwüle muß die kleine Brust verengen,
    Mag auch der Thau die matte Flur besprengen,
    Der Frühling kehrt doch nicht zum zweiten Male.

    Was kümmerts mich? ich habe Dich errungen!
    Aus Deinen
    Augen les' ich Glück der Liebe,
    Dein lieber Arm hält mich so fest umschlungen.

    So welket nur, ihr zarten Frühlingstriebe!
    Ist doch Dein holdes Ja zu mir gedrungen,
    Daß ewger Frühling mir im Herzen bliebe!
    _____


    Im Frühling

    Wenn im holden grünen Mai
    Knospen sich erschließen,
    Wollen alle Blüten frei
    Süßen Duft ergießen.

    Naht ein Nachtigallenheer,
    Frühlingslust zu singen,
    Darf doch nicht der Winter mehr
    Kalte Schauer bringen.

    Rein will sich der Sonne Macht
    Überall bewähren,
    Will des Frühlings heil'ge Pracht
    Ungestört verklären.

    Liebchen, deiner
    Augen Strahl
    Hat mein Herz gewonnen,
    Und es blüht wie Berg und Thal
    Wenn der Mai gekommen.

    Möchte dir bei Tag und Nacht
    Tausend Grüße sagen,
    Wie im Lenze liebentfacht
    Nachtigallen klagen.

    Wie die Rose süßen Duft
    Auf der Flur verbreitet,
    Wenn die linde Maienluft
    Durch die Blüten gleitet.

    O so laß mich an dem Licht
    Deiner
    Augen sonnen,
    Weicht doch auch der Frühling nicht,
    Der einmal begonnen!

    Und du gleichst der Frühlingspracht,
    Wie mein Herz der Blüte,
    Die, von warmer Sommernacht
    Aufgeweckt, erglühte.
    _____

     

  • Elsa Asenijeff (1867-1941)

    VERTRAUEN UND ANGST

    Du lieber Grosser!
    Nimm meine Hände ganz in deine hinein
    Und hülle sie in deine schützende Wärme ein.
    Sieh mir gut in die
    Augen hinein,
    Dann werd ich gehorsames Kind
    Und alles Leid wird vergessen sein.
    Nein! Nein!
    Komm mit deinen Fingern nicht
    An den meinen vorüber
    Funken springen hinüber – herüber
    Nein!
    Sieh mir nie – nimmer
    In meine
    Augen hinein –
    Denn dann würd ich dir blind
    Verfallen sein . . .!
    _____

     

  • Hugo Ball (1886-1927)

    Ach, die Wiege,
    Drin ich liege,
    Tönt wie eine Gambe!
    Über mir
    Ein Saphir
    Schwingt die ewige Lampe.

    Deine Brüste,
    Ach, du süßeste
    Aller Fraun, Marie,
    Reichst du, daß das Herz gesunde,
    Meinem armen Kindermunde,
    Und ich weiß nicht, wie

    Mir geschieht, daß deine Arme,
    Unberührt von allem Harme,
    Sich gleich Engelschwingen
    Um die Wiege,
    Drin ich liege,
    Und sich um mich selber schlingen.

    Deiner
    Augen
    Sterne saugen
    Meine Seele ein.
    Und so tränkest du mich trunken
    Und verschenkest dich versunken,
    Und so bin ich dein ...
    _____

     

  • Cathinka Serafina Bergmayr (1814-1843)

    Stumme Liebe

    Einstmals ist es mir gewesen,
    Als ob du mich liebtest gar!
    Gern aus
    Augen mocht' ich's lesen,
    Denen gar so gut ich war.

    Aber wenn die
    Augen sprachen,
    So versagte dir der Mund -
    - Lautlos kann man eh'r entsagen -
    Und es blieb ein stiller Bund.
    _____

     

  • Otto Julius Bierbaum (1865-1910)

    Ach, wie wird mir wohl und weh,
    Süße Dame, süße Dame,
    Wenn ich Ihre
    Augen seh,
    Die der reine Zunder sind,
    Und den Busen, weiß wie Schnee.
    _____


    Unschuld

    Gieb, schönes Kind, mir deine Hand
    Und sieh mich an,
    Den Reisenden aus Wehmutland
    Und ärmsten Mann.

    Schlag deine
    Augen nieder nicht;
    Sie sind so hold;
    Noch nicht voll Glut, doch voller Licht
    Und Unschuldsgold.

    Das hat so innig milden Schein,
    Oh süßes Kind,
    Dass alle Kümmernisse mein
    Verflogen sind.
    _____


    Amor-Vampyr

    Im hellen Herbstwald auf buntem Laub
    Waren wir wie Kinder und küßten uns
    Unschuldig in linder Liebe.

    Bubenmädel, Bubenmädel,
    Wie lachten deine
    Augen, die hellen, braunen,
    Wie lag dein liebes Köpfchen so leicht auf dem Laube,
    Und leicht auch lagen meine Lippen auf deinen.

    Aber die Nacht kam auf Katzenpfoten,
    Die schwarze, schwere, schweigende Nacht,
    Und schwül wars im Zimmer.
    Das gelbe Licht der schwebenden Lampe lag
    Wie leuchtender, feuchter Nebel über dem Raum,
    Und deine
    Augen fragten ängstlich aus dem gelben Dämmer.

    Braune, brütende, unselige
    Augen.
    In ihnen braute, tief unten, tief,
    Brodelnder giftiger Gischt.

    Oh du, du, du!

    Und über dich hin warf mich die Wut der Liebe.

    Und unsre Lippen lasteten aufeinander,
    Wie alle schmerzlichen, sehnsuchtschmachtenden Sünden zweier Sterne,
    Die sich im wirbelnden Weltall treffen
    Und klagegellend sich umklammern.

    Oh du, du, du!

    Und meine
    Augen gruben sich in deine,
    Und meine Arme wanden sich um deinen Leib wie Raubtierpranken;
    Und es stöhnte deine Brust,
    Und deine
    Augen irrten wie verflogene Tauben.

    Sie suchten den hellen Herbstwald
    Und die Kindheit unsrer Liebe
    Im bunten Laube.

    Und fanden nicht und wurden schmerzenstarr
    Und höllebrünstig heiß und hackten in mein Herz
    Wie schwarze Adlerschnäbel.

    Oh du!

    Oh du!

    Matt sank mein Haupt dir in den Schooß.
    Du bebtest.

    Dann sprachst du leise wirre Worte und weintest.

    Und deine
    Augen wurden wieder hell.

    Weißt du es wohl, was zwischen uns geschehn?

    Der Haß hat uns gepaart in wildem Kampf,
    Der Haß von Mann zu Weib und Weib zu Mann,
    Die heiße Gier, sich einzusaugen das fremde Herz
    Und jeden Tropfen Blutes und jeden Atemzug.

    Mein Herz und dein Herz haben sich geschaut im Kampfe,
    Und kämpfend sich durchdringend sind sie in Eins geflossen.

    Du bist nun ich, doppelt ist meine Seele.

    Wird sie je leben
    Können ohne dich?
    _____


    Letzte Bitte

    Laß mich noch einmal dir ins schwarze
    Auge sehn,
    Laß mich noch einmal tief ins heiße Dunkel senken
    Den trunkenen Blick, dann will ich weitergehn
    Und dich vergessen … Nur in harter Zeit,
    Wenn sich der Sehnsucht
    Augen rückwärts lenken,
    Wenn meine Seele nach Vergangenem schreit,
    Dann will ich jenes einen Blicks gedenken,
    Des liebeheißen, gütereichen Blicks,
    Der mir im Bann versagenden Geschicks
    Das Herz zu einem schmerzentiefen Glück geweiht.
    _____


    Nachtgang

    Wir gingen durch die dunkle, milde Nacht,
    Dein Arm in meinem,
    Dein
    Auge in meinem;
    Der Mond goß silbernes Licht
    Ueber dein Angesicht;
    Wie auf Goldgrund ruhte dein schönes Haupt,
    Und du erschienst mir wie eine Heilige: mild,
    Mild und groß und seelenübervoll,
    Gütig und rein wie die liebe Sonne.
    Und in die
    Augen
    Schwoll mir ein warmer Drang,
    Wie Thränenahnung.
    Fester faßt ich dich
    Und küßte -
    Küßte dich ganz leise, - meine Seele
    Weinte.
    _____

     

  • Ernst Blass (1890-1939)

    Hoher Traum

    Es sind in mir noch die blauen
    Augen
    Und lassen mich nicht ruhn, was ich auch treibe.
    Sie scheinen mir mein Leben aufzusaugen,
    Dass nicht ein Schritt, kein Atemzug mehr bleibe,

    Ganz wie der Tod, heimlich und unbeirrt,
    Und wenn sich meine Widerstände mindern,
    Dann werden sich wohl auch die Schmerzen lindern,
    Die in mir streben wirr und ohne Hirt.

    O süsses, o beruhigendes Ende!
    Ein Nehmen? Nein - ein sanftes Wiedergeben,
    Ein Traum, vertrauter als das wache Leben,
    O liebe
    Augen, o geliebte Hände!
    _____

    Offen kündend und doch schweigend,
    Deine
    Augen sind wie Flammen.
    Innig waren wir zusammen,
    Ahnungsvoll und süss uns neigend.

    Zärtlichkeiten, ganz geständig,
    Strömten zu wie Melodein.
    Sieh, es trat der Gott lebendig
    Und voll Sehnsucht in dich ein.
    _____

    Ich sehe immer deine
    Augenbogen
    Und deine
    Augen, blau bis auf den Grund.
    Ein Nachen bin ich nur auf diesen Wogen,
    In Licht gebadet ist das ganze Rund,

    Die dunklen Glocken tönen aus der Tiefe
    Fast freudig Harmonieen ohne Weh.
    Und einen Augenblick gibt es, als liefe
    Der Sonne Lächeln über einen See.
    _____

     

  • Friedrich von Bodenstedt (1819-1892)

    ***

    Gern schau ich in's dunkle
    Auge dir,
    Mit den langen, seidnen Wimpern drauf -
    Aus solches
    Auges Nacht ging mir
    Einst hell der Tag der Liebe auf.

    Todt ist sie lange, kalt und todt -
    Gebrochen ist der Zauberring,
    Drin glühend mir das Morgenroth
    Des Herzens auf- und unterging.

    Doch du bist blühend, frisch und jung,
    Kennst noch den Gram des Lebens nicht -
    Und jungen Glücks Erinnerung
    Lacht mir aus deinem Angesicht.

    Drum schau ich so gern in's
    Auge dir,
    Mit den langen seidnen Wimpern drauf:
    Aus solchen
    Auges Nacht ging mir
    Einst hell der Tag der Liebe auf.
    _____


    Seit deiner
    Augen Himmelsglanz

    Seit deiner Augen Himmelsglanz
    Mir in das Herz gestossen,
    Hat sich das Weltgeheimniß ganz
    Dem innern Blick erschlossen.

    Was dunkel war in Raum und Zeit,
    Ist nun in Licht verschwunden,
    Ich habe die ewige Seligkeit
    Genossen in Sekunden.

    Nun ist der Wahn und Zweifel hin,
    Umschifft sind alle Klippen,
    Seit mir des Lebens tiefsten Sinn
    Gepredigt deine Lippen.

    Ich möcht' es jubelnd sonnenhell
    Der ganzen Welt verkünden,
    Allein der Weisheit tiefsten Quell
    Muß Jeder selbst ergründen.
    _____

     

  • Adolf Böttger (1815-1870)

    Wie Mondesglanz die Nacht durchbricht

    Wie Mondesglanz die Nacht durchbricht
    Und strömt auf Thal und Matten,
    So fließt der Schönheit Lilienlicht
    Aus Deiner Wimpern Schatten.

    Seit im Gebet die Händchen Du
    Zum erstenmal gefaltet,
    Hat auch des Himmels sel'ge Ruh
    In Deinem Blick gewaltet.

    Der Engel des Gebetes blieb
    Am Glanz der Unschuld hangen,
    Und hielt die Stirne fromm und lieb
    Im Bruderkuß umfangen.

    Er legte Dir voll Liebeshuld
    Zwei Rosen auf die Lippe,
    Und hauchte Worte der Geduld
    In diese heil'ge Krippe.

    Er nahm sein lichtes Flügelpaar
    Und lieh es Deiner Liebe,
    Daß sie auf Erden immerdar
    Ganz ohne Flecken bliebe.

    Wer einmal sah im tiefsten Schmerz
    In Deines
    Auges Sonne,
    O dessen Blick, o dessen Herz
    Bricht - oder schmilzt in Wonne!
    _____

     

  • Udo Brachvogel (1835-1913)

    Dunkle
    Augen flammen und verüben
    Stets auf's Neu den Mord an meinem Leben,
    Waffenlos bin ich dahingegeben,
    Und der Seele Spiegel will sich trüben.

    Ob sie auch den müden Leib begrüben,
    Diese Leidenschaft wird überleben,
    Wird die Seele als Vampyr umschweben
    Unbarmherzig rastlos noch dort drüben.

    Bei den Locken, die Dein Haupt umwallen,
    Bei den Lippen, die Entzücken spenden,
    Bei den
    Augen, welche Taumel senden:

    Lass' mein Wort nicht ungehört verhallen,
    Lasse nicht mich in Verzweiflung enden,
    So mich nicht in lichten Wahnsinn fallen!
    _____

    Darf ich wirklich Dir zu Füßen sinken,
    Küssen Deiner Locken wilde Pracht,
    Sehn, wie Deine Lippe schwillt und lacht,
    Und von dieser Lippe Wahnsinn trinken?

    In den sonnenhaften
    Augen winken
    Liebesfeuer, zehrend angefacht;
    Wehe mir, in ihres Grundes Nacht
    Sehe ich mein Todesmesser blinken.

    Sei's darum. Was bietet noch das Leben?
    Kann von Gott ich Schöneres erwerben,
    Der mir höchstens kann den Himmel geben?

    Sei's darum. Willkommen, mein Verderben!
    Wer im Arm Dir einmal durfte beben, -
    Muß Dir fern ja doch vor Sehnsucht sterben.
    _____

     

  • Helene Branco (Ps. Dilia Helena) (1816-1894)

    Dein
    Auge

    Ein Himmelreich dein
    Auge ist,
    Ein Engel jeder Blick;
    Wem liebend er begegnet ist,
    Dem lächelt das Geschick.

    O Himmel, nimm mich auf in dich,
    Und laß mich selig sein!
    O Engel, ziehe segnend mir
    In's offne Herz hinein!
    _____


    Einmal nur!

    Einmal nur so von Entzücken,
    So von dunklem Gram erfüllt
    Ueber deine Hand mich bücken,
    Und mein Sehnen wär' gestillt.

    Einmal traulich bei dir säumen,
    Glückesstill dir lächeln zu,
    Selig dir am Herzen träumen
    Eines Augenblickes Ruh'!

    Einmal nur es glaubend fassen,
    Daß dein Lieben nimmer ruht,
    Daß dir nimmer werd' erblassen
    Meines Bildes Farbenglut.

    Einmal in dein
    Auge sinken
    Thränenheiß mein Blick hinein -
    Dann hinweg! wo Sterne winken,
    Schlumm're meine Seele ein!
    _____

     

  • Wilhelm Busch (1832-1908)

    Metaphern der Liebe

    Welche
    Augen! Welche Miene!
    Seit ich dich zuerst gesehen,
    Engel in der Krinoline,
    Ist's um meine Ruh' geschehen.

    Ach! in fieberhafter Regung
    Lauf' ich Tag und Nacht spazieren,
    Und ich fühl' es, vor Bewegung
    Fang' ich an zu transpirieren.

    Und derweil ich eben schwitze,
    Hast du kalt mich angeschaut;
    Von den Stiefeln bis zur Mütze
    Spür' ich eine Gänsehaut.

     Wahrlich! Das ist sehr bedenklich,
    Wie ein jeder leicht ermißt,
    Wenn man so schon etwas kränklich
    Und in Nankinghosen ist.

    Würde deiner
    Augen Sonne
    Einmal nur mich freundlich grüßen,
    Ach! vor lauter Lust und Wonne
    Schmölz ich hin zu deinen Füßen.

    Aber ach! Aus deinen Blicken
    Wird ein Strahl herniederwettern,
    Mich zerdrücken und zerknicken
    Und zu Knochenmehl zerschmettern.
    _____

     

  • Adelbert von Chamisso (1781-1838)

    Wir wollten mit Kosen und Lieben
    Genießen der köstlichen Nacht.
    Wo sind doch die Stunden geblieben?
    Es ist ja der Hahn schon erwacht.

    Die Sonne, die bringt viel Leiden,
    Es weinet die scheidende Nacht;
    Ich also muß weinen und scheiden,
    Es ist ja die Welt schon erwacht.

    Ich wollt', es gäb' keine Sonne,
    Als eben dein
    Auge so klar,
    Wir weilten in Tag und in Wonne,
    Und schliefe die Welt immerdar.
    _____

     

  • Peter Cornelius (1824-1874)

    Blumenaugen

    Blumenaugen lügen nicht,
    Wie auch Mädchenblicke lügen,
    Blumensprache kann nicht trügen,
    Blumenaugen lügen nicht.

    Wollt'st du, als ich gehn gemußt,
    Keinen Blick mir zugestehen,
    Hat mich freundlich angesehen
    Doch die Ros' an deiner Brust.
    _____


    Laß mich deine
    Augen fragen

    Ob mein Mund auch dürfte nimmer
    Liebesworte zu dir wagen,
    Dürft' ich nur der Blicke Schimmer,
    Dürft' ich deine
    Augen fragen.

    Dir in
    Augen möcht' ich lesen,
    Forschen, wie in heil'gen Sagen,
    Ob auf Sternen du gewesen
    Eh' die Erde dich getragen?

    Ach, ein Wort schafft hohe Wonne
    Und ein Wort kann Wunden schlagen;
    Laß aus deiner
    Augen Sonne
    Nicht die Lippe mich verjagen.

    Nie wird Eden leuchtend helle,
    Nie mir deine Seele tagen;
    Laß mich lauschen an der Schwelle,
    Laß mich deine
    Augen fragen!
    _____


    Sie sprach: du sollst nicht sehen

    Sie sprach: du sollst nicht sehen
    So schmachtend ins
    Auge mir!
    Ich sprach: es soll nicht geschehen,
    Und sah ganz verwundert nach ihr.

    Sie sprach: du sollst nicht immer
    Mir Blumen bringen ins Haus!
    Ich sprach: ich tu' es ja nimmer,
    Und reicht' ihr zum Pfand den Strauß.

    Sie sprach: ich kann's nicht leiden,
    Daß du mir küssest die Hand.
    Ich sagt', ich wollt' es vermeiden,
    Und küßt' ihres Kleides Rand.

    Sie sprach: und knie nicht nieder,
    Sonst mußt du von mir fliehn!
    Ich sprach: nie tu' ich es wieder!
    Ich schwor es ihr auf den Knien.
    _____


    Meines Herzens stummes Grüßen

    Meines Herzens stummes Grüßen
    Weckst du neu zu Liebeslaut;
    Immer hab' ich singen müssen
    Wenn ich dir ins Aug' geschaut.

    Deine süßberedten
    Augen
    Sind so holder Fragen voll,
    Daß nur Klang und Sang will taugen
    Wenn ich Antwort geben soll.

    Deines Blickes milder Schimmer,
    Deines Mund's melod'scher Schall,
    Wecken in der Brust mir immer
    Widerschein und Widerhall.
    _____

     

  • Max Dauthendey (1867-1918)

    Wie mein
    Aug' am Sommer hängt

    Alle Hecken stehn zerzaust
    Und der Wind am Wege haust.
    Tag und Nacht die Regentropfen
    Auf die kahlen Steine klopfen;
    Augen meine nimmersatten
    Nie genug vom Sommer hatten.
    Wie mein
    Aug' am Sommer hängt,
    So mein Mund zur Liebsten drängt.
    _____


    Hülle dich in meine Hände

    Bleibt das Licht nicht mehr Begleiter,
    Dunkelheit bringt keine Binde,
    Meine Hände leuchten weiter,
    Glühend meinen Weg ich finde.

    Meine Finger fühlen sprühend,
    Wie zehn
    Augen sie dich sehen,
    Und sie bleiben nicht wie
    Augen
    Nur vor deiner Seele stehen.

    Habe deinen Leib gebettet
    Dicht an meine heiße Lende;
    Kommt die Scham zu dir die leise,
    Hülle dich in meine Hände.
    _____


    In meinem Ohr wohnt nur dein Name

    Das Rot deiner Wange ist ein Bett für mein
    Auge,
    Mein Zimmer wird feierlich von der Pracht deiner Haare,
    Jede Stunde bei dir ist ein Baum voll zärtlicher Blumen.

    Wenn ich von dir singe,
    Füllt der Himmel heiter meine Scheiben,
    Und die Wolken ziehn zufrieden ihren Weg.

    Wenn ich dich vermisse,
    Zerrt mein Herz an meiner Kette.
    In meinem Ohr wohnt nur dein Name,
    Wie ein Vogel im Bauer.
    _____


    Ich will gern an dir verbrennen

    Deine
    Augen schläfern meinen Willen ein wie der Same des Mohnes,
    Deine Augäpfel sind durchsichtiger als Tau,
    Doch ihre Pupillen sind dunkel wie mein Tod.

    Dein Gang ist königlich,
    Du bist gewohnt, durch den Himmel zu gehen.

    Die Sonne könnte mich nicht tiefer stechen
    Als der Stachel deiner Liebe.
    Ich will gern an dir verbrennen.
    _____


    An deinen Lippen

    Deine Küsse halten mich glühend wach,
    Sie gehen wie feurige Sterne ums Dach.
    An deinen Lippen wird's Blut mir rot,
    Mein Herz springt ins Feuer, mein
    Auge loht.
    Deine
    Augen wie kleine Monde beim Küssen
    Im letzten Himmel verschwinden müssen.
    _____


    Du bist mehr als ein Frühling

    Der süße Flieder steht nur einmal im Jahr auf dem Baum,
    Deine Brüste blühen mir jahraus, jahrein, du bist mehr
    als ein Frühling.
    Meine Wünsche glänzten wie die Sprossen der Kastanie,
    Du zogst sie alle an die Sonne, wir sitzen in einem Laubdach
    Und lachen uns zu im satten Schatten.
    Wie einen Baum, den der Blitz überfiel, hatte mich
    die Sehnsucht gezeichnet,
    Jetzt wohnen deine Bienen bei mir, und meine
    Augen
    fließen über von deinem Honig.
    _____

    Es hingen, wie duftende Hände von Frauen,
    Blaß die Akazienblüten im Blauen;
    Sie streuten uns süße Betäubung aus,
    Die Füße fanden nicht mehr nach Haus.

    Wir suchten im Gras nach tiefgrünen Ecken,
    Wollten berauscht das
    Auge verstecken;
    Kein Versteck war uns dunkel genug,
    Weil 's
    Auge Feuer ins Dunkel trug.

    Es hingen an Gittern die Rosen wie Tropfen,
    Wie Herzen, die schmachtend an Gitter klopfen;
    Vor Rosen fanden wir kaum das Haus,
    Rosen brannten das
    Auge aus.

    Und wär' ich erblindet, wär' dies geschehen,
    Ich müßte immer und ewig dich sehen,
    Denn keine Blindheit macht dunkel genug,
    Weil ich im
    Auge wie Feuer dich trug.
    _____

    Ich küsse die Luft,
    Ich umarme die Wärme der Nächte.
    Mir ist, es müsse von meinem Harme, meinem Sehnen
    Aus der Leere dein
    Auge aufsprießen,
    Zu mir fließen dein blauender Blick.
    Sonne brütet,
    Sommergras glüht,
    Vom roten Mohn sprüht brünstiger Schein.
    Ich strecke die Arme,
    Erbarme dich, Licht,
    Mich küssen hungrige Nächte.
    _____


    Im Grund deiner
    Augen

    Im Grund deiner Augen steht meine Welt auf dem Kopf,
    Dort lächle ich meinen Feinden zu und küsse dem Tod die Finger.
    Klopfe an mit dem warmen Hammer in deiner Brust,
    Es ist ein Schatz in meinem Meer. Täglich ging ich hinter dir her,
    Sammelte deine Worte und deine Gebärde, zog Gold darum
    Und versteckte sie unter roter Erde in einem roten Meer.
    _____

    Laß mich in deinem stillen
    Auge ruhen,
    Dein
    Auge ist der stillste Fleck auf Erden.

    Es liegt sich gut in deinem dunkeln Blick,
    Dein Blick ist gütig wie der weiche Abend.

    Vom dunkeln Horizont der Erde
    Ist nur ein Schritt hinüber in den Himmel,
    In deinem
    Auge endet meine Erde.
    _____


    Mein Stuhl steht im Himmel

    Mein Stuhl steht im Himmel, wenn ich an dich denke.
    Sitze bei mir und lege deinen Schmuck in mein Herz,
    Du sollst in meinen
    Augen dich beschauen,
    wie schön du bist.

    Dein Lächeln hat Hände und beschenkt mich reich.
    Ich gehe vor dir wie ein selig Gestorbener,
    Mein Herz steht still und feiert.

    Ein Feuer, das auf den Scheitern sich wiegt,
    Liegt dein
    Auge auf mir, meine Füße sind Stahl,
    ich bin dein Schatten,
    Ich folge dir ohne Ermatten und ohne Wahl.
    _____


    Nie war die eine Liebesnacht in deinem Schoß
    der andern gleich

    Nie war die eine Liebesnacht
    In deinem Schoß der andern gleich,
    Dein Leib ist ein Septembermond
    An immer neuen Früchten reich.

    Die Brüste sind ein Traubenpaar,
    Und drinnen pocht der junge Wein,
    Die
    Augen sind ein Himmelstor
    Und lassen meine Wünsche ein.
    _____

    Stille weht in das Haus,
    Fühlst du den Atem des Mondes,
    Löse dein Haar,
    Lege dein Haupt in den Blauschein hinaus.
    Hörst du, das Meer unten am Strand
    Wirft dir Schätze ans Land;
    Sonst wuchsen im Mond Wünsche, ein Heer,
    Seit ich dein
    Auge gesehn, ist die Mondnacht wunschleer.
    _____

     

  • Marie Eugenie Delle Grazie (1864-1931)

    Die
    Augen des Geliebten

    Welche Wonne, welch' Entzücken,
    Liebster in Dein Aug' zu blicken,
    Das so tief, so sehnend blaut,
    Das vom reinsten Glücke trunken,
    Freude sprüht in hellen Funken
    Wonnesam und liebetraut.

    Was die Welt an Schönem heget,
    Was das Menschenherz beweget,
    Lacht aus Deinem Aug' mich an,
    Und ich fühl mit süßem Bangen,
    Daß der Seele Gluthverlangen
    Nicht ein leerer, eitler Wahn.

    War mein Leben doch so trübe,
    Ohne Hoffnung, ohne Liebe,
    War das Glück mir doch so fern,
    Eh' mit himmlischem Gefunkel
    Durch das tiefe Schmerzensdunkel
    Hold erglänzt mir dieser Stern.

    Und so mög' er ewig glühen,
    Ewig Glück und Wonne sprühen
    Aus der Seele tiefstem Schacht,
    Daß mein Herz von Lieb durchdrungen,
    Und von sel'ger Lust durchklungen,
    Froh zu neuem Sein erwacht.
    _____

     

  • Felix Dörmann (1870-1928)

    So laß mich knien vor Dir
    Tief im Staube,
    Laß mich Deine schmalen Hände
    Leise küssen;
    In diesen tränenfeuchten,
    Dunklen
    Augen
    Wohnt das Mitleid,
    Wohnt die Alles vergebende,
    Göttliche Liebe.
    O laß mich knien vor Dir
    Tief im Staube. –
    _____

    Und wieder umpreßt und umschnürt mich
    Das grauenhaft herrliche Weib,
    Es brennt und zuckt und zittert
    Morphiumgesättigt ihr Leib.

    Jedwede Muskelfaser
    Sich zum Zerreißen dehnt,
    Die schrankenlosesten Freuden
    Das trunkene Hirn ersehnt.

    Es hebt in wilden Stößen
    Schweratmend sich die Brust,
    Durch jede Fiber rieselt
    Bewußtseinertötende Lust.

    Dein
    Feuerauge funkelt
    In brünstiger Liebesgier,
    Jetzt ist die Zeit gekommen, -
    Geliebte, - jetzt sündigen wir.
    _____


    Kleine, mit den großen
    Nixenaugen

    Kleine, mit den großen Nixenaugen,
    Mit dem bleichen, somnambulen Antlitz,
    Mit der schweren, goldnen Flechtenkrone,
    Schmiege Deine Wange an die meine,
    Sag' mir noch einmal die trauten Worte:
    "Dein für immer, Dein für immer!"

    Sieh, so seltsam, so erstaunlich dünkt's mir,
    Daß gerade Du, das vielgeliebte,
    Wohlgehegte, sorgenlose Schoßkind
    Für den unruhvollen, rätselhaften,
    Hirngepeitschten Schwärmer Liebe fühlt.

    Presse Deinen Mund, den kleinen, heißen,
    Innig an mein Ohr, und leise, leise,
    Daß es niemand hört auf dieser Erde,
    Auf der kühlen, spöttisch klugen Erde,
    Sag' mir noch einmal die trauten Worte:
    "Dein für immer, Dein für immer!"
    _____


    Stumme Liebe

    Selig, willenlos dahingegeben,
    Ruht der schlanke Leib in meinen Armen,
    Und die feuchten, vollen Lippen suchen
    Leise die meinen.

    Aber keine Liebesworte schauern
    Aus bedrängtem Busen weich ans Ohr mir;
    Nur die dunklen, angstvoll großen
    Augen
    Leuchten vor Liebe.

    Schweigend pressen sich die heißen Hände,
    Sprechen sich die Geister und die Herzen,
    Und geheimnisvoll beschleicht die Seele
    Ahnung des Glücks.
    _____

    Es schläft in Deinem
    Auge
    Ein Liebeswahnsinn-Atom,
    Noch scheut und fürchtet die Seele
    Den tosenden Flammenstrom.
    Ich aber will ihn entfesseln,
    Und sei es mit frevelnder Faust,
    Ich will, daß sein Gluthauch betörend
    Zwei selige Menschen umsaust.
    Auch Deine Seele dürstet
    Nach einem Liebesmeer,
    Es brennen und glühn Deine Hände, -
    Dein Herz glüht tausendmal mehr.
    Du schweigst und Du zitterst, Lucia,
    Und über Dein Antlitz fliegt
    Ein heißes, dunkles Erröten -
    Lucia – Du bist besiegt!
    _____

    Ein fahles Mondlicht zittert
    Durchs offene Fenster herein,
    Dein nackter Leib erschimmert
    Wie mattes Elfenbein;
    Die halbgeschlossenen
    Augen,
    Sie glühen begehrend mich an -
    Dann flüsterst Du innig und leise:
    Du lieber, Du teurer Mann.
    Und Deine kühlen Arme,
    Sie reißen mich an die Brust,
    Und ich küsse die wogende, heiße,
    Und wilder erfaßt uns die Lust.
    Von Deinen Lippen ringt sich
    Ein jauchzender Liebesschrei, -
    Und achtlos rollen die Stunden
    In endlosen Küssen vorbei.
    _____


    Totenliebe

    Und leise trat ich an Dein Sterbelager,
    Du kaum erschlossne, schnell verwelkte Blüte.
    - - Mir war ja heimlich zugeflüstert worden,
    Du hättest ganz im Stillen mich geliebt. - -

    Noch einmal hoben sich die schweren Lider
    Und aus den todesmatten
    Augen brach
    Ein letzter – langer – tiefer Blick der Liebe,
    Und Deine abgezehrte, kleine Hand,
    Noch einmal legte sie sich fest in meine,
    Und dann war Alles, Alles, Alles aus.
    _____


    Wieder grüßen Deiner
    Augen

    Wieder grüßen Deiner Augen
    Märchenhafte Zaubersterne
    Herab zu mir,
    Vom bleichen Antlitz,
    Dem unnennbar süßen,
    Und die alte, heiße Liebe
    Lodert auf;
    Wie vom Ätna Feuerströme,
    Brechen aus den
    Flammenaugen,
    Aus den mächtig, dunklen Sternen
    Wilde Gluten in mein Herz,
    Und mich faßt ein stürmendes Verlangen,
    Eine brennend heiße, tolle Sehnsucht,
    In die Arme wollustschauernd
    Dir zu stürzen,
    Deines Mundes Küsse aufzusaugen
    Wie den Sonnenstrahl der Heliosblume …
    Und Du siehst die Flammen in mir wühlen,
    Siehst den Leib in Liebeskrämpfen beben -
    Und Du lächelst kühl und spöttisch.
    _____

     

  • Carl Ferdinand Dräxler-Manfred (1806-1879)

    Einst

    Einst lebt' ich wie die Entzückten
    Mit aller Welt in Ruh',
    Zwei himmlische
    Augen blickten
    Mir ewig Liebe zu.

    Zwei Lippen flüsterten leise
    Gar manchen süßen Scherz,
    Zwei Arme, blendendweiße,
    Sie zogen mich an's Herz.

    An's Herz, d'raus liebendes Feuer
    Auf mich herüberflog,
    Und Herz und Leben und Leier
    Mit Glut mir überzog.

    Mit Glut, so die Seele wieder,
    Ein Aetna, schlug in die Höh',
    Und dann als Lava der Lieder
    Forttrieb zum Lebenssee.

    O
    Augen, o Lippen, o Arme,
    O Zeit, wo bist du hin!
    Von all' dem Freudenschwarme
    Was blieb mir zum Gewinn?

    Nichts als die Erinnerung eben,
    Die mich ergötzen darf,
    Als Perle, die in mein Leben
    Das karge Glück mir warf.
    _____

     

  • Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857)

    Klage

    Blaue
    Augen, blaue Augen!
    Ach, wie gebt ihr süße Peine!
    Aus dem schönen Wald unzählig
    Stimmen zielen, grüne Scheine,
    Und ich lass' mich gern verführen,
    Locken Schmerzen so von weiten.
    Draußen auf der Waldeswiese
    Lass' ich wohl mein Rößlein weiden,
    Sinnend steh' ich lang' daneben,
    Grüßt mich wie aus fremden Zeiten
    Waldesrauschen, Lied der Bronnen,
    Ewigblühend grünes Schweigen,
    Aus der tiefsten Brust Erinnern
    Lang vergeßner goldner Träume -
    Und ich muß dann fragen immer,
    Ewig fragen: wo Sie weile?
    Und das Waldhorn will mir's sagen,
    Und das Herz will ewig weinen:
    Süße Peine, blaue
    Augen!
    Ewig stehst du in der Weite,
    Blühend in den blauen Tagen.
    Wolken durch den Himmel eilen,
    Liebesblick kommt oft geschossen,
    Und es glänzen Feld und Haine,
    Und die Klarheit schließt sich wieder,
    Und ich stehe so alleine;
    Und ich kann mich gar nicht retten
    Von den Freuden, von den Leiden,
    Und ich kniee und ich bete:
    Schöne Fraue, liebe, reine!
    Blaue
    Augen, blaue Augen,
    Ach! wie gebt ihr süße Peine!
    _____


    Der Blick

    Schaust du mich aus deinen
    Augen
    Lächelnd wie aus Himmeln an,
    Fühl' ich wohl, daß keine Lippe
    Solche Sprache führen kann.

    Könnte sie's auch wörtlich sagen,
    Was dem Herzen tief entquillt,
    Still den
    Augen aufgetragen,
    Wird es süßer nur erfüllt.

    Und ich seh' des Himmels Quelle,
    Die mir lang verschlossen war,
    Wie sie bricht in reinster Helle
    Aus dem reinsten
    Augenpaar.

    Und ich öffne still im Herzen
    Alles, alles diesem Blick,
    Und den Abgrund meiner Schmerzen
    Füllt er strömend aus mit Glück.
    _____


    Die Entstehung der
    Augensprache

    Seitdem samt Pfeil und Zaubertücken
    Man Amorn aus der Würklichkeit verbannt',
    Schießt er unsichtbar itzt und unerkannt
    Doch schlauer noch, mit Mädchenblicken.
    _____

     

  • Ludwig Eichrodt (1827-1892)

    Einst

    An dich allein denk ich so gerne,
    Zu dir flieht mein Gedanke hin!
    Die süßen braunen
    Augensterne
    Sie gehn mir nimmer aus dem Sinn.

    Ich muß mit ihren Feuerblicken
    Sie überall und immer sehn,
    Sie kommen meinen Traum zu schmücken,
    Ich seh sie Nachts am Himmel stehn.

    Denk ich der Stunden jener trauten,
    Da wir wie Kinder fort und fort
    Uns lächelnd in die
    Augen schauten,
    Beseligt ohne Kuß und Wort.

    Da wir erquickten Geist und Sinne
    An allem Trefflichen der Welt,
    Da wir allmälig wurden inne,
    Was uns beflügelt und beseelt. -

    Und denk ich jenes Augenblickes,
    Da ich den ersten Kuß gewagt,
    Und denk ich des verrauschten Glückes,
    Da du mir keinen Kuß versagt -

    Und denk ich, wie die Monden flossen,
    Wo dann wir, Brust an Brust gepreßt,
    Uns in die Arme liebend schlossen,
    So innig lang, so heiß, so fest -

    Ach! Wenn ich jener Zeit gedenke,
    Die wie ein goldner Traum verblich,
    Und in den alten Traum mich senke,
    So weiß ich nur: ich liebte dich!
    _____


    Ihr Anblick

    Wenn so die süße dunkle Glut
    Von deinen
    Augen weht,
    O halt es, Mädchen, mir zu gut,
    Daß sie mir zündet tief ins Blut,
    Und auch mein Herz in Flammen steht.

    Traun! deine Wangen blühn so hell,
    Und Schalkheit leuchtet draus,
    Sie kommt und schwindet wunderschnell,
    Ein liebenswürdiger Launenquell
    Springt von den fröhlichen Wangen aus.

    Wenn um den Mund dein Lächeln schwebt,
    Das grüßt wie Morgenlicht!
    Ich weiß nicht, werd ich neu belebt?
    Das Herz, das Herz – es klopft und bebt -
    Nein, länger widersteh ich nicht.

    Ich muß dir fliegen an die Brust,
    Ich muß – es ist kein Scherz!
    O Süßigkeit, o stolze Lust,
    So eines theuren Mädchens Brust
    Zu drücken ans heiße Herz!
    _____

     

  • Bruno Ertler (1889-1927)

    Ewigkeiten

    So beginnen Ewigkeiten — —

    Wenn von herbstdurchbebten Bäumen
    still die Blätter niedergleiten,
    wenn in blauen Sehnsuchtsweiten
    eines Vogels Lied verweht — —
    Wenn ich tief in deinen
    Augen
    deine reine Seele grüße
    und wir dann im Sonnensinken
    wortlos betend heimwärts schreiten — —

    So beginnen Ewigkeiten. —
    _____


    Es war

    Eine Stunde weiß ich,
    da der Abend kam
    und des Tages Glühen
    mit sich nahm.

    Blaue
    Augen weiß ich,
    dunkelgoldnes Haar,
    eine weiße Stirne
    licht und klar. — —

    Viele Stunden kamen,
    viele gingen hin —
    eine will mir nimmer
    aus dem Sinn. —
    _____

     

  • August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)

    Dein
    Auge hat mein Aug erschlossen,
    Du sahst mich an, da ward es Tag;
    Mit Licht und Farbe war umflossen,
    Was einst im Graun der Nächte lag.

    Zur Freude bin ich auserkoren,
    Ich träum in liebetrunkner Ruh;
    Ich lächle gar, in Lust verloren,
    Der dunklen Zukunft heiter zu.

    Und mir gehört das Nah' und Ferne,
    Mir mehr, als singen kann mein Lied:
    Wer zählt noch da die goldnen Sterne,
    Wenn er den ganzen Himmel sieht!
    _____

    Du hast mir keinen Kranz gewunden,
    Auch nicht ein Blümchen mir geweiht,
    Doch einen Kranz der schönsten Stunden
    Den schönren Tagen angereiht.

    Du hast mir keinen Wein kredenzet,
    Auch nicht ein einzig Tröpfelein,
    Doch hat dein
    Auge mir geglänzet,
    Als schenkt' es deine Seele ein.

    Du bist nicht nahe mir geblieben,
    Kurz war des Sehens kurzes Glück,
    Doch immer zaubert mir mein Lieben
    Dein liebes holdes Bild zurück.
    _____


    Aus dem Zyklus: Lieder an Meieli

    Ich sahe die blaue unendliche See,
    Wie ward's mir im Herzen so wohlig, so weh!
    Doch hab' ich dein blaues
    Auge gesehen,
    Und weiß nun selber nicht, wie mir geschehn.

    Und wenn ich die blaue unendliche See
    Auch immer und immer wiedersäh' -
    Das Wasser ewig doch Wasser bliebe:
    Dein
    Aug' ist ewig unendliche Liebe!
    _____

    Du lilienheitres Angesicht,
    Du
    Auge, mein Vergißmeinnicht,
    Du Mund, der nur von Liebe spricht
    Und Rosen in mein Leben flicht!
    _____

     

  • Karl Ferdinand von Fircks (1828-1871)

    Ich weiß

    Ich weiß es, deine frommen
    Augen lügen,
    Und was so stolz von deiner Stirne thront,
    Als Lüge wandelt es in deinen Zügen,
    In deinem Herzen hat es nie gewohnt.

    Ich weiß, ich weiß, dein Lächeln kindeshelle
    Ist nur ein Lichtstrahl, der auf dir erfror,
    Und deiner Locken spielgehob'ne Welle
    Verbirgt ein heimlich sündenhorchend Ohr,

    Und ob die Scham dir weilet auf der Wange,
    In seiner keuschen Hülle ungesehn
    Regt sich dein Leib wie eine weiße Schlange,
    Und du bist schlecht, ich weiß, doch du bist schön!

    Ich will den gold'nen Schleier nimmer heben,
    Der deiner Seele schwarze Nacht verdeckt,
    Und den das Licht erröthend dir gegeben,
    Damit dein nacktes Herz sich d'rin versteckt.

    Ich will in deinen Zügen gläubig lesen
    Der Schönheit ew'ges, himmlisches Gedicht
    Und will versuchen d'rüber zu vergessen,
    Daß Gott dir mehr gab als ein Angesicht.
    _____

     

  • Johann Georg Fischer (1816-1897)

    Gestorben

    Und stehen denn die Berge noch?
    Zerbrach der Himmel nicht,
    Als Erd' und Himmel mir versank
    Mit zweier
    Augen Licht?
    O Welt, wie magst du noch bestehn,
    Wenn deine Leuchten untergehn!
    _____

     

  • Ludwig August Frankl (1810-1894)

    Der Kuss aufs
    Auge

    Wenn oft bei abendspäter Gluth
    In stillen Dämmerungen
    Mein Haupt an deinem Busen ruht,
    Von deinem Arm umschlungen;

    Dann weht vom Munde mancher Traum,
    Manch Wort von tiefem Leben;
    Wie goldner Seifenblasen Schaum
    Vom Kindermund mit Beben.

    Dein blaues
    Auge schaut mich an,
    So himmeltief und trunken,
    Als ob vom blauen Himmelsplan
    Zwei Stern' hinein gesunken.

    Wie Magier im Sonnenland,
    Die Lippen fest zusammen
    In Andacht sich auf Bergesrand
    Genaht den Gottesflammen:

    Naht dann mein Mund geschlossen auch
    Sich deines
    Auges Helle,
    Daß nicht berühre ird'scher Hauch
    Die blaue Flammenquelle!

    _____

     

  • Maria Clementine François (1823-1844)

    Die
    Augen

    "Liebchens Augen, die blauen,
    "Bezaubern mir Herz und Sinn,
    "Kann ich in's
    Auge ihr schauen,
    "Glänzt mir der Himmel darin!"

    ""Der Liebsten
    Augen, die dunkeln,
    ""Umstricken mit Geistermacht,
    ""Denn sie sprühen und funkeln,
    ""Wie Sterne um Mitternacht!""

    "Komm, laß in die
    Augen, die blauen,
    "Mein süßes Mädchen, mich schauen!" -
    ""O weh! laß das Sprühen und Funkeln,
    ""Es wird meinen Himmel verdunkeln!""

    Und als er im Wonnegefühl sie umschlingt,
    Das
    Auge in Auge so selig versinkt:
    Da öffnet sich ihm der Himmel und winkt,
    Des Sternes Funkeln zum Herzen ihr dringt.

    Doch sollst du den
    Augen, den blauen,
    Und sollst auch den schwarzen nie trauen;
    Denn wehe, denn wehe, es hält dir es nicht,
    Was es auch von Sternen und Himmeln verspricht.

    Des Liebsten
    Augen, die dunkeln,
    Sind ihr, wie die Nacht noch wohl;
    Doch Sterne sieht sie nicht funkeln,
    Sie blicken so matt und so hohl.

    Und Liebchens
    Augen, die blauen,
    Welken nun sterbend dahin,
    Thränen sind jetzt da zu schauen,
    Und ach, kein Himmel darin!
    _____

     

  • Else Galen-Gube (1869-1922)

    Tiefe Seligkeit

    Du schlummerst. Und ich sitze still bei dir,
    so still! Die Mitternacht ist längst vorüber,
    die Wanduhr tickt und tiefe Seligkeit
    erfüllt mich. – Eine Seligkeit so groß,
    so namenlos, so heilig wie ich sie
    bisher nicht ahnte, noch verstanden hätte …
    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

    Du hast kein Wort von Liebe mir gesagt,
    mich kaum geküßt; nur deine
    Augen sprachen
    von allem, was dein Mund mir heut verschwieg.
    Dann noch ein Blick – und ruhig schliefst du ein.
    Nun lausch ich deinen leisen Atemzügen
    und rühr mich nicht; ich seh dich schweigend an.
    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

    Rings tiefe Stille, nur die Wanduhr tickt
    harmonisch mit den Schlägen meines Herzens.
    Und mit der großen, tiefen Seligkeit
    bin ich erfüllt, seit du so ganz mein eigen.
    _____


    Ein Jahr lang …

    Mit lebenshungrigen
    Augen
    sah ich dich ein Jahr lang an,
    brennend vor wildem Begehren -
    Du heißgeliebter Mann!

    Mit liebedürstenden
    Augen
    sah ich dir heut Nacht ins Gesicht,
    da hast du mich wild umschlungen - -
    und heimlich erlosch das Licht …
    _____

     

  • Emanuel Geibel (1815-1884)

    Im März

    Es ist mir eben angethan,
    Zwei schöne
    Augen sahn mich an,
    Und in den süßen feuchten Schein
    Blickt' ich zu tief, zu tief hinein.
    Mir schwirrt der Kopf, mir glühn die Wangen,
    Und nun kommt draußen der Lenz gegangen
    Ueber die Hügel, über den Fluß,
    Die Schwalbe zwitschert ihren Gruß,
    Die Wolken ziehn und zwischendrein
    Fließet der lichte Sonnenschein,
    Und aus dem klar vertieften Blau
    Säuselt es linde, weht es lau,
    Man meint, die Veilchen sind schon da.
    Das ist ein sehnsuchtsvolles Weben,
    Ein heimlich Locken und Leben
    Allüberall, fern und nah.
    Und du, mein Herz, wirst nie gescheidt,
    Lässest so willig dich verführen,
    Oeffnest der Sehnsucht Thor und Thüren;
    Von Liebes-Freud und Leid
    Singest du Lieder,
    Und bist so froh, bist ganz so thöricht wieder,
    Als wie in deiner jungen Zeit.
    _____

    So halt' ich endlich dich umfangen,
    In süßes Schweigen starb das Wort,
    Und meine trunknen Lippen hangen
    An deinen Lippen fort und fort.

    Was nur das Glück vermag zu geben,
    In sel'ger Fülle ist es mein:
    Ich habe dich, geliebtes Leben,
    Was braucht es mehr, als dich allein?

    O, decke jetzt des Schicksals Wille
    Mit Nacht die Welt und ihre Zier,
    Und nur dein
    Auge schwebe stille,
    Ein blauer Himmel, über mir!
    _____

    Wohl springet aus dem Kiesel
    Der Funk' in lichter Glut,
    Wohl quillet aus der Traube
    Das heiße Rebenblut,

    Doch aus dem dunkeln
    Auge,
    Dem holden
    Auge dein,
    Da quillet nichts als Liebe,
    Mir tief in's Herz hinein.

    Seit du zum erstenmale
    Mich angesehen hast,
    Da schwärmen meine Gedanken,
    Und haben nicht Ruh, noch Rast;

    Sie schwärmen wie wilde Vögel
    Durch Feld und Waldrevier,
    Und über Busch und Wipfel
    Allein zu dir, zu dir.

    Und würden die Berge zu Golde,
    Und würde das Meer zu Wein;
    So wollt' ich doch lieber, du Holde,
    Du solltest mein eigen sein!
    _____


    Wolle Keiner mich fragen

    Wolle Keiner mich fragen,
    Warum mein Herz so schlägt,
    Ich kann's nicht fassen, nicht sagen,
    Was mich bewegt.

    Als wie im Traume schwanken
    Trunken die Sinne mir;
    Alle meine Gedanken
    Sind nur bei dir.

    Ich habe die Welt vergessen,
    Seit ich dein
    Auge gesehn;
    Ich möchte dich an mich pressen
    Und still im Kuß vergehn.

    Mein Leben möchte' ich lassen
    Um ein Lächeln vor dir,
    Und du - ich kann's nicht fassen -
    Versagst es mir.

    Ist's Schicksal, ist's dein Wille?
    Du siehst mich nicht. -
    Nun wein' ich stille, stille,
    Bis das Herz mir zerbricht.
    _____

     

  • Hermann von Gilm (1812-1864)

    Kinderglaube

    Schlingt dein Arm sich um den meinen,
    Drück' ich deine Hand so lind,
    Dann, Geliebte, will mir's scheinen
    Ich sei wiederum ein Kind.

    Und ich könne wieder beten,
    Meiner stolzen Freiheit satt,
    Könne keine Blume treten
    Weil sie eine Seele hat.

    Und die Kette sei zerrissen,
    Die an Raum und Zeit mich band,
    Und dein
    Auge sei mein Wissen
    Und dein Herz mein Vaterland.
    _____

     

  • Renata Greverus (1855-1927)

    Mir habens die blauen Sterne

    Mir habens die blauen
    Augen
    Nun einmal angethan;
    Ich bin ganz verändert, verwandelt, -
    Wie ging denn das nur an?

    Ich glaube, ich schaute zu lange
    Und gar zu tief hinein;
    Und wo ich nun hin mich wende,
    Da seh ich sie allein.

    Sie grüßen mich beim Erwachen,
    Und schließe die
    Augen ich zu,
    So lassen sie selbst im Traume
    Des Nachts mir keine Ruh.

    Ich weine viel bittre Thränen
    Und fühle ein großes Weh;
    Doch werd' ich vor Wonne erzittern,
    Wenn ich sie wiederseh.

    Mir habens die blauen
    Augen
    Nun einmal angethan,
    All Ruh und Fried ist verschwunden,
    O sagt, was fang' ich an?
    _____

     

  • Franz Grillparzer (1791-1872)

    Allgegenwart

    Wo ich bin, fern und nah,
    Stehen zwei
    Augen da,
    Dunkelhell,
    Blitzesschnell,
    Schimmernd wie Felsenquell
    Schattenumkränzt.

    Wer in die Sonne sieht
    Weiß es, wie mir geschieht;
    Schließt er das
    Auge sein,
    Schwarz und klein
    Sieht er zwei Pünktelein
    Übrall vor sich.

    So auch mir immerdar
    Zeigt sich dies
    Augenpaar,
    Wachend in Busch und Feld,
    Nachts wenn mich Schlaf befällt,
    Nichts in der ganzen Welt
    Hüllt mir es ein.

    Gerne beschrieb' ich sie,
    Doch ihr verstündet's nie:
    Tag und Nacht,
    Ernst, der lacht,
    Wassers und Feuers Macht
    Sind hier in eins gebracht,
    Lächeln mich an.

    Abends, wenn's dämmert noch,
    Steig ich vier Treppen hoch,
    Poch ans Tor,
    Streckt sich ein Hälslein vor,
    Wangen rund,
    Purpurmund,
    Nächtig Haar,
    Stirne klar,
    Drunter mein
    Augenpaar!
    _____

     

  • Julius Grosse (1828-1902)

    Deine Wangen so roth

    Deine Wangen so roth und so zitternd dein Fuß
    Auf Steinen, den regenglatten.
    War es der sinkende Abend allein,
    Daß glühend euch machte sein Wiederschein,
    Augen, ihr schönen im Schatten?

    Siehe, verflogen ist Regen und Sturm,
    Noch einmal leuchten die Matten.
    Nur in eure Tiefen es feucht noch quoll,
    Wie nach Herzensstürmen erinnrungsvoll,
    Augen, ihr schönen im Schatten.

    Wie lange, wie bald, dann leuchtet tief
    Erröthend die Seele dem Gatten.
    In der Liebe sonnigem Wiederschein
    Werden Tage und Nächte euch helle sein,
    Augen, ihr schönen im Schatten!
    _____


    An der Kirchthür

    An der Kirchthür bin ich vorbeigegangen,
    In den Linden schlief der Wind.
    Ach, was mach' ich diesen lieben langen
    Sonntag ohne dich, mein Kind?

    An der Kirchthür sah ich fernes Leuchten,
    Kerzen in der Altarpracht;
    Doch zwei
    Augen mir viel schöner däuchten,
    Augen, die an mich gedacht.

    An der Kirchthür hört' ich fernes Singen
    Zu der Orgel hehrem Klang,
    Fühlt' ihn tief zu meinem Herzen dringen,
    Wo die Sehnsucht heimlich sang.

    Wär' zur Predigt wohl wie einst gegangen,
    Wär' ich nicht schon himmelsreich,
    Wär' ich nicht von Andacht schon umfangen,
    Wär' ich noch mir selber gleich.
    _____


    Nicht weil du schön bist

    Nicht weil du schön bist wie die Frühlingsnacht,
    Geheimnißathmend im Nebelglanz -
    Nicht weil du wandelst wie das Morgenroth,
    Unhörbar schreitend dem Tag voraus -
    Nicht weil deine Stimme tönt wie Harfenklang
    Von ferner, glücklicher Sagenzeit,
    Nein, weil die Seele dir im
    Auge ruht,
    Die Sehnsucht, Jubel, Grämen schon erfuhr,
    Drum hat dein Bild sich unauslöschlich tief
    In meine Seele eingeschrieben;
    Und aus der Nacht, aufathmend, liedumtönt
    Entgegen fliegt sie dem Morgenroth.
    _____


    Je trüber die Wolken kommen

    Je trüber die Wolken kommen,
    Je heller ist's im Herzen hier;
    Denn deine schönen
    Augen
    Sie leuchten noch in mir.

    Je lauter die Stürme brausen,
    Je gottvertrauter ist mein Gemüth;
    Denn deine süße Stimme
    Wie ein Lied durch die Oede zieht.

    Doch glänzt die reiche Erde
    Im goldnen Abendsonnenschein,
    Dann dunkeln alle Schatten
    Der Sehnsucht mir herein.
    _____

     

  • Sidonie Grünwald-Zerkowitz (1852-1907)

    Wozu zwei
    Augen mir und ein Mund

    Süß ist es in der Dämmerstund'
    Zu feiern von Tagwerks Lasten,
    Wie der Sommertag, der Blumen bunt
    Geküßt, geht abends rasten.

    Doch haben zwei
    Augen und ein Mund
    Erst kaum das Süße erfahren,
    Den allersüßesten, hehren Grund,
    Weshalb sie erschaffen waren, -

    Und, kaum zur Thätigkeit gelangt,
    Schon feiern, schon feiern, ach, müssen, -
    Dich sieht nicht das Aug', das nach Dir verlangt,
    Du fern dem Mund, der möcht' küssen:

    Wie müßig ist solche Feierstund'
    Und welche Qual, das zu wissen!
    ... Wozu zwei
    Augen mir und ein Mund
    Da ich sehn Dich nicht kann, nicht küssen?
    _____

     

  • Ida von Hahn-Hahn (1805-1880)

    Wie des Himmels höchste Gnade
    Stralt dein liebes
    Auge mir,
    Müßt' ich sterben, flöge g'rade
    Meine Seel' empor zu dir.
    Und du gäbest neues Leben
    Meinem Dasein, neues Licht;
    Könnt' ich ganz in dich verschweben,
    Fürcht' ich auch das Sterben nicht.
    _____

    Laß mich ewig vor dir knieen,
    Ewig dir ins
    Auge schau'n;
    Blumen können nur erblühen,
    Wenn die Sonne stralt den Au'n.

    Blumen können Duft nur spenden,
    Wenn der Zephyr sie umspielt,
    Mit den Flügeln, den behenden,
    Ihre heißen Kelche kühlt.

    Süße Blicke, gebt mir Frieden,
    Daß mein Herz gleich Blumen ruht;
    Und die Stürme, mir beschieden,
    Bannt sie in der Lieder Glut.
    _____


    Augen und Sterne

    Was die Dichter euch erzählen,
    Sterne dort am Himmelszelt,
    Daß sie euch zum Sinnbild wählen, -
    Gilt's den Sternen dieser Welt, -

    Das, ihr armen, schönen Lichter,
    Haltet nur für Wahrheit nicht;
    Denn es ist ja nur der Dichter,
    Der so schmeichelnd zu euch spricht.

    Wählen würde ich euch nimmer
    Zum Vergleich mit
    Augenstral;
    Diese Glut und – Sternenschimmer!
    Giebt's da wirklich eine Wahl? -

    Kalte Sterne, könnt ihr weinen? -
    Zog der Thräne Silberflor
    Über euren Glanz, den reinen,
    Mildernd je den Schleier vor? -

    Könnt ihr lächeln, arme Sterne? -
    Wißt, wenn mir sein
    Auge lacht,
    Blick' ich nicht in Himmelsferne,
    Und ihr selbst versinkt in Nacht.

    Ihr müßt kommen, glänzen, gehen
    Ohne Seele immerdar;
    Kalt den Schmerz am Grabe sehen,
    Kalt die Braut am Traualtar.

    Für mein Herz könnt ihr nicht taugen,
    Die ihr nichts mir gebt als Schein; -
    Aber wollt ihr, süße
    Augen,
    Meines Lebens Sterne sein?
    _____

     

  • Adolf Hain (1825-1854)

    An die Geliebte

    Du bist so schön wie die Blume,
    Wie sie so hold und mild,
    Du strahlst wie sie in der Sonne
    Und schmückest das Gefild.

    Doch schöner noch als die Blume,
    Sie ist so stumm und still,
    Allein deine
    Augen sprechen
    Der Wunder laut und viel!

    Dein Mund ist voll süßer Töne,
    Voll lieblicher Musik,
    Wie Engelharfen so hallet's
    Verkündend reines Glück!

    Die Blume, sie muß erbleichen;
    Doch du, du welkest nicht,
    Noch schöner werd' ich dich sehen
    Einst in des Himmels Licht!
    _____

    Da sah ich dich, du feine zarte Blume!
    Und Sonnenlicht drang in die kranke Brust
    Aus deiner frommen
    Augen Heiligthume,
    Dein Mund, er lächelte mir neue Lust:
    So gut, so rein, nicht eitel, fern von Ruhme:
    Da ward ich jener Wahrheit mir bewußt,
    Daß keine Wahrheit in der Lust der Sinne,
    Daß Seelenliebe nur das Glück gewinne.
    _____


    An Minna

    Du willst, daß ich dir künde,
    Mein süßes Lieb,
    Wo ich die Lieder finde,
    Bald froh, bald trüb?

    Wo ich Begeistrung sauge?
    Aus deinem Blick,
    Aus deinem
    Zauberauge,
    Mein süßes Glück!

    Aus deinem Angesichte,
    Da schrieb ich ab
    Die schönsten der Gedichte,
    Die ich dir gab!
    _____

     

  • Robert Hamerling (1830-1889)

    Ihr
    Auge

    Ach jene tiefdurchdringenden,
    In aller Näh' und Ferne
    Den Herztribut erzwingenden,
    Tiefdunklen
    Augensterne,
    Sie schleudern, wie der prächtige
    Demant'ne Sternenkranz,
    Ins ird'sche Grau'n, ins nächtige,
    Der Schönheit Wunderglanz.

    Sie glüh'n, als geistdurchleuchtete
    Krystall'ne Zauberbronnen,
    Von ird'schem Tau befeuchtete,
    Gedämpfte Himmelssonnen!
    Mir ist, als ob sich spiegelte
    Im Wunder ihres Scheins
    Das nie so rein entsiegelte
    Geheimnis höchsten Seins:

    Die Welten, sie durchdringen sich,
    Und seit dem ersten Werde
    In Liebesdrang umschlingen sich
    Der Himmel und die Erde;
    Doch schöner nie entzündete
    Sich dieser hohe Bund,
    Als er sich mir verkündete
    In deines
    Auges Grund!
    _____


    Spiel der Blicke

    Ach, meine Blicke, trunk'ne Vögel, spreiten
    Die Schwing' im weiten Saal nach ihr alleine:
    Ihr
    Auge aber meidet stets das meine,
    Und scheut sich, Stern in Stern den Blick zu leiten.

    Wohl streift er mich in holder Näh' zu Zeiten,
    Irrt spielend mir ums Haupt mit süßem Scheine,
    Um, wenn ich ihn beglückt zu haschen meine,
    Mit kühlem Stolze wieder abzugleiten.

    Nur wenn der Schönen Kranz um sie verdichtet
    Sich drängt, und mir verbirgt mein süßes Hoffen,
    Dann aber nur so weit der Schwarm sich lichtet,

    Daß just für einen Pfeil die Bahn wär' offen,
    Seh' plötzlich ich von fern auf mich gerichtet
    Ein spähend
    Feuerauge, süß betroffen!
    _____

    Lächelnd, mit dem Demantschilde
    Deines Reizes, froh zu siegen,
    Nahst du mir, den Busen milde
    Zähmst du mir mit gold'nem Zaum:
    Deines
    Auges Strahlen schmiegen
    Sich wie Öl ins Herz, ins wilde;
    Seine Fluten ruhn und wiegen
    Leise sich im Wonnetraum!
    _____


    An Jadviga

    Was tönt dein Wort so lieblich meinen Ohren?
    Was folgen stets mir deiner
    Augen Sterne?
    Ich höre, seh' dich, ach, nur allzu gerne,
    Und bald ist ganz mein Herz an dich verloren.

    Es strahlt ein Ideal, mir längst erkoren;
    In ew'ger Liebe such' ich's nah und ferne;
    Will nun dein lockend Aug', daß ich verlerne
    Die Treu', die ich der holden Braut geschworen?

    Fahr' wohl – wozu soll deine Näh' mir taugen,
    Als aus dem Bronnen deines
    Augengrundes
    Von süßem Gifte ganz mich vollzusaugen?

    Schon allzu lüstern träumt mein Herz, mein wundes,
    Vom sterngestickten Himmel deiner
    Augen,
    Und von der Rosenknospe deines Mundes.
    _____

     

  • Lydia Hecker geb. Paalzow (1802-?)

    Das
    Auge der Liebe

    Ich wandelte einsam durch Wiese und Feld
    Und sommerlich glühte und lachte die Welt,
    Da schlüpfte zum Herzen der sengende Strahl
    Und siehe! es brannte wie Hügel und Thal.

    Die Lerche schwirrte dem
    Auge vorbei,
    Sie trillert aus Lüften! ich bleibe dir treu!
    Und wie sie zu silbernen Wölkchen entflieht,
    Antwortet ihr leise mein dankendes Lied.

    Den Käfer, die Biene, den Schmetterling
    Belauscht' ich, da schlendernd am Bache ich ging,
    Entzückend durchströmt sie, bei neckenden Spiel,
    In fröhlichen Wellen das Lebensgefühl,

    Die Blume schauet, umsäuselt vom West,
    Wie nimmer das
    Auge der Sonne sie läßt. -
    O,
    Auge der Liebe, du segnendes Licht,
    Beglück' uns im Staube und lasse uns nicht!
    _____

     

  • Heinrich Heine (1797-1856)

    Augen, die ich längst vergessen,
    Wollen wieder mich verstricken,
    Wieder bin ich wie verzaubert
    Von des Mädchens sanften Blicken.

    Ihre Lippen küssen wieder
    Mich in jene Zeit zurücke,
    Wo ich schwamm des Tags in Torheit
    Und des Nachts in vollem Glücke.

    Wär nur nicht die tiefe Grube
    In dem Kinn, geliebtes Liebchen:
    Anno achtzehnhundertzwanzig
    War dort nur ein leises Grübchen.
    _____

    Den Tag den hab ich so himmlisch verbracht,
    Den Abend verbracht ich so göttlich,
    Der Wein war gut und Kitty war schön,
    Und das Herz war unersättlich.

    Die roten Lippen die küßten so wild,
    So stürmisch, so sinneverwirrend;
    Die braunen
    Augen schauten mich an
    So zärtlich, so knisternd, so girrend.

    Das hielt mich umschlungen, und nur mit List
    Konnt ich entschlüpfen am Ende,
    Ich hatte in ihrem eigenen Haar
    Ihr festgebunden die Hände.
    _____

    Du hast Diamanten und Perlen,
    Hast alles, was Menschenbegehr,
    Und hast die schönsten
    Augen -
    Mein Liebchen, was willst du mehr?

    Auf deine schönen
    Augen
    Hab ich ein ganzes Heer
    Von ewigen Liedern gedichtet
    Mein Liebchen, was willst du mehr?

    Mit deinen schönen
    Augen
    Hast du mich gequält so sehr,
    Und hast mich zu Grunde gerichtet
    Mein Liebchen, was willst du mehr?
    _____

    Es glänzt so schön die sinkende Sonne,
    Doch schöner ist deiner
    Augen Schein.
    Das Abendrot und deine
    Augen,
    Sie strahlen mir traurig ins Herz hinein.

    Das Abendrot bedeutet Scheiden
    Und Herzensnacht und Herzensweh.
    Bald fließet zwischen meinem Herzen
    Und deinen
    Augen die weite See.
    _____

    Ich hab mir lang den Kopf zerbrochen,
    Mit Denken und Sinnen, Tag und Nacht,
    Doch deine liebenswürdigen
    Augen,
    Sie haben mich zum Entschluß gebracht.

    Jetzt bleib ich, wo deine
    Augen leuchten,
    In ihrer süßen, klugen Pracht
    Daß ich noch einmal würde lieben,
    Ich hätt es nimmermehr gedacht.
    _____

    Ich halte ihr die
    Augen zu
    Und küß sie auf den Mund;
    Nun läßt sie mich nicht mehr in Ruh,
    Sie fragt mich um den Grund.

    Von Abend spät bis Morgens fruh,
    Sie fragt zu jeder Stund:
    Was hältst du mir die
    Augen zu,
    Wenn du mir küßt den Mund?

    Ich sag ihr nicht, weshalb ichs tu,
    Weiß selber nicht den Grund
    Ich halte ihr die
    Augen zu
    Und küß sie auf den Mund.
    _____

    Mit deinen blauen
    Augen
    Siehst du mich lieblich an,
    Da wird mir so träumend zu Sinne,
    Daß ich nicht sprechen kann.

    An deine blauen
    Augen
    Gedenk ich allerwärts;
    Ein Meer von blauen Gedanken
    Ergießt sich über mein Herz.
    _____

    Wenn ich in deine
    Augen seh,
    So schwindet all mein Leid und Weh;
    Doch wenn ich küsse deinen Mund,
    So werd ich ganz und gar gesund.

    Wenn ich mich lehn an deine Brust,
    Kommts über mich wie Himmelslust;
    Doch wenn du sprichst: Ich liebe dich!
    So muß ich weinen bitterlich.
    _____

    Wo ich bin, mich rings umdunkelt
    Finsternis, so dumpf und dicht,
    Seit mir nicht mehr leuchtend funkelt,
    Liebste, deiner
    Augen Licht.

    Mir erloschen ist der süßen
    Liebessterne goldne Pracht,
    Abgrund gähnt zu meinen Füßen -
    Nimm mich auf, uralte Nacht!
    _____

     

  • Max Herrmann-Neiße (1886-1941)

    Ich darf in Deine guten
    Augen sehen

    Wenn unsern Schlaf des fremden Meeres Chöre
    jetzt mit Musik der Ewigkeit umwehn,
    kann ich, solang ich Deinen Atem höre,
    des Heimwehs Leiden besser überstehn.
    Die fremde Sprache, die ich nicht verstehe,
    und das Befremdliche von Brauch und Laut:
    wenn ich in Deine guten
    Augen sehe,
    ist alles mir befreundet und vertraut.
    Die Einsamkeit, die immer mich umwittert,
    ist leicht, solang Dein Stern sie sanft bescheint.
    Dem Herzen, das vor meiner Zukunft zittert,
    wird friedlich, weiß es sich mit Dir vereint.
    Wie lang die Jahre der Verbannung dauern,
    und ob uns je Erlösung blüht?
    Ich kann den Wahn der Menschen nur betrauern.
    Sonst bleibt, trotz allem, fröhlich mein Gemüt.
    Ich halte Dich, was könnte mir geschehen?
    Dem Widersacher keine Bosheit nützt,
    ich darf in Deine guten
    Augen sehen
    und weiß mich wohl geborgen und beschützt.
    Die Stürme, die an unsern Wänden rütteln,
    des fremden Meeres Ebbe oder Flut,
    der Staub, den wir von unsern Schuhen schütteln,
    sogar der Schatten Angst in unserm Blut:
    zuletzt wird alles in dem Abenteuer,
    in das die Zeit uns nun so wirr verstrickt,
    ein Stückchen Habe, das mir Dein getreuer
    Schutzengel als Erinnerungszeichen schickt.
    Einst mag auch diese Sintflut wieder enden
    und nur ein Traum und eine Sage sein,
    wir werden unsre Schritte heimwärts wenden,
    wo auf uns wartet der Willkommenwein.
    Dann will ich mit dem ersten Glas Dir danken
    und will das zweite all den Stätten weihn,
    wo wir der Fremde Wein gemeinsam tranken,
    verbunden auf Verderben und Gedeihn,
    und mit dem dritten neue Hochzeit halten,
    in Deine guten
    Augen zärtlich sehn
    und unsrer jungen Liebe, unsrer alten,
    Triumph in auferstandner Welt begehn.
    _____

     

  • Wilhelm Ritter von Hertz (1835-1902)

    Blick' ich in dein braunes
    Auge,
    In die dunkle Märchenwelt,
    Wird von seltsam süßem Grauen
    Mir oft leis das Herz geschwellt.
    Ward dir nie die schaur'ge Kunde
    Von den stillen Geisterseen?
    Wo den lustgelockten Wandrer
    Niederzieh'n die Wasserfeen.

    Blick' ich in Dein braunes
    Auge,
    Lockt's mich wie ein Zaubersee,
    Todessehnsucht zieht mich nieder,
    Und mir wird so geisterweh.
    Schweigend senk' ich dann die Stirne
    Ahnungsvoll in Furcht und Schmerz, -
    Und Du küssest ängstlich fragend
    Mir das traumbewegte Herz.
    _____


    Scheidende Liebe

    Und weil ich denn von dannen muß,
    Und all' mein Glück vergangen,
    So laß dich mit bethräntem Kuß
    Ach, einmal noch umfangen!

    O blick' mir nicht so sehniglich
    Hervor aus deinen Thränen!
    Es soll hinfort kein
    Auge sich
    Nach dem Verlornen sehnen.

    Und wie noch einmal Herz an Herz
    Im süßen Wahn sich stillet,
    So ruhe auch der herbe Schmerz,
    Der dir vom
    Auge quillet.

    O decke deiner
    Augen Licht
    Mit deinen beiden Händen,
    Und ich will auf dem Weg mich nicht,
    Nicht einmal rückwärts wenden.

    Und bin ich hinter'm Bergessaum,
    Wo fahle Bäume winken,
    So denk', du wachest auf vom Traum, -
    Und laß die Hände sinken!
    _____

     

  • Georg Heym (1887-1912)

    Ach, du bist wunderschlank ...
    An Emma R.

    Ach, du bist wunderschlank und schön,
    Wenn ich dich seh, muß ich einsam gehn.
    Es gibt nichts Schöneres, wie dich.

    Ach Worte sind zu blaß, um dir zu malen,
    Wie deine
    Märchenaugen strahlen
    Ach, sähen sie mich einmal an.
    _____

     

  • Paul Heyse (1830-1914)

    Im Walde

    Heut beschlichen mich die Träume,
    Da es heller Mittag war.
    Durch des Waldes junge Bäume
    Flog’s wie Duft von deinem Haar.

    Leise klang ein holdes Lachen,
    Wie nur deine Lippe lacht,
    Wenn des Morgenrots Erwachen
    Deine Seele fröhlich macht.

    Ja, mir war’s, als ob mich träfe
    Deines
    Auges stiller Geist
    Und ein Kuß an meiner Schläfe,
    Wie nur du zu küssen weißt.
    _____

     

  • Elise Hochweber (1818-1894)

    Seine
    Augen

    Ach! wie des Jünglings herrlich dunk'le
    Augen
    Zum milden Leuchten und zum Zünden taugen!
    Wie aus dem großen sonnenklaren Spiegel
    Die Freude strahlt und schwebt auf kühnem Flügel!
    Wie Vollkraft und der Liebe leises Sehnen
    Mit feuchtem Glanz den Feuerblick verschönen!
    Mich tief hinein zu senken,
    O wundersüßes Denken!

    Doch deucht's mir rathsam, weislich abzulenken
    Des trunk'nen
    Auges allzu tief Versenken.
    Denn wenn die dunk'len Sterne stets so glühen
    Und solche helle Liebesflammen sprühen:
    Wer könnte da dem Zauber widerstehen,
    Nicht mit derselben Gluth hineinzusehen?
    Und wer kennt nicht die Qualen,
    Die oft aus
    Augen strahlen?
    _____

     

  • Mia Holm (1845-1912)

    Deingedenken

    Deine lieben klaren
    Augen
    Grüssen mich aus weiter Ferne,
    Schimmern sanft zu mir herüber,
    Wie durch Nebel helle Sterne.

    Denk ich dein, so kehren wieder
    Märchenglanz und Kinderträume,
    Durch die Seele geht ein Rauschen,
    Wie durch grüne Waldesbäume.
    _____


    Deine
    Augen

    Dich verliess ich, dich verstiess ich,
    Eh ich dich besessen,
    Aber deine
    Augen kann ich
    Nicht vergessen.

    Greif ich hastig nach dem Becher,
    Jubelfroh zu trinken,
    Seh ich sie im klaren Weine
    Trübe blinken.

    Geh ich irre dunkle Pfade,
    Ebbet, sinkt mein Leben,
    Deine
    Augen traurig glänzend
    Mich umschweben.

    Deine
    Augen blicken Jammer,
    Unversöhnlich herben,
    Und ich fühl's, ich muss an ihnen
    Langsam sterben.
    _____

     

  • Angelika von Hörmann (1843-1921)

    Ob schüchtern auch dein Mund verhehle,
    Was jeder Schlag des Herzens ruft,
    In deinem
    Auge liegt die Seele
    Wie auf dem Blumenkelch der Duft.

    Sei wie du willst, sei ernst und schweigsam,
    Sei kalt wie die Novembernacht,
    Dämm' der Gefühle Flut unbeugsam
    Zurück in deines Herzens Schacht -

    Was frommt's, die Fenster zu verdunkeln
    Des Saals, erhellt vom Lichterglanz,
    Die kleinste Ritze sagt's mit Funkeln,
    Daß drinnen wogt des Festes Glanz.
    _____

     

  • Ludwig Jacobowski (1868-1900)

    Liebe

    Rauher Winde Sturmesatem
    Rauscht jetzt durch die Bäume wieder;
    Wie die Hoffnungen der Menschen
    Fallen welke Blätter nieder.

    Vor des Herbstes Todeskusse
    Windet sich im Schmerzenskrampfe
    Die Natur, und bald veratmet
    Müde sie im Todeskampfe.

    Doch in meine Herbstgedanken
    Strahlen
    Augen, blau und tief,
    Und sie wecken meiner Seele
    Eine Welt, die wachend schlief.

    Ach, nach diesen blauen
    Augen,
    Nach der holden Lichtgestalt
    Zieht mich weiches, tiefes Sehnen
    Mit unfaßbarer Gewalt.

    Diese großen, stummen
    Augen
    Bannen mich im Zauberring, -
    So ist mir der Lenz erschienen
    Als die Welt zum Sterben ging.
    _____

     

  • Maria Janitschek (1859-1927)

    An dich

    Meine
    Augen wie zwei stille Jungfraun,
    die vorm Tabernakel knien und beten,
    spenden heißer Liebe stumme Grüße,
    dir, dem Gottesflammenüberwehten.

    Bleib auf deiner gletscherkühlen Höhe,
    wo die jungen Adler dich umkreisen,
    steige nicht in meines Thales Enge,
    einsam sind die Höchsten, die wir preisen.

    Schläng ich auch um dich die Arme gerne,
    schläferte dich ein mit süßen Weisen,
    daß du selig bei mir träumtest, denke:
    einsam sind die Höchsten, die wir preisen.
    _____

     

  • Siegfried Kawerau (1886-1936)

    Ich liebe Dich

    Ich liebe Dich mit Deinen tiefen
    Augen,
    so tief wie Waldes Dämmerdunkel,
    wenn silberhelles Mondgefunkel
    sich über weiße Wiesen legt.

    Ich liebe Dich mit Deinen tiefen
    Augen,
    so tief wie Waldsees schwarzer Grund:
    der Abendstern schwimmt träumend - und
    die Fläche kaum sich atmend regt.

    Ich liebe Dich mit Deinen tiefen
    Augen:
    in ihnen möchte ich ertrinken,
    in ihnen langsam niedersinken
    und unten ruhen unbewegt.
    _____

     

  • Justinus Kerner (1786-1862)

    Herz und
    Auge

    1.
    Herz! - wie bist du inniglich
    Mit dem
    Auge doch verbunden!
    Schlägt die Welt dir blut'ge Wunden,
    Zeigt im Aug' die Träne sich.

    Aber wird dir Wonne, Herz!
    Sonnig dann das
    Auge funkelt!
    So wie's wieder sich verdunkelt,
    Kehrt in dich zurück der Schmerz.

    Grün das kranke
    Auge hellt -
    Bist du, Herz, in Weh und Nöten;
    Schneller als der Menschen Reden
    Heilt dich 's Grün in Wald und Feld.

    2.
    Das
    Auge und das Herze sind
    Zwei Liebende, eng im Verein,
    Wenn lang das Herze leidet Pein,
    Wird gern das
    Auge trüb und blind.

    Und wird das
    Auge blind und trüb,
    Das Herze gern im Tode bricht;
    »Gern brech' ich,« es zum
    Auge spricht,
    »Dann siehst du wieder, treues Lieb!«
    _____

     

  • Minna Kleeberg (1841-1878)

    Das Bild im
    Auge

    Wir standen beisammen, wir Beide -
    O denkst du der Stunde traut? -
    Wir standen beisammen, wir Beide;
    Da bannte die Lippe den Laut.

    Du suchtest in meinen Blicken
    Dein liebes, einziges Bild;
    Da fand meine Züge ich wieder
    In deinem
    Auge so mild.

    Wie strahlten die leuchtenden Bilder
    So tief in die
    Augen herab;
    Den heißesten Blick noch, den einen -
    Da wandten wir Beide uns ab.

    Es schwanden die Bilder im
    Auge. -
    Sie schwanden? - o nimmer, o nein!
    Sie schwebten auf Flügeln der Liebe
    Nur tief in die Herzen hinein.

    Da werden nun ewig sie weilen
    In süßer, in wonniger Ruh';
    Ja, ich throne tief dir im Herzen,
    Das Bild meiner Seele bist du!
    _____


    Das Menschenherz

    Wie bist du schwach! - Schon zweier
    Augen Strahl
    Versenkt dich tief in's Meer von Lust und Qual;
    Du bist so schwach, daß jählings dich durchbebt
    Ein leiser Hauch, der von der Lippe schwebt.
    Ein Wort schon schafft dir endlos Glück und Schmerz -
    Wie bist du schwach, du armes Menschenherz!

    Und doch so stark! - Wenn deine Kraft erwacht,
    Verstummt, verweht die süße Zaubermacht.
    Das Herz, das nur sich selber nicht verlor,
    Es tritt verjüngt aus schwerem Kampf hervor.
    Die Schuld wird Tugend, Wonne wird der Schmerz;
    Stark ist und groß das reine Menschenherz!
    _____

     

  • Karl Ernst Knodt (1856-1917)

    Dein
    Auge

    Noch lodert mir vom Sommer
    ein Rosenduft im Sinn,
    an dessen erstem Atem
    ich schier gestorben bin.

    Die Seele einer großen
    und dunkelroten Glut
    floß mir aus diesem schweren
    und schwülen Ruch ins Blut.

    Fast hätt' er meine leise,
    weiße Liebe erstickt -:
    da hat Dein Aug' erlösend,
    mein Weib, mich angeblickt.
    _____

     

  • Alma Johanna Koenig (1887-1942)

    Fausta an Silvius

    Unser Lager dampft noch von wilden Stunden
    und doch lieg ich allein auf entseelten Rosen.
    Auf den Lippen, die deine Küsse noch fühlen,
    welkt mir das Lächeln.
    Kehre wieder! O, wäre es wieder doch Abend!
    Alles bist du, was schön ist und süß und befeuernd,
    du allein wirst zum Gott, da jeder andre zum Tier wird:
    liebend und schlafend!
    In deinen
    Augen ersehne ich Meere und Himmel
    und Vulkane ahn ich in deiner Umarmung,
    aber Eros selber ehr ich in deines Mundes
    tödlichen Bogen.
    _____

     

  • Theodor Körner (1791-1813)

    Die
    Augen der Geliebten

    Augen, zarte Seelenblüten,
    Klare Perlen ew'ger Liebe,
    Augen, ihr verehrte Augen,
    Meiner Herrin lichte Sterne,
    Laßt euch von des Sängers Liedern
    Sanfte Frühlingstöne wehn!

    Alles, was das Leben heiligt,
    Trägt die Ahnung seiner Seele,
    Trägt den stillen Schmuck der
    Augen;
    Nicht der Mensch allein, der stolze,
    Auch der Frühling, auch die Erde
    Auch des Tages Wechselgruß.

    In der Erde dunklen Tiefen
    Stehn die klaren Diamanten
    Wie ein ewig blühend
    Auge;
    Rosen-
    Augen hat der Frühling
    Und der Tag hat seine Sonne,
    Ihre Sterne hat die Nacht:

    Aber ihr, verehrte
    Augen,
    Meiner Herrin lichte Sterne,
    Klare Perlen ew'ger Liebe,
    Augen, zarte Seelenblüten,
    Solche liebe, gute
    Augen,
    Solche
    Augen sind es nicht.

    Nicht so klar sind Diamanten,
    Die in dunkler Tiefe leuchten,
    Nicht so lieblich Frühlingsrosen
    An des Lebens zartem Busen,
    Nicht so mild die ew'gen Sterne,
    Nicht so hell der junge Tag.

    Was im Leben schön und edel,
    Les' ich klar in eurem Schimmer;
    Was das Jenseits dort verschleiert,
    Leuchtet mir in eurer Freude,
    Leuchtet mir in euren Tränen
    Wie aus Himmelsferne zu.

    Und so hört des Sängers Grüße!
    Wollt ihr freundlich nicht dem Jüngling
    Wie die ew'gen Dioskuren
    Leuchten durch des Lebens Wogen?
    Augen, zarte Seelenblüten,
    Wollt ihr meine Sterne sein?
    _____

     

  • August Kopisch (1799-1853)

    Auch an Sie

    Sag, was in Deinen
    Augen Mächtiges wohnen mag?
    Wenn Du die Wimper aufschlägst, fühl ich im Herzen den Schlag.

    Der Laut von Deinen Lippen durchzittert mir Mark und Bein:
    O sprich, wie kann in so Sanftem so Uebermächtiges sein?
    _____

     

  • Gustav Kühne (1806-1888)

    Aug' und Meer

    Ich sank in einen tiefen See,
    Der Himmel dehnt sich darüber;
    Ich rang die Hände wund und weh,
    Die Welten stürzten mir über.

    Dein
    Auge ist der blaue See,
    Der Himmel dehnt sich darüber,
    Ja, meerestief ist Liebesweh,
    Die Wellen stürzen mir über.

    O läg' ich still im Meeresschooß,
    Bis daß ich friedlich entschliefe!
    Doch ach, die Welle reißt mich los
    Hinauf aus dunkler Tiefe.

    Da lieg' ich dicht am Meeresschlund
    So still, so bleich und so todt;
    Doch Sonne küßt mir Herz und Mund
    Und küßt die Wange mir roth.

    O sei Du mild wie Sonnenlicht
    Und neig' die Lippen herüber,
    In's tiefe Meer versänk' ich nicht,
    Die Wellen stürzten nicht über.
    _____

     

  • Auguste Kurs (1815-1892)

    Wo nur dem Leben Lust erblüht,
    Wo freudiger ein
    Auge glüht,
    Wer nahet gleich? die Liebe!
    Und wo ein
    Aug' in Thränen bebt,
    Wo zagender ein Herz sich hebt,
    Wer ist so nah, als Liebe?

    Der Lust gesellt sich stets das Leid,
    Doch ist dem Herzen nimmer weit
    In Leid und Lust die Liebe -
    Und wie so Tag auf Tag entweicht,
    Verrinnt das ganze Leben leicht,
    In Lust und Leid und Liebe.
    _____

    So gehst du denn vorüber
    Zu der bestimmten Zeit;
    Das
    Auge wird mir trüber
    Und seh' doch sonst so weit

    Du weißt nicht, daß zwei
    Augen
    Dir geben treu Geleit -
    Was könnt' es uns auch taugen,
    Wär' dir bekannt mein Leid?

    Mir wird das
    Auge trüber
    Und seh' doch sonst so weit -
    Du gingst ja nur vorüber
    Zu der bestimmten Zeit.
    _____

     

  • Nikolaus Lenau (1802-1850)

    Bitte

    Weil' auf mir, du dunkles
    Auge,
    Uebe deine ganze Macht,
    Ernste, milde, träumerische,
    Unergründlich süße Nacht!

    Nimm mit deinem Zauberdunkel
    Diese Welt von hinnen mir,
    Daß du über meinem Leben
    Einsam schwebest für und für.
    _____

     

  • Heinrich Leuthold (1827-1879)

    Warum?

    Holde, braune
    Augensterne
    Mit dem Zauber unergründet,
    O, ich früg' euch gar zu gerne,
    Was ihr Mund mir nie verkündet!

    Wenn ihr blicket in die meinen
    Wie die
    Augen sanfter Tauben,
    Sagt, wie könnt ihr ruhig scheinen
    Und doch mir die Ruhe rauben?
    _____

     

  • Alfred Lichtenstein (1889-1914)

    Liebeslied

    Helle Länder sind deine
    Augen.
    Vögelchen sind deine Blicke,
    Zierliche Winke aus Tüchern beim Abschied.

    In deinem Lächeln ruh ich wie in spielenden Booten.
    Deine kleinen Geschichten sind aus Seide.

    Ich muß dich immer ansehen.
    _____


    Die fünf Marienlieder des Kuno Kohn
    Nächstes Lied:

    Der dich so sucht, Maria, wird ganz grau.
    Der dich so sucht, verliert Gesicht und Bein.
    Zerfällt im Herzen. Blut und Traum entweicht.
    Käm ich zur Ruh ... Wär ich in deiner Hand ...
    O, nähmst du mich in deine
    Augen auf ...
    _____

     

  • Detlev von Liliencron (1844-1909)

    Sehnsucht

    Ich ging den Weg entlang, der einsam lag,
    Den stets allein ich gehe jeden Tag.
    Die Haide schweigt, das Feld ist menschenleer;
    Der Wind nur webt im Knickbusch um mich her.
    Weit liegt vor mir die Straße ausgedehnt;
    Es hat mein Herz nur dich, nur dich ersehnt.
    Und kämest du, ein Wunder wärs für mich,
    Ich neigte mich vor dir: ich liebe dich.
    Und im Begegnen, nur ein einziger Blick,
    Des ganzen Lebens wär es mein Geschick.
    Und richtest du dein
    Auge kalt auf mich,
    Ich trotze, Mädchen, dir: ich liebe dich.
    Doch wenn dein schönes
    Auge grüßt und lacht,
    Wie eine Sonne mir in schwerer Nacht,
    Ich zöge rasch dein süßes Herz an mich
    Und flüstre leise dir: ich liebe dich.
    _____

    Sieh meine blaugrauen lustigen
    Augen,
    Wie sie sich sehnen nach seliger Stund.
    Wollen zur Liebe, zur Liebe nur taugen,
    Sieh meine blaugrauen lustigen
    Augen,
    Süßeste Liebe nur wollen sie saugen;
    Küsse mich, küsse mir
    Augen und Mund.
    Sieh meine blaugrauen lustigen
    Augen,
    Wie sie sich sehnen nach seliger Stund.
    _____

     

  • Thekla Lingen (1866-1931)

    Bewilligung

    Du schmiegtest dich zu meinen Füssen
    Und sahst mir flehend ins Gesicht -
    Ich musste deine Stirne küssen,
    Die Stirne - weiter dacht ich nicht.

    Da schlossest du die lieben
    Augen
    Und bebtest wie in stiller Lust -
    Ich küsste die geschlossnen
    Augen,
    Da lag dein Kopf an meiner Brust.

    So nah war mir dein Mund, der feine -
    Ach, küsste, küsste ich ihn dann! ...
    Mit diesem Kuss ward ich die deine,
    So nahmst du mich, geliebter Mann!
    _____


    Stumme Bitte

    Er nimmt mir meine beiden Hände
    Und hält sie fest mit langem Kuss,
    Bis ich mich bebend von ihm wende
    Und sage, dass er gehen muss.

    Da leuchtet tief in seinen Blicken
    Der heisse Glanz, der mich erschreckt -
    Es wagt sein
    Auge auszudrücken,
    Was ich erschauernd längst entdeckt.

    Es zwingt mich dieses stumme Flehen,
    Ich geb mich hin dem starken Blick
    Und fühl mich langsam untergehen
    In wunderseligem Liebesglück.
    _____


    Sieh mich nicht an -

    Sieh mich nicht an mit diesen
    Augen,
    Sie dringen mir bis an das Mark,
    Sieh mich nicht an mit diesen
    Augen,
    Du siehst es doch, ich bin nicht stark.

    Umschling mich nicht mit diesen Blicken,
    Sie sind viel stärker als dein Arm,
    Umschling mich nicht mit diesen Blicken,
    Sie ziehn mich an dein Herz so warm.

    Sprich nicht zu mir mit diesen Lippen,
    Wie Wein so süss, so heiss, so rot,
    Sprich nicht zu mir mit diesen Lippen,
    Ich küss' dich dann, und wär's mein Tod.
    _____

     

  • Hermann von Loeper (1820-1884)

    Bekehrung

    "Gieb mir Leben! Gieb mir Liebe!"
    Fleh' ich früh schon, wenn das Licht
    Mit den ersten goldnen Strahlen
    Durch die Wolkenschleier bricht.

    "Gieb mir Leben! Gieb mir Liebe,
    Ew'ger Geist, bis in den Tod!
    Denn du bist ja selbst das Leben,
    Und die Lieb' ist dein Gebot."

    So zu beten hat kein Derwisch
    Und kein Priester mich gelehrt;
    Deine wundersüßen blauen
    Augen haben mich bekehrt.
    _____

     

  • Feodor Löwe (1816-1890)

    Dein
    Auge

    I.
    Dein
    Auge dünkt mir oft ein See,
    Von Zauberschein umwebt,
    Aus dessen Wellen eine Fee
    Die feuchten Glieder hebt.

    Des Lotos duft'ge Blüthen zieht
    Sie aus dem langen Haar,
    Von ihrer Lippe tönt ein Lied
    Berauschend, wunderbar.

    Und wie sie singt, schlingt sie um sich
    Den Schleier licht und rein;
    Da ist es mir, als zög' es mich
    In ihre Fluth hinein.

    O singe, singe, holde Fee!
    Dein wunderreiches Lied,
    Wie all mein Leid, wie all mein Weh
    Verbraust - verrauscht - entflieht.

    II.
    Ein selt'nes oft gewünschtes Buch
    Ist mir dein Angesicht,
    Auf jedem seiner Blätter steht
    Ein blühendes Gedicht.

    Doch wenn ich lesen will darin,
    Recht nach gelehrtem Brauch,
    Schlägt mir die Blätter listig um
    Der Schalk in deinem
    Aug'.

    III.
    Draußen, sagt Ihr, streut der Winter
    Eis und Schnee auf Berg und Thal;
    Mag er! laßt mich ruhig träumen
    Hier in meiner Sonne Strahl.

    Denn in ihren dunklen
    Augen
    Blüht mir eine and're Welt,
    Die ein immer grüner Frühling
    Lebensfrisch umschlungen hält.

    IV.
    Ich mag so gern in stummer Lust
    Dir gegenüber steh'n,
    Und unverwandt, gedankenvoll
    In deine
    Augen seh'n.

    Da ist mir oft, als ob dein Blick
    Die Wirklichkeit verdrängt,
    Mit süßem Mohnsaft zauberisch
    Die Seele mir besprengt.

    Ich fühle mich, doch wie getheilt
    In Wachen und in Traum.
    Es schweift, es streift, es zieht in mir;
    Wohin? ich weiß es kaum.

    Wie es der Knospe räthselhaft,
    Sie kennt, sie ahnt es nicht;
    Sie muß, sie muß! bis endlich sie
    Die enge Hülle bricht.

    Es ist ein Weh, ein tiefes Weh!
    Du willst es nicht versteh'n!
    O süßer Schmerz, o bitt're Lust!
    In deine
    Augen seh'n.

    V.
    Die Sage spricht: wo tief ein Schatz
    Im Schoos der Erde ruht,
    Da brennt ein Feuer in der Nacht,
    Da hält ein Kobold Hut.

    Der Gräber aber schleicht herbei,
    Der kennt ein mächtig Wort,
    Das schnell den argen Hüter bannt,
    Und hebt empor den Hort.

    So ist dein großes
    Auge mir
    Ein wundersames Licht,
    Das aus der seidnen Wimper Nacht
    Wie Zauberfeuer bricht.

    Es wacht ob einem selt'nen Schatz,
    Der ist das Herze dein;
    Wie gerne höb' ich ihn empor,
    Fiel nur das Wort mir ein.

    VI.
    In den Sternen steht geschrieben
    Jedes Menschen Loos auf Erden;
    Sollt' ich deßhalb gram dir werden,
    Daß ich sterben soll am Lieben.

    Nein, ich will es ruhig tragen;
    Aber daß ich's völlig lerne,
    Lass' mich täglich meine Sterne,
    Deine
    Augen drum befragen.
    _____

    Könnt' ich umfangen dich in heißer Liebesglut,
    Wie tausend Sterne an dem Himmel stehen,
    Mit tausend
    Augen dich, Geliebte, sehen,
    Versenken mich in deiner Blicke Flut -
    Berauschen mich in deines Athems Wehen,
    Die Lippen küssen dir, bis auf das Blut -
    Könnt' ich umfangen dich in heißer Liebesglut,
    Dann wollt' ich gerne zu den Schatten gehen!
    _____

     

  • Hermann Löns (1866-1914)

    Goldene Lichter

    Das junge Rohr im Teiche
    Starrt wie ein Lanzenwall,
    In den Weiden jubelt
    Klagend die Nachtigall.

    Hinter den Ellern erblasset
    Rosig die Abendglut,
    Goldene Lichter zittern
    Über die dunkle Flut.

    Goldene Lichter zittern
    Über mein Leben hin,
    Seit ich deiner
    Augen
    Leuchten begegnet bin.
    _____


    Aus deinen blauen
    Augen ...

    Die jungen Blätter der Buchen
    Die sind so frisch und grün,
    Der Waldmeister duftet betäubend,
    Die goldenen Waldnesseln blühn.

    Die weißen und goldenen Blumen
    Die bindest du mir zum Strauß,
    Aus deinen blauen
    Augen
    Lächelt die Liebe heraus.
    _____


    Sehnsucht

    Die Lungenblumen blühen
    Aus dunkelgrünem Moos,
    Mein Herz das bebt und zittert
    Meine Sehnsucht ist so groß.

    Die beiden blauen Blüten
    Erinnern mich so sehr
    An deine lieben
    Augen,
    Mein Herz das schlägt so schwer.

    Es geht ein Zittern und Beben
    Durch meiner Seele Grund,
    Rot ist die eine Blüte,
    Rot wie dein roter Mund.
    _____


    In schwarzen Büschen ...

    In schwarzen Büschen flüstert der Nachtwind,
    Ein Eulenruf schallt aus dem Moor,
    Grau ist die Nacht, zwei Sterne blinken
    Aus grauen Wolken schimmernd hervor.

    Die Sterne blitzen, die Sterne blinken,
    Süßes Gedenken mein Herz umspinnt,
    Aus deinen
    Augen schimmern mir Sterne,
    Wenn sie ganz nahe an meinen sind.
    _____

     

  • Hieronymus Lorm (1821-1902)

    Dein
    Auge

    Mir ist dein Aug', das wunderbare,
    Noch eine unerforschte Welt,
    Ein tiefes Meer, das eine klare,
    Verschwieg'ne Mondesnacht erhellt.

    Mir taucht aus dieses Meeres Grunde
    Vineta nimmermehr empor, -
    Mein Glück, das sich in banger Stunde
    Für alle Zeiten drin verlor.
    _____

     

  • Ernst Wilhelm Lotz (1890-1914)

    Sterne der Nacht ...

    Sterne der Nacht, ihr leuchtet so schön!
    Mild und klar strahlt ihr des Frühlings
    Volle Sehnsucht mir ins Blut. -
    Wie die
    Augen der Geliebten
    Leuchten in der Nacht -:
    In der Liebesnacht.
    _____

     

  • Angelika von Marquardt (1849-1893)

    Erinnerung

    Hell lacht herab des Himmels lichte Bläue;
    Da steigt aus der Erinn'rung Schattenreich
    Vor meinem Geist herauf ein
    Augenpaar,

    Ganz Licht und Glanz, ganz Liebe, Güte, Treue,
    Wie
    Frauenauge seelenvoll und weich,
    Wie Kinderblick so unschuldsvoll und klar!

    Des Liebsten
    Auge! Süßer, sel'ger Frieden
    Sich da aufs Herz herniedersenkt.
    Ach, unter dieses
    Auges warmem Strahl

    Wär' Sterben Seligkeit, und selbst hienieden
    Das schwere Leid, vom Schicksal mir verhängt,
    Durchkämpft' ich muthig noch zum zweitenmal!
    _____

     

  • Selma Meerbaum-Eisinger (1924-1942)

    Schlaflied für dich

    Komm zu mir, dann wieg' ich dich,
    wiege dich zur Ruh'.
    Komm zu mir und weine nicht,
    mach die
    Augen zu.

    Ich flechte dir aus meinem Haar
    eine Wiege, sieh!
    Schläfst drin aller Schmerzen bar,
    träumst drin ohne Müh'.

    Meine
    Augen sollen dir
    blinkend Spielzeug sein.
    Meine Lippen schenk' ich dir -
    trink dich in sie ein.
    _____

     

  • Stephan Milow (1836-1915)

    Warnung

    Du weißt nicht, was ein
    Auge kann,
    Das sich um dich in Thränen feuchtet!
    Es lockt dich zaubermächt'ger an,
    Als wenn dir's liebeblitzend leuchtet.

    Leicht schützest du dich vor der Glut,
    Die schmachtend auf dein Werben lauert;
    Doch vor dem Schmerz sei auf der Hut,
    Der still verschlossen um dich trauert.

    Da lügst du dir's zur edlen That,
    Bleibst du nicht stark mehr im Verzichten;
    Ein Dasein, das dein Fuß zertrat,
    Wähnst du dich schuldig, aufzurichten.

    Du wähnst nur mild und gut zu sein,
    Doch pocht dein Herz und will sich dehnen;
    Wähnst einen Andern zu befrein
    Und stillst doch nur das eigne Sehnen.

    Und: Dein auf ewig! stammelst du
    Zuletzt im Liebesüberwallen;
    Zwei Arme streben heiß dir zu,
    Sie halten dich, du bist verfallen. -

    Du weißt nicht, was ein
    Auge kann,
    Das sich um dich in Thränen feuchtet;
    Es lockt dich zaubermächt'ger an,
    Als wenn dir's liebeblitzend leuchtet.
    _____

    Sie preisen deines Blickes Licht,
    Dein Lächeln, deine Züge, traut,
    Und doch – wer hat dein Angesicht
    So hold verklärt, wie ich, geschaut!

    Welch reichen Segen rings du schenkst,
    Du bist doch Keinem, was du bist;
    Erst wenn dein
    Aug' in meins du senkst,
    Erwacht, was Schönstes an dir ist.

    Da seh' ich wie verwandelt dich
    Im Himmelsglanze vor mir stehn,
    Und wendet dann dein
    Auge sich,
    Muß dieses Zaubers Macht vergehn.

    Es ruht ein Wunderschatz in dir,
    Den nur mein Blick allein belebt,
    Und suchen mußt du stets bei mir,
    Was zur Vollendung dich erhebt.

    So wandle, wo du magst, ich weiß,
    Verschlossen trägst du, was mein Glück,
    Und wer dich immer grüßt im Kreis,
    Du sehnst dich still nach mir zurück.
    _____


    Göttlichkeit

    Süßes Mädchen, wie du schön bist!
    Wie so lieblich deine Miene,
    Wie so mild der Blick des
    Auges,
    Wie so hold des Mundes Lächeln
    Und wie wunderzart die Blüte
    Deines magdlich jungen Leibes!
    Und das alles, süßes Mädchen,
    Hast du nicht für dich – o denk' es! -
    Hast den ganzen großen Reichthum
    Blos nur, um ihn zu verschenken.
    _____

     

  • Christian Morgenstern (1871-1914)

    Der Morgen war von dir erfüllt...
    Dein Bild, von Tränen oft verhüllt,
    umfloß mich wie ein lichter Schein;
    du warst mein Morgenlicht allein.
    Die Sonne schien mir ins Gesicht,
    ich sah vor dir die Sonne nicht,
    erblindet lag der
    Augen Au
    von dir, als meinem Himmelstau.
    _____


    Schauder

    Jetzt bist du da, dann bist du dort.
    Jetzt bist du nah, dann bist du fort.
    Kannst du's fassen? Und über eine Zeit
    gehen wir beide die Ewigkeit
    dahin - dorthin. Und was blieb? ...
    Komm, schließ die
    Augen, und hab mich lieb!
    _____


    Heimat

    Nach all dem Menschenlärm und -dust
    in dir, geliebtes Herz, zu ruhn,
    so meine Brust an deiner Brust,
    du meine Heimat nun!

    Stillherrlich glänzt das Firmament
    in unsrer
    Augen dunklen Seen,
    des Lebens reine Flamme kennt
    kein Werden und Vergehn.
    _____

    Oh, um ein Leuchten deiner
    Augen alles!
    Hör mich! Ein Märchen -. Als der alte Gott
    noch jung in seinen Gärten wandelte,
    da fand er einst auf einer Wiese sie
    in leichtem Schlummer reizend hingestreckt.
    Und wie er überwältigt steht, die Arme
    noch zum zerteilten Busch zurückgebreitet,
    erwacht sie von dem Brechen eines Zweigs
    und hebt der Wimpern seidnen Silberwurf
    und träumt den ersten großen Blick ihm zu.
    Und wie der Herrliche nun näher eilt
    und vor ihr kniet, da geht ein Rätselleuchten
    aus ihrem
    Aug, wie wenn in Wogenschleiern
    sich das Geheimnis einer Meergrundsonne
    verhüllen wollte und sich doch verriete ...
    Und sieh, um dieses Leuchten schuf Gott alles,
    was ist, - der Sterne schimmernde Girlanden -
    der Vögel Legion, den Tag der Liebe
    durch ewige Äonen wiederholend -
    und dich und mich - und alles Glück und Elend
    von Ewigkeit zu Ewigkeit -! - Du lächelst
    Oh, um dies Leuchten deines Lächelns alles!
    _____

     

  • Eduard Mörike (1804-1875)

    Der Spiegel dieser treuen, braunen
    Augen
    Ist wie von innerm Gold ein Widerschein;
    Tief aus dem Busen scheint ers anzusaugen,
    Dort mag solch Gold in heilgem Gram gedeihn.
    In diese Nacht des Blickes mich zu tauchen,
    Unwissend Kind, du selber lädst mich ein -
    Willst, ich soll kecklich mich und dich entzünden,
    Reichst lächelnd mir den Tod im Kelch der Sünden!
    _____

     

  • Erich Mühsam (1878-1934)

    Meine
    Augen trinken deine Blicke. -
    Meine Seele weiß von deinem Fühlen.
    Daß die schwere Nacht aus ihrem schwülen
    Drücken kuppelnd einen Stern doch schicke! -
    Meine Hände tasten nach deiner Sucht. -
    Meine Lippen küssen deine Glut. -
    Hörst du des heulenden Nachtsturms Flucht? -
    Siehst du das
    Mondauge triefen von Blut? -
    Lehne dich an mich. - So sind wir eins. -
    Senke dein Schicksal in meins! -
    Du! - wir zwei - - und die Welt so fern
    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Sieh doch! - Der Stern! Der Stern!_
    _____

    Nun endlich stehst du weiß und nackt
    vor süßen Sünden zitternd hier -
    und meines Pulsschlags wilder Takt
    schlägt rasend an die Sinne dir.
    Und meine
    Augen halten dich
    wie straffe Seile fest umspannt. -
    In meinen Willen hab' ich dich
    nach langem Werben nun gebannt.
    Dein Weinen schürt die Fibern mir -
    dein keuscher Widerstand wird matt. - -
    Ich packe dich - und meine Gier
    frißt sich an deiner Reinheit satt.
    _____

    Dein
    Auge sollst du senken
    in meins, als wär' ich Christ
    und könnte Gnaden schenken.
    Und ich will gläubig denken,
    daß du der Heiland bist.
    _____

    Es ging von dir zu mir ein süßes Wehn.
    Aus deinen
    Augen floß ein gütiges Licht.
    Von deinen Händen glänzte alles Schöne.
    Nie hatte ich dich herrlicher gesehn,
    so wunderbar, so fern. Nur Duft und Töne.
    So ging ein Wehn. - Doch ach, du sahst mich nicht.
    Mir war ums Herz so schwer, wie, wenn du weinst. -
    Da sagtest du zu mir: Dich liebt' ich einst.
    _____

     

  • Wilhelm Müller (1794-1827)

    Vereinigung

    Wenn ich nur darf in deine
    Augen schauen,
    In deine klaren, treuen, frommen Sterne,
    So fühl' ich weichen das geheime Grauen,
    Das Lieb' und Liebe hält in stummer Ferne.

    Und unsre Herzen wollen sich begegnen
    In langen Blicken, die mit Thränen ringen,
    Und unsre Liebe will ein Engel segnen:
    Er schlägt um uns die weichen, warmen Schwingen.

    Nach seinem Namen wag' ich nicht zu fragen,
    Noch nach dem Namen dessen, der ihn sendet;
    Ich darf ja wieder weinen, wieder klagen:
    Fürwahr, mich hat kein eitler Wahn geblendet!
    _____

     

  • Ludwig Pfau (1821-1894)

    Nächtlich oft in wachen Träumen
    Steiget vor mir auf dein Bild,
    Schaut mich an so tief und innig
    Mit den
    Augen braun und mild.

    Mit den großen
    Kinderaugen,
    Die ich oft dir zugeküßt;
    Und mir ist als ob ich wieder
    Sie mit Küssen schließen müßt'.

    Als sie langsam untergingen
    In der Flut der Todesnacht,
    Hast du wohl, nach Osten schauend,
    Noch einmal an mich gedacht.

    Ach! nicht ich hab', als du starbest,
    Weinend mich herabgebückt,
    Und die treuen
    Augen dir zum
    Ew'gen Schlummer zugedrückt.

    Wie! nun können sie nicht schlafen,
    Die nicht Liebe zugethan;
    Und sie öffnen sich und schaun mich
    Vorwurfsvoll und bittend an.
    _____

     

  • August Graf von Platen (1796-1835)

    Tristan

    Wer die Schönheit angeschaut mit
    Augen,
    Ist dem Tode schon anheimgegeben,
    Wird für keinen Dienst auf Erden taugen,
    Und doch wird er vor dem Tode beben,
    Wer die Schönheit angeschaut mit
    Augen!

    Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe,
    Denn ein Tor nur kann auf Erden hoffen,
    Zu genügen einem solchen Triebe:
    Wen der Pfeil des Schönen je getroffen,
    Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe!

    Ach, er möchte wie ein Quell versiechen,
    Jedem Hauch der Luft ein Gift entsaugen,
    Und den Tod aus jeder Blume riechen:
    Wer die Schönheit angeschaut mit
    Augen,
    Ach, er möchte wie ein Quell versiechen!
    _____

    Wie schwillt das Herz von seligem Genügen,
    Sobald ein Blick, der lange trüb umnachtet,
    Verächtlich uns und blinzelnd nur betrachtet,
    Zuletzt voll Milde ruht auf unsern Zügen!

    Wär's Zufall, oder willst du mich betrügen?
    Hast du vielleicht mich deiner wert erachtet?
    Wenn,
    Augen, ihr mir nicktet oder lachtet,
    Dann wollt ich stets mich euch als Sklave fügen!

    O gib Gewißheit, wo nur Zweifel waltet,
    Laß länger nicht mich hin und wieder schwanken,
    Weil oft im Zweifel das Gemüt erkaltet!

    Nicht schwer zu helfen ist gewissen Kranken:
    Ein einz'ger Wink, ein Händedruck entfaltet
    Uns Millionen liebende Gedanken.
    _____

     

  • Gräfin Anna Pongracz (1849-1923)

    Ihr milden
    Augen

    Ihr milden
    Augen, seh' ich euch denn wieder!
    Und wieder übet ihr die alte Macht!
    Wie einstens leuchtet ruhevoll ihr nieder
    Auf meiner Seele sturmesdunkle Nacht.

    Und so wie einst fühl ich: hier ist der Friede,
    Hier ist Versöhnung, klare feste Kraft!
    Gleich einem süßen, langentbehrten Liede
    Umklingt es leise mich und märchenhaft.

    Ihr milden
    Augen - fort! o bleibt mir ferne!
    Seht mich nicht an mit diesem stillen Blick!
    Vergessen muß das sanfte Licht der Sterne
    Der, dessen Los ein kampfbewegt' Geschick.

    Seht mich nicht an! Denn grausam ist's zu mahnen
    Den Wandrer, der mit Wind und Wogen ficht,
    An seines Herzens sehnsuchtsheißes Ahnen,
    Das da von Schutz und sich'rer Zuflucht spricht.
    _____

     

  • Hermione von Preuschen (1854-1918)

    Mein Kanaan

    In deinen
    Augen lag ein Müssen,
    ein Phosphorstrahl,
    dein Mund stieß mir mit weichen Küssen
    ins Fleisch die Qual.

    Am Marterholz der Sehnsucht häng ich
    nun festgebannt,
    denn einzig nur bei dir empfind ich
    gelobtes Land.

    Weh! zwischen uns die tiefen Wasser
    durchfurcht kein Kahn
    und ferner schwindet, immer blasser
    mein Kanaan.
    _____

     

  • Robert Prutz (1816-1872)

    Bei der Nacht

    Warum duften doch die Rosen
    So viel schöner bei der Nacht?
    Warum schmecken doch die Küsse
    So viel süßer bei der Nacht?
    Wenn durch braune Dämmerungen
    Hell der Liebsten
    Auge lacht,
    Und wie eines Schwanes Fittich
    Leuchtet ihrer Glieder Pracht.

    Ja, der Tag gehört den Menschen,
    Aber Gottes ist die Nacht!
    Klar und mild, wie
    Auge Gottes,
    Tausend Sterne sind erwacht;
    Durch die Thäler, durch die Höhen
    Weht's wie Mailuft mild und sacht,
    Und den Saum von seinem Kleide
    Hörst du rauschen durch die Nacht.

    Was die Seele dir belastet,
    Was dein
    Auge weinen macht,
    Leg' es ab denn, müder Wandrer,
    In den frommen Schoß der Nacht.
    Knospen werden sich erschließen,
    Früchte reifen über Nacht,
    Und die Thränen sind getrocknet,
    Ehe du noch aufgewacht.

    Darum duften auch die Rosen
    So viel schöner bei der Nacht,
    Darum schmecken auch die Küsse
    So viel süßer bei der Nacht:
    Wenn durch braune Dämmerungen
    Hell der Liebsten
    Auge lacht,
    Und du fühlst an ihren Küssen:
    Gott und deine Liebe wacht.
    _____

     

  • Ernst Rauscher (1834-1919)

    An ihre
    Augen

    Wie strahlt dein
    Auge wunderbar
    Im blauen Himmelsglanz!
    So sternenhell, so unschuldklar,
    So treue Liebe ganz!

    So wie gebannt den Fischer hält
    Die Fluth, und niederwinkt,
    So fesselt mich die inn're Welt,
    Die d'raus entgegenwinkt.

    Und wie 's dem Fischer in der Fluth
    - Nach jenem Lied - gescheh'n,
    So möcht' in deines
    Auges Gluth
    Die Seele untergeh'n!
    _____

     

  • Rainer Maria Rilke (1875-1926)

    Und du warst schön. In deinem
    Auge schien
    sich Nacht und Sonne sieghaft zu versöhnen.
    Und Hoheit hüllte wie ein Hermelin
    dich ein: So kam dich meine Liebe krönen
    Und meine nächteblasse Sehnsucht stand,
    weißbindig wie der Vesta Priesterin,
    an deines Seelentempels Säulenrand
    und streute lächelnd weiße Blüten hin.
    _____

     

  • Joachim Ringelnatz (1883-1934)

    Sehnsucht nach zwei Augen
    (September 1930)

    Diese
    Augen haben um mich geweint.
    Denk ich daran, wird mir weh.
    Wie die mir scheinen und spiegeln, so scheint
    Keine Sonne, spiegelt kein See.

    Und rührend dankten und jubelten sie
    Für das kleinste gute Wort.
    Diese
    Augen belogen mich nie.

    Nun bin ich weit von ihnen fort,
    Getrennt für Zeit voll Ungeduld.
    Da träumt's in mir aus Leid und Schuld:
    Daß sie noch einmal weinen
    Werden über meinen
    Augen, wenn ich tot bin.
    _____

     

  • Emil Rittershaus (1834-1897)

    Laß mich in Deinen dunklen Augen lesen!

    Laß mich in Deinen dunklen Augen lesen
    Das hohe Evangelium der Liebe!
    Ja, Winter ist's in meiner Brust gewesen;
    Nun kommt der Lenz mit seinem Blüthentriebe!

    In meinem Herzen wogt es auf und nieder;
    Durch alle Adern wallt es voll Entzücken,
    Und stets auf's Neu und immer muß ich wieder
    Dich, holdes Lieb, an meinen Busen drücken.

    "Sind sie verliebt!" so sprechen die Philister,
    Die in das Leben kühl und nüchtern schauen.
    Wie hass' ich sie, die Weisen, die Magister!
    Nicht kalt, nicht warm, sind sie die ewig Lauen!

    Laß sie die Küsse zählen, wenn sie küssen!
    Laß sie die Tropfen zählen, wenn sie trinken!
    Wir schwelgen selig in den Hochgenüssen,
    Im Meer der Liebe trunken zu versinken!
    _____

     

  • Otto Roquette (1824-1896)

    Perlenfischer

    Du liebes
    Auge willst dich tauchen
    In meines
    Augs geheimste Tiefe,
    Zu spähen, wo in blauen Gründen
    Verborgen eine Perle schliefe?

    Du liebes
    Auge, tauche nieder,
    Und in die klare Tiefe dringe,
    Und lächle, wenn ich dir dein Bildniß
    Als schönste Perle wiederbringe.
    _____


    Ein Wort von deinem Munde

    Ein Wort von deinem Munde,
    Das mir herüber klang,
    Tönt mir wie eine Kunde
    Von goldnem Märchensang.
    Durch meine Seele rauschen
    Die goldnen Klänge all,
    Und alle Tiefen lauschen
    Dem süßen Wiederhall.

    Ein Blick von deinem
    Auge,
    Mein ganzer Himmel du!
    Bringt mit Versöhnungshauche
    Mein ganzes Herz zur Ruh.
    So schicken seelge Mächte
    Vom blauen Himmelsthor
    Durch warme Sommernächte
    Ein leuchtend Meteor.
    _____


    Aus deinem
    Auge

    Aus deinem
    Auge lächelt
    Die blaue Sommernacht,
    Die still vom Duft durchfächelt,
    Der Sterne Traum bewacht.

    Du blickst in klarer Bläue,
    Die sanft das Herz durchdringt,
    Und weißt nicht, was aufs Neue
    Sie meiner Seele bringt.

    Du weckst mit deinem Kosen
    Die Holden die ich mied,
    Die Geister meiner Rosen,
    Die mir im Lenz verblüht.
    _____

     

  • Friedrich Rückert (1788-1866)

    Darf ich meinen Blicken traun?
    Sie ist nah dran, aufzutaun.
    Milder seh' ich die Gebärden,
    Schmelzender die Stimme werden,
    Und aus ihrem
    Auge bricht
    Es wie Frühlingssonnenlicht.
    Ja so zärtlich wird ihr Kuß,
    Daß ich schon befürchten muß,
    Nächstens, will ich sie umschließen,
    Wird sie mir im Arm zerfließen.
    _____

    Die Liebe sprach: In der Geliebten Blicke
    Mußt du den Himmel suchen, nicht die Erde,
    Daß sich die beßre Kraft daran erquicke,
    Und dir das Sternbild nicht zum Irrlicht werde.

    Die Liebe sprach: In der Geliebten
    Auge
    Mußt du das Licht dir suchen, nicht das Feuer,
    Daß dir's zur Lamp' in dunkler Klause tauge,
    Nicht dir verzehre deines Lebens Scheuer.

    Die Liebe sprach: In der Geliebten Wonne
    Mußt du die Flügel suchen, nicht die Fesseln,
    Daß sie dich aufwärts tragen zu der Sonne,
    Nicht niederziehn zu Rosen und zu Nesseln.
    _____

    Ich lag in stummer Lust
    An meiner Liebsten Brust,
    Und meine
    Augenlide
    Geschlossen hielt der Friede.

    Ich fühlte mich in ihr,
    Und fühlte sie in mir,
    Ich fühlte nur das Leben,
    Das wir einander geben.

    Da blickt' ich auf nach ihr,
    Und wieder sie nach mir,
    Es kamen auf den Wegen
    Die Blicke sich entgegen.

    Was wollt ihr
    Augen hier?
    Ihr seid nur Neubegier.
    Wir wissen im Vertrauen,
    Was ihr nicht braucht zu schauen.

    Mein
    Auge schaute doch,
    Und ihres schaute noch,
    Als ob das meine fragte,
    Und ihres Antwort sagte.

    Es fragte: Liebst du mich?
    Es sagte: Frage dich!
    Und beide schlossen wieder
    Begnügt die
    Augenlider.
    _____

    O wie schön ist, daß du nicht
    Schön bist all und immer,
    Sondern nur, wenn dein Gesicht
    Klärt des Lächelns Schimmer.
    Das ist, was mir möglich macht,
    Ganz für mich zu haben,
    Wenn dein
    Auge mir nur lacht,
    Deine Schönheitsgaben.
    _____

    Wer in der Liebsten
    Auge blickt,
    Der hat die Welt vergessen.
    Der kann nicht, wen ihr Arm umstrickt,
    Was draußen liegt, ermessen.

    Ich halt' in meinem Arm ein Glück;
    Wer kann es mir entziehen?
    Und nähm' es morgen Gott zurück,
    War's heut mir doch geliehen.

    Verlangen kann ein Menschenherz
    Nichts Besseres auf Erden,
    Als fühlen Liebeslust und Schmerz,
    Und dann begraben werden.
    _____

    Wissen möcht' ich nur, wie lange
    Ich dir spielen könnt' im Haar,
    Oder streicheln an der Wange,
    Oder sehn ins
    Augenpaar;
    Wissen möcht' ich, ob auf Erden
    Noch ein solches Spiel es giebt.
    Das man, ohne müde werden,
    Treiben kann als wie man liebt.
    _____

     

  • Wilhelm Runge (1894-1918)

    Dein
    Auge
    ist eine samtene Wiese
    über alle Hügel des Abends
    und deine Lippen sind zu schwer
    für ein leichtes Wort
    Deine Gedanken
    sind vor den Fingern des Todes
    der sich zersehnt
    ein Tanz des Glücks
    Schließ mich ein
    in die wilden Rosen
    deines Bluts
    Dein Atem
    ist die Wiege des Sommers
    _____

    Nicht mehr wandern darf ich durch dein Antlitz
    plötzlich falle ich in deiner
    Augen tiefe Schlucht
    alle Berge schlagen über mir zusammen
    mit den Wellen deines Haars
    wirf des Lachens Rettungsring
    ganz dünn
    ist meine Stimme
    und wird zerreißen
    meinen Wurzeln schließt die Hand dein Felsen
    und des
    Auges Rose liegt gebrochen
    du bist blauer Himmel
    ich die Wolke
    die sich fest an deinen Nacken klammert
    sich nicht halten kann
    und tausendfingrig
    regenschreckt erdhin
    den Wiesengrund
    und dort hinsinkt himmellosgelöst auf ihr Knie
    _____

    Wild wirft mich die Gondel deiner
    Augen
    in der Stirne Wellenungestüm
    Sturm zerzaust der Hände scheu Geäst
    und des Blutes Wolken schweben fern
    Sterne stehen deinem Hauch gebückt
    deine Lippen weiten ihren Strand
    wiegen nieder junges Himmelblau
    in der Wangenflügel Faltertanz
    Sträucher lispeln durch das Dorf geduckt
    Sonne beißt die prallen Lippen wund
    blutet ihren Sommer in die Seele
    _____

     

  • Hugo Salus (1866-1929)

    Liebesgeschichten

    Ich weiß ein paar winzige Liebesgeschichten,
    Und solche erleb' ich an jedem Tag:
    Zwei braune
    Augen, zwei blaue Augen,
    So heißt meine erste Liebesgeschichte;
    Zwei braune
    Augen, zwei graue Augen,
    Und das ist die zweite Liebesgeschichte;
    Zwei braune
    Augen, zwei schwarze Augen,
    Das ist meine dritte Liebesgeschichte.
    Und solche kleine Liebesgeschichten
    Erleb' ich an jedem, jedem Tag
    Und möcht' sie so gerne weiter dichten;
    Doch immer erleb' ich nur hübsche Titel.
    Aber mein Herz mit jedem Schlag
    Sehnt sich nach einem ganzen Kapitel,
    Wie es auch immer enden mag,
    Wie es auch immer enden mag ..
    _____


    Die
    Augen der Seele

    Und bist du tausend Meilen fern,
    So weiß ich, du geliebte Frau,
    Ob deine Seele Sonne hat,
    Ob deine Seele dunkel ist.
    Ich bin wie der blinde König.

    Er liebte das Harfenspiel so heiß,
    Und seine
    Augen waren tot.
    Der Harfner spielte und sang dazu
    Und stand im leuchtenden Sonnentag
    Und sang vor dem blinden König.

    Und wie das Lied dem Harfenklang
    Sich in der warmen Luft vermählt,
    Ein Wolkenschatten fiel darauf.
    "Jetzt fällt ein Schatten auf dein Lied!"
    So sprach der blinde König.

    Und bist du tausend Meilen fern,
    So weiß ich, du geliebte Frau,
    Ob deine Seele Sonne hat,
    Ob deine Seele dunkel ist.
    Ich lieb' dich von ganzer Seele.

    _____


    Sanfter Regen

    Vom Himmel fallen müde Tropfen nieder,
    Doch ist er blau, kein Wölkchen ist zu schaun:
    Wie blauer
    Mädchenaugen sanfte Lider
    In sehnsuchtsvoller Liebe übertaun.

    Und Schwalben fliegen durch die großen Tropfen,
    Und jeder Tropfen blitzt im Sonnenlicht:
    Wie bei des Herzens liebebangem Klopfen
    Ein Strahl des Glücks aus
    Mädchenaugen bricht ... 
    _____


    Liebchens Heimkehr

    Mädchen, warst Wochen im Wald.
    Nun kehrst du heim, die Gestalt
    Tannenschlank, waldduftumflossen,
    Hellgrünen Waldwiesenschein
    Bringst du zur Stadt mir herein
    Drein mich mein Sommer verschlossen.

    Mädchen, neig' nieder dein Haupt,
    Was ich nie möglich geglaubt,
    In deinem Aug' kann ich's finden.
    In deinen
    Augen ist Wald,
    Dunkel träumender Wald,
    Drin laß mich selig verschwinden ...
    _____

     

  • Adolf Friedrich von Schack (1815-1894)

    Süßes Geheimniß

    Glaub nicht, daß ich dem lauten Tage
    Verrathe, was du mir vertraust,
    Wenn mir vorbei mit flücht'gem Schritte
    Du wandelst in der Deinen Mitte
    Und mit dem Blick, halb kühn, halb zage,
    Verheißend mir ins Antlitz schaust.

    Berauscht vom Zauber deiner Nähe
    Dann seh' ich lang dir staunend nach,
    Und mälig erst, indem ich sinne,
    Werd' ich des eignen Glückes inne,
    Wenn ich die Rede ganz verstehe,
    Die stumme, die dein
    Auge sprach.

    Die Abendschatten werden trüber,
    Längst in die Ferne schwandest du,
    Und, wie den Tropfen Thau die Blume
    Birgt in des Kelches Heiligthume,
    Schließt meine Seele still sich über
    Dem duftenden Geheimniß zu.
    _____

    In deines
    Auges Quelle
    Taucht sich mein Geist wie in ein Bad;
    Die Welt strahlt ihm in reinrer Helle,
    Wenn er in ihr vom Staub geklärt sich hat.

    Er schwebt dahin mit lichter Schwinge,
    Als ob erstanden aus dem Grab;
    Durchsichtig werden ihm die Dinge,
    Bis auf den tiefsten Grund schaut er hinab.

    Was vor Jahrtausenden gewesen,
    Wie was in Zukunft unser harrt,
    Kann er in einem Blicke lesen,
    Und Alles doch ist holde Gegenwart!
    _____


    An Adele

    Laß mich nicht allein, Adele,
    Nicht in weiter Welt allein!
    Sonnen will ich meine Seele,
    Weib, in deines
    Auges Schein.

    Leg' in meine deine Rechte,
    Daß an Ader Ader wallt!
    Schaurig draußen sind die Nächte,
    Und die Tage o wie kalt!

    In des Menschenschwarms Gewühle
    Steh' ich da betäubt und bang;
    Daß nur Einer mit mir fühle,
    Fruchtlos ist mein Herzensdrang.

    Der Natur mich zu vertrauen
    Streif' ich durch Gebirg und Wald,
    Doch zurück von ihr treibt Grauen
    In mich selbst mich wieder bald.

    Ob das Herz in Freude schlage,
    Ob es in Verzweiflung bricht,
    Taub ist sie für unsre Klage,
    Unsre Lust versteht sie nicht.

    Ihre welken Blätter streut sie
    Theilnahmslos auf unsre Gruft;
    Nur aus unserm Staub erneut sie
    Ihrer Lenze Blüthenduft.

    Laß mich nicht allein, Adele,
    Nicht in weiter Welt allein!
    Sonnen will ich meine Seele,
    Weib, in deines
    Auges Schein!
    _____

    Stumm liegt die träumende Natur;
    Wozu die große Stille brechen?
    Das Herz laß mit dem Herzen nur,
    Das
    Auge mit dem Auge sprechen!

    Spricht Blüthe so mit Blüthe nicht
    An des Jasminstrauchs duft'gen Zweigen?
    So Stern zu Stern mit goldnem Licht
    Nicht in der Sommernächte Schweigen?

    Das ist die Sprache, weltenalt,
    Die lang die Liebe schon gesprochen,
    Eh sie den ersten Laut gelallt;
    In Worten spricht sie nur gebrochen.
    _____

     

  • Richard von Schaukal (1873-1942)

    Kleine Frau

    Deine
    Augen in Tränen, kleine Frau,
    sind wie der Enzian im Tau.

    Deine
    Augen, wenn sie lachen und blitzen,
    sind sonnenfunkelnde Berberitzen.

    Dein Mund, wenn er Alltagsdinge erzählt,
    ist ein Rothengst, der im Geschirr sich quält.

    Dein Mund, wenn er küßt und von Liebe spricht,
    ist ein reimetrunkenes Lenzgedicht.

    _____

     

  • René Schickele (1883-1940)

    Kommen deine
    Augen und sehn mich an,
    weiß ich, warum mein Leben in deines rann.
    Weil sie Himmel erbauen, so tief,
    als ob ein ferner Wald darinnen schlief -
    und liebst du, ist's ein Wald, der rauschend
    um einen Brunnen steht,
    in dessen goldener Tiefe
    ein Stern zergeht.
    Als ob ich dich von weitem riefe,
    ist dein Gesicht mir zugewandt
    in allen meinen Gedanken: lauschend
    ernst und unverwandt.
    _____

     

  • Adele Schopenhauer (1797-1849)

    Als Riemer das Lob der geliebten
    Augen vorgelesen hatte

    Tausendfache Schmeichelnamen
    Fand der Liebe Sorglichkeit,
    Machte Euch zum Wunderrahmen
    Jeder Wunderseligkeit;
    Nennt Euch Sterne, Meere, Blumen,
    Diamanten, Sonnenstrahl -
    Sinnet Euch zum Liebesruhme
    Zarte Bilder sonder Zahl.

    Augen! wie soll ich Euch nennen?
    All' der Bilder reiche Pracht
    Will mein Herz nicht anerkennen,
    Keines ward Euch gleich erdacht.
    Wohl und Weh, und Qual und Frieden,
    Himmelsglück und Erdenlust,
    Könnt Ihr strahlend mir gebieten,
    Wecken sie in tiefster Brust? -

    Dennoch wird es nie gelingen,
    Nicht in Wort- und Farbenpracht
    Diesen Zauber zu besingen -
    Zauber wird nie klar gedacht!
    Ueber jedes Glück der Erden,
    Ueber jeden Lebenslaut,
    Muß der Zauber sich bewähren,
    Der den
    Augen anvertraut.

    Und was jenes uns mag bieten,
    Ob es schön und herrlich sei,
    Nennt es Sterne, nennt es Blüthen:
    Liebeszauber bleibet neu;
    Mahlt's in tausendfachen Zügen
    Jeden Morgen spielend hin:
    Nimmer wird ein Wort genügen -
    Unaussprechlich bleibt sein Sinn.
    _____

     

  • Karl Siebel (1836-1868)

    Mein Engel

    Wenn dein tiefdunkles
    Auge
    Sich mir zu lesen giebt -
    Fühl' ich mit stiller Wonne,
    Daß mich ein Engel liebt.

    Und jede trübe Klage
    Das frohe Herz vergißt;
    Es weiß, daß es nun selber -
    Im Himmel heimisch ist. –
    _____

     

  • Jegor von Sivers (1823-1879)

    Mikrokosmos

    Ich saß mit ihr an einem Quell,
    Sie sah hinab zur Murmelwell,
    In ihres
    Auges hellem Glanz
    Begann der Silberwellen Tanz.

    Drauf schickte sie den Blick zum Wald,
    Und wie durch Zauber alsobald
    Erschien das Grün so düftemild
    In ihres
    Auges schwarzem Bild.

    Dann blickte sie auf Feld und Flur,
    Und schnell verschwand des Waldes Spur,
    Und durch die Wiese zog der Bach
    Der blauen Ferne sehnend nach.

    Jetzt Wonne, schaut sie himmelan,
    Der Himmel hat sich aufgethan!
    Welch wundertiefer ernster Schein,
    Und doch so lieblich klar und rein!

    So lang ihr
    Auge mir noch strahlt,
    Bleibt Erd und Himmel frisch gemalt,
    Und Erd und Himmel sind mein Reich,
    Drin herrsch ich einem König gleich.

    Und schließt ihr
    Auge Todes Nacht,
    Dann stirbt auf ewig all die Pracht,
    Das Reich der Freuden ist nicht mehr,
    Und Welt und Herz sind todt und leer.
    _____

     

  • Karl Stieler (1842-1885)

    Einem Kinde

    Als du dein Herz, dein Herz voll Freude,
    Gelehnt an meine Brust voll Weh',
    Da tauten Lenzgedanken wieder
    Mir auf wie Blumen unterm Schnee.

    Hell fiel dein Haar auf meine Schulter
    Und lang hast du mich angeseh'n
    Mit
    Augen, tief und jugendinnig,
    Als frügst du mich, was mir gescheh'n?

    O, frage nicht! – Wie du, so blickte
    Die Liebe einst, die mich verließ.
    Aus deinen sel'gen
    Kinderaugen
    Schaut mein verlor'nes Paradies.
    _____


    Letzte Wonne

    Du kennst die letzte Wonne nicht,
    O Weib, und wirst sie nie ergründen:
    In deinen
    Augen glüht ein Licht,
    Das will nicht wärmen, will nur zünden!

    Wohl ist es süß, wenn ohne Laut,
    Wenn, glutverzehrt von Qual und Hoffen,
    Ein Menschenaug' in deines schaut,
    Vom Blitzstrahl deines Blicks getroffen;

    Doch weißt du nicht, wie süß das ist:
    In jener Liebe sich ergeben,
    Die liebend ihrer selbst vergißt
    Und wähnt, ein Wunder zu erleben!

    Die selig sich gestehen kann:
    Ich schmied' aus Schönheit keine Waffen;
    Es war kein Sieg, den ich gewann,
    Es war nur Glück, das ich geschaffen!
    _____

     

  • Theodor Storm (1817-1888)

    Rechenstunde

    Du bist so ein kleines Mädchen
    Und hast schon so helle
    Augen;
    Du bist so ein kleines Mädchen
    Und hast schon so rote Lippen!

    Nun schau mich nur an, du Kleine,
    Auch ich hab helle
    Augen,
    Und laß dir alles deuten -
    Auch ich hab rote Lippen.

    Nun rechne mir doch zusammen:
    Vier
    Augen, die geben? - Blicke!
    Und - mach mir keinen Fehler! -
    Vier Lippen, die geben? - Küsse!
    _____


    Dämmerstunde

    Im Sessel du, und ich zu deinen Füßen -
    Das Haupt zu dir gewendet, saßen wir;
    Und sanfter fühlten wir die Stunden fließen,
    Und stiller ward es zwischen mir und dir;
    Bis unsre
    Augen ineinandersanken
    Und wir berauscht der Seele Atem tranken.
    _____


    Noch einmal!

    Noch einmal fällt in meinen Schoß
    Die rote Rose Leidenschaft;
    Noch einmal hab ich schwärmerisch
    In
    Mädchenaugen mich vergafft:
    Noch einmal legt ein junges Herz
    An meines seinen starken Schlag;
    Noch einmal weht an meine Stirn
    Ein juniheißer Sommertag.
    _____


    O süßes Nichtstun

    O süßes Nichtstun, an der Liebsten Seite
    Zu ruhen auf des Bergs besonnter Kuppe;
    Bald abwärts zu des Städtchens Häusergruppe
    Den Blick zu senden, bald in ferne Weite!

    O süßes Nichtstun, lieblich so gebannt
    Zu atmen in den neubefreiten Düften;
    Sich locken lassen von den Frühlingslüften,
    Hinabzuziehn in das beglänzte Land;
    Rückkehren dann aus aller Wunderferne
    In deiner
    Augen heimatliche Sterne.
    _____

     

  • Moritz Graf von Strachwitz (1822-1847)

    Bescheidene Bitten

    Ich will ja nur an deiner Lippe sterben,
    Als Sonnenstaub in deinem Kuß verfliegen,
    Will nur den Schmerz, den tiefen schweren herben,
    Mit deines Mundes Lethetrank besiegen.

    Ich will ja nicht an deinem Munde saugen,
    Nur fromm und gläubig in dein Antlitz schauen
    Und auf dem Strahle deiner
    Wunderaugen
    Zum Äther hin demantne Brücken bauen.

    Ich will ja nicht in deinem
    Aug' mich sonnen,
    Nur Worte tauschen süßer Minnefehde,
    Nur rauschen hören deiner Lippe Bronnen
    In sanften Wellen zarter Frauenrede.

    Ich will ja nicht dich sehen, küssen, hören,
    Ich will ja nur dein denken im geheimen
    Und hoffnungslos der Saite Gold empören
    Und mich ergehn in zarten Liebesreimen.
    _____

     

  • Karl Streckfuss (1779-1844)

    Erste Seeligkeit

    Du bist mir gut - dein
    Auge hat's gestanden,
    Der Stirne Falten können's nicht verneinen -
    Ich sah der
    Augen Doppelsonne scheinen,
    Und meiner Seele düstre Wolken schwanden

    Wie wer entschlummert in der Erde Landen,
    Sich wiederfindet in Elysiens Hainen,
    So staun' ich lächelnd und die
    Augen weinen,
    Seit in den deinen sie den Himmel fanden.

    Und Blumen spriessen unter meinem Schritte,
    Genährt vom Thau der wundersüssen Zähren,
    Und in mir tönen himmlisch linde Saiten,

    Und Stimmen säuseln aus des Herzens Mitte:
    Sie ist dir gut, sie will dem müden Sehnen
    An ihrem Herzen holden Lohn bereiten.
    _____

     

  • Julius Sturm (1816-1896)

    Bitte

    Laß nicht dein
    Auge auf mir ruhn,
    O wende deinen Blick von mir!
    Mein armes Herz, es schlummert nun,
    Es schlummert und es träumt von dir.

    Und fiel aus deinem Aug' ein Strahl
    In meines Busens nächt'gen Raum,
    Es fühlte dann zu neuer Qual,
    Daß seine Seligkeit nur Traum.
    _____


    Lied

    Wenn dein
    Auge freundlich
    In das meine blickt,
    Fühlt sich meine Seele
    Allem Leid entrückt;

    Und es lacht das Leben
    Mich so freundlich an,
    Und des Himmels Pforten
    Sind mir aufgethan;

    Und mir ist, als zög' ich
    Jubelnd mit dir ein,
    Und als könnt' ich nimmer
    Wieder traurig sein.

    Doch kaum daß du scheidest,
    Schwindet auch der Traum,
    Düsteren Gedanken
    Giebt die Seele Raum;

    Und mir ist, als stünd' ich
    Auf der Welt allein,
    Und als könnt' ich nimmer
    Wieder fröhlich sein.
    _____


    Die ungehorsamen Diener

    Zum
    Auge sprach ich,
    Sein Bildniß trag' ich
    Im Herzen immer,
    Doch willst du zeigen
    Dich treu mein eigen,
    Verrath' es nimmer.

    Und zu den Wangen
    Sprach ich, nicht prangen
    Sollt ihr mit Rosen,
    Mag euch so linde
    Wie Frühlingswinde
    Sein Hauch umkosen.

    Schon hör' ich Tritte;
    Gedenkt der Bitte!
    Er kam gegangen; -
    Die
    Augen glühten
    Und Rosen blühten
    Auf meinen Wangen.
    _____

     

  • Albert Traeger (1830-1912)

    Die klugen
    Augen

    Laß mich, das Haupt an Deine Brust gelehnt,
    Verstohlen lauschen auf des Herzens Schlagen,
    Ob es das Wort, das ich so heiß ersehnt,
    So lang gehofft, mir endlich wolle sagen.

    Ob ich gefleht, ob stürmisch auch ich frug,
    Es wollt' es nimmer mir Dein Mund vertrauen,
    Er fürchtet Deine
    Augen, die so klug,
    Und die so wachsam auf die Lippen schauen.

    D'rum mag Dein Herz, von meinem Haupt versteckt,
    Daß es mich liebt, ganz leise mir gestehen;
    Was zittert es? was zagt es noch erschreckt?
    Die klugen
    Augen können's ja nicht sehen.
    _____


    Mein Stern

    O laß Dein
    Auge freundlich auf mir weilen,
    Es blickt mir Ruhe tief in's Herz hinein;
    Wie sich die Wolken vor der Sonne theilen,
    Flieht all' mein Schmerz vor seinem milden Schein.

    Wollt' ich als Kind mein Abendsprüchlein lallen,
    Dann sah ich fromm zu einem Stern empor:
    Es war mein Stern, ich fand ihn unter allen,
    Bis ich mit meiner Kindheit ihn verlor.

    Doch ruhen auf mir Deine lieben
    Augen,
    In denen meiner Kindheit Himmel lacht,
    Dann sehe stets aus ihrer Tiefe tauchen
    Ich den verlor'nen Stern in alter Pracht.
    _____


    Schau' tief ich in Dein
    Auge nieder

    Schau' tief ich in Dein Auge nieder,
    Kommt über mich ein Kindestraum:
    Die bunten Lichter glänzen wieder
    An unserm grünen Weihnachtsbaum

    Die Hände wollen mir sich falten,
    Es fällt ein frommer Spruch mir ein,
    Den andachtsvoll wir Kleinen lallten:
    Kind Gottes, kehre bei uns ein!
    _____

     

  • Ludwig Uhland (1787-1862)

    Seliger Tod

    Gestorben war ich
    Vor Liebeswonne:
    Begraben lag ich
    In ihren Armen;
    Erwecket ward ich
    Von ihren Küssen;
    Den Himmel sah ich
    In ihren
    Augen.
    _____


    Liebesfeuer

    Vom Feuer, das in Liebenden sich dränget,
    Wie Ebb' und Flut, vernehmt geheime Kunde!
    Sind sie getrennt, so bleibt es tief im Grunde
    Der sehnsuchtsvollen Herzen eingeenget;

    Nur Widerschein der Glut, die innen senget,
    Gelangt zum dunkeln
    Aug' und bleichen Munde;
    Bis nun erscheint des Wiedersehens Stunde,
    Wo sich das Feuer aus der Tiefe sprenget.

    Wie erst mit heißen Blicken sie sich grüßen!
    Wie beider lang verhaltne Flammen streben,
    Sich zu vereinen durch das Spiel der
    Augen!

    Bald senken sie die Wimpern, um in Küssen
    Noch tiefer eins des andern glühend Leben
    Aus Lippen, denn aus
    Augen, einzusaugen.
    _____

     

  • Wilhelm Waiblinger (1804-1830)

    Das
    Auge der Geliebten

    Ach, warum in dieser Ferne,
    süßes Herz so weit von dir?
    Alle Sonnen, alle Sterne
    öffnen ihre
    Augen mir,
    nur die reinsten, tiefsten Strahlen,
    nur das klarste, blauste Licht,
    drinn sich Erd' und Himmel malen,
    nur dein treues Auge nicht.
    _____

     

  • Maria Luise Weissmann (1899-1929)

    Meine
    Augen

    Wenn Du kommst
    Müssen meine
    Augen
    Ins Dunkel kehren
    Wie in den Tod.

    Seit sie Dich einließen:
    Verräterinnen -
    Nun leben sie immer
    Unterm Beil.
    _____

     

  • Paul Wertheimer (1874-1937)

    Schließ die
    Augen zu, mein Kind

    Schließ die
    Augen zu, mein Kind!
    Alle lieben Dinge sind
    Heimlich, heimlich, traumverstohlen.

    Rings in tiefer Mitternacht
    Schleicht die Liebe sachte, sacht.
    Schleicht heran auf Katzensohlen.

    Sei vor jeder Buntheit blind.
    Um uns mit dem Frühlingswind
    Rauscht das Schicksal linde, lind -
    Schließ die
    Augen zu, mein Kind! ...
    _____


    Schlummerlied

    Du bist ich und ich bin du ..
    Schliesst uns das Glück die
    Augen zu;
    Wiegt uns mit einem Sang zur Ruh:
    .. Du bist ich und ich bin du ..
    _____


    Der Tanz

    Und so bist du mein: im Tanze,
    Still das Haupt, in läss'ger Ruh.
    Deine
    Augen, feucht, im Glanze,
    Winken, blinken, sinken zu.

    Und im Ruhen und im Schweben
    Hüllt dich meine Sehnsucht ein;
    So dem Tanze hingegeben,
    Wirst du's bald der Liebe sein.
    _____


    Traum vom Tode

    Und meine
    Augen fallen zu.
    Die Seele irrt am Strande -
    Und stört die Schatten aus der Ruh,
    Im bleichen Nebellande.

    Da ... schwer hintastend durch das Grau,
    Fühl ich ein mildes Scheinen.
    Das sind die
    Augen dein, o Frau,
    Sie leuchten und sie weinen.

    O
    Augen, die mir Tröster sind
    In diesen Dunkelheiten,
    Ich laß mich, ein verirrtes Kind,
    Von euerm Schimmer leiten.

    Sie folgten mir. Sie grüßen mich
    In lächelndem Erbarmen. - -
    Noch jauchzt mein Tag! Wie lieb' ich dich!
    Du lebst in meinen Armen.
    _____

     

  • Ernst von Wildenbruch (1845-1909)

    Heilung

    Es liegt die Nacht auf Erden schwer
    Mit allen ihren Schauern;
    Mein Herz ist dunkel, kalt und leer,
    In mir ist nichts als Trauern.

    Steh auf, du Himmelssonnenlicht,
    Zünd' an die warmen Kerzen!
    Geh auf, du Engelangesicht,
    In meinem müden Herzen.

    Hauch' ab die kalte Erdennacht
    Mit deinem Flammenmunde!
    Lacht in das Herz mir,
    Augen, lacht!
    Daß ich, daß ich gesunde!
    _____

     

  • Eliza Wille (1809-1893)

    Wie ist dein
    Auge rein und schön!
    Ich kann in die Tiefe so tief nicht seh'n,
    Dein Aug' ist wie der Himmel droben,
    Da wohnt ein Geist den Engel loben,
    Vor dem die Menschen schweigend knien,
    Vor dem alle bösen Gedanken entfliehn!
    Wenn ich bei dir nun bin und lebe -
    Ich hab' kein Wort; ich schweige, bebe -
    Der Fuß berührt die Erde kaum -
    Ich wund're mich, daß es kein Traum -
    Von fern kommt eine Melodie -
    Ich hör' sie nicht - ich fühle sie -
    Mir ist das Herz so sanft, so weit,
    Wo ist nur Täuschung, Schmerz und Leid
    Und Sorge dieser Welt geblieben? -
    Es ist so süß, so süß zu lieben!
    _____

     


 

 

 

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