Liebeslyrik - Miniaturen

Gedichte und Gedicht-Zitate (Stichwort: Ewig / Ewigkeit)
 


Franz Marc (1880-1916)
Liebespaar


 



Stichwort: Ewig / Ewigkeit

16./17. Jh.      18. Jh.      19/20. Jh.

 

16./17. Jh.

 

  • Hans Aßmann Freiherr von Abschatz (1646-1699)

    Pruna manu prona pariter prunasque dedisti

    Pflaumen hast du mit der Hand / Flammen aber auch gegeben;
    Diese dringen uns ins Herz / jene füllen unsern Mund.
    Pflaumen hat der Baum gebracht / Flamm und Brand von Aug entstund /
    Jene streifft der Reiff zwar ab / diese Glutt wird
    ewig leben.
    _____

     

  • Anonyme Barockdichter

    Caliste mein licht,
    So liebest du nicht,
    Wie dir sich mein herze auf
    ewig verpflicht,
    Du bleibest wie stein
    Bey jammer und pein,
    Und scheinest wie felsen bey flammen zu seyn.
    _____

    Climene, meine treue sinnen
    Stehn
    ewig nur allein nach dir,
    Laß meine seuffzer dich gewinnen,
    Und rück dein auge nicht von mir,
    Dein auge, das mich zwar verletzet,
    Doch auch durch seinen winck ergötzet.
    _____

    Die weiber sind von schweren straffen frey /
    Sie haben nicht den himmel mit gestürmet /
    Der unschuld schild steht ihren thaten bey /
    Wenn gegen sie der blasse neid sich thürnet /
    Lieb und bestand ist bey dem zehnden nicht /
    Nur eine frau brennt wie ein
    ewig licht.
    _____

    Silberne lilgen-brust! lasse dich küssen /
    Niedliches leibgen! komm laß dich umbschliessen /
    Deinen narcissen-weis-seidenen händen /
    Wil ich mich immer und
    ewig verpfänden.
    _____

    Mein herze bleibt dir treu / ich will mich dir verschreiben /
    Daß ich in
    ewigkeit dein treuer freund will bleiben.
    Was schadt abwesenheit? ich sey auch wo ich sey /
    So glaube sicherlich / mein herze bleibt dir treu.
    _____

    Wenn gleich andre stets falliren
    Und nicht halten ihre treu /
    Wil ich doch den denckspruch führen /
    Daß ich recht beständig sey.
    Nichts soll meine liebe trennen /
    Die auf dich allein gericht /
    Und mein herz wird
    ewig brennen
    Gegen dich / vollkommnes licht.
    _____

    Keine zeit kan mich verbinden.
    Keinem wechsel lauff ich zu /
    Will sich gleich was schönes finden /
    Stört es doch nicht meine ruh.
    Ich bleib
    ewig dir gefangen /
    Da ich meiner liebe ziel
    Mit vergnügen zu erlangen /
    Unverändert hoffen will.
    _____

    Und noch itzund muß ich der flammen macht erkennen /
    Mein herz so damals angebrandt /
    Brennt noch zum weyrauch deiner hand /
    Und will auff
    ewig auch zu deinem ruhme brennen;
    Denn weil ein kühner blick hat meinen geist beliebt /
    So leidet er mit recht vor das / was er verübt.
    _____

    Kind von zarter Lieblichkeit,
    Deiner augen holde blicke
    Bleiben ietzt und allezeit,
    Mir die angenehmsten stücke.
    Es gereichet mir die last,
    Und die so beliebten bande,
    Die du selbst geknüpffet hast,
    Nur zum lob und nicht zur schande.
    Denn du bist von solcher art,
    Welche bey dem sauer sehen
    Keine glatten küsse spahrt,
    Die durch marck und adern gehen.
    Drum soll Schönste, dir allein,
    Auch das herz in meinem leibe,
    Ewig aufgeopffert seyn,
    Wenn ich nur dein eigen bleibe.
    _____

    Köntest du mein herze sehen,
    Das nur noch vor schmerzen lebt,
    O du würdest selbst gestehen,
    Daß dein bild darinnen schwebt,
    Und daß deine gunst und treu
    Mir ein
    ewig denckmahl sey.
    _____

     

  • Paul Fleming (1609-1640)

    Er betrachtet ihre Schönheit und Treue

    Du treue Schönheit du und auch du schöne Treue,
    die ihr den zarten Leib und edlen Geist besitzt,
    ihr Schwestern gleicher Kraft, die ihr mir das beschützt,
    worüber ich mich stets mit höchsten Freuden freue,
    was sag' ich doch von euch, daß euch und mich nicht reue?
    Ihr starke Göttinnen, habt mir den Sinn erhitzt,
    daß mir auf dieser Welt nichts als nur Eine nützt.
    Sie ists, an der ich mich ohn' Unterlaß verneue.
    Die zarte Schönheit folgt der Flucht der schönen Zeit,
    die feste Treue geht den Weg der
    Ewigkeit,
    die Schönheit macht mir Lust, die Treue Trost zu leben.
    O wie ein göttlichs Mensch ist diese, die euch hat!
    O wie ein Menschgott auch wird der, dem in der Tat
    wird diese schöne Treu' und treue Schönheit geben!
    _____


    An Anemonen

    Ich meint', ich hätte dir mein ganzes Herz entdeckt,
    mein Lassen und mein Tun, mein Wollen und Beginnen,
    so daß ich mich mir selbst nicht besser öffnen können.
    Ich war nun nicht in mir; ich war in dich versteckt.
    Was hat denn diesen Haß so bald auf mich erweckt,
    daß du mir itzund auch ein Auge nicht wilst gönnen?
    Besinne dich doch, Lieb, wo du was kanst besinnen,
    wie hoch mich dieses schmerzt, wie sehr mich diß erschreckt.
    Gedenke doch an dich, wilst du an mich nicht denken.
    Sei mir Feind und nicht dir, dieweil es Zeit ist noch.
    Wilst du mich richten hin, so schone deiner doch,
    als die um meinen Tod zu Tode sich wird kränken.
    Nim einmal dieses dir für allemal gesagt:
    du bist die einige, die
    ewig mir behagt!
    _____


     

18. Jh.
 

  • Charlotte von Ahlefeld (1781-1849)

    Der Mond und Er

    Lächelndes schönes Gestirn, zu Deiner unendlichen Höhe
    Wend' ich den traurigen Blick, und er erheitert sich oft.
    So auch erheb' ich zu Ihm die schwermuthsvollen Gedanken,
    Und dann scheint mir die Welt nicht mehr ein Kerker zu seyn.

    Freundlich winkt mir sein Bild, wenn ich Dich einsam betrachte.
    Still und schweigend wie Du, wandelt Er ferne von mir.
    Aber es nahet mir hold auf muthlos umdämmerten Bahnen,
    Sanft wie Dein leuchtender Schein, seiner Erinnerung Gruß.

    Unerreichbar bist Du, o Mond, in der Ferne des Himmels,
    Dennoch verklärst Du die Nacht still mit erquickendem Glanz;
    So erfüllet auch Er mit Licht und Kraft mir den Busen,
    Ewig mir ferne wie Du, ist er dem Geiste doch nah.
    _____


    Beim Abschied

    Wirst Du in der Ferne mein gedenken,
    Wenn die Welt geräuschvoll Dich zerstreut?
    Wirst Du oft mir stille Stunden schenken,
    Der Erinnrung unsres Glücks geweiht?

    Wird kein neues Band mir Dein Vertrauen,
    Keines Deine Liebe mir entziehn?
    Kann ich ganz auf Deine Treue bauen,
    O so nimm mein Herz auf
    ewig hin!

    Immer bleibt es zärtlich Dir ergeben,
    Auch wenn nie mein Blick Dich wiedersieht.
    Wenn getrennt von Dir mein trübes Leben
    Wie ein Seufzerhauch vorüber flieht.

    Ach so viele heucheln nur Gefühle
    Einer nie gekannten Innigkeit;
    Und in dem zerstreuenden Gewühle
    Endet schnell der Schwur der
    Ewigkeit.

    Darum will ich nicht Dir Treue schwören,
    Aber fest und liebend halt' ich sie,
    Und die Zukunft soll Dir
    ewig lehren
    Deiner Freundinn Herz vergißt Dich nie.
    _____

     

  • Sophie Albrecht (1757-1840)

    Am Grabe eines Mädchens, das sich selbst den Tod gab

    Du – von deinen Schwestern längst vergessen,
    Schlummernde! der Keine Thränen gab,
    Fremde Hand umpflanzet mit Zypressen,
    Armes Mädchen! dir dein stilles Grab.

    Mild umschattet von der Dämmrung Flügel,
    Von des Halmes Grille nur gehört,
    Rollen Thränen auf den niedern Hügel,
    Den dir hartes Mitleid kaum gewährt.

    Ist kein freundlich Zeichen dir geblieben?
    Nicht ein Kreuzmal oder Leichenstein? -
    War der ganze Lohn für treues Lieben,
    Nur dies Grab im düstern Eichen-Hain? -

    Ruhig, Herz! – auch hier schläfst du im Frieden,
    Und ein Gott der Liebe ruft auch dich
    Zu der Palme, wo, von Leid geschieden,
    Treue Liebe währet
    ewiglich.
    _____


    An den Geliebten

    Schrecklich wär's, wenn du mich verließest!
    Deine Geliebte mit quälender Verachtung begegnetest, -
    Dich los von meinem liebenden Herzen rissest,
    Und mich mit der blutenden Wunde
    Von dir stießest! -

    Ach, ich würde im mütterlichen Thale
    Verwais't umher wanken. -
    Diese schöne Erde
    Wäre mir die Wohnung des Elends.
    Der Morgen brächte mir neue Thränen
    Und in der nächtlichen Stille
    Würde meine Klage lauter.

    Doch bald würde meine Kraft ermatten,
    Bald würde mir erscheinen
    Das Siechthum – jene süße Dämmerung
    Der
    ewigen Nacht.
    Ihr düstrer Schleier
    Hüllt mitleidig die schrecklichen Gegenstände
    In lindernde Schatten;
    Und ihre Begleiterin, die Hoffnung,
    Lispelt der Sinkenden von Gefilden,
    Die sie jenseits des Todes kennt,
    Wo Liebende sich wieder finden.

    Aber schrecklicher wär's,
    Wenn sie entflohen wären,
    Die Stunden des Seyns,
    Süß durch Deine Liebe;
    Und ich noch taumelte
    In glühendem Entzücken an deiner Hand,
    Durch die Fluren der Erde
    Für mich in ihrem besten Schmuck. -

    Wenn der Morgen mich weckte zur Wonne
    Und der Abend mit goldnen Träumen mir sänke,
    Und es fiele das letzte Stäubchen
    Der Stunde des Lebens.

    Er, der unempfindliche Tod,
    Der keine Jugend schont,
    Keine Liebe kennt,
    Griffe mit kalter Hand
    Nach dem klopfenden, bebenden Herzen;
    Meine brechenden Augen
    Wagten den letzten Blick
    nach dir und der schönen Welt -
    Und der schreckliche Gedanke,
    Die schreckliche Ahnung
    Einer
    ewigen Vernichtung
    Umschlänge die zaudernde Seele.

    Ich werde ihn nie wieder sehen,
    Dieses Herz voll Liebe muß verwesen,
    Die Erinnerung und die Hoffnung
    Fliehen mit dem Leben!
    Wer vermag die Schrecken des Augenblicks
    Der Trennung ganz zu schildern? -

    Doch der Tod reißt endlich
    Das bangklopfende Herz
    Aus der ächzenden Brust,
    Und der Schweiß des Sterbenden
    Löscht die Bilder seiner Angst.
    Das Grab, wo keine Hoffnung wohnt,
    Kennt keine Wünsche.
    Wo keine Freude jauchzet,
    Da schweiget der Schmerz.

    Bitter ist der Kelch des Kummers
    Am Grabe. -
    Schrecklich der Tag des Scheidens
    Ohne Hoffnung.
    Aber entsetzlicher, wenn er schwände,
    Der tiefe Schlaf im Grabe! -
    Wenn die Verwesung nun
    Das letzte Band von Erde
    Der freien Seele lös'te.
    Sie nun eilte zu Gefilden des Lichts
    Durch die dämmernden Thäler des Erwachens,
    Mit der unsterblichen Liebe für dich,
    Im unverweslichen Herzen,
    Mit heller Erinnerung
    Der Seligkeiten in deinem Arm; -
    Und – schaudernder Gedanke! -
    Dich nicht fände! -
    Jahrtausende dich suchte,
    Wo
    Ewigkeit die Hoffnung verbannt;
    Des Lebens müde
    Von Sonne zu Sonne irrte,
    Wo kein vergessendes Grab winkt.
    Dann, im Schooß der Morgenröthe
    Wünscht sie sich in die Nacht des Grabes,
    Und im Schimmer der Sternen-Laube
    Sehnt sie sich in den Arm der Verwesung.

    Reiche mir, Schicksal, reiche mir
    Den Kelch des Kummers am Grabe! -
    Ereile mich, Stunde des Todes,
    Ohne Hoffnung! -
    Gott! Nur laß mich nicht erwachen ohne ihn,
    Hülle den Blick in
    ewige Nacht
    Der ihn nicht wiedersehen soll.
    Zerstreut dieses Herz, ihr Winde -
    Vernichte meine Seele, o Gott!
    Wenn Trennung die
    Ewigkeit kennt.
    _____

     

  • Therese von Artner (1772-1829)

    Amors Schrift

    Amor schreibt in Männerherzen
    Mit der Kreide leichtem Zug;
    Was daran vorüber schwebet,
    Tilgt die Innschrift leicht genug.
    Aber in der Weiber Herzen
    Gräbt er, wie in festen Stein,
    Mit dem Griffel und mit Schwärze
    Der Geliebten Namen ein.
    So, verwittert auch die Farbe,
    Muß die tiefgeprägte Narbe
    Dennoch
    ewig sichtbar seyn.
    _____

     

  • Rosa Maria Assing (1783-1840)

    Sonett

    O dürft' ich dir doch meine Sehnsucht sagen,
    Mit welcher liebend ich mich zu dir wende!
    Nein, sehnender schaut nicht die Sonnenwende
    Nach Phöbus hin in glanzerfüllten Tagen.

    Oft frage ich mich mit geheimem Zagen,
    Ob ich dir wohl ein Liebeszeichen sende?
    Dann quälen wieder Zweifel mich ohn' Ende,
    Daß ich kaum Blick noch Händedruck mag wagen!

    Sollt' auch mein Lieben deines nie gewinnen,
    Vergebens seyn mein Thun, mein eifrig Streben,
    Und blieb' dir auch stets unerkannt mein Trachten:

    Doch werd' ich
    ewig dich nur einzig minnen,
    In deinem Leben nur wird blühn mein Leben,
    Und sollt' in Sehnsuchtsflammen ich verschmachten!
    _____


    Verschließung

    Still verschlossen steht im Herzen,
    Was mein Mund nicht zu dir spricht;
    Ewig will geheim ich's denken,
    Dir es sagen kann ich nicht.

    Kalt und ruhig kann ich scheinen,
    Herrschen über Blick und Mund;
    Heimlich nur in stillen Thränen
    Giebt sich meine Liebe kund!
    _____


    Erste Liebe

    Thränen thauen still vom Auge nieder,
    In Erinnrung längst entschwundner Lust;
    Nie ach! hebt in solchem Glück sich wieder
    Je so lebensvoll und warm die Brust

    Als in jenen schönen Frühlingstagen,
    Da zum erstenmal mich traf dein Blick,
    Und ich ahnungsvoll mit süßem Zagen
    Fühlte nahen mir der Liebe Glück.

    Schön und golden flossen da die Stunden,
    Hoch begeistert war mein junger Sinn;
    Liebe, die ich damals tief empfunden,
    Ist auf
    ewig wie ein Traum dahin!

    Vieles hat die Brust seitdem durchzogen,
    Hohe Freude, tiefe Seelenpein,
    Doch in des bewegten Lebens Wogen
    Ging nie unter jener Tage Schein,

    Der mir noch dein süßes Bild erhellet,
    Das, ein Heiligthum, im Innern steht,
    Und dem
    ewig Schönen beigesellet
    Nie in meiner Seele untergeht!
    _____

     

  • Susanne von Bandemer (1751-1828)

    Und würde mir der Todesengel winken,
    Ich müsste noch den Kelch der Liebe trinken,
    Durch ihn gestärkt, fühlt' ich ein neues Leben
    Den Busen heben.

    Ein Himmelreich scheint mir die ganze Erde,
    Und federleicht die drückendste Beschwerde,
    Seit dem die Glut, die unsre Herzen nähret,
    Die Welt verkläret.

    O, komm Geliebter! den ein Gott mir wählte,
    Der unsre Seelen
    ewig treu vermählte:
    Komm! und vergiss an Selma's treuem Herzen
    Der Unruh Schmerzen.
    _____

    Die Liebe kann der Liebe im Entbehren
    Mehr Süssigkeit, als Sinnenlust gewähren,
    Denn das Entzücken, das sie giebt,
    Bleibt von der Reue ungetrübt.

    Im Geist' fühl' ich das ungestüme Streben
    Des lieben Herzens mir am Busen Beben,
    Das rein und treu sich mir geweiht
    Bis zu der fernen
    Ewigkeit.
    _____

    Die Liebe kennet keine Schranken,
    Im Tode selbst wird sie nicht wanken;
    Sie bleibt sich
    ewig einerley.
    Die Zeit kann nie dies reine Feuer mindern,
    Kein Mensch, kein Gott! kann ihre Allmacht hindern,
    Und felsenfest ist ihre Treu.
    _____

    Die Liebe trotzt des Schicksals Strenge,
    Besiegt der Vorurtheile Menge,
    Und stumpfet ab den Zahn der Zeit:
    Sie lächelt schlau bey der Moral des Weisen,
    Und spottet selbst des kalten Blut's des Greisen.
    Ihr Ziel beschränkt die
    Ewigkeit.

    Wer nicht so fühlt, der weiss und kennet
    Die Liebe nicht, die selbst getrennet,
    In ihrer ganzen Fülle Kraft,
    Nur
    ewig nach dem Einen strebet,
    Sich selbst vergessend, nur dem Einen lebet,
    Der ihr die Welt zur Wüste schafft.
    _____

     

  • Gabriele von Baumberg (1768-1839)

    Die Zeit

    Die Zeit zerstört und baut Paläste,
    Streut bunte Blumen auf die Flur:
    Verschlingt des Nachruhms Ueberreste,
    Und lässt dem Enkel keine Spur:

    Mit unersättlichem Behagen
    Nagt sie am Denkmal mancher Gruft;
    Zwar mildert sie des Unmuths Klagen
    Durch sie zerfliesst der Gram in Luft.

    Oft nährt, oft löschet sie die Flamme,
    Die Leidenschaft im Busen birg't;
    Oft untergräbt sie schlau am Damme
    Womit Vernunft entgegen wirkt.

    Sie kann, was Menschen selten können,
    Sie setzet Schranken jedem Schmerz,
    Vereint oft, was die Menschen trennen,
    Giesst Balsam in das wunde Herz.

    Zwar wieget sie die stärksten Triebe
    In Schlummer ein, nach Sturm und Braus;
    Doch die Erinnrung Erster Liebe
    Tilgt selbst die
    Ewigkeit nicht aus! –
    _____

     

  • Friedrich Bouterwek (1766-1828)

    Nach der Trennung

    Allein, im Kampf mit unsichtbaren Mächten,
    Erblick' ich mich. Verhaßtes Selbstgefühl!
    Ich sehe Licht in kalten Mitternächten,
    Und bin im Sturm der Elemente Spiel.

    Was ringst du, müder Geist, mit kühnem Flügel
    Nach jenen Höhen, wo die Wahrheit siegt?
    Dich hält das Schicksal unter Schloß und Riegel.
    Du ringst umsonst, und deine Kraft erliegt.

    D'rum schäme dich nicht weiter deiner Thränen!
    Die rette dir! und weine, weil du bist!
    Und gönn' es dir, im schönen Traum zu wähnen,
    Daß Liebe, wie die Wahrheit,
    ewig ist.

    Durch Liebe strahlt ein Gott aus allen Sternen,
    Auch wenn die Hand des Todes dich ergreift.
    O, müder Geist, wenn wirst du leichter lernen,
    Wie liebend auch der Mensch zum Gotte reift?
    _____

     

  • Louise Brachmann (1777-1822)

    Macht der Treue

    Die Liebe klagt mit nassem Blick,
    Daß schnell die Zeit entflieht,
    Daß sie ihr kaum umfaßtes Glück
    Ihr noch so bald entzieht.

    Die Blume glänzt; die Nachtigall
    Besingt das Wonnefest.
    Ach, bald verstummt der süße Schall!
    Die Blum' entfärbt der West.

    Der Abend kommt zurück ins Thal,
    Doch fern' ist Wonn' und Glück,
    Es hellt nicht mehr der Mondenstrahl
    Des Lieblings holden Blick.

    Doch herrscht nicht ob der Zeiten Flug
    Der Liebe Göttermacht?
    Was auch dahin der Wechsel trug,
    Voll Stern' ist ihre Nacht.

    Still zieht sich in sich selbst zurück
    Das liebende Gemüth;
    Da wird es hell dem matten Blick,
    Der Frühling glänzt und blüht.

    Die Treue ruft zurück die Zeit
    Mit all der süßen Lust.
    Sie liebt, und trägt die
    Ewigkeit
    In ihrer tiefen Brust.
    _____

     

  • Gottfried August Bürger (1747-1794)

    Wie um ihren Stab die Rebe
    Brünstig ihre Ranke strickt;
    Wie der Epheu sein Gewebe
    An der Ulme Busen drückt;

    Wie ein Taubenpaar sich schnäbelt
    Und auf ausgeforschtem Nest,
    Von der Liebe Rausch umnebelt,
    Haschen sich und würgen läßt:

    Dürft' ich so dich rund umfangen!
    Dürftest du, Geliebte, mich!
    Dürften so zusammenhangen
    Unsre Lippen
    ewiglich! –
    _____

     

  • Adelbert von Chamisso (1781-1838)

    Ich kann's nicht fassen, nicht glauben,
    Es hat ein Traum mich berückt;
    Wie hätt' er doch unter allen
    Mich Arme erhöht und beglückt?

    Mir war's, er habe gesprochen:
    Ich bin auf
    ewig dein -
    Mir war's - ich träume noch immer,
    Es kann ja nimmer so sein.

    O laß im Traume mich sterben,
    Gewieget an seiner Brust,
    Den seligsten Tod mich schlürfen
    In Tränen unendlicher Lust.
    _____


    Eid der Treue

    Mißtrauest, Liebchen, du der flücht'gen Stunde,
    Des Augenblickes Lust?
    Bist Brust an Brust du nicht, und Mund an Munde,
    Der
    Ewigkeit bewußt?

    Ich soll nur dir, und ewig dir gehören;
    Du willst darauf ein Pfand:
    Wohlan! ich will's mit kräft'gem Eid beschwören,
    Ich hebe meine Hand:

    Ich schwör's, elftausend heilige Jungfrauen,
    Bei eurem keuschen Bart;
    Bei Jakobs Leitersprosse, die zu schauen
    In Mailand wird bewahrt;

    Ich schwör es noch, zu mehrerem Gewichte -
    Ein unerhörter Schwur! -
    Beim Vorwort zu des Kaisers Karl Geschichte,
    Und bei des Windes Spur;

    Beim Schnee, der auf dem Libanon gefallen
    Im letzt vergangnen Jahr;
    Bei Nihil, Nemo, und dem andern allen,
    Was nie sein wird noch war.

    Und falls ich dennoch jemals untreu würde,
    Vergäße jemals dein,
    So soll mein Eid verbleiben ohne Würde,
    Und ganz unbündig sein.
    _____


    Für Madame Adelbert

    Ob ich dich liebe? kannst du wohl es fragen?
    Und können Worte deine Zweifel heben?
    Die einz'ge Antwort ist das volle Leben.
    Fürwahr, die Worte wissen's nicht zu sagen.

    Ob
    ewig lieben werde? Zu beklagen
    Ist die, der Schwüre nur Gewißheit geben;
    Sind Schwüre doch nur Schwüre, Worte eben,
    Wie welkes Laub im Winter anzuschlagen.

    "Wie kannst du, roher Mann, mich so betrüben?
    Was kann ich, Böser, Guter, sonst begehren,
    Als, was mich freut, aus deinem Mund zu hören?"

    Du reinster, frommster, aus der Engel Chören,
    Und mein, mein Kind, mein Weib, mein, sonder Wehren
    Mein ganzes Sein, mein Leben und mein Lieben!
    _____

     

  • Helmina von Chézy (1783-1856)

    Ich kenn ein' Rose wundersüß,
    Die Rose ist das Paradies,
    Von zarten Lippen ist's ein Kuß,
    Nach dem ich
    ewig schmachten muß -
    Du, aller Huld und Schönheit reich,
    Gieb mir den Kuß, den Tod zugleich!
    _____

    An *

    Nicht immer durch verwandtes Streben
    Ist Herz dem Herzen nah verwandt,
    Nur gleiches inn'res Herzensleben
    Schließt
    ewig fest der Treue Band!
    _____

    Lebe wohl, geliebte Seele,
    Der ich meine Pein verhehle,
    Bist du doch in Thränen mein!
    Muß ich hoffnungslos dich meiden,
    Nichts soll mich von Liebe scheiden:
    Niemals dein, und
    ewig dein!
    _____

     

  • Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

    Gruss

    O wie selig ward mir!
    Im Lande wandl ich,
    Wo Hudhud über den Weg läuft.
    Des alten Meeres Muscheln,
    Im Stein suche ich die versteinerten;
    Hudhud lief einher,
    Die Krone entfaltend,
    Stolzierte, neckischer Art,
    Über das Tote scherzend,
    Der Lebendge.
    Hudhud, sagt ich, fürwahr!
    Ein schöner Vogel bist du.
    Eile doch, Wiedehopf!
    Eile, der Geliebten
    Zu verkünden, daß ich ihr
    Ewig angehöre.
    Hast du doch auch
    Zwischen Salomo
    Und Sabas Königin
    Ehemals den Kuppler gemacht.
    _____


    Wonne der Wehmut

    Trocknet nicht, trocknet nicht,
    Tränen der
    ewigen Liebe!
    Ach, nur dem halbgetrockneten Auge
    Wie öde, wie tot die Welt ihm erscheint!
    Trocknet nicht, trocknet nicht,
    Tränen unglücklicher Liebe!
    _____


    Suleika

    Wie mit innigstem Behagen,
    Lied, empfind ich deinen Sinn!
    Liebevoll du scheinst zu sagen:
    Daß ich ihm zur Seite bin.

    Daß er
    ewig mein gedenket,
    Seiner Liebe Seligkeit
    Immerdar der Fernen schenket,
    Die ein Leben ihm geweiht.

    Ja! mein Herz, es ist der Spiegel,
    Freund ! worin du dich erblickt,
    Diese Brust, wo deine Siegel
    Kuß auf Kuß hereingedrückt.

    Süßes Dichten, lautre Wahrheit
    Fesselt mich in Sympathie!
    Rein verkörpert Liebesklarheit
    Im Gewand der Poesie.
    _____

     

  • Johann Christian Günther (1695-1723)

    ALS SIE AN SEINER TREU ZWEIFELTE

    MEIN Kind, was zweifelstu an meiner Redligkeit,
    Die ihres gleichen doch in deiner Brust verspüret?
    Wo meiner Adern Blut nur einen Tropfen führet,
    Der sich nicht tausendmahl vor dich zu sterben freut,

    So wüntsch ich ihm den Fluch, den Ebals Felsen dräut
    Und Cains Fuß erfährt; der Stern, so mich regieret,
    Und deßen Trieb in mir die reine Glut gebiehret,
    Folgt nicht wie ein Planet dem Wechsel dieser Zeit.

    Mein Sinnbild ist ein Ring, der Denckspruch: Sonder Ende;
    Denn wer nicht
    ewig liebt, der liebet nimmermehr.
    Mein Engel, giebstu nun dem Argwohn kein Gehör,
    So lege mir dein Herz in die getreuen Hände.

    Ich sichre, diesen Schaz wird deinem Saladin
    Kein Räuber, kein Verlust, auch nicht der Tod entziehn.
    _____

    DU Engel, den mir Gott so unverhoft gesand,
    Die Lust der
    Ewigkeit schon in der Welt zu schmecken,
    Nimm hier den Abschiedskuß noch einmahl von der Hand,
    Da Nerven, Zung und Mund vor Wehmuth stehn und stecken,
    Und glaube, daß mein Herz in heißem Blute schwimmt,
    Da unsers Umgangs Scherz so früh ein Ende nimmt.
    _____

     

  • Ludwig Christoph Heinrich Hölty (1748-1776)

    DER KUSS

    Ward Unsterblichkeit mir? Stieg ein Olympier
    Mit der Schale herab? Bebte sein goldner Kelch,
    Voll der Trauben des Himmels,
    Um die Lippe des Taumelnden?

    Wehe Kühlung mir zu, wann du mir wiederum
    Reichst den glühenden Kelch, daß mir die Seele nicht
    Ganz im Feuer zerfließe;
    Wehe, wehe mir Kühlung zu!

    Unter Blüthen des Mays spielt' ich mit ihrer Hand;
    Kos'te liebelnd mit ihr, schaute mein schwebendes
    Bild im Auge des Mädchens;
    Raubt' ihr bebend den ersten Kuß!

    Ewig strahlt die Gestalt mir in der Seel' herauf;
    Ewig flieget der Kuß, wie ein versengend Feur,
    Mir durch Mark und Gebeine;
    Ewig zittert mein Herz nach ihr!
    _____

     

  • Johann Georg Jacobi (1740-1814)

    An **

    Entfliehe nicht! du hörst ja keine Klagen;
    Kein nasser Blick und keine Seufzer sagen,
    Was tief mein Herz in sich verschließt.
    Noch immer war mein einziges Verlangen,
    Dieß Sonnenlicht zu sehn auf deinen Wangen,
    In dieser Luft, die dich umfließt.

    O könnt' ich nur, o könnt' ich, ungesehen,
    Mein Leben lang an deiner Seite gehen,
    Und Tag und Nacht dein Engel seyn!
    Du solltest nichts von meiner Liebe wissen;
    Ich wollte gern den Lohn der Treue missen,
    Und bliebe doch auf
    ewig dein.
    _____

     

  • Theodor Körner (1791-1813)

    In der Nacht

    Ich bin dir nah, nur eine dünne Mauer
    Trennt mich von dir.
    Du träumst wohl schon im sanften Schlummerschauer,
    Vielleicht von mir.

    Auf diesem Pfühl, der oft in heil'ge Weihe
    Dich eingewiegt,
    Ruht jetzt dies Herz, das dir voll Mut und Treue
    Entgegenfliegt.

    Mir ist's, als blühten aller Sehnsucht Keime
    Melodisch auf,
    Als fliegen geisterflüsternd deine Träume
    Zu mir herauf.

    Ich fühle plötzlich in den dunklen Locken
    Ein leises Wehn;
    Die Ahnung ruft, die vollen Adern stocken,
    Die Pulse stehn. -

    Es war dein Geist, und heilig auf der Wange
    Fühlt' ich den Kuß;
    An deiner Lippen küssendem Gesange
    Kannt' ich den Gruß.

    Es war dein Geist! Es war der Hauch der Liebe!
    Hast mein gedacht!
    O, daß sie
    ewig, ewig, ewig bliebe
    Die schöne Nacht!
    _____

     

  • Ludwig Gotthard Kosegarten (1758-1818)

    Also liebst du mich,
    Meine Wonna?
    Du meine erwählte,
    Meine auserkorne geliebteste Braut!
    Ja, du liebest mich!!
    Du hast mir's geschworen,
    Du hast mir's geweint,
    Daß
    ewig, ewig die Meinige, du! - -
    Wonna, die Meine!
    Meine Wonna! Sie ist die Meine!
    Mir säuselt's ihr Odem,
    Mir rauscht es ihr Liebeskuß.
    Mir lispelt's jedes halb hergestammeltes Wort:
    Ich bin die Deine!
    Ewig, ewig die Deine!!!
    _____

    Jede Blüthe verweht, welche der Lenz gebar.
    Jede Schöne verwelkt, welche dem Staub' entsproß. -
    Doch die schönere Seele
    Blüht unsterblichen schönen Lenz.

    Ewig jugendlich blüht meine Odalia.
    Jeden kehrenden Lenz schöner und blühender.
    Jeden rollenden Aeon
    Reiner, edler, vollkommener!

    Ewig flammet die Gluth heiliger Simpathie.
    Nie ermattet der Zug, welcher mich zu dir zog,
    Meine Reine, als Ahndung
    Deines Werthes mein Herz ergriff.
    _____

     

  • Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792)

    Als Widmung

    Fühl alle Lust, fühl alle Pein
    Zu lieben und geliebt zu sein,
    So kannst du hier auf Erden
    Schon
    ewig selig werden.
    _____
     

  • Max von Schenkendorf (1783-1817)

    Liebe

    O Liebe, du Morgentraum,
    Geboren kaum
    Und weise wie die
    Ewigkeit,
    Im Greisenhaar
    Noch mild und klar,
    Noch fühlend und spielend
    Wie Kindlein in der Weihnachtszeit.

    O Liebe, du Zauberwort,
    Klingst fort und fort
    Wie Wellenschlag der
    Ewigkeit;
    Du Melodie
    Und Harmonie
    Von Wonnen - zerronnen
    In Tönen fließet Raum und Zeit.

    O Liebe, von dir empfing
    Der Schmetterling
    Des Blüthenlebens zarten Keim.
    Ha Wonnepreis!
    Im Blumenkreis
    Zu nippen mit Lippen
    Die Küsse gleich dem Honigseim.

    O Liebe, du Lebensquell,
    Du Bächlein hell,
    Verbreitest Kühlung um mich her,
    O labe mich,
    Ich sink' in dich
    So selig, so wählig
    Wie Fischlein in dem Muttermeer.
    _____

     

  • Elise Sommer (1767-1836)

    An Selmar

    Nie vergeß' ich jener schönen Stunde,
    Wo du mir am bangen Busen lagst,
    Und mit süßem zauberischem Munde:
    »Meines Herzens Freundinn!« sprachst;

    Wo dein Herz an meinem Herzen ruh'te,
    Wo dein Arm mich liebevoll umfieng;
    Keine
    Ewigkeit tilgt die Minute! -
    Wenn auch heut' das Weltall unterging,

    Würd' ich dieses Wonnetages denken;
    Er glänzt hoch in seiner Brüder Zahl!
    Eine Thräne will ich ihm noch schenken,
    Wenn ich steh' am dunklen Todesthal.
    _____


    Höchste Wonne

    Selig der, dem reine Herzensgüte,
    Zartgefühl den Busen höher hebt,
    Dem der Thränen seligste entschwebt,
    In des Lenzes wollustvoller Blüthe!

    Der mit menschenfreundlichem Gemüthe
    Blassen Gram, der matt in Thränen bebt,
    Bald zu lindern schonend sich bestrebt,
    Dessen Herz für Menschenwohl stets glühte!

    Köstlich ist's, an eines Freundes Brust
    Sympathie bei Schmerz und Lust zu finden,
    Näher dann mit ihm sich zu verbinden!

    Aber höher, süsser ist die Lust,
    Wenn sich edle Herzen glühend sagen:
    Dass sie
    ewig für einander schlagen!
    _____

     

  • Christine Westphalen (1758-1840)

    Liebe ward den Millionen Leben
    Hier ein unzertrennlich schönes Band;
    Ward vom Jenseit ihnen mitgegeben,
    Als des Daseyns unverkennbar Pfand.
    Liebe lehrt der Menschen Brust empfinden,
    Die von hohen Wonnen überfließt,
    Wenn, auf
    ewig treu, sich Herzen binden,
    Und der Geist im Andern sich genießt.
    _____

    Liebe schafft zum Himmel sich die Hütte;
    Liebe lebt, in sich ihr ganzes Seyn!
    Liebe flügelt geistiger die Schritte:
    Trennt vom Wesen Tand und leeren Schein;
    Leben ist sie, Hoffen und Genießen,
    Traum und Wirklichkeit, Gefühl und Sinn.
    Ihre Ströme müssen
    ewig fließen;
    Ihre Gottheit hebt zu Sternen hin!
    _____


    Der himmlische Amor

    Erster der Götter, vor allem Erzeugeten warest du, Amor!
    Regtest Chaos und Nacht; da ward der Äther, der Tag.
    Finsterm und Tiefem entstieg das Erhab'ne; allmächtige Liebe
    Rief es zum
    ewigen Licht, Liebe, die göttliche Kraft!
    Niemals kehret zurück zu dem Rohen Gebildetes; denn was
    Himmlische Lieb' uns erschuf, das ist auch
    ewig wie sie.
    _____

     

19./20. Jh.
 

  • Alexis Adolphi (1815-1874)

    Ein Traum

    Einmal noch im Abendstrahle
    Wollt' ich auf dem Berge stehn,
    Einmal noch zum grünen Thale
    Meinem Lieb entgegensehn.

    Ha, wie ich sie da erblickte!
    Wie sie leis und linde kam,
    Weinend an das Herz mich drückte
    Und auf
    ewig Abschied nahm! -

    Aus dem Schlaf hat mich gerissen,
    Herz, dein Klopfen wild und schwer:
    Naß von Thränen war mein Kissen,
    Tiefe Nacht lag um mich her ...
    _____

     

  • Sophie Alberti (1826-1892)


    Ich bin ein Weib! – und mit gebundnen Händen
    Kann für mein Lieben ich nicht kämpfen, wagen,
    Darf keinen Strahl aus meinem Herzen senden,
    Ihm, was so lang dort lebt und glüht, zu sagen.
    Und seh' ich ihn, so darf das Hochentzücken
    Doch nimmermehr aus meinen Augen leuchten,
    Oft will das Herz vor heißem Weh ersticken,
    Doch keine Thräne darf die Wimper feuchten.
    Wohl gilt ihm nichts mein Lieben und mein Leben,
    Doch könnte das ihm Erdenglück erwerben:
    Ich wollte tropfenweis mein Herzblut geben,
    Mir wär' es Seligkeit, für ihn zu sterben.
    Ich bin ein Weib! – was ist mir denn geblieben?
    Nichts als ihn lieben, still, doch
    ewig lieben.
    _____

     

  • Theodor Apel (1811-1867)

    Der holden Wange liebliches Erröthen
    Gewährte mir nur unbestimmte Kunde,
    Mehr sprach Dein Lächeln, mit dem Blick im Bunde,
    Daß Deine Lippen nicht mein Wort verböten.

    Doch jeden Zweifel muß ich jetzt ertödten;
    So töne denn das Wort aus Deinem Munde:
    Ist mir genaht des Lebens schönste Stunde,
    Soll ich vergehn in Schmerz und Liebesnöthen?

    Du senkst erglühend stumm die Augenlieder,
    Doch ruht die Hand geduldig in der meinen,
    Und langsam hebt sich schon das Auge wieder.

    Da beug' ich mich zu meiner lieben Kleinen,
    Zu ihren lächelnd süßen Lippen nieder,
    Im stummen Kuß uns
    ewig zu vereinen!
    _____

    Ich sah Dich krank und Deine Wang' erbleichen;
    Es war im Traume nur, doch auch erwacht
    Bedrängte mich der Sorge düstre Macht,
    Und wollte nicht aus meinem Busen weichen.

    Es treibt mich fort, Dir nahe mich zu schleichen;
    Und es gelingt; ich lausche still und sacht -
    Da stehst Du in der Jugendblüthe Pracht,
    An Reiz und Anmuth Keiner zu vergleichen.

    Wol ist die Angst aus meiner Brust entschwunden,
    Vom Zauber Deiner Gegenwart beschworen,
    Doch neuer Schmerz wird nun von mir empfunden.

    Ich sehe Dich, die einst mein Herz erkoren,
    Der ich mit ganzer Seele war verbunden,
    Und
    ewig, ewig bist Du mir verloren!
    _____

     

  • Hugo Ball (1886-1927)

    Ewige Liebe

    O wüsste ich nicht, dass die Sterne verbluten,
    O wär es nicht wahr, dass die Sonne lischt,
    O dürft ich Dich lieben mit flammenden Gluten,
    Ach, und sie stürben, sie stürben nicht!

    O könntest Du bleiben, o könntest Du weilen,
    O liessest Du niemals mich, nie allein,
    O dürfte ich
    ewigen Traum mit Dir teilen,
    O dürftest Du
    ewig mein eigen sein!
    _____

     

  • Lisa Baumfeld (1877-1897)

    Sehnsucht
    "... Psyche, my soul." ... Edgar Poe

    Du hast dereinst in heissen Stunden
    Oft weinende, wünschende Sehnsucht empfunden,
    Oft glühend begehrendes, drängendes Brennen,
    Den
    ewigen Urquell des Seins zu erkennen
    Und lichtgesättigt ... erkennend vergeh'n ...

    Du hast oft dämm'rig verträumtes Weh'n
    Und leises, lindlallendes Sehnen gefühlt
    Nach mildem Balsam, der Wunden kühlt,
    Nach schlummernder, stillender Friedensnacht ...

    Dann wolltest du duftende, klingende Pracht
    Und
    ewiger Schönheit berauschende Flut
    Und
    ewiger Liebe beglückende Glut ...
    Und immer hast du dich gesehnt und gequält
    Nach dem Einzigen, Einen, das immer dir fehlt',
    Und hast dereinst in heissen Stunden
    Oft weinende, wünschende Sehnsucht empfunden ...

    Das ist vorbei ... du bist so stille!
    Verstummt all dein irrender, rastloser Wille,
    Verstummt ist das alte, süss-traurige Lied,
    Das dich so oft gequält, gemüht,
    Und endlich magst du glücklich sein!

    Doch meine Seele seufzet: - Nein,
    Mir ist so eisig, eisig' kalt!
    Ich wollt', sie käme wieder bald!
    Das schmächtige, duftige, todkranke Weib,
    Mit
    ewig verlangendem, bebendem Leib
    Und
    ewig verlangenden, schmerzlichen Blicken ...
    Denn Schmerz und Verlangen ist höchstes Entzücken ...
    Und süsser Genuss sind todtraurige Lieder ...
    Ich sehne, ich sehne nach Sehnsucht mich wieder!
    _____

     

  • Julie von Bechtolsheim (1751-1847)

    Seh' ich dich wieder, du freundliches Blau?
    Fühl' ich dich, glühende Sonne?
    Trink' ich des Lenzes erquickenden Thau,
    Strömend aus Quellen der Wonne?
    Seh' ich der
    ewigen Liebe Spuren
    Neu sich verkünden in allen Naturen?
    _____

    Frühling, du Bote der schöneren Welt!
    Bild des erneuerten Lebens!
    Selig, wer tröstend durch dich erhellt,
    Träumt nicht und hofft nicht vergebens;
    Der aus dem Samen, gestreuet mit Thränen,
    Erntet die Frucht von dem
    ewigen Sehnen!
    _____

     

  • Frida Bettingen (1865-1924)

    Elegie

    Ewige Liebe,
    Du große Bildnerin.
    Deines Geistes göttlichen Hauches
    willige Form bin ich.
    Beglückt, und beglückend.

    Aber eine Träne sei mein.

    Die schlummre als ein Tropfen köstlichen Taues
    im Schoße einer, unter abendlichen Himmeln
    fromm sich faltenden Blume.

    Droben,
    in klarer Almluft.
    Bei den schaukelnden Gräsern.
    Wo die Psalmen der Berge lobsingen.

    Denn Du gabst mir, mein Gott
    schweigsamer Träger zu sein
    eines, in erhabener Zucht gereiften,

    duldenden Herzens.
    _____


    Priesterin
    ewig unnennbarer Liebe

    Ich bin durch ein zartes Herz hindurchgeglitten
    in das erhabene Herz der Erde.

    Ich bin aller Dinge Wesen, Wanderschaft,
    Abendziel, Geburt und Sterbegebärde.

    Ich bin Sättigung aller Meere, und Durst.
    Oh, meine Freunde, dürstet!
    Heiliger Durst beseelt …

    Ich bin mit Acker und Menschengebeten
    und dem All-Odem der heiligen Sterne
    vermählt:

    Priesterin
    ewig unnennbarer Liebe.
    _____

     

  • Rudolf G. Binding (1867-1938)

    Schlief die Liebe daß sie nun erwachte,
    da sie keiner von uns aufgeweckt?
    da es keiner wagte, keiner dachte,
    da wir zitterten vom Glück erschreckt?

    Nacht umstand uns und die Sterne zogen
    uns vorbei zu stillen Bergen hin.
    Lied der Grillen schwang und Düfte flogen
    über unsre offenen Seelen hin.

    Nichts geschah und alles war geschehen:
    Ewiger Augenblick hat uns betaut.
    Wir gestanden ohne zu gestehen
    da uns Schweigende die Nacht vertraut.

    Stumm Beseelte so des Glückes voll
    daß wir sterbend unsre Hände faßten -
    bis der erste Vogelruf erscholl
    und die Sterne über uns verblaßten.
    _____

    Die zu weihen liebend er gedacht hat
    hebend sie vom Grund mit guten Händen:
    niemals werden nun die Brände enden
    in dem Leib den sehnend er entfacht hat.

    Von den Stürmen meines Glücks umfangen
    steh ich taumelnd in den heiligen Flammen
    seiner Küsse und in eins zusammen
    stürzt die Weihe, stürzt das Neu-Verlangen.

    Die in Scham und Schmach so tief verwirrt ist,
    die in seinem Kuß so tief verirrt ist
    wie in
    Ewiges -: ich brenne dehne

    mich zu endlosem Sich-ihm-Verschwenden.
    Wie soll dies Unendliche je enden
    da ich
    ewig ihn unendlich sehne?
    _____

     

  • Friedrich von Bodenstedt (1819-1892)

    Seit deiner Augen Himmelsglanz
    Mir in das Herz gestossen,
    Hat sich das Weltgeheimniß ganz
    Dem innern Blick erschlossen.

    Was dunkel war in Raum und Zeit,
    Ist nun in Licht verschwunden,
    Ich habe die
    ewige Seligkeit
    Genossen in Sekunden.
    _____


    Verständigung

    Wir haben nicht Ringe gewechselt,
    Das Herz zu legen in Banden;
    Wir haben nicht Phrasen gewechselt,
    Und haben uns doch verstanden.

    Wir haben nicht Eltern, noch Sippen
    Dabei zu Rath gezogen -
    Es haben Herzen und Lippen
    Alleine Rath gepflogen.

    Ein Blick herüber, hinüber,
    Ein Kuß - ich hielt dich umwunden -
    Die Herzen flossen uns über,
    Wir waren auf
    ewig verbunden.
    _____

     

  • Udo Brachvogel (1835-1913)

    Ewig mich zu fesseln ringeln Locken sich um Dein Genick,
    Die zu Kettenringen schmiedet Deines Auges Feuerblick.
    Anmuth leiht Dein Lächeln Jedem, der berühret Deinen Saum,
    Kehrt in schwellende Bewegung auch das größte Ungeschick.
    Vor Dir lichten sich die Schaaren, wenn Du schwebst in leichtem Tanz,
    Staunend weicht des Volks Gewühl Dir, sei es noch so dicht und dick.
    Einmal schaut' ich Dich, und schauend schon Dich liebend auch beschloß
    An Dein Wort und an Dein Lächeln ich zu ketten mein Geschick.
    Jetzt zwar bin ich ungeliebt noch, dennoch leg' zu Füßen ich
    Eine Seele Dir voll Sehnsucht, eine Seele voll Musik.
    _____

    Du sprachst: "Ich schlinge mich um Dich wie Reben,
    Mein Blumenarm soll
    ewig Dich umbeben;
    Du bist der Eichenstamm, der Schutz mir leihet.
    Raum kann der Stamm zwar vielen Ranken geben,
    Die treue Rebe hängt an einem Stamm nur.
    Wie fest auch and're sich um Dich noch weben,
    So fest, so treu wie ich vermag es keine;
    Untreu' ist nur dem Manne zu vergeben,
    Denn seine Lieb' ist nur ein Lebensabschnitt, -
    Doch Weibesliebe ist ein ganzes Leben!"
    _____

    Du weisest von Dir meine Liebe,
    Und meiner Lieder spottest Du;
    Du willst es so, und traurig schließt sich
    Die wohllautvolle Lippe zu.

    Könnt' ich statt in Musik und Rede
    Verströmen meines Herzens Blut
    In Blumen schön wie Blumenträume,
    Wie aufgeküßt von Mährchengluth!

    Der
    Ewigkeit wollt' ich entsagen,
    Verzichten auf des Ruhmes Kranz,
    Könnt' ich nur einmal diese Blumen
    Vermählen Deiner Locken Glanz.

    Du würdest mir vorüberschreiten,
    Und ganz und voll wär' ich beglückt:
    Ich hätte ja mit meinem Leben,
    Mit meiner Seele Dich geschmückt!
    _____

     

  • Clemens Brentano (1778-1842)

    Fest umschling' ich dich von dir umschlungen
    Stirbt in unsrem Arm die rege Zeit
    Und es wechseln schon des Lichtes Dämmerungen
    Starb schon Gestern wird schon wieder heut.

    Wenn die lieben Sterne schon ermatten
    Wechseln wir noch heimlich Seligkeit
    Träumen in den tiefen dunklen Schatten
    Flehend und gewährend
    Ewigkeit.

    Fest an dich gebannt in dich verloren
    Zähle ich an deines Herzens Schlag
    Liebestammelnd jeden Schritt der Horen
    Scheidend küsset uns der junge Tag.
    _____

     

  • Wilhelm Busch (1832-1908)

    Seid mir nur nicht gar zu traurig,
    Daß die schöne Zeit entflieht,
    Daß die Welle kühl und schaurig
    Uns in ihre Wirbel zieht;

    Daß des Herzens süße Regung,
    Daß der Liebe Hochgenuß,
    Jene himmlische Bewegung,
    Sich zur Ruh begeben muß.

    Laßt uns lieben, singen, trinken,
    Und wir pfeifen auf die Zeit;
    Selbst ein leises Augenwinken
    Zuckt durch alle
    Ewigkeit.
    _____

     

  • Carl Busse (1872-1918)

    Ewige Liebe

    Du kommst im Traum der Frühe
    Oft an mein Bett geschwebt,
    Wenn sich zu Sorg' und Mühe
    Der junge Tag schon hebt.

    Ich fühl's, wie sich in Thränen
    Mir 'was aufs Herze legt.
    Du horchst, ob noch in Sehnen
    Mein Herz nach deinem schlägt.

    Und mag's dir
    ewig frommen,
    In meinem Traum zu sehn:
    In Thränen wirst du kommen
    Und lächelnd wirst du gehn.
    _____

     

  • Carmen Sylva (1843-1916)

    Ewige Liebe

    Wars daß der dunkle Tannebaum
    Die Buche sich erkor?
    War sies, die sich im Jugendtraum
    In seinem Arm verlor?

    Sie halten sich umschlungen fest
    Für alle Lebenszeit,
    Es schmückt sein düsteres Geäst
    Ihr wechselnd Farbenkleid.

    Und da ihr Kleid zur Erde fällt,
    Schützt sie sein starker Arm,
    Vor eisig kalter, rauher Welt
    Hält er die Zarte warm.

    Und wenn im Frühling er sein Weib
    Sieht jugendfrisch erblühn,
    Vor Freude schmückt den alten Leib
    Er selbst mit jungem Grün.
    _____

     

  • Peter Cornelius (1824-1874)

    An die große Glocke hängen

    An die große Glocke hängen
    Will ich meine Liebe nicht,
    Daß man auf des Marktes Gängen
    Nicht von meiner Liebe spricht.

    Doch von Blumenglocken sage
    Schweigsam duftiges Geläut',
    Daß ich dich im Herzen trage
    Immer,
    ewig so wie heut'.
    _____


    Treue

    Dein Gedenken lebt in Liedern fort;
    Lieder, die der tiefsten Brust entwallen,
    Sagen mir: du lebst in ihnen allen,
    Und gewiß, die Lieder halten Wort.

    Dein Gedenken blüht in Tränen fort;
    Tränen, aus des Herzens Heiligtume
    Nähren tauend der Erinn'rung Blume,
    In dem Tau blüht dein Gedenken fort.

    Dein Gedenken lebt in Träumen fort;
    Träume, die dein Bild verklärt mir zeigen,
    Sagen: daß du
    ewig bist mein eigen,
    Und gewiß, die Träume halten Wort.
    _____

    Der
    Ewigkeit hatt' ich mit Beben,
    Mit Grauen gedacht,
    Nicht hofft' ich einst zu entschweben
    Dunkler Todesnacht.
    Da wollte Gott mich erheben,
    Zu denken ein
    ewiges Leben
    Gab Liebe Macht:
    Denn Liebe wird nimmer zu nichte,
    Sie bleibet im himmlischen Lichte
    Allewig entfacht.
    _____


    Die Lieb' hat keine Schrank' im Raum

    Die Lieb' hat keine Schrank' im Raum,
    Nah oder fern ist da nur Traum.

    Die Lieb' hat keine Schranke der Zeit,
    Ewig und jetzt ist da unentzweit,

    Du bist mein Herz, mein Lieb, mein Stern!
    Schrankenlos,
    ewig, nah und fern!
    _____

     

  • Max Dauthendey (1867-1918)

    Die Sonne sank ...

    Es wird so dunkel, und mir wird so bang.
    Die Trennung von der Liebsten ist so lang.
    Ich zittre, liege still und atme kaum, -
    Ein Blitz fiel geisternd durch den Himmelsraum.

    Ich bin so schreckhaft wie ein Wild im Wald.
    Die Sonne sank; und kehrt sie wieder bald,
    So hab' ich nur das eine stets gedacht:
    Fern von der Liebsten ist es
    ewig Nacht.
    _____

    Gern höre ich Vögel mit runden Kehlen
    Von jeder Mauer den Winden sagen:
    Ihr dürft nicht das Lachen nach seiner Dauer
    Und Liebe nicht nach der
    Ewigkeit fragen.

    Und Rosen, versunken in ihren Büschen,
    Höre ich trunken und lautlos sagen:
    Liebe ist eine zerbrechliche Krone,
    Du mußt sie vorsichtig auf Händen tragen.

    Verwundert seh' ich die zagenden Menschen
    Noch Fragezeichen zum Nachthimmel tragen;
    Ich leg' meinen Kopf in den Schoß der Geliebten,
    Und gelöst sind für Himmel und Erde die Fragen.
    _____


    Die Uhr zeigt heute keine Zeit

    Ich bin so glücklich von deinen Küssen,
    Daß alle Dinge es spüren müssen.
    Mein Herz in wogender Brust mir liegt,
    Wie sich ein Kahn im Schilfe wiegt.
    Und fällt auch Regen heut ohne Ende,
    Es regnet Blumen in meine Hände.
    Die Stund', die so durchs Zimmer geht,
    Auf keiner Uhr als Ziffer steht;
    Die Uhr zeigt heute keine Zeit,
    Sie deutet hinaus in die
    Ewigkeit.
    _____


    Und zimmerte dir und mir ein Bett

    Ich schlug vom Weltenbaum ein Brett
    Und zimmerte dir und mir ein Bett.
    Die Betten wuchsen glühend zusammen,
    Und drinnen wiegen sich lauter Flammen.
    Nicht Eisen, nicht Zeit kann die Betten je trennen,
    Sie werden hell durch die
    Ewigkeit brennen.
    _____

     

  • Richard Dehmel (1863-1920)

    Jetzt und immer

    Seit wann du mein - ich weiß es nicht;
    was weiß das Herz von Zeit und Raum!
    Mir ist, als wärs seit gestern erst,
    daß du erfülltest meinen Traum,

    mir ist, als wärs seit immer schon,
    so eigen bist du mir vertraut:
    so
    ewig lange schon mein Weib,
    so immer wieder meine Braut.
    _____


    Lobgesang

    Wie das Meer
    ist die Liebe:
    unerschöpflich,
    unergründlich,
    unermeßlich:
    Woge zu Woge
    stürzend gehoben,
    Woge um Woge
    wachsend verschlungen,
    sturm- und wetter-geberdig nun,
    sonneselig nun,
    willig nun dem Mond
    die unaufhaltsame Fläche -
    doch in der Tiefe
    stetes Walten ewiger Ruhe,
    ungestört,
    undurchdringbar dem irdischen Blick,
    starr verdämmernd in gläsernes Dunkel -
    und in der Weite
    stetes Wirken
    ewiger Regung,
    ungestillt,
    unentwirrbar dem irdischen Blick,
    wild verschwimmend im Licht der Lüfte:
    Aufrausch der Unendlichkeit
    ist das Meer
    ist die Liebe.
    _____

     

  • Carl Ferdinand Dräxler-Manfred (1806-1879)

    Wer mochte da noch grübeln, wo die Stunde
    Mit allen Freudezaubern ihn umsponnen?
    Wo, wie aus eines Füllhorns reichem Munde,
    Sich
    ewig niedersenkten neue Wonnen.
    O süße Zeit!
    Wo Liebesseligkeit
    All ihren Glanz und ihre Strahlenspenden
    An dieses Herz gewürdigt zu verschwenden,
    Um dieses Leben zu durchsonnen.
    _____

    Ein Talisman ruht deine weiche Locke
    Auf meinem Herzen zaubervoll,
    Erinnernd, wie die Welt es auch verlocke,
    Wen es für
    ewig lieben soll.
    Nicht schönern Grabstein hat ein Herz gefunden,
    Als dieses blonde Lockenmonument,
    Das mit dem ganzen Himmel mich verbunden,
    Und liebreich von der Erde mich getrennt.
    _____

     

  • Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857)

    Klage

    Blaue Augen, blaue Augen!
    Ach, wie gebt ihr süße Peine!
    Aus dem schönen Wald unzählig
    Stimmen zielen, grüne Scheine,
    Und ich lass' mich gern verführen,
    Locken Schmerzen so von weiten.
    Draußen auf der Waldeswiese
    Lass' ich wohl mein Rößlein weiden,
    Sinnend steh' ich lang' daneben,
    Grüßt mich wie aus fremden Zeiten
    Waldesrauschen, Lied der Bronnen,
    Ewigblühend grünes Schweigen,
    Aus der tiefsten Brust Erinnern
    Lang vergeßner goldner Träume -
    Und ich muß dann fragen immer,
    Ewig fragen: wo Sie weile?
    Und das Waldhorn will mir's sagen,
    Und das Herz will
    ewig weinen:
    Süße Peine, blaue Augen!
    Ewig stehst du in der Weite,
    Blühend in den blauen Tagen.
    Wolken durch den Himmel eilen,
    Liebesblick kommt oft geschossen,
    Und es glänzen Feld und Haine,
    Und die Klarheit schließt sich wieder,
    Und ich stehe so alleine;
    Und ich kann mich gar nicht retten
    Von den Freuden, von den Leiden,
    Und ich kniee und ich bete:
    Schöne Fraue, liebe, reine!
    Blaue Augen, blaue Augen,
    Ach! wie gebt ihr süße Peine!
    _____


    Der Gärtner

    Wohin ich geh' und schaue,
    In Feld und Wald und Tal
    Vom Berg hinab in die Aue:
    Viel schöne, hohe Fraue,
    Grüß' ich Dich tausendmal.

    In meinem Garten find' ich
    Viel Blumen, schön und fein,
    Viel Kränze wohl d'raus wind' ich
    Und tausend Gedanken bind' ich
    Und Grüße mit darein.

    Ihr darf ich keinen reichen,
    Sie ist zu hoch und schön,
    Die müssen alle verbleichen,
    Die Liebe nur ohne Gleichen
    Bleibt
    ewig im Herzen stehn.

    Ich schein' wohl froher Dinge
    Und schaffe auf und ab,
    Und, ob das Herz zerspringe,
    Ich grabe fort und singe
    Und grab' mir bald mein Grab.
    _____

     

  • Bruno Ertler (1889-1927)

    Ewigkeiten

    So beginnen
    Ewigkeiten — —

    Wenn von herbstdurchbebten Bäumen
    still die Blätter niedergleiten,
    wenn in blauen Sehnsuchtsweiten
    eines Vogels Lied verweht — —
    Wenn ich tief in deinen Augen
    deine reine Seele grüße
    und wir dann im Sonnensinken
    wortlos betend heimwärts schreiten — —

    So beginnen
    Ewigkeiten. —
    _____


    Drei Stunden

    Drei Stunden hat der Tag;
    die andern sind ein Warten,
    ein langer, harter Weg
    zu einem lieben Garten.

    Drei Stunden hat mein Tag;
    das andre ist leere Zeit,
    aber in diesen drei Stunden
    ist Glück und
    Ewigkeit,

    ist Feierabendfrieden
    und aller Unrast Ruh’,
    Ziel alles Heimverlangens —
    In diesen drei Stunden bist du —
    _____


    Liebesnacht

    Es gibt keine Welt —
    es gibt keinen Tod —
    kein drängendes Irren mehr
    und kein Morgen-Erwarten.

    Reiner Bereitschaft zuckendes, großes "Ja!"
    hüllt uns in jauchzende Brände
    wollender Kraft —
    und der Rausch, der aus uns aufloht,
    reißt mit heilig frevelnder Gebärde
    den glühenden Schöpferstab
    aus der Hand Gottes
    und zieht einen funkelnden Bannkreis
    um unser Lager.

    Aufschäumende, du!
    Acker von Frühlingserde
    unter dem ersten Pflug!

    Sieh: Meines Denkens formender Wille
    ist ein schöpfendes Dich-Gestalten
    aus dem Anfang der Welt —
    der reißende Schlag meiner heißen Adern
    tönt das Urlied vom Garten Eden in meine Schläfen:

    "Zwei Menschen waren allein auf aller Erde
    und waren Form.
    Doch da Liebe sie überfiel,
    bäumte sich ihnen Lust und Schmerz
    in einem begehrend feindlich umschlingenden,
    in wilder Einheit endlos verklingenden
    einzigen Schrei —
    und sie lebten!"

    Es gibt keine Welt —
    kein Morgen mehr —
    keinen Tod —
    keine Frage —
    nur tiefer Einheit volle
    Ewigkeit. —
    _____

     

  • August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)

    Die letzten Sonnenstrahlen bleichen,
    Grau wird der See wie in der Nacht,
    Und dichte Nebelwolken streichen
    Und hüllen ein der Berge Pracht.
    Nur einen Strahl des
    ewigen Lichts!
    Sonst weiter nichts, sonst weiter nichts.

    Wie ist es rings um mich so schaurig,
    Als wollte sterben alle Lust;
    Wie wird mein Herz so still, so traurig,
    Wie atmet bang und schwer die Brust!
    Nur einen Strahl des
    ewigen Lichts!
    Sonst weiter nichts, sonst weiter nichts.

    Und sieh, es wird in meinem Herzen
    So hell wie bei der Sonne Schein:
    Die Lieb entzündet ihre Kerzen
    Und heißt mich wieder fröhlich sein.
    Willkommen, Strahl des
    ewigen Lichts!
    Nur dich und - sonst begehr ich nichts.
    _____

    Ich sahe die blaue unendliche See,
    Wie ward's mir im Herzen so wohlig, so weh!
    Doch hab' ich dein blaues Auge gesehen,
    Und weiß nun selber nicht, wie mir geschehn.

    Und wenn ich die blaue unendliche See
    Auch immer und immer wiedersäh' -
    Das Wasser
    ewig doch Wasser bliebe:
    Dein Aug' ist
    ewig unendliche Liebe!
    _____

    Ja, du bist mein!
    Ich will's dem blauen Himmel sagen,
    Ich will's der dunklen Nacht vertraun,
    Ich will's als frohe Botschaft tragen
    Auf Bergeshöhn, durch Heid und Aun.
    Die ganze Welt soll Zeuge sein:
    Ja, du bist mein!
    Und
    ewig mein!

    Ja, du bist mein!
    In meinem Herzen sollst du leben,
    Sollst haben, was sein Liebstes ist,
    Du sollst, von Lieb und Lust umgeben,
    Ganz fühlen, daß du glücklich bist.
    Schließ mich in deine Arme ein!
    Ja, du bist mein!
    Und
    ewig mein!
    _____

     

  • Ernst von Feuchtersleben (1806-1849)

    Liebe

    Verweile hier, und wiederhole dir's!
    Ist's doch des
    ewigen Verweilens werth -
    O könnte man's lebendig wiederholen!
    Da wardst du Mensch, als Liebe dich berührte.
    Als noch die Welt, ein graues Räthselknäuel,
    In deiner Hand lag, ekel zu entwirren,
    Die Zukunft, kalt und wüst und farbenlos,
    Ein Nebelmeer, um deine Brust sich legte:
    Wie war dir da! wie zog die Seele damals,
    Mit ihren Wünschen, ihren Kräften allen,
    Sich in ein selbstgenügsam Nichts zusammen!
    Du dachtest dir das Leben so. Da traf
    Der schöpferische Strahl auch deine Mitte:
    Du wardst gelös't, und deine Zweige blühten,
    Und deine Frucht reift
    Ewigkeiten zu.
    _____

     

  • Karoline von Fidler (1801-1874)

    Liebe

    Die Lieb' ist Alles! Wer zu lieben weiß,
    Der kennt des Daseins einzig werthen Preis;
    In ihm ist Gott - er hat das Licht, die Kraft,
    Er hat den Glauben und die Wissenschaft!

    Wer liebt, der lebt, und giebt des Lebens Lust
    All' dem, was er umschließt mit warmer Brust;
    Er theilet aus - sieht seinen Schatz nicht an,
    Er weiß es, daß er endlos geben kann.

    Die Liebe hat nicht Zweifel, hat nicht Noth,
    Die Sünde kennt sie nicht, kennt nicht den Tod -
    Die Lieb' ist
    ewig! - und darum allein,
    Weil ich geliebt, werd' ich unsterblich sein!
    _____

     

  • Johann Georg Fischer (1816-1897)

    Ich gieng mit meiner Königin
    Die duftigen Höhen des Waldes hin.
    Vergessen hatt' ich Stund' und Zeit,
    War Alles nur Eine
    Ewigkeit,
    Die aus des Himmels wärmstem Grunde
    Herabsank auf die schönste Stunde;
    Streiften die Blätter uns nicht sacht,
    Ich hätte selbst des Maien kaum gedacht.
    Fühlt' ich mir doch zur Seite gehn
    Ihres Lebens geheimstes Wehn,
    Der Augen wunderbaren Zug,
    Wie er die Seele mir hob und trug,
    Und all die schweigende Gewalt
    Der ruhig schwebenden Gestalt.
    Ja, haltet mich, ihr Blätter alle,
    Daß ich ihr nicht zu Füßen falle!
    _____


    Laß, Himmel, diesen Engel mir

    Die Blumen sind herabgesunken,
    Vom heißen Kuß der Sonne matt;
    Und hast auch du dich müd getrunken,
    Sag, schöne Freundin, bist du satt?

    Nein, laß uns nimmermehr erwachen
    Aus dieses Kusses
    Ewigkeit,
    Der hat die Blumen sterben machen,
    Der sie gemahnet an die Zeit.

    Reich diesen Mund mir
    ewig wieder,
    So weich an meine Brust gelegt,
    Du Haupt, das solche Augenlider
    Ob solchem Auge niederschlägt.

    Ich hatte nie das Weib empfunden
    Wie ich es angeschaut in dir,
    Ich hab' es nie seitdem gefunden,
    Laß, Himmel, diesen Engel mir.

    _____

     

  • Marie Laura Förster (1817-1856)

    Herrlich ist's geboren sein

    Von dem Himmel strömt das Leben,
    Aus der Erde quillt's hervor,
    Und aus allen Tiefen streben
    Blüt' und Keim zum Licht empor,
    Alles grüßt im Frühlingsschein,
    Herrlich ist's geboren sein!

    Und es zieht in hellen Flammen
    Neues Leben durch das Herz,
    Seelen fließen licht zusammen,
    Ziehn geläutert himmelwärts.
    Liebe woget aus und ein,
    Herrlich ist's geboren sein!

    Was einmal zum Licht geboren,
    Leuchtet hell durch alle Zeit;
    Was zum Leben jetzt erkoren,
    Lebt durch alle
    Ewigkeit.
    Was du liebst, ist
    ewig dein,
    Herrlich ist's geboren sein.
    _____

     

  • Else Galen-Gube (1869-1922)

    Sel'ger Tausch

    Mit stolz erhobnem Haupte kann ich gehn,
    denn meinen Nacken beugte nie die Sünde,
    nie blickt ich in des Lasters tiefe Gründe,
    kann jedem Menschen frei ins Antlitz sehn!

    Und doch – bei Gott – ich gäb voll Freudigkeit
    all meinen Stolz für eine heiße Stunde
    in deinem Arm, an deinem roten Munde
    und wäre selig bis in
    Ewigkeit.
    _____

     

  • Emanuel Geibel (1815-1884)

    Die Liebe gleicht dem April:
    Bald Frost, bald fröhliche Strahlen,
    Bald Blüten in Herzen und Thalen,
    Bald stürmisch und bald still,
    Bald heimliches Ringen und Dehnen,
    Bald Wolken, Regen und Thränen -
    Im
    ewigen Schwanken und Sehnen
    Wer weiß, was werden will!
    _____

     

  • Amara George-Kaufmann (1835-1907)

    Ewig Dein!

    Ja
    ewig, ewig bin ich Dein!
    So lange lebt der Sonne Schein,
    So lange Weltenheere kreisen,
    Den Schöpfer seine Werke preisen,
    So lange bin und bleib' ich Dein!
    Nicht wahr, mein Herz, das will was heißen?
    Doch ein Bedenken fällt mir ein:
    Wird
    Ewigkeit genügend sein,
    Dir meine Liebe zu beweisen?
    _____

    Nicht der Harm der Trennung ist es,
    Was da macht, daß mir vor Wehe
    Fast die Brust zerspringt; der Liebe
    Maßberaubtes Feuer ist's.

    Trennung - giebt es die für uns noch,
    Da wir uns so tief geeinigt,
    Da wir uns so ganz verschmolzen
    In unendlich heißer Minne? -
    Nicht für eine Spanne Zeit,
    Nein, wir haben uns gefunden,
    Nein, wir haben uns umwunden
    Für die ganze
    Ewigkeit.
    _____

    Wenn Liebe für die
    Ewigkeit
    Sich bindet, und so bald verweht,
    So ist gleichwohl ein Sinn darin,
    Der nicht in eitel Trug besteht.
    In jeglicher Berührungsgluth,
    In jeglichem Verschmelzungsheil
    Unsterblich edler Wesen ist
    Was
    Ewiges, das nicht verloren ist.
    _____

     

  • Martin Greif (1839-1911)

    Ewige Liebe

    Hörst du, wie in meinen Liedern,
    Überall dein Name klingt,
    Wie ein
    ewiges Erwidern
    Deiner Liebe sie durchdringt?

    Machtlos hab' ich hingestammelt
    Lust und Leid im armen Wort,
    Was so voll in mir versammelt,
    Flieht mir vor der Lippe fort.

    Doch du wirst es bald verstehen,
    Weißt du einmal, wem ich's sang,
    Liebe läßt zu Herzen gehen
    Jeden ahnungsvollen Klang.

    Für Gebet gilt, sich zu neigen,
    Hoher Drang ist namenlos,
    Könnt' ich lösen dieses Schweigen,
    Sieh, mein Glück wär' minder groß!
    _____

     

  • Julius Grosse (1828-1902)

    Im lärmenden Tag, im stürmenden Drang

    Im lärmenden Tag, im stürmenden Drang
    Die Stunden kommen und gehen;
    Ein süßes Geheimniß schon jahrelang
    Blieb leuchtend darüber stehen.

    Im rauschenden Wald, am rollenden Meer,
    Am Freundesherde, dem warmen,
    Wandelt' es lächelnd neben mir her,
    Umschlang mich mit weichen Armen.

    Und sinken die Nebel in dunkler Luft
    Auf todtenstiller Haide,
    So spielt es und singt wie im Sonnenduft
    Mitten im nächtigen Leide.

    Droben die Sterne, drunten die Seen,
    Rings trauernde Einsamkeiten -
    Fühl' ich in mir deine Seele wehn,
    Wandl' ich in
    Ewigkeiten.
    _____

    Mir tönt ein altes, ein theures Lied
    Aus deutscher Liebessage,
    Das mahnte Manchen an Treu' und Tod
    Und verschwundene Jugendtage:
    Ich hab' dich geliebet, ich lieb' dich noch heut,
    Dich Eine in Lust und Wehen;
    Dich werd' ich lieben in
    Ewigkeit,
    Gäb's auch kein Wiedersehen!
    _____

    Und noch einmal und inniger umschlang
    Mein Arm dich, holde Seele, wonnetrunken.
    Dein Auge weinte; doch die Seele sang,
    Daß zwischen uns der letzte Bann gesunken.
    Aus warmer Nacht klang eine Glocke fern,
    Und heimlich Grüßen kam aus allen Weiten,
    Denn meinem Schwure leuchtete dein Stern -
    So an dir halten will ich
    Ewigkeiten.
    _____


    Lied

    Die Nächte stürmen, doch die Seele singt:
    Du bist doch mein!
    Ich habe dich erworben,
    Und aller Jahre herbe Pein,
    In diesem Herbst ist sie dahingestorben.

    Die Stürme brausen, doch die Sehnsucht schweigt.
    An deiner Brust
    Ist selig Ruhn und Bleiben.
    Die Rosen wilder Jugendlust,
    Sie mögen welk in diesen Stürmen treiben.

    Die Tage fliehen, doch die Treue bleibt.
    Still steht die Zeit,
    Wie auf sich selbst besonnen.
    Bei dir erlöst von Zeit und Leid,
    Athm' ich die
    Ewigkeit und ihre Wonnen.
    _____


    Ewige Jugend

    Wohl alle Tage, wenn ich bei dir bin,
    Umschleiert mich ein Frühling ew'gen Lebens
    Und
    ew'ger Jugend. Jahre fliegen hin,
    Den Zaubertrank, ich trank ihn nicht vergebens.

    Und wenn du morgen welktest bleich und krank,
    Die schöne Stirn gefurcht von Gram und Sorgen,
    Das Aug' ist mir gefeit von jenem Trank,
    Das Leben mir ein
    ew'ger Hochzeitsmorgen.

    Und wandelst du dereinst mit greisen Frau'n
    Müd und gebeugt in silberweißem Haare,
    Ich bin geweiht, dich stets als Braut zu schau'n,
    Ohnmächtig überfluten uns die Jahre.

    Ja, wie der Wein, der alt an Glut gewann,
    So glüht der Zauber mächt'ger mit den Zeiten:
    Du kannst nicht altern. Was ein Gott begann,
    Wird göttlich dauern in den
    Ewigkeiten.
    _____

     

  • Ida von Hahn-Hahn (1805-1880)

    Der Funke der Liebe, im Herzen geboren,
    Geht nimmer Dem, der ihn empfunden, verloren,
    Er glühet und brennt in die
    Ewigkeit fort;
    Denn wäre dem Menschen die Kraft nicht gegeben,
    Zu lieben bis hin ins unsterbliche Leben,
    So gäb's wahre Liebe nicht hier und nicht dort.
    _____


    Guter Rath

    Flüchtig sei die süße Liebe,
    Und ihr meint, vom Wahn bethört,
    Nur, wenn
    ewig sie euch bliebe,
    Sei sie auch des Höchsten werth.

    Blickt umher! in flücht'ger Schöne
    Pranget Alles, was entzückt;
    Hier der Nachtigallen Töne,
    Dort die Flut, so reich geschmückt.

    Flüchtig ist der Regenbogen,
    Schnell entschwebt, ein traumhaft Bild,
    Flüchtig sind des Stromes Wogen
    Und die Frühlingslüfte mild;

    Flüchtig froher Kindheit Spiele,
    Wie der Jugend stolzer Sinn,
    Flüchtig auch des Lebens Schwüle, - -
    Ach! der Wechsel ist Gewinn.

    Lasset drum vorüberwehen,
    Was die äußern Sinne streift;
    Für die
    Ewigkeit bestehen
    Kann nur, was im Innern reift.

    Wollt ihr, daß in eurem Herzen
    Unvergänglich Liebe sei; -
    Liebt zum Grabe, liebt mit Schmerzen,
    Und sie bleibt euch
    ewig treu.
    _____

    Gieb mir meine Seele wieder,
    Du, der sie gefesselt hält
    Am gebrochenen Gefieder,
    Einsam, still in deiner Welt.
    Gieb mir die Gedanken wieder,
    Die sich
    ewig zu dir wenden,
    Ohn' zu ruhen, ohn' zu enden,
    Immer wogend auf und nieder.
    _____

    Alles, was je ich geliebt und verehret,
    Was sich als Schönstes der Seele verkläret,
    Wird von der
    ewigen Flamme verzehret, -
    Einer ist edel, ist herrlich und rein.
    Wohin die Wellen der Liebe auch schlagen,
    Wohin die Flügel der Sehnsucht mich tragen,
    Ich seh' durch Reihen von Nächten und Tagen
    Immer und
    ewig – dein Bild allein.
    _____

    Möge die Zeit nun die Schwingen entfalten,
    In ihrem eisernen, ruhigen Walten,
    Stunden zu Tagen, zu Jahren gestalten,
    Bringen der Freuden und Schmerzen Verein; -
    Möge das Dasein sich nächtlich umtrüben: -
    Mir ist doch
    ewige Wonne geblieben,
    Trag' ich im Busen die Kraft, dich zu lieben,
    Lebt mir im Herzen – dein Bild allein.
    _____

     

  • Adolf Hain (1825-1854)

    An ***

    Willst mir ein Blümlein schenken,
    Du holde, süße Maid,
    Daß dein ich möge denken
    In aller
    Ewigkeit?

    Ach nein! mir nicht die Rose!
    Du spielst ein arges Spiel,
    Du süße Maid, du lose,
    Du gabst mir schon zu viel!

    Du gabest, stets zu leben
    Im Herzen mir, dein Bild, -
    O könnt' ich's wiedergeben! -
    So engelschön und mild.

    Denn bald werd' ich nicht grüßen
    Dich, Wunderschöne! mehr,
    Und nie werd' ich dich küssen,
    Umfangen nimmermehr!

    Nie werd' ich froh mehr leben,
    Die Thräne ewig quillt:
    O könnt' ich's wiedergeben
    Dein süßes, süßes Bild!
    _____


    Dein auf immer!

    Dein auf immer, dein auf immer,
    O du holde, süße Maid,
    In der Jugend Rosenschimmer,
    In des Lenzes Sonnenzeit!

    Dein auf immer, mag erbleichen
    Deines Haares dunkle Pracht,
    Wolken deine Stirn umschleichen:
    Meine Liebe
    ewig wacht!

    Mag dein Auge, das von Liebe
    Nur von Seligkeit jetzt spricht,
    Dunkel werden, matt und trübe:
    Meine Liebe wird es nicht!

    Mögen alle Reize schwinden,
    Die dich wonnevoll umschwebt:
    Immer wirst du treu mich finden,
    Meine Liebe
    ewig lebt!

    Meine Liebe wird dich schmücken
    Immerdar mit hehrem Glanz
    Und mit Thränen einst dir drücken
    Auf die Stirn den Todtenkranz!
    _____

     

  • Robert Hamerling (1830-1889)

    Geh' nicht von mir, versuche nicht das Schicksal,
    Das so zwei Herzen trennt, eh' man's gedacht,
    Die wonneselig sich verknotet wähnten
    Auf
    ewig durch der Liebe Wundermacht.
    Geh' nicht von mir, laß deine Hand in meiner -
    Unlösbar fest geschmiedet ist kein Ring.
    Geh' nicht von mir, am wenigsten im Grolle -
    Das Herz des Menschen ist ein seltsam Ding.
    _____


    Trost

    Ich will mit Liedestönen
    Mein sehnend Herz erheitern,
    Ich will im ewig Schönen
    Mein enges Sein erweitern.

    Zum Trotz den Todesgluten
    Der Liebe will ich leben,
    Will auf des Lebens Fluten
    Wie Schwäne selig schweben.

    Kann ich auch nie vergessen
    Die süßen Sternenaugen,
    Was sollen mir Cypressen
    Statt Ros' und Lorbeer taugen?

    Ich will im
    ewig Schönen
    Mein enges Sein erweitern,
    Ich will mit Liedestönen
    Mein sehnend Herz erheitern.
    _____

    Dankbar gedenk' ich jedes Mundes,
    Der traut und milde zu mir sprach,
    Und jedes lichten Augengrundes,
    Draus mir ein Strahl der Liebe brach;
    So laß ich
    ewig in mir leben,
    Was mich mit holdem Reiz gegrüßt,
    Und still mich im Vorüberschweben
    Mit flücht'gem Liebeshauch geküßt.
    _____

    O trockne diese Thräne nicht,
    Die dir im Auge schimmert,
    Der Perle gleich, die rein und licht
    Im Kelch der Rose flimmert!
    Die Liebe war's, die sie gebar,
    Der sel'ge Schmerz der Liebe;
    D'rum schimmert sie so wunderbar -
    Ach, daß sie
    ewig bliebe!
    _____

    Thränen auf der Rose beben,
    Gold'ne Glut im Rauche zittert,
    Ewig ist der Wonne Leben
    Von der Wehmut Hauch umwittert:
    Aus des Herzens Heiligtume
    Steigt sie plötzlich oft empor,
    Um der Freuden gold'ne Blume
    Breitend ihren Nebelflor.
    _____

     

  • Otto Erich Hartleben (1864-1905)

    ... O wüsstest du, wie hold mit Übermacht
    das Zucken jeder Fiber dich durchwühlt,
    wenn meine Lippen sprachlos Wonne flüstern
    in deinen Leib ... O wüsstest du, wie wild
    im Taumel deine Glieder beben lernen,
    als wollten sie dem Leben sich entwinden
    und
    ewig glühn in Wollustfieberflammen ...
    _____

    O sieh: schon ist die heilige Nacht gemach herangetreten,
    die Blumen leuchten ungezählt her von den
    ewigen Beeten,
    und alle künden und zeugen nur von irdischer Menschen Liebe -
    o dass auch unseres Glückes Stern
    ewig uns leuchten bliebe!
    _____

     

  • Heinrich Heine (1797-1856)

    Er ist so herzbeweglich,
    Der Brief den sie geschrieben:
    Sie werde mich
    ewig lieben,
    Ewig, unendlich, unsäglich.

    Sie ennuyiere sich täglich,
    Ihr sei die Brust beklommen -
    »Du mußt herüberkommen
    Nach England, so bald als möglich.«
    _____

    O schwöre, Liebchen, immerfort,
    Ich glaube dir aufs bloße Wort!
    An deinen Busen sink ich hin,
    Und glaube, daß ich selig bin;
    Ich glaube, Liebchen,
    ewiglich,
    Und noch viel länger, liebst du mich.
    _____

     

  • Max Herrmann-Neiße (1886-1941)

    Schweigen mit dir: das ist ein schönes Schwingen
    von Engelsfittichen und Gottes Kleid
    und süß, unsagbar sanftes Geigenklingen
    verweht von
    Ewigkeit zu Ewigkeit.
    _____


    Verlangen nach Liebe

    Laß mich noch einmal die Liebe erleben,
    die meine welkenden Jahre verjüngt,
    daß wir uns wieder dem Schwärmen ergeben,
    einer im andern sich zärtlich verjüngt,
    daß wir den Frühling im Blut uns erwecken,
    uns verwandeln im Liebesgespräch,
    taumelnd in Küssen die
    Ewigkeit schmecken,
    sterbend vereint sind im Abschiedsgespräch,
    wieder am Morgen zum Leben erwachen,
    wieder zur Liebe, zum frühen Tod,
    einem Tode in kindlichem Lachen,
    der nur ein Spiel ist vom wirklichen Tod,
    der uns den Glanz und die Stille wird geben,
    die unsre furchtsame Unrast verneint.
    Laß mich noch einmal die Liebe erleben,
    die meine welkenden Jahre verneint!
    _____


    Ich bin dir immer Gast

    Laß mich in deines Leibes braunem Laub
    versinken ganz und untergehn,
    mach mich zu einem Spiel und Raub
    des Windes, welchen deine Haare wehn!

    Wirf mich in Wipfel, streu mich aus
    in jede Welle, jeden roten Wein
    - den wundersamen um ein herbstlich Haus -
    und in den letzten, blassen Sonnenschein!

    Verström mich in dein Blut, das schwerer schwillt
    und voller sich zu runden Früchten reiht!
    Ich bin dir immer Gast, und dennoch ungestillt
    und sehnsuchtstoll nach dir in alle
    Ewigkeit!
    _____

    Einsam Staub in Dunkelheiten sein,
    bis dein Stern durch Wolken schenkt Geleit,
    daß mich nichts mehr Irdisches berührt,
    deine Hand mich immer höher führt,
    und ich weiß, ich bin in
    Ewigkeit
    dein, nur dein!
    _____

    Du wirst mein Herz noch in Äonen bleiben,
    denn ohne dich ist meine Brust entblößt -
    oft muß mein Irrsein dich in Trauer treiben,
    dann bin ich immer wieder unerlöst.
    Und ängstet dich mein ringendes In-Büchern-
    Verbittert-Sein und-Sinnlos-Eingenagt -
    ach, ohne dich bin ich ein irres Kichern,
    das ruhlos durch verlorne Lauben jagt!
    Und schweif' ich seelenlos durch fremde Scheiben
    um Betten, die ein Dämon mir entblößt -
    du einzig wirst mein Herz für
    ewig bleiben,
    durch dich nur wird mein Leid im Lied erlöst!
    _____

    Was wär' mein Weg in einer Welt,
    die nichts von deinen Wundern wüßte? -
    Oft wenn mich feig ein Zorn anfällt,
    den ich mit Weinen büßen müßte,
    dein Herz - o schweig! - mich lieb behält,
    und jedem greinenden Gelüste,
    das zweifelhaft wie Wind mich treibt,
    dein Blut in Treuen willig bleibt.

    Wo wäre Licht an einem Tag,
    der nichts von deinen Augen sähe? -
    Wenn mein Verzicht dem Leid erlag
    und tilgte mich aus deiner Nähe
    und Selbstgericht mit schroffem Schlag
    traf deine Schläfen und die jähe
    Zerrüttung schrie, verwarf mich nie
    die Nachsicht deiner Melodie.

    Wie überständ ich eine Nacht,
    die nicht von deiner Güte träumte? -
    Oft wenn mich eine Übermacht
    von Visionen rot umbäumte
    und jenes Spiel, da sacht und sacht
    mein Herz in deines sinkt, versäumte,
    vergaß dein Lieben Tag und Traum
    und hob verschwistert uns empor
    in der Gestirne großen Chor
    untrennbar, über Zeit und Raum
    in
    Ewigkeit,
    in
    Ewigkeit,
    in
    Ewigkeit!
    _____

     

  • Franz Hessel (1880-1941)

    Bahnhof

    Das ist der Raum von Stein und Stahl;
    Auf starren Eisenschienen steht
    Der schwarze Zug. An unser Herz
    Der Winter weht -

    Es sprüht und loht
    Der Funke rot im dichten Rauch.
    Das Wasser stirbt mit heißem Hauch.
    Im kalten Äther Flammentod.

    Die Glocke schlägt: es spricht die Zeit.
    Es schreitet zwischen uns die Zeit.
    Und unser Herzen gleicher Schlag
    Meint
    Ewigkeit.
    _____

     

  • Georg Heym (1887-1912)

    Eine Heimat wüßte ich uns beiden ...

    Eine Heimat wüßte ich uns beiden,
    Wo im Schoß der Nacht in Wolkenreichen
    Liegt des Mondes Stadt, in grünen Weiden
    Kleiner Inseln, wo die Herden streichen.

    In das gelbe Rund der Türme träten
    Wir zu zweit, zu ruhn, wo einsam leuchtet
    Noch ein Licht. Zu horchen auf den späten
    Gang der Nacht, wenn Tau die Wiesen feuchtet.

    Meine Hände wollten dann versinken
    In dem Haar dir, in die Kissen zögen
    Deinen Kopf sie, gäben mir zu trinken
    Ewigen Schlaf von Mundes Purpurbögen.
    _____


    O welche ungeheure Schönheit ...
    An?

    O welche ungeheure Schönheit ward
    In diesen Leib gefaßt,
    Daß dieses leicht entflammte Herz
    So tiefen Schmerz noch fühlen muß.

    Ja, wie ein mildes Wunder war's.
    Siehst du, ich weiß, ich werd dich nicht mehr sehn
    In dieser großen, meilenweiten Stadt,
    Und will doch dafür dankbar sein.
    Denn du wirst
    ewig schön und unberührt
    Vom leichten Spiel des Tags
    In meiner Seele ruhn.
    Ein fernes Sternlein in der
    Ewigkeit.
    _____

     

  • Angelika von Hörmann (1843-1921)

    Wunsch

    Als ich geschaut dir in die Seele,
    Da zog mich milde Zaubermacht,
    Und schüchtern, halb noch traumumfangen,
    Ist junge Liebe leis' erwacht.

    Laß mich in deinem dunkeln Herzen
    Als lichter Mond am Himmel steh'n,
    All' deinen Wegen will ich leuchten
    Und
    ewig nimmer untergeh'n.
    _____

     

  • Wilhelm Jordan (1819-1904)

    Trost

    Der Schmerz hat recht und nur im Schmerze
    Liegt was ihn tröstet, was ihn lindert.
    Nicht
    ewig können wir besitzen
    Doch
    ewig lieben ungehindert.

    Und wo wir
    ewig lieben müssen
    Und was wir hatten nie vergessen,
    Da wird der Schmerz verlornen Glückes
    Zum Dank daß wir es einst besessen.

    Und wenn nur weinend danken lernen,
    Dann auferstehn wie neugeboren
    In unserm Geist die theuern Todten
    Und sind uns
    ewig unverloren.

    Sie sind uns
    ewig unverloren,
    Entrückt, erhöht und doch geblieben;
    Denn
    ewig lernen wir besitzen
    Die Theuern die wir
    ewig lieben.
    _____

     

  • Siegfried Kawerau (1886-1936)

    Du und Ich

    Du bist der See, ich bin der Strahl,
    der glitzernd steigt aus Dir zum Glück
    und immer schimmernd fällt in Dich zurück;
    Du bist der Wald, ich bin der Stern,
    der zwischen allen Ästen steht
    und durch das Dunkel wie die Hoffnung geht;
    Du bist die Hostie, ich der Priester,
    der stündlich Dich zerbricht und spendet
    und
    ewig neu an alle Welt verschwendet;
    Du bist die große Gottesstille
    und ich ihr Wille.
    _____

     

  • Hedwig Kiesekamp (1844-1919)

    Ich wollte dich nicht lieben!

    Ich wollte dich nicht lieben.

    Mich labend, wie ein frohes Kind,
    An Winterschnee, an Frühlingswind,
    Ward ich umher getrieben.
    Da sah ich dir in's Auge tief:
    Du wecktest, was im Herzen schlief: -
    Ich muß dich
    ewig lieben!

    Ich wollte dich nicht lieben!

    Ich rang mit mir, ich kämpfte schwer,
    Ich floh vor dir bis über's Meer: -
    War ach, in dir verblieben, -
    Denn dich nur sah ich Tag und Nacht
    Im Sonnenstrahl, in Mondespracht: -
    Ich muß dich
    ewig lieben!

    Ich wollte dich nicht lieben!

    Tief taucht' ich in den Strom der Welt,
    Sah betend auf zum Sternenzelt: -
    Dein Name stand geschrieben
    Mit Flammenschrift im Herzen mein:
    Nun stell' ich alles Ringen ein:
    Ich muß dich
    ewig lieben!
    _____


    Der Seligkeit ist Menschenherz zu klein!

    O Herz, gieb endlich dich dem tiefen Frieden
    Da du in dir die tiefe Liebe trägst.
    Wie magst in bangem Schmerz du dich verzehren
    Da du im Schatten
    ew'ger Ruhe schlägst!? -

    Die
    ewige Liebe, Quell der ewigen Ruhe,
    Mag wohl dem weiten All Allruhe sein!
    Jedoch mich ringt ihr starker Strom danieder.
    Der Seligkeit ist Menschenherz zu klein!
    _____


    Gefesselt

    Du hast mich angekettet,
    An dich, für alle Zeit!
    Nichts hab ich mir gerettet:
    Bin dein in
    Ewigkeit.

    Die Liebe, die viel heiße,
    O nimm sie weg von mir!
    Ach, selbst den Bann zerreiße: -
    Errette mich: von mir.
    _____


    Antwort

    Fragst du mich, warum ich liebe?
    Trauter Freund, - o glaube mir:
    "Meine Liebe kommt vom Himmel,
    Und der Himmel kommt von dir!"

    Ohne dich - verlass'ne Wüste
    Wäre mir das Himmelreich!
    Aber dir am Herzen rastend
    Fühl' ich mich den Engeln gleich.

    Du allein bist sel'ges
    Ewig
    Aller Himmelswonne mir!
    Und vom Himmel kommt die Liebe!
    Sieh', - die Liebe kommt von dir.
    _____

    Es ist ein Funke gefallen
    In der Seele dunkle Nacht
    Und hat sich zu leuchtenden Flammen,
    Zu strahlenden Gluthen entfacht.

    Und hat die Nebel verscheuchet,
    Die Schatten gehoben zum Licht!
    Und hat ihren Blicken erschlossen
    Der Wahrheit heilig' Gesicht.

    Und hat all ihr Denken und Fühlen
    Entfesselt aus engender Haft!
    Nun reift es dem Himmel entgegen!
    O Liebe! -
    Urewige Kraft!
    _____

     

  • Gottfried Kinkel (1815-1882)

    Ich ging durch stille Abenddämmerungen:
    Die stumme Flur entschlummerte schon mählig;
    Die Vögel hatten, da sie tausendkehlig
    Die Sonn' im Scheiden grüßten, ausgesungen.

    Da hat ein hoher Klang sich aufgeschwungen
    Von Abendglocken rings im Land vielzählig;
    Da fühlt' ich mich im tiefsten Herzen selig,
    Und Thränen sind in's Auge mir gedrungen.

    O Glockenton, wie du an Gott zu denken
    Uns aufrufst durch den trüben Erdenabend,
    Will sich der Geist so ganz in Andacht senken.

    Ein Ton nur klingt durch's öde Weltgetriebe,
    Das sehnsuchtmüde Herz noch süßer labend:
    O klinge fort, du Ruf der
    ewigen Liebe!
    _____

     

  • Minna Kleeberg (1841-1878)

    Das Bild im Auge

    Wir standen beisammen, wir Beide -
    O denkst du der Stunde traut? -
    Wir standen beisammen, wir Beide;
    Da bannte die Lippe den Laut.

    Du suchtest in meinen Blicken
    Dein liebes, einziges Bild;
    Da fand meine Züge ich wieder
    In deinem Auge so mild.

    Wie strahlten die leuchtenden Bilder
    So tief in die Augen herab;
    Den heißesten Blick noch, den einen -
    Da wandten wir Beide uns ab.

    Es schwanden die Bilder im Auge. -
    Sie schwanden? - o nimmer, o nein!
    Sie schwebten auf Flügeln der Liebe
    Nur tief in die Herzen hinein.

    Da werden nun
    ewig sie weilen
    In süßer, in wonniger Ruh';
    Ja, ich throne tief dir im Herzen,
    Das Bild meiner Seele bist du!
    _____


    Nur einmal

    Ich möchte nur einmal, Geliebter du,
    Deine Augen küssen und - weinen,
    Nur einmal bergen mein Haupt zur Ruh'
    An deinem Herzen, dem reinen.

    Nur einmal möcht' ich ergründen ganz
    Deiner Seele geheimste Tiefen
    Und Worte vernehmen voll Licht und Glanz,
    Die im Geiste dir schaffen und schliefen.

    Wie würde zu neuem Leben mich weih'n
    Deiner Liebe sonniger Schimmer!
    Nur einmal nenne mich dein, nur dein -
    Nur einmal? - nein,
    ewig und immer!
    _____


    Ewig dein

    Du hast viel' Leid getragen,
    Viel' Wehe, trüb' und schwer;
    Doch nun laß ab, zu klagen,
    Daß öd' dein Herz und leer.

    Ob höchstes Glück dir fehle,
    Dein Geist ist nicht allein;
    Denn dein ist eine Seele,
    Die werth ist, dein zu sein.

    Uns selbst entstammte nimmer
    Der Blick, der uns verband;
    Es war ein Zauberschimmer
    Aus einem Wunderland.

    Uns hat in sel'gem Schweigen
    Ein Gotteshauch geweiht;
    Nun bin ich ganz dein eigen
    In alle
    Ewigkeit.

    Ein Strahl aus deinen Gluthen,
    Ein Hauch aus deinem Sein,
    Dein Werk in allem Guten -
    So bin ich dein, nur dein!
    _____

     

  • Karl Ernst Knodt (1856-1917)

    Ein Sommernacht-traum

    Es blühen vor meinem Fenster in Pracht
    Syringen und Nachtviolen.
    Die zaubrischen Düfte ziehn durch die Nacht,
    das Herz der Geliebten zu holen.

    Sie tragen das sehnsuchtbeseelte daher
    auf leichten, leuchtenden Schwingen.
    Wiegt es auch wie die Welt so schwer:
    doch muß die Nachtfahrt gelingen!

    Die Düfte sind stark und die Sehnsucht ist groß:
    so kommt das Fernste zusammen.
    Ist Liebe nicht allzeit des Lebens Schoß,
    draus
    ewige Wunder entflammen?
    _____


    Die Frau

    Die
    ewige Frau ist die - die liebt,
    Und weiß es nicht, wieviel sie gibt.

    Ein Unbewußtes wirkt in ihr:
    Das wird die Zaubermacht an dir.

    Das wird die unerklärte Macht,
    Die eine neue Welt entfacht.

    Freundschaft und Liebe sind ihr Eins:
    Nur Liebe ist ihr - Sinn des Seins.

    Und weil sie ohne Fragen lebt,
    Ist all ihr Leben so verwebt

    Der Liebe, daß sie's nicht begreift,
    Wie sie dem Tod entgegenreift.

    Ja noch durchs Sterben klingt ihr Wort
    - Wie gern sie's trüge fort und fort

    Dies lieb- und todgeweihte Sein ...
    Und läßt sie dich dann ganz allein,

    So bleibt von ihrer Liebe nur
    Verlorner Stapfen leuchtende Spur.
    _____

     

  • Gustav Kühne (1806-1888)

    Ewig?

    Ich soll's beschwören, ernstlich sagen,
    Ob unser Glück ein
    ewiges sei?
    O Faust, o Faust, mit Deinen Fragen,
    Mit Deiner Spürkraft Grübelei!

    Soll denn die Rose
    ewig blühen
    Sie reift nur für den Augenblick,
    Und wenn die Winde herbstlich ziehen,
    So bleicht sie still und sinkt zurück.

    Sie fragt gar nicht nach Blüthendauer,
    Selbst sterbend schwimmt sie im Genuß;
    In der Erinnerung süßem Schauer
    Da fühlt sie noch der Biene Kuß.

    Fühlt noch des Schmetterlinges Kosen,
    Wenn Blatt und Blume schon verbleicht:
    Das ist das Schicksal aller Rosen -
    Und Liebe hat nie mehr erreicht.
    _____


    Lebe wohl!

    Ich kann es länger nicht verhehlen -
    Ja, wer die Wahl, hat auch die Qual,
    Und dennoch will auch ich nun wählen
    Die liebste Speis' am Liebesmahl.

    Ist Liebe reicher als das Leben? -
    Ach! Leben zieht sich lang und weit,
    Und Alles möcht' in Einem geben
    Der Liebe Lust und Herzeleid.

    Die Liebe engt die fernsten Weiten,
    Wie sie das Nächste tröstlich dehnt;
    In Einem Blick ruh'n Seligkeiten,
    Die Du auf Erden nie gewähnt.

    Was zart und groß, was fromm und düster,
    Und was das Leben bunt umspielt,
    Das wird in Einem Kußgeflüster
    Der tiefsten Liebe durchgefühlt.

    Nun denn, ihr süßen Liebesflammen,
    Der Welt verborgen, still und scheu,
    Ich fass' euch alle noch zusammen,
    Ich fühl' euch alle
    ewig neu.

    Und ob ich nun auch weinend scheide,
    Doch schmeck' ich wie im ersten Glück
    All meines Herzens Leid und Freude
    Im letzten Kuß, im letzten Blick.
    _____

    Und wenn mich Nachts das Sternenheer befällt,
    Um mein Geheimniß still mir abzulauschen,
    Dann fühl' ich, was mich
    ewig trägt und hält,
    Dann hör' ich Gott mit seinem Mantel rauschen.

    Gott hat die Welt in dunkle Nacht gehüllt,
    Damit sich zeigt, was
    ewig dauernd bliebe.
    Des Tages Wünsche sind im Schlaf gestillt -
    Und sieh, auch selbst im Traum bleibt wach die Liebe.

    Drum, laß die Welten auf und niedergeh'n,
    Laß Wetter dräuen, finster, qualvoll, trübe:
    Du wirst in alle
    Ewigkeit besteh'n,
    Denn Gott ist
    ewig, ewig ist die Liebe.
    _____


    An Sie

    Wenn ich schlafe, wacht mein Herz;
    Wenn ich wache, schläft es trunken;
    So in Freude wie im Schmerz
    Bin ich ganz in Dich versunken.

    Lebend, Liebe, sterb' ich Dir;
    Steigst Du auf, so tauch' ich nieder.
    Sterb' ich, ach! dann lebst Du mir,
    Kommst als Morgenstern mir wieder.

    Jeden Tag bist Du mir neu,
    Wie zur Nacht, der gottgeweihten,
    Und so fügt sich fest und treu
    Ring an Ring zu
    Ewigkeiten.
    _____


    Ganz und für
    ewig

    Nie wieder lieben, - was man lieben nennt:
    Eins sein an Seel' und Leib,
    Nur Eine Flamme, die gen Himmel brennt,
    Ein Wesen Mann und Weib!

    Willst Du es schwören? - Schwöre nicht zu balde;
    Oft kommt der Tod so früh!
    Die Vögel frei'n und lieben in dem Walde
    In freier Harmonie!

    Doch wo der Geist im Kampf den Geist gefunden,
    Glückselig im Verein:
    Kann da ein Herz zum zweiten Mal gebunden
    Mit Leib und Leben sein?

    Ich frage Dich, den Schöpfer aller Welten,
    Der Du Gesetze giebst,
    Die, weil Natur sie fordert,
    ewig gelten,
    Und Lohn wie Rache übst.

    Ich raubte mir die reine Kinderseele
    Und schuf sie neu für mich;
    War's ein Prometheusraub, und was ich fehle,
    Rächt es am Felsen sich?

    Nehmt hin, Ihr Götter, alle Eure Gaben,
    Nehmt hin was jemals mein;
    Todt will ich gern, für alle Welt begraben,
    Nur hier unsterblich sein!

    An diesem Baum, den ich in Sturm und Wetter
    Gehütet spät und früh,
    Laßt mir das stille Säuseln seiner Blätter
    In süßer Melodie.

    Ich hegte seine heilig reinen Blüthen,
    Den frischen Erstlingstrieb,
    Schützte die Frucht vor allen Sturmes Wüthen
    Mir selbst und ihr zu Lieb.

    Verweht die Asche mir in alle Winde,
    Versink' ich still in Staub:
    Wenn ich dies Eine Herz nur wiederfinde
    Nicht eines Zweiten Raub!

    Und bin ich einst für alle Welt verloren,
    Vergessen all was mein:
    Laßt in der Einen, die ich mir erkoren,
    Mich still unsterblich sein!
    _____

     

  • Emil Kuh (1828-1876)

    In
    Ewigkeit

    Sie hatt' ihn lieb, wie Keinen sonst
    Im Leben,
    Sie hatt' ihm Alles, was er bat
    Gegeben.

    Sie fühlte froh sich nur und reich
    Im Schenken,
    Sie kam zur Erde nur, um ihn
    Zu denken.

    Doch hatte kaum ein Mond ihr Glück
    Gesehen,
    Da faßte sie der Tod, mit ihm
    Zu gehen.

    Vorm Scheiden wollte sie nur Eins
    Noch sagen,
    Schon aber war das Pförtlein zu
    Geschlagen.

    Er lebte lang noch trüb und froh
    Hienieden,
    Es ward ihm lang noch Lust und Gram
    Beschieden.

    Der Todten Bild erschien ihm noch
    Zu Zeiten,
    Der Blick, in dem sie bat: Sollst mich
    Begleiten!

    Und als er starb und eintrat in
    Den Himmel,
    Durchschritt er bang der Sel'gen bunt
    Gewimmel.

    Und als sich endlich trafen sein
    Und ihr Gesicht,
    Da sprach sie nur das ird'sche Wort:
    Vergiß mich nicht!

    Dieß wollte sie vorm Scheiden noch
    Ihm sagen;
    Sie hatt' es durch die
    Ewigkeit
    Getragen.
    _____

     

  • Nikolaus Lenau (1802-1850)

    Stille Sicherheit

    Horch, wie still es wird im dunkeln Hain,
    Mädchen, wir sind sicher und allein.

    Still versäuselt hier am Wiesenhang
    Schon der Abendglocke müder Klang.

    Auf den Blumen, die sich dir verneigt,
    Schlief das letzte Lüftchen ein und schweigt.

    Sagen darf ich dir, wir sind allein,
    Daß mein Herz ist
    ewig, ewig dein!
    _____

     

  • Thekla Lingen (1866-1931)

    Hohe Liebe

    Nicht, wie die andern sollst du mich lieben,
    Nicht mir zu Füssen will ich dich sehn,
    Bleib mir zur Seite erhobenen Hauptes,
    Dass ich an deine Schulter mich lehn'!

    Nicht wie die andern zehrenden Kusses
    Sollst du mir küssen Augen und Mund,
    Nur meine Stirne will ich dir neigen
    Zu unserer Seelen lauterem Bund.

    Nur mit den Blicken sollst du umfangen,
    Was ich dir gebe in meinem Blick,
    Alles Begehren, alles Verlangen
    Sinke zum heiligen Born zurück.

    Nimmer versiegen wird dann die Quelle
    Seliger Sehnsucht in unserer Brust,
    Nimmer verglühen wird dann die Flamme,
    Ewig geschüret in keuscher Lust.
    _____

     

  • Hermann Lingg (1820-1905)

    Für immer

    Einmal hast du - o der Stunde!
    Schlummernd mir im Arm geruht,
    Meinen Kuß noch auf dem Munde,
    Auf den Wangen welche Glut!

    O wie da die Pulse flogen!
    Lauschend jedem Athemzug,
    Fühlt' ich an des Busens Wogen
    Wie dein Herz an meines schlug.

    Das wird nie vergessen werden,
    Das verlöscht kein andrer Tag,
    Nicht das größte Glück auf Erden,
    Nicht des Unglücks schwerster Schlag.

    Eine Flamme, nie verglühend,
    Ein lebend'ger Edelstein,
    Lebt mir der Gedanke blühend
    Einmal so und
    ewig mein!
    _____

     

  • Hermann von Loeper (1820-1884)

    Frage nicht!

    Frage nicht, ob ich dich liebe!
    Laß verschlossen meine Lippe!
    Daß nicht der Empfindung Woge
    Strande an des Wortes Klippe.

    Frage nicht, ob ich dich liebe!
    Lies in meines Auges Spiegel,
    Lies der Aufschrift treue Zeichen,
    Doch nicht brich des Briefes Siegel!

    Frage nicht! Denn unsre Liebe
    Soll so heimlich wie die Kohle
    Glimmen, nur in Dämmerungen
    Duften gleich der Nachtviole.

    Unsre Liebe sei wie Wolken,
    Welche still vorübertreiben,
    Unsre Liebe soll ein
    ewig
    Ungelöstes Räthsel bleiben!
    _____

    Ich glaube, daß die Liebe überdauert
    Des Lebens flücht'ge, karggemessne Zeit,
    Weil sie das Herz so ahnungsreich durchschauert,
    Wie ein Prophetenruf der
    Ewigkeit,

    Weil sie die Fackel ist auf dunkeln Bahnen,
    Der Funken, der die Asche neu belebt,
    Weil ihrer Stimme treues ernstes Mahnen
    Das Herz erweckt und auf zum Himmel hebt.
    _____

     

  • Feodor Löwe (1816-1890)

    Glaubst du wirklich, daß ich fern von dir?
    Ewig, ewig, weilest du bei mir.

    Du mein Mond bei stiller Abendruh;
    Meines Tages lichte Sonne du.

    Wie ein Vogel durch die Lüfte zieht,
    Mein Gedenken stets zu dir entflieht.

    Wie von keinem Schlummer weiß der Bach,
    So ist meine Sehnsucht immer wach.

    Ach, so fern von dir und doch so nah!
    Nur wer liebet, weiß, wie mir geschah.
    _____

    Aus des Baches duft'gem Blüthenrahmen,
    Aus den Wellen lächelt mir dein Bild,
    Alle Lüfte rufen deinen Namen,
    In den Sternen prangt er, klar und mild.

    In den Wolken glaub' ich dich zu sehen,
    Auf den Bergen, tief im dunklen Wald,
    Deine Stimme glaub' ich zu verstehen,
    Wenn des Sprossers Lied den Hain durchschallt.

    Ewig du! im lichten Reich der Sterne,
    In den Wellen, in der Liederlust,
    In den Wolken, in des Waldes Ferne,
    Ewig, ewig hier in meiner Brust!
    _____

     

  • Hermann Löns (1866-1914)

    Liebeseid

    Ob ich dich
    ewig lieben werde,
    Fragst du mich, süße kleine Frau,
    Ob liebend ich kein Weib der Erde
    Nach dieser Stunde mehr anschau?

    Närrisches Weib, den Frühling frage,
    Frag ihn, ob nie er wiederkehrt!
    Und denke, daß nach jedem Tage
    Die Nacht das Sonnenlicht verzehrt.

    Ich kenne meines Herzens Treue,
    Das dankbar für die Treue ist,
    Doch weiß ich auch, daß eine Neue
    Mein Mund nach deinem Treubruch küßt.

    Ich glaube nicht an Weiberliebe,
    An Augen, die vor Reue naß,
    Ich glaub’ an Neid und Säbelhiebe,
    Pistolenkugeln, Lug und Haß.

    Aus deinen Augen laß die Tränen,
    Und laß das Fragen aus dem Spiel,
    Solang sich meine Adern dehnen,
    Bleibt auch mein Herz für dich nicht kühl.

    Ob Haß, ob Liebe wird entstehen
    Für später, ist mir unbewußt –
    Eins schwör ich dir, nie wirst du sehen
    Gleichgültig deiner meine Brust.

    Nun küß mit deinem süßen Munde
    Hinweg mir den Gedankenbann –
    Ich lieb dich, wie in dieser Stunde
    Ich überhaupt nur lieben kann.
    _____

     

  • Hieronymus Lorm (1821-1902)

    Gelöbniß

    Wir sprachen viel in trauter Abendstunde
    Von Schmerz und Liebe, Sterben und Bestehn,
    Wie muthig wir in jede Zukunft seh'n,
    Weil Gruß der
    Ewigkeit in unsrem Bunde.

    Da rang der heiße Wunsch sich mir vom Munde:
    O, könnt' mein Leben wie ein Traum verwehn!
    Mit dir vereinigt möcht' ich untergeh'n,
    Ein Kuß der Seelen uns're Todeswunde.

    Doch als ich sah dein Auge sich erheben
    Und dein von Lieb verklärtes Angesicht,
    Gelobt' ich - selbst auf deinem Grab zu leben!

    Mit dir vergeh' dein Bild auf Erden nicht,
    Noch einen Abglanz will der Welt ich geben
    Im Wort - in hohen Thaten - im Gedicht.
    _____

     

  • Friedrich von Matthisson (1761-1831)

    In heiliger Mitternachtsstunde durchkreist
    Des Äthers Gefilde mein ahnender Geist.
    Geliebte! dort winkt uns ein Land, wo der Freund
    Auf
    ewig der Freundin sich wieder vereint.

    Die Freude sie schwindet, es dauert kein Leid;
    Die Jahre verrauschen im Strome der Zeit;
    Die Sonne wird sterben, die Erde vergehn:
    Doch Liebe muß
    ewig und ewig bestehn.
    _____


    Trost
    An Elisa

    Lehnst du deine bleichgehärmte Wange
    Immer noch an diesen Aschenkrug?
    Weinend um den Todten, den schon lange
    Zu der Seraphim Triumphgesange
    Der Vollendung Flügel trug?

    Siehst du Gottes Sternenschrift dort flimmern,
    Die der bangen Schwermuth Trost verheißt?
    Heller wird der Glaube nun dir schimmern,
    Daß hoch über seiner Hülle Trümmern
    Walle des Geliebten Geist!

    Wohl, o wohl dem liebenden Gefährten
    Deiner Sehnsucht, er ist
    ewig dein!
    Wiedersehn, im Lande der Verklärten
    Wirst du, Dulderin, den Langentbehrten,
    Und wie er unsterblich seyn!
    _____

     

  • Selma Meerbaum-Eisinger (1924-1942)

    Träume

    Es sind meine Nächte
    durchflochten von Träumen,
    die süß sind wie junger Wein.
    Ich träume, es fallen die Blüten von Bäumen
    und hüllen und decken mich ein.

    Und alle diese Blüten,
    sie werden zu Küssen,
    die heiß sind wie roter Wein
    und traurig wie Falter, die wissen: sie müssen
    verlöschen im sterbenden Schein.

    Es sind meine Nächte
    durchflochten von Träumen,
    die schwer sind wie müder Sand.
    Ich träume, es fallen von sterbenden Bäumen
    die Blätter in meine Hand.

    Und alle diese Blätter,
    sie werden zu Händen,
    die zärteln wie rollender Sand
    und müd sind wie Falter, die wissen: sie enden
    noch eh' sie ein Sonnenstrahl fand.

    Es sind meine Nächte
    durchflochten von Träumen,
    die blau sind wie Sehnsuchtsweh.
    Ich träume, es fallen von allen Bäumen
    Flocken von klingendem Schnee.

    Und all diese Flocken
    sie werden zu Tränen.
    Ich weinte sie heiß und wirr -
    begreif meine Träume, Geliebter, sie sehnen
    sich alle nur
    ewig nach dir.
    _____

     

  • Alfred Meißner (1822-1885)

    Nachtwache der Liebe, du Sabbat im Herzen,
    Du singende, herzenverjüngende Zeit,
    Du Weihnacht bei duftigen, luftigen Kerzen,
    Sei
    ewig und ewig gebenedeit!

    Ein Wandeln im Schatten wildrauschender Palmen,
    Ein Schaukeln im Kahne in träumender Ruh,
    Ein Beten im Dome bei hallenden Palmen,
    Nachtwache des liebenden Herzens, bist du!
    _____

     

  • Stephan Milow (1836-1915)

    Ewig!

    Aus tausend Knospen bricht die Kunde,
    Es ist nur Täuschung aller Tod!
    So klingt es schmetternd in der Runde,
    So spricht das goldne Morgenroth.

    Wir stehen unter Blütenbäumen -
    Mit Jubel denk' ich's, daß du mein,
    Und rufe laut in sel'gen Träumen:
    O dieses Glück muß
    ewig sein!

    Da fallen welke Blüten nieder,
    Es schauert leis der Lenz im Wind:
    Ja,
    ewig! sagst du lächelnd wieder
    Und blickst auf unser spielend Kind.
    _____


    Zum Troste

    Erbangst du? Will das Blut dir zürnend kochen
    Ob all der Selbstsucht, die du schaust im Kreise,
    In Wesen thronend, starr als wie von Eise,
    Aus denen niemals Milde noch gebrochen?

    Sei still und dämpfe deines Herzens Pochen!
    Ein Edler, wirkt er noch so still und leise,
    Löscht aus, was tausend andre rauher Weise
    An Welt und Menschen durch ihr Tun verbrochen.

    Was ist die Selbstsucht! Eng, in sich gebunden,
    Stets ungestillt im
    ewigen Verzehren,
    Und arm und machtlos, was sie immer triebe.

    Sie kann ja eines nur zu allen Stunden:
    Begehren, nichts als ohne Rast begehren;
    Doch
    ewig unerschöpflich bleibt die Liebe.
    _____


    Ewige Liebe

    Ich denke, wenn in günst'ger Stunde
    Ein Paar sich Liebe heiß gestand,
    Gelöst in Wonne, Mund auf Munde,
    Das knüpft ein
    ewig festes Band.

    Wie könntest du dich von mir trennen
    Nach all dem Glück, das uns gelacht!
    Du mußt es
    ewig theuer nennen,
    Was einst so selig dich gemacht.

    Wie könntest du mir Treue brechen,
    Da du, nach süßer Liebe Art,
    Mit allen seinen holden Schwächen
    Dein Wesen mir geoffenbart!

    Und dir nur stets der Stachel bliebe,
    Was Liebesaugen einst entflammt,
    Vom kalten Blick enttäuschter Liebe
    Zerlegt zu sehen und verdammt.

    Und durch so Vieles, was im Leben
    Dem edlern Herzen heilig ist,
    Du ganz zu eigen mir gegeben,
    Mir ganz und gar verfallen bist.

    Ich denke, wenn in günst'ger Stunde
    Ein Paar sich Liebe heiß gestand,
    Gelöst in Wonne, Mund auf Munde,
    Das knüpft ein
    ewig festes Band.
    _____


    Ewig dein

    Wenn ich nicht jubeln kann
    Und dir betrübt erscheine,
    So klage mich nicht an,
    Ich bin doch ganz der Deine.

    Und jauchzt' ich noch so sehr
    In wonnevollen Stunden,
    Dies Wehe sagt noch mehr,
    Wie tief ich dir verbunden.

    Verletzen kannst du mich,
    Doch kannst du mich nicht kühlen,
    Und nimmer laß ich dich,
    Dir weih' ich all mein Fühlen.

    In Nacht und Frühlingsschein
    Du lebst mir stets im Herzen,
    Und meine Lust ist dein
    Und dein sind meine Schmerzen.
    _____

    Laß mich irren, laß mich fehlen,
    Kann ich noch so rauh dich quälen,
    Glaube, nie vergeß' ich dein!
    Tief verstrickt in andre Bande,
    Schwebend an des Abgrunds Rande,
    Werd' ich noch der deine sein.

    Mag ich ohne Scheu und Zagen
    Noch so weit in Schuld mich wagen,
    Glaube, nie vergeß' ich dein!
    Was auch frevelnd in mir brenne;
    Daß uns nicht das Letzte trenne,
    Wirst ja du ein Hort mir sein.

    Laß mich irren, laß mich fehlen,
    Kann ich noch so rauh dich quälen,
    Glaube, nie vergeß' ich dein!
    Und nach allem irren Schweifen
    Muß in mir die Sehnsucht reifen,
    Wieder einzig dein zu sein.

    Und so inniger verlangend,
    Und so heißer dich umfangend,
    Kehr' ich endlich bei dir ein,
    Mich an deiner Brust zu laben,
    Alles Irrsal zu begraben
    Und auf
    ewig dein zu sein.
    _____

    Wer liebt, sei ganz in sein Gefühl versunken,
    Er laß den Ruf der Welt an sich verhallen,
    Dahin in stillem Jubel mag er wallen,
    Im Tiefsten bergend süß den heil'gen Funken.

    Er liebte schlecht, wenn er nicht, selig trunken
    Des einen Glücks nur, das ihm zugefallen,
    Entflöhe scheu den andern Freuden allen:
    Wer liebt, sei ganz in sein Gefühl versunken.

    So bin ich dein! Was rings auch immer blühe,
    Es ist mir todt und soll mich nicht erquicken;
    Denn dich nur lieb' ich, dich hab' ich erkoren.

    Und lügt mein Wort und wenn ich je erglühe,
    Gefacht von eines fremden Augen Blicken;
    So sei auf
    ewig, ewig mir verloren!
    _____

     

  • Christian Morgenstern (1871-1914)

    Die Bank

    Die Nacht ist lind und lockt mich auf die Warte
    auf halber Höhe über meinem Flecken;
    ich schau ihn sich den Bach hinauf erstrecken,
    und diesen selber durch der Mauer Scharte.

    Durchs Laubwerk mir zu Häupten spielt das harte
    Geblink der Sternenschar mit mir Verstecken;
    indes von unten mich Laternen necken,
    wie Blitzer einer transparenten Karte.

    Vor allem aber ist die Bank da droben
    mir wert. Denn meine Freundin kommt, die ferne,
    sooft ich dort, mein nächtlich Säumen teilen.

    Gemeinsam hören wir die Wasser toben.
    Gemeinsam schaun wir Häuser, Lichter, Sterne ...
    Und wünschen nichts als
    ewig so zu weilen.
    _____

    Es ist Nacht,
    und mein Herz kommt zu dir,
    hält's nicht aus,
    hält's nicht aus mehr bei mir.

    Legt sich dir auf die Brust,
    wie ein Stein,
    sinkt hinein,
    zu dem deinen hinein.

    Dort erst,
    dort erst kommt es zur Ruh,
    liegt am Grund
    seines
    ewigen Du.
    _____


    Leise Lieder...

    Leise Lieder sing ich dir bei Nacht,
    Lieder, die kein sterblich Ohr vernimmt,
    noch ein Stern, der etwa spähend wacht,
    noch der Mond, der still im Äther schwimmt;

    denen niemand als das eigne Herz,
    das sie träumt, in tiefer Wehmut lauscht,
    und an denen niemand als der Schmerz,
    der sie zeugt, sich kummervoll berauscht.

    Leise Lieder sing ich dir bei Nacht,
    dir, in deren Aug mein Sinn versank,
    und aus dessen tiefem, dunklen Schacht
    meine Seele
    ewige Sehnsucht trank.
    _____

    Mein Herz ist leer,
    ich liebe dich
    nicht mehr.

    Erfülle mich!
    Ich rufe bitterlich
    nach dir.

    Im Traume zeig
    dich mir
    und neig
    dich zu mir her!

    Erfülle mich
    mit dir
    auf
    ewiglich!

    Ich trag's nicht mehr, -
    ich liebe dich
    zu sehr.
    _____

    Mit diesem langen Kuß
    auf deine Lippen laß uns scheiden.
    O warum muß
    ich solcher Trennung Schmerzen leiden.

    Und hätte jederstund
    nur einzig dies Verlangen,
    an Deinem süßen Mund
    auf
    Ewigkeit zu hangen.
    _____

     

  • Eduard Mörike (1804-1875)

    So ist die Lieb! So ist die Lieb!
    Mit Küssen nicht zu stillen:
    Wer ist der Tor und will ein Sieb
    Mit eitel Wasser füllen?
    Und schöpfst du an die tausend Jahr,
    Und küssest
    ewig, ewig gar,
    Du tust ihr nie zu Willen.
    _____

     

  • Erich Mühsam (1878-1934)

    Das, was ich sehne, steht über den Lüften,
    in denen der Menschen Atem sich mengt.
    Das, was ich sehne, liegt unter den Grüften,
    in die der Tod das Lebende drängt.
    Und es weiß nichts von Tun und Beginnen
    und weiß nichts von Welt und von Zeit.
    Meine Sehnsüchte rauschen, rinnen
    unerfüllt in die
    Ewigkeit.
    _____


    Fleischeslust

    Küsse mich! Gib mir die lüsternen Lippen,
    himmlische, wilde Hetäre!
    Glaubst du, daß sich an unsern Gerippen
    Gottes Liebe bewähre?
    Glaubst du, es könnte zu
    ewiger Gnade
    jemals die Seele schreiten,
    stählt sich der Leib nicht im zeitlichen Bade
    ewiger Seligkeiten?
    Liebet einander! der Herr hat's geboten.
    Tu seinen Willen, du Fromme!
    Liebe für Liebende! Tod für die Toten!
    Wirf ab deine Hüllen - und komme!
    Küsse mich! Eine Nacht soll uns schaffen
    ewigen Himmels Beglücktsein.
    In meine Arme! - Laß' Nonnen und Pfaffen
    Gott lästernd keusch und verrückt sein!
    _____

     

  • Clara Müller-Jahnke (1860-1905)

    Johannisnacht

    Umwogt von weißen Nebelschleiern
    von blühenden Rispen überdacht -
    komm mit ins Korn! Wir wollen feiern
    die heilige Johannisnacht.

    Da treibt aus taugetränktem Grunde
    in alle Halme hoch der Saft,
    da wirkt in klarer Vollmondstunde
    uralter Gottheit Wunderkraft.

    Wir fühlen tief das heilige Reifen
    und - eins im andern fromm bereit -
    stillsegnend unsre Stirnen streifen
    den Blütenhauch der
    Ewigkeit.
    _____

     

  • Betty Paoli (1814-1894)

    Rest

    Als uns'rer Seelen Aeolsharfensaiten
    Vom Gotteshauch der Liebe laut erklangen,
    Als uns're Geister glühend sich durchdrangen,
    Nicht wahr, mein Freund! Das waren schöne Zeiten?

    Das ist vorbei, und jene Seligkeiten,
    Zu süß in ird'schem Gefild' zu prangen,
    Sie sind in Nacht und Tod dahingegangen
    Als ich dein schwankend Herz sah von mir gleiten.

    Doch, ob auch liebeleer nun deine Brust;
    Ein starkes Band wird
    ewig uns vermählen,
    Im Innersten ist's trostvoll mir bewußt:

    Denn
    ewig werden uns're düstern Seelen,
    Gefall'nen Engeln ähnlich, von der Lust
    Verlornen Edens trauernd sich erzählen.
    _____


    In deiner Stimme

    In deiner Stimme bebt ein Klang,
    Der mich so tief erschüttert,
    Daß mir im Auge, selig bang,
    Die Thräne glänzt und zittert.

    Ich frage nicht: Wird mir dein Wort
    Schmerz oder Glück bereiten?
    Der süße Ton hallt in mir fort
    Für alle
    Ewigkeiten!
    _____

     

  • Alfons Petzold (1882-1923)

    Der
    ewige Becher

    Deine Liebe ist ein Becher,
    gefüllt mit edlem Wein.
    Ich will der
    ewig trunkne Zecher
    sein.

    Ich trinke alle Nächte, alle Tage
    und halte einsam fröhliche Gelage,
    mein Mundschenk ist die Sehnsucht tief in mir
    nach dir!
    _____

    Ich ging mit Dir an einem Dom vorbei,
    darinnen sang die gottversunkne Menge;
    ich flog mit Dir aus dieser Erdenenge
    dem Himmel zu, von allem Dunklen frei.

    Saß dort mit Dir im Glanz der
    Ewigkeit,
    Deine Hände, Süße, in den meinen,
    wir durften beide als zwei Sterne scheinen
    im horizontnem Dunkel dieser Zeit.
    _____

    Ich will nur Licht von Deinem Lichte sein,
    doch wenn der Erde Dunkel Dich umfängt,
    so sei auch meine Stunde nicht gehängt
    in einer Freudenlampe hellen Schein.

    Und wenn Du krank bist, leide auch mein Leib
    und wenn Du stirbst, so will ich knien und beten,
    daß ich mit Dir zusammen darf betreten
    den Garten
    Ewigkeit, mein Weib.
    _____

    O so Lipp' an Lippe hängen dürfen
    eine lange schöne
    Ewigkeit,
    aus des ander'n Atem Süße schlürfen
    für die Bitternis der argen Zeit.

    Nichts mehr reden, sondern nur noch lauschen,
    wie des ander'n Herzschlag schneller geht -
    und in allen Gliedern dieses Rauschen,
    das Gesang ist und zugleich Gebet.
    _____

    Sage, daß Du mich lieb hast,
    setz Dich zu mir her!
    Lieb, es ist mein Weg so schwer
    und so gut bei Dir die Rast.

    Will nicht schauen, will nicht denken,
    all das schafft so arge Pein,
    will mich ganz in Ruh' versenken
    und nur Schale Deines Atems sein.

    Lege all Dein Tun beiseit,
    Liebling Gottes, komm!
    Schenk mir in den Becher Zeit
    einen Tropfen
    Ewigkeit,
    daß ich wieder werde
    wie die liebe Erde,
    reich an Glauben, still und fromm.
    _____

     

  • August Graf von Platen (1796-1835)

    Einsam schweif ich im Gefolg der Nacht,
    Die so gern der Liebende durchwacht.

    Hoffnung strahlt mir wie der Mond so fern,
    Totenkerze scheint mir jeder Stern.

    Und ein
    ewig heißes Wünschen schwillt
    Mir im Busen, ewig unerfüllt.
    _____


    Tristan

    Wer die Schönheit angeschaut mit Augen,
    Ist dem Tode schon anheimgegeben,
    Wird für keinen Dienst auf Erden taugen,
    Und doch wird er vor dem Tode beben,
    Wer die Schönheit angeschaut mit Augen!

    Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe,
    Denn ein Tor nur kann auf Erden hoffen,
    Zu genügen einem solchen Triebe:
    Wen der Pfeil des Schönen je getroffen,
    Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe!

    Ach, er möchte wie ein Quell versiechen,
    Jedem Hauch der Luft ein Gift entsaugen,
    Und den Tod aus jeder Blume riechen:
    Wer die Schönheit angeschaut mit Augen,
    Ach, er möchte wie ein Quell versiechen!
    _____

     

  • Hermione von Preuschen (1854-1918)

    Mein Herz schreit laut

    Ein liebeleeres Leben ist der Tod,
    mich aber treibts zum zuckend heißen Leben,
    da fand ich dich – in tiefster Seelennot
    und hab die ganze Seele dir gegeben.

    In ihrer Heimat, neu erwacht zum Glück,
    ruht endlich sie, von deinem Arm umschlossen,
    und nimmer, nimmer kann sie mehr zurück,
    nachdem des Lebens Fülle sie genossen:

    ein ander Sein, dem Leidenschaft kein Spott,
    und das noch lieben kann und kann noch hassen.

    Mein Herz schreit laut nach einem Menschengott,
    mein Arm will
    ewig, ewig ihn umfassen.
    _____


    Nie wird das Bild mir blasser

    Nie wird das Bild mir blasser:
    mein Schiff in rasendem Sturm,
    über dem wilden Wasser
    drüben das Licht im Turm.

    Dort sind die Sapphoklippen,
    dort ward das Wunder vollbracht:
    opfern mit blühenden Lippen
    ewiger Liebe Macht.
    _____


    Orchideen meiner Seele

    Und ich zog nach den Fluren am Ganges,
    ließ mich durchglühn von Tropensonnen,
    Orchideen meiner Seele
    spiegeln
    ewigen Liebesbronnen.

    Der - verschüttet vom Triebsand des Tages -,
    reicht in unergründbare Schächte,
    drin meines rastlosen Herzensschlages
    Toben ich höre, durch brennendste Nächte.

    Den kein Alltag jemals kann kühlen,
    nimmer der Lebenswinter vereisen,
    Urweltsehnsucht berufenster Erbe,
    muß ich die
    Ewigkeit an mich reißen!
    _____


    Morgenstern

    Was steigt herauf in wunderseliger Pracht,
    ein goldnes Licht in meines Lebens Nacht?
    Wie neue Jugend strömts durch meine Glieder,
    fand ich die Liebe endlich – endlich wieder?

    Wild pocht mein Herz in ungestümem Schlag,
    jäh reißts hinüber mich ob Raum und Zeit.
    Was bist du? Erdenwonne meinem Tag
    oder der Morgenstern der
    Ewigkeit!
    _____


    Wie eine Mänade

    Wo ist die Schönheit,
    wo ist die Liebe?
    Ist eins im andern,
    ist keines wahr?

    Wie eine Mänade
    durchschluchz ich den Morgen,
    durchras ich den mittag -,
    durchsehn ich den Abend,
    - und taumle ins Dunkel
    der großen Nacht. - - -
    Und doch - - - überm Dunkel
    leuchtet ein Stern mir
    - der Stern meines Ich!

    So große Sehnsucht,
    so große Liebe,
    so große Leiden -,
    die haben erkauft sich
    die
    Ewigkeit!
    _____

     

  • Robert Prutz (1816-1872)

    Nicht zürne mir, daß ich vermag zu scherzen
    Und Lieder reime mit verwegnem Munde
    Von jenem Tage, da zu
    ew'gem Bunde
    Sich in einander gossen unsre Herzen.

    Laß dich mein übermüthig Spiel nicht schmerzen!
    Du weißt ja, Liebste, was mir diese Stunde,
    Und wie in meiner Seele tiefstem Grunde
    Nun
    ewig leuchten ihre heil'gen Kerzen.

    Es giebt ein Glück, so über alle Grenzen,
    Daß, während dankerfüllt die Lippen beten,
    Die Augen doch von süßer Lust noch glänzen.

    Solch Glück, solch sel'ges, gabst du dem Poeten,
    Und wie man Heil'ge schmückt mit bunten Kränzen,
    So nimm auch du die Lieder vom Kometen!
    _____


    Sicheres Glück

    Das, Liebste, dünkt der beste Theil
    Von unserm Glück mich allezeit,
    Der Anker das, dran unser Heil
    Gegründet liegt für
    Ewigkeit;

    Daß, ob wir brennen noch so heiß,
    Und ob wir lieben noch so sehr,
    Doch jeder fühlt, doch jeder weiß,
    Es liebt der Andre ihn noch mehr.
    _____


    All

    Du bist das keusche Mondenlicht,
    Das still und klar durch Wolken bricht,
    Und bist der Sonne Feuerstrahl,
    Der Blumen weckt in Berg und Thal.

    Der fromme Abendstern bist du,
    Der lächelnd winkt zu sel'ger Ruh',
    Und bist der Blitz, der, gottentstammt,
    Der Seele Dunkel mir durchflammt.

    Doch – "Namen sind nur Rauch und Schall!"
    Sei, wie du bist, du bist mein All!
    In deine Seele schließ' mich ein,
    Die Meine du, ich
    ewig dein!
    _____

    Du fragst, wozu das Küssen tauge,
    Und was es eigentlich will sagen?
    Um sich zu blicken Aug' in Auge,
    Und Seel' um Seele zu befragen.

    Wenn Auge sich in Auge spiegelt
    Und sich zu Seele Seele findet,
    Dann wird im Kusse rasch besiegelt,
    Was treue Herzen
    ewig bindet.
    _____


    Letzter Blick und letzter Gruss

    Letzter Blick und letzter Gruß,
    Herz, wer kann es fassen?
    Letzter Seufzer, letzter Kuß,
    Und dann dich verlassen;
    Lassen dich aus diesem Arm,
    Der dich oft umfangen
    In der Mainacht lind und warm,
    Da die Knospen sprangen!

    Lassen dich von dieser Brust,
    Die mit heißen Schlägen
    In unendlich süßer Lust
    Deiner schlug entgegen;
    Aus dem Auge lassen dich,
    Sonne mir und Leben,
    Und in finstre Ferne mich
    Freudelos begeben!

    Aber aus der Seele, nein,
    Nicht aus meinem Herzen!
    Das ist Balsam in der Pein,
    Das ist Trost in Schmerzen;
    Daß, wie auch die Tage sich
    Rasch und wechselnd treiben,
    Ewig dennoch du und ich,
    Ewig wir uns bleiben.

    Können meine Arme sich
    Nicht mehr um dich ranken,
    Halten doch umklammert dich
    Sehnende Gedanken!
    Und dem Aug' entschwunden zwar,
    Glänzt doch alle Stunde
    Mir dein Bildniß hell und klar
    In der Seele Grunde. –

    Letzter Blick und letzter Gruß,
    Herz, wer wollte weinen!?
    Einen Blick noch, einen Kuß
    Und noch einmal einen;
    Bleibst du mir und bleib' ich dir,
    O, so ist's kein Leiden,
    Bleib' ich dir und bleibst du mir,
    O so ist's kein Scheiden!
    _____


    O hochgebenedeit der Mann

    O hochgebenedeit der Mann,
    Der, wenn ihm schon der Scheitel bleicht,
    Und träger schon das Blut ihm schleicht,
    Sich treue Liebe noch gewann!

    Zum Himmel schaut er stolz und frei,
    Und schaut zur Erde still beglückt,
    Die sich für ihn mit Blumen schmückt,
    In immer neuem, jungem Mai.

    Jetzt lacht ihm erst der Sonne Strahl,
    Der Sterne Glanz in stiller Nacht;
    Ihn rührt der Rose junge Pracht,
    Als säh' er sie zum ersten mal.

    Kein Sehnen hält, kein wirrer Traum
    Die klaren Sinne ihm gebannt;
    Mit festem Schritt und sichrer Hand
    Für seine Thaten schafft er Raum.

    Den Strom der Tage sieht er ziehn
    Gelassnen Muthes, sonder Harm;
    Es trägt der Liebe starker Arm
    Hoch über Sturm und Klippen ihn.

    Vergangne und zukünft'ge Zeit
    Liegt klar vor seinem innern Blick;
    Denn endlos, weiß er, wie sein Glück,
    Ist seiner Liebe
    Ewigkeit.
    _____

     

  • Ernst Rauscher (1834-1919)

    In ihr Tagebuch

    Wie viele Stürme hast du schon ertragen,
    Du junges, reiches Herz!
    Und hast in Trauer, Leid und Schmerz
    Dem Edlen und dem Rechten nur geschlagen!

    Zu Ende sind der Prüfung schwere Stunden,
    Wohl dir, daß du vertraut!
    Ich hab' entzückt dein Inneres erschaut,
    Und
    ewig, ewig bleib' ich dir verbunden.

    Nun soll in Freude hin dein Leben fließen,
    - So will es dein Geschick -
    Im Glückesglanze leuchte nur dein Blick
    Und keine Thräne sollst du mehr vergießen!
    _____

    Mitleidig lach' ich Jener, die da lehren:
    "Daß Liebe sich vermind're mit den Jahren;
    D'rum möge man mit ihrem Gute sparen,
    Auf daß man späterhin nicht müss' entbehren!"

    O wüßten sie, wie sie in dem Begehren
    Des eig'nen Fühlens Armuth offenbaren! -
    Wer reichen Herzens ist, der muß erfahren:
    Der Schatz der Liebe kann sich nur vermehren.

    Du schwelgst im Überflusse, so beglücke
    Freigebig mich; was du mit vollen Händen
    Mir gibst, ich geb' es dreifach dir zurücke.

    Und ob wir noch so viel davon verschwenden,
    In uns'rer Fülle merkt sich keine Lücke -
    Wir haben
    Ewigkeiten dran zu spenden!
    _____

     

  • Anna Ritter (1865-1921)

    Der neidische Mond

    Nun küsse mich, ich halte still,
    Du lieber, lieber Mann,
    Und zieht der Mond ein schief Gesicht -
    Was geht's den Mond wohl an!

    Ich glaube gar, den alten Herrn
    Plagt nur der blasse Neid:
    Der ginge lieber auch zu Zwei'n
    Durch seine
    Ewigkeit.
    _____

     

  • Emil Rittershaus (1834-1897)

    Deine süßen, rothen Lippen

    Deine süßen, rothen Lippen,
    Holdes, braunes Mädel, sprich:
    Haben mehr sie noch als Lächeln,
    Haben Küsse sie für mich?

    Deine wunderbaren Augen,
    Holdes, braunes Mädel Du!
    Sind's die Sonnen meines Glückes,
    Sind's die Gräber meiner Ruh'?

    Lass' mich länger nicht, du Schönste,
    Zwischen Höll' und Himmel sein!
    Sei die Meine, sei's für
    ewig,
    Holdes, braunes Mägdelein!
    _____


    Die Liebe

    Die Lieb' ist ewig wie das Sonnenlicht,
    Und nur die Blumen sterben, die sie weckt.
    O, liebe, liebe, bis das Auge bricht,
    Bis deinen Leib der grüne Rasen deckt!

    Du stehst allein; da faßt mit einem Mal
    Die Liebe dich in voller Jugendkraft,
    Und in dem Herzen weckt der Sonnenstrahl
    Die rothe Frühlingsrose Leidenschaft.

    Die Rose welkt. Verfluch' nicht das Geschick,
    Denn wisse: Welken ist der Blumen Loos,
    Und neue Blumen weckt der Sonnenblick
    Der Liebe auf in deines Busens Schooß.

    Und hat der Lenz die Rosen auch allein,
    Und werden schnell auch alle Rosen bleich;
    Noch Blumen zeugt der Sommersonnenschein,
    Zwar minder schön, doch minder dornenreich.

    Ein jedes Kind, deß Aeuglein, hell und klar,
    Begrüßend dich, dir froh entgegenlacht,
    Ist eine Blume, die die Lieb' gebar,
    Ist eine Blüthe, die die Lieb' gebracht.

    Dem schlimmsten Feinde wünsch' ich nicht den Fluch,
    Daß, wenn sein Aug' in letzter Thräne schwimmt,
    Ein fremdes Ohr den letzten Athemzug,
    Das letzte Wort von seinem Mund vernimmt! -

    O, liebe, liebe, bis das Auge bricht,
    Bis deinen Leib der grüne Rasen deckt!
    Die Lieb' ist
    ewig wie das Sonnenlicht,
    Und nur die Blumen sterben, die sie weckt.
    _____


    Glaube, Liebe, Hoffnung

    Ich glaub' an Dich! Ob tausend riefen:
    Ein Sturm der Liebe Bau zerschlägt,
    Ich weiß, in Deines Busen Tiefen
    Hat sich mein Bildniß eingeprägt.
    Den Glauben wahr' ich, daß ihn raube
    Kein Zweifel mir bei Tag und Nacht.
    Ich glaub' an Dich, und dieser Glaube
    Hat selig mich und froh gemacht!

    Ich liebe Dich! Du hast's empfunden,
    Wenn liebend Dich mein Arm umfing,
    Wenn in der Liebe Weihestunden
    Mein Mund an Deinen Lippen hing.
    Dein gluthentflammtes Herz, ich preis' es!
    Es gab dem meinen Himmelsruh'.
    Ich hab' Dich lieb, und keiner weiß es,
    Wie theuer meinem Herzen Du!

    Ich hoff' auf Dich! Mein ganzes Hoffen
    Hab' ich auf Dich, auf Dich gebaut!
    Mein Auge sieht den Himmel offen,
    Wenn's Dir, mein Kind, in's Auge schaut.
    Es kommt ein Tag, da wirst Du werden
    Auf
    ewig mein, auf ewig mein,
    Und beide wollen wir auf Erden

    Im Arm der Liebe selig sein!
    _____


    Ewig bei Dir

    Wenn ich den Blick zum Himmel richte,
    Wo windgejagt die Wolken ziehn,
    Wenn zu der Sterne mildem Lichte
    In trüber Stund' die Seufzer fliehn;
    Dann klammert an der Wolken Flügel
    Sich meiner Sehnsucht Arm geschwind.
    Ich flög' ja über Thal und Hügel
    So gern zu Dir, geliebtes Kind!

    Wenn zu des Waldes kühlem Schatten
    Ich Morgens oft den Schritt gelenkt,
    Wenn ich gepflückt von grünen Matten
    Die bunten Blumen, thaugetränkt;
    Dann denk' ich: "Ging zu meiner Rechten
    Doch sie, die meine Seele minnt!
    Dürft' ich in Deine Locken flechten
    Den Blumenkranz, geliebtes Kind!"

    Wenn mir die Zeit ein Glück beschieden,
    Mir einen süßen Wunsch gewährt,
    Wenn nach den trüben Stunden Frieden
    Und Lust zurück dem Herzen kehrt;
    Dann möcht' zu Dir ich jauchzend eilen,
    Daß doppelt Lust das Herz gewinnt,
    Denn alle meine Freuden theilen
    Will ich mit Dir, geliebtes Kind!

    O, ewig die Gedanken schweben
    Zu Dir, mein Lieb, durch Wald und Au'n!
    An Deiner Seite will ich leben,
    In Deine Augen will ich schaun!
    Um Deine Liebe will ich werben,
    Bis meines Lebens Hauch zerrinnt.
    In Deinen Armen will ich sterben,
    An Deiner Brust, geliebtes Kind!
    _____

     

  • Julius Rodenberg (1831-1914)

    Lichtbild

    Dein ganzes Wesen anmutreich,
    Die schlanke, liebliche Gestalt,
    Der dunkle Blick, die Wange bleich,
    Das Haubt von lichtem Braun umwallt ...
    Die Stirn so hoch und unschuldsrein,
    Der Augen tiefe Milde:
    O Du bist mein, bist
    ewig mein,
    Ich habe Dich ja im Bilde!

    Das ist der Augen schönes Licht,
    Das mir so treu entgegenstralt,
    Das all Dein liebes Angesicht
    Als wie mit Glanz der Sterne malt.
    Wie tröstlich blickt der klare Schein
    In meines Herzens Wilde:
    O du bist mein, bist
    ewig mein,
    Ich habe Dich ja im Bilde!

    Und um die Lippen unbewußt
    Ich leises Ahnen zittern seh',
    Als wie der Liebe höchste Lust,
    Als wie der Liebe tiefstes Weh';
    Kein Weh'! - in Dir muß Frühling sein,
    Wie draußen im Gefilde,
    Denn Du bist mein, bist
    ewig mein,
    Ich habe Dich ja im Bilde!

    So licht und hehr dünkt mich mein Los,
    Mich hat berauscht der Liebe Wein -
    Ich selber scheine mir so groß
    Und alle Welt scheint mir so klein.
    Wolan, zum Kampf! - Dein Zeichen rein
    Trag' ich auf meinem Schilde:
    Einst mußt Du ganz mein eigen sein,
    Wie heut Du's bist im Bilde!
    _____

     

  • Hermann Rollett (1819-1904)

    Gelobt sei alles Lieben

    Der Frühling ist verklungen,
    Verduftet und verblüht,
    Versunken und versungen,
    Verschwommen und verglüht.

    Die Liebe ist geblieben,
    Sie dehnt die Flügel weit, -
    Gelobt sei alles Lieben
    In aller
    Ewigkeit!
    _____

     

  • Friedrich Rückert (1788-1866)

    Der Frühling ist gekommen,
    Der Freund hat Abschied genommen,
    Nun wird der Lenz auch scheiden,
    Daß mich verlassen die beiden.
    Ach, wenn der Frühling bliebe,
    So flöh' auch nicht die Liebe;
    Und müßte Liebe nicht ziehen,
    So müßte der Lenz nicht fliehen.
    Mein Herz! wenn
    ewig die Liebe
    Und
    ewig der Frühling bliebe,
    So wär' der Himmel auf Erden,
    Der uns erst dort soll werden.
    _____

     

  • Else Rüthel (1899-1938)

    Kleines Liebeslied

    Vor vielen tausend Jahren,
    als wir noch beide Engel waren,
    hab ich dich schon geliebt.
    Und daß dein liebes Angesicht
    der strenge Gott noch immer nicht
    in meine Hände gibt,
    macht abertausend Jahr bereit
    für meiner Liebe
    Ewigkeit.
    _____

     

  • Hugo Salus (1866-1929)

    Ewige Treue

    Sie starb als Braut, die schmerzerstarrte Hand
    Des Liebsten einmal noch zum Munde führend,
    Daß ihre Seele auf der Lippen Rand
    Die Finger streifte, leise sie berührend.

    Und da sie zu des Paradieses Thor
    Geflogen kam, die Bäume rauschten leise,
    Die heilige Maria trat hervor:
    Tritt ein, mein Kind, hier endet deine Reise.

    Sie aber schüttelte das bleiche Haupt
    Und bat: Vor diesem heilig schönen Garten,
    Du Mutter Gottes, sei es mir erlaubt,
    Den Liebsten mein in Treuen zu erwarten.

    Ich will hier unter diesem Baume stehn
    Und, wenn er kommt, ihn an den Händen fassen,
    Mit ihm ins selige Leben einzugehn:
    Er wird mich nicht zu lange warten lassen. 

    ______

     

  • Adolf Friedrich von Schack (1815-1894)

    Wenn uns von zitternder Wimper
    Die Wonnezähre tropft,
    Wenn bebend Lippe an Lippe hängt
    Und Ader an Ader klopft,
    Was kann uns die Erde noch bieten fortan,
    Das matt nicht erbleichen muß?
    Sind
    Ewigkeit und Himmel
    Doch unser in jedem Kuß!
    _____

     

  • Richard von Schaukal (1873-1942)

    Nur die Liebe

    Nur die Liebe, die im Herzen lebt
    und sich unerschöpflich draus ergießt,
    also daß es bebend überfließt
    und im Spiegel ihres Stromes schwebt,

    nur die Liebe, die sich nie erfüllt
    und vergebens
    Ewigkeit ersehnt,
    ist das Band, das sich hinüberdehnt,
    wo sich einmal aller Sinn enthüllt.

    _____

    Manchmal mein ich es zu halten
    mitten in der Nacht,
    was in wechselnden Gestalten
    mich so selig macht.

    Und es ist mir dann am Tage
    unter meinem Kleid,
    dass ich etwas an mir trage,
    das von
    Ewigkeit.
    _____

     

  • Ernst Schulze (1789-1817)

    Wer je die Macht der keuschen Lieb' erfuhr,
    Dem wird ihr Hauch im Busen
    ewig wohnen;
    Ein Bild nur kann in einem Herzen thronen,
    Die zarte Brust hegt eine Liebe nur.

    Durchs ganze Leben folgt sie unsrer Spur,
    Mit Dornen bald und bald mit Blüthenkronen;
    Doch mag sie zürnen, mag sie lächelnd lohnen,
    Ihr huldigt stets die edlere Natur.

    Nie schweigt der Schmerz, den sie uns einst gegeben,
    Die Freude nie, die sie uns einst gewährte;
    Kurz ist die Lust, doch
    ewig das Gefühl.

    Von Welt zu Welt mit uns emporzuschweben,
    Folgt uns ihr Strahl als leuchtender Gefährte;
    Ihr Seyn ist Werden,
    Ewigkeit ihr Ziel.
    _____

     

  • Karl Siebel (1836-1868)

    Es schien ein Stern

    Es schien ein Stern in meine dunkle Nacht
    Und sieh: ein Heer von Sternen war erwacht;
    Ein Frühlingsleben und ein Wonnesprühn
    Erwachte mild bei dieses Sternes Glühn.

    Des Lebens Wolken zogen schwer einher,
    Der eine Stern – er scheinet nimmermehr,
    Und einsam träumend von geliebter Pracht,
    Steh' ich ein Wandrer in der dunklen Nacht.

    O holdes Licht – geliebtes Angesicht,
    Mein Sehnen, Träumen läßt dich
    ewig nicht,
    Durch Schicksalswolken fleh' ich auf zu dir:
    O holdes Licht! warum erschienst du mir?
    _____


    So falte deine Hände in meine Hände ein!

    So falte deine Hände in meine Hände ein
    Und hauche deine Seele in meine Seele hinein;
    Ich will auf meinen Knien dir stille ruh'n zu Füßen,
    Will lauschen, wie die Herzen aus ihren Tiefen grüßen.

    Die Blumen sind nun schlafen, die Sternlein aufgewacht,
    Der Mond spricht seinen Segen zu uns'rer Liebesnacht.
    Die Blätter flüstern heimlich bei weichem Kuß der Lüfte,
    Als Weihrauch zu uns sendet Jasmin die süßen Düfte.

    Die Blumen sind nun schlafen! Du meine schönste Blum',
    Du öffnest mir des Herzens geweihtes Heiligthum.
    Es steigen heil'ge Engel aus deines Busens Tiefen
    Und singen Liebeslieder, die tief im Herzen schliefen.

    Und durch die Lieder wehet ein wunderbarer Klang,
    Ich kann ihn nie vergessen mein ganzes Leben lang:
    "Die
    Ewigkeit der Liebe und ihre Gottesnähe!"
    Ich lausche und dann wieder ich dir in's Auge sehe.
    _____

     

  • Ilse von Stach (1879-1941)

    Liebe

    Das aber sind des Lebens schönste Stunden,
    wenn Deine Seele zu der meinen spricht.
    Dann hat ein Fremdling Heimatsstatt gefunden,
    dann fühlt ein Kranker seinen Schmerz gesunden,
    dann sieht zu Nacht ein Schiffer Land und Licht.

    Das aber ist ein Glück, nicht auszusagen,
    wenn mich Dein Arm, Dein starker Arm umfängt,
    dann fühl ich
    Ewigkeiten in den Augenblick getragen,
    ich fühle meine Liebe über mir zusammenschlagen,
    wenn sich Dein Herz zu meinem Herzen drängt.
    _____

    O Du! - - - In meinen Thränen
    ist noch dasselbe, glückselige Sehnen,
    meine Träume erzählen von Dir.
    Mir ist, als ob sie mir weilte und bliebe
    meine glückselige, gläubige Liebe,
    so nah bist Du mir.

    Ich weiß wohl, was viel Kränze und Blüten
    auf einem schweigsamen Felde behüten,
    - ich weiß meines Herzens Herzeleid.
    Aber daß wir uns fremd und begegnet,
    daß wir einander geliebt und gesegnet,
    trägt sich hinein in die
    Ewigkeit.
    _____

     

  • Francisca Stoecklin (1894-1931)

    Dann sanken wir beseligt in das weiche Moos
    Dein Kopf lehnte an meiner Schulter, sanft,
    Du hieltest meine Hand. Die alten Tannen rauschten
    Feierlich. Und aus dem Dickicht
    Trat ein Reh ... das lange lauschend blieb.

    Da blickten wir uns tiefer in die Augen,
    Die das klare Blau des Himmels hatten.
    Wir sprachen nichts, wir dachten kaum etwas.
    Wir ahnten nur die
    Ewigkeit des Augenblicks,
    Und daß die Seelen sich ganz nahe waren.
    _____

     

  • Karl Streckfuss (1779-1844)

    Sechstes Fragment

    Sehet, so schlürft' ich hinunter den Becher himmlischer Liebe,
    Bis geleeret der Kelch seeligen Händen entsank.
    Liebliche Schwachheit folgte dem schnellentflohenen Rausche,
    Und es sank mein Haupt ihr an die ruhige Brust.
    Wie der Glocke Ton in milden Lüften verhallet,
    So verhallet' in uns, Leben, dein stürmischer Laut,
    Süsser Schlummer befieng uns, es flatterten goldene Träume
    Aus den Wolken herab uns um die Schläfe herum.
    Bald vertrieb ein frohes Erwachen die gaukelnden Bilder,
    Neu belebet kam Lieb' uns und Wonne zurück.
    Frohen Geschwätzes viel floss von den Lippen, und viele
    Küsse verschlangen noch oft halb nur gesprochen das Wort.
    Mein auf ewig bist du, o theure Geliebte, und einzig,
    Dein, Amanda, bin ich,
    ewig und einzig und ganz.
    Fester verbindet die Wohlthat den Geber und den Beschenkten,
    Beyde empfiengen wir, schenkten uns Liebe und Glück.
    Alles bist du mir nun, auf dich beschränkt sich mein Leben,
    Ewig leb' ich in dir, ewig in besserer Welt -
    Ja, hoch über den Sternen, die jetzt dem Liebenden winken,
    Find' ich ein Seeliger einst auf den verschwisterten Geist.
    Was die Vernunft mir verneint, bejaht mir jetzt die Empfindung,
    Amor scheuchet mir jeglichen Zweifel zurück.
    Ach, Geliebte, du kannst die ganze Liebe nicht fühlen,
    Nicht begreifen, was tief mir in dem Busen sich regt,
    Vieles Grosse giebt es auf der unendlichen Erde,
    Und Erstaunen füllt darum der Sterblichen Sinn,
    Aber könnt' ich ganz mein innerstes Wesen enthüllen,
    Zeigen die seelige Kraft, die mir Amanda verliehn,
    Staunen sollten dann alle dem nie geahndeten Anblick,
    Staunen, dass mich so einzig die Götter beglückt.
    Ja, ich fühl' es, Amanda, was in mir lebet, ist einzig,
    Aber einzig bist du, die mir diess Leben geschenkt.
    Deines Wesens Wohllaut vereinet die Fülle der süssen
    Harmonieen, die nur einzeln die andern erfreun.
    Eine Sonn' erscheinst du, und rufst mit himmlischen Strahlen
    Jede Blume hervor, die noch der Boden verbarg.
    Mit des Lenzes Schmuck bekleidest du gern den Geliebten,
    Jede Wolke zerstreut ihm dein allmächtiger Blick,
    Dass ein fröhlicher Himmel ihn, den Beglückten, umlache,
    Dass er die heitere Brust bad' im ätherischen Duft.
    Du entschliessest dem Herzen die Pforte verborgener Zukunft,
    Hebest den Schleyer, der ihm neidisch sein Wesen verbarg,
    Und das Grosse wird ihm unendlich, das Kleine zum Grossen,
    Unbedeutendes ist nicht mehr im weiten Gefild.
    Alles trägt die Spur der grossen,
    ewigen Liebe,
    Waltend veredelt ihr Geist, was sich dem Liebenden zeigt.
    _____

     

  • Wilhelm Wackernagel (1806-1869)

    Ein einzig süß vertraulich Wort,
    Ein Kuß, den nimmer wir beschließen,
    Soll unser beider Leben fort
    Und fort bis hin zum Ende fließen;

    Bis in das große Liebesmeer,
    Das
    Ewigkeit die Menschen nennen,
    Wir untergehn um nimmermehr
    In
    Ewigkeiten uns zu trennen.
    _____

     

  • Paul Wertheimer (1874-1937)

    Schöpfung

    Und wenn wir so beisammen liegen,
    Still, Arm in Arm, tief in der Nacht,
    Und unsre Küsse heisser fliegen
    Und lauter die Begier erwacht -

    Dann steigen, die schon längst verronnen,
    Geschlechter jäh vor mir empor -
    Und die Geschlechter, jetzt begonnen,
    Sie brechen aus des Dunkels Thor.

    Und
    Ewigkeit, die lange ruhte,
    Und
    Ewigkeit, die jetzt erstand:
    Sie reichen sich in der Minute
    Des tiefsten Glücks die Geisterhand.

    _____

     

  • Ernst von Wildenbruch (1845-1909)

    Ewige Liebe

    Was soll ich anders sagen,
    Dir, mein geliebtes Kind,
    Als immer nur dies eine:
    Ich bin dir treu gesinnt.

    Dein Name steht geschrieben
    Mir tief ins tiefste Herz,
    Mit goldnen Flammenzügen,
    Die fester stehn als Erz.

    Wir wollen uns gehören
    Von nun in
    Ewigkeit,
    Dich freue, was mich freuet,
    Dein Leiden sei mein Leid.

    Der Leib wird welken, sterben,
    Die Seele nicht verdorrt,
    Lieb' ist der Seele Blume
    Und blüht im Himmel fort.
    _____

    Küsse mich - küß mich immerdar,
    Daß, wie Lipp' auf Lippe schließet,
    Dasein ganz in Dasein fließet,
    Ewigkeit den Bund uns segne,
    Kein Verlieren uns begegne -
    Nimmer Trennung - nimmerdar -
    Küß mich immerdar.
    _____

     

  • Bruno Wille (1860-1928)

    Alles um Liebe
    (Nach A. de Musset: An Ninon)

    Vorbei! Die Stunden wandern;
    Ins Schattenreich entschwebt
    Der eine Tag zum andern ...
    O Herz, heißt das gelebt?

    Noch blüht ihr, letzte Rosen,
    Vom Abendstrahl umloht;
    Mit kalter Hand zu kosen,
    Kommt diese Nacht der Tod.

    Der Garten wird verschneien ..
    Dann fragt ein Seufzen schwer:
    Warum nur blieb im Maien
    Dies Herz von Liebe leer?

    Mein Leben geb ich gerne
    Um Kuß und zärtlich Wort.
    Und bleibt die Liebe ferne,
    Ich werf es achtlos fort.

    Mag Stund auf Stunde rinnen;
    Was kümmert mich die Zeit!
    Ein Augenblick voll Minnen
    Wiegt eine
    Ewigkeit.
    _____

     

  • Joseph Christoph von Zedlitz (1790-1862)

    Ewige Leuchte

    "Bist noch immer nicht verglommen,
    Trübe Leuchte, stirbst noch nicht?
    All' Dein Oel ist Dir genommen,
    Und es dämmert noch Dein Licht?"

    ""Liebe strahlt, ein
    ew'ger Schimmer,
    Flamme, die stets wächst, nie ruht;
    Braucht kein Oel und brennt doch immer,
    Braucht nicht Nahrung ihrer Gluth,
    Und doch löscht ihr Feuer nimmer.""
    _____

     

  • Sidonie Grünwald-Zerkowitz (1852-1907)

    O Du gute Nacht!

    Ich küsse Deiner Hülle Saum,
    O Nacht, die vor die Seele mild
    Mir zaubert im barmherz'gen Traum
    Des fernen Liebchens lichtes Bild!

    Wie süß wär' ach das Sterben mir,
    Könnt' in die
    Ewigkeit ich gehn
    Im Hoffen: wie im Traume hier
    Mein Lieb im Jenseit auch zu sehn!
    _____

     

  • Kathinka Zitz-Halein (1801-1877)

    Die Liebe streut Blumen auf dornige Pfade,
    Die Liebe erhebt uns zum Urquell des Lichts,
    Sie trinkt aus dem Borne der
    ewigen Gnade,
    Und höher als Gold oft erfreut sie ein Nichts.
    Die Lieb' ist mild,
    Der Gottheit Bild.
    Und ward auch das Herz oft verwundet,
    Die Liebe vergiebt - es gesundet.
    _____

    Wonne des Himmels, daß ich Dich gefunden!
    Heil der verhüllten, der göttlichen Macht,
    Die uns auf
    ewig in Liebe verbunden
    Bis zu des Todes umschleiernden Nacht.
    Tausch' nicht mein Loos mit dem König der Welten,
    Trifft auch ein Weh einst die bebenden Brust,
    Wird Deine Liebe mir reichlich vergelten;
    Dann hallt die Luft von dem Jauchzen der Lust.
    _____


    Liebe ist von
    Ewigkeit

    O saget nicht, daß Liebe sterben kann,
    Sie stirbt nicht gleich den anderen Gefühlen,
    Wenn hin das Leben stirbt, denn sie ist
    ewig.
    Die andern Leidenschaften sind nur eitel,
    Sie sind vergänglich wie die Dunstgebilde.
    Die Ehrfurcht kann nicht in dem Himmel wohnen,
    Der Geiz, der Stolz, nicht in dem Sitz des Lichts;
    Aus ird'schem Stoff, gehören sie der Erde
    Und sterben da, wo sie geboren wurden.
    Die Liebe aber ist nicht zu zerstören,
    Ihr heiliges Feuer brennt in
    Ewigkeit.
    Sie stammt vom Himmel, darum kehrt sie wieder
    Zum Himmel auch zurück. Sie ist hienieden
    Ein oft verfolgter Gast, sie wird betrogen,
    Mit falschem Schwur getäuscht, wird unterdrückt -
    So wird sie hier geprüft und rein geläutert
    Und hat im Himmel ihren steten Sitz.
    Hier saet sie aus mit Kummer und mit Thränen,
    Dort sammelt sie die reiche Ernte ein.
    _____





     

 

 

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