Liebeslyrik - Miniaturen

Gedichte und Gedicht-Zitate (Stichwort: Glück / glücklich)
 


Franz Marc (1880-1916)
Liebespaar


 



 

Stichwort: Glück / glücklich

16./17. Jh.      18. Jh.      19/20. Jh.

 

16./17. Jh.

 

  • Hans Aßmann Freiherr von Abschatz (1646-1699)

    O wie
    glücklich / wer nicht liebet /
    Wer nicht fühlt in seinem Herzen
    Heisse Schmerzen
    Von dem Triebe
    Blinder Liebe /
    Der die Welt sich untergiebet.
    O wie
    glücklich / wer nicht liebet!
    Den kein falscher Blick betrübet /
    Dem das Zürnen und Liebkosen
    Zweyer Rosen
    Ohne Sehnen
    Ohne Thränen
    Weder Furcht noch Freude giebet,
    O wie
    glücklich / wer nicht liebet!
    _____


    Die fremde Regung

    Im Mittel aller Lust / die
    Glück und Zeit mir geben /
    Kan ich ohn Silvien nicht frölich leben;
    Und wenn ich bey ihr bin / so spielet um mein Herz
    Ein angenehmer Schmerz.
    Mein Sinn fühlt sich gereizt von unbekandtem Triebe /
    Ich such / und treffe sie doch ohne Furcht nicht an.
    Wofern ein Mensch iemahls unwissend lieben kan /
    So glaub ich / daß ich liebe.
    _____


    Der gutte Traum

    Mein
    Glücke lacht /
    Melinde spielt mit angenehmen Blicken /
    Ihr holder Mund giebt Worte / die entzücken /
    Ich küsse sie bey tunckler Mitternacht /
    Mein
    Glücke lacht.

    Mir traumt wohl nicht:
    Ich seh ihr Bild um meine Ruhstatt spielen /
    Hör ihre Sprach / und misse nichts als Fühlen.
    Ach Schade / daß das Beste noch gebricht!
    Mir traumt wohl nicht.

    Es wird wohl seyn:
    Die Hoffnung speist nicht stets mit leeren Schalen.
    Erblickt man nur der Morgenröthe Stralen /
    So folget auch der nahen Sonne Schein.
    Es wird wohl seyn.
    _____


    Könte sich ein krancker Mutt
    Seiner Bande machen loß /
    Wenn das Herz zu wehe thut /
    So säß in des
    Glückes Schoß
    Wer empfindt der Liebe Glutt.

    Aber weil der Sternen Schluß
    Selten wieder machet frey
    Den mit Lieb‘ umstrickten Fuß /
    Lebt in harter Sclaverey
    Wer der Liebe dienen muß.
    _____


     

  • Paul Fleming (1609-1640)

    Er bittet sie zu sich

    Erfreue mich und dich, o Freude meiner Seelen,
    ohn' die ich traurig noch bei höchster Wonne bin.
    Komm, du mein selber Ich, komm, Liebste komm dorthin,
    wo wir uns beiderseits oft pflegen zu verhölen.
    Ich bin, Schatz, krank nach dir. Komm, laß mich nicht so quälen.
    Hier wart' ich deines Trosts, den du mir, o mein Sinn,
    alleine geben kanst, komm, meine Trösterin.
    Hier findest du und ich, was ich und du erwelen;
    kein Gott, kein Mensch, kein Wild und keine Kreatur
    ist hier, auch keine Luft, ohn die alleine nur,
    die ich, ich Seufzender, alleine nach dir schicke.
    Tu's, Herze, sei bald hier! Kömst oder kömst du nicht,
    so höre, was zu dir dein eignes Herze spricht:
    Du bist mein größtes
    Glück und größtes Ungelücke.
    _____


    Auf seiner Bulschaft Verreisen

    Mein Lieb gedenket weg. Was wündsch ich ihr vor
    Glücke?
    Sie meines
    Glückes Wundsch, mein Glücke selbst zeucht hin,
    mit ihr auch wird mein Sinn und ganze Seele ziehn,
    und ehe nicht sein hier, als bis sie kömmt zurücke.
    Tuts, geht, begleitet sie, ihr Seufzer und ihr Blicke.
    Sagts, sagts, in was für Angst ich augenblicklich bin,
    so lange sie ist weg. Diß bloß sei mein Gewinn,
    wenn sie aufs Ehste sich zu ihrer Rückkunft schicke.
    Immittels werd' ich oft vor diesem Fenster stehn,
    den Weg auch, den sie kömmt, oft auf und niedergehn,
    und kranken Sehnens voll nach meiner Sonnen sehen.
    Kömmt sie, sehts Alle denn, es ist mir kein Verdruß,
    mein erster Gruß wird sein ein öffentlicher Kuß.
    Ach, daß doch dieses nicht noch heute soll geschehen!
    _____


     


18. Jh.

 

  • Sophie Albrecht (1757-1840)

    An F*.

    Von allem, was wir einst in süßer Fülle hatten,
    Von unbegränzter Liebe
    Glück,
    Bleibt nichts, als der Ahnung Schatten,
    Von goldner Zukunft mehr zurück.
    Doch, ach! vielleicht, daß dieser Ahnung Palmen
    Erst jenseits über Gräbern weh'n;
    Hier sehn wir unsrer Liebe Erndtehalmen,
    Dort werden wir die Früchte sehn.
    Geschworen sei dir Liebe auch für jenes Leben,
    Wo Treue ihre Strahlenkrone flicht;
    Die Ewigkeit wird uns den Aufschluß geben,
    Warum so manches Herz zu früh hier bricht.
    _____


     

  • Johann Baptist von Alxinger (1755-1797)

    Was hilft's?

    Des
    Glücks Pallast, das wünschenswerthe Ziel,
    Nach welchem stäts im seltsamsten Gedränge
    Die Menschen ziehn, ist wirklich nicht so enge,
    Als Milzsucht wähnt, und hat der Thore viel.
    Allein was hilft's? Despotinn Liebe, du!
    Sperrst bis auf Eins mir alle Thore zu.

    Sonst wallt' ich gern auf Fluren hin und her,
    Sah gern, was selbst der Murrkopf in der Tonne
    Zu sehn gewünscht, den Glanz der milden Sonne,
    Und labte mich in ihrem Strahlenmeer.
    Allein was hilft's? Nun strahlt umsonst ihr Licht,
    Ich sehe sie vor Minna's Augen nicht.

    Der Gläser Klang erwecket Fröhlichkeit,
    Und trefflich schmeckt nach klug gebrauchtem Tage
    Der Abendpunsch beym munteren Gelage;
    Es wird hierdurch auch Weiser Herz erfreut.
    Allein was hilft's? Mich stört ein anderer Wunsch!
    Ach! ohne sie schmeckt ekelhaft der Punsch.

    Schön ist's berühmt, das ist, geliebt zu seyn,
    Und trüget nicht der Spruch gelehrter Richter,
    So wird vielleicht beym Nahmen grössrer Dichter
    Der meinige nicht ganz vergessen seyn.
    Allein was hilft's? Der Beyfall einer Welt
    Ergetzt mich nicht, wenn ihr mein Lied missfällt.

    Sonst hatt' ich kaum ein süsser
    Glück gekannt,
    Als im Homer, den wie ein höhers Wesen
    Mein Geist verehrt, das Lob Achills zu lesen.
    Zwar nehm' ich noch sein göttlich Buch zur Hand,
    Allein was hilft's? Lob' er, so schön er will,
    Ich lese draus nur Minna statt: Achill.

    Sonst sandt' ich gern auf Kundschaft meinen Blick;
    Er schweift' umher im Zirkel schöner Frauen,
    Nicht unbelohnt; noch, wenn mein Selbstvertrauen
    Mich nicht betrügt, erwürb' er
    Liebesglück.
    Allein was hilft's? Mich dünckt nur Minna schön,
    Sie will ich nur, sie will ich ewig sehn.

    Die Freundschaft goss in dieses gute Herz
    Sonst Linderung; voll zärtlichem Erbarmen
    Winkt sie mir noch, sie ruft mit offnen Armen:
    Komm Trauriger! ich mildre deinen Schmerz.
    Allein was hilft's? Denn Minna ist mir mehr,
    Als eine Welt von lauter Freunden wär.
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    Wunsch

    Himmel, wenn auf deine reichen Gaben,
    Deren Vollgenuss uns
    glücklich macht,
    Deine guten Menschen Anspruch haben:
    O so nimm, was du mir zugedacht,
    Ruhe, Reichthum, Ehren, langes Leben,
    Nimm mir alles, um es ihr zu geben.
    Krankheit sey mein Loos und Dürftigkeit;
    Freundschaft, diese Trösterinn im Leid,
    Fehle mir; mein guter Nahme wanke,
    Untergraben von dem bösen Neid.
    Nur allein der wonnige Gedanke:
    Sie ist
    glücklich! sey mein Pilgerstab
    Durch das Leben an's erwünschte Grab.
    Hört sie dann, dass ich dahin gegangen
    Ohne Klag', und dass ich sie genannt,
    Wie mein Geist sich schon der Hüll' entwand:
    O so trockne sie von ihren Wangen
    Eine Mitleidsthrän', und sanft betrübt,
    Seufze sie: - Er hat zu sehr geliebt.
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  • Aloys Blumauer (1755-1798)

    An Lesbien
    Nach Catull

    O Mädchen, mehr als
    Götterglück,
    Ja mehr noch fühlt der Mann,
    Der dir gen über, Blick an Blick
    Geheftet, sitzen kann.

    Von deines Lächelns Anschau'n ward
    Mir trunken Geist und Sinn;
    Mein Blick erlischt, die Zunge starrt,
    So lang ich bei dir bin.

    Aus deinem Feuerauge fährt
    Die Liebe dann in mich,
    Und tobt im Innern, und verzehrt
    Mich Armen sichtbarlich.

    Mein ganzes Wesen lodert hoch
    In helle Flammen auf:
    O thaue, Mädchen, thaue doch
    Ein Tröpfchen Gunst darauf!
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    Das wahre
    Glück
    Nach dem Französischen

    Man rühmt hienieden, wie ich sehe,
    Bald Freundschaft, und bald Lieb' und bald die Ehe
    Uns Menschen als
    beglückend an,
    Obgleich uns keine von den dreien
    Allein ganz
    glücklich machen kann:
    Nur der darf sich des wahren
    Glückes freuen,
    Bei welchem sich Geliebte, Frau und Freund
    In einerlei Person vereint.
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  • Louise Brachmann (1777-1822)

    Liebesglück

    Stille seelige Stunden,
    Wo uns die Liebe
    beglückt!
    Wo Dein Arm mich umwunden,
    Hold mir Dein Auge geblickt.

    Sterne glaubt ich zu sehen,
    Ach, in dem reizenden Schein!
    Strahlend von himmlischen Höhen
    Licht in das Herz mir hinein.

    Licht wohl, doch himmlisches Bangen
    Auch mit dem Schimmer zugleich;
    Sehnendes, tiefes Verlangen,
    Schlummer, von Träumen so reich!
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  • Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

    Erster Verlust

    Ach, wer bringt die schönen Tage,
    Jene Tage der ersten Liebe,
    Ach, wer bringt nur eine Stunde
    Jener holden Zeit zurück!

    Einsam nähr ich meine Wunde,
    Und mit stets erneuter Klage
    Traur ich ums verlorne
    Glück.

    Ach, wer bringt die schönen Tage,
    Jene holde Zeit zurück!
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    Rastlose Liebe

    Dem Schnee, dem Regen,
    Dem Wind entgegen,
    Im Dampf der Klüfte,
    Durch Nebeldüfte,
    Immer zu! Immer zu!
    Ohne Rast und Ruh!

    Lieber durch Leiden
    Möcht ich mich schlagen,
    Als so viel Freuden
    Des Lebens ertragen.
    Alle das Neigen
    Von Herzen zu Herzen,
    Ach, wie so eigen
    Schaffet das Schmerzen!

    Wie soll ich fliehen?
    Wälderwärts ziehen?
    Alles vergebens!
    Krone des Lebens,
    Glück ohne Ruh,
    Liebe, bist du!
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    Glück und Traum

    Du hast uns oft im Traum gesehen
    Zusammen zum Altare gehen,
    Und dich als Frau, und mich als Mann.
    Oft nahm ich wachend deinem Munde
    In einer unbewachten Stunde,
    So viel man Küsse nehmen kann.

    Das reinste Glück, das wir empfunden,
    Die Wollust mancher reichen Stunden
    Floh wie die Zeit mit dem Genuß.
    Was hilft es mir, daß ich genieße?
    Wie Träume fliehn die wärmsten Küsse,
    Und alle Freude wie ein Kuß.
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    Die Liebende schreibt

    Ein Blick von deinen Augen in die meinen,
    Ein Kuß von deinem Mund auf meinem Munde,
    Wer davon hat, wie ich, gewisse Kunde,
    Mag dem was anders wohl erfreulich scheinen?

    Entfernt von dir, entfremdet von den Meinen,
    Führ ich stets die Gedanken in die Runde,
    Und immer treffen sie auf jene Stunde,
    Die einzige; da fang ich an zu weinen.

    Die Träne trocknet wieder unversehens:
    Er liebt ja, denk ich, her in diese Stille,
    Und solltest du nicht in die Ferne reichen?

    Vernimm das Lispeln dieses Liebewehens;
    Mein einzig
    Glück auf Erden ist dein Wille,
    Dein freundlicher, zu mir; gib mir ein Zeichen!
    _____


    Willkommen und Abschied

    Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde!
    Es war getan fast eh gedacht.
    Der Abend wiegte schon die Erde,
    Und an den Bergen hing die Nacht:
    Schon stand im Nebelkleid die Eiche,
    Ein aufgetürmter Riese, da,
    Wo Finsternis aus dem Gesträuche
    Mit hundert schwarzen Augen sah.

    Der Mond von einem Wolkenhügel
    Sah kläglich aus dem Duft hervor
    Die Winde schwangen leise Flügel,
    Umsausten schauerlich mein Ohr;
    Die Nacht schuf tausend Ungeheuer,
    Doch frisch und fröhlich war mein Mut:
    In meinen Adern welches Feuer!
    In meinem Herzen welche Glut!

    Dich sah ich, und die milde Freude
    Floß von dem süßen Blick auf mich;
    Ganz war mein Herz an deiner Seite
    Und jeder Atemzug für dich.
    Ein rosenfarbnes Frühlingswetter
    Umgab das liebliche Gesicht,
    Und Zärtlichkeit für mich - ihr Götter!
    Ich hofft es, ich verdient es nicht!

    Doch ach, schon mit der Morgensonne
    Verengt der Abschied mir das Herz:
    In deinen Küssen welche Wonne!
    In deinem Auge welcher Schmerz!
    Ich ging, du standst und sahst zur Erden,
    Und sahst mir nach mit nassem Blick:
    Und doch, welch
    Glück, geliebt zu werden!
    Und lieben, Götter, welch ein
    Glück!
    _____


    Suleika

    Hochbeglückt in deiner Liebe
    Schelt ich nicht Gelegenheit;
    Ward sie auch an dir zum Diebe,
    Wie mich solch ein Raub erfreut!

    Und wozu denn auch berauben?
    Gib dich mir aus freier Wahl;
    Gar zu gerne möcht ich glauben -
    Ja, ich bins, die dich bestahl.

    Was so willig du gegeben,
    Bringt dir herrlichen Gewinn;
    Meine Ruh, mein reiches Leben
    Geb ich freudig, nimm es hin!

    Scherze nicht! Nichts von Verarmen!
    Macht uns nicht die Liebe reich?
    Halt ich dich in meinen Armen,
    Jedem
    Glück ist meines gleich.
    _____


    Lieb um Liebe, Stund um Stunde,
    Wort um Wort und Blick um Blick;
    Kuß um Kuß vom treusten Munde,
    Hauch um Hauch und
    Glück um Glück.
    So am Abend, so am Morgen!
    Doch du fühlst an meinen Liedern
    Immer noch geheime Sorgen;
    Jussuphs Reize möcht ich borgen,
    Deine Schönheit zu erwidern.
    _____


    Glück der Entfernung

    Trink, o Jüngling! heilges
    Glücke
    Taglang aus der Liebsten Blicke;
    Abends gaukl ihr Bild dich ein.
    Kein Verliebter hab es besser;
    Doch das
    Glück bleibt immer größer,
    Fern von der Geliebten sein.

    Ewge Kräfte, Zeit und Ferne,
    Heimlich wie die Kraft der Sterne,
    Wiegen dieses Blut zur Ruh.
    Mein Gefühl wird stets erweichter;
    Doch mein Herz wird täglich leichter,
    Und mein
    Glück nimmt immer zu.

    Nirgends kann ich sie vergessen,
    Und doch kann ich ruhig essen,
    Heiter ist mein Geist und frei;
    Und unmerkliche Betörung
    Macht die Liebe zur Verehrung,
    Die Begier zur Schwärmerei.

    Aufgezogen durch die Sonne
    Schwimmt im Hauch ätherscher Wonne
    So das leichtste Wölkchen nie
    Wie mein Herz in Ruh und Freude.
    Frei von Furcht, zu groß zum Neide,
    Lieb ich; ewig lieb ich sie!
    _____


    [An Charlotte v. Stein]

    Warum gabst du uns die tiefen Blicke,
    Unsre Zukunft ahndungsvoll zu schaun,
    Unsrer Liebe, unserm
    Erdenglücke
    Wähnend selig nimmer hinzutraun?
    Warum gabst uns, Schicksal, die Gefühle,
    Uns einander in das Herz zu sehn,
    Um durch all die seltenen Gewühle
    Unser wahr Verhältnis auszuspähn?

    Ach, so viele tausend Menschen kennen,
    Dumpf sich treibend, kaum ihr eigen Herz,
    Schweben zwecklos hin und her und rennen
    Hoffnungslos in unversehnem Schmerz;
    Jauchzen wieder, wenn der schnellen Freuden
    Unerwartete Morgenröte tagt.
    Nur uns armen liebevollen beiden
    Ist das wechselseit'ge
    Glück versagt,
    Uns zu lieben, ohn uns zu verstehen,
    In dem andern sehn, was er nie war,
    Immer frisch auf
    Traumglück auszugehen
    Und zu schwanken auch in Traumgefahr.

    Glücklich, den ein leerer Traum beschäftigt!
    Glücklich, dem die Ahnung eitel wär!
    Jede Gegenwart und jeder Blick bekräftigt
    Traum und Ahndung leider uns noch mehr.
    Sag, was will daß Schicksal uns bereiten?
    Sag, wie band es uns so rein genau?
    Ach, du warst in abgelebten Zeiten
    Meine Schwester oder meine Frau.

    Kanntest jeden Zug in meinem Wesen,
    Spähtest, wie die reinste Nerve klingt,
    Konntest mich mit einem Blicke lesen,
    Den so schwer ein sterblich Aug durchdringt;
    Tropftest Mäßigung dem heißen Blute,
    Richtetest den wilden irren Lauf,
    Und in deinen Engelsarmen ruhte
    Die zerstörte Brust sich wieder auf;
    Hieltest zauberleicht ihn angebunden
    Und vergaukeltest ihm manchen Tag.
    Welche Seligkeit glich jenen Wonnestunden,
    Da er dankbar dir zu Füßen lag,
    Fühlt' sein Herz an deinen Herzen schwellen,
    Fühlte sich in deinem Auge gut,
    Alle seine Sinnen sich erhellen
    Und beruhigen sein brausend Blut!

    Und von allem dem schwebt ein Erinnern
    Nur noch um das ungewisse Herz,
    Fühlt die alte Wahrheit ewig gleich im Innern,
    Und der neue Zustand wird ihm Schmerz.
    Und wir scheinen uns nur halb beseelet,
    Dämmernd ist um uns der hellste Tag.
    Glücklich, daß das Schicksal, das und quälet,
    Uns doch nicht verändern mag!
    _____


    Erkanntes
    Glück

    Was bedächtlich Natur sonst unter viele verteilet,
    Gab sie mit reichlicher Hand alles der Einzigen, ihr.
    Und die so herrlich Begabte, von vielen so innig Verehrte,
    Gab ein liebend Geschick freundlich dem
    Glücklichen, mir.
    _____


    Mailied

    Wie herrlich leuchtet
    Mir die Natur!
    Wie glänzt die Sonne!
    Wie lacht die Flur!

    Es dringen Blüten
    Aus jedem Zweig
    Und tausend Stimmen
    Aus dem Gesträuch,

    Und Freud und Wonne
    Aus jeder Brust.
    O Erd, o Sonne!
    O
    Glück, o Lust!

    O Lieb, o Liebe!
    So golden schön,
    Wie Morgenwolken
    Auf jenen Höhn!

    Du segnest herrlich
    Das frische Feld,
    Im Blütendampfe
    Die volle Welt.

    O Mädchen, Mädchen,
    Wie lieb ich dich!
    Wie blickt dein Auge!
    Wie liebst du mich!

    So liebt die Lerche
    Gesang und Luft,
    Und Morgenblumen
    Den Himmelsduft,

    Wie ich dich liebe
    Mit warmen Blut,
    Die du mir Jugend
    Und Freud und Mut

    Zu neuen Liedern
    Und Tänzen gibst.
    Sei ewig
    glücklich,
    Wie du mich liebst!
    _____


     

  • Johann Christian Günther (1695-1723)

    AN SEINE MAGDALIS

    DAS
    Glücke muß vorwahr mich als sein Schooskind lieben
    Und das Verhängnüß mich zu quälen müde seyn,
    Weil du, getreues Kind, mir nach so mancher Pein
    Dein unverfälschtes Herz zum Eigenthum verschrieben.

    Mein Schif, das Wind und Meer an manchen Fels getrieben,
    Lauft den Vergnügungsport mit vollen Seegeln ein,
    Und meine Hofnung kan sich schon im Geiste freun,
    Nachdem dein freyes Ja den Zweifel aufgerieben.

    Versiegle nun den Bund durch einen feuchten Kuß,
    Bis dich des Priesters Hand mir völlig überreiche,
    Und glaube, daß mich selbst der Himmel strafen muß,
    Wofern mein Wanckelmuth dein Bild in mir verstreiche.

    Drum liebe nur getrost; denn die Beständigkeit
    Würckt mir den Hochzeitrock und auch das Leichenkleid.
    _____


     

  • Friedrich von Hagedorn (1708-1754)

    Der erste May

    Der erste Tag im Monat May
    Ist mir der
    glücklichste von allen.
    Dich sah ich, und gestand dir frey,
    Den ersten Tag im Monat May,
    Daß dir mein Herz ergeben sey.
    Wenn mein Geständniß dir gefallen,
    So ist der erste Tag im May
    Für mich der
    glücklichste von allen.
    _____


     

  • Johann Georg Jacobi (1740-1814)

    Erinnerung

    Glück der Engel! wo geblieben?
    Wo geblieben, schöner Tag,
    Als mit unbesorgtem Lieben
    Ihre Hand auf meinem Herzen lag?

    O sie fühlte jeden Schlag,
    Und in jedem lauter Lieben!
    Wo geblieben
    Glück der Engel, schöner Tag?
    _____


     

  • Ewald Christian von Kleist (1715-1759)

    Galathee

    Beglückter Schmerz, der in den Hain mich führte!
    Dort schläft im Klee
    Die Ursach meiner Pein, die schöne Galathee.
    O! wär ich doch der Klee,
    Dass mich ihr Leib berührte!
    Weh sanft, o Luft! dass sich die Blätter nicht bewegen. -
    Doch sie erwachet schon, und fliehet. - Folg' ich ihr?
    O nein! sie zürnet und sie entfliehet mir.
    Hier will ich, welch ein
    Glück! da, wo sie lag, mich legen,
    Auf Klee, der ihren Leib berührte.
    Hier tret' ich, welch ein
    Glück! auf der beblühmten Flur
    Die schönen Füsse Spur.
    _____


     

19./20. Jh.

 

  • Eufemia von Adlersfeld-Ballestrem (1854-1941)

    Das
    Glück
    Nach Edgar Allan Poe

    Es zog vom Schloß
    Ein Ritter zu Roß
    Durch's Land hin mit lachendem Blick,
    Mit wogender Brust,
    Mit Liedern voll Lust,
    Zu suchen, zu suchen das
    Glück!

    Zuletzt ward er alt,
    Sein Herz, ach, so kalt,
    Und trüb' und gebrochen sein Blick.
    Und nirgend er fand
    Das wonnige Land,
    Und nirgend, und nirgend das
    Glück!

    Sein Muth, seine Kraft,
    Erstorben, erschlafft,
    Nur Dunkel und Nacht vor dem Blick!
    Zum Schatten er fleht,
    Der zur Seite ihm geht:
    "Wo finde, wo find' ich das
    Glück?" -

    "Hinter'm Berge dicht,
    Wo das Mondenlicht
    In's Thal schaut mit frostigem Blick,
    Reit' hin, reite zu,
    Dort find'st du die Ruh,
    Ein Kreuzlein, ein Grab, und das
    Glück!" -
    _____


    Es war ein Traum

    Mir träumte einst von Neujahrsglockenklang,
    Er stieg wie Jubelklang empor zur Höh', -
    Der Fluß lag still in flimmernd Eis gebannt,
    Und Wald und Flur bedeckte tiefer Schnee!
    Und aus des Winters Flockenbett hervor,
    Im kalten, öden, trüben Erdenraum,
    Da blühten Rosen frühlingsgleich empor -
    Es war ein Traum!

    Dann träumte mir, daß er gezogen kam,
    Er, meinem Dasein hell, kometengleich,
    Wie wenn ein Meteor aufflammend strahlt,
    Ich jubelte, an
    Glück und Lieb so reich.
    Er brach die Rosen, winterlich bethaut,
    Zu meinem Schmuck vom weißen Waldessaum,
    Er küßte mich, und nannt' mich seine Braut -
    Es war ein Traum!

    Ein schriller Ton voll Leid, voll Weh und Schmerz
    War das Erwachen! - Daß so früh es kam!
    O, daß die Rosen frosterstarrt im Schnee
    Hinwelkten, das Geschick mir Alles nahm!
    Daß alles
    Glück hinsterben muß so schnell,
    Daß alles
    Glück nur Trug im Weltenraum -
    Ström' hin, mein Herz, in deiner Lieder Quell,
    Es war ein Traum! - -
    _____


     

  • Charlotte von Ahlefeld (1781-1849)

    Glück der Liebe

    Einem Schmetterlinge gleicht die Liebe;
    Wie er flatternd über Blumen schwebt,
    So entflieht sie oft auf leichten Schwingen,
    Und nur selten kehrt sie uns zurück.

    Um gewaltsam ihre Flucht zu hemmen,
    Strebt das kranke Herz mit leisem Weh;
    Möcht' ihr gern die raschen Flügel binden,
    Gern sie bannen in der Treue Kreis.

    Aber wie des Schmetterlinges Farben
    Selbst in zarten Händen untergehn,
    So vernichten Fesseln auch die Reize,
    Die der Liebe freie Regung schmücken.

    Darum öffne ihrem kurzen
    Glücke
    Willig und geniessend Geist und Herz;
    Aber will es wankelmüthig weichen
    Trauere dann - doch halt es nicht zurück!
    _____


     

  • Alois Leopold Altmann (um 1843)

    Mein
    Glück

    Mancher liebt die Jagd, und lächelt,
    Treibt das Thier die grimme Noth,
    Wenn's vom Blei getroffen, röchelt,
    Und sich streckt im herben Tod;

    Mancher schlürft die höchsten Freuden
    Aus des Kelches flüss'gem Gold,
    Und vergißt des Daseyns Leiden,
    Denn der Augenblick ist hold;

    Mancher schifft mit hohen Masten
    Durch die Meere weit und breit,
    Und die ferngeholten Lasten
    Sind des Lebens Seligkeit;

    Mancher liebt des Goldes Schimmer,
    Liebt der Edelsteine Pracht,
    Alles andre däucht ihm Flimmer,
    Der ihm keine Freude macht:

    Mich durchschauert süße Wonne,
    Lächelt mir Mariens Blick,
    Nur in ihres Blickes Sonne
    Sproßt und blüht mein
    Lebensglück.

    Ach, den Himmel dieser Augen
    Trübte niemals eine Schuld,
    In dem Himmel dieser Augen
    Waltet nichts, als Engelshuld.
    _____


     

  • Johanna Ambrosius (1854-1939)

    Das Herze auf

    O laß nur einen Vogelton
    In deine Brust hinein,
    Gleich stimmt mit vollem Jubellaut
    Die ganze Seele ein.

    Den Duft von einer Blume nur
    Nimm auf wie Gotteshauch,
    Dann sprossen tausend Blüten dir
    Im Herzensgarten auch.

    Zu einem Stern am Himmelsraum
    Richt' deiner Seele Flug,
    Dann hast du auf der weiten Welt,
    Mein Kind, des
    Glücks genug.
    _____


    Gefunden

    Wie lange ich gesucht dich hab',
    Nun endlich doch gefunden!
    Seit dein Wort meine Seele traf,
    Genas ich meiner Wunden.
    Des ersten
    Glückes feurig Rot
    Durchflammt mein ganzes Wesen,
    Hin ist das Leid, hin ist die Not,
    Nun bin ich voll genesen.

    Die Seele irrt nicht mehr umher,
    Sie liegt an deinem Herzen,
    Zieht stolz jetzt durch dein Liebesmeer
    Und kennt nur Lachen und Scherzen.
    Sie schläft in deinen Armen ein,
    Küßt dich zu tausendmalen,
    Und spiegelt in den Augen dein
    Sich wie in Sonnenstrahlen.

    Das heiße Dürsten ist gestillt,
    Mein Schifflein ruht im Hafen,
    Vom Liebesmantel eingehüllt,
    Geh' ich nun freudig schlafen.
    Du mein, ich dein für alle Zeit,
    Was gäb' es, das mich quäle?
    Du meines
    Glückes Seligkeit,
    Mein Leben, meine Seele!
    _____

     

  • Stine Andresen (1849-1927)

    Verlornes
    Glück

    Wir liebten uns und konnten scheiden,
    Wie's oft so gehet in der Welt.
    Wer trug die Schuld wohl von uns Beiden?
    Ich glaub', wir haben beid' gefehlt.

    Ich konnt' das rechte Wort nicht finden,
    Das zur Versöhnung führt so bald.
    Du mochtest nicht dein Herz ergründen
    Und wandtest ab dich stolz und kalt.

    Da fiel ein Reif auf unsre Herzen,
    Als sie das Heiligste verneint.
    Und unter tausend heißen Schmerzen
    Hab' ich nachher darum geweint.

    Ich hab' umsonst gestrebt nach Frieden,
    Mein Herz ist müd', mein Auge brennt.
    Einst hat uns kind'scher Trotz geschieden,
    Heut giebts ein And'res, das uns trennt.

    Was helfen mir der Reue Thränen
    Und Leid um mein verlornes
    Glück?
    Umsonst! Mir bringt kein heißes Sehnen
    Der Jugend Paradies zurück.

    Nur manchmal, wenn mir naht der Schlummer,
    Grüßt mich im Traum die alte Zeit,
    Schwelg' ich, enthoben jedem Kummer,
    In seliger Vergangenheit.
    _____


     

  • Theodor Apel (1811-1867)

    Ich liebe Dich und meine Seel' ist Dein

    Ich liebe Dich und meine Seel' ist Dein,
    Mein ganzes Leben möcht' ich Dir nur weih'n,
    Du schaust mich an mit liebevollem Blick,
    Doch ahnet mir, uns lacht nie
    Liebesglück!

    Aus Deinem Augen strahlet sel'ge Lust,
    Und Himmelsfriede wohnt in Deiner Brust;
    Auf wen Du blickst, dem wird im Herzen Ruh -
    O lächle mir auch Ruh und Frieden zu!

    _____


    Der Sommer naht, mit glühend heißem Strahle
    Des Frühlings Blüthenschöpfung zu versengen,
    Daß sie, die früh die Knospe zu zersprengen
    Gewagt, die Kühnheit mit dem Tod bezahle.

    Und schon verstummt der Vögel Chor im Thale,
    Die Schwüle muß die kleine Brust verengen,
    Mag auch der Thau die matte Flur besprengen,
    Der Frühling kehrt doch nicht zum zweiten Male.

    Was kümmerts mich? ich habe Dich errungen!
    Aus Deinen Augen les' ich
    Glück der Liebe,
    Dein lieber Arm hält mich so fest umschlungen.

    So welket nur, ihr zarten Frühlingstriebe!
    Ist doch Dein holdes Ja zu mir gedrungen,
    Daß ewger Frühling mir im Herzen bliebe!
    _____


     

  • Wilhelm Arent (1864-?)

    Ob auch seit Monden ich dich nicht mehr sah,
    Ob ewig fern - du bleibst mir ewig nah.

    Nur manchmal noch besuchst du mich im Traum,
    Daß ich dich je verloren, weiß ich kaum.
    Ein lieblich Lächeln hellt dein Angesicht,
    Aus deinen Augen deine Seele spricht.

    All' was sie kündet ist so lieb und gut,
    Unnennbar süßer Zauber darin ruht,
    Gewährung höchster Erdenseligkeit -
    Ein
    Glück unendlich wie die Ewigkeit.
    _____


    Das einzige
    Glück, das die Erde kennt

    O daß ich fände eine Seele
    Die fühlte gleich mir! ...
    O daß mir endlich
    In keuscher Schönheit
    Thaufrisch erblühte
    Das Wunder der Liebe!
    O daß endlich dem Verschmachtenden würde
    Das einzige
    Glück, das die Erde kennt,
    In dem alle Seligkeit wurzelt:
    Der süße Einklang
    Zweier Menschenherzen
    Zur ewigen Harmonie ...
    - - - - - - - - - - - - - - -
    Niederthaust du, o Friede,
    Der in den Himmel fluthet,
    Du Demant der Erkenntniß,
    Darin sich spiegelt
    Alles Gute und Böse.
    Und wundervoll sprichst du,
    Ewiger Wechsel,
    In den Traumvergessenen.
    O köstliches Weben
    Im Tempel der Gottheit,
    O trunkenes Schwelgen
    In Wonn' ohne Ende!
    Es wandeln die Monde -
    Es bleibt der Seelenumarmung
    Unaussprechliche Wollust.

    _____


    Glück

    Wie der Lilie zarter Stengel
    In des Zephyrs lindem Weh'n
    Neigst du dich - ein holder Engel -
    Lächelnd meinem Liebesfleh'n ...

    Und ich lege dir zu Füßen
    All' mein Sein in einem Wort:
    Leis' die trunk'nen Seelen grüßen
    Sich in himmlischem Accord ...
    _____


     

  • Elsa Asenijeff (1867-1941)

    HEIMLICHER JUBEL

    Süsser, – Einziger, – Grosser, – Schöner!
    Mein Herz bricht vor
    Glück, wenn ich dich denke!
    O gib – o schenke,
    Ein leises Grüssen der Fernen!

    Herrlicher, Süsser, Schöner.
    Der du Grosses erstrebst!
    Ich jauchz es bis zu den Sternen:
    Wie schön ist die Welt, weil du lebst!
    _____


    SEINE TRUNKENE

    Wie muss sein Blick in die Augen sinken:
    Wenn er seine Trunkene in den Armen hält!
    Wie muss –, schwer von
    Glück – ihr Kopf in den Nacken sinken
    Und taumelnd ihr Sein in seinem ertrinken,
    Wenn er den schönen Mund zu ihr herniederbeugt –!
    Sein weicher Bart um Hals und Kinn ihr streicht
    – Blitze der Lust durch alle Nerven schiebt
    Und jedem Gliede Takt und Spannung gibt.

    Wenn zwischen Daumen und Fingern er
    Ihr zitterndes Köpfchen stille hält!
    Bis ihr Pulsschlag lockt – bis ihr Herz nur tockt;
    Welt – o Welt! –:
    Die Stunde des
    Glücks ist nah – – –!
    _____


    MONDESNACHT

    Die lange Nacht,
    Die bange Nacht,
    Wachend und allein!
    Und draussen blüht der Mondenschein
    In lächelndem Frieden über die Welt.

    Du bist noch wach,
    Aus der Ferne
    Strömt leises
    Glück
    Zu mir . . . . .

    O wärst du hier!
    So hab ich mich noch nie gesehnt,
    Flammend-Geliebter
    Nach dir!
    _____


    DEM EINEN

    Du bist so schön,
    Ob du sinnst oder lachst,
    Dass du zittern machst!
    Verzeih der Schwachen,
    Die sich ganz in dir vergisst,
    Weil du so wunderbar und köstlich bist!
    Jedwedes Leid wollt ich künftig ertragen
    Wär es über ein
    Glück an deiner Brust gegangen!

    Alles Arge wird nur kleinlich sein –
    Hat mich endlich dein Arm umfangen!
    Kosend möcht ich meine weichen Wangen
    An die deinen legen,
    Bis leise suchend Lippe an Lippe haucht
    Und dein brennender Mund
    In meinen taucht!
    _____


    ICH LIEBE DICH

    Ach! das alte sakrale Wort! –
    Das ich mich scheue zu sagen
    Selbst wenn ich die Brauen hochgezogen,
    Der Augen Lider versonnen herabgesenkt,
    Mit mir allein bin –
    – – – – – – – – - - - - - -
    Nur, weil die Stimme weicher wird –
    Wenn ich dich denke –
    Nur, weil das Blut den Wangen entsinkt,
    Wenn ich dich sehe –
    Denk ich – es sei wohl so –
    Nur – weil ich so tief
    – – – so
    wunderglücklich bin
    Wenn deine Stimme klingt
    Und all mein Wesen jubelnd
    Dir entgegensingt – – – –
    _____


    DEM EINEN INS OHR

    Ich schaue nicht zurück
    Und juble nur
    O welches reiche
    Glück: –!
    Ich bin ein Weib
    O du! o du!
    Mann, Herrlichster, Blutgerufener –!
    Küss mir ein Englein in den Leib!
    _____


     

  • Rosa Maria Assing (1783-1840)

    Erste Liebe

    Thränen thauen still vom Auge nieder,
    In Erinnrung längst entschwundner Lust;
    Nie ach! hebt in solchem
    Glück sich wieder
    Je so lebensvoll und warm die Brust

    Als in jenen schönen Frühlingstagen,
    Da zum erstenmal mich traf dein Blick,
    Und ich ahnungsvoll mit süßem Zagen
    Fühlte nahen mir der Liebe
    Glück.

    Schön und golden flossen da die Stunden,
    Hoch begeistert war mein junger Sinn;
    Liebe, die ich damals tief empfunden,
    Ist auf ewig wie ein Traum dahin!

    Vieles hat die Brust seitdem durchzogen,
    Hohe Freude, tiefe Seelenpein,
    Doch in des bewegten Lebens Wogen
    Ging nie unter jener Tage Schein,

    Der mir noch dein süßes Bild erhellet,
    Das, ein Heiligthum, im Innern steht,
    Und dem ewig Schönen beigesellet
    Nie in meiner Seele untergeht!
    _____


     

  • Hugo Ball (1886-1927)

    Du bist mein Engel -

    Du bist mein Engel,
    Du bist mein Blut.
    Mein Leben bist Du,
    Du bist mein Flammen,
    Bist meiner Seele Glut.

    Du bist mein
    Glück, mein Elend,
    Mein Jubel Du, mein Leid.
    Du kniest an meinem Lager,
    Du weckest meine Schläfe,
    Gehst stumm an meiner Seit.

    Du bist mein Stern, mein Heimweh,
    Du bist dereinst mein Traum,
    Wenn mich das Grab umnachtet,
    Wenn meinen Sarg umklammert
    Die Liebe Dein und ein Totenbaum.
    _____


     

  • Karl Isidor Beck (1817-1879)

    Sie sagten ihr
    Glück nicht leise noch laut

    Sie sprach zu ihm so wundertönig,
    Sie streichelte lind sein wirres Haar,
    Bis trunken der kranke Geisterkönig
    An ihrem Busen entschlummert war.

    So wachte die allerschönste der Frauen,
    So scheuchte sie den düstern Sinn,
    Den trotzigen Adler von seinen Brauen,
    Und setzte die Taube des Friedens hin.

    Sie preßte zehn Liljen auf seine Locken,
    Zwei brennende Rosen auf seinen Mund,
    Auf schlug er das Auge, süß erschrocken,
    Und ward für alle Zeiten gesund.

    Sie schwuren sich keine Liebeseide,
    Sie sagten ihr
    Glück nicht leise noch laut,
    Nur die duftige Lenznacht hat sie Beide
    Die Hände falten und beten geschaut.
    _____


     

  • Anna Behrens-Litzmann (1850-nach 1913)

    O du, mein Leid

    O du mein Leid, aus
    Glückesfülle mir geboren,
    O du mein
    Glück, im tiefsten Schmerze nie verloren,
    Ihr beide stammt ja aus der Liebe Land,
    Und geht durch meine Tage Hand in Hand.

    Ihr Gotteskinder, die ihr diese Erde nur
    Gestreift mit eurer Füße tastend leiser Spur,
    Verloren, wenn euch aus den dunklen Tiefen,
    Die Stimmen in den Lärm des Tages riefen.

    Ihr wart und bleibt mein Sein, mein Wollen und mein Tun,
    In euch muß meine Kraft zum Weiterleben ruhn,
    Ich muß mit euch, ob Augen auch erblinden,
    Die Sonne suchen und die Sterne finden.

    Bleibt mir getreu, laßt nicht das bitter harte Leben
    Euch Schleier jetzt ums edle Antlitz weben,
    Und ruft die Zeit euch in die Not hinein,
    Laßt nur Erbarmen eure Antwort sein.
    _____


    Aufschrei

    Du, meines Lebens
    Glück und Glanz und Zier,
    Du, die uns Werden und Vollenden schafft,
    Du, aller Schönheit Inbegriff und Kraft,
    Soll ich zugrunde gehen nun an dir?

    Soll jener Hunger, den nur mein Gebot,
    Mein Wille immer wieder neu bezwingt,
    Daß er nicht wie ein Schrei die Nacht durchdringt,
    Soll er mich schlimmer töten als der Tod?

    O Liebe du, nicht dieser Erde Kind,
    Willst du dich rächen, weil wir irdisch sind
    Und dennoch Erben deiner Seligkeit?
    Du hängtest über dich das Netz der Zeit,
    Gabst mir als Hüterin die Einsamkeit. —
    Die heil'ge Flamme haben wir bewacht.
    Wer hat im Sturm sie neu zur Glut entfacht?
    Du lebst — und außer dir ist Tod und Nacht.
    _____


     

  • Otto Julius Bierbaum (1865-1910)

    Glück im Traum

    Ach, was sah ich im Traum:
    Du hast die Hand mir gegeben,
    Und stumm sprach mir dein Mund:
    Ja, ich fühle wie du.

    Tief im Walde geschahs;
    Es sangen um uns die Vögel,
    Sonne küßte das Moos
    Und deinen seidenen Schuh.

    Nahe warst du mir so,
    Daß deinen Atem ich fühlte,
    Und ich sah dir ins Aug,
    Und ich weinte vor
    Glück.

    Mädchen, was mir der Tag
    An Kümmernissen mag bringen:
    Lächelnd denk ich des Traums,
    Selig denk ich an dich.
    _____


    Waldvögel

    Ein wohlbestelltes Mieder,
    Die Backen rot gesund,
    Den Schnabel voller Lieder
    Und vorn und hinten rund.

    Zwei Augen glutend blaue
    Und eine kleine Hand,
    Wohl mir, waldwilde Fraue,
    Daß ich dich einsten fand.

    Es war im tiefen Walde
    Und Sommer war die Zeit,
    In einem Wipfel balde
    Nesthockten wir zu zweit

    Und niemand hat gesehen
    Das sondre Vogelpaar,
    Das hoch im Windewehen
    Vor
    Glücke schwindlig war.
    _____


    Liebe

    Es ist ein
    Glück zu wissen, daß du bist,
    Von dir zu träumen hohe Wonne ist,
    Nach dir sich sehnen macht zum Traum die Zeit,
    Bei dir zu sein, ist ganze Seligkeit.
    _____


    Glück

    Ich bin so voll von Liebe,
    Wie die Traube ist voll von Süße,
    Mein Herz ist wie im Sommer
    Der volle Apfelbaum.

    Ich gehe stille Wege
    Mit ruhigem Gemüte,
    Der hohe blaue Himmel
    Ist mir kein leerer Raum.

    Ich bin mit allem Leben
    Verwurzelt und verwachsen,
    Die Sonne ist meine Mutter,
    Gott ist mein schönster Traum.
    _____


    Ihr Mund

    Ihr Mund ist schön. Nicht vieles auf der Welt
    Ist schön wie dieser Mund, so völlig schön,
    Daß ich ergriffen bin, denk ich daran.

    Ihr Mund ist schön. Aus diesem Munde kann
    Kein schlechtes Wort, kein böses Lachen wehn;
    Von diesem Mund zu träumen ist schon
    Glück.

    Ich werd ihn wiedersehn. Dann bin ich froh,
    Wie nach dem Winter, wenn es Frühling ist:
    Oh Leben, allerseligstes Geschenk!

    Reinheit und Güte sind auf ihm gepaart,
    Dort hat die kleinste Lüge keine Statt;
    Mein höchster Eid ist Schwur bei ihrem Mund.

    Wie
    glücklich bin ich! Stößt mich Gram und Leid,
    So denk ich, wie sie schön ist, wie ihr Mund
    Klar lächeln kann, und alles ist verscheucht.
    _____


    Letzte Bitte

    Laß mich noch einmal dir ins schwarze Auge sehn,
    Laß mich noch einmal tief ins heiße Dunkel senken
    Den trunkenen Blick, dann will ich weitergehn
    Und dich vergessen … Nur in harter Zeit,
    Wenn sich der Sehnsucht Augen rückwärts lenken,
    Wenn meine Seele nach Vergangenem schreit,
    Dann will ich jenes einen Blicks gedenken,
    Des liebeheißen, gütereichen Blicks,
    Der mir im Bann versagenden Geschicks
    Das Herz zu einem schmerzentiefen
    Glück geweiht.
    _____


    Du, mein
    Glück

    Meine Seele, eine Taube,
    Lang verflogen und verirrt,
    Regt nun zwischen lauter Blüten
    Auf dem schönsten Frühlingsbaume
    Ihre Flügel leis vor
    Glück.

    Du mein Baum voll lauter Blüten!
    Du mein
    Glück! Du meine Ruh!
    Meiner Sehnsucht weiße Taube
    Regt die Flügel, regt die Flügel
    Dir im Schoße. Süße! Süße!
    Welch ein Wunder: Ich und du!
    _____


    Fröhliche Zuversicht

    Nun ist die Blütenzeit vorbei,
    Die grüne Wiese gilbt sich schon.
    Vergangen ist der Mai.

    Im Busch ein kleiner Vogel singt
    Ein lautes Lied vom
    Glück, vom Glück,
    Das nun der Sommer bringt:

    Die Blütenfrucht, die junge Brut,
    Das stille Reifen überall,
    Des Segens schwere Flut.

    Vom Nachbarbusch antwortet fein
    Das Weibchen seinem
    Glücksgesang;
    Nun singen sie zu Zwein.

    Zu Zwein zu Zwein! Das war im Mai,
    Da mir das
    Glück zu Zwein bescheert.
    Schnell ging das
    Glück vorbei.

    Es schwand im Blütenüberschwang,
    Es hallte leise, leise aus,
    Wie ferner Mädchensang.

    In meinem Herzen lind und warm
    Verglimmt's wie Abendsonnenschein;
    Mein Herz ist ohne Harm.

    Mit Lachen flog mir fort das
    Glück,
    Ich aber weiß: im nächsten Mai
    Kehrt's lachend mir zurück.
    _____


     

  • Rudolf G. Binding (1867-1938)

    Schlief die Liebe daß sie nun erwachte,
    da sie keiner von uns aufgeweckt?
    da es keiner wagte, keiner dachte,
    da wir zitterten vom
    Glück erschreckt?

    Nacht umstand uns und die Sterne zogen
    uns vorbei zu stillen Bergen hin.
    Lied der Grillen schwang und Düfte flogen
    über unsre offenen Seelen hin.

    Nichts geschah und alles war geschehen:
    Ewiger Augenblick hat uns betaut.
    Wir gestanden ohne zu gestehen
    da uns Schweigende die Nacht vertraut.

    Stumm Beseelte so des
    Glückes voll
    daß wir sterbend unsre Hände faßten -
    bis der erste Vogelruf erscholl
    und die Sterne über uns verblaßten.
    _____


     

  • Ernst Blass (1890-1939)

    An Gladys

    O du, mein holder Abendstern ...
    Richard Wagner

    So seltsam bin ich, der die Nacht durchgeht,
    Den schwarzen Hut auf meinem Dichterhaupt.
    Die Straßen komme ich entlang geweht,
    Mit weichem
    Glücke bin ich ganz belaubt.

    Es ist halb eins, das ist ja noch nicht spät ...
    Laternen schlummern süß und schneebestaubt.
    Ach, wenn jetzt nur kein Weib an mich gerät
    Mit Worten, schnöde, roh und unerlaubt!

    Die Straßen komme ich entlang geweht,
    Die Lichter scheinen sanft aus mir zu saugen,
    Was mich vorhin noch von den Menschen trennte;

    So seltsam bin ich, der die Nacht durchgeht ...
    Freundin, wenn ich jetzt dir begegnen könnte,
    Ich bin so sanft, mit meinen blauen Augen!
    _____


    Dein Aug' ist wie der Mond auf meinen Wellen,
    Geliebt ein Herrscher über Ebb' und Flut.
    Ich fühle mächtig meine Kräfte schwellen,
    Und strömend find' ich mich gesund und gut.

    Befreiung rauscht in mir aus allen Quellen
    In Atem, Träne, Blickeslust und Blut.
    Was klug verwahrt lag an geschützten Stellen,
    Wirft selig sich in die ersehnte Glut.

    Die abgeschlossenen Zellen sind nun offen,
    Das Tor sprang auf: da ist der bunte Weg,
    Auf dem du gehst. Nun darf ich alles hoffen.

    Und überströmt bin ich von
    Glück und leg'
    Das Haupt sanft auf die jugendliche Au:
    Da leuchtet über mir des Himmels Blau.
    _____


     

  • Clara Blüthgen (1856-1934)

    Nachklang

    Rose der Liebe, in Schuld entsprossen,
    in Qual erblüht, mit Thränen begossen,
    o laß an Deinem Duft mich berauschen -
    die Seligkeit sollt ich um
    Alltagsglück tauschen?
    Ich will kein langes, kein reuloses
    Glück,
    Vollwonne nur einen Augenblick.
    Mein heimliches
    Glück, einer andern geraubt,
    mein ist es dennoch, stolz heb ich das Haupt,
    von der Sitte verdammt, von der Welt getadelt,
    durch Sünde geächtet, durch Liebe geadelt.
    _____


     

  • Udo Brachvogel (1835-1913)

    Mein
    Glück

    Du neigst bezaubert Dich der Philomele,
    Dein Ohr trinkt schwelgend ihrer Lieder Schmerz,
    Entzücken streut ihr Wohllaut in die Seele,
    Und dennoch bricht in jedem Ton ihr Herz.
    Fühlst Du das nicht? So neigst Du Dich beglücket
    Zu mir, deß Lied Dein Lächeln oft gekrönt;
    O ahne nimmer, daß, was Dich entzücket,
    Aus einem todesmüden Busen tönt.

    Vergieb, wenn ich den Ton der Lust nicht finde
    Zu preisen Dich, von Deiner Huld berauscht,
    Ich ahne Sturm im leichten Abendwinde,
    Das Gift aus jedem Blumenschooße lauscht.
    Das ist mein
    Glück, daß um mein Glück ich bebe,
    Daß halb mir nur erscheinet sein Besitz,
    Denn kommt die Zeit, daß ich zurück es gebe,
    Wie trüge da mein Haupt den Todesblitz?
    _____


     

  • Antonie Brehmer-Gaffron (1833-1908)

    Die Dämmerstunde sinkt hernieder

    Die Dämmerstunde sinkt hernieder,
    Und nieder senkt sich in's Gemüt
    Erinnerung an einst'ges Träumen,
    Wie's oft durch unsre Seele zieht.

    Da blickst du wieder auf mich nieder
    Mit jenem fragend tiefen Blick -
    O, warum blieb das
    Glück nur Träumen,
    Und nur ein Traum mein ganzes
    Glück.
    _____


     

  • Carl Busse (1872-1918)

    Liebesfülle

    Nun sei getrost, nun muß die Trübsal enden,
    Ein Weilchen noch - wir stehn in lauter
    Glück;
    Gescheucht von meinen Händen,
    Flieht alles Dunkle weit zurück.
    An meine Brust sollst du dein Köpfchen legen,
    Mein junges Herz soll deine Stätte sein,
    Das ist so reich und ist so voll von Segen,
    Du bist ja mein ...
    Der Lärm der Welt verbrandet stetig linder,
    Weitab, weitab - er stört uns nicht,
    Wir sehn geblendet wie zwei selige Kinder
    In lauter Licht.
    Ein ew'ger Sommer unser ganzes Leben,
    Und bringt der Juni Rosen uns zurück,
    Dann ist es Zeit, dann soll es Hochzeit geben,
    Mein Lieb, mein
    Glück. -
    _____


    Fünfblatt

    In den grünen Büschen, da hab' ich gesteckt
    Den Vormittag schon und den Nachmittag auch,
    Mich haben die kleinen Blüten geneckt,
    Die Lila-Blüten am Fliederstrauch.
    Sacht blies mir der Winde vergnügliches Wehn
    Die duftenden Trauben um Haar und Gesicht,
    Ein Fünfblatt wollt ich mir suchen gehn,
    Das Fünfblatt des
    Glückes, das fand ich nicht.

    Da kamst du gesprungen zum Garten herein,
    Mein blonder Wildfang, mein flüchtiges Reh,
    Da ließ ich das Fünfblatt Fünfblatt sein
    Und sagte den leuchtenden Büschen Ade.
    Nun wiegte der Liebe Lichtmelodie
    In
    Glück uns beide, uns beide in Traum,
    Und der Kuckuk rief und der Kuckuk schrie
    Siebenmal vom Baum, siebenmal vom Baum.
    _____


     

  • Carmen Sylva (1843-1916)

    Der Falter

    Es ist das
    Glück ein Schmetterling,
    Der flattert, farbenprächtig,
    Von Blum zu Blume, schlürft den Thau
    Und schaukelt sich bedächtig.

    Sein Weg ist Luft, sein Lieben Rausch,
    Sein Sinn dem Licht entgegen,
    Nicht Körper-, nicht Gedankenlast
    Hemmt seiner Flügel Regen.

    Doch ach! die Farbenpracht ist Staub,
    Sein Leben eine Stunde,
    Sein Lieben ist ein Augenblick,
    In duftger Blüthenrunde.

    O rühre nicht den Falter an,
    Zu hart sind Deine Hände,
    Zu dumpf ist Deines Hauses Luft,
    Zu rauh sind seine Wände.

    Er flattert sich die Flügel lahm,
    Und streift den Staub von hinnen; -
    Im Abendschatten liegt er todt,
    Und Deine Thränen rinnen.
    _____


     

  • Adelbert von Chamisso (1781-1838)

    An meinem Herzen, an meiner Brust,
    Du meine Wonne, du meine Lust!

    Das Glück ist die Liebe, die Lieb' ist das
    Glück,
    Ich hab' es gesagt und nehm's nicht zurück.

    Hab'
    überglücklich mich geschätzt,
    Bin
    überglücklich aber jetzt.

    Nur die da säugt, nur die da liebt
    Das Kind, dem sie die Nahrung gibt;

    Nur eine Mutter weiß allein,
    Was lieben heißt und
    glücklich sein.

    O, wie bedaur' ich doch den Mann,
    Der
    Mutterglück nicht fühlen kann!

    Du schauest mich an und lächelst dazu,
    Du lieber, lieber Engel, du!

    An meinem Herzen, an meiner Brust,
    Du meine Wonne, du meine Lust!
    _____


     

  • Ada Christen (1839-1901)

    Küsse mich, denn, ach! sie bluten
    Alle noch die alten Wunden,
    Küsse mich, daß ich vergesse
    Alle die verfluchten Stunden!

    Laß mich von den süßen Lippen
    Wieder
    Glück und Liebe saugen,
    Laß mich sterben, überstrahlet
    Von dem Himmel deiner Augen!
    _____


     

  • Peter Cornelius (1824-1874)

    Aus Eden

    Der Engel mit dem Flammenschwerte wies
    Adam und Eva aus dem Paradies.

    Nicht umzuschauen wagte Adam mehr
    Auf seinem Pfade sonder Wiederkehr.

    Doch Eva wandte zum verlornen
    Glück
    Noch einmal schmerzlich scheu den Blick zurück.

    Da sog sie noch den fernen Widerschein
    Der Edenhelle in die Augen ein.

    Da sank vom Scheidegruß der Nachtigall
    Noch in ihr Herz der letzte Widerhall.

    Der Schimmer blieb in ihren Augen stehn,
    Der Ton im Herzen wollte nicht vergehn.

    Von allen Edenwonnen, die entflohn,
    Blieb ihr ein Schimmer und ein leiser Ton.

    So weht noch heut' ein Echo sel'ger Lust
    In holder Frauen Blick und stiller Brust.

    Ich hab' den Schimmer dir im Aug' geschaut.
    Dem Ton gelauscht in deiner Stimme Laut.

    Sie gaben Kunde, die ich selig pries,
    Vom Pfade zum verlornen Paradies.
    _____


    An den Traum

    Öffne mir die goldne Pforte,
    Traum, zu deinem Wunderhain,
    Was mir blühte und verdorrte
    Laß mir blühend neu gedeihn.
    Zeige mir die heil'gen Orte
    Meiner Wonne, meiner Pein,
    Laß mich lauschen holdem Worte,
    Liebesstrahlen saugen ein.
    Öffne mir die goldne Pforte,
    Traum, o laß mich
    glücklich sein!
    _____


    Der Liebe Lohn

    Süß tönt Gesanges Hauch,
    Wenn alles ruht,
    Süß tönt das Rieseln auch
    Perlender Flut,
    Süß tönet Glockenklang
    Von ferner Berge Hang,
    Und noch viel schönren Schall
    Singet die Nachtigall
    Ins Blütenall:
    Aber der schönste Ton
    War meiner Liebe Lohn,
    Da du mich fest umschlangst,
    Lieblich ins Ohr mir sangst
    Wonnigen Laut:
    "Sei meine Braut!"

    Schön ist der Blume Glanz,
    Schillernd im Tau,
    Schön ist der Sternenkranz
    Himmlischer Au,
    Schön ist des Mondes Licht,
    Das sich an Wogen bricht,
    Und noch viel hell're Pracht
    Wecket nach tiefer Nacht
    Der Sonne Macht:
    Aber am hellsten tagt,
    Was mir dein Auge sagt,
    Daß du dein Herz mir weihst,
    Seliges
    Glück verleihst,
    Alles mir gibst:
    Daß du mich liebst!
    _____


    Märchenwunder

    Nun laß mich träumen, laß mich schwärmen,
    Mich ruhen still an deiner Brust,
    Voll süßem Bangen, bittrem Härmen,
    Ach und unendlich hoher Lust.

    O laß mich sinnend noch gedenken
    Der sehnsuchtsvollen Hoffnungszeit,
    Erinn'rung, laß die Flügel senken
    Still über meine Seligkeit!

    Ich träumte in der Kindheit Tagen
    Das Märchen, das sich heut' begibt;
    Zur Wahrheit werden Wundersagen,
    Wenn sich zwei Herzen treu geliebt.

    Und gleich' ich nicht dem Königskinde,
    Das überdacht von Rosen schlief,
    Bis eine Stimme, süß und linde,
    Zum Leben es aus Träumen rief?

    Und dann ein freudiges Bewegen,
    Und Festgeläut und Kuß auf Kuß,
    Und langer Jahre
    Glück und Segen;
    Das ist des Märchens schöner Schluß.
    _____


    Stoßseufzer

    Sehnen! Sehnen! gib uns frei!
    Glück der Liebe! komm herbei!
    Täuschung! ende doch dein Spiel!
    Hoffnung! zeig' ein goldnes Ziel!
    Liebe! schürtest du die Flammen,
    Leben! gib uns auch zusammen!
    Welt! verleg' uns nicht den Lauf!
    Eden! Eden! tu' dich auf!
    _____


    Nie einen Kuß!

    Nimm nie zum Abschied einen Kuß,
    Das wär' ein Punkt, es wär' ein Schluß.
    Mußt einen Doppelpunkt erringen,
    Dann mög' der Nachsatz
    Glück dir bringen.
    _____


     

  • Max Dauthendey (1867-1918)

    Die Liebe

    Ach, gibt es ein göttlicher Weh als die Liebe,
    Gibt es ein köstlicher
    Glück als ihr Leid,
    Streift sie auch nur mit dem Finger dein Kleid
    Mitten im sinnlosen Straßengetriebe!

    Liebe fühlt fein, wie ein Nackter im Grase,
    Liebe im Aug' sieht den Winter noch grün,
    Macht auch den Waffenlosen todkühn
    Und trutzig dein Herz zum Prellstein der Straße.

    Mehr als die Weisen kann Liebe begreifen,
    Liebe gibt tausend Glühlampen dem Geist,
    Liebe hat alle Sternbahnen bereist,
    Liebe ist rund um das Weltall ein Reifen.

    Mit dem Liebe gerungen, der nur ist Ringer,
    Wer um Liebe gelitten, der nur hat Ruhm;
    Wer die Liebe verschwiegen, der nur war stumm;
    Wer aus Liebe gesungen, der nur war Singer.
    _____


    Die Uhr zeigt heute keine Zeit

    Ich bin so
    glücklich von deinen Küssen,
    Daß alle Dinge es spüren müssen.
    Mein Herz in wogender Brust mir liegt,
    Wie sich ein Kahn im Schilfe wiegt.
    Und fällt auch Regen heut ohne Ende,
    Es regnet Blumen in meine Hände.
    Die Stund', die so durchs Zimmer geht,
    Auf keiner Uhr als Ziffer steht;
    Die Uhr zeigt heute keine Zeit,
    Sie deutet hinaus in die Ewigkeit.
    _____


    Mit Uhren zählt man nur die Qualen

    Mein Ohr belauscht die Nacht,
    Der Fluß rauscht mild.
    Kein Wind kommt aufgebauscht,
    Die Stille Blicke mit der Stille tauscht.
    Ich höre alle Uhren schlagen mit Bedacht,
    Die dir die Stunden laut vorrechnend sagen.
    Mit Uhren zählt man nur die Qualen.
    Der
    Glückliche hat alle Uhren satt und kann es wagen,
    Nach Lust zu leben ohne Zifferblatt und Zahlen.
    _____


    Nenn' dich meine Wiesen

    Möchte deinen Leib
    Keinen Garten nennen,
    Wo sich Blum' und Mensch
    Nur vom Sehen kennen.
    Möchte deinen Leib
    Nennen meine Wiesen,
    Wo Heilwurzeln würzig
    Und Labkräutlein sprießen.

    Winzig kleine Blüten,
    Kaum sichtbar wie Sterne,
    Hausen dort urwüchsig,
    Wirken stark zur Ferne.
    Darf mich dort zum Schlummer
    In den
    Glücksklee legen,
    Er vertreibt den Kummer.

    Nie in einem Garten
    Könnt' ich in den Beeten
    Ruhen in den harten.
    Nenn' dich meine Wiesen,
    Wo mir Kraft und Freude
    Herzerquickend sprießen.
    _____


     

  • Jakob Julius David (1859-1906)

    Gleichnis

    Aus des
    Glückes
    Prunkvoll reichem,
    Rings mit tausend
    Bildern geschmücktem
    Taumelpokale
    Tat ich den ersten
    Lechzenden Zug.
    Und zum ersten Male
    Ist nun ein lieber
    Traum meines einsamen
    Lagers Geselle.
    Du gabst mir ihn.
    O laß ihn mir weilen!
    Das scheue Seelchen,
    Scheuch' es mir nimmer!
    Daß Wohlduft und Süße
    Mein Tiefstes erfülle,
    Daß mir es ergehe
    Wie jenem, den einstmals
    Ein mächtiger Traumgott
    Nachts seiner Heimat
    Klingendem, ewigem,
    Schauderndem Froste
    Südwärts enttrug.
    Er sah und staunte:
    Sah fremde Blumen,
    Sah Quellen schreiten
    Durch grünendes Land,
    Und horchte verwundert
    Hellstimmiger Vögel
    Tönendem, süßem
    Frühlingsgesang.
    Und da er erwachte,
    Da blieb ihm in tiefster
    Verschwiegenster Seele
    Ein heimliches
    Glück,
    Im ewigen Winter
    Ein Frühlingserinnern:
    An eine Nachtigall,
    Die ihm geschlagen,
    An eine Stunde,
    Die er genossen,
    An eine Rose,
    Deren Duft gespenstig
    Und dennoch hold
    Des wieder Einsamen
    Träume durchwebte ...
    _____


     

  • Marie Eugenie Delle Grazie (1864-1931)

    Vergangen

    Ich denke hin, ich denke her,
    Mein Sinn wird trüb, mein Herz wird schwer,
    Meine Seele faßt ein Bangen;
    O sagt, wo ist die süße Zeit,
    Voll Liebeslust und Seligkeit?
    Vergangen, ach vergangen!

    O sagt, wo ist der gold'ne Tag,
    Da ich an seinem Herzen lag,
    Von seinem Arm umfangen,
    Da mir die schönste Thrän' entquoll,
    Die Brust von Lieb und Wonne schwoll?
    Vergangen, ach vergangen!

    O sagt, wo ist die schöne Stund',
    Da ich an seinem trauten Mund
    Voll Himmelslust gehangen,
    Da ich ihm tief in's Aug geschaut,
    Ihm Alles, Alles anvertraut?
    Vergangen, ach vergangen!

    Ich denke hin, ich denke her,
    Mein Sinn wird trüb, mein Herz wird schwer,
    Meine Seele faßt ein Bangen;
    O sagt, wo ist mein ganzes
    Glück?
    Ach Gott, es kehrt wohl nie zurück,
    Vergangen bleibt vergangen!
    _____


    Die Augen des Geliebten

    Welche Wonne, welch' Entzücken,
    Liebster in Dein Aug' zu blicken,
    Das so tief, so sehnend blaut,
    Das vom reinsten
    Glücke trunken,
    Freude sprüht in hellen Funken
    Wonnesam und liebetraut.

    Was die Welt an Schönem heget,
    Was das Menschenherz beweget,
    Lacht aus Deinem Aug' mich an,
    Und ich fühl mit süßem Bangen,
    Daß der Seele Gluthverlangen
    Nicht ein leerer, eitler Wahn.

    War mein Leben doch so trübe,
    Ohne Hoffnung, ohne Liebe,
    War das
    Glück mir doch so fern,
    Eh' mit himmlischem Gefunkel
    Durch das tiefe Schmerzensdunkel
    Hold erglänzt mir dieser Stern.

    Und so mög' er ewig glühen,
    Ewig
    Glück und Wonne sprühen
    Aus der Seele tiefstem Schacht,
    Daß mein Herz von Lieb durchdrungen,
    Und von sel'ger Lust durchklungen,
    Froh zu neuem Sein erwacht.
    _____


     

  • Felix Dörmann (1870-1928)

    O laß bei Dir mich wohnen,
    Bei Dir mich immer sein,
    Erlösung kann mir werden
    Bei Dir, bei Dir allein.

    Denn nur bei Dir ist Frieden
    Und stilles, tiefes
    Glück,
    O sei nicht grausam, stoß' mich
    Nicht in die Nacht zurück.
    _____


    Stumme Liebe

    Selig, willenlos dahingegeben,
    Ruht der schlanke Leib in meinen Armen,
    Und die feuchten, vollen Lippen suchen
    Leise die meinen.

    Aber keine Liebesworte schauern
    Aus bedrängtem Busen weich ans Ohr mir;
    Nur die dunklen, angstvoll großen Augen
    Leuchten vor Liebe.

    Schweigend pressen sich die heißen Hände,
    Sprechen sich die Geister und die Herzen,
    Und geheimnisvoll beschleicht die Seele
    Ahnung des
    Glücks.
    _____


     

  • Carl Ferdinand Dräxler-Manfred (1806-1879)

    Schwärmerei

    Meiner Liebe Freuden
    Sind ein ewig Scheiden,
    Und ein banges Meiden
    Meiner Liebe Lust.
    Gerne möcht' ich sagen:
    Endet nun, ihr Klagen, -
    Aber neue tragen
    Muß ich in der Brust.

    Kaum das
    Glück genossen,
    Mund an Mund zerflossen,
    Herz an Herz geschlossen,
    Trennt uns das Geschick;
    Und mein tiefes Sehnen
    Perlt in heißen Thränen,
    Klagt in leisen Tönen
    Um verlor'nes
    Glück.

    Muß denn im Entbehren
    Und in stillen Zähren
    Liebe sich verklären,
    Und in tiefem Leid?
    Wird man ewig reißen
    Mich aus deinen Kreisen,
    Wird es niemals heißen:
    Dein in Ewigkeit?

    Oder trübe Zeiten
    Sollen vorbereiten
    Künft'gen Seligkeiten
    Mein gebeugtes Herz?
    O, wie ich dann diese
    Qualen alle priese,
    Denn zum Paradiese
    Würde so der Schmerz.

    Ach, erscheine Stunde,
    Heile meine Wunde,
    Gib zum ew'gen Bunde
    Sie, die mich beseelt:
    Ob ich es ertrüge,
    Ob ich unterliege
    Bei des Herzens Siege,
    Weiß der Herr der Welt!

    Aber wenn der Einen
    Ich mich darf vereinen,
    Glück, dann preis' ich deinen
    Sel'gen Zauberstab;
    Und wenn ich erbleiche,
    Da ich sie erreiche,
    Reg' ich noch als Leiche
    Jubelnd mich im Grab.
    _____


    Was Frühling und Gesang
    Und Sonnenlicht,
    Ihr machtet mir nur bang,
    Wär Liebe nicht!

    Zwar ist die Blume schön,
    Die Welle klar,
    Und Nachtigallgetön
    Gar wunderbar.

    Doch vollen Zauber gibt
    Erst Liebe euch;
    Es fühlt sich, wer verliebt,
    Den Göttern gleich.

    Ihm singt die Nachtigall
    In Hymnen
    Glück,
    Es spiegelt Wasserfall
    Ihm
    Glück zurück;

    Glück deutet ihm das Grün,
    Des Himmels Blau,
    Und
    Glück ist rings um ihn,
    Wohin er schau'.

    Und schlummert er, so lullt
    Das
    Glück ihn ein,
    Von Engeln und von Huld
    Träumt er allein.

    Und stirbt er, so war
    Glück
    Sein Lebenslauf,
    Und jenseits schlägt den Blick
    Er
    glücklich auf.
    _____


    Einmal geseh'n nach langer Zeit,
    Herz, lerne dich begnügen,
    Und schlürf' des Anblicks Seligkeit
    In langen, langen Zügen.
    O
    Glück, du wollest nur mit Qual
    Die Sehnsucht mir belügen,
    Und bietest nun mit einemmal
    Mir stille Freuden ohne Zahl
    Und namenlos Vergnügen.
    _____


    Ein
    Glück, daß Niemand deinen süßen Lippen
    Es ansieht, wen
    beglückt ihr heißer Kuß;
    Ein
    Glück, daß man, um Seligkeit zu nippen,
    Nicht bei der Welt Erlaubniß betteln muß;
    Ein
    Glück, daß Herzen mit dem ersten Schlage
    Sich ganz verstehn, wenn sie einander lieb:
    Ein Unglück, daß dem Zauber jener Tage
    Ein allzutreu Gedächtniß mir verblieb!
    _____


    O  nennt mich eitel nicht, weil ich mein Loos,
    Als wär' es des Verdienstes Krone, male:
    O nein, unwürdig wohl, und
    glücklich blos,
    Sonn' ich mich in dem reichsten Liebestrahle. -
    Doch ist mein
    Glück so überschwenglich groß,
    Daß ich, wenn ich nur etwas euch verriethe,
    Leicht in den Schein der Eitelkeit geriethe, -
    Indeß so reich ist meines Segens Masse,
    Daß ich sie selber noch nicht ganz erfasse.
    _____


    Liebe

    Liebe kommt auf allen Wegen
    Dir entgegen,
    Lieb' ist immer nah;
    Mußt sie nur vorbei nicht lassen
    Und erfassen,
    Wenn sie eben da.

    Wenn du da, wo du dich täuschest,
    Liebe heischest,
    Ist der Fehler dein;
    Von der Tulpe stolzem Prangen
    Duft verlangen,
    Fällt nur Thoren ein.

    Lieb' errathen, ihre Bahnen
    Leise ahnen,
    Kann nur Herz und Blick.
    Ohne Lauschen doch sie finden
    Und sie binden,
    Ist ein
    Götterglück.

    Knüpfe nicht mit dem Verstande
    Liebesbande,
    Sondern mit Gefühl;
    Solches Netz schön ausgehangen
    Wird sie fangen,
    Denn sie liebt dies Spiel.

    Nütze wohl die Augenblicke,
    Rück' und schicke
    Dich in ihre Gunst;
    Denn nicht irres Weiterschweifen,
    Das Ergreifen
    Ist der Liebe Kunst.

    Nicht in Träumen zu erstreben,
    Nur im Leben
    Ist das
    Glück dir nah.
    Liebe kommt auf allen Wegen
    Dir entgegen,
    Lieb' ist immer da!
    _____


     

  • Demeter Dudumi (um 1856)

    Ein einziger - kleiner Augenblick
    War meines Lebens größtes
    Glück;
    Um Kronen gäb' ich nicht zurück
    Den einzigen - kleinen Augenblick!

    Ein einziger - kleiner Augenblick
    Ist unser kurzes Leben hier;
    Doch deine Lieb' verewigt mir
    Den einzigen - kleinen Augenblick!
    _____


     

  • Ida von Düringsfeld (1815-1876)

    Thränen im
    Glücke

    Du mußt dich nicht bekümmern,
    Wenn einmal auch geschwind
    Beschattet meine Stirn ist,
    Die Augen voll Thränen sind.

    Am hellsten Sonnentage,
    Schwebt da ein Wölkchen nicht
    Manchmal zwischen die Gegend
    Und das gewaltige Licht?

    Auf Augenblicke ruht dann
    Alles in Schatten gehüllt,
    Und doch ist's von des Lichtes
    Herrlicher Macht erfüllt.

    Also kann in der Liebe
    Leben athmen die Frau,
    Und dennoch an ihren Wimpern
    Zittern der Thräne Thau.
    _____


     

  • Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857)

    Der
    Glückliche

    Ich hab' ein Liebchen lieb recht von Herzen.
    Hellfrische Augen hat's wie zwei Kerzen,
    Und wo sie spielend streifen das Feld,
    Ach wie so lustig glänzet die Welt!

    Wie in der Waldnacht zwischen den Schlüften
    Plötzlich die Täler sonnig sich klüften,
    Funkeln die Ströme, rauscht himmelwärts
    Blühende Wildnis - so ist mein Herz!

    Wie vom Gebirge in's Meer zu schauen,
    Wie wenn der Seefalk, hangend im Blauen,
    Zuruft der dämmernden Erd', wo sie blieb? -
    So unermeßlich ist rechte Lieb'!
    _____


    Liedchen

    Wie jauchzt meine Seele
    Und singet in sich!
    Kaum daß ich's verhehle,
    So
    glücklich bin ich.

    Rings Menschen sich drehen
    Und reden gescheut,
    Ich kann nichts verstehen,
    So fröhlich zerstreut. -

    Zu eng wird das Zimmer,
    Wie glänzet das Feld,
    Die Täler voll Schimmer,
    Weit, herrlich die Welt!

    Gepreßt bricht die Freude
    Durch Riegel und Schloß,
    Fort über die Heide!
    Ach, hätt' ich ein Roß! -

    Und frag' ich und sinn' ich,
    Wie so mir geschehn? -
    Mein Liebchen herzinnig,
    Das soll ich heut' sehn.
    _____


     

  • Ludwig Eichrodt (1827-1892)

    Liebeslied

    Es ist so gut und leicht gesagt,
    Ich liebe, liebe dich,
    Man hat so schnell sich eingeliebt,
    So ganz herzinniglich.
    Man fällt sich um den Hals und küßt,
    Bis man vor Liebe trunken ist;
    Und kann sein
    Glück nicht fassen,
    Und will sein
    Glück nicht lassen.

    Und wenn man einmal Abschied nimmt,
    Ist man zum Tod betrübt;
    Da fühlt man erst, da weiß man erst,
    Wie sehr man sich geliebt.
    Man küßt sich fort und bleibt allein,
    Man weint sich aus und schickt sich drein,
    Und träumet unterdessen,
    Und kann sich nicht vergessen.

    Und süß ist auch, wenn aus der Fern
    Die Grüße kommen, gehn -
    Was aber drum am schönsten bleibt,
    Das ist das Wiedersehn.
    Da wird man stumm vor Schreck und Freud,
    Und möcht in alle Ewigkeit
    Sich aneinander weiden,
    Und nun und nimmer scheiden.
    _____


     

  • Helene von Engelhardt (1850-1910)

    Überreich

    In Lenzespracht, in Waldesnacht,
    Der Finke schlägt, der Kuckuck lacht,
    Maasliebchen blüht und Flieder bunt,
    Und wilde Ros' im Waldesgrund.

    Und mein ist all die Herrlichkeit,
    Und mein die Welt so groß und weit,
    Und mein die Ros' im Waldesschooß,
    Und mein das
    Glück so grenzenlos!

    O junger Lenz, mein bist Du, mein,
    Mit allem Deinem Sonnenschein!
    Mit Lieb' und Nachtigallenchor,
    Mit
    Glück und wildem Rosenflor!
    _____


     

  • Otto Ernst (1862-1926)

    Ewiges
    Glück

    Langsam durchschnitt ein Schiff die schwarzen Fluten.
    Weit dehnte sich das Meer, unnennbar groß,
    Und über ihm im bleichen Mondenstrahle
    Stand schimmernd eine Möve, regungslos.

    So schwebten unsre Seelen still im Lichte.
    Du saßest an des Schiffes Bord gelehnt;
    Ich stand vor dir und Auge sank in Auge,
    Und unser war, was wir so lang' ersehnt.

    Kein Laut entheiligte das süße Schweigen;
    Voll war das Herz, und Worte waren weit.
    Das
    Glück war unermeßlich; aus den Fluten
    Und in den Herzen klang's: Unendlichkeit!

    Gedenken muß ich jener fernen Stunde,
    Da wieder vor uns wogt das blaue Meer.
    Hell glänzt der Tag - die Woge rollt zum Strande,
    Sie rauscht und sprüht - sonst Stille ringsumher.

    Wir ruhn am Ufer, traumversunken beide.
    In jener lauten Welt, der wir entflohn,
    Da reden sie vom
    Glück der reinen Liebe
    Fast nur mit Lachen noch und kühlem Hohn.

    Wo hastiges Gewinnen und Genießen
    Die Seelen eint und von einander reißt,
    Da raunten sie mir in das Ohr, daß Liebe
    Auch nur ein Rausch für kurze Stunden heißt.

    Ins Meer blick ich hinaus: Noch immer haucht es
    Ins Herz mir Schauer der Unendlichkeit.
    In deinem Auge such ich deine Treue,
    Und ruhig lächelt's: "Für die Ewigkeit!"
    _____


    Tiefglücklich

    Das ist der Segen dieser trüben Stunden,
    Die mir ein sorgengrauer Himmel sendet:
    Die sel'ge Mahnung, daß ich dich gefunden,
    Zu der mein Blick aus jeder Nacht sich wendet,
    Der Trost, daß meiner heißen Stirn nicht fehle
    Die milde Tröstung deiner weichen Wange
    Und ich im tiefsten Leid von ganzer Seele
    Doch stets nach dir und nur nach dir verlange.
    _____


     

  • Bruno Ertler (1889-1927)

    Drei Stunden

    Drei Stunden hat der Tag;
    die andern sind ein Warten,
    ein langer, harter Weg
    zu einem lieben Garten.

    Drei Stunden hat mein Tag;
    das andre ist leere Zeit,
    aber in diesen drei Stunden
    ist
    Glück und Ewigkeit,

    ist Feierabendfrieden
    und aller Unrast Ruh’,
    Ziel alles Heimverlangens —
    In diesen drei Stunden bist du —
    _____


    Stille Stunde

    Mein Herz geht still.
    Es stürmt nicht mehr
    und stockt nicht mehr,
    es singt ein Lied
    in ruhigem Takt,
    ein reiches, abendtiefes Lied,
    ein Lied vom
    Glück.

    Mein Herz, das rang
    und zuckend litt —
    es schmerzt nicht mehr,
    es zittert nicht,
    es singt ein Lied:
    Ich hab' dich lieb — du hast mich lieb — —

    Mein Herz geht still —
    _____


     

  • Gisela Etzel (1880-1918)

    Mein Tag ist so von Liebe ganz beladen,
    Daß ich erschauernd wie durch Wonnen gehe,
    Vor Traum nichts Wirkliches mehr sehe,
    Nur selig fühle heilig starke Gnaden.

    O so in lindem Regen sich zu baden
    Von Zärtlichkeiten, Tag um Tag genossen,
    Und von Erinnern völlig eingeschlossen
    Hinwandeln an der Liebe Lustgestaden /

    Das ist ein
    Glück, als ob mit jungen Händen
    Ein Gott vom Lebensbaum mir Früchte bricht,
    Sie stumm und ragend reicht im Sonnenlicht,
    Das uns mit tausend emsigen Strahlenbränden
    / Zwei fremde Blüten, die sich nie sonst fänden /
    In Schicksalslaune eng zusammenflicht.
    _____


    Seit ich dich liebe, habe ich ein Fühlen,
    Als trüge ich mein Herz in offnen Händen,
    In das nun alle Schmerzen niederfielen,
    Die sich nur je bei Liebe nahe fänden.

    Und tief befangen leb ich meine Tage
    Und blicke strahlend auf die Schmerzen nieder,
    Die ich um dich in meinem Herzen trage,
    Und küsse sie und singe ihnen Lieder

    Und fühle, daß ich sacht zu Tode gehe,
    Denn lange läßt sich solche Last nicht tragen:
    Zu viel des
    Glücks, daß ich nun vor mir sehe
    So ewige Lust von liebeseligen Tagen!

    Ich weiß gewiß, daß solches Zudirflammen,
    Wie ich jetzt fühle, nur noch Sterben kennt:
    So schweres
    Glück fällt tief mit Leid zusammen,
    Und Tod nur ist, der beides wieder trennt.
    _____


    Gleich Glockenläuten branden auf in mir
    Die tausend Wogen deiner Zärtlichkeiten,
    Mit denen du mich gestern überschüttet.
    Heut ist es Alltag, und ich gehe hin
    Mit Kleidern angetan vor aller Blicken /
    Und fühlte nie doch meinen Leib so nackt,
    So heißbelebt und jäh durchpulst von
    Glück!
    Wie strahlt mein Blick, der nichts als Eines sieht:
    Ein Antlitz über mir, das in Verzückung
    Dies hingegebne wehe Lächeln formt,
    Das wilder lockt als lauter Wollustschrei.
    Wie glüht mein Mund / der nichts als Eines fühlt:
    Den reinen Duft von lauter roten Rosen,
    Die kühlen Tau in meine Lippen pressen.
    Wie lauscht mein Ohr / und hört doch nur ein Kosen,
    Als rieselten aus roten Rosen Worte
    Voll fremder Glut mir über Hals und Nacken.
    Wie fassen meine Hände
    So liebreich heute alle Dinge an,
    Als glitten sie an sanft geschwelltem Bogen
    Von Hüften hin, die hart in meine Lenden
    Den tiefsten Rausch, den Gott uns gab, vollenden.
    _____


    Und daß man letzten Endes einsam ist,
    Dies dunkle Wissen, das in Tiefen lauert,
    Ist wie Gespenst, das mir am Wege kauert,
    Damit mein Schritt sein Mahnen nicht vergißt.

    Wenn kühn der Geist erstrebte Höhen mißt,
    Wenn Blick in Blick und Herz in Herz erschauert,
    Ist doch dies Wissen da, das mich ummauert:
    Nur atemlang ist alles Findens Frist.

    O welch ein
    Glück, sich traumlos hinzuschenken,
    In andres Dasein eingebettet sein,
    Für sich nichts suchen und für sich nichts denken,
    Nur blumegleich sich wurzelfest versenken
    Und duftend blühn in fremdem Sonnenschein /
    Nie mehr verstört / und nie, nie mehr allein!
    _____


     

  • Gustav Falke (1853-1916)

    Auf der Jagd

    Schmale Wege gingen wir
    Hand in Hand,
    Schmetterlinge fingen wir
    hart an eines Abgrunds Rand.
    Und mit jedem Falter glaubten wir
    gleich das
    Glück, das Glück gefangen,
    doch die Finger nur bestaubten wir,
    und der schöne Schimmer war vergangen.

    Aber nie genug.
    Immer reizt der Flug
    dieser bunten Gaukler uns zum Fang.
    Dort, den Weg entlang,
    quer jetzt. Wie er lacht.
    Pfauenaugenpracht.
    Hasch ihn. Da. Das
    Glück.
    Über Tiefen. Halt! Zurück!
    Hoch im Sonnenglanz
    Faltentaumeltanz,
    aber unten droht die schwarze Nacht.
    _____


    An ***

    Was ich dir verdanke?
    Goldenen Tag und Traum,
    des
    Glücks eine blühende Ranke
    um meinen Lebensbaum,
    eine Liebe, die im Verzichten
    schweren Sieg errang,
    und für mein Singen und Dichten
    einen reinen, keuschen Klang.
    _____


    Fromm

    Der Mond scheint auf mein Lager,
    ich schlafe nicht,
    meine gefalteten Hände ruhen
    in seinem Licht.

    Meine Seele ist still, sie kehrte
    von Gott zurück,
    und mein Herz hat nur einen Gedanken:
    Dich und dein
    Glück.
    _____


     

  • August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)

    Mein Stern

    Ich fragt einen Stern am Himmel:
    Willst du mein
    Glückstern sein?
    So oft ich ihn sah und fragte,
    Gab er gar lieblichen Schein.

    Ich sah ihn jeden Abend,
    Er lächelte stets mir zu
    Und sandte Trost hernieder
    Und Frieden mir und Ruh.

    Er war mein treuer Begleiter
    Durch manche düstre Nacht,
    Hat meine Pfade beleuchtet,
    Mich immer ans Ziel gebracht.

    Jetzt ist mein Stern verschwunden
    Mit seinem lieblichen Licht.
    Mir glänzen unzählige Sterne,
    Er aber glänzt mir nicht.

    Von all den unzähligen Sternen
    Warst du, mein Liebchen, mein Stern,
    Einst meinem Herzen so nahe,
    Und jetzt so fern, so fern!
    _____


    Liebesglück

    In jedes Haus, wo Liebe wohnt,
    Da scheint hinein auch Sonn und Mond;
    Und ist es noch so ärmlich klein,
    So kommt der Frühling doch hinein.

    Der Frühling schmückt das kleinste Haus
    Mit frischem Grün und Blumen aus,
    Legt Freud in Schüssel, Schrank und Schrein,
    Gießt Freud in unsre Gläser ein.

    Und wenn im letzten Abendrot
    An unser Häuschen klopft der Tod,
    So reichen wir ihm gern die Hand,
    Er führt uns in ein bessres Land.
    _____


    O
    glücklich, wer ein Herz gefunden!

    O glücklich, wer ein Herz gefunden,
    Das nur in Liebe denkt und sinnt
    Und mit der Liebe treu verbunden
    Sein schönres Leben erst beginnt!

    Wo liebend sich zwei Herzen einen,
    Nur eins zu sein in Freud und Leid,
    Da muß des Himmels Sonne scheinen
    Und heiter lächeln jede Zeit.

    Die Liebe, nur die Lieb ist Leben:
    Kannst du dein Herz der Liebe weihn,
    So hat dir Gott genug gegeben,
    Heil dir! Die ganze Welt ist dein!
    _____


    Siehe, der Frühling währet nicht lang

    Siehe, der Frühling währet nicht lang:
    Bald ist verhallt der Nachtigall Sang.
    Blühen noch heute Blumen im Feld,
    Morgen ist öd und traurig die Welt.
    Aber der Liebe selige Lust
    Ist sich des Wandels nimmer bewußt.

    Alles auf Erden hat seine Zeit;
    Frühling und Winter, Freuden und Leid,
    Hoffen und Fürchten, Ruhn und sich Mühn,
    Hoffen und Scheiden, Welken und Blühn.
    Aber der Liebe selige Lust
    Ist sich des Wandels nimmer bewußt.

    Weil uns des Lebens Sonne noch scheint,
    Wollen wir leben liebend vereint,
    Wollen der Zukunft Wetter nicht scheun,
    Wollen des Augenblicks uns erfreun!
    Was auch des Himmels Fügung uns gibt,
    Glücklich ist nur das Herz, das da liebt!
    _____


    Nur liebend ist dein Herz ein Herz

    Was ist die Welt, wenn sie mit dir
    Durch Liebe nicht verbunden?
    Was ist die Welt, wenn du in ihr
    Nicht Liebe hast gefunden?

    Verklage nicht in deinem Schmerz
    Des Herzens schönste Triebe!
    Nur liebend ist dein Herz ein Herz,
    Was ist es ohne Liebe?

    Wenn du die Liebe nicht gewannst,
    Wie kannst du es ermessen,
    Ob du ein
    Glück gewinnen kannst,
    Ob du ein
    Glück besessen?
    _____


    Wie's Laub sich herzt im Winde

    Wie's Laub sich herzt im Winde,
    Hab ich mein Lieb geherzt,
    Wohl unter jener Linde
    Gar süß mit ihm gescherzt.
    Die Blätter von der Linde,
    Wie flogen sie geschwinde
    Hinaus in alle Welt.
    Der Frühling kehret wieder,
    Doch keiner bringt zurück,
    Mir zurück mein
    Liebesglück.

    Ihr purpurroten Rosen,
    Wie seid ihr früh verblüht!
    Du heißes Liebeskosen,
    Wie bist du früh verglüht!
    Die Blätter von der Rose,
    Wie schnell im Windgetose,
    Wie schnell verflogen sie!
    Der Frühling kehret wieder,
    Doch keiner bringt zurück,
    Mir zurück mein
    Liebesglück.
    _____


     

  • Karl Ferdinand von Fircks (1828-1871)

    Herzensjubel

    Was pocht mir an's Herz, was klingt mir im Ohr,
    Was läutet in meinen Gedanken,
    Was tastet und blühet an mir empor
    Wie spielend umschlingende Ranken?

    Es singt mit den Vögeln in Lüften hell,
    Es kommt mit dem Winde gezogen,
    Es hüpft und tanzt auf dem Wiesenquell,
    Es schifft auf den blauen Wogen.

    Ich glaube, ich glaube, das
    Glück, das Glück
    Ist der Haft des Himmels entronnen
    Und tanzt und singt auf der Wanderschaft
    Im fröhlichen Lichte der Sonnen.

    Und wer es hört singen den Weg entlang,
    Dem blühen die Thäler und Hügel,
    Und wen es thut streifen auf seinem Gang,
    Dem regen im Herzen sich Flügel.

    O, wer es zu greifen, zu fangen verständ',
    Und wer es dann wüßte zu halten
    In tiefer verschwiegener Brust und fromm
    Die Hände darüber zu falten!
    _____


     

  • Johann Georg Fischer (1816-1897)

    Glück und Wehe

    Gestern, vom Walde
    Zwei Schritte kaum,
    Träumte die Freundin
    Des Frühlings Traum;

    Heute, vom Walde
    Zwei Schritte nur,
    Blüht er selber
    Auf ihrer Spur,

    Leuchtet und duftet
    Wie nirgend so;
    Aber die Freundin
    Wo blieb sie, wo?

    Deine Blüten,
    Du seliges Thal,
    Herzt man sie nicht
    Mit einemmal?

    Tausende dringen
    Zu Sinnen mir;
    Aber die Seele
    Weint nach ihr.

    Göttlicher Frühling,
    Ersehnter du,
    Bist du das
    Glück,
    Und das Weh dazu?
    _____


    Mein
    Glück

    Ich weiß es doch und glaub' es kaum,
    So wunderbar ist mir,
    Ich geh' am Tag als wie im Traum
    Ob all der Lust an dir.

    Und doch im tiefsten Traum ist mir
    So hell und sonnenklar,
    Daß nur ob all der Lust an dir
    Die Welt so wunderbar.

    Und wenn die Welt als wie im Traum
    Vergieng' ob dir und mir,
    Ich wüßt' es kaum, ich glaubt' es kaum,
    Ob all der Lust an dir.
    _____


    Der
    Glücksgöttin

    Heute ganz vor mir enthüllt,
    Göttin, sah ich dich,
    Und es tränkte, vollgefüllt,
    Deine Schale mich.

    Was ich träumend kaum geglaubt,
    Hast du mir geschenkt,
    Hast der Längstersehnten Haupt
    Mir an's Herz gesenkt.

    Und was Liebe geben kann,
    Hat sie gern gewährt,
    Was in schönster Stunde man
    Seligstes erfährt;

    Daß ich weiß von dieser Frist
    Wie ich's nie gewußt,
    Was dem Mann beschieden ist
    An des Weibes Brust. -

    Komme nun was kommen mag!
    Lust und Leid der Zeit,
    Reicht ihr doch an diesen Tag
    Nie in Ewigkeit.
    _____


    Gekrönt

    Ich trag' ein herrliches
    Glück im Sinn,
    Und was ich thue und wo ich bin,
    Es schwebt mir um's Haupt sein warmer Glanz
    Wie ein unbestrittener Königskranz,
    Und die dürftigen Menschen, sie wissen nicht,
    Was mir glüht und leuchtet im Angesicht.

    Denn daß ich dich besessen habe,
    Deren Namen ich tief in der Brust begrabe,
    Das bleibt ewiger Preis dem Mann,
    Ein Gedanke, der niemals sterben kann.
    Und müßt' ich selber zu Grunde geh'n,
    Und schwände, du Einzige, Tag und Nacht,
    Die Wahrheit bleibt wie die Sonne steh'n,
    Daß du zum Könige mich gemacht.
    _____


    Mein
    Glück

    Ich weiß es doch, und glaub' es kaum,
    So wunderbar ist mir:
    Ich geh' am Tag als wie im Traum
    Ob all der Lust an dir.

    Und doch im tiefsten Traum ist mir
    So hell und sonnenklar,
    Daß nur ob all der Lust an dir
    Die Welt so wunderbar.
    _____


     

  • Cäsar Flaischlen (1864-1920)

    Glück

    Nun ward es Sommer und die Rosen blühn
    und blaue Sterne blitzen durch die Nacht . .
    und durch die Nacht und ihre blühenden Rosen
    und ihre glück-tieffrohe Stille hingegen wir
    . . zwei selige Kinder . .
    und endlos vor uns breitet sich . .
    in wunderbarer Helle,
    von reifendem Korn durchrauscht,
    die schöne Welt.
    _____


    So still und ruhig...

    So still und ruhig, so erfüllten Wunsches froh
    gingen auch wir einst durch die lauten Straßen,
    langsam, Arm in Arm, und plaudernd, wie man so plaudert,
    wenn man Sommerabends durch die Straßen schlendert . .
    ein bisschen aus den Häusern rauszukommen
    und die Sonne untergehn zu sehen,
    draußen, über der Heide, braun und rot ...
    es ist so schön, die Sonne untergehn zu sehn
    und Hand in Hand so, eines stillen
    Glückes ruhig,
    im schattenlosen, weichen Licht der Dämmerung zu stehen ...
    Und nun ist alles, wie vor jenem Sommer:
    in Hast und Unruh hetz ich durch den Tag und suche
    mich in Arbeit zu vergessen und nenne das : Sieg !
    und nenn es Knabentorheit : seine Zeit an solche Stimmungen
    und Liebesträume zu vertrödeln!
    Und dennoch, wenn ich auf den Straßen dann und wann
    Zwei gehen sehe, unbekümmert um den Lärm rings plaudernd
    und so still und ruhig, wie auch wir einst gingen. .
    da packt es mich und wie ein Bettler folg ich ihnen, . .
    irgend ein paar Worte zu erhorchen,
    und wie ein Dieb, von ihrem stillen
    Glück
    mir was zu stehlen.
    _____


     

  • Theodor Fontane (1819-1898)

    Gewonnen

    Ich schaute einst im Traume
    Zwei Äuglein, klar und schön,
    Die waren wie die Sterne
    So lieblich anzusehn.

    Ich küßte auch zwei Lippen,
    In Morgenrot getaucht,
    Die waren wie die Rosen,
    Von Anmut überhaucht.

    Ich hörte eine Stimme,
    Von silberhellem Klang,
    Die zitternd mir zum Ohre
    Und wohl noch tiefer drang.

    Was schon in luftgen Träumen
    Mein trunknes Herz erschaut,
    Sie, die im Traum ich liebte -
    Ward heute meine Braut! -

    Die Augen wie die Sterne,
    Die seien nun begrüßt,
    Die Lippen wie die Rosen,
    Die seien nun geküßt;

    Und Worte wie die Lieder
    Erlausche Herz und Sinn,
    In Worten kling' es wieder
    Wie
    glücklich heut ich bin.
    _____


     

  • Karl August Förster (1784-1884)

    Liebesglück

    Was brauch' ich des Mondes, was brauch' ich der Sterne?
    Verbergt euch, ihr Lichter der einsamen Nacht!
    Erblick' ich am Baume mein Mädchen von ferne,
    Begrüßt mich ein Himmel in nahender Pracht;
    Und beut sie Willkommen mit freundlichem Laute,
    So dünkt's mich, es sprächen die Engel zu mir,
    Und was ich in seligen Träumen erschaute,
    Ich hab' es gefunden, gefunden in ihr.

    Und ladet sie grüßend zu duftigem Flieder,
    Zu Mondscheingeflüster mich
    Glücklichen ein,
    In Lenzesentzücken gleich ist es mir wieder,
    Als müßte sie selber der Frühling sein.
    Es haucht mir ihr Athem, wie Wehen des Lenzen,
    Es tönet ihr Wort mir, wie Nachtigalllaut,
    Und weint sie vor Freude, wie Blumen dann glänzen
    Die Wangen, von Perlen der Liebe bethaut.

    Doch streck't sie die Arme mit sehnenden Blicken
    Und drückt mich still an die schwellende Brust,
    Dann schwindet, was Erd' ist, und Engel entrücken
    Zum Himmel empor mich in steigender Lust.
    So wirket sie Zauber in heimlichen Stunden
    Und weiß es doch nimmer, wie selig sie macht.
    Doch Einer, der weiß es und hat es empfunden;
    Drum denkt er des Mägdleins bei Tag und bei Nacht.
    _____


     

  • Marie Laura Förster (1817-1856)

    Stummer Schmerz, lautes
    Glück

    O im Schmerze muß ich schweigen,
    Schließ' ihn tief ins Herz hinein.
    Er allein ist ganz mein eigen,
    Bin mit ihm und Gott allein;
    Und ob mir das Herz auch bricht,
    O im Schmerze sing' ich nicht!

    Doch mein
    Glück, das möcht' ich sagen,
    Rufen es in jedes Ohr,
    Es von Herz zu Herzen tragen,
    O das meine drängt's hervor;
    Jede Lust wird ein Gedicht -
    O mein
    Glück verschweig' ich nicht.
    _____


     

  • Ludwig August Frankl (1810-1894)

    Mahnung

    Dieser Stunden Seligkeit
    Trinke kühn mit durst'gem Munde;
    Nimm sie auf die schöne Zeit
    In dem tiefsten Seelengrunde.

    Nah an Wonne grenzt das Leid;
    Sollten Wandlung wir erfahren,
    Tröstet uns die schöne Zeit,
    Da wir einst so
    glücklich waren!
    _____


    Wenn liebende Arme uns umstricken
    Wenn Blick in Blick
    Und Lipp' an Lippe heiß,
    In seligem Entzücken,
    So ist im engsten Kreis
    Unendliches
    Glück.
    Drin ruht ein Himmel für dich bereit,
    Drin wogt das Meer der Seligkeit!
    _____


     

  • Maria Clementine François (1823-1844)

    Amor

    Amor, du von allen Göttern
    Bist der reizendste zu schau'n;
    Dir, nur dir möcht' ich vor Allen
    Gern mein Leben anvertrau'n!
    Du allein vermagst zu geben
    Unsers Daseyns höchstes
    Glück;
    Wonne spricht aus deinen Zügen,
    Seligkeit aus deinem Blick.
    Rosen müssen rings erblühen,
    Wo du eingekehrt als Gast,
    Scherz und Freuden mit dir ziehen -
    Nur schade – daß du Flügel hast!
    _____


    Die Rose

    Die Rose ist das Sinnbild süßer Liebe,
    Drum nimm als Weihgeschenk sie heute an.
    Mit Rosen soll sich deine Stirne schmücken,
    Und Rosen kränzen deine Lebensbahn.
    Wo Liebe blüht, da blühet auch das Leben,
    Da keimet noch des Himmels wahres
    Glück,
    Da kehren gern die Engel ein, und geben
    Uns das verlor'ne Paradies zurück.
    _____


    Die Liebe

    Liebe ist der Urquell jeder Tugend,
    Liebe ist der Urquell jedes
    Glücks.
    _____


     

  • Else Galen-Gube (1869-1922)

    Aufschrei

    Du ließest hier zurück dein junges Weib,
    das einen Wunsch nur hatte hier auf Erden:
    Dein, dein zu sein mit Seele und mit Leib!

    Was soll aus mir Verzweifelten nun werden?
    Mit deinem Tod erstarb mein
    Liebesglück,
    und nur mein heißes Herz blieb hier zurück.

    Schwül naht die lange Nacht mit ihren Träumen,
    es weht ein Odem von Erinnrungsduft,
    doch zwischen dir und mir gähnt deine Gruft.

    Noch alles ist wie sonst in diesen Räumen;
    nur eins, mein Bestes und mein Liebstes fehlt,
    du, dem ich mich aus Leidenschaft vermählt. …

    Hier ruhte einst dein Kopf und dort die Hände,
    mein Antlitz neben dir, ganz dicht im Pfühl,
    umweht von deinem Atem wonnig-schwül.

    O, daß ich einmal noch dich wiederfände!
    Nicht wiedersehen, nein, dich wiederhaben
    und nach der Stunden
    Glück das Glück begraben.
    _____


    Götzendienst

    Ich knie vor dem Altar, den ich der Liebe
    für dich geweiht, doch bring ich weder Kerzen,
    noch Rosen, und auch Weihrauch streu ich nicht.
    Ich hab für dich noch andre Opferspenden.
    Zum Allerheiligsten in meinen Händen
    trag ich als Liebesgabe ein Gedicht.

    Ein Lied, ein schlichtes Lied nur will ich singen
    vom
    Glück, geboren einst in heilger Stunde,
    ein Hymnus voller Jubel soll es sein.
    Laß mich ihn knieend dir zu Füßen legen
    und spende mir als Priester deinen Segen,
    du, meines dunklen Schicksals Sonnenschein!
    _____


    Meerfahrt

    Weißt du den Abend noch auf blauem Meer?
    Wir schauten beide träumend in die Wellen
    und fühlten tief: Das Schifflein kann zerschellen,
    doch unser
    Glück, das große, nimmermehr.

    Weißt du es noch, wir standen Hand in Hand,
    den Blick gerichtet in die blauen Weiten,
    und ließen Berg und Wald vorübergleiten
    und unser liebes, teures Heimatland.

    Weißt du es noch? Wir sprachen wohl nicht viel,
    denn unsrer Seelen tiefste Saiten klangen
    in Harmonie, und unser Glutverlangen
    wies uns der Liebesträume goldnes Ziel.
    _____


    Wie fanden das
    Glück im Walde …

    Wir fanden das
    Glück im Walde
    im Sommersonnenschein,
    es ging durch die grüne Halde
    tief in den lauschigen Hain.

    Wir folgten ihm ganz verstohlen
    und drückten uns heimlich die Hand.
    Das
    Glück schritt auf leisen Sohlen
    und trug ein gülden Gewand.

    Mein Schatz und ich haben nimmer
    den weiten Weg bereut;
    des
    Glückes sonniger Schimmer
    umstrahlt uns helleuchtend noch heut.
    _____


     

  • Emanuel Geibel (1815-1884)

    Es ist das
    Glück ein flüchtig Ding,
    Und war's zu allen Tagen;
    Und jagtest du um der Erde Ring,
    Du möchtest es nicht erjagen.

    Leg' dich lieber ins Gras voll Duft
    Und singe deine Lieder;
    Plötzlich vielleicht aus blauer Luft
    Fällt es auf dich hernieder.

    Aber dann pack' es und halt' es fest
    Und plaudre nicht viel dazwischen;
    Wenn du zu lang' es warten läßt,
    Möcht' es dir wieder entwischen.
    _____


    Am 26. August 1859

    Ich denke still zurück
    An heut vor sieben Jahren;
    Das war das höchste
    Glück,
    Was damals ich erfahren.

    Das war das höchste
    Glück,
    Wohl hieß ich's froh willkommen;
    Doch hast du's, Herr, zurück
    Aus meiner Hand genommen.

    Die Blüte, die ich pries,
    Die reine, dornenlose,
    Sie blüht im Paradies
    Nun längst als weiße Rose.

    Ach, nimmer den Verlust
    Meint' ich zu überstehen;
    Die Wund' in meiner Brust
    Hast du allein gesehen.

    Doch bleibt ein heil'ger Schmerz
    Im Staub nicht ewig ranken,
    Und heute soll mein Herz
    Nicht klagen, sondern danken,

    Daß, was so schön und hoch
    Mir ward an jenem Tage,
    Ich als Erinn'rung doch
    Stillglänzend in mir trage,

    Und daß du mild von Ihr,
    Bis ich sie wiederfinde,
    Ein süßes Abbild mir
    Beschert in ihrem Kinde.
    _____


    Liebesglück

    O wie so leicht in seligen Genüssen
    Sich mir die Stunden jetzt dahin bewegen!
    Ins Auge schau ich dir, bist du zugegen,
    Und von dir träum' ich, wenn wir scheiden müssen.

    Oft zügeln wir die Sehnsucht mit Entschlüssen,
    Doch will sich stets ein neu Verlangen regen,
    Und wenn wir kaum verständ'ger Rede pflegen,
    Zerschmilzt sie wieder uns und wird zu Küssen.

    Der erste weckt Begier nach tausend neuen,
    Es folgt auf Liebeszeichen Liebeszeichen,
    Und jedes scheint uns höher zu erfreuen.

    Nun erst begreif' ich ganz den Lenz, den reichen,
    Wenn er nicht endet, Rosen auszustreuen,
    Die alle schön sind und sich alle gleichen.
    _____


    O wo ist, wo ist das
    Glück zu Hause,
    Daß ich's endlich finden mag und greifen,
    Und mit starker Fessel an mich binden!
    O wo ist, wo ist das
    Glück zu Hause?

    "Wo des Mondes Sichel schwimmt im Wasser,
    Wo das Echo schläft am hohlen Felsen,
    Wo der Fuß des bunten Regenbogens
    Auf dem Rasen steht, da geh' es suchen!"
    _____


    So halt' ich endlich dich umfangen,
    In süßes Schweigen starb das Wort,
    Und meine trunknen Lippen hangen
    An deinen Lippen fort und fort.

    Was nur das
    Glück vermag zu geben,
    In sel'ger Fülle ist es mein:
    Ich habe dich, geliebtes Leben,
    Was braucht es mehr, als dich allein?

    O, decke jetzt des Schicksals Wille
    Mit Nacht die Welt und ihre Zier,
    Und nur dein Auge schwebe stille,
    Ein blauer Himmel, über mir!
    _____


    Wenn es rothe Rosen schneit,
    Wenn es Liebe regnet,
    Oeffne, Herz, dem
    Glück dich weit,
    Das so hold dich segnet.

    Halt' im Liede fest den Glanz
    Solcher Freudentage,
    Doch ins Heut versunken ganz
    Nicht nach Morgen frage.

    Weißt du doch, der Rosenzeit
    Folgt die Sonnenwende,
    Und die Liebe lohnt mit Leid
    Immerdar am Ende.
    _____


    Wenn still mit seinen letzten Flammen
    Der Abend in das Meer versank,
    Dann wandeln traulich wir zusammen
    Am Waldgestad im Buchengang.

    Wir sehn den Mond durch Wolken steigen,
    Wir hören fern die Nachtigall,
    Wir athmen Düfte, doch wir schweigen -
    Was soll der Worte leerer Schall?

    Das höchste
    Glück hat keine Lieder,
    Der Liebe Lust ist still und mild;
    Ein Kuß, ein Blicken hin und wieder,
    Und alle Sehnsucht ist gestillt.
    _____


    Wohl lag ich einst in Gram und Schmerz,
    Da weint' ich Nacht und Tag;
    Nun wein' ich wieder, weil mein Herz
    Sein
    Glück nicht fassen mag.

    Mir ist's als trüg' ich in der Brust
    Das ganze Himmelreich -
    O höchstes Leid, o höchste Lust,
    Wie seid ihr euch so gleich!
    _____


     

  • Stefan George (1868-1933)

    HERZENSNACHT

    Das trübe leben das mich umschliesst
    Füllt meine seele nicht aus
    Sie ist ein einsames haus
    Um das ein nebelmeer rings sich ergiesst.

    Einmal nur wurde sie mächtig belebt
    Als von dem himmel ein licht
    Brach durch die neblige schicht
    Und durch die düsteren räume geschwebt.

    Aber so kurz nur währte das
    glück.
    Unverhofft wie es entstand
    Wieder das leuchten entschwand
    Und alte finsternis kehrte zurück.
    _____


    Streng ist uns das
    glück und spröde ·
    Was vermocht ein kurzer kuss?
    Eines regentropfens guss
    Auf gesengter bleicher öde
    Die ihn ungenossen schlingt ·
    Neue labung missen muss
    Und vor neuen gluten springt.
    _____


     

  • Felix Grafe (1888-1942)

    Tiefe Nacht legt mir im Schlafe
    kühle Lippen an die Scheiben,
    rauscht und knistert - Hirten treiben
    halbverträumt zu Dorf die Schafe.

    Zögernd kommt ein
    Glück gegangen -
    Still! daß es den Schritt nicht wende -
    leise gleiten meine Hände
    über deine lieben Wangen.
    _____


     

  • Elly Gregor (1848-?)

    Glück und Schmerz

    Kein Menschenmund wird treu besingen
    Das
    Glück, zu schwach sind Liederschwingen,
    Es flattert über Zeit und Ort –
    Das höchste
    Glück, es hat kein Wort.

    Doch wehe, wenn das Eden schwindet!
    Kein Herz verräth, was es empfindet!
    Wie scharf das Schwert des Schicksals sei,
    Wie tief es traf, verräth kein Schrei.

    Eh man erwacht aus irrem Sinnen,
    Ach, müssen viele Tage rinnen
    So langsam in das Meer der Zeit,
    Doch keiner bringt Vergessenheit.

    Dann neu ersteht, was man besessen,
    Und
    Glück und Schmerz wagt man zu messen;
    Ein Thränenlächeln in dem Blick,
    So schwebt vorbei das alte
    Glück.
    _____


     

  • Martin Greif (1839-1911)

    Maienglück

    Wieder streust du deine Düfte,
    Blütenvolle Maienzeit,
    Und im Atem deiner Lüfte
    Ahn' ich deine Göttlichkeit.

    In dir kehrt, die längst vergangen,
    Kehrt die Jugend mir zurück,
    Und in deinem Wunderprangen
    Webt als Traum der Liebe
    Glück.
    _____


    Ihr Händedruck

    Wie sag' ich, daß ins Herz mir dringt
    Dein flücht'ger Händedruck?
    Wie wenn sich nachts durch Sterne schlingt
    Ein blendend Lichtgezuck.

    Die dunkeln Fernen sind erhellt,
    Erschlossen endlos
    Glück,
    Ich schau' in eine goldne Welt
    Und sink' in Nacht zurück.
    _____


     

  • Johann Diederich Gries (1775-1842)

    Vergeblicher Trost

    Oft schon sagt' ich mir verwegen:
    Waffne dir mit Erz die Brust,
    Tritt dem Schicksal kühn entgegen;
    Dulde, was du dulden musst.

    Manches hast du ja ertragen,
    Was nicht Jeder tragen kann;
    Und du wolltest jetzt verzagen?
    Fasse dich, und sey ein Mann!

    Bleibt dir nicht im festen Herzen
    Der Erinnrung holdes
    Glück?
    Treue läutert sich in Schmerzen,
    Trennung ist ein Augenblick. -

    Aber aus dem wunden Herzen
    Tönt es leise mir zurück:
    Ewig sind der Trennung Schmerzen,
    Augenblicke währt das
    Glück.

    Ach, wie bitter ist Entsagen,
    Wenn man einmal sich verwöhnt!
    Lässt das Leben sich ertragen,
    Wenn die Lieb' es nicht verschönt?
    _____


     

  • Theresa Gröhe (Ps. T. Resa) (1853-1929)

    Glück

    Ich wollt' das
    Glück erwarten,
    Es blieb so lange aus -
    Verdorrt war längst der Garten,
    Tief lag im Schnee das Haus.

    Die dunklen Wolken drohten,
    Ich lag und träumte schwer.
    Fahl über'n Himmel lohten
    Die roten Blitze her.

    Hab' einen Ruf vernommen,
    Die Arme breit' ich aus -
    Es ist das
    Glück gekommen,
    In Flammen steht das Haus.

    Schlagt über mir zusammen
    Ihr Flammen rosenrot -
    Ich halt' das
    Glück umfangen
    Und küss' es halb zu Tod'.
    _____


    Er liebt mich!

    Hier lag ich, zusammengebrochen, oft,
    Vorüber schien alles, was ich gehofft,
    Gestorben, zerstört, dahinten weit -
    Nun kommt das
    Glück - o holder Gast,
    Daß dich das traurige Herz nicht faßt!
    Nun kommt sie zurück, die selige Zeit,
    Nun knie' ich - und schluchze bitterlich:
    Er liebt mich - o Gott! - noch liebt er mich!
    _____


    Lenz im Schnee

    Ich eile durch die dunklen Gassen,
    Der Regen sprüht, der Wind erwacht;
    Noch fühl' ich deines Arms Umfassen,
    Noch auf den Wangen, auf den blassen,
    Brennt heiß die Glut, die du entfacht.

    O Frühlingsglanz im Regensprühen,
    O Lenz im Schnee! Wildselig
    Glück!
    Vergessen Welt und Leid und Mühen,
    Nur Mund auf Mund noch fühl' ich glühen
    Und leuchten selig Blick in Blick.
    _____


    Komm' zurück!

    Zuweilen fahr' ich jäh aus Nacht und Schlaf,
    Dem Traume fluchend, der mein Herz umsponnen,
    Dem Traum, gemischt aus Qualen und aus Wonnen.
    Ein Dolchstoß, der die Todeswunde traf. - -

    Und heißen Auges starr' ich in die Nacht.
    Es träumte mir - Gott! daß ich es vergäße!!
    Daß ich auf deinen Knieen wieder säße,
    Um uns des Herbstwalds goldne Märchenpracht.

    O dieser Träume sinnverwirrend
    Glück!
    Gleich Himmelswonnen und gleich Höllenflammen,
    Mit wildem Aufschrei breche ich zusammen -
    Mein
    Glück - mein Herz - mein Leben, komm' zurück!
    _____


     

  • Julius Grosse (1828-1902)

    Demuth des
    Glücks

    Ach, alle Tage will ich nun voll Demuth gehn,
    Daß mir so Liebes ist auf Erden noch geschehn.
    Ich sah schon Tannen hoch und stolz im Waldeshag,
    Sie sanken jäh im Blitzesstrahl, im Wetterschlag.
    Ich sah schon Menschen,
    glückliche von Jugend auf:
    In Leid und Thränen endete ihr Lebenslauf.
    Was hab' ich Großes, Rühmenswerthes denn gethan,
    Daß nun zur holden Wahrheit ward ein Traumeswahn,
    Daß du von mir genommen hast der Jahre Pein,
    Daß mir das Aug' voll Thränen steht, gedenk' ich dein?
    Nichts war ich werth, nur Dornen säten meine Mühn,
    Nun seh' ich Rosen reich auf allen Pfaden blühn.
    Dein Werk nur ist's, du meiner Seele Morgenlicht,
    Daß alle Schatten weichen mir vom Angesicht.
    In ew'ger Demuth will ich nun auf Erden gehn,
    Um dich die Schicksalsstürme all mit Lust bestehn.
    _____


    Verschollenes
    Glück

    Ich weiß ein Märchen, daß ein Wandrer kam
    Zum Waldesgrund, da läutet' es wie Glocken,
    Und eine Blume fand es wundersam
    Und schmückte traumvoll seine braunen Locken.
    Als er zurück zu Menschen kam voll Gram,
    Bestaunten ihn die Leute tief erschrocken:
    Die Welt war älter um viel hundert Jahre,
    Und Keiner kannt' ihn mit dem Kranz im Haare.

    So bist du meine Zauberblume auch,
    Und von des Traumes Bann bin ich umfangen.
    Ich weiß nicht mehr, was bei den Menschen Brauch,
    Mir ist, als wären hundert Jahr' vergangen.
    Ein Fremdling bin ich worden, denn ein Hauch
    Des Alters weht in dieser Welt, der bangen.
    Nur ich bin jung und fremd im blütenvollen
    Lenzschmuck des
    Glückes wie vor der Welt verschollen.

    Drum kehr' ich nun auf immer heim zu dir
    Und meinem
    Märchenglück im Waldesgrunde.
    Vergessen will ich sein. Mir sprudelt hier
    Des Lebens Quell und Heil für jede Wunde.
    Dein Auge feuchten Strahles über mir,
    Ein Flüstern weggeküßt von deinem Munde -
    So mögen mir Jahrtausende verschwinden,
    Zur Welt den Rückweg will ich nimmer finden!
    _____


    Zweifel des
    Glücks

    Warum so zagend in der Seligkeit,
    Du stürmisch Herz, als wenn ein Schicksal käme,
    Dir erst verlockend allen Zweifel nähme,
    Um unerwartet dann zu nahn mit Leid?
    O was sind Lieder, alles
    Glück zu malen,
    Zum erstenmal im Leben reich erfüllt!
    Die holde Psyche gab sich unverhüllt -
    Noch küss' ich dich im Geist zu tausendmalen.

    Sei nicht so ernst, sieh mich nicht zweifelnd an.
    Noch ungewohnt, noch fremd bin ich im
    Glücke,
    Entschlafnen gleich auf einer Jenseitsbrücke,
    Dem Bettler gleich, der in des Rausches Bann
    Vom Felde ward ins Königschloß getragen,
    Den Herrn zu spielen dort drei Tage lang
    Im Purpurkleid bei Festspiel und Gesang -
    Ein Göttertraum von goldnen Wonnetagen.

    So ist's auch mir. Zu sel'gem Glanz entrückt,
    Blieb doch die Furcht, an öden Sumpfeslachen
    Einsam ein Bettler wieder zu erwachen,
    Und dennoch wär's ein Trug, der mich beglückt.
    Das Eine weiß ich doch in späten Jahren,
    Daß einmal wich der Schleier meiner Wehn;
    In dir hab' ich ein wahres
    Glück gesehn;
    Es war kein Traum, daß wir verbunden waren.

    O Götter, die ich nie um
    Glück gefleht,
    Noch ist die Blume mein und ihre Seele.
    Gebt mir dies
    Glück, dies Kleinod sonder Fehle,
    Um ihretwillen höret mein Gebet!
    Gebt mir die Welt, und wäre sie vergiftet,
    Wir baden sie in unsrer Liebe Meer,
    Denn von ihr lassen kann ich nimmermehr;
    Nun helft, ihr Mächte, die es angestiftet!
    _____


     

  • Anastasius Grün (1806-1876)

    Glück oder Unglück

    Sinnend saß ich einst im Stübchen,
    Kam zu mir ein lieber Freund,
    Freude glänzt' auf seinen Wangen,
    Doch das Auge hat geweint.

    "Sprich, o Freund, kennst du die Liebe,
    Kennst du ihre Gluten nicht?
    Ist ihr Strahl des Unglücks Fackel
    Oder segnend Friedenslicht? -"

    Doch ich wußt' ihm's nicht zu sagen,
    Ob sie Unglück oder
    Glück?
    Glück! rief seiner Wange Lächeln,
    Unglück! rief sein Tränenblick.

    Und als Tag' und Monde schwanden,
    Glomm auch mein Herz hell und loh
    "Liebe ist's!", rief's mir im Busen,
    "Nur die Liebe zündet so!"

    Und ihr meint, käm' er jetzt wieder,
    Könnt' ich ihm's enträtseln auch:
    Ob die Liebe Segensodem,
    Oder ob Vernichtungshauch?

    Traun! noch könnt' ich's ihm nicht künden,
    Ob sie Unglück oder
    Glück?
    Glück! sagt meiner Wange Lächeln,
    Unglück sagt mein Tränenblick.
    _____


     

  • Alfred Grünewald (1884-1942)

    . . .

    Auf den Wegen, die verschneit sind
    und im Dämmern dämmerweit sind,
    wo die nächtigen Gedanken
    des Verlassenen Geleit sind,
    triffst du, einsam dich ergehend,
    auch
    Beglückte, die zu zweit sind.
    _____


     

  • Ida von Hahn-Hahn (1805-1880)

    "Wenn du wärst mein eigen."

    Ach, wenn du wärst mein eigen,
    Wie lieb sollt'st du mir sein,
    Wie wollt' ich tief im Herzen
    Nur hegen dich allein,
    Und alle Wonn' und alles
    Glück
    Mir schöpfen nur aus deinem Blick.

    Ach, wenn du wärst mein eigen,
    Wie wär' die Welt dann schön,
    Es bliebe nichts zu wünschen,
    Als stets – dich anzuseh'n;
    Und, ganz versunken in mein
    Glück,
    Erhielt' die Welt nicht einen Blick.

    Ach, wenn du wärst mein eigen,
    Wie würd' ich dann so gut;
    Auf deine Hoheit stützte
    Ich meinen schwachen Muth.
    Mein höchster Lohn, mein höchstes
    Glück
    Erglänzte mir in deinem Blick.

    Ach, wenn du wärst mein eigen,
    Wie schien' mir hold der Tod,
    Er träfe uns zusammen; - -
    Und, gleich dem Abendroth,
    Wär' er der Schluß des Tags voll
    Glück,
    Verzehrend süß, ein Liebesblick.

    Ach, wenn du wärst mein eigen,
    Bis einst mein Auge bricht,
    So würd' ich droben sagen:
    "Ich laß ihn ewig nicht!
    Im Himmel selbst ohn' ihn kein
    Glück!"
    Das ist mein Trost, mein Hoffnungsblick.
    _____


     

  • Adolf Hain (1825-1854)

    An Minna

    Du willst, daß ich dir künde,
    Mein süßes Lieb,
    Wo ich die Lieder finde,
    Bald froh, bald trüb?

    Wo ich Begeistrung sauge?
    Aus deinem Blick,
    Aus deinem Zauberauge,
    Mein süßes
    Glück!

    Aus deinem Angesichte,
    Da schrieb ich ab
    Die schönsten der Gedichte,
    Die ich dir gab!
    _____


     

  • Emilie Emma von Hallberg (1826-1862)

    Mein Lieb, du bist ein Engel,
    Ich seh' es täglich mehr.
    Daß ich so
    glücklich würde,
    Ich dächt' es nimmermehr.

    Daß unter deinen Küssen
    Mein Herz so voll und ganz
    Ein Röslein sich erschlösse
    Im Frühlingssonnenglanz:

    Wer hätt' das ahnen sollen,
    Wer hätte das gedacht!
    Das
    Glück ist mir gekommen
    So plötzlich über Nacht.
    _____


     

  • Robert Hamerling (1830-1889)

    Mein gold'nes
    Glück

    Mein gold'nes
    Glück, ich säh' dich gerne noch
    Vor meinem Tod, doch du bist ferne noch!
    Die schönste Blume, Liebe, die mein Herz
    Ersehnt – sie liegt im Samenkerne noch.
    Das ist's, was ich gelernt und lerne noch.
    O wird sie mir daraus, die Blume, blüh'n?
    Wird sie mir blüh'n auf diesem Sterne noch?
    _____


    Flüchtiges
    Glück

    Wie ein Sternblick flüchtig die Lilie berührt,
    Die schauernde, leisen Erbebens,
    So umwittert, ach, allzuflüchtig entführt,
    Uns die himmlische Schöne des Lebens.

    Ich wandle traurig im Abendschein
    Am stillen Ufer des Stromes,
    Da taut in die Seele mir Feuerwein
    Vom Purpur des Ätherdomes!

    Ich wandle her, ich wandle hin,
    Und wie golden die Lüfte ziehen,
    Ist die Blume des
    Glücks mir im trunk'nen Sinn,
    Ein selig Wunder, gediehen.

    Da faßt' ich so gern in ein rauschend Lied
    Dies himmlische Leuchten und Klingen,
    Doch flüchtig ob meinem Haupte zieht
    Die Stunde mit Engelschwingen:

    Wie mählig der Purpur des Abends verblüht,
    Und die goldenen Wolken zerrinnen,
    Ist die Flamme des Lieds auf der Lippe verglüht,
    Und im Herzen das selige Minnen!
    _____


     

  • Otto Erich Hartleben (1864-1905)

    Die Geburt der Sterne

    Weisst du, mein Lieb, wann jedesmal am Firmament ein Licht,
    ein Stern entsteht? Du thöricht Kind, nicht wahr, das weisst du nicht.
    Ich muss es dir erzählen, komm, und lege traulich sacht
    dein Köpfchen mir ans warme Herz - andämmern lass die Nacht.

    Siehst du: der dunkle Himmel dort ist ein unendlicher Garten,
    drin stille Engel unsichtbar goldener Blumen warten.
    Und jedesmal, wann drunten hier zwei Seelen sich entzünden,
    sich, zu einander heiss gebannt, in
    Glück und Gluth verbünden,
    dann pflanzen eine Blume sie dem tiefen Grunde ein
    und segnen jede junge Lust mit jungem Sternenschein. -

    O sieh: schon ist die heilige Nacht gemach herangetreten,
    die Blumen leuchten ungezählt her von den ewigen Beeten,
    und alle künden und zeugen nur von irdischer Menschen Liebe -
    o dass auch unseres
    Glückes Stern ewig uns leuchten bliebe!
    _____


     

  • Julie von Hausmann (1826-1901)

    Das höchste
    Glück

    Wohlauf, mein Herz, und sing' aufs Neu'
    Von Deinem höchsten
    Glück, -
    Und ists auch nur das alte Lied,
    Heut' halt' es nicht zurück!

    Ach Erd' und Himmel rings umher,
    Stimmt alle mit mir ein!
    Das
    Glück, das ich besingen will,
    Das ist die Lieb' allein;

    Die Lieb', in Ewigkeit gelobt,
    Die Liebe meines HErrn,
    Die Liebe, meines Lebens Quell
    Und meiner Nächte Stern;

    Die Liebe, die in Todesnot
    Sich hingab für die Welt -
    Und die durch ihre Seelenpein
    Die Seele mir erhält;

    Die Liebe, die mich reich erquickt,
    Die mich gerecht gemacht,
    Die meinen Fuß nicht gleiten läßt
    Und Frieden mir gebracht.

    Die Lieb', in der bei Sturm und Pein
    Das Herz fein sicher ruht, -
    Von allem, was sie geben kann,
    Ist sie das höchste Gut.

    Sie ist der feste Felsenrand,
    Auf den ich bau' und trau';
    Sie ist der helle Morgenstern,
    Nach dem ich sehnend schau'.

    Die Liebe, die mich hat erlöst
    Und mir so wohl getan,
    Von dieser Liebe sing' ich froh,
    So lang' ich singen kann.
    _____


     

  • Heinrich Heine (1797-1856)

    Geträumtes
    Glück

    Als die junge Rose blühte
    Und die Nachtigall gesungen,
    Hast du mich geherzt, geküsset,
    Und mit Zärtlichkeit umschlungen.

    Nun der Herbst die Ros entblättert
    Und die Nachtigall vertrieben,
    Bist du auch davon geflogen
    Und ich bin allein geblieben.

    Lang und kalt sind schon die Nächte
    Sag wie lange wirst du säumen?
    Soll ich immer mich begnügen
    Nur vom alten
    Glück zu träumen?
    _____


    Das
    Glück, das gestern mich geküßt,
    Ist heute schon zerronnen,
    Und treue Liebe hab ich nie
    Auf lange Zeit gewonnen.

    Die Neugier hat wohl manches Weib
    In meinen Arm gezogen;
    Hat sie mir mal ins Herz geschaut,
    Ist sie davongeflogen.

    Die eine lachte, eh sie ging,
    Die andre tät erblassen;
    Nur Kitty weinte bitterlich,
    Bevor sie mich verlassen.
    _____


    Das
    Glück ist eine leichte Dirne,
    Und weilt nicht gern am selben Ort;
    Sie streicht das Haar dir von der Stirne
    Und küßt dich rasch und flattert fort.
    Frau Unglück hat im Gegenteile
    Dich liebefest ans Herz gedrückt;
    Sie sagt, sie habe keine Eile,
    Setzt sich zu dir ans Bett und strickt.
    _____


    Saphire sind die Augen dein,
    Die lieblichen, die süßen.
    O, dreimal
    glücklich ist der Mann,
    Den sie mit Liebe grüßen.

    Dein Herz, es ist ein Diamant,
    Der edle Lichter sprühet.
    O, dreimal
    glücklich ist der Mann,
    Für den es liebend glühet.

    Rubinen sind die Lippen dein,
    Man kann nicht schönre sehen.
    O, dreimal
    glücklich ist der Mann,
    Dem sie die Liebe gestehen.

    O, kennt ich nur den
    glücklichen Mann,
    O, daß ich ihn nur fände,
    So recht allein im grünen Wald,
    Sein
    Glück hätt bald ein Ende.
    _____


    Wer zum ersten Male liebt,
    Seis auch
    glücklos, ist ein Gott;
    Aber wer zum zweiten Male
    Glücklos liebt, der ist ein Narr.

    Ich, ein solcher Narr, ich liebe
    Wieder ohne Gegenliebe!
    Sonne, Mond und Sterne lachen,
    Und ich lache mit - und sterbe.
    _____


     

  • Max Herrmann-Neiße (1886-1941)

    An deinem Geburtstage

    Der ganze Tag ist: an dich denken,
    die Hügel wünschen grün dir
    Glück,
    die Wiesen wollen dich beschenken,
    der Feldweg führt zu dir zurück.
    Die Wagen auf der Straße karren
    das eine Lied, das von dir singt.
    Die Hütten an den Hängen harren
    des Abends, der dein Sternbild bringt.
    Ich selber geh', von dir umschlungen,
    weil mich der Wind wie du liebkost,
    im Tal das Glöckchen hat geklungen
    wie deiner Stimme holder Trost.
    Dann stieg ich in des Städtchens Stille,
    wie nahe an dein Herz hinab,
    durch eines Friedhofs Mondidylle
    um das verlass'ne Dichtergrab,
    den Schritt zu unserm Haus zu lenken,
    und gab mich ganz an dich zurück.
    Die Jahre bleiben: an dich denken,
    und bei dir sein, ist höchstes
    Glück.
    _____


    Elly

    Wie viel, wie viel ließ ich zurück!
    Wie wenig, wenig nahm ich mit,
    nur meine Leiden und mein Lied.
    Und du mein kleines, süßes
    Glück?

    Blieb mir auch nur ein Hauch zurück,
    der Locken Duft, der Stimme Klang,
    der leise Takt in deinem Gang -
    von dir mein kleines, süßes
    Glück?

    Der Vorhang fiel, aus war das Stück,
    die Lichter löschten; und ich schied. -
    In meinem Leiden, meinem Lied
    bleibt doch mein kleines, süßes
    Glück!
    _____


    Dein
    Glück nur ist mein ganzes Leben, Liebste!

    Ich wünsche mir nur, dich immer
    glücklich zu wissen:
    daß dir Trübsal und Reue für ewig erspart bleibt,
    das Morgenrot deiner Wangen bewahrt bleibt
    und der Glanz deiner Augen vor Finsternissen!

    Daß dein Schlaf immer tröstet wie Träume von schönen
    beseligten Stunden, die still und besternt sind,
    daß immer, weil Fürchten und Feindschaft entfernt sind,
    unsrer Betten Brücken von Tänzen tönen!

    Daß alle rein zu dir reden und lieb an dich schreiben,
    daß dein Gang durch den Garten ein holdes Geschenk wird,
    daß die Welt nie zu weit dir, dein Haus nie zu eng wird,
    denn nur wenn du
    glücklich bist, darf ich leben bleiben!
    _____


     

  • Georg Heym (1887-1912)

    Dir auf der Schulter flattert ...
    An N. P.

    Dir auf der Schulter
    Flattert ein Schmetterling,
    Ein Frühlingslüftchen trug ihn her
    Aus einem dunkeln Wald.

    Das ist der Falter
    Glück,
    Der flog zu dir,
    Weil du aus Licht,
    Und
    Glück und Licht Geschwister sind.
    _____


     

  • Alfred Walter Heymel (1878-1914)

    Glück

    Fackelglanz und Zimbelschlag.
    Laue Nacht auf schwülen Tag.

    Jauchzen, Jagen, hui vorbei
    bunter Liebesraserei.

    Liebesgöttchen, süße Schar,
    wehend aus dem langen Haar.

    Küßt ihr rosenschöner Mund
    mir die jungen Lippen wund.

    Wie ich alles träumend schau,
    neigt sich mir die schöne Frau.

    Bin umströmt von weicher Flut,
    bin umflackt von wilder Glut.

    Gierig junger Küsse Tausch,
    grausam junger Wollust Rausch.

    Weiter fliegt die Raserei -
    Glück rollt kugelschnell vorbei.
    _____


     

  • Paul Heyse (1830-1914)

    Ich sah mein
    Glück vorübergehn,
    Ich konnt’ es am Stirnhaar fassen
    Und blieb wie ein törichter Träumer stehn
    Und hab’ es vorbeigelassen.

    Ich sah mein
    Glück auf der Wiese ruhn,
    Ich konnt’s auf die Lippen küssen
    Und starrt’ es nur an vom Hut zu den Schuh’n
    Und habe mich losgerissen.

    Ich harrte, ob es mit holdem Blick
    Nicht selbst sich meiner erbarme.
    Ich dachte: ist es ein rechtes
    Glück,
    So läuft dir’s frei in die Arme.

    Und sieh, wie am Abend ich saß zu Haus
    Und an nichts Fröhliches dachte,
    Da pocht’s, da stand’s an der Schwelle drauß
    Und flog mir ans Herz und lachte.
    _____


    Trennt euch zuweilen,
    Ihr
    glücklich Liebenden!
    Ach, nur die Ferne
    Glüht Seel’ und Seele
    Magisch zusammen;
    Ach, nur die Sehnsucht
    Vermählt euch ganz!

    Süße ist das Haben
    Arm in Armen,
    Süß sind die Gaben,
    Die lebenswarmen,
    Des geselligen
    Augenblicks.

    Wie reife Trauben,
    Des Gartens Zierde
    In sonnigen Lauben,
    Die voll Begierde
    Wir pflücken und naschen,
    Durstig des raschen,
    Trunkenen
    Glücks.

    Doch gleich dem Weine,
    Der aus der Kelter
    Trübe geflossen,
    Lange von dunkeln
    Reifen umschlossen,
    Bis er mit Funkeln
    Im Becher glüht:

    So kann nur Liebe
    Das Mark durchglühen,
    Die ausgereift ist
    In Sehnsuchtsmühen,
    Fern und allein,
    Bis ihr die Blume,
    Die duftig reine,
    Dauernd erblüht.

    Trennt euch zuweilen,
    Ihr
    glücklich Liebenden!
    Besser, es trennen
    Euch weite Meilen,
    Als der Nähe
    Treiben und Jagen,
    Wo Herz dem Herzen
    Muß ferne schlagen
    Und Blicke scherzen
    In fremdem Glanz.

    Ach, nur die Ferne
    Glüht Seel’ und Seele
    Magisch zusammen;
    Ach, nur die Sehnsucht
    Vermählt euch ganz!
    _____


     

  • Edmund Hoefer (1819-1882)

    Fröhliche Fahrt

    O
    glücklich wer zum Liebchen zieht
    In blaue Fern' hinein,
    Da tanzt der Schritt, da klingt das Lied,
    Da blizt der Sonnenschein.
    Es sagt kein Wort, es singt kein Lied
    Das
    Glück so frisch und rein:
    O
    glücklich wer zum Liebchen zieht
    In blaue Fern' hinein!

    Hinaus hinaus mit Sing und Sang',
    Hinein ins Blau, ins Blau!
    Der Tag mit klarem Fittig sank
    Auf Wald und Busch und Au.
    Was zaghaft dir das Herz umschlingt,
    Wirf's ab du altes Haus,
    Und zieh noch einmal lustbeschwingt
    Zur Ferne froh hinaus.

    Und wie du gehst, es grünt und schlingt
    Sich üpp'ger stets empor,
    Aus Flur und Wald da ringt und dringt
    Ein Blüthenmeer hervor.
    Es geht zu ihr, zu ihr hinaus!
    Verstehst du's auch Gesell?
    O putz' dir Herz und Augen aus
    Und blicke sonnenhell!

    Und weiter, immer weiter geht's
    Zu ihr, zu ihr hinaus,
    Bei ihr da hält der Frühling stets
    Mit hellem Jubel Haus.
    Es tanzt der Schritt, es klingt das Lied,
    Es blizt der Sonnenschein:
    O
    glücklich wer zum Liebchen zieht
    In blaue Fern' hinein!
    _____


     

  • Mia Holm (1845-1912)

    Leidensglück

    Seh sie
    glücklich und geliebt,
    Kann sie nicht beneiden,
    Gäb um ihre Seligkeit
    Niemals meine Leiden.

    Leiden giebt's, so tief und schön,
    Dass sie nicht mehr schmerzen.
    Solch ein zaubersel'ges Leid
    Lebt in meinem Herzen.
    _____


     

  • Hans Hopfen (1835-1904)

    Sie hatte mich herzinnig lieb, ich weiß,
    Wie wendig Mädchen ihren Liebsten haben.
    Mein ist die Schuld, ich hab' mit blindem Fleiß
    Mein eigen
    Glück getödtet und begraben.

    Nicht daß ich sie gequält mit Eifersucht,
    Mit Stolz und Aehnlichem, was Uebel stiftet:
    Aus süßem Samen wuchs die herbe Frucht,
    Die mir das Blut in Herz und Haupt vergiftet.

    Ich liebte sie zu sehr und zeigt' es auch
    Zu sehr, wie ihr mein ganzes Herz verpfändet.
    Nährst du die Flamme, denk' auch an den Rauch!
    Willst du das
    Glück, bedenk' auch, Glück verblendet!

    Und ob der Falter seine Flügel schwärze,
    Was kümmert es im Strahlenglanz die Kerze!
    _____


     

  • Karl Immermann (1796-1840)

    Kurzes
    Glück

    Die Liebe ruht, ein zarter Flügelstaub,
    Auf unsres Lebens ausgespannten Schwingen,
    Wir schlüpfen jauchzend durch der Ranke Schlingen,
    Wir ruhen selig aus auf Blüth' und Laub.

    Ihr Götter, wäret ihr nicht kalt und taub,
    Mitleiden wär' euch Harten abzuringen,
    Vor der Dämonen Schleichen, Nahen, Dringen
    Beschütztet ihr den schwachen, süßen Raub.

    Auch ich flog jüngst mit jenem Wunderflügel,
    Mich badend in dem Strom des reinen Lichts!
    Was hatt' ich? Und was blieb mir? Nichts!

    Warum bedeckt denn nun ein Grabeshügel
    Mein
    Glück von einem Augenblick? - Warum?
    Ist nicht die Lieb' ein Flügelstaub? Darum!
    _____


     

  • Ludwig Jacobowski (1868-1900)

    Nicht genug

    Ich liebe dich, doch nicht genug
    Für deine Seele, deine süße.
    Ich hab ja Augen nicht genug
    Für ihre tausend stummen Grüße.
    Nicht Hände habe ich genug,
    Um
    Glück, nur Glück dir zuzutragen,
    Und habe Atem nicht genug,
    Um soviel Liebe auszusagen!
    _____


    Ich habe manches Weib geliebt ...

    Ich habe manches Weib geliebt,
    Dies gab mir ihre Seligkeit;
    Am Ende war's nur Bitterkeit
    Und Schmerzen, die kein Mann vergiebt.

    O, blüht denn nie das Wunderfest,
    Das
    Glück, das so in Fülle steht,
    In Sehnsucht kommt, in Sehnsucht geht,
    Und doch noch Sehnsucht hinterläßt.
    _____


    Ein  Lämpchen aufgeglommen ...

    Ein Lämpchen aufgeglommen,
    Solch Lämpchen,
    Glück, bist du:
    Aus Nächten hergekommen,
    Den Nächten geht es zu.

    Es glüht vor deinen Schritten;
    Herzklopfend bleibst du steh'n. -
    Und ist vorbeigeglitten,
    Eh' du es recht geseh'n. -
    _____


    Die Bilder ...

    Die Bilder, die ich von dir hab',
    Die fanden heut' ihr Flammengrab.
    Ich sah ins Licht wie festgebannt,
    Und sah noch, als sie längst verbrannt ...

    Um ein Bild ist mir sterbensleid,
    Es war mir Trost in Traurigkeit:
    Wir sitzen Wang' an Wang' geschmiegt,
    Ich ganz in deinen Arm gefügt,
    Die freien Hände so gepreßt,
    Als hielten wir zum Wohlthun fest -
    Und übergroß schaut unser Blick,
    Als faßten wir es nicht, das
    Glück,
    Daß keiner mehr vom andern läßt.

    Das Bild, das mir das liebste ist,
    Ich hab's noch einmal leis geküßt,
    Die Thränen sind mir gekommen,
    Nun bist du mir ganz genommen!
    _____


     

  • Eleonore Kalkowska (1883-1937)

    Die Liebende spricht:

    O mein Geliebter, wie ein edles Wild,
    Das seinen Herrn erkannt — leg ich mich leis
    Zu Füßen dir — und wart auf dein Geheiß.
    Denn in der Seele heiligstem Gefild

    Ruht mir dein Antlitz, und — ein roter Schild —
    Umrauschts mein Blut, und blühend Reis um Reis
    Steigt draus empor, umgibt dich wie der Kreis
    Von Lilien auf Botticellis Bild.

    O Liebster, sieh, wie hoch die Blumen ragen!
    Wie soll ich all die Seligkeit nur tragen?
    Könnt ich doch, Liebster, etwas für dich wagen,

    O, etwas tun, mein
    Glück mir zu erwerben,
    Könnt ich vergehen, könnte ich verderben
    Für dich — o mein Geliebter, könnt ich sterben. ...
    _____


    Capriccio

    Ich halte dein
    Glück wie ein zerbrechlich Glas
    In meinen spitzen Fingern,
    Ich halte es lächelnd gegen das Licht,
    O, feines Glas, daß es nicht bricht,
    Man darf mit solchen Dingern
    Zu oftmals spielen nicht.

    Es hat die feierliche Form
    Der griechischen Amphoren,
    Der Seifenblase spielenden Glanz
    Zur Farbe hats erkoren.
    O, feines Glas, daß es nicht bricht,
    Ich halts mit spitzen Fingern,
    Man darf mit solchen Dingern
    Zu oftmals spielen nicht.

    Ich laß es leise wippen,
    An meine bleiche Hand geschmiegt,
    Tiefschauernd hin und her sichs wiegt,
    Da führ ichs an die Lippen.
    Wie tönt da mein Glas so voll und so rein,
    Ich aber lächle, ich lächle hinein.
    O, feines Glas, daß es nicht bricht,
    Ich halts mit spitzen Fingern,
    Man darf mit solchen Dingern
    Zu oftmals spielen nicht.
    _____


     

  • Anna Karbe (1852-1875)

    Der Liebe
    Glück

    Die Liebe ist kein leichtes Gut,
    Sie ist ein tiefes, schweres
    Glück:
    Sie fordert Kraft und Gluth und Muth
    Und einen freien klaren Blick.

    Die Liebe ist kein süßer Traum,
    Sie fordert frisch ein waches Herz;
    Sie hat für sel'ge Freude Raum
    Und auch für heißen, tiefen Schmerz.

    Wem Gott ins Herz die Liebe giebt,
    Dem giebt er eine reiche Last,
    Und wo ein Herz wahrhaftig liebt,
    Da hat's des Lebens Ernst erfaßt.

    Und wer die Lieb' trägt in der Brust,
    Und sei die Last auch noch so schwer,
    Der gibt um aller Erde Lust
    Der Liebe Last nicht wieder her.
    _____


     

  • Eduard Kauffer (1824-1874)

    Beglückt mich nur ein treuer Blick von dir -

    Manch schöne Hoffnung hat die Zeit zertrümmert,
    Erfüllt ward selten eine Bitte mir,
    Und doch seh' ich in's Leben unbekümmert,
    Beglückt mich nur ein treuer Blick von dir.

    Verzagt die Seele bei des Unglücks Schlägen,
    Und nagt die Sorge, nagt der Harm an ihr,
    Doch werden sich die Schmerzen alle legen,
    Beglückt mich nur ein treuer Blick von dir.

    Wenn du verlangst, will ohne Murren scheiden,
    Von Allem ich, was lieb und theuer mir,
    Die Jugendfreunde , selbst die Lieder meiden,
    Beglückt mich nur ein treuer Blick von dir.

    Und schwebt heran auf eisigem Gefieder
    Die dunkle Stunde, die mich ruft von hier:
    Ich steige freudig zu den Todten nieder,
    Beglückt mich nur ein treuer Blick von dir.
    _____


     

  • Agnes Kayser-Langerhannss (1818-1902)

    Liebesglück

    Wenn im bleichen Mondenschein die Rose
    Lächelnd sich an ihre Schwester schmiegt,
    Und die Nachtigall bei dem Gekose
    Sich auf ihren duft'gen Zweigen wiegt.

    Leuchtend glüh'nde Käfer sie umgaukeln,
    Nippend von der Blumen Abendtrank,
    Schmetterlinge sich auf Lüft'chen schaukeln,
    Horchend auf der Wellen Geistersang.

    Sylf' und Elf sich aus den Lilien beugen,
    Weil der Mondstrahl ihre Zell' berührt,
    Und den Silberpfad zu ihm ersteigen,
    Der zurück zur Erde wieder führt.

    Wenn die zarte blaue Glockenblüthe,
    Solchen Abend läutet ein zur Ruh,
    Und beseligend, ein heil'ger Friede,
    Blickt aus jedem Sternenaug mir zu:

    Eil ich hin zum dichten, grünen Haine,
    Wo geschäftig Leben sich noch regt,
    Und der Baum, umspielt von lichtem Scheine,
    Hoch die dunkle Blätterkrone trägt.

    Wo versteckt die stille kleine Hütte,
    Die der Epheu schützend fest umschlingt -
    Dorthin lenk' ich sehnsuchtsvoll die Schritte,
    Seh' das Licht, das durch das Fenster blinkt.

    An der Schwelle kommt sie mir entgegen,
    Beut die Hand, die weiche, hold mir dar,
    Und es strömt der Liebe reichster Segen
    Nieder auf ein still
    beglücktes Paar.
    _____


     

  • Hedwig Kiesekamp (Ps. L. Rafael) (1844-1919)

    Wunsch

    Du willst, ich soll den Wunsch dir sagen,
    Der glühend mir im Herzen schwillt,
    Der oft das Weh, die tiefen Klagen
    Der eignen Brust mir hat gestillt.

    Lag denn nicht ganz mein Herz dir offen?
    Hielt ich sein Wallen je zurück?
    Mein Wünschen, Wollen, Sehnen, Hoffen,
    All' mein Gebet ist: nur - dein
    Glück!
    _____


     

  • Klabund (Alfred Henschke) (1890-1928)

    WIEGENLIED FÜR IRENE

    Einen Sommer lang
    Goldne Glocke schwang,
    Rief zu immer holderem Tag.
    Schlugst das Aug du auf,
    Lag mein Kuß darauf,
    Und dein Herz in meinen Händen lag.

    Einen Sommer lang
    Lied und Lachen klang,
    Und wir waren ganz vor
    Glück entbrannt.
    Schlang und Eidechs kam,
    Und gezähmt sie nahm
    Süßigkeit aus deiner guten Hand.

    Einen Sommer lang
    Mit dem Engel rang
    Ich, daß ewig dieser Sommer sei.
    Ach, ich war zu schwach,
    Und im Herbste brach
    Sensenmann das
    Ährenglück entzwei.

    Dieser Sommer war
    Voll wie hundert Jahr,
    Die des Gottes Gnadenblut durchdrang.
    Schenke sein Geschick
    Unsrem Kind ein
    Glück
    Viele, viele, viele Sommer lang.
    _____


     

  • Alma Johanna Koenig (1887-1942)

    Du weißt mich häßlich, lang verbrannt vom Gram,
    du weißt dich selbst erzengelschön und jung.
    Warum dies Wunder jäher Huldigung,
    warum dies
    Glück, das mir den Atem nahm?

    O, welche Frau auch solche Blicke träfen,
    von wildem Blau, aus rasch erschlossnen Lidern,
    sie wäre dein, erschlafft an allen Gliedern,
    sie wäre dein, Blutpochen in den Schläfen.

    Da du mich bittest, möcht ich vor dir knieen.
    Da du mich küßt, möcht ich an dir vergehen.
    Da du begehrst, - wie muß erst ich begehren.

    Dein ist der Mai, du hast ihn mir geliehen,
    du bist mein
    Glück - dies lernt ich schnell verstehen.
    Doch daß du mein bist, mußt du erst mich lehren.
    _____


    O warum hast du so mich warten lassen,
    die ich versklavt in deinen Ketten stöhne?
    Mir war, als ob ein jeder Blick mich höhne
    und jedes fremde Lachen mußt ich hassen!

    Verglichen mit dem Wunder deiner Schöne
    wurden die Angesichter zu Grimassen.
    Dich schauen schon ist
    Glück mir, kaum zu fassen,
    wähnst du, daß ich so leicht mich sein entwöhne?

    Ich wartete. Wo warst du, unterdessen
    der Liebenden so weh von dir geschah?
    Hast du in fremder Liebe mein vergessen?

    Ich weinte. War dir eine andre nah?
    O Gott, du bist so schön und bist so jung,
    mein Schuldspruch ist für dich Entschuldigung.
    _____


     

  • Justine Wilhelmine von Kruft (1773-1832)

    Glück des Herzens

    "Sehnt sich das Herz nach Freud' und Ruh vergebens,
    Solls, mit gläubiger Andacht Flug, gen Himmel
    Feurig streben. Ewiger Wonnen Fülle
    Wallt ihm entgegen."

    "Dort, wo ein Tempel unermesslich aufragt,
    Aller Völker vereinte Lobgesänge
    Jubelnd schallen, tausendmal tausend Sonnen
    Glänzen am Altar."

    Aber das Menschenherz bleibt öd' im Weiten!
    Einen silbernen Stral, statt tausend Sonnen,
    Ein verschwiegnes Laubdach, und ein verwandtes
    Liebendes Herz nur!
    _____


     

  • Gustav Kühne (1806-1888)

    Höchstes
    Glück

    Nenne mir der Augenblicke
    Seligsten im Liebesharm!
    Denk' an alle Zeit zurücke,
    Wo wir ruhten Arm in Arm.

    Welcher aller Hochgenüsse
    Mag für uns der schönste sein?
    War's der Wirbelhauch der Küsse?
    War's der Sehnsucht Wonnepein?

    War's, wie Du zum ersten Male
    Mir in's tiefste Herz geschaut?
    Oder mit dem Augenstrahle
    Mir Dein
    Seelenglück vertraut?

    War's, wenn unsre Adern glühten?
    Oder in der Zweifel Noth,
    Ob die Augenblitze sprühten
    Leben oder Liebestod?

    War's, als durch den Thränenschleier
    Sich Dein Blick in Wehmuth brach?
    War's die heilig dunkle Feier,
    Als die Nacht still um uns lag?

    O du tief geheimstes Beben!
    Ich durchschwelgte all' dein
    Glück,
    Aber Eins im Liebesleben
    Kehrte niemals mir zurück.

    Als Du gabst warum ich flehte,
    Stiller Blicke Zauberlicht,
    Keuscher Morgenathem wehte
    Um Dein schüchtern Angesicht.

    Zitternd reichtest Du die Lippen,
    Erster Regung Stillgenuß -
    Ach! es war nur scheues Nippen,
    Reinster Liebe erster Kuß.
    _____


     

  • Nikolaus Lenau (1802-1850)

    Scheideblick

    Als ein unergründlich Wonnemeer
    Strahlte mir dein tiefer Seelenblick;
    Scheiden mußt' ich ohne Wiederkehr,
    Und ich habe scheidend all mein
    Glück
    Still versenkt in dieses tiefe Meer.
    _____


    Verlornes
    Glück

    Die Bäume rauschen hier noch immer,
    Doch sind's dieselben Blätter nimmer,
    Wie einst in jener Sommernacht.
    Wohin, du rauhes Erdenwetter,
    Hast du die damals grünen Blätter,
    Wohin hast du mein
    Glück gebracht?

    Sie schritt mit mir durch diese Bäume,
    Ihr gleicht kein Bild beglückter Träume,
    So schön und doch so treu und klar;
    Das Mondlicht ruht' auf ihren Wangen,
    Und ihre süßen Worte klangen:
    "Dich werd' ich lieben immerdar!"

    Je tiefer mit den Räuberkrallen
    Der Tod ins Leben mir gefallen,
    Je tiefer schloß ins Herz ich ein
    Den Schatz der Lieb', dem Tode wehrend;
    Doch bricht der Räuber, allbegehrend,
    Zuletzt nicht auch den letzten Schrein?
    _____


    Das todte
    Glück

    Leis' umrauscht von Himmelsquellen,
    Süße Sehnsucht in der Brust
    Saß ich einst die mondeshellen
    Nächte da in stiller Lust.

    Jene Zeit wird nimmer kommen,
    Himmelsquellen sind versiegt,
    All mein Sehnen ist verglommen,
    Und mein
    Glück im Grabe liegt.

    Weib, du riefst in böser Stunde
    Mit dem zauberischen Blick,
    Mit dem wonnevollen Munde
    Schmeichelnd hin zu dir mein
    Glück.

    Und es kam ein Kind und schmiegte,
    Flehend sich in deinen Arm,
    Der es mild umschlang und wiegte,
    Als ein weicher Mutterarm.

    Nun das Kind in Traumeswonnen
    Hingeschlummert, sich verlor;
    Nahmst du still und kaltbesonnen
    Deinen Todesdolch hervor.

    Scharf geschliffen am Gesteine
    Deines Herzens war der Stahl,
    Und das Kind, um das ich weine,
    Athmete zum letztenmal.

    Und du stießest leicht und munter
    Wie ein Steinchen in den Bach,
    In das Grab mein
    Glück hinunter,
    Sahst ihm ruhig, lächelnd nach.
    _____


     

  • Detlev von Liliencron (1844-1909)

    Glückes genug

    Wenn sanft du mir im Arme schliefst,
    Ich deinen Atem hören konnte,
    Im Traum du meinen Namen riefst,
    Um deinen Mund ein Lächeln sonnte -
    Glückes genug.

    Und wenn nach heißem, ernstem Tag
    Du mir verscheuchtest schwere Sorgen,
    Wenn ich an deinem Herzen lag
    Und nicht mehr dachte an ein Morgen -
    Glückes genug.
    _____


     

  • Thekla Lingen (1866-1931)

    Stumme Bitte

    Er nimmt mir meine beiden Hände
    Und hält sie fest mit langem Kuss,
    Bis ich mich bebend von ihm wende
    Und sage, dass er gehen muss.

    Da leuchtet tief in seinen Blicken
    Der heisse Glanz, der mich erschreckt -
    Es wagt sein Auge auszudrücken,
    Was ich erschauernd längst entdeckt.

    Es zwingt mich dieses stumme Flehen,
    Ich geb mich hin dem starken Blick
    Und fühl mich langsam untergehen
    In wunderseligem
    Liebesglück.
    _____


    Müde

    Hab so wund gelaufen meine Füsse
    Auf dem weiten Wege nach dem
    Glück -
    Lachend lief ich aus, um es zu suchen,
    Schlich nach Haus mit thränenschwerem Blick.

    Sah wohl wunderseltsam lichte Blumen,
    Sah sie wohl an meinem Wege stehn,
    Habe sie mit raschem Fuss zertreten,
    Musste eilen, musste weitergehn.

    Weitergehn, die eine nur zu finden,
    Die in trügerischer Ferne winkt
    Und mit ihren buhlerischen Düften
    Unser Herz zur Schuld und Sünde zwingt.

    Hab so wund gelaufen meine Füsse
    Auf dem weiten Wege nach dem
    Glück -
    Lachend lief ich aus, um es zu suchen,
    Kam so müde, kam so still zurück ...
    _____


     

  • Ernst Lissauer (1882-1937)

    Wie ein Hirt den weingefüllten irdenen Topf

    Wie ein Hirt den weingefüllten irdenen Topf,
    Nehm' ich dein großes Frauenhaupt vor meinen Kopf.
    Breit leg' ich meine beiden Hände
    Um seine festen, weichen Wangenwände.
    Heiß in mein Blut belebend rinnt belebter Saft.
    O unerschöpflich trünkereicher Krug!
    Ich sauge aus dir stärkend immer frisches
    Glück.
    Nun bin ich satt, froh, hell, bin doppelt voller Kraft.
    Behutsam lass' ich los, sacht stell' ich ihn zurück,
    Das war ein Zug.
    _____


     

  • Clarissa Lohde (1836-1915)

    Liebesglück

    Allüberall, wo ich auch geh',
    Im grünen Hain, am blauen See,
    Beim Waldesrauschen, beim Vogelsang,
    Da hör' ich deiner Stimme Klang.
    Und wenn ich hinauf zum Himmel schau,
    Seh' ich in deiner Augen Blau,
    Seh' ich dein liebes Angesicht,
    Das wonneselig zu mir spricht,
    Aus Höh'n und Tiefen rauscht's um mich:
    Ich liebe dich, ich liebe dich!
    _____


     

  • Hermann Löns (1866-1914)

    Mit schmetterndem Schlage ...

    Mit schmetterndem Schlage steigt ein Vogel
    Über die Birken jauchzend empor,
    Mit seligem Sange sinkt er nieder
    Zu seinem Liebchen in dem Moor.

    Mein Lied erhebt mich in den Himmel
    Und führt mich sanft zu dir zurück,
    Zur Höhe führt mich deine Liebe
    Und auf der Erde wohnt mein
    Glück.
    _____


     

  • Angelika von Marquardt (1849-1893)

    Das
    Glück der Liebe

    Wer nie geliebt ward, sollte nimmer klagen -
    Unglücklich nur, wer niemals selbst geliebt!
    Ich mag des Schicksals schwersten Schlag ertragen,
    Mag jede Qual erdulden ohne Zagen,
    Solang noch Schatz auf Schatz das Herz vergibt!

    O nicht um jedes
    Glück des frohen Lebens
    Gäb' ich mein Liebesleid um Dich dahin!
    Mein Hoffen bleibt in Ewigkeit vergebens,
    Verboten ist das Ziel des reinsten Strebens,
    Nur im Entsagen liegt für mich Gewinn!

    Und doch, wie bin ich selig! Dich zu lieben,
    Du Einz'ger, gilt als höchste Wonne mir.
    Wie welkes Laub, vom Sturmwind umgetrieben,
    Wie Staub zuletzt mag jedes
    Glück zerstieben -
    Was kümmert's mich: Es bleibt die Lieb' zu Dir!
    _____


     

  • Karl Mayer (1786-1870)

    Liebesglück

    Eigne Lust in deinem Blick gesellt
    Sich dem Wiederglanz der Wonnewelt.
    Liebliche, so magst du denn verzeihen,
    Daß sich schneller Kuß und Blicke reihen:
    Einmal bist du selbst die Theure mir,
    Wieder herz' ich dann die Welt in dir.
    _____


     

  • Selma Meerbaum-Eisinger (1924-1942)

    Das
    Glück

    Schlafen möcht' ich,
    Der Wind wiegt mich ein,
    Und die Sehnsucht singt mich zur Ruh'.
    Weinen möcht' ich.
    Schon die Blumen allein
    Flüstern Tränen mir zu.

    Sieh die Blätter:
    Sie blinken im Wind
    Und gaukeln Träume mir vor.
    Ja und später -
    Lacht wo ein Kind,
    Und irgendwo hofft ein Tor.

    Sehnsucht hab' ich
    Wohl nach dem
    Glück?
    Nach dem
    Glück.
    Fragen möcht' ich:
    Kommt es zurück?
    Nie zurück.
    _____


    Schlaflied für die Sehnsucht
    (Zu singen nach der Melodie
    "di zun iz fargangen" von M. Gebirtig)

    O lege, Geliebter,
    den Kopf in die Hände
    und höre, ich sing' dir ein Lied.
    Ich sing' dir von Weh und von Tod und vom Ende,
    ich sing' dir vom
    Glücke, das schied.

    Komm, schließe die Augen,
    ich will dich dann wiegen,
    wir träumen dann beide vom
    Glück.
    Wir träumen dann beide die goldensten Lügen,
    wir träumen uns weit, weit zurück.

    Und sieh nur, Geliebter,
    im Traume da kehren
    wieder die Tage voll Licht.
    Vergessen die Stunden, die wehen und leeren
    von Trauer und Leid und Verzicht.

    Doch dann - das Erwachen,
    Geliebter, ist Grauen -
    ach, alles ist leerer als je -
    Oh, könnten die Träume mein
    Glück wieder bauen,
    verjagen mein wild-heißes Weh!
    _____


     

  • Melchior Meyr (1810-1871)

    Liebesglück

    O ich erfuhr so hohe Lust
    Und darf es niemand sagen;
    Und ach, die wonnebange Brust
    Kann es allein nicht tragen!

    Ich schlich mich heimlich in ihr Haus,
    Es war im Abendscheine,
    Die andern saßen froh beim Schmaus,
    Sie harrt' auf mich alleine.

    Ich herzte sie, sie herzte mich,
    Sie ruht' an mir so feste!
    So zärtlich und so inniglich
    Liebkoste mich die Beste!

    Und weil es heimlich nur geschah,
    War doppelt unsre Freude.
    Doch ach, die Trennung war so nah',
    Die Lust so nah dem Leide! -

    Wie gern entleert' ich nun mein Herz!
    Doch darf es Keiner wissen;
    Denn hier versteht ja niemand Scherz,
    Zu tadeln nur beflissen.

    Was wäre das für ein Geschrei,
    Wie müßten wir's entgelten!
    Ist gleich ein jeder auch so frei,
    Die Andern will er schelten.

    O Muse, du erbarme dich
    Und nimm die Last vom Herzen!
    Nimm, Hohe, sonst erdrücken mich
    Die süßen Liebesschmerzen!
    _____


    Erkanntes
    Glück

    Ich liebte mein Mädchen wohl lange Zeit,
    Sie hatte mir Sinn und Herz erfreut,
    Allein bei all der Liebeslust
    War mir ihr Werth doch wenig bewußt.

    Wohl war es mir süß und gar so schön,
    Zum Liebchen wieder und wieder zu gehn.
    Doch meint' ich zuletzt, es müßt' so sein,
    Und liebte nur so in den Tag hinein.

    Da hört ich einmal in fremdem Kreis
    Viel rühmen und reden zu ihrem Preis.
    Wie hoch sie wurde von Andern verehrt,
    Vernahm ich daselbst, und wie herzlich begehrt.

    Mir ward es wie ein Tag um's Angesicht,
    Sie stand vor mir in goldnem Licht.
    "Der Jeder ergeben in diesem Verein,
    Die Allgefeierte, die ist dein?"

    Nie sehnt' ich so innig nach ihr mich zurück,
    So herrlich fühlt' ich nie mein
    Glück.
    Doch wob sich mir alles zu Räthsel und Traum:
    Daß mein die Theure, das glaubt' ich kaum!

    Ich eilte zurück in das trauliche Haus,
    Es sah mir Alles so festlich aus!
    Und als sie mich faßte so schmeichelnd warm,
    War's mir, eine Himmlische hielt' ich im Arm!
    _____


     

  • Stephan Milow (1836-1915)

    Im
    Glück erstarrt

    Ich bin erstarrt
    In meinem
    Glück.
    Seit jener Minute -
    O dieser Blick!
    Dies holde Nicken! -
    Seit jener Minute,
    Da mir geworden
    Die süße Gewißheit,
    Daß du mich liebst,
    Bin allem ich tot,
    Was um mich ist,
    Und rege mich nicht.
    Die Bläue des Himmels
    Ich sehe sie nicht,
    Den Hauch des Frühlings
    Ich fühle ihn nicht,
    Die Stimmen der Vögel
    Ich höre sie nicht;
    Mit allen Sinnen
    Nach innen gewandt,
    Erschau' ich nur dich,
    Wie jene Minute
    Dich mir geschenkt.
    Ich bin erstarrt
    In meinem
    Glück.
    _____


    An mein Weib
    Am zehnten Jahrestage unserer Vermählung

    Ich möchte prüfend überschaun,
    Was ich an Gütern dir gegeben,
    Seit du in liebendem Vertraun
    Dein Loos geeint mit meinem Leben;
    Ach, nichts, was stolz ich weisen kann
    In all den abgelaufnen Jahren!
    Doch schlag' es zu gering nicht an,
    Daß wir zusammen
    glücklich waren.

    Nicht auf den Höhen schrittest du,
    Wie dir's, du Herrliche, gebührte,
    Kein rauschend Leben fiel dir zu,
    Still war der Pfad, den ich dich führte;
    Ach, nichts, was ich für dich gewann
    In all den abgelaufnen Jahren!
    Doch schlag' es zu gering nicht an,
    Daß wir zusammen
    glücklich waren.

    Ich ring' empor mit festem Muth -
    Wann wird mir der Erfüllung Segen,
    Daß ich vor dir in sel'ger Glut
    Ihn huld'gend könnte niederlegen?
    Ach, was ich auch gestrebt, gethan,
    Nichts will den Sieg noch offenbaren!
    Doch schlag' es zu gering nicht an,
    Daß wir zusammen
    glücklich waren.

    Und wenn mich in des Todes Nacht
    Das waltende Geschick entrückte,
    Bevor mein Mühen dir gebracht,
    Womit ich dich so gerne schmückte:
    Treu schirmt' ich dich und was ich sann,
    Galt dir, das hast du doch erfahren
    Und schlägst es zu gering nicht an,
    Daß wir zusammen
    glücklich waren.
    _____


    Unverloren

    Nur flüchtig ist der Liebe
    Glück;
    Es rechne keiner in die Ferne,
    Und keiner schaue bang zurück,
    Versanken seines Himmels Sterne.

    Einst fassest du es selber nicht,
    Daß du so heiß nach mir gerungen;
    Daß wir, voll Seligkeit und Licht,
    So weltvergessen uns umschlungen.

    Ich aber klage dich nicht an
    Und trage stumm des Schicksals Walten,
    Wenn unerbittlich mir zerrann,
    Was nimmer, nimmer festzuhalten.

    Ob all die Tage, goldumsäumt,
    Mir nichts von treuer Dauer brachten:
    Da ich geliebt, gehofft, geträumt,
    Was sollt' ich als verloren achten?
    _____


    Wen du erfüllst, o
    Liebesglück!
    Du Schatz, gepriesen überschwänglich,
    Der schaut nicht vor und nicht zurück,
    Für alles Andre unempfänglich.

    Wer zitternd sich in dich verlor,
    Der ist gefeit in seinen Wonnen,
    Der schwebt im leichten Flug empor,
    Umkreist von tausend goldnen Sonnen!

    So jauchz' ich meinem Mädchen laut,
    Daß ihr's im Tiefsten wiederklinget,
    Da Aug' in Auge flammend schaut,
    Und eins das andre eng umschlinget.

    Ruft nicht in unsern Jubel kalt,
    Die Seligkeit sei nur erlogen,
    Und wenn die Gluten ausgewallt,
    So fänden wir uns arm, betrogen.

    O nein! wie rasch der Traum vergeh',
    Ich werde stets mich seiner freuen,
    Und keine Freudenthräne je
    Und keinen Jubelruf bereuen.

    Das eben ist so rührend schön,
    Daß wir, ob ird'schen
    Glücks auch trunken,
    Doch schwärmen auf zu Himmelshöhn
    Und uns die ganze Welt versunken;

    Daß Zwei, die fest sich an die Brust
    In seliger Erfüllung drücken,
    Der heißen Herzen kurze Lust
    So wunderbar sich können schmücken.
    _____


     

  • Christian Morgenstern (1871-1914)

    Glück ist wie Blütenduft,
    der dir vorüberfliegt...
    Du ahnest dunkel Ungeheures,
    dem keine Worte dienen -
    schließest die Augen,
    wirfst das Haupt zurück - -
    und, ach!
    vorüber ist's.
    _____


    Liebe, Liebste, in der Ferne,
    wie so sehr entbehr' ich Dich!
    Leuchteten mir milde Sterne,
    ach, wie bald ihr Glanz erblich!

    Wenn ich deine weichen Wangen
    leis in meine Hände nahm,
    und voll zärtlichem Verlangen
    Mund zu Mund zum Kusse kam;

    wenn ich deine Schläfen rührte
    durch der Haare duftig Netz,
    o, wie war, was uns verführte,
    beiden uns so süß Gesetz!

    Und nun gehst du fern und einsam.
    Ach, wie achtlos spielt das
    Glück!
    Bringt, was einmal uns gemeinsam,
    noch einmal sein Strom zurück?

    Liebe, Liebste, in der Ferne,
    wie so sehr entbehr' ich dich!
    Leuchteten uns milde Sterne,
    ach, wie schnell ihr Glanz erblich!
    _____


    Liebesbrief

    Vor deiner Kammer singt und singt
    - so schreibst du, Kind - die Nachtigall,
    und, daß der Sehnsucht bangen Schall,
    dein Herz so wehvoll widerklingt!

    Gedenkst du noch des
    Glückes all,
    das uns tiefheimlich einst umringt? ...
    Vor deiner Kammer singt und singt
    - so schreibst du, Kind - die Nachtigall.

    Wenn heut ihr wiederum gelingt
    ihr nächtlich süßer Überfall -:
    Oh denk', ich sei's, der leichtbeschwingt
    von seiner Sehnsucht Überschwall
    vor deiner Kammer singt und singt!
    _____


     

  • Eduard Mörike (1804-1875)

    Liebesglück

    Wenn Dichter oft in warmen Phantasien,
    Von
    Liebesglück und schmerzlichem Vergnügen,
    Sich oder uns, nach ihrer Art, belügen,
    So sei dies Spielwerk ihnen gern verziehen.

    Mir aber hat ein gütger Gott verliehen,
    Den Himmel, den sie träumen, zu durchfliegen,
    Ich sah die Anmut mir im Arm sich schmiegen,
    Der Unschuld Blick von raschem Feuer glühen.

    Auch ich trug einst der Liebe Müh und Lasten,
    Verschmähte nicht den herben Kelch zu trinken,
    Damit ich seine Lust nun ganz empfinde.

    Und dennoch gleich ich jenen Erzphantasten:
    Mir will mein
    Glück so unermeßlich dünken,
    Daß ich mir oft im wachen Traum verschwinde.
    _____


     

  • Clara Müller-Jahnke (1860-1905)

    Stummes
    Glück

    Das war zur schimmernden Maienzeit,
    da sang ich Lieder voll Lust und Leid:
    des Waldquells Rauschen, der Vögel Singen,
    in tönende Reime tät ich's bringen.

    Und wenn ich der kommenden Lust gedacht -
    wie wollt ich erst singen zur Rosenpracht,
    wie wollt ich in jubelnden Tageweisen
    die Sommersonne, die goldene, preisen!

    Der Frühling schwand, und die Sonne stieg,
    der Fink und die Finkin fanden sich -:
    in Waldes Dunkel, an Baches Borden,
    die jubelnden Sänger sind still geworden.

    Und mir auch erging es wundersam:
    als meinem Leben der Sommer kam
    und die Rosendüfte mein Haupt umfingen,
    In Kuß und Seufzer verklang mein Singen . . .

    Von der Lippe flutet das Lied zurück:
    im namenlosen, im stummen
    Glück
    nur kann ich vor dir die Seele neigen,
    nur lieben und schweigen.
    _____


    Verlornes
    Glück

    Noch einmal, eh' am Himmelsrande
    der letzte Sonnenblick verglüht,
    zieht mich ein Sehnen an die Stätte,
    wo meines Lebens
    Glück geblüht.
    Durch hochgewölbte Gänge fluten
    der Dämmrung Schatten kalt und bleich -
    leis mahnend pocht wie Geisterfinger
    ans Fenster ein Spireenzweig.

    Und rings im Haus ein tiefes Schweigen,
    wie ausgestorben jeder Raum . . .
    An meiner Seite lächelnd wandelt
    ein halbvergessner Jugendtraum;
    von weltverlornen Küsten zaubert
    entflohene Wonnen er zurück
    und küßt mir in die müde Seele
    ein letztes Bild vom
    Erdenglück.

    Ein letztes Lied in diesen Räumen!
    Der Herbstwind rast am Gartentor -
    hier aber wogen Rosendüfte
    und singt ein Nachtigallenchor.
    Von all den süßen Liebesworten,
    die schmeichelnd deine Lippe sprach, -
    von meinen Seufzern, deinen Küssen
    wird hier ein flüsternd Echo wach.

    Der alte Zauber lockt mich wieder,
    der Leib und Seele mir gebannt:
    dein Odem über meiner Stirne,
    auf meinem Herzen deine Hand!
    Der Spiegel wirft im Dämmerschimmer
    mir dein geliebtes Bild zurück - -
    zum letzten Male trink ich wieder
    aus deinem Born, verlornes
    Glück!

    Und lauter tönt des Windes Brausen,
    der Sonne letzter Strahl erblich;
    ich aber berg in meine Hände
    das Haupt und weine bitterlich.
    Nun liegt die Nacht auf allen Wegen . . . . . .
    und langsam wend ich meinen Schritt
    und nehm aus den geliebten Räumen
    mir der Erinnrung Sterne mit.
    _____


     

  • Wolfgang Müller von Königswinter (1816-1873)

    Wie trag' ich dieses
    Glück? Die Zeiten ließen
    So schlimm sich an. Wie heiter sie sich wenden!
    Ich wähnte meine Treue zu verschwenden,
    Und meine Liebe freudelos zu schließen.

    Und jetzt darf ich das höchste
    Glück genießen.
    An ihrer Brust beginnen und vollenden
    Die Tage sich; ich seh' von allen Enden
    Den reichsten Segen in mein Leben fließen.

    Wie das mir kam? Ich stand mit ihr alleine,
    Wir wechselten in langem Blick die Kunde
    Von unsrer Liebe, und sie war die meine.

    Dann lag zu heißem Kusse Mund an Munde!
    Sie floh hinweg, daß sie im stillen weine!
    Das war der Anfang zu dem schönsten Bunde.
    _____


    Verrauscht

    Ach, als mich band der Schönheit Macht
    Vor Zeit in Lust und Schmerz,
    Das war ein
    Glück, als Tag und Nacht
    Ich dein gedacht, mein Herz!
    Ich nippte schon in Seligkeit
    Manch süßer Stunden Schaum,
    Doch war des Lebens hellste Zeit
    Der ersten Liebe Traum!

    Als ich dich sah, ich stand berauscht
    Wie unterm Maienbaum,
    Wo man des Frühlings Klängen lauscht,
    Bedeckt von Blütenflaum.
    Dein tiefer Blick, dein weiches Wort,
    Noch ist's mein
    Lebensglück;
    Ich gäb' um goldnen Zauberhort
    Die Stunden nicht zurück.

    Das war ein
    Glück, als in die Brust
    Ich dir ein Nachtlied sang,
    Erröthend bebtest du vor Lust,
    Als drin dein Name klang.
    Mein Lied tönt besser jetzt gereiht,
    Dem Hörer mehr zum Dank,
    Ich bin nach Liedern alter Zeit,
    Nach junger Liebe krank.

    Vielleicht ruft mich zum goldnen Tisch
    Einst lächelnd das Geschick,
    Lust, Ehre, Ruhm credenzt es frisch
    Mir bald mit heiterm Blick;
    Zurück schau' ich sehnsüchtig weit
    Nach ferner Jugend Saum:
    Mir war des Lebens hellste Zeit
    Der ersten Liebe Traum!
    _____


    O du liegst so weit

    O du süße Zeit,
    Junger Liebe
    Glück,
    O du liegst so weit,
    Kehrst nie zurück!

    O wie schnell ersteht
    Der Blumen Duft!
    O wie schnell verweht
    Ihn die leise Luft!

    O wie süß erklingt
    Ein Liebeslied!
    O wie leicht beschwingt
    Es wieder flieht!

    O wie hold
    beglückt
    Ein heller Traum!
    O wie schnell entrückt
    Seiner Bilder Schaum!

    O die Knospe blüht!
    Und ein Augenblick,
    Dann ist verglüht
    Ihr Lenzgeschick.

    O du süße Zeit,
    Junger Liebe
    Glück!
    O du liegst so weit,
    Kehrst nie zurück!
    _____


    Todt ist mir das
    Glück

    Herrlich, hohe Sommerzeit,
    Kamst du letztes Jahr,
    Da ich voller Seligkeit
    Liebestrunken war.

    O wie hat der Lindenduft
    Süß mein Herz berauscht,
    Als wir durch die Abendluft
    Schwur und Kuß getauscht!

    Stilles keusches Mondeslicht,
    Sang der Nachtigall -
    Doch ich sah und hörte nicht -
    Sie - sie war mein All! -

    Ach, es ging so zauberschwül
    Ueber Teich und Land -
    Herz und Herz - doch ein Gefühl -
    Flammend wilder Brand!

    Das ist noch der Park, der See,
    All die alte Pracht,
    Oed' die schöne Welt, o weh!
    Und das Licht ist Nacht!

    Herrlich, hohe Sommernacht,
    Kehrtest du zurück;
    Aber kalt ward mir die Maid,
    Todt ist mir das
    Glück!
    _____


     

  • Hermann Oelschläger (1839-1908)

    So sei denn
    glücklich ohne mich

    So wirst du nie mir ganz gehören,
    Nie, niemals ganz die Meine sein?
    Das Schicksal glaubt' ich zu beschwören,
    Aus deinem Munde sagt es: Nein.
    Ich liebte dich und durft' es wagen,
    Zu dir drängt' all mein Leben sich;
    Nun forderst du, ich soll entsagen?
    So sei denn
    glücklich ohne mich.

    Kein Wort des Vorwurfs will ich reden,
    Sei immer
    glücklich, wenn du kannst -
    Doch wer zerreißt die tausend Fäden,
    Die du einst liebend um mich spannst?
    Und wer zerbricht die Zauberkreise,
    Die uns umschlangen, mich wie dich?
    Sie wirken fort auf ihre Weise -
    So sei denn
    glücklich ohne mich.

    Ich weiß es, daß mit allen Mächten
    Ein Denken heiß an's Herz dir dringt,
    Wenn auch in liebeschwülen Nächten
    Ein and'rer Arm dich stark umschlingt.
    Mein denkst du neu. Mein Herz indessen
    Verzehrt in alter Sehnsucht sich,
    Verlassen und doch unvergessen -
    So sei denn
    glücklich ohne mich.
    _____


    Das höchste
    Glück

    O schilt mich nicht, daß ich in deiner Nähe
    So gerne weile und so gerne träume!
    Unmöglich ist, daß Bess'res ich versäume,
    Da deines Herzens Tiefen ich durchspähe.

    Frommt es, begierig, daß ihm Nichts entgehe,
    Dem Geist, zu jagen durch die fernsten Räume?
    Gott winkt der Fluth, daß sie ihn überschäume,
    Und weckt den Sturm, der ihn zum Abgrund wehe.

    Wohl Manchen reizt solch thörichtes Beginnen -
    Ich lieb', in deinen Blick mich zu versenken,
    Und lieb' es, deiner Schönheit nachzusinnen.

    Lenzblüthen gleich erschließt sich all mein Denken,
    Drum klag' ich nur, wie rasch die Stunden rinnen,
    Die mir ein
    Glück so rein und sicher schenken.
    _____


     

  • August Graf von Platen (1796-1835)

    Des
    Glückes Gunst wird nur durch dich vergeben,
    Schön ist die Rose nur, von dir gebrochen,
    Und ein Gedicht nur schön, von dir gesprochen.
    Tot ist die Welt, du bist allein am Leben.

    In diesen Lauben, die sich hold verweben,
    Wird ohne dich mir jeder Tag zu Wochen,
    Und dieser Wein, den warme Sonnen kochen,
    Kann nur aus deiner Hand ein Herz beleben.

    Von dir geschieden, trenn ich mich vom
    Glücke,
    Das Schönste dient mir nur, mich zu zerstreuen,
    Das Größte füllt mir kaum des Innern Lücke.

    Doch drückst du mich an deine Brust, den Treuen,
    Dann kehrt die Welt in meine Brust zurücke,
    Und am Geringsten kann ich mich erfreuen.
    _____


     

  • Luise von Ploennies (1803-1872)

    Warum schlägt so laut mein Herz?

    Warum schlägt so laut mein Herz?
    Ist es Wonne, ist es Schmerz?
    Es ist
    Glück und Schmerz zugleich,
    Ach, ein
    Glück so schmerzenreich,
    Ach, ein Schmerz so reich an
    Glück,
    Daß ich nie ihn geb' zurück.
    Schlage, schlage drum, mein Herz!
    Trage, trage deinen Schmerz.

    Jedem
    Glück auf dieser Welt
    Ist sein Schmerz auch zugesellt;
    Beide lassen nie sich los,
    Werden mit einander groß.
    Darum birgt die höchste Lust
    Tiefsten Schmerz in ihrer Brust.
    Schlage, schlage drum, mein Herz!
    Trage, trage deinen Schmerz.

    Liebesglück ist sel'ger Schmerz,
    Liebesschmerz ist
    Glück für's Herz.
    Fern, ach, fern floh Liebesglück,
    Liebesschmerz nur blieb zurück!!
    Doch im Schmerz noch liebt die Brust
    Des entschwund'nen
    Glückes Lust.
    Schlage, schlage drum, mein Herz!
    Trage, trage deinen Schmerz!
    _____


     

  • Hermione von Preuschen (1854-1918)

    Ahasvera

    Ich suchte – suche – seit ich denken kann,
    das
    Glück, die Liebe, alle höchsten Gipfel
    und alle tiefsten Gründe dieses Daseins!
    Ein
    Glück, so grenzenlos, wollt ich erleben,
    daß seine Wonne mich, durchschauernd, tötet!
    Ich suchte – suche – seit ich denken kann;
    doch nur die Jahre finden sich zusammen,
    und immer schneller schwinden sie dahin!
    Ich fand so viele höchste Erdengüter,
    die treuste Liebe schreitet neben mir,
    doch immer suchen muß ich – weiter suchen,
    und stets vergebens! – An der Jugend Grenze,
    da schon der Blick erreicht das andre Ufer,
    da fand ich Dich – es lachten Deine Augen,
    von Deinen Lippen flammt' es wie Verheißung:
    "Hier ist es, hier!" Und wie die Motte taumelt zur Flamme,
    stürzt ich zu Dir und gab Dir meine Seele.
    - - - Und eine große Stille folgte dann,
    ……… doch als ich tiefer schaute,
    als ich den Schleier riß von jenem Auge,
    das mir wie alles
    Erdenglück geglüht,
    - die ganze Sansara lacht mir entegen
    und weiter nichts – denn Du bist seelenlos -
    und meine Seele hab ich nun verloren!
    … Doch immer suchen muß ich, weiter suchen,
    ein
    Glück so grenzenlos, daß seine Wonne
    mich beim Durchschauern tötet.
    _____


    Nun kam es

    Nun kam es, wie es kommen muß,
    vom ersten Tag!
    Die Lippen suchten sich im Kuß
    im nächtigen Hag.

    Die Körper fanden sich im Kuß
    nicht mehr zurück
    - nun kommt es, wie es kommen muß,
    - das große
    Glück.
    _____


    Wie ein abgestorbener Geist

    Wie ein abgestorbener Geist, so schau ich
    auf der Erde einziges
    Glück – die Liebe.
    Kann sie nicht mit starkem Arm umfassen
    und die Flammen meines Herzens müssen
    ungenutzt verlöschen und verenden.
    Hätten Weltenbrände schüren können,
    Götterglück dem einen Manne geben,
    der im Tod versank und dessen Seele
    bis zum letzten Hauch ich weiter suche,
    denn des Lebens Leben ist die Liebe!

    Wie ein abgeschiedener Geist verzehr ich
    mich nach Lebensblut und Erdenwonnen!
    _____


     

  • Robert Prutz (1816-1872)

    Nicht zürne mir, daß ich vermag zu scherzen
    Und Lieder reime mit verwegnem Munde
    Von jenem Tage, da zu ew'gem Bunde
    Sich in einander gossen unsre Herzen.

    Laß dich mein übermüthig Spiel nicht schmerzen!
    Du weißt ja, Liebste, was mir diese Stunde,
    Und wie in meiner Seele tiefstem Grunde
    Nun ewig leuchten ihre heil'gen Kerzen.

    Es giebt ein
    Glück, so über alle Grenzen,
    Daß, während dankerfüllt die Lippen beten,
    Die Augen doch von süßer Lust noch glänzen.

    Solch
    Glück, solch sel'ges, gabst du dem Poeten,
    Und wie man Heil'ge schmückt mit bunten Kränzen,
    So nimm auch du die Lieder vom Kometen!
    _____


    Sicheres
    Glück

    Das, Liebste, dünkt der beste Theil
    Von unserm
    Glück mich allezeit,
    Der Anker das, dran unser Heil
    Gegründet liegt für Ewigkeit;

    Daß, ob wir brennen noch so heiß,
    Und ob wir lieben noch so sehr,
    Doch jeder fühlt, doch jeder weiß,
    Es liebt der Andre ihn noch mehr.
    _____


    Im
    Glück

    Dem Schmerze konnt' ich Worte geben,
    In Liedern sang ich meine Qual;
    Doch seit mein herbstlich ödes Leben
    Durch dich erblüht zum zweitenmal,
    Und seit in meiner Seele Gründen
    Ein neuer Frühling Wunder thut,
    Da weigert sich mein Mund zu künden
    Des Herzens sel'ge Wonneglut.

    Nur deine Hände kann ich fassen,
    Die treu an meinem
    Glücke baun,
    Erröthen kann ich und erblassen
    Und fragend in dein Auge schaun;
    Mein Haupt zu deinem kann ich neigen
    Und zärtlich pressen Mund auf Mund –
    Da thut mein Kuß mit frommem Schweigen
    Dir meiner Brust Geheimniß kund.

    Kein irdisch Auge kann ertragen
    Der Sonne volle Strahlenpracht;
    So kann dir auch mein Lied nicht sagen,
    Was meine Seele jauchzen macht.
    Drum siehst du sprachlos mich erbeben,
    O frag', Geliebte, nicht warum:
    Dem Schmerze konnt' ich Worte geben,
    Doch meine Seligkeit ist stumm.
    _____


     

  • Karl Reinhard (1769-1840)

    Über Alles die Liebe

    Glücklich, wem die stille Freude
    Heiliger Natur genügt:
    Seht, wie rings ihm Kränze blühen,
    Wie ihm Lenz und Maiflur glühen,
    Wie der Himmel vor ihm liegt!

    Glücklich, wer den Pfad der Tugend
    Reinen Herzens niederwallt:
    Unschuldsvoll die Lust geniesset,
    Die auf jeder Flur ihm spriesset,
    Ihm aus jedem Hain erschallt!

    Glücklich, wer den Gang des Ruhmes
    Sichern Schrittes kommt und geht:
    Sein Gedächtniss schwindet nimmer;
    Ewig strahlt des Kranzes Schimmer,
    Der in seinen Locken weht!

    Glücklich, wen die süsse Freiheit
    Rettet von des Drängers Spott:
    Keinem Kaiser darf er weichen;
    Göttern ist er zu vergleichen;
    Selber ist er schon ein Gott!

    Glücklich, glücklich, wem die Freundschaft
    Ihre Hand der Treue gibt:
    Wen ein Freund durch's Leben leitet,
    Wie sein Genius begleitet,
    Und auf nun und ewig liebt!

    Aber
    glücklich, drei Mahl glücklich,
    Wen die Liebe
    glücklich macht!
    Alles Heil hat er empfahen;
    Alle Seligkeiten nahen
    Ihm bei Tage, wie bei Nacht!
    _____


     

  • Anton Renk (1871-1906)

    Heut muß ich aus dem Haus hinaus,
    Heut muß ich von den Mauern los.
    Es ist für dieses kleine Haus
    Mein
    Glück zu groß, mein Glück zu groß.

    Am Feldrand zögert still mein Schritt,
    Daß keine Blume er zertritt,
    Kein Käfer unter meinem Fuß
    Sein Sommerleben lassen muß.

    Durch's Aehrengoldmeer weht der Wind,
    Der Himmel ist so wunderblau;
    Ich weiß ein lockengoldnes Kind,
    Dem ich in Himmelsaugen schau'.

    Die Welt ist schön, der Himmel weit,
    Mein Herz ist voller Seligkeit,
    Die Sonne sinkt mit rotem Schein.

    Ich wand're in das Haus zurück.
    Es ist ja für mein großes
    Glück
    Der ganze Himmel viel zu klein.
    _____


    Ich hab ein armes
    Glück bei mir. -
    Vielleicht vernichtet es die nächste Stunde.
    -----------------------------
    Und gelt, das
    Glück ist auch bei dir?
    Ich will es küssen dir von deinem Munde …

    Die Sonnenfunken niederflocken
    Aufs Blütenbrett am Fensterrand,
    Ich greife dir in deine Locken
    Und habe Gold in meiner Hand.

    Die Blumen haben alle Seelen,
    Und wissen möcht' ich eines nur,
    Was alles sie von uns erzählen …
    Und schlummermüde tickt die Uhr.

    Horch nicht darauf! … Du mußt es glauben,
    Wenn unsre Zeit vorüber dann,
    Daß unsre Seligkeiten rauben
    Uns keine andre Stunde kann.
    _____


     

  • Friedrich Wilhelm Riemer (1774-1845)

    Stilles
    Glück

    Was, liebes Herz, begehrst du noch?
    Was macht dir stilles Grämen?
    Das schönste
    Glück es ward dir doch
    Und Niemand mag's dir nehmen.

    Sie kam so schön, sie kam so mild,
    Dir freundlich anzuneigen,
    Nun bleibt dir doch Ihr süßes Bild
    Auf immerdar zu eigen.

    In deines Busens stillem Kreis
    Sey dieser Schatz gepfleget:
    Wie oft ein unscheinbar Gehäus'
    Der Perle Kleinod heget.

    Beschauend häng' an deinem
    Glück
    Mit stiller Glaubenstreue,
    Gleichwie am holden Sternenblick,
    Wie an des Himmels Bläue.

    Begehrst ja doch der Sterne nicht,
    Kein Wunsch kann sie erlangen;
    Des Himmels klares Angesicht,
    Du willst es nicht umfangen.

    Doch kindliches Vertrauen reicht
    Wohl in die weitste Ferne,
    Und tröstend ihm entgegen neigt
    Die stille Huld der Sterne.

    So trau denn auch auf Ihren Stern
    Und auf Ihr hohes Walten;
    Denn was Sie schenkte wird Sie gern
    Dem Glaubenden erhalten.

    Ja, wenn dich einst das Schicksal ruft,
    Vom Liebsten dich zu scheiden;
    So wird dich in die finstre Gruft
    Ihr lichtes Bild begleiten.
    _____


     

  • Joachim Ringelnatz (1883-1934)

    Das Andenken

    Es hängt an meiner Zimmerwand
    Ein welker Strauß an verblaßtem Band.
    Den Strauß hat deine liebe Hand
    Dereinst, als ich im Garten schlief,
    Für mich gepflückt.
    Das Band
    Schlang sich um einen Abschiedsbrief,
    Der mir dein Herz so weit entrückt. – –
    Und wie ich lang hinüberseh,
    Faßt mich ein seltsam
    Glück und Weh.

    Es hängt an meiner Zimmerwand
    Ein Strauß, frischblühend und ohne Band.
    _____


    Umweg

    Ging ein Herz durchs Hirn Güte suchen,
    Fand sie nicht, doch hörte da durchs Ohr
    Zwei Matrosen landbegeistert fluchen,
    Und das kam ihm so recht rührend vor.

    Ist das Herz dann durch die Nase krochen.
    Eine Rose hat das Herz gestochen,
    Hat das Herz verkannt.
    In der Luft hat was wie angebrannt
    Schlecht gerochen.

    Und das Wasser schmeckte nach Verrat.
    Leise schlich das Herz zurück,
    Schlich sich durch die Hand zur Tat,
    Hämmerte.
    Und da dämmerte
    Ihm das
    Glück.
    _____


     

  • Anna Ritter (1865-1921)

    Ein Stündchen lang

    Ich hab' an seiner Brust geruht,
    In seinen Armen schlief ich ein,
    Und kreuzt er nimmer meinen Weg -
    Er war doch eine Stunde mein!

    Und wenn ich dieser Stunde
    Glück
    Mit meinem Leben zahlen müßt',
    Ich ginge lächelnd in den Tod -
    Er hat mich einmal doch geküßt!
    _____


    Ich hab' dich lieb

    Ich hab' dich lieb! Das sollst du als Geschenk,
    Nun da du gehen willst, von hinnen tragen.
    All meine Lust und Pein
    Und meine große Sehnsucht schließt es ein,
    Ich hab' dich lieb – und will's dir nie mehr sagen!

    Ich hab' dich lieb! Das ist ein ernstes Wort
    Und doch auch süß! Heut' hab' ich weinen müssen,
    Als ich es niederschrieb.
    Mein traurig
    Glück, wie hab' ich dich lieb!
    Ich hab' dich lieb – und darf dich nie mehr küssen.
    _____


    Wortloses
    Glück

    Sie zogen singend in den Wald hinein,
    Ein langer Zug von frohen, jungen Menschen.
    Wir aber schritten schweigend hinterdrein
    Und fürchteten der eig'nen Stimme Klang,
    Als möchte sie der Stunde Andacht stören,
    Als ob für Alles, was nach Ausdruck rang
    In unsrer Brust, das Wort sich doch nicht fände.
    So schwiegen wir und schauten uns nur an
    Mit tiefem Blick und drückten uns die Hände.
    _____


    Traumglück

    Und wenn du schläfst und träumst von mir
    Dann komm ich still gegangen
    Und leg' mein weinendes Gesicht
    An deine braunen Wangen.

    Und nehme scheu dein schlafend Haupt
    In meine beiden Hände
    Und denk, wir wären beide todt,
    Und Alles wär' zu Ende.

    Die Ahnung meiner Nähe hebt
    Dir wohl die trunk'nen Lider,
    Ich aber küsse sie dir zu
    Und gehe heimlich wieder.

    Und wenn du morgens dann erwachst,
    Liegt wohl ein blasser Schimmer
    Von
    Traumglück und verweinter Luft
    Noch über deinem Zimmer.
    _____


    Die Glocke des
    Glücks

    Viele Glocken hör' ich läuten,
    Nun es Abend werden will -
    Eine nur will nimmer klingen,
    Eine nur ist ewig still.

    Tiefe Glocke meines
    Glückes:
    Einmal noch zur Abendzeit
    Singe über meinem Hügel
    Jenes Lied voll Seligkeit.

    Dem ich meine junge Stirne
    Lauschend einst empor gewandt,
    Da ich noch auf hellen Wegen
    Schritt an meines Liebsten Hand.
    _____


    Wie ein Rausch …

    Wie ein Rausch ist deine Liebe,
    Deine Küsse wie der Wein -
    Trank ich mich an deinen Lippen
    Selig satt, so schlaf ich ein.

    Und dein Arm ist meine Wiege,
    Heimlich singst du mir ein Lied,
    Daß ein Glanz von
    Glück und Liebe
    Noch durch meine Träume zieht.
    _____


     

  • Emil Rittershaus (1834-1897)

    Die Sonne meines Lebens

    Du bist die Sonne meines Lebens
    Und lieben hast Du mich gelehrt,
    Ich aber bin die Sonnenblume,
    Die sich nach Dir, o Sonne, kehrt!

    Mein
    Lebensglück, es kann ersprießen
    Bei Dir, du Holde, nur allein!
    Die Sonnenblume kann nur blühen
    Im lichten, lieben Sonnenschein.
    _____


    Gebet

    Nicht fleh' ich um den Segen ew'gen
    Glückes,
    Nicht fleh' ich um ein flüchtig' Erdengut.
    Gieb, Ew'ger, nur in Stürmen des Geschickes
    Dem Geiste Kraft und meinem Herzen Muth!
    Den Pfad des Rechtes laß mich ruhig schreiten,
    Ob still die Luft, ob wild die Stürme wehn,
    Und eines gieb mir, Gott, zu allen Zeiten:
    O, die ich liebe, laß mich
    glücklich sehn!

    Nur der ist arm, der einsam zieht die Pfade,
    Von dem hinweg der Liebe Engel fliehn.
    Dir, Schicksal, Dank! Du hast in deiner Gnade
    Der Lieb' und Freundschaft Segen mir verliehn.
    O, alle, die mir Liebe je gespendet,
    Auf Blumenauen laß sie ewig gehn,
    Daß nie ihr
    Glück und ihre Wonne endet!
    O, die ich liebe, laß mich
    glücklich sehn!

    Sieh, ihre Freuden will ich jubelnd theilen,
    Mich soll bewegen, was ihr Herz bewegt.
    Ich weiß es, meine Wunden werden heilen,
    So lang sie mild die Hand der Liebe pflegt!
    An ihrer Freude soll mein Herz sich sonnen,
    Wenn welkend meines
    Glückes Blumen stehn,
    Und ihre Wonnen seien meine Wonnen. -
    O, die ich liebe, laß mich
    glücklich sehn!
    _____


     

  • Adolf Friedrich von Schack (1815-1894)

    In deinem Blick sich ewig sonnen,
    Wohl wär' es Himmelsseligkeit;
    Allein auch mit dem Mindern schon
    Zufrieden sei der Erdensohn!
    Denn in der Liebe großen Wonnen
    Wird
    Glück sogar das Trennungsleid!

    Glück nenn' ichs, wenn im Abschiedsharme
    Die Stimme flüstert: noch einmal!
    Und aneinander wiederum
    Die Lippen zittern freudestumm,
    Bis langsam sich der Arm dem Arme
    Entwindet in des Scheidens Qual;

    Und
    Glück dann, wenn ein theurer Name,
    Der Rose gleich, die einsam blüht,
    Mit Duft des Fernseins Oede füllt,
    Bis sich das Weh in Seufzern stillt,
    Und heißer nach dem Trennungsgrame
    Der Kuß des Wiedersehens glüht.
    _____


    O rede fort! Wie Weihgesänge
    Tönt deine Stimme mir ans Ohr;
    Was herrlich in der Welt der Klänge,
    Eint sich in ihr zum vollen Chor,

    In ihr der Plauderton der Quelle,
    Der Felsengrotten Widerhall
    Mit dem Gebraus der Wasserfälle
    Dem Frühlingslied der Nachtigall,

    In ihr mit mächt'gem Waldesrauschen
    Der Lenzluft erster Athemzug; -
    Ihr eine Stunde stumm zu lauschen,
    Ist für das Leben
    Glück genug.
    _____


    Wenn müd du von der Liebe Wonnen,
    Und sanft dich Schlummer überfließt,
    Entzückt fühl' ich dein warmes Leben
    An meins in jedem Tropfen beben,
    Der durch die Adern hingeronnen
    In leichter Wallung sich ergießt!

    Des Auges blaue Strahlenkreise
    Verbirgt die Wimper meinem Blick;
    Doch dämmernd durch die zarte Hülle
    Wie Mondglanz quillt des Lichtes Fülle,
    Und deine Lippen murmeln leise
    Im Traume noch von unserm
    Glück.
    _____


     

  • Ulrich von Schlippenbach (1774-1826)

    Glück und Ruhe

    Die Liebe wollte
    Glück und Ruhe finden;
    Doch wenn sie an dem Thron des
    Glückes stand,
    Sah sie die stille Ruhe schwinden;
    Und wieder war's das
    Glück, das bald entschwand,
    Wo sie die Ruhe aufgefunden.
    Nun klagte sie: vereint find' ich sie nie,
    Sie haben nimmer sich verbunden,
    Ihr doppelt Bild giebt nur die Phantasie.
    Da trat mit freundlicher Gestalt
    Die treue Freundschaft zu der Liebe
    Und sprach: wir theilen die Gewalt
    Der Herzen mit fast gleichem Triebe;
    Doch lieber will zu dir das
    Glück sich wenden
    Und holder lächelt Ruhe mir.
    Komm! wollen wir mit fest verschlung'nen Händen
    Durch's Leben ziehn; ich theile dir,
    Was ich empfing, und du giebst deine Gaben,
    Und beyder Lohn wird Alles, was wir haben.
    Als Lieb' und Freundschaft innig sich verbunden,
    Ward
    Glück und Ruhe so vereint gefunden.
    _____


     

  • Karl Siebel (1836-1868)

    Dauerndes
    Glück

    Wenn sich zwei Herzen ein Leben geliebt
    In Freuden und in Leiden:
    Es nichts in allen Welten giebt,
    Das je sie könnte scheiden.

    Und ließ umgeben von höllischer Qual
    Ein strenger Gott sie binden;
    Sie würden, wie im Erdenthal,
    Auch dort den Himmel finden.
    _____


     

  • Ilse von Stach (1879-1941)

    Abschied vom
    Glück

    So lernte wohl ein selig
    Glück ich kennen,
    Wenn ich von einem
    Glücke scheiden soll?
    Mag ich's nun
    Glück, mag ich's Begeistrung nennen,
    Es ward mir Herz und Sinn so übervoll,
    Und ach, von diesem
    Glücke mich zu trennen
    Ist schwer, ist hart, und unerreichbar wohl;
    Mir ist, als müßte ich mein ganzes Leben
    Mit diesem
    Glück, mit dieser Wonne geben.

    Ich will die Rose nur am Wege pflücken,
    Sie blüht für mich so sinnbethörend schön;
    Nur kurze Zeit soll mich ihr Duft
    beglücken,
    Dann will ich ungehindert vorwärts gehn;
    Gönnt mir ein kurzes, seliges Entzücken,
    Laßt mich bewundernd, liebeglühend stehn —
    Ach, grausam gellt der Ruf mir in die Ohren:
    Hinweg, der Duft erschlafft, Du gehst verloren.

    So schnell kann dieser Duft mich nicht erschlaffen,
    Ich will ja nur ein kurzes
    Liebesglück;
    Noch bleibt mir Mut und Kraft mich aufzuraffen,
    Doch ach! zu lang schon war der Augenblick,
    Und mitten in dem arbeitfrohen Schaffen
    Hält fordernd mich mein sehnend Herz zurück,
    Ich lernte nicht die roten Rosen sehen
    Und unverwundet, stark vorübergehen.

    So müssen denn die roten Rosen bleichen,
    Sind blühend ihre Fesseln ewig neu;
    Dem höhren Ziel muß zarte Liebe weichen,
    Der Sinne mächtig bleibt der Mensch sich treu;
    Frei muß ich sein, um Zwecke zu erreichen,
    Von
    Liebesglück und Liebesthränen frei,
    Es werden diese jetzt noch offnen Wunden
    In lichter Freiheit Morgentau gesunden.
    _____


     

  • Ernst Stadler (1883-1914)

    Glück

    Nun sind vor meines
    Glückes Stimme
    alle Sehnsuchtsvögel weggeflogen.
    Ich schaue still den Wolken zu,
    die über meinem Fenster in die Bläue jagen -
    Sie locken nicht mehr,
    mich zu fernen Küsten fortzutragen,
    Wie einst, da Sterne, Wind und Sonne
    wehrlos mich ins Weite zogen.
    In deine Liebe bin ich
    wie in einen Mantel eingeschlagen.
    Ich fühle deines Herzens Schlag,
    der über meinem Herzen zuckt.
    Ich steige selig
    in die Kammer meines
    Glückes nieder,
    Ganz tief in mir, so wie ein Vogel,
    der ins flaumige Gefieder
    Zu sommerdunklem Traum
    das Köpfchen niederduckt.
    _____


     

  • Wilhelm Wackernagel (1806-1869)

    Ueberglücklich

    Wie faß ich, wie glaub ich
    Mein
    Glück und all die Lust?
    Brich nicht zuckend in Freude,
    Brich Herze nicht die Brust.

    Sehen soll ich sie, sehen,
    Schauen der Augen Stern,
    Der mein todmüdes Herze
    All durchblitzte von fern.

    Sie wird mir freundlich reichen
    Die liebe linde Hand,
    Die die Lilien tränkte,
    Zum Stab die Rosen band.

    Sie wird mit liebem Gruße
    Vergüten alles Leid.
    Erstummen muß ich, erblinden
    Vor ihrer Prächtigkeit.

    Verhänge Sonne die Zügel!
    Fleug Zeit hindann!
    Eil o eile Stunde,
    Da ich sie sehen kann!
    _____


    Wenn du liebeflüsternd nieder
    Dich zu mir, Geliebte, senkst,
    Träumerisch auf mich und wieder
    Lachend du dein Auge lenkst:

    O da fühl' ich daß beschieden
    Du mir bist das höchste
    Glück;
    Da in Ruh' und tiefem Frieden
    Spiegelt' dich mein Herz zurück.

    Wie es mag dem See gemuthen
    Wie er selig schauend schweigt,
    Weil sich über seine Fluten
    Hat der volle Mond geneigt.
    _____


     

  • Frank Wedekind (1864-1918)

    Lulu

    Ich liebe nicht den Hundetrab
    Alltäglichen Verkehres;
    Ich liebe das wogende Auf und Ab
    Des tosenden Weltenmeeres.

    Ich liebe die Liebe, die ernste Kunst,
    Urewige Wissenschaft ist,
    Die Liebe, die heilige Himmelsgunst,
    Die irdische Riesenkraft ist.

    Mein ganzes Innre erfülle der Mann
    Mit Wucht und mit seelischer Größe.
    Aufjauchzend vor Stolz enthüll ich ihm dann,
    Aufjauchzend vor
    Glück meine Blöße.
    _____


     

  • Paul Wertheimer (1874-1937)

    Das
    Glück

    Sah das
    Glück zur Stube 'rein,
    Trug einen Kranz von Sonnenschein
    Und ein paar Heckenrosen.

    Warf mir eine Rose zu,
    Sagte mir ein rasches du
    Und ist davon geflogen.
    _____


    Sehnsucht

    Sehnsucht ist
    Glück.
    Ich sehnte mich nach deinen Lippen hin,
    Du meines Traums rotblonde Königin -
    Sehnsucht war
    Glück.

    Ich träumte dich mit weit gelöstem Haar,
    Ich gab dir meiner Nächte Purpurschein,
    Und dein Gespräch strömte wie starker Wein,
    O wie im Traum dein Atem glühend war.

    Nun bin ich bei dir - und ist dies das
    Glück?
    All was wir reden ist so laut und schwer.
    Und unser Schweigen ist von Wünschen leer.
    Nach meiner Sehnsucht sehn' ich mich zurück. - -

    Ist die Erfüllung immer kalt und bleich?
    Dann bleibt Gestalten stumm in mich gebannt!
    Ich küsse, Abschied suchend, deine Hand.
    Nun bin ich wieder Herr in meinem Reich.
    _____


     

  • August Wolf (1816-1861)

    Wunsch

    Keine Rose ohne Dornen,
    Ohne Schmerzen keine Liebe;
    Beides wollt' ich gern ertragen,
    Wenn nicht eins zu wünschen bliebe:

    Daß doch ohne Rosenblüthe
    Nimmer würd' ein Dorn gefunden,
    Und daß nie das
    Glück entbehrte,
    Wer der Liebe Schmerz empfunden.
    _____


     

  • Kathinka Zitz-Halein (1801-1877)

    Glück der Liebe
    An den Verlobten

    Theilst Du das süße, das sel'ge Entzücken,
    Das mir der Himmel so huldvoll geschenkt,
    Wenn unsre Hände sich finden, sich drücken,
    Liebend mein Aug' an dem Deinigen hängt?
    Traurig entschwanden mir ehe die Tage,
    Hatte ja damals nicht Liebe gekannt;
    Doch nun versiechet sind Thränen und Klage,
    Seit ich, Geliebter, im Leben Dich fand.

    Wonne des Himmels, daß ich Dich gefunden!
    Heil der verhüllten, der göttlichen Macht,
    Die uns auf ewig in Liebe verbunden
    Bis zu des Todes umschleiernden Nacht.
    Tausch' nicht mein Loos mit dem König der Welten,
    Trifft auch ein Weh einst die bebenden Brust,
    Wird Deine Liebe mir reichlich vergelten;
    Dann hallt die Luft von dem Jauchzen der Lust.

    O! mein Gebieter, Du Fürst meines Lebens,
    Dir schlägt mein treues, mein sehnendes Herz;
    Du bist mein Heil, meine Wonne! vergebens
    Winket die Welt mir mit Freuden und Scherz.
    Mögen auch ringsum die Wolken sich trüben,
    Sinket die Sonne dann sterbenden Blick's,
    Ist mir von allem Dein Herz nur geblieben,
    Trotz' ich den wankenden Launen des
    Glück's.
    _____


     

  • Stefan Zweig (1881-1942)

    Aus schweren Nächten ...

    In meine Nächte zittert manche Träne
    Kein Traum schließt meine wunden Augen zu ...
    Oh, wie ich mich nach Deinen Lippen sehne
    Nach ihrem glockenreinen weichen "Du"!

    Oh Gott, nur Deine leise Hand zu fühlen
    Und Deiner Finger stummen Liebesdruck,
    Die mild die fieberheißen Pulse kühlen!
    Minuten nur!! - Mir wär es
    Glücks genug ...
    _____


     


 

 

 

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