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      Franz Marc (1880-1916) 
      Liebespaar 
       
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      Stichwort: Herz 
      
       
      16./17. Jh.     
      18. Jh.     
      19/20. Jh. 
       
  
      16./17. Jh. 
       
  
        
      Hans Aßmann Freiherr von 
      Abschatz (1646-1699) 
      
       
      Ach / wenn man giebt und nimmt / 
      Versagt und willig giebet / 
      Wenn uns entgegen kümmt 
      Das Mündgen / das man liebet / 
      Und  
      Herz an  
      
      Herze drücket / 
      Wie wird der Geist entzücket! 
      _____ 
       
      Die Küsse 
       
      Cupido raubt einmahl den Bienen ihren Safft / 
      Und ward dabey verlezt. Er trug voll Zorn und Rache 
      Den angenehmen Raub auff meiner Fillis Mund / 
      Sprach: Daß die Welt niemahls vergesse dieser Sache / 
      So schmecke / wer dich küßt / des Honigs süsse Krafft / 
      Und werde / gleich wie ich / doch an dem  
      
      Herzen / wund! 
      _____ 
       
      Ich leb ohne Ruh im  
      Herzen / 
      Von der Zeit / 
      Da zwey schöner Augen Kerzen 
      Mich versezt in Traurigkeit / 
      Von der Zeit 
      Leb ich stets in Schmerzen / 
      Fühle keine Ruh im  
      Herzen. 
      Keine Lust war mir zu nütze 
      Von der Zeit / 
      Da der kleine Venus-Schütze 
      Seel und  
      Herze mir bestreit / 
      Von der Zeit 
      Leb ich stets in Schmerzen / 
      Fühle keine Ruh im  
      Herzen. 
      _____ 
       
      Könte man für Liebe sterben / wär ich längstens kalt und todt / 
      Solte sie ein Feuer heissen / wär ich längstens Asch und Koth: 
      Doch ist sie kein Tod zu nennen / woher fühl ich solche Schmerzen? 
      Und ist sie kein brennend Feuer / was kocht so in meinem  
      
      Herzen? 
      _____ 
       
      Laß dir die süssen Schmerzen 
      Der Liebe bringen bey. 
      Dir steht von tausend  
      Herzen 
      Die Wahl zu nehmen frey: 
      Laß dir die süssen Schmerzen 
      Der Liebe bringen bey. 
      _____ 
       
      Wilt du in Freuden leben / 
      So liebe / was dich liebt: 
      Ein  
      Herz ums andre geben 
      Ists / was Vergnügen giebt: 
      Wilt du in Freuden leben / 
      So liebe / was dich liebt. 
      _____ 
       
      O wie glücklich / wer nicht liebet / 
      Wer nicht fühlt in seinem  
      Herzen 
      Heisse Schmerzen 
      Von dem Triebe 
      Blinder Liebe / 
      Der die Welt sich untergiebet. 
      O wie glücklich / wer nicht liebet! 
      Den kein falscher Blick betrübet / 
      Dem das Zürnen und Liebkosen 
      Zweyer Rosen 
      Ohne Sehnen 
      Ohne Thränen 
      Weder Furcht noch Freude giebet, 
      O wie glücklich / wer nicht liebet! 
      _____ 
       
      Im Mittel aller Lust / die Glück und Zeit mir geben / 
      Kan ich ohn Silvien nicht frölich leben; 
      Und wenn ich bey ihr bin / so spielet um mein  
      
      Herz 
      Ein angenehmer Schmerz. 
      _____ 
       
      Beliebe mich für andern zu erwehlen / 
      Mein  
      Herze giebt sich ganz zu eigen dir. 
      Doch wo du dir ein Fremdes wirst vermählen / 
      Nehm ich das Mein hinwieder auch zu mir. 
       
      Wie sehr mich ie Gelück und Himmel hasset / 
      Bleibt doch mein  
      Herz und meine Treue rein; 
      Wann aber dich ein fremdes Joch umfasset / 
      Soll mir dein Strick der Weg zur Freyheit seyn. 
      _____ 
       
      Wozu will Silvia / die Werthe / mich verbinden? 
      Daß ich sie lieben soll? Ich geh es willig ein: 
      Sie soll mich ihren Diener finden. 
      Doch / wo ihr  
      Herze will ohn Gegen-Liebe seyn / 
      Wozu will Silvia / die Werthe / mich verbinden? 
      _____ 
       
       
      An ihre Augen 
       
      Ihr Augen / die ich lieb und ehr / 
      Ihr meine Lust und süsse Pein / 
      Was netzet ihr die trüben Wangen / 
      Was sagt mir euer blasser Schein? 
      Habt ihr mein  
      Herze nicht empfangen? 
      Was fodert / was verlangt ihr mehr? 
       
      Ihr Augen / die ich lieb und ehr / 
      Ihr sehet meine Schmerzen an / 
      Und kennt die Menge meiner Plagen: 
      Wofern ich euch vergnügen kan / 
      Will ich mit Lust den Tod ertragen. 
      Was fodert / was verlangt ihr mehr? 
      _____ 
       
      Betrüger / die ich ehr / 
      Untreue / die ich liebe / 
      Was stralet ihr so sehr 
      Ihr schlauen  
      Herzens Diebe! 
      Wer siehet wie ihr spielt / und bildet ihm nicht ein / 
      Ihr werdet voll Erbarmen seyn? 
      Die falsche Freundligkeit 
      Und eur verliebtes Blicken / 
      Zeigt Sonn und schöne Zeit / 
      Pflegt Blitz und Nacht zu schicken. 
      Wer siehet wie ihr spielt / und kan ihm bilden ein / 
      Daß ihr so grausam sollet seyn? 
      Macht Augen / daß eucht nicht 
      Die Welt Cometen nennet! 
      Seyd das gepaarte Licht 
      Dem Tisis Opffer brennet / 
      Führt uns durch euren Glanz in sichern Hafen ein: 
      Man wird euch ewig danckbar seyn. 
      _____ 
       
       
      Der Liebe Gifft und Gegen-Gifft 
       
      Der klugen Aerzte Kunst weiß allem Ubel Rath / 
      Was fast zu finden ist in weiter Erde Schrancken: 
      Wie kommts / daß sie kein Mittel hat 
      Für eine Noth / daran fast alle Welt muß krancken? 
      Ein  
      Herze / welches sich von Liebe wund betrifft / 
      Kan seine Hoffnung nicht auff ihre Kräuter gründen: 
      Die Lieb ist Gifft und Gegen-Gifft: 
      Man muß den Scorpion auff seinen Schaden binden. 
      _____ 
       
       
      Der Liebe verkehrtes Recht 
       
      Wie grausam sind / o Liebe / deine Rechte! 
      Ein leichter Sinn schmeckt tausendfache Lust / 
      Der Thränen Tranck / der Seuffzer schwere Kost 
      Nährt und verzehrt die  
      Herzen treuer Knechte; 
      Wie grausam seyn / o Liebe / deine Rechte! 
      _____ 
       
      Welch kaltes  
      Herze will nicht Flammen fangen / 
      Wenn mitten in dem Schnee der Rosen-Wangen 
      Mit blauer Liebligkeit / 
      Daraus ihm selbst ein Kleid 
      Der Himmel zubereit / 
      Die Augen prangen! 
      _____ 
       
       
      Die erst-auffgestandene Rosilis 
       
      Ich kam den andern Tag zur Rosilis gegangen / 
      Als sie zum Morgen noch unangeleget war. 
      Sie stellte die Auror in eignem Bilde dar / 
      Wenn sie der frühen Welt zeigt ihre Rosen-Wangen. 
      Die Augen / welche fast der Schlaff noch hielt umfangen / 
      Verglichen sich der erst entwichnen Sternen-Schaar / 
      Ihr über Stirne / Wang und Hals gestreutes Haar 
      Dem Netze / welches uns die theuren Würme langen. 
      Der weißen Hände Schnee schien heller denn der Tag / 
      Der angebohrne Schmuck / die lieblichen Geberden / 
      Beschämten was der Fleiß / die kluge Kunst / vermag. 
      Giebt Rosilis / mein Licht / zum Morgen solchen Schein / 
      Wie soll mein  
      Herze nicht zu lauter Flamme werden 
      Wenn sie wird angelegt in vollem Mittag seyn! 
      _____ 
       
      Die Flutten / die du siehst von meinen Augen rinnen / 
      Lieb-werthe Rosilis / sind nicht gemeine Thränen / 
      Wie deine Göttligkeit wohl irgend möchte wehnen! 
      Wo wolt ich solche Ström und Bäche fassen künnen? 
      Sie werden ausgebrennt vermittelst meiner Sinnen 
      Von Liljen deiner Schos / von Rosen deiner Wangen / 
      Und müssen den Geruch von deiner Gunst erlangen / 
      Dem keine Specerey den Preiß wird abgewinnen. 
      Die Liebe giebt die Glutt / der Ofen steht im  
      
      Herzen / 
      Der dicken Seuffzer Wind bläst mir das Feuer auff / 
      Der Augen Helm vergönnt dem Wasser freyen Lauff / 
      Und weil so hitzig ist die Flamme meiner Schmerzen / 
      So müssen in die Höh so viel der Dünste steigen / 
      Und durch der Augen Röhr ohn Ende sich verseygen. 
      _____ 
       
      Wenn ich beklagte Tag und Nacht 
      Die Menge meiner herben Schmerzen / 
      Wenn sie mit Blutt von meinem  
      
      Herzen 
      Gleich würden zu Papir gebracht / 
      So wird doch mehr als Schrifft und Mund 
      Die Flammen / die mein  
      Herze brennen / 
      Dein Auge geben zu erkennen / 
      Das meine Seele hat verwundt. 
      Was kein Papir zu melden weiß 
      Und meine Zunge muß verschweigen / 
      Wird dir zur Gnüge können zeigen  
      Dein Bildnis und des Spiegels Eiß. 
      _____ 
       
      Ich finde mich im Mittel meiner Schmerzen 
      Bey Amaranthen wieder ein / 
      Ein süsser Blick kan meinem krancken 
      
      Herzen 
      Vergelten die erlittne Pein. 
       
      Jedoch was soll für Hülffe meinen Schmerzen 
      Durch ihrer Augen Glanz geschehn: 
      Ich habe sie zu Schaden meinem  
      
      Herzen 
      Bereits nur allzuviel gesehn. 
      _____ 
       
       
      An ihre Augen 
       
      Ihr Augen / die ihr mir so tieff ins  
      
      Herze scheint / 
      Erkläret euch / wies sey gemeynt / 
      Was mir zu hoffen steht / ob Sterben oder Leben? 
      Seyd ihr geneigt / ich bin bereit mich zu ergeben / 
      Und auch bereit zu ehren euren Schein / 
      Wollt ihr mir gleich nicht günstig seyn. 
      _____ 
       
      Amaranthens braune Wangen 
      Haben meinen Geist besiegt. 
      Könt ich ihre Gunst erlangen / 
      Ach wie wär ich so vergnügt! 
      Neue Glutt fühl ich im  
      Herzen; 
      Lieb ich nimmer ohne Schmerzen. 
       
      Tugend-voll ist ihr Beginnen / 
      Daß man nichts zu klagen weiß / 
      Als die allzuharten Sinnen / 
      Und das Herze voller Eiß. 
      Lieben und nicht Lieb erwerben 
      Macht uns offt und nimmer sterben. 
       
      Reist sich gleich von ihrem Stricke 
      Mein gefangnes  
      Herze frey / 
      Bringt sie doch mit einem Blicke / 
      Solches auff das neu herbey. 
      Wer kan für der Augen Blitzen 
      Seiner Freyheit Recht beschützen? 
      _____ 
       
      Deine Tugend / deine Zier 
      Nahm mein  
      Herz / und schenckt es dir / 
      Ließ mich nichts dafür empfangen; 
      Seit es abgereist von hier 
      Hats ihm wunderlich gegangen: 
      Es muß brennen für und für / 
      Trägt doch aber kein Verlangen 
      Wiederum zu seyn bey mir. 
      _____ 
       
      Ein einiges Blicken 
      Der funckelnden Augen / 
      Die mir aussaugen 
      Das Blutt vom  
      Herzen / 
      Macht mich die Kerzen 
      Des Himmels nicht achten. 
      _____ 
       
      Pflaumen hast du mit der Hand / Flammen aber auch gegeben; 
      Diese dringen uns ins  
      Herz / jene füllen unsern Mund. 
      Pflaumen hat der Baum gebracht / Flamm und Brand von Aug entstund / 
      Jene streifft der Reiff zwar ab / diese Glutt wird ewig leben. 
      _____ 
       
      Izt fühl ich erst / was Scheiden sey / 
      Mit was für Plag und Tiranney 
      Sich muß ein  
      Herz von  
      
      Herze trennen / 
      Wo wahre Freundschafft fasset Grund / 
      Und selbst die Seelen / nicht der Mund 
      Allein / von reinen Flammen brennen. 
      _____ 
       
       
      Die stumme Sprache 
       
      Wie können doch in einem  
      
      Herzen 
      Die Lieb und Furcht Geferten seyn? 
      Wie kan sich Freude neben Schmerzen 
      Und Lust bey Unlust finden ein? 
      Wie kan sich plagen und vergnügen 
      An einen Ort zusammen fügen? 
       
      Wer liebet / weiß hiervon zu sagen: 
      Er redet / wenn er stille schweigt: 
      Man darff nicht von dem Munde fragen / 
      Was seiner Augen Feuer zeigt. 
      Ein stiller Seuffzer bricht für Worte 
      Durch fest-gesperrter Lippen Pforte. 
       
      Er suchet Silvien mit Freuden / 
      Und findet bey ihr seine Pein. 
      Wenn sich die Augen an ihr weyden / 
      So schmacht das  
      Herz in Flammen ein. 
      Von ihrer süssen Augen Blitze 
      Empfindt sein  
      Herze Frost und Hitze. 
       
      Man kan auff seinen Wangen lesen / 
      Was Amor ihm ins  
      Herze prägt. 
      Im fall er anders soll genesen / 
      Muß Silvia dadurch bewegt 
      Ihm küssend auff die Lippen schreiben / 
      Ich will Silvanders eigen bleiben. 
      _____ 
       
      Die beflammte Sonnen-Kerze 
      Pflegt zu ändern ihren Schein / 
      Aber mein getreues  
      Herze 
      Kan nichts als beständig seyn. 
      _____ 
       
      Könte sich ein krancker Mutt 
      Seiner Bande machen loß / 
      Wenn das  
      Herz zu wehe thut / 
      So säß in des Glückes Schoß 
      Wer empfindt der Liebe Glutt. 
       
      Aber weil der Sternen Schluß 
      Selten wieder machet frey 
      Den mit Lieb' umstrickten Fuß / 
      Lebt in harter Sclaverey 
      Wer der Liebe dienen muß. 
      _____ 
       
      Wenn wahre Glutt 
      In treuem  
      Herzen brennet / 
      Den Grund der edlen Flamme kennet / 
      So taurt ihr ungefärbter Schein / 
      Biß daß wir Asche seyn / 
      Ohn allen Wanckelmutt; 
      Es muß ihr ieder Tag verneuten Zunder geben / 
      Und sie der Treue Ruhm biß zu den Sternen heben. 
      _____ 
       
      Der stille Brand verzehret mein Geblütte / 
      Mein  
      Herze raucht / wie Bajens Schwefel-Hütte / 
      Die Geister sind bey mir umsonst bemüht / 
      An der man selbst nur dürren Schatten sieht. 
      _____ 
       
      Die stille Glutt durchkocht die dürre Seele / 
      Das  
      Herze brennt wie Etnens Schwefel-Höle / 
      Mein Wange zeigt der rothen Flamme Schein / 
      Wird aber bald voll bleicher Asche seyn. 
      _____ 
       
       
      Nur eine allein 
       
      Könt ich der Sonnen Glanz in allen Augen finden / 
      So wär ich auch vergnügt mit manchem Sternen-Strahl / 
      Sie zeigten mir dein Bild als Spiegel allzumahl. 
      Weil aber Mond und Stern bey heller Sonn erblinden / 
      So will ich auch mein  
      Herz an die alleine binden. 
      _____ 
       
   
        
      Anonyme Barockdichter 
      
       
      Ach! Rosilis / wie würd ich mich betrüben / 
      Wenn / schönste! nicht mein  
      herz bey dir geblieben; 
      Der leib ist hier / die sinnen sind bey dir / 
      Und du mein kind! mein kindgen bist bey mir. 
      _____ 
       
      Wenn deiner lippen küß / 
      Ich dann und wann genüß / 
      So fliest ein zucker-tau 
      Aus deines  
      herzens-au / 
      Du honigmachend bienchen 
      Blandinchen. 
      _____ 
       
      Caliste mein licht, 
      So liebest du nicht, 
      Wie dir sich mein  
      herze auf ewig verpflicht, 
      Du bleibest wie stein 
      Bey jammer und pein, 
      Und scheinest wie felsen bey flammen zu seyn. 
      _____ 
       
      Es ist auf allen seiten still. 
      Drum soll in den verführten fluthen 
      Mein  
      herz auf deinem schooß verbluthen, 
      Bis ihm der muth zerfliessen will, 
      Es ist auf allen seiten still. 
       
      Komm, schönste, komm und schiff mich ein! 
      Ich seh das milch-meer deiner brüste, 
      Wenn ich mich nichts befürchten müste, 
      Ich würde schon im hafen seyn. 
      Komm, schönste komm und schiff mich ein. 
      _____ 
       
      Laurette / seit du mich besieget  
      Und ich durch dich verwundet bin / 
      So fühl ich nichts / das meinen sinn 
      Und lebens-geister mehr vergnüget / 
      Als wenn durch deine freundligkeit 
      Mein brennend  
      herze wird erfreut. 
      _____ 
       
      Kein blitz der sonst verliebt sich zeiget / 
      Kein kuß / wie heiß er angebracht / 
      Kein freundlich-seyn hat solche macht / 
      Als deine liebligkeit; sie neiget 
      Mein ganzes  
      herze zu dir hin / 
      Daß ich auch nicht mehr meine bin. 
      _____ 
       
      Trägt nicht deine zarte hand / 
      Der die perle nicht zu gleichen / 
      Ein verwundtes 
      herz im band? 
      Kan dich dieses nicht erweichen? 
      Ach die hände sind zu schöne / 
      Lisimene! 
      _____ 
       
      Vergiß der freundschafft nicht / laß dein  
      
      herz nicht erkalten. 
      Du kanst sie / wenn du wilt / durch schreiben schon erhalten. 
      Es bleibt mein treuer sinn allzeit auff dich gericht. 
      Drum bitt ich / schönstes kind / vergiß der freundschafft nicht. 
      _____ 
       
      Mein  
      herze bleibt dir treu / ich will mich dir verschreiben / 
      Daß ich in ewigkeit dein treuer freund will bleiben. 
      Was schadt abwesenheit? ich sey auch wo ich sey / 
      So glaube sicherlich / mein  
      herze bleibt dir treu. 
      _____ 
       
      Mein engel gute nacht / was soll ich weiter schreiben / 
      Laß mein gedächtniß nur in deinem  
      
      herzen bleiben / 
      Ich bleibe dir getreu / so lang mein  
      
      herze wacht / 
      Und sage ganz betrübt: mein engel gute nacht. 
      _____ 
       
      Schönste / die betrübten stunden / 
      Da ich von dir scheiden soll / 
      Haben sich nun eingefunden / 
      Und ich sprech' itzt: Lebe wohl. 
      Doch versichre dich darneben / 
      Nichts ist auf der ganzen welt / 
      So mir mehr als du / mein leben / 
      In dem  
      herzen wolgefällt. 
      _____ 
       
      Wenn gleich andre stets falliren 
      Und nicht halten ihre treu / 
      Wil ich doch den denckspruch führen / 
      Daß ich recht beständig sey. 
      Nichts soll meine liebe trennen / 
      Die auf dich allein gericht / 
      Und mein  
      herz wird ewig brennen 
      Gegen dich / vollkommnes licht. 
      _____ 
       
      Längst hab ich ein altar gesetzt / 
      Ein denckmahl harter buß zu stifften / 
      In welchen Amors hand geetzt 
      Mit diamant und güldnen schrifften: 
      Der schönsten göttin von der erden 
      Soll dieser einzig heilig werden. 
       
      Darauff wenn sich der morgen röth / 
      Laß ich mein  
      herz als weyrauch glühen / 
      Und wenn mir Phöbus untergeht / 
      Vergeß ich nicht davor zu knien. 
      Es hat mich nie der schlaff bezwungen / 
      Biß ich ihr göttlich thun besungen. 
      _____ 
       
      Schönste schmiedin meiner ketten / 
      Schau mein  
      herz in bänden an / 
      Kan mich deine hand nicht retten / 
      So die freyheit binden kan? 
      Schau ich falle dir zu füssen / 
      Nimm die matten seuffzer hin / 
      Laß dein himmlisch antlitz küssen / 
      Ob ich gleich nur irrdisch bin. 
      _____ 
       
      Sylvia dein kaltes nein 
      Lescht mein feuer / meine flammen / 
      Denn du wilst mich nur verdammen / 
      Daß ich soll geqvälet seyn. 
      Qväle ja die andern glieder / 
      Gib mir nur das  
      herze wieder. 
      _____ 
       
      Sylvia dein kaltes nein 
      Kan mir dennoch nicht verwehren 
      Nicht zu lieben / zu verehren / 
      Gib nur hier ein ja-wort drein. 
      Doch bedencke meine schmerzen / 
      Geht dir denn mein nein zu  
      herzen? 
       
      Ja dein allzuwahres nein 
      Gibt den einschlag / ich soll fliehen / 
      Und mich dieser angst entziehen / 
      Denn dein  
      herze sey ein stein; 
      Drum aus deinen kalten ketten 
      Will ich mich mit fliehen retten. 
      _____ 
       
      Mein  
      herze brennt in heisser glut / 
      Und wirfft die flammen dennoch nicht empor / 
      Ich weiß nicht / wie mir ist zu muth / 
      Mein seuffzen bring ich nur mit schmerzen vor; 
      Der augen naß / so häuffig kommt gerannt / 
      Entzündet mehr / als löschet / meinen brandt. 
      _____ 
       
      Mein  
      herz bezwinge dich / dasselbe zu verlasen / 
      Was du so herzlich liebst / die untreu muß man hassen. 
      Krönt dich / Melinde / nur dergleichen treu / wie mich / 
      Ich ließ dich nimmermehr; mein  
      
      herz bezwinge dich. 
      _____ 
       
      Es ist die beste kost 
      Wenn mund am munde klebet / 
      Ein kuß setzt keinen rost / 
      Wer küssen widerstrebet / 
      Der kennt kein rechtes  
      herz-confect / 
      Das liebenden am besten schmeckt. 
      _____ 
       
      Worzu hat mich der himmel doch ersehn? 
      Muß denn mein  
      herz ganz nur in banden stehen? 
      Ach freylich ja / es ist um mich geschehn! 
      Ich soll hinfort der freyheit müßig gehen. 
      Du hast mich dir / o liebliche Belinde / 
      Zum sclaven ganz durch einen blick gemacht / 
      So daß ich mich ganz ausser mir befinde. 
      Wie weit hat mich die liebe doch gebracht! 
      _____ 
       
      Erzürne nicht / du sonne meiner seelen / 
      Daß sich so weit mein mattes  
      
      herze wagt / 
      Indem es dir mit zittern und mit quälen 
      Demüthigst ietzt sein bittres leiden klagt. 
      Die anmuth / so auf deinen wangen spielet / 
      Hat selbiges verfesselt und verstrickt / 
      Und weil es nichts als lauter feuer fühlet / 
      So will es auch durch feuer seyn erquickt. 
      _____ 
       
      Hier liege ich zu deinen zarten füssen / 
      Nim schönste mich zu deinem diener an; 
      Ich suche nichts als deine hand zu küssen / 
      Die stets so sehr die  
      herzen fesseln kan: 
      Das meinige sey dir hiemit ergeben / 
      Verschmäh es nicht / es rührts ein keuscher trieb; 
      Es wünscht bey dir in diensten stets zu leben / 
      Denn du bist mir mehr als mein leben lieb. 
      _____ 
       
      Nunmehr bin ich ganz verlassen / 
      Und in höchstem grad betrübt: 
      Wer kan alle seufzer fassen / 
      Die das  
      herze von sich giebt? 
      Angst und ungemeines leiden 
      Halten meinen geist bestrickt / 
      Weil ich das seh von mir scheiden / 
      Das mir seel' und brust erquickt. 
      _____ 
       
      Mein gesicht kan zeugniß geben / 
      Wies dem  
      herzgen gehen muß / 
      Bleibt mein aug an deinem kleben / 
      Klebt mein  
      herze auch gewiß, 
      Dencke wie mir sey zu muthe / 
      Ich muß frieren da mir heiß / 
      Feurer steckt in meinem blute / 
      Und muß kälter seyn als eiß. 
      _____ 
       
      Glaube nicht / daß ich dich hasse / 
      Ob ich schon nicht bey dir bin / 
      Ob ich dich gleich ietzt verlasse / 
      Ehrt dich doch mein treuer sinn; 
      Ich bekenn / es macht mir schmerzen / 
      Dß ich dich nicht sehen kan; 
      Doch brenn ich in meinem  
      herzen 
      Dir ein täglich opffer an. 
      _____ 
       
      Ach! daß nur gar zu sehr mein  
      
      herz erfahren müssen / 
      Was sey vor hellen-schwere pein / 
      Bey der geliebten nicht zu seyn / 
      Sie nicht zu sehen / nicht zu sprechen / nicht zu küssen; 
      Vielleicht wird meine seel so ungemein betrübt / 
      Weil in der Welt kein Mensch / als ich / so treulich liebt. 
      _____ 
       
      Entblösse deine marmel-brust / 
      Das reiche bergwerck aller lust / 
      Laß mich dein schnee-gebürge schauen / 
      Das zweyfach durch die glutt sich trennt / 
      Und stets voll heisser flammen brennt / 
      Die kalten  
      herzen auffzutauen. 
       
      Sie da! mein  
      herze giebt sich bloß / 
      So wird sich ja dein zarter schooß / 
      In diesem stück mir gleich bezeugen  
      Ich schwer dir einen teuren Eyd / 
      Daß ich dagegen iederzeit 
      Getreu will seyn und ewig schweigen. 
      _____ 
       
      Die liebe wird nicht alt / sie wächset mit den jahren / 
      Das kleinste feur wird endlich glutt / 
      Ein brunn macht letztlich eine flutt / 
      Die zeit bezeicht den felß mit mooß / als eignen haaren; 
      Soll denn mein  
      herze nun nach vieler jahre schein / 
      Die deine sonne macht / nicht auch ein Aetna seyn? 
      _____ 
       
      Das ist recht des todes quälen / 
      Und die bittre sterbens-angst: 
      Wenn du wünscht von ganzer seelen / 
      Und doch nicht den wunsch erlangst / 
      Wenn dein treues  
      herz begehret / 
      Das / woran dein leben hängt / 
      Und dir dieses wird verwehret / 
      So wird geist und seel bedrängt. 
      _____ 
       
      Offt verbiet ich meinem  
      herzen 
      Daß es mehr verliebt soll seyn; 
      Offt verbeiß ich meine schmerzen 
      Und laß keine regung ein; 
      Aber schwachheit! wenn ich dencke / 
      Wie ein mensch der Gottheit gleicht / 
      Ists / als wenn in all gelencke / 
      Mir die liebe wiederkreucht. 
      _____ 
       
      Komm Engelsbild! komm laß dich bald umbfangen / 
      Dein lippen-Julep kühle meinen brand / 
      Mein  
      herze lechst mit feurigem verlangen / 
      Biß deine kühlung ihm wird zugesand; 
      Komm zeuge; daß entzünden und selbst brennen / 
      Des himmels wahrer vorschmack sey zu nennen. 
      _____ 
       
      Hat jemand wohl so sehr als ich geliebet / 
      Der bloß umb eines Menschen gunst / 
      Den himmel selbst und sein gelück betrübet 
      Als zeuge dieser schweren gunst / 
      Was aber ist dafür mein lohn? 
      Ihr  
      herz' ist falsch / ihr hochmuth spricht mir hohn. 
      _____ 
       
      Wird mir dein mund / dein schöner mund / entzogen / 
      Worauff ich sonst die liebes-rosen brach? 
      Was hat zu solchem eifer dich bewogen? 
      Ich denck umsonst dem grossen fehler nach; 
      So du mein lieben schuld wilst nennen / 
      Und straffen das mein  
      herze dich verehrt / 
      So muß ich meine schuld bekennen / 
      Und daß dein kalt seyn mich nicht recht verzehrt. 
      _____ 
       
      Schau / hier ligt der / den du veracht / 
      In demuth vor dir nieder / 
      Und giebt / o schönste / dir die macht / 
      Zu tödten 
      herz und glieder / 
      Findestu da einen tropffen falsches blut / 
      Ey so straffe mich mit eisen und mit gluth. 
      _____ 
       
      Mein  
      herze hat der freyheit gold verlohren / 
      Ich muß / wie vor / der liebe dienstbahr seyn / 
      Kaum daß mein mund die dienstbarkeit verschworen / 
      So reist ein blick den schwachen vorsatz ein; 
      Verhängnüß / glück und zeit / ihr meister aller sachen / 
      Sagt / was wird endlich doch aus mir die liebe machen? 
      _____ 
       
      Tröste dich demnach mein  
      herze / 
      Nun auff dieser dornen-bahn / 
      Dencke / daß es nach dem schmerze 
      Wieder besser werden kan; 
      Wechseln herrscht ohndem im lieben. 
      Noth auff lust / lust auff betrüben. 
      _____ 
       
      Will dein  
      herze mich verlassen / 
      So will ich mit lust erblassen / 
      Und verschmachten in der brunst; 
      Deinen mund einmahl zu küssen / 
      Soll mir meinen tod versüssen / 
      Sterb ich nur in deiner gunst. 
      _____ 
       
      Mein verhängniß! soll ich brennen, 
      Und doch ohne flammen seyn? 
      Wird man nicht die asche kennen, 
      Wo man  
      herzen äschert ein? 
      Ich bin kranck am liebes-fieber, 
      So ich doch verschweigen soll; 
      Geht der mund nicht dessen über, 
      Wessen unser herze voll? 
      _____ 
       
       
      Als sie sich nicht wolte bewegen lassen 
       
      Brauche, fürstin meiner seelen! 
      Nicht so strenge deine macht. 
      Laß mein  
      herze nicht so quälen, 
      Das du selbst verliebt gemacht! 
      Sey nicht stets unüberwindlich! 
      Lindre meine liebes-pein! 
      Seynd die götter doch empfindlich, 
      Solt' es nicht ein engel seyn? 
      _____ 
       
      Mein Celadon sol meine glut / 
      Die mir durchwandert marck und blut / 
      Nicht rauch und flammen von sich treiben / 
      Soll Aetna in dem  
      herzen stehn / 
      Und Phlegeton in adern gehn / 
      Und ihre kraft verborgen bleiben. 
       
      Ich mameluckin der natur 
      Darf keine rechte liebes-spur 
      Vor meines liebsten augen lassen / 
      Mein  
      herze soll entzündet seyn / 
      Mein  
      herze fühlt die süsse pein / 
      Und mit den lippen muß ich hassen. 
      _____ 
       
      Zwar ists zu viel ein blosser mensch zu seyn / 
      Und sich an dem / was göttlich ist / verlieben. 
      Ach aber ach! Gott giebt das lieben ein / 
      Wer widersteht den überirrdschen trieben? 
      Ein armer mensch hat nur von fleisch ein  
      
      herz / 
      Und nicht von erz. 
      _____ 
       
   
        
      Aramena Prinzessin von 
      ††† (17. Jh.) 
      
       
      Auff den furchtsamen Prinz CELION 
       
      Wer liebt / muß nicht verschwiegen seyn / 
      Sonst macht es Pein 
      Und Schmerzen 
      In dem  
      Herzen. 
      Bekennen ist das Mittel / 
      Daß man glückseelig ist; 
      Drum rede CELION, 
      Wo du beherzet bist / 
      Aus einem andern Thon 
      Als mit den Augen / 
      Das Schweigen wird dir wenig taugen.  
      _____ 
       
   
        
      Johann von Besser 
      (1654-1729) 
      
       
      Mein Celadon du machst die schmerzen / 
      Fieng sie zu ihren schäfer an: 
      Du bist ein theil von meinem  
      
      herzen / 
      So ich auff nimmer missen kan. 
      Du aber wilst ietzt von mir ziehen / 
      Und die verliebte hürden fliehen. 
      _____ 
       
      Je mehr du fliehst / je mehr verfolg ich dich / 
      Durch sturm und wind vermehrt das feuer sich / 
      Stellstu dich noch so fremd und eckel an / 
      Liebt doch mein  
      herz / so viel es lieben kan. 
      _____ 
       
   
        
      Christoph Gottehr 
      Burghart (1682-1745) 
      
       
      Ich dencke stets an sie und stöhre meine ruh; 
      Wenn ich die purpur gleiche wangen / 
      Wenn ich den rosen-mund / 
      Und ihre liljen-brust erwege / 
      So wird mein  
      herz auffs neu verwundt. 
      _____ 
       
   
        
      Paul Fleming (1609-1640) 
      
       
      
      
      Du hast, o liebstes Lieb, mein  
      
      Herz' in deinem  
      
      
      Herzen! 
      In dir, in dir es ist, nach dem ich wündsche sehr, 
      das ich such' überall mit ach! wie großen Schmerzen, 
      in dir, in dir es ist und sonsten nirgends mehr. 
      ______ 
       
       
      Elsgens treues  
      
      Herz 
       
      
      
      
      Ein getreues  
      
      Herze
      wissen 
      hat des höchsten Schatzes Preis. 
      Der ist selig zu begrüßen, 
      der ein treues  
      
      Herze
      weiß. 
      Mir ist wol bei höchstem Schmerze, 
      denn ich weiß ein treues  
      
      Herze. 
      Läuft das Glücke gleich zu Zeiten 
      anders, als man will und meint, 
      ein getreues  
      
      Herz' hilft streiten 
      wider Alles, was ist Feind. 
      Mir ist wol bei höchstem Schmerze, 
      denn ich weiß ein treues  
      
      Herze. 
      Sein Vergnügen steht alleine 
      in des andern Redligkeit, 
      hält des andern Not für seine, 
      weicht nicht auch bei böser Zeit. 
      Mir ist wol bei höchstem Schmerze, 
      denn ich weiß ein treues  
      
      Herze. 
      Gunst, die kehrt sich nach dem Glücke, 
      Geld und Reichtum, das zerstäubt, 
      Schönheit läßt uns bald zurücke, 
      ein getreues  
      
      Herze
      bleibt. 
      Mir ist wol bei höchstem Schmerze, 
      denn ich weiß ein treues  
      
      Herze. 
      Eins ist da sein und geschieden. 
      Ein getreues  
      
      Herze
      hält, 
      giebt sich allezeit zufrieden, 
      steht auf, wenn es niederfällt. 
      Ich bin froh bei höchstem Schmerze, 
      denn ich weiß ein treues  
      
      Herze. 
      Nichts ist süßers, als zwei Treue, 
      wenn sie eines worden sein. 
      Diß ists, das ich mich erfreue, 
      und sie giebt ihr ja auch drein. 
      Mir ist wol bei höchstem Schmerze, 
      denn ich weiß ein treues  
      
      Herze. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616-1679) 
      
      
       
      
      Albanie / 
      wer kan die süßigkeit 
      Der zwey vermischten geister recht entdecken? 
      Wenn lieb und lust ein essen uns bereit / 
      Das wiederholt am besten pflegt zu schmecken / 
      Wünscht nicht ein  
      herz / daß es dabey vergeh? 
      Albanie. 
      _____ 
       
      Ist denn dein  
      herze gar erfroren? 
      Bist du aus schnee und eiß gebohren? 
      Hörst du mein seuffzen nicht / 
      Und was mein unmuth spricht? 
      Soll ich dich göttin nennen? 
      So nimm des himmels wehmuth an / 
      Der leichtlich sich erbarmen kan / 
      Und uns nicht ewig läst in hoffnungs-flammen brennen. 
      _____ 
       
      Mein  
      herz besteht aus wachs und nicht aus eiß / 
      Ich fühl und seh / wie deine augen blitzen: 
      Zweyfache glut ist sterblichen zu heiß / 
      Was wunder / wenn zwo sonnen mich erhitzen / 
      Die gar der himmel seltner schönheit preist / 
      Und brennen heist. 
       
      Nicht dencke / daß es bloße worte seyn / 
      Welch  
      herz kan wohl bey deiner glut erkalten? 
      Du weist / ich bin kein engel und kein stein / 
      Ich muß des blutes regung lassen walten / 
      Die GOtt dem menschen schon im paradieß 
      Ins  
      herze bließ. 
      _____ 
       
      Nicht falle doch der meinung bey / 
      Daß reine liebe sünde sey / 
      Die GOtt in unser  
      herz geschrieben / 
      Die selbst sein mund im paradies  
      In uns mit unserm athem bließ / 
      Der uns geboten hat zu lieben. 
       
      Soll meine liebe sünde seyn / 
      So wisse / daß dein schöner schein  
      Zu dieser sünde micht getrieben / 
      Und glaube / daß die kluge welt 
      Vor leibliche geschwister hält / 
      Die schönheit und den trieb zu lieben. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Daniel Casper von Lohenstein (1635-1683) 
      
      
       
      
      Marmel und 
      kisel und eiserne wercke / 
      Diamant und unzerbrüchlicher stein / 
      Stählerne / noch alabasterne stärcke / 
      Schliessen so feste / wie küsse / nichts ein. 
      Küsse verknüpffen mit nährenden flammen 
      Zwischen zwey lippen zwey
      
      herzen zusammen. 
      _____ 
       
      Fühlten es gleich auch die lodernden 
      
      herzen / 
      Küssen sey eine verzehrende glut / 
      Eine vergifftung / ein oele den schmerzen / 
      Eine mit flammen ersäuffende flut / 
      Würden sie doch wohl im küssenden sterben 
      Wollen verglimmen / ersäuffen / verderben. 
      _____ 
       
      Küsse mich 
      
      herze / herze mich / liebste / von 
      
      herzen / 
      Treibe das friedsame kämpffen fein scharff / 
      Gönne / daß ich diß erquickende scherzen 
      Allemahl zehnmahl vergelten dir darff. 
      Billig verwechselt man süsse für süsse / 
      Zucker für zucker / und küsse für küße. 
       
      Wirstu diß also beständig nur treiben / 
      Werden wir beyde beseeliget seyn / 
      Du / Roselinde / wirst meine verbleiben / 
      Wie ich ingleichen auch bleiben muß dein. 
      Denn die verknüpffenden küsse sind kerzen 
      Liebender seelen / und kochender 
      
      herzen. 
      _____ 
       
      Das 
      
      Herz 
      
       
      Nicht zürne, daß mein 
      
      Herz so heißen Brand ausübet, 
      Weil deine Schönheit selbst der Flammen Zunder hegt, 
      Schuld und Entschuldigung in ihren Augen trägt; 
      Das Meer kann nicht dafür, daß sich der Himmel trübet, 
       
      Sich mit der Wolk' umarmt, der Erde Dünste liebet. 
      Die Sonn' ist's, die das Salz in allen Dingen regt, 
      Der Klüfte Gluth beseelt, den Geist der Welt bewegt, 
      So Schnee als Eise Brand, den Steinen Leben giebet. 
       
      Soll meine Seele nun entseelter, als ein Stein, 
      Mein 
      
      Herze frostiger, als Eiseszapfen sein? 
      Es brennt und ist von Lieb', als schmelzend Erz zerronnen. 
       
      Denn Lieb' ist ja die Gluth der Seelen; sie erfüllt 
      Mit Feuer unser 
      
      Herz, das aus den Augen quillt. 
      Die sind der Liebe Brunn, der Seele lichte Sonnen. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Heinrich Mühlpfort (1639-1681) 
      
      
       
      
      Ihr Lichter 
      voller Glut / 
      Ihr Sternen heller Liebes-Flammen / 
      Schlagt doch in meinem Blut / 
      Mit eurem doppelt Schein zusammen / 
      Und brennt diß 
      Herze an; 
      Das sonst nicht leben kan. 
      _____ 
       
       
      Bey Ubergebung seines  
      Herzens 
      
       
      Nimm Clytie zu dem Geschencke 
      Mein  
      Herze / weil mir Geld gebricht / 
      Du siehst / daß ich auff Liebe dencke / 
      Die aller Schätze Schatz und Licht; 
      Und weil ich leben 
      Muß unter dir / 
      So will ich geben 
      Zur Pflicht-Gebühr 
      Mein  
      Herze hier. 
      Erschrick nicht / das es so erzittert / 
      Und sich in deinen Händen rührt / 
      Die Brunst / von der ein  
      Herze wütert  
      Das Liebesflammen in sich führt / 
      Wird heller brennen / 
      Bey dir mein Kind / 
      Daß man kan kennen / 
      Wie wir entzündt 
      In Liebe sind. 
       
      Verwundre nicht die grosse Hitze 
      Die sich in meinem  
      Herzen regt. 
      Empfind ich doch der Schönheit Blitze 
      Wormit mich stets dein Auge schlägt. 
      Wilst du verdammen / 
      Die linde Glut / 
      Da ich doch Flammen 
      Nehr in dem Blut 
      Ganz wohlgemuth. 
       
      Du sprichst / der Schnee an meinen Händen 
      Zerschmelzt von diesem  
      Herzens-Brand. 
      Er hat mir Adern / Marck und Lenden / 
      Ja selbst das Leben umbgewandt. 
      Wie eine Kerze 
      Sich selbst verzehrt / 
      So ist mein  
      Herze 
      In Staub und Erd 
      Durch diß gekehrt. 
       
      Nur Clytie du must nicht meynen / 
      Daß du solst iedem zeigen an / 
      Wie ich mein  
      Herze zu dem deinen 
      Hab aus verliebtem Sinn gethan. 
      Daß diß Geschencke 
      Man an das Ohr 
      Gleich Perlen hencke / 
      Kommt / wie ein Mor 
      Mir seltsam vor. 
       
      Laß andre Diamanten haben / 
      Du trägst ein Kleinod das mehr wehrt. 
      Gold / Silber sind des Glückes Gaben. 
      Die Liebe wid nur mit beschwehrt. 
      Die Zeit zerreibet 
      Der Perlen Zier / 
      Mein  
      Herze bleibet 
      In Liebs-Begier 
      Verpflichtet dir. 
       
      Gilt doch dein Mund mehr als Corallen / 
      Die Lippen mehr als ein Rubin. 
      Kein Demant kan mir so gefallen / 
      Als deine Augen wenn sie blühn. 
      Du bist mein Leben / 
      Mein höchstes Gut 
      Der ich gegeben 
      In treuer Hut / 
      Geist /  
      Herz und Blut.  
      _____ 
       
   
        
      Sibylle Schwarz 
      (1621-1638) 
      
       
      Zweyen 
      Herzen / die sich lieben / 
      ist die allerhöchste Pein / 
      und das grösseste Betrüben / 
      wenn sie nicht zusammen sein / 
      weil sie sonsten nichts gedencken / 
      alß nur Arm in Arm zu schrenken. 
       
      Wie die Ulmen üm den Reben 
      gleichsam als verliebt sich drehn: 
      Also wündsch ich auch / mein Leben / 
      bey dir umgefast zu stehn / 
      und dir etwas vor zusagen 
      von den süssen Liebes-Plagen. 
      _____ 
       
      Liebe schont der Götter nicht / 
      sie kan alles überwinden / 
      sie kan alle  
      Herzen binden / 
      durch der Augen klahres Licht. 
       
      Selbst des Phebus 
      Hertze bricht / 
      seine Klahrheit muß verschwinden / 
      er kan keine Ruhe finden / 
      weil der Pfeil noch in ihm sticht. 
       
      Jupiter ist selbst gebunden / 
      Hercules ist überwunden 
      durch die bittersüsse Pein; 
       
      wie dan können doch die  
      Herzen 
      bloßer Menschen dieser Schmerzen 
      gantz und gahr entübrigt seyn? 
      _____ 
       
      Lieben ist nicht müßig stehen / 
      Lieben lauffet Tag und Nacht; 
      ein verliebet  
      Herze kracht / 
      und wil fast vohr Müh vergehen. 
      _____ 
       
      O wie wohl ist meinem  
      Herzen / 
      O wie frölich bin ich doch / 
      weil ich frey von allen Schmerzen / 
      kan der Liebe süsses Joch 
      durch die wieder Liebe tragen / 
      die mich hilfft aus allen Plagen. 
      _____ 
       
      Wans fragen gelten solt / so möcht ich billich fragen: 
      wer bringet mir mein Leid? wo rührt mein Lieben her? 
      mein Lieben / das mir ist ein liebliches Beschwär: 
      Cupido / bringest du mein  
      Herz in solche Plagen? 
      _____ 
       
   
        
      Gottlieb Stolle (Leander 
      aus Schlesien) (1673-1744) 
      
       
      Schifffarth der liebe 
       
      Die liebe schiffte durch den Sund, 
      Ihr Pharus war der wohllust kerze, 
      Die muschel Amarillens mund, 
      Die anfuhrt mein getreuen  
      herze. 
      _____ 
       
       
      Von seinem  
      herzen 
      
      
       
      Cupido schlug mein herz Arminden in die hand. 
      Ach! rieff ich: Holdes Kind! verwahr dis zarte pfand, 
      Und laß es weiter nicht ergrimmte schläge fühlen: 
      Man muß mit  
      herzen nicht, wie mit dem balle spielen. 
      _____ 
       
       
      An Sylvien, von der härtigkeit ihres  
      
      herzens 
      
      
       
      Als, strenge Sylvia! dich deine schöne mutter 
      Noch unter ihrem  
      herzen trug; 
      So fügt' es sich, daß ihr ein theurer diamant 
      Recht kräfftig in die augen blitzte: 
      Weil nun desselben lichter zug 
      Die lust darnach ie mehr und mehr in ihr erhitzte, 
      So führte sie von ohngefehr die hand 
      In solcher regung zu dem  
      herzen, 
      Dadurch sie, aber blos zu mehrung meiner schmerzen, 
      Das wunder-werck in dich gelegt, 
      Daß deine brust ein  
      herz aus diamanten trägt. 
      _____ 
       
   
       
      
      18. Jh. 
       
  
        
      Charlotte von Ahlefeld 
      (1781-1849) 
      
       
      Bei Übersendung eines Vergißmeinnicht 
       
      Diese Blume, deren blaue Blüthe 
      Deutungsvoll der schönste Nahme schmückt, 
      Der als Wunsch mir längst im  
      
      Herzen glühte, 
      Hab' ich einsam heut' im Thal gepflückt. 
       
      Süß umschwebt von Deinem theuern Bilde, 
      Schien sie würdig zur Gesandtin mir; 
      Hin in ferne, trennende Gefilde, 
      Bringe sie den Gruß der Freundschaft Dir. 
       
      Ehe sie Dir naht wird sie verbleichen - 
      Schnell verlöschet ihrer Farbe Licht, 
      Doch die Bitte möge Dich erreichen, 
      Die ihr Nahme zärtlich zu Dir spricht. 
      _____ 
       
       
      Glück der Liebe 
       
      Einem Schmetterlinge gleicht die Liebe;  
      Wie er flatternd über Blumen schwebt,  
      So entflieht sie oft auf leichten Schwingen,  
      Und nur selten kehrt sie uns zurück.  
       
      Um gewaltsam ihre Flucht zu hemmen,  
      Strebt das kranke  
      Herz mit leisem Weh;  
      Möcht' ihr gern die raschen Flügel binden,  
      Gern sie bannen in der Treue Kreis.  
       
      Aber wie des Schmetterlinges Farben  
      Selbst in zarten Händen untergehn,  
      So vernichten Fesseln auch die Reize,  
      Die der Liebe freie Regung schmücken.  
       
      Darum öffne ihrem kurzen Glücke  
      Willig und geniessend Geist und  
      
      Herz;  
      Aber will es wankelmüthig weichen  
      Trauere dann - doch halt es nicht zurück! 
      _____ 
       
      Du, den ich längst nicht mehr zu nennen wage, 
      Und dessen Bild mich dennoch stets umschwebt! 
      Du, der im Innern meines  
      Herzens lebt, 
      Wo ich nur Dich, und Schmerz und Sehnsucht trage, 
      O wenn Dein Blick hinauf zum Himmel strebt 
      Und holde Träume Dir der Mondschein webt, 
      So denk' auch Du an unsres Glückes Tage. 
      _____ 
       
      Vergänglich ist das festeste im Leben - 
      Was trauerst Du, daß Liebe auch vergeht? 
      Laß sie dahin in's Reich der Zeiten schweben, 
      Leicht, wie des Lenzes Blüthenhauch verweht. 
       
      Doch halte fest ihr Schattenbild im  
      
      Herzen, 
      Und segne dennoch freudig Dein Geschick, 
      Schließt auch sich eine Reihe bittrer Schmerzen 
      An Deines Glückes kurzen Augenblick. 
      _____ 
       
      Nur dann, wenn ich Dich freudig wiedersehe, 
      Entschlummert sanft in mir der Sehnsucht Schmerz, 
      Er flieht mich nur in Deiner theuren Nähe, 
      Denn Du allein beglückst und füllst mein  
      
      Herz. 
      _____ 
       
      Wirst Du in der Ferne mein gedenken, 
      Wenn die Welt geräuschvoll Dich zerstreut? 
      Wirst Du oft mir stille Stunden schenken, 
      Der Erinnrung unsres Glücks geweiht? 
       
      Wird kein neues Band mir Dein Vertrauen, 
      Keines Deine Liebe mir entziehn? 
      Kann ich ganz auf Deine Treue bauen, 
      O so nimm mein  
      Herz auf ewig hin! 
      _____ 
       
   
        
      Sophie Albrecht 
      (1757-1840) 
      
       
      Du liebest mich! 
      Des Todes kalte Stunde 
      Schmilzt nicht des  
      Herzens Gluth; 
      Die Flammen in der Seelen Bunde 
      Löscht nicht der Tod; - nicht Lethes düstre Fluth: 
      Du liebest mich! 
      _____ 
       
       
      Mit einem Briefe 
       
      Mit der Liebe schnellem Flügel, 
      Ueber Berge, über Hügel, 
      Eile, theures Briefchen, hin, 
      Wo ich oft im Geiste bin. 
       
      Heiß und innig ihn zu fragen, 
      Ob der Inhalt meiner Klagen, 
      Ob die Thräne, die ihm fließt, 
      Heilig seinem  
      Herzen ist. 
      _____ 
       
       
      Namenlose Liebe 
       
      Schön ist der Lenz, 
      Wenn Thal und Hügel, 
      Wenn Wald und Haine blühn; 
      Und über meiner Bäche Spiegel 
      Nickt junger Weiden Grün. 
       
      Doch fühlt' ich's nicht, 
      Eh' ich die Liebe kannte, 
      Die mir im  
      Herzen lag, 
      Die ohne Namen oft mein Seufzen nannte, 
      Am Frühlings-Auferstehungstag. 
      _____ 
       
      Reiche mir, Schicksal, reiche mir 
      Den Kelch des Kummers am Grabe! - 
      Ereile mich, Stunde des Todes, 
      Ohne Hoffnung! - 
      Gott! Nur laß mich nicht erwachen ohne ihn, 
      Hülle den Blick in ewige Nacht 
      Der ihn nicht wiedersehen soll. 
      Zerstreut dieses  
      Herz, ihr Winde - 
      Vernichte meine Seele, o Gott! 
      Wenn Trennung die Ewigkeit kennt. 
      _____ 
       
       
      An den Mond 
       
      Sei mir gegrüßt – du lieber Mond, 
      Auf deinen Sternenhöhen; 
      Sag' ihm, der mir im  
      Herzen wohnt, 
      Wie du mich hier gesehen; 
      Daß ich bei deinem sanften Blick, 
      Mit einer heißen Thräne, 
      Mich nur in seinen Arm zurück, 
      Voll glüh'nder Liebe sehne. 
      _____ 
       
      Sei leise, Lied, daß nicht erwacht, 
      Wen süßer Schlummer deckt; 
      Mir nur gehört die schwarze Nacht, 
      Die keinen Stern erweckt. 
       
      Denn fühlte jemand meinen Schmerz, 
      Der Lieb' in wunder Brust - 
      Verwahren würd' er schnell sein  
      
      Herz 
      Vor jeder Liebeslust. 
      _____ 
       
       
      Beseligung 
       
      Wer kann, wie ich, die Wonne ganz verstehen, 
      Die das Gefühl an meine Seele knüpft - 
      Ich soll den theuren Jüngling wieder sehen, 
      Für den mein Blut so heiß zum  
      
      Herzen hüpft! 
       
      Ich trag' sie nicht, der Freuden hohe Fülle, 
      Bei seinem Kuß fühl' ich entkörpert mich; 
      Sie sinkt zum Staube, diese Erdenhülle, 
      In seine Seele stürzt die meine sich. 
      _____ 
       
       
      Ach, bindet mir die Hände doch 
       
      Ach, bindet mir die Hände doch 
      Mit festen Eisenketten, 
      Sie könnten sonst ein liebes Haupt 
      An meinen Busen betten. 
       
      Und mauert auch das  
      Herze ein 
      Und schlagt es fest zusammen; 
      Es zucken aus den Fensterlein 
      Schon helle Liebesflammen. 
       
      O, macht mich taub, o macht mich blind, 
      Daß ich das Glück nicht sehe, 
      Mir armen gottvergess'nem Kind 
      Ist gar so weh', so wehe! 
      _____ 
       
       
      Mein treu  
      Herzlieb 
      
      
       
      Die Nachtigall klaget 
      Im Fliederstrauch, 
      Es koset und schmeichelt 
      Der Frühlingshauch. 
      Zur Rose zog er, 
      Sie war sein Lieb: 
      Nun öffne den Kelch, du, 
      Mein treu  
      Herzlieb! 
       
      Am Gartenzaun standen 
      Zwei Kinder schön, 
      Sie sprachen vom Scheiden, 
      Vom Wiederseh'n. 
      Wein' nicht, liebe Kleine, 
      Die Äugelein trüb, 
      Du bleibst ja auf Erden 
      Mein treu  
      Herzlieb! 
       
      Es recket die Lilie 
      Aus blauem See 
      Sich sehnend zum Monde, 
      Hinauf zur Höh. 
      Mit silbernem Griffel 
      Er oben schrieb: 
      Für mich lebst und stirbst du, 
      Mein treu  
      Herzlieb! 
       
      Noch lange stand sinnend 
      Ich einsam, allein, 
      Es wogte und rauschte 
      Im duftigen Hain. 
      Da hört' ich was rauschen, 
      Es war kein Dieb - 
      Nun hält mich im Arme 
      Mein treu  
      Herzlieb. 
      _____ 
       
       
      Dereinst 
       
      Einst wird die Stirn mit ihrem Flammenlodern, 
      Die manche Stunde grübelnd hat durchwacht, 
      In dunkler Erde bitterkalt vermodern - 
      Und alle Sorge ist dann ausgedacht. 
       
      Und meine Hände, die so schmerzlich brennen, 
      Und meine Füße, die so wehe thun, 
      Sie werden sich von aller Arbeit trennen 
      Und Zeit dann finden, um sich auszuruhn. 
       
      Jedoch mein  
      Herz mit seinen Feuergluten 
      Wird nie zu Asche noch zu Staub vergehn, 
      Es wird draus immer neue Liebe bluten 
      Und hoch als Stern auf dich, Geliebter, sehn. 
      _____ 
       
      Ich hab' eine rote Rose gepflückt, 
      Zart wie des Lenzes Hauch, 
      Doch als ich damit meinen Busen geschmückt, 
      War's nur ein Dornenstrauch. 
       
      Auch ein  
      Herz, ein  
      
      Herz wurde mir gesandt, 
      Ich glaubte es liebend – heiß; 
      Doch als ich das  
      Herz an meines band, 
      War's fühllos kalt wie Eis. – 
      _____ 
       
       
      Mein  
      Herz 
      
      
       
      Mein  
      Herz ist stark wie ein Eichenbaum 
      Mit knorrigen Ästen und Zweigen, 
      Es strebt hinaus zum sonnigen Raum 
      Und kann sich nicht bücken noch neigen. 
       
      Ein stolzes Schiff mit Flaggen und Mast, 
      Zieht's kühn durchs Wellengebrause, 
      Das findet auch nirgends Ruhe und Rast 
      Als im Hafen drüben zu Hause. 
       
      Oft gleicht mein  
      Herz einem Feuerstein, 
      Liegt kalt und starr wie versunken, 
      Doch schlägst du mit edlem Metall darein, 
      Umsprühen dich Flammen und Funken. 
       
      Doch wird der Liebe allmächtiger Strahl 
      Es fassen mit allen Gewalten, 
      Wird's weicher noch als der Schnee im Thal, 
      Als die Eiche, vom Blitz zerspalten. 
      _____ 
       
       
      Das  
      Herze auf 
      
      
       
      O laß nur einen Vogelton 
      In deine Brust hinein, 
      Gleich stimmt mit vollem Jubellaut 
      Die ganze Seele ein. 
       
      Den Duft von einer Blume nur 
      Nimm auf wie Gotteshauch, 
      Dann sprossen tausend Blüten dir 
      Im  
      Herzensgarten auch. 
       
      Zu einem Stern am Himmelsraum 
      Richt' deiner Seele Flug, 
      Dann hast du auf der weiten Welt, 
      Mein Kind, des Glücks genug. 
      _____ 
       
      Die Seele irrt nicht mehr umher, 
      Sie liegt an deinem  
      Herzen, 
      Zieht stolz jetzt durch dein Liebesmeer 
      Und kennt nur lachen und Scherzen. 
      Sie schläft in deinen Armen ein, 
      Küßt dich zu tausendmalen, 
      Und spiegelt in den Augen dein 
      Sich wie in Sonnenstrahlen. 
      _____ 
       
   
        
      Therese von Artner 
      (1772-1829) 
      
       
      Amors Schrift 
       
      Amor schreibt in  
      Männerherzen 
      Mit der Kreide leichtem Zug; 
      Was daran vorüber schwebet, 
      Tilgt die Innschrift leicht genug. 
      Aber in der Weiber  
      Herzen 
      Gräbt er, wie in festen Stein, 
      Mit dem Griffel und mit Schwärze 
      Der Geliebten Namen ein. 
      So, verwittert auch die Farbe, 
      Muß die tiefgeprägte Narbe 
      Dennoch ewig sichtbar seyn. 
      _____ 
       
      Ich bekenn' es, daß ich liebe! 
      Wie verheelt' ich auch den Schmerz 
      Welcher durch mein zitternd  
      Herz 
      Schauert, und mit mächt'gem Triebe 
      Ewig Tritte, Mund und Hand 
      Lenkt nach Einem Gegenstand? 
      _____ 
       
   
        
      Rosa Maria Assing 
      (1783-1840) 
      
       
      In dein  
      Herz hat meines sich ergossen 
      Mit der höchsten Innigkeit und Lust, 
      Fest von deinem treuen Arm umschlossen, 
      Schmieg' ich selig mich an deine Brust. 
      _____ 
       
      O Frühlingszeit! 
      Wie machst du das  
      Herze so groß und weit! 
      Wie regt sich Alles munter da drinnen, 
      Wie werden so wach und lebendig die Sinnen! 
      Es haben die süßen Gefühle nicht Raum, 
      Es wogt in dem  
      Herzen und schwebt wie ein Traum. 
      O Frühlingszeit! 
      O Wunderzeit! 
      _____ 
       
   
        
      Susanne von Bandemer 
      (1751-1828) 
      
       
      Ha! dieser süsse Aufruhr aller Sinnen, 
      Dies Drängen, Streben, Schmachten und Zerrinnen 
      In heissen Thränen, die die Liebe weinet 
      So uns vereinet, 
       
      Sie lässt uns nie der Ruhe Glück geniessen, 
      Bis  
      Herz an  
      
      Herz sich wonnevoll wird schliessen, 
      Und dieses Busens ungestümes Schlagen 
      Dir mehr wird sagen 
       
      Als tausend Worte dir bezeichnen können - 
      Wer kann das Unaussprechliche benennen? - 
      Vergebens streb' ich, Holder! dies Entzücken 
      Dir auszudrücken. 
      _____ 
       
      Hier ruht dein Bild auf meinem  
      
      Herzen, 
      Du, Mann der Liebe und der Schmerzen! 
      Der jetzt voll Grausamkeit mich flieht. - 
      Du fliehst umsonst -! denn meine Seele eilet 
      Dem Manne nach, der das Gefühl nicht theilet 
      Das ewig mir im Busen glüht. 
      _____ 
       
      Könnt' ich dein  
      Herz für mich allein gewinnen, 
      Ich tauschte nicht mit grossen Königinnen; 
      Ich würd' entzückt den Rest von meinem Leben 
      Für deine Küsse geben. 
      _____ 
       
      Und doch bist du immer mir zugegen, 
      Wann dich gleich mein Aug' und  
      
      Herz vermisst: 
      Ungeduldig schelt' ich dann den trägen 
      Stundenlauf, wo du nicht bey mir bist. 
       
      Wachend denk' ich dein, und seh' dich immer 
      Vor mir schwebend, wie dein süsses Bild 
      Jeden Raum in diesem kleinen Zimmer, 
      Jede Faser meines  
      Herzens füllt. 
      _____ 
       
   
        
      Gabriele von Baumberg 
      (1768-1839) 
      
       
      Der Morgenkuss nach einem Ball 
       
      Durch eine ganze Nacht sich nahe seyn, 
      So Hand in Hand, so Arm im Arme weilen, 
      So viel empfinden ohne mitzutheilen - 
      Ist eine wonnevolle Pein! 
       
      So immer Seelenblick im Seelenblick 
      Auch den geheimsten Wunsch des  
      
      Herzens sehen, 
      So wenig sprechen, und sich doch verstehen - 
      Ist hohes martervolles Glück! 
       
      Zum Lohn für die im Zwang verschwundne Zeit 
      Dann bey dem Morgenstrahl, warm, mit Entzücken 
      Sich Mund an Mund, und  
      Herz an  
      
      Herz sich drücken - 
      O dies ist – Engelseligkeit! 
      _____ 
       
   
        
      Aloys Blumauer 
      (1755-1798) 
      
       
      Wunder der Liebe 
      Nach dem 
      Spanischen 
       
      Liebe traf mich, meine Augen weinen, 
      Und im  
      Herzen brennt ein wüthend Feuer mich, 
      Durch der Liebe Allgewalt vereinen 
      Elemente selbst zu meinen Qualen sich, 
      Ach! vergebens brennet meine Flamme, 
      Fruchtlos netzen Thränen mein Gesicht. 
      Thränen, warum löscht ihr nicht die Flamme? 
      Flamme, warum trocknest du die Thränen nicht? 
      _____ 
       
      Hin an deine Brust zu sinken, 
      Die sich über's Mieder drängt, 
      Wollust aus dem Blick zu trinken, 
      An dem liebend mein  
      Herz hängt. 
      _____ 
       
   
        
      Friedrich Bouterwek 
      (1766-1828) 
      
       
      Das war ein Kuß!  Mit Jahren, freudenlos 
      Und düster, würd' ich ihn nicht theuer büßen, 
      Ich saß im Dämmerlicht zu ihren Füßen, 
      Und drückte mein Gesicht in ihren Schooß. 
       
      Wie ward in meiner Brust mein  
      
      Herz so groß! 
      So fühlte sich vielleicht, als ihn die süßen 
      Erscheinungen zum Gott sich träumen ließen, 
      Endymion auf seinem Schlummermoos. 
      _____ 
       
      Liebe! Eins und Alles! Liebe! 
      Du nur, Lebensschöpferinn, 
      Schufst zum Geist und Weltgetriebe 
      Sinn in Kraft, und Kraft in Sinn. 
      Eh die Sonnen Erden hellten, 
      Eh sich  
      Herz und  
      
      Herz erkor, 
      Bildetest den Plan der Welten 
      Du dem Allvollender vor. 
      _____ 
       
   
        
      Louise Brachmann 
      (1777-1822) 
      
       
      Geh, Geliebter! Ich verschließe 
      Meine Klagen in mein  
      Herz. 
      Dein geliebtes Bild versüße 
      Mir der langen Trennung Schmerz! 
      Könnt', o könnt' ich Dich begleiten, 
      Mit Dir theilen Freud' und Noth! 
      Könnt' ich siegend mit Dir streiten, 
      Mit Dir sterben süßen Tod! 
      _____ 
       
      Was Du lobst und liebst an mir, 
      Dank' ich's Dir denn nicht? 
      Alles Höh're kommt von Dir, 
      Meines  
      Herzens Licht! 
      _____ 
       
      Meines Lebens Sonn', o Du, 
      Meines  
      Herzens Glück! 
      Was ich Edles fühl' und thu', 
      Strahlt von Dir zurück! 
      _____ 
       
   
        
      Friederike Brun 
      (1765-1835) 
      
       
      Geschmiegt an's 
      Herz das klopfende  
      
      Herz, 
      Und die Wang' an die Wange gelehnet, 
      Zerflossen beid' im unendlichen Schmerz, 
      Die schmachtenden Augen bethränet! 
      »In der Tiefe wohnt die selige Ruh'!« 
      So sang's, so tönt' es den Liebenden zu 
      Aus den silberglänzenden Wogen! 
      _____ 
       
   
        
      Gottfried August Bürger 
      (1747-1794) 
      
       
      "Lieb Liebchen", so sprach ich, so sang ich zu ihr, 
      "Lieb  
      Herzchen, was küssest, was liebst du an mir? 
      Sprich! Ist es nur Leibes- und Liebesgestalt? 
      Sprich! Oder das  
      Herz, das im Busen mir wallt?" - 
       
      "O Lieber", so sprach sie, so sang sie zu mir, 
      "O Süßer, was sollt' ich nicht lieben an dir? 
      Bist süß mir an Leibes- und Liebesgestalt; 
      Doch teuer durchs  
      Herz, das im Busen dir wallt." - 
      _____ 
       
       
      An das  
      Herz 
      
      
       
      Lange schon in manchem Sturm und Drange 
      Wandeln meine Füße durch die Welt. 
      Bald den Lebensmüden beigesellt, 
      Ruh' ich aus von meinem Pilgergange. 
       
      Leise sinkend faltet sich die Wange; 
      Jede meiner Blüten welkt und fällt. 
      
      Herz, ich muß dich fragen: Was erhält 
      Dich in Kraft und Fülle noch so lange? 
       
      Trotz der Zeit Despotin Allgewalt 
      Fährst du fort, wie in des Lenzes Tagen, 
      Liebend wie die Nachtigall zu schlagen. 
       
      Aber ach! Amanda hört es kalt, 
      Was verblühte Lippen Holdes sagen. - 
      
      Herz, ich wollte, du auch würdest alt! 
      _____ 
       
      Mir thut's so weh im  
      Herzen! 
      Ich bin so matt, so krank! 
      Ich schlafe nicht vor Schmerzen; 
      Mag Speise nicht und Trank; 
      Seh' alles sich entfärben, 
      Was Schönes mir geblüht! 
      Ach, Liebchen! will nur sterben! 
      Dies ist mein Schwanenlied. 
      _____ 
       
   
        
      Adelbert von Chamisso 
      (1781-1838) 
      
       
      An meinem  
      Herzen, an meiner Brust, 
      Du meine Wonne, du meine Lust! 
       
      Das Glück ist die Liebe, die Lieb' ist das Glück, 
      Ich hab' es gesagt und nehm's nicht zurück. 
      _____ 
       
   
        
      Helmina von Chézy 
      (1783-1856) 
      
       
      Himmel und Welle 
       
      Gestern war ich voller Schmerz, 
      Heut ist Alles süß und helle: 
      Wie der Himmel, so die Welle, 
      Wie mein Liebling, so mein  
      Herz! 
      _____ 
       
       
      An * 
       
      Nicht immer durch verwandtes Streben 
      Ist  
      Herz dem  
      
      Herzen nah verwandt, 
      Nur gleiches inn'res Herzensleben 
      Schließt ewig fest der Treue Band! 
      _____ 
       
   
        
      
      Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) 
       
      [An Ulrike v. Levetzow] 
       
      Am heißen Quell verbringst du deine Tage, 
      Das regt mich auf zu innerm Zwist; 
      Denn wie ich dich so ganz im 
      
      
      Herzen
      trage, 
      Begreif ich nicht, wie du wo anders bist. 
      _____ 
       
      
      Bist du von deiner Geliebten 
      getrennt 
      Wie Orient vom Okzident, 
      Das 
      
      Herz durch alle Wüsten rennt; 
      Es gibt sich überall selbst das Geleit, 
      Für Liebende ist Bagdad nicht weit. 
      _____ 
       
      In meinen Adern welches Feuer! 
      In meinem 
      
      Herzen welche Glut! 
       
      Dich sah ich, und die milde Freude 
      Floß von dem süßen Blick auf mich; 
      Ganz war mein 
      
      Herz an deiner Seite 
      Und jeder Atemzug für dich. 
      _____ 
       
      
      
      Herz, mein  
      
      
      Herz, was soll das geben? 
      Was bedränget dich so sehr? 
      Welch ein fremdes, neues Leben! 
      Ich erkenne dich nicht mehr. 
      Weg ist alles, was du liebtest 
      Weg, warum du dich betrübtest, 
      Weg dein Fleiß und deine Ruh - 
      Ach, wie kamst du nur dazu! 
      _____ 
       
       
      
      Frech und froh 
       
      Liebesqual verschmäht mein 
      
      
      Herz, 
      Sanften Jammer, süßen Schmerz; 
      Nur vom Tüchtgen will ich wissen, 
      Heißem Äugeln, derben Küssen. 
      Sei ein armer Hund erfrischt 
      Von der Lust, mit Pein gemischt! 
      Mädchen, gib der frischen Brust 
      Nichts von Pein und alle Lust! 
      _____ 
       
      Locken, haltet mich gefangen 
      In dem Kreise des Gesichts! 
      Euch geliebten, braunen Schlangen 
      Zu erwidern hab ich nichts. 
       
      Nur dies  
      
      
      Herz, es ist von Dauer, 
      Schwillt in jugendlichstem Flor; 
      Unter Schnee und Nebelschauer 
      Rast ein Ätna dir hervor. 
      _____ 
       
       
      
      
      Gretchen am Spinnrade allein 
       
      Meine Ruh' ist hin, 
      Mein 
      
      
      Herz
      ist schwer; 
      Ich finde sie nimmer 
      Und nimmermehr. 
       
      Wo ich ihn nicht hab', 
      Ist mir das Grab, 
      Die ganze Welt 
      Ist mir vergällt. 
       
      Mein armer Kopf 
      Ist mir verrückt, 
      Mein armer Sinn 
      Ist mir zerstückt. 
       
      Meine Ruh' ist hin, 
      Mein  
      
      
      Herz
      ist schwer; 
      Ich finde sie nimmer 
      Und nimmermehr. 
       
      Nach ihm nur schau' ich 
      Zum Fenster hinaus, 
      Nach ihm nur geh' ich 
      Aus dem Haus. 
       
      Sein hoher Gang, 
      Sein' edle Gestalt, 
      Seines Mundes Lächeln, 
      Seiner Augen Gewalt, 
       
      Und seiner Rede 
      Zauberfluß, 
      Sein Händedruck, 
      Und ach sein Kuß! 
       
      Meine Ruh' ist hin, 
      Mein  
      
      
      Herz
      ist schwer; 
      Ich finde sie nimmer 
      Und nimmermehr. 
       
      Mein Busen drängt 
      Sich nach ihm hin. 
      Ach dürft' ich fassen 
      Und halten ihn, 
       
      Und küssen ihn, 
      So wie ich wollt', 
      An seinen Küssen 
      Vergehen sollt'! 
      _____ 
       
      Sprich! unter welchem Himmelszeichen 
      Der Tag liegt, 
      Wo mein  
      
      
      Herz, das doch mein eigen, 
      Nicht mehr wegfliegt? 
      Und, wenn es flöge, zum Erreichen 
      Mir ganz nah liegt? - 
      Auf dem Polster, dem süßen, dem weichen, 
      Wo mein  
      
      
      Herz
      an ihrem liegt. 
      _____ 
       
      Was wird mir jede Stunde so bang? - 
      Das Leben ist kurz, der Tag ist lang. 
      Und immer sehnt sich fort das  
      
      
      Herz, 
      Ich weiß nicht recht, ob himmelwärts; 
      Fort aber will es hin und hin, 
      Und möchte vor sich selber fliehn. 
      Und fliegt es an der Liebsten Brust, 
      Da ruhts im Himmel unbewußt; 
      Der Lebe-Strudel reißt es fort, 
      Und immer hängts an Einem Ort; 
      Was es gewollt, was es verlor, 
      Es bleibt zuletzt sein eigner Tor. 
      _____ 
       
       
      
      
      Süsse Sorgen 
       
      Weichet, Sorgen, von mir! - Doch ach! den sterblichen Menschen 
      Lässet die Sorge nicht los, eh ihn das Leben verläßt. 
      Soll es einmal denn sein, so kommt, ihr Sorgen der Liebe, 
      Treibt die Geschwister hinaus, nehmt und behauptet mein  
      
      
      Herz! 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Luise Adelgunde Victorie Gottsched (1713-1762) 
      
      
       
      
      Mein  
      
      Herz 
      ist Dein, und wird es bleiben; 
      Was braucht es viel, sich zu verschreiben? 
      Wer willig liebt, der liebt auch treu. 
      Die Tugend, die uns angetrieben, 
      Einander bis ins Grab zu lieben, 
      Macht unser Bündniß täglich neu. 
      _____ 
       
      O laß mich nur Dein  
      
      Herz nie wankend spüren! 
      Sonst soll kein andrer Wunsch mein  
      
      Herze rühren. 
      Ich aber will, wie ich mich längst verschrieben, 
      Dich ewig lieben. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Johann Christian Günther (1695-1723) 
      
      
       
      
      SO wenig 
      eine junge Rebe 
      Des Ulmbaums Hülfe mißen kan, 
      So wenig ficht der Neid mich an, 
      Daß meine Brust dir Abschied gebe. 
      Mein treues  
      Herz ist ein Magnet, 
      Der nur nach einem Pole steht, 
      Dein Nordstern leitet meine Liebe; 
      Ich leb und sterbe dir getreu, 
      Wenn gleich der Schickung Tyranney 
      Mich heute noch ins Elend triebe. 
      _____ 
       
      Die Eintracht zwo vertrauter  
      
      Herzen 
      Macht aus der Welt ein Himmelreich, 
      Ihr reiner Kuß verbeißt den Schmerzen, 
      Ihr Auge kommt der Sonne gleich, 
      Die Wolck und Regen um sich sieht 
      Und doch davon nichts in sich zieht. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Theodor Körner (1791-1813) 
      
      
       
      
      Liebchen, 
      warum zierst du dich?  
      Höre doch und küsse mich! 
      Willst du nichts von Liebe wissen?  
      Wogt dir nicht dein kleines  
      Herz  
      Bald in Freuden, bald in Schmerz? 
      Laß dich küssen! 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792) 
      
      
       
      
      An das 
       
      
      Herz 
      
       
      Kleines Ding, um uns zu quälen, 
      Hier in diese Brust gelegt! 
      Ach wers vorsäh, was er trägt, 
      Würde wünschen, tätst ihm fehlen! 
       
      Deine Schläge, wie so selten 
      Mischt sich Lust in sie hinein! 
      Und wie Augenblicks vergelten 
      Sie ihm jede Lust und Pein! 
       
      Ach! und weder Lust noch Qualen 
      Sind ihm schrecklicher als das: 
      Kalt und fühllos! O ihr Strahlen, 
      Schmelzt es lieber mir zu Glas! 
       
      Lieben, hassen, fürchten, zittern, 
      Hoffen, zagen bis ins Mark, 
      Kann das Leben zwar verbittern; 
      Aber ohne sie wärs Quark! 
      _____ 
       
   
        
      Christine Westphalen 
      (1758-1840) 
      
       
      Ideal des  
      Herzens 
      
      
       
      Eine lehret das  
      Herz der Sterblichen zarter empfinden; 
      Alles in Allem vereint, einigt sie Sinne dem Geist; 
      Zaubert dichterisch lieblich den Himmel nieder zur Erde; 
      Bildet den Menschen zum Gott: - Liebe, die Seele der Welt! 
      _____ 
       
   
       
      
      19./20. Jh. 
       
  
        
      Alexis Adolphi 
      (1815-1874) 
      
       
      In dunkler Nacht 
      Bin ich der Jugend Pfade einst gegangen; 
      Irrlichter viel umhüpften und umschlangen 
      Mit wirrem Spiel des Thales glatten Steg, 
      Und keine Leuchte schien auf meinen Weg. 
      Da schlug in's
      
      Herz durch irre Einsamkeiten 
      Der Rettungsruf mir wie aus Himmelsweiten: 
      In dunkler Nacht 
      Die Liebe wacht! 
      _____ 
       
      Woher die Stille? woher der Friede? - 
      Das Meer und das 
      
      Herz sind sturmesmüde! 
      Sie haben beide gekämpft und gelitten, 
      Und Wogendrang und Schmerz erlitten; 
      Bis endlich die Hand voll Lieb' und Macht 
      Sie beide, beide zur Ruh' gebracht.  
      _____ 
       
      Bin ich die Muschel, 
      die da ruht, 
      Vom Meerschlamm trüb umfeuchtet: 
      Sei Du der Perle reine Glut, 
      Die ihr im  
      Herzen leuchtet! 
      _____ 
       
   
        
      Stine Andresen 
      (1849-1927) 
      
       
      Der Fischer zieht den Kahn ans Land 
      Und schreitet auf und ab am Strand; 
      Umwölkt sind seine Mienen. 
      Sein  
      Herz ist krank, sein  
      
      Herz ist weh, 
      Heut' ist die schöne Wasserfee 
      Ihm auf der Fahrt erschienen. 
       
      Sie lockte ihn mit süßem Mund: 
      Komm' mit zum Schloß auf Meeresgrund, 
      Sag' Lebewohl der Erde; 
      Dort unten wohnt allein das Glück, 
      Hier oben läßt du nichts zurück 
      Als Arbeit und Beschwerde. 
      _____ 
       
   
        
      Theodor Apel (1811-1867) 
      
       
      Im 
      
      Herzen hab' ich längst gewußt: 
      Du bist mein Glück, mein Leben! 
      Warum, Du meine süße Lust, 
      Soll nicht das 
      
      Herz in Deiner Brust 
      Mir wieder Liebe geben? - 
       
      ______ 
       
      Aus Deinen lieben, 
      frommen Zügen 
      Les' ich der Hoffnung Himmelslicht; 
      Ach laß die Hoffnung mich betrügen, 
      Nur störe mich in Träumen nicht! 
       
      Und laß in Deines Blickes Milde 
      Mich gläubig ruh'n noch kurze Frist, 
      Und wähnen, daß in meinem Bilde 
      Dein Aug' des 
      
      Herzens 
      Spiegel ist. 
       
      ______ 
       
      Das Sprichwort sagt: 
      wovon das  
      Herz Dir voll, 
      Das wird von Deiner Lippe bald verkündet; 
      Vom süßen Rausch fühl' ich mein  
      
      Herz entzündet, 
      Das hoch in Deiner lieben Nähe schwoll; 
       
      Daß mir das Blut so heiß zum  
      
      Herzen quoll, 
      Das ist in Deinem holden Reiz begründet, 
      Ich fühle mich so innig Dir verbündet, 
      Doch weiß ich nicht, wie ich es sagen soll. 
       
      Du sahst mich an, und Deine Blicke riefen 
      In meiner Brust hervor die heißen Triebe, 
      Die dort in unbewußter Ruhe schliefen; 
       
      O, daß ein Gott mir auf die Lippen schriebe: 
      Hier strahlt Dein Bild in dieses  
      
      Herzens Tiefen 
      So steh' ich stumm vor Dir in stummer Liebe. 
      _____ 
       
      "Ob ich Dich liebe? ob mein  
      
      Herz für Dich, 
      Wie sonst, so glühend noch im Busen schlage? 
      Wie, Mädchen, kämest Du zu dieser Frage, 
      Wenn nicht die Lieb' aus Deiner Brust entwich? 
       
      Wann fandest Du mein  
      Herz veränderlich? 
      Ich war Dir treu seit jenem ersten Tage; 
      Und gab ich Anlaß Dir zu einer Klage, 
      Dann treffe schwer des Himmels Rache mich ..." 
      _____ 
       
   
        
      Achim von Arnim 
      (1781-1831) 
      
       
      KALTE HÄNDE, WARMES  
      HERZ 
      
      
       
      Kalte Hände, warmes  
      Herz, 
      Hab ich wohl empfunden, 
      Nahe Tränen, fernen Schmerz 
      In den Abschiedstunden; 
      In der Hände letztem Druck 
      Froren sie zusammen; 
      Doch das  
      Herz war heiß genug, 
      Löste sie in Flammen. 
       
      Kalt so fühl ich Deine Hand, 
      Noch in meiner liegen, 
      Und des  
      Herzens heißen Brand 
      An mein  
      Herz sich schmiegen: 
      Kalte Hände, warmes  
      Herz 
      Mußt Du mir erhalten, 
      Keinem drück die Hand zum Scherz, 
      Daß nicht  
      Herzen kalten. 
      _____ 
       
      Was hilft mir alles Denken, 
      Was hilft mir alles Sprechen,  
      Was hilft mir alles Tun!  
      Mein Liebchen will mich kränken  
      Und will das  
      Herz mir brechen,  
      Ich darf nicht bei ihr ruhn. 
      _____ 
       
      Wie die Stunden rennen 
      Mir an ihrer Seit, 
      Auf der Zunge brennen 
      Lieb und Heimlichkeit; 
      Soll ich ihr bekennen, 
      Was im  
      Herzen brennt? 
      Und wie soll ich nennen, 
      Was sie noch nicht kennt? 
       
      
      Herz sei doch zufrieden 
      Sie still anzusehn, 
      Würden wir geschieden 
      Müßtest du vergehn; 
      Schweige, noch hienieden 
      Ward es nicht so schön, 
      Daß in selgem Frieden 
      Zweie sich ansehn. 
      _____ 
       
      Zuweilen tut mir das  
      Herz so weh, 
      Als ob ich dich nie umschlungen, 
      Und wenn ich dann zum Himmel seh, 
      So hat mir das Ohr geklungen, 
      Was klingt im Ohr, was schlägt das  
      
      Herz? 
      Das kommt von der Witterung 
      Der Himmel treibt im  
      Herzen Scherz, 
      Und wer noch liebt ist jung. 
      _____ 
       
   
        
      Elsa Asenijeff 
      (1867-1941) 
      
       
      HEIMLICHER JUBEL 
       
      Süsser, – Einziger, – Grosser, – Schöner! 
      Mein  
      Herz bricht vor Glück, wenn ich dich denke! 
      O gib – o schenke, 
      Ein leises Grüssen der Fernen! 
       
      Herrlicher, Süsser, Schöner. 
      Der du Grosses erstrebst! 
      Ich jauchz es bis zu den Sternen: 
      Wie schön ist die Welt, weil du lebst! 
      _____ 
       
       
      FLEHEN 
       
      Mein  
      Herz ist einfach 
      Wie ein  
      Kinderherz 
      Verzeih ihm nur und zürne nicht: 
      Es kann nicht zweie lieben, 
      Nur einen immerzu 
      Und – ja – der eine – 
      Der bist du! 
      _____ 
       
       
      SCHMERZENDER REIGEN 
       
      Sie hat in dem Haar einen Rosenkranz, 
      Die Füsse gleiten im wiegenden Tanz, 
      Sie hat sieben Dolche im  
      Herzen 
      Und ist nicht Mutter Marie, 
      Sie hat den Liebsten gefragt: 
      Hast du kein Glück für mich? 
      Da hat er lachend gesagt: 
      Sieben Dolche hab ich für dich! 
      Und ist auf Reisen gegangen. 
       
      Sie hat sieben Dolche im  
      Herzen, 
      Die hat ihr der Liebste hineingeworfen, 
      Und muss tanzen damit und lächeln dazu 
      Mit dem  
      Herzen 
      Voll Weh und ohne Ruh, 
      In dem die sieben Dolche des Liebsten 
      So schmerzen . . . 
      _____ 
       
       
      IM TÊTE-A-TÊTE, LEISE LEISE ZU SINGEN . . . 
       
      Warum sprechen? 
      Wo Singen soviel leichter und schöner ist? 
      Warum gehen? 
      Das müde macht, 
      Während Tanzen durch selige Augen 
      In die  
      Herzen lacht? 
      Warum flehen oder trotzig sein? – 
      Wo Küssen so süss ist und so trunken macht? 
      _____ 
       
   
        
      Hugo Ball (1886-1927) 
      
       
      Tausend Saiten hat meine Laute 
       
      Tausend Saiten hat meine Laute 
      Tausend Töne hatte mein  
      Herz 
      Seit Deine Liebe mir Träume spann 
      Seit mir Dein Ich in die Seele schaute 
      Harfen sie himmel und himmelwärts. 
      Bist Du mein Licht, 
      Das die Hände faltet? 
      Bist Du der Tag, 
      Der mir Blüten küsst? 
      Bist Du die Sonne 
      Die über mir waltet? 
      Sage mir, ob Du 
      Ein Engel bist? 
      _____ 
       
   
        
      Lisa Baumfeld (1877-1897)
       
      
       
      Ich fühle nichts als dich - dich, dein geliebtes Lächeln ... 
      Und schau' dir tief und durstig in die Augen, 
      Um schauernd deine Seele einzusaugen ... 
      Ringsum ist Stille ... Erd' und Himmel lauscht ... 
      Da sink' ich an dein  
      Herz, betäubt, berauscht, 
      Und häng' an dir mit schwerem, langem Kuß ... 
      _____ 
       
      Komm', komm' zu mir! Ich weiß ein schönes Märchen 
      Und weiß, dein  
      Herz ist krank ... ich küsse dich gesund! 
      In meinem Arm ist seliges Verbluten ... 
      Komm', komm' zu mir! Ich weiß ein schönes Märchen ... 
      _____ 
       
   
        
      Michel Berend (1834-1866) 
      
       
      O, wenn dir Gott ein Lieb geschenkt, 
      Behalt' es treu im  
      Herzen, 
      Und was dich quält und was dich kränkt, 
      Mit ihr kannst du's verschmerzen; 
      Es schwindet jedes Leid der Welt, 
      Wenn Liebchens Träne darauf fällt - 
      Drum, wenn dir Gott ein Lieb geschenkt, 
      Behalt' es treu im  
      Herzen. 
      _____ 
       
   
        
      Frida Bettingen 
      (1865-1924) 
      
       
      Du mußt das  
      Herz 
      
      
       
      Du mußt das  
      Herz, das nach dir krankte, hegen, 
      wie eine Blume, die im Keller litt. 
       
      Wie eine Welle, die vom Meer gesondert, 
      sehnsuchtgeschüttelt über Steine glitt. 
       
      Wie eine Stimme in der stummen Geige, 
      die ihrer Zauberformel harrte, Tag um Tag - 
       
      Du mußt es sacht in eitel Sonne legen, 
      daß es an Sonne wieder glauben mag. 
      _____ 
       
   
        
      Otto Julius Bierbaum 
      (1865-1910) 
      
       
      Ach, mein 
      
      Herz ist bange, 
      Bange nach meiner Geliebten. 
      Sehnsucht hält die Schatten- 
      Flügel über mir. 
      _____ 
       
      
      Deine lachenden Augen ruhen auf mir 
      Sonnenscheinwarm und trösten mein  
      Herz; 
      Dein kleines Grübchen der rechten Wange 
      Macht lustig mein  
      Herz, denk ich blos seiner; 
      _____ 
       
      
      Hier mein 
       
      
      Herz, Welt, hier mein ganzes Leben! 
      Dich umfaß ich, Gott; was du gegeben, 
      Ström ich wieder in Entzückung her. 
      Hat mein  
      Herz der Leiden viel getragen, 
      Darf es wieder nun in Wonnen schlagen, 
      Und von Müdigkeit weiß es nichts mehr. 
      _____ 
       
      Ich bin so voll von Liebe, 
      Wie die Traube ist voll von Süße, 
      Mein  
      Herz ist wie im Sommer 
      Der volle Apfelbaum. 
      _____ 
       
      Ich nehme dich und küsse dich 
      Und lasse dich nicht von mir, 
      Ein blinder Bettler wäre ich, 
      Wär nicht mein  
      Herz bei dir. 
      _____ 
       
      Nimm mein  
      Herz in deine Hand, 
      Wieg mein Lied in Trost und Träume, 
      Schöne, himmelhergesandt, 
      Nimm mein  
      Herz in deine Hand. 
       
      Alles wird dann ruhig sein, 
      Denn die Heimat ist gefunden, 
      Kehrt mein  
      Herz in deinem ein, 
      Alles wird dann ruhig sein. 
      _____ 
       
      Und alles war voll Glück, voll Glück auch ich; 
      Ein Sonnenstäubchen Glück: so fühlt ich mich. 
      Und durch die Welten wirbelte ich hin; 
      Licht war mein  
      Herz, und meine Augen Glanz. 
      _____ 
       
   
        
      Rudolf G. Binding 
      (1867-1938) 
      
       
      Wie leicht mein  
      Herz da du es hebst; 
      wie leicht das Leben da du lebst; 
      da du ihn stirbst ist wohl der Tod 
      ein heiterer Morgen über fremden Meeren 
      die wir durchziehn auf sonnbeglänztem Boot. 
      _____ 
       
       
      Die  
      Herzen 
      
      
       
      Tot lagen zwei Königskinde 
      die sich zu sehr geliebt. 
      Da weint Hof und Gesinde. 
      Ein Grab man ihnen gibt. 
       
      Der König in seinem Leide 
      läßt hauen aus edlem Stein 
      seiner liebsten Augenweide 
      einen kühlen Totenschrein. 
       
      Er will nicht daß sie wesen, 
      beruft seiner Ärzte Kunst, 
      läßt Öle und Narden erlesen 
      für eine letzte Gunst: 
       
      "Tod soll sie nicht versehren, 
      ihr Blühen nicht vergehn." - 
      Da sieht man mit Messern und Scheren 
      sie über den Leichen stehn. 
       
      Bereit sind Öle und Narden 
      und Spezerei zu hauf. 
      Es tun von langen zarten 
      Schnitten die Leiber sich auf. 
       
      Die Ärzte zu Tod erbleichen, 
      zu stumm für einen Schrei: 
      Kein  
      Herz lag in seiner Leichen, 
      in ihrer lagen zwei. 
      _____ 
       
      So groß ist mein  
      Herz. 
      Was du tatest, 
      weißt du es? 
      Einst liebte ich Blumen 
      das Lied der Nachtigall. 
      Ich grüßte Gestirne 
      und atmete mit den Wäldern. 
       
      Was ist das heute? 
      Ich zittre vor Liebe. 
       
      Rosen küß ich ins  
      Herz, 
      jauchze schluchze mit dir 
      nächtiger Vogel. 
      Im nassen Auge 
      flimmern Gestirne. 
      Ich bin die Liebe. 
      Über den Wäldern geh ich dahin, 
      reiße Berge und Seen, 
      silberne Wolken, 
      reiße ein Meer in mein  
      Herz. 
       
      Komme, Sehnsucht, bei Nacht 
      von Schweigen getragen 
      von Dunkel umdient. 
      Komme heimlich. 
      Daß ich mich rette 
      aus der Liebe der Welt. 
      Doch wenn es zerspränge - 
       
      Allmächtiger Tod! 
      Mein  
      Herz ist so groß: 
      Du bist nicht größer. 
      _____ 
       
   
        
      Ernst Blass (1890-1939) 
      
       
      Seit ich zuviel an dich denke, 
      Bin ich nicht mehr frei und munter. 
      Such ich, wie ich es versenke, 
      Geht es doch mir nicht mehr unter. 
       
      Lockig Haare, klar die Wangen 
      Und der Augen Schelmerein, 
      Sie sind ferne, doch sie fangen 
      Mich mit bangen Schlingen ein. 
       
      Weiß nicht, wie das enden möge, 
      Bringt es Freude oder Schmerz? 
      In dem zierlichsten Gehege 
      Neu verfangen glüht mein  
      Herz. 
      _____ 
       
      Bist du nun auch von mir ferne, 
      Weiss ich dich doch in der Welt. 
      Ist die Nacht auch ohne Sterne, 
      Bleibt mein  
      Herz noch sanft erhellt. 
      _____ 
       
   
        
      Friedrich von Bodenstedt 
      (1819-1892) 
      
       
      Die Rebe dehnt sich sonnenwärts, 
      Nach Liebe sich das  
      Menschenherz: 
      Wem Licht und Liebe bleibt verloren, 
      Der wäre besser nie geboren! 
      _____ 
       
       
      Alte Liebe 
       
      Einst hielt ich Dich umwunden 
      Mit jugendstarkem Arm: 
      Die Jugend ist verschwunden, 
      Doch schlägt mein  
      Herz noch warm. 
       
      In meinem Lebensringe 
      Bist Du der Edelstein, 
      Und Alles was ich singe, 
      Sing ich nur Dir allein! 
      _____ 
       
      Seit deiner Augen Himmelsglanz 
      Mir in das  
      Herz gestossen, 
      Hat sich das Weltgeheimniß ganz 
      Dem innern Blick erschlossen. 
      _____ 
       
       
      Verständigung 
       
      Wir haben nicht Ringe gewechselt, 
      Das  
      Herz zu legen in Banden; 
      Wir haben nicht Phrasen gewechselt, 
      Und haben uns doch verstanden. 
       
      Wir haben nicht Eltern, noch Sippen 
      Dabei zu Rath gezogen - 
      Es haben  
      Herzen und Lippen 
      Alleine Rath gepflogen. 
       
      Ein Blick herüber, hinüber, 
      Ein Kuß - ich hielt dich umwunden - 
      Die  
      Herzen flossen uns über, 
      Wir waren auf ewig verbunden. 
      _____ 
       
   
        
      Adolf Böttger (1815-1870) 
      
       
      Ich wollte selbst ein Schmetterling 
      Ins tiefe  
      Herz Dir tauchen, 
      Und in dem Meer der Seligkeit 
      Die Seele dann verhauchen! 
      _____ 
       
   
        
      Udo Brachvogel 
      (1835-1913) 
      
       
      Du schautest in das  
      Herz mir allerwegen, 
      Du warst die Einz'ge, der es nichts verhehlt; 
      Was es erhofft, erkämpft, was es verfehlt, 
      Stets hats ein off'nes Buch vor Dir gelegen. 
      _____ 
       
      Leb' wohl! Im  
      Herzen stockt das Blut, 
      Die Brust durchwühlet Todesqual; 
      Bald Eis auf Eis, bald Gluth auf Gluth 
      Ruht Mund auf Mund - zum letzten Mal. 
      _____ 
       
      Es ward zu einem Leichenstein mein  
      
      Herz, 
      D'rauf soll der Wand'rer Deinen Namen lesen, 
      Und daß sein Klang mir mehr Musik gewesen 
      Wie Lerchenlied und Nachtigallenscherz. 
      _____ 
       
      Was in Liebe ich begonnen, 
      Lass' in Liebe mich vollenden; 
      Sterbend will an Dich noch einmal 
      Ich mein ganzes  
      Herz verschwenden. 
      Niemals fürchtete den Tod ich, 
      Kann es doch nur ein Moment sein, - 
      Nein, ich bebte nur vor Einem: 
      Lebend je von Dir getrennt sein. 
      _____ 
       
      Kein Hauch, kein Seufzer, kein klagendes Wort 
      Entwalle fürder der blutenden Brust; 
      Nie falle mein Auge auf Dich hinfort 
      Stets wieder zu fühlen, wie groß mein Verlust. 
       
      Kein Wort, kein Seufzer, - doch hinderst Du nicht, 
      Daß tief in dem Busen ein jeglicher Schlag 
      Des verarmten  
      Herzens von Liebe spricht, 
      Für Dich nur beben und zittern mag. 
       
      Daß es Dir lebe, Du hast es verwehrt, 
      Doch daß es für Dich, Du Strahlende, bricht, 
      Daß es Dich segnet und noch Dich ehrt, 
      Da Du es zertrittst, - das wehrest Du nicht. 
      _____ 
       
   
        
      Ferdinande von Brackel 
      (1835-1905) 
      
       
      
      
      Herzeleid 
      
      
       
      
      Herzeleid, ach  
      
      Herzeleid! 
      Wie magst du leicht noch sein, 
      Wenn wir von deinem Wehe 
      Betroffen nur allein! 
       
      
      Herzeleid, ach  
      
      Herzeleid! 
      Wie wird es schwere Last, 
      Wenn es auch and're Theure 
      Mit seinem Druck erfaßt. 
       
      
      Herzeleid! Ach,  
      
      Herzeleid 
      Am tiefsten wohl besteht, 
      Wenn durch das liebste  
      Herze 
      Sein Weg zu unserm geht. 
      _____ 
       
      Bald jauchzend hell wie Lerchenlied, 
      Bald süß wie Nachtigallenklang, 
      Von  
      Herz zu  
      
      Herz ein Echo zieht 
      Und weckt stets neuen sel'gen Klang. 
       
      O Zeit der Lieder,  
      Herzensmai, 
      Wo uns das Leben dünkt Gedicht! 
      Im Liede dir darum ich weih' 
      Den Gruß, den dir mein  
      Herze spricht. 
      _____ 
       
   
        
      Helene Branco (Ps. Dilia 
      Helena) (1816-1894) 
      
       
      Dein Auge 
       
      Ein Himmelreich dein Auge ist, 
      Ein Engel jeder Blick; 
      Wem liebend er begegnet ist, 
      Dem lächelt das Geschick. 
       
      O Himmel, nimm mich auf in dich, 
      Und laß mich selig sein! 
      O Engel, ziehe segnend mir 
      In's offne  
      Herz hinein! 
      _____ 
       
      Einmal nur so von Entzücken, 
      So von dunklem Gram erfüllt 
      Ueber deine Hand mich bücken, 
      Und mein Sehnen wär' gestillt. 
       
      Einmal traulich bei dir säumen, 
      Glückesstill dir lächeln zu, 
      Selig dir am  
      Herzen träumen 
      Eines Augenblickes Ruh'! 
      _____ 
       
      Ich sinke dir an's volle  
      Herz, 
      Mir woget überschwänglich 
      Ein tiefes Weh', ein alter Schmerz 
      Im Geiste unvergänglich. 
       
      Und glühend aus dem Auge bricht 
      Ein Thränenstrom hernieder, 
      Und leise aus dem  
      Herzen spricht 
      Und sagt es ewig wieder: 
       
      Ich liebe unaussprechlich dich 
      Aus innerstem Gemüthe; 
      Ich liebe tief unsäglich dich, 
      Du Geist der reinsten Güte! 
      _____ 
       
      Möchte weinen, weinen 
      Stille Tage lang, 
      Möchte fröhlich scheinen - 
      Bin so schmerzenskrank. 
       
      Hab' nur einen steten 
      Heißen  
      Herzensdrang, 
      Möchte wachen, beten 
      Stille Nächte lang. 
      _____ 
       
       
      Abends 
       
      Wenn die Abendglocken hallen 
      Nieder in der stillen Au, 
      Und wenn leuchtend Sterne wallen 
      In dem reinen Himmelblau: 
       
      Dann in meines  
      Herzens Grunde 
      Wird es still und feierlich, 
      Und es naht sich leis die Stunde 
      Der Erinnerung an dich. 
      _____ 
       
      Wie eine Sonn' in Gluth, 
      So flammt das  
      Herz in Liebe, 
      Und wie ein Meer in Fluth, 
      So wogen Sehnsuchtstriebe. 
      _____ 
       
      Zur dunklen Grabstatt ward mein  
      
      Herz: 
      Ihr finstrer Wächter ist der Schmerz; 
      Begraben drin liegt Freud' und Lust 
      Und jedes Glück der Menschenbrust. 
       
      Doch eine Stimme nur hat Macht, 
      Zu lösen diese Grabesnacht: 
      Wenn deren Ruf in Lieb' erklingt, 
      Sich Jubellust der Brust entschwingt. 
      _____ 
       
   
        
      Karoline Bruch-Sinn 
      (1853-1911)  
      
       
      Ich möchte in heißem Glutverlangen 
       
      An brennenden Lippen schauernd hangen, 
      In lodernde Augen seh'n - 
      In Augen, aus welchen die Liebe spricht, 
      Die sehnend auch mir im  
      Herzen glüht - 
      In seligen Schauern vergeh'n! 
      O Liebe, Du bist das Himmelreich 
       
      Und auch die flammende Hölle zugleich - 
      Bist Dämon und Gott allzumal - 
      Bist blühendes Leben und grausiger Tod 
      Und nächtliches Dunkel und Morgenrot 
      Mit Deiner seligen Qual! 
      _____ 
       
   
        
      Luise Büchner (1821-1877) 
      
       
      Du schöner Frühling, meiner Seele Lust! 
      Mein schauernd  
      Herz will ewig dir sich weih'n, 
      Es blieb dies  
      Herz stets einsam und allein. 
      Nie mocht' ein Menschenauge mich beglücken 
      So tief in Lieb' und seligem Entzücken, 
      Als ich in deines Himmels Bläue seh'! 
      _____ 
       
       
      Stille Frage 
       
      Es quillt des Abendsterns 
      Geheimnißvoller Schein, 
      So nah' und auch so fern, 
      Mir in das  
      Herz hinein. 
       
      Drin glüht ein and'res Licht, 
      So nah' und auch so fern, 
      Das  
      Herz umschließt es dicht - 
      Doch weit ist's wie der Stern. 
       
      Du gold'ner Liebesstrahl, 
      Geh', frage deinen Stern, 
      Bleibt er zu deiner Qual, 
      Dir ewig, ewig fern?  
      _____ 
       
      So tief verwundet ist dies  
      Herz - 
      Es möchte sich in Nacht versenken, 
      Nicht sehen, hören und nicht denken, 
      Nur fühlen seinen bitt'ren Schmerz! 
      So kostet' es ihn bis zum Grund, 
      Es müßte langsam sich verbluten, 
      Und aus den ausgebrannten Gluthen 
      Erhöb' es sich vielleicht gesund. 
      _____ 
       
   
        
      Wilhelm Busch (1832-1908) 
      
       
      Sie liebt mich nicht. Nun brennt mein  
      
      Herz 
      Ganz lichterloh vor Liebesschmerz, 
      Vor Liebesschmerz ganz lichterloh 
      Als wie gedörrtes Haferstroh. 
      _____ 
       
      Seitdem du mich so stolz verschmäht, 
      Härmt' ich mich ab von früh bis spät, 
      So daß mein  
      Herz bei Nacht und Tag 
      Als wie auf heißen Kohlen lag. 
       
      Und war es dir nicht heiß genug, 
      Das  
      Herz, das ich im Busen trug, 
      So nimm es denn zu dieser Frist, 
      Wenn dir's gebacken lieber ist! 
      _____ 
       
   
        
      Carl Busse (1872-1918) 
      
       
      Und wärst du mein Weib und wärst du mein Lieb, 
      Wie wollt' ich dich jauchzend umschlingen, 
      Ich wüßte ja nicht, wo das  
      Herz mir blieb' 
      Vor lauter seligem Klingen. 
      _____ 
       
   
        
      Georg Busse-Palma 
      (1876-1915) 
      
       
      "Ach im Grabe möcht ich sein!" 
      Sang ich oft vor Zeiten. 
      Sieh, nun kam ein Händchen klein, 
      Voll von Seligkeiten. 
      Mitten in mein  
      Herz hinein 
      Ließ es alle gleiten! — 
      _____ 
       
      Mein Schatz hat weiße Zähnchen 
      Und einen roten Mund. 
      Wie Flaum von jungen Schwänchen 
      Ein Brüstchen blank und rund. 
      Das hebt sich schüchtern kaum zur Höh', — 
      Ich mein', wenn ich im Traum es seh, 
      Mir müßt' das  
      Herz zerspringen 
      Vor süßem Sehnsuchtsweh! 
      _____ 
       
      Zwei Sorten von Verliebten trägt die Welt: 
      Phantast'sche Schwärmer, Narren, sind die einen, 
      Die andern gleichen ganz und gar den Schweinen. 
      Jedoch im Dichter sind die zwei gesellt! 
      Dem schenkte Gott ein  
      Herz, so groß und reich, 
      Daß er ein Narr ist und ein Schwein zugleich. 
      _____ 
       
      Die beiden Hände hast du mir gegeben 
      Und lieb und zärtlich mich dazu geküßt. 
      Ich nahm dein  
      Herz und schenkte dir mein Leben, 
      Mein Weib und Kind, die du mir beides bist. 
      _____ 
       
      Ich laß dich nur, weil meine Liebe 
      Dich allzu hoch und heilig liebt; 
      Damit dein Bild sich niemals trübe, 
      Hab ich mein  
      Herz zu Tod betrübt. 
      _____ 
       
      Ich singe durch die Frühlingstage, 
      Als wär' mein  
      Herz ein Drosselnest. 
      Ich singe mit so hellem Schlage, 
      Als stünd' ich froh im frohsten Fest. 
       
      Und muß doch trüb die Stirne neigen, 
      Wenn blaß und lau der Tag verfließt. 
      Ich singe, und ich möchte schweigen – 
      O komm, du Mund, der meinen schließt! 
      _____ 
       
   
        
      Marie Calm (1832-1887) 
      
       
      Mein  
      Herz ist eine stille Flut 
      
      
       
      Mein  
      Herz ist eine stille Flut, 
      Darin Dein Bild als Himmel ruht, 
      Mein  
      Herze ist ein grüner Wald, 
      Darin als Sang Dein Name schallt. 
       
      Mein  
      Herze ist ein Ringlein fein, 
      D'rauf glänzest Du als Edelstein; 
      Mein  
      Herz ist eine Frühlingsluft, 
      D'rin Deine Liebe webt als Duft. 
       
      Mein  
      Herz ist eine Muschel zart, 
      Die Dich als Perle aufbewahrt; 
      Sie hält sie fest und läßt sie nicht, 
      Bis einst das kleine Haus zerbricht. 
      _____ 
       
   
        
      Carmen Sylva (1843-1916) 
      
       
      Wenn ein  
      Herz bricht, geht ein Hauch 
      Von Weh so über die Erde, 
      Als wenn in kalten Nebelhauch 
      Und Schnee sie verwandelt werde. 
       
      Wenn ein  
      Herz bricht, weht ein Schrei 
      Unhörbar durch alle Weiten, 
      Dem taub die Menschen und kalt vorbei, 
      Unstörbar von hinnen schreiten. 
       
      Wenn ein  
      Herz bricht, tönt ein: Ach! 
      Sturmtosend von bleichen Lippen, 
      Wie eines Baumes Todeskrach, 
      An losen, stürzenden Klippen. 
       
      Wenn ein  
      Herz bricht, geht ein Fluch 
      Anklagend durch alle Zeiten, 
      Auf alte Freude ein Leichentuch 
      Einschlagend, kalt zu breiten. 
       
      Wenn ein  
      Herz bricht, klirrt es fein, 
      Als spränge sehr kostbare Habe 
      Etwas, das wunderbar zart und rein, 
      Das sänge man heute zu Grabe. 
       
      Wenn ein  
      Herz bricht, nimmt es Gott 
      Trostspendend in seine Hände, 
      Daß Tränen löschend, in heiße Not 
      Verschwendet die Pein sich wende. 
       
      Wenn ein  
      Herz bricht, klagt es an, 
      Und flieht vor der Menschen Erkennen, 
      Und schweigt, klirrt leise, wie Ketten dran 
      Man zieht, - will heimlich verbrennen. 
       
      Wenn ein  
      Herz bricht, kommen all 
      Die Engel, es einzuhüllen 
      In Lilienstengel! Es soll kein Fall 
      Den Himmel mit Weh erfüllen. 
      _____ 
       
   
        
      Ada Christen (1839-1901) 
      
       
      Ich sehne mich nach wilden Küssen, 
      Nach wollustheißen Fieberschauern; 
      Ich will die Nacht am hellen Tag 
      Nicht schon in banger Qual durchtrauern. 
       
      Noch schlägt mein  
      Herz mit raschem Drang, 
      Noch brennt die Wang' in Jugendgluthen - 
      Steh' still, lösch' aus mit einem Mal! 
      Nur nicht so tropfenweis verbluten. 
      _____ 
       
   
        
      Peter Cornelius 
      (1824-1874) 
      
       
      Honig mag den Lippen munden, 
      Aber Gift muß uns verwunden, 
      Und wenn nun auf einmal trifft 
      Honig uns und süßes Gift, 
      Sag' wie soll das arme  
      Herz gesunden? 
      _____ 
       
      Du meiner Seele schönster Traum! 
      Du meiner schönsten Träume Seele! 
      Du  
      Herz, dem ich mein Heil befehle! 
      Du Heil, wie ich es ahnte kaum! 
      _____ 
       
      Ihre ganze volle Seele 
      Senkte Liebchen in mein  
      Herz, 
      Aber daß ich anderwärts 
      Nichts davon erzähle, 
      Hat sie mir mit einem Kuß 
      Fest den Mund versiegelt, 
      Mir das  
      Herz verriegelt, 
      Daß ich selig schweigen muß. 
      _____ 
       
       
      Golden Licht, lieb Gesicht 
       
      Golden Licht! Lieb Gesicht, 
      Süß gereimtes Maigedicht! 
       
      Blühend  
      Herz! Maigemüt, 
      Das in Glanz und Duft erblüht! 
       
      Freundlich Kind, lieb Gesicht! 
      Wer schaut dich und liebt dich nicht? 
       
      Maigedicht, Gottes Wort, 
      Ewig blüh' und töne fort! 
      _____ 
       
       
      Wirst du heiß, du  
      Herz von Eisen 
      
      
       
      Wirst du heiß, du  
      Herz von Eisen, 
      O so komm, daß ich dich schmiede! 
      Mußt mich ein bißchen besser leiden 
      Mit jedem Liede! 
       
      O lehr mich die Welt verachten 
      Mit ihrem tödlichen Genusse! 
      Laß inniger nach dir mich schmachten 
      Mit jedem Kusse! 
       
      Die Liebeskraft nehm' ich zusammen, 
      Von dir nur spricht des  
      Herzens Klopfen; 
      Dir glüht sein Blut in reinen Flammen 
      Mit jedem Tropfen! 
       
      Gib jeden Tag mir das Geleite, 
      Gib Tau, in dem mein  
      Herz sich tauche; 
      Dann dankt es dir beim Heimwärtsschreiten 
      Mit jedem Hauche! 
      _____ 
       
       
      Deinem Sterne einen Gruß 
       
      Deinem Sterne einen Gruß 
      Der so golden und blank, 
      Deinem Engel ein Lob! 
      Deinem Glück einen Dank! 
      Deinem Los ein Gebet! 
      Deinem Leben ein Heil! 
      Deinem  
      Herzen die Lieb! 
      Und der Himmel dein Teil! 
      _____ 
       
       
      Im tiefsten  
      Herzen glüht mir eine Wunde 
      
      
       
      Im tiefsten  
      Herzen glüht mir eine Wunde, 
      Aus der ein Quell sich heißen Bluts ergießt, 
      Und eine Rose blüht im  
      Herzensgrunde, 
      Die in dem Blute wie im Taue sprießt. 
      Ob auch die Rose Blatt um Blatt zerstiebe, 
      Die Wunde deckend wie ein stilles Grab, 
      Noch überm Grabe weht ein Hauch der Liebe, 
      Die mir die Wunde und die Rose gab. 
      _____ 
       
       
      Ein Myrtenreis 
       
      In meinem  
      Herzen regte 
      Der Liebe Wunsch sich leis, 
      Da pflanzt' ich ein und pflegte 
      Ein zartes Myrtenreis. 
       
      In Leid und Lust erglühte 
      Der Liebe Flamme heiß, 
      Da wuchs empor und blühte 
      Mein zartes Myrtenreis. 
       
      Und nun mein  
      Herz errungen 
      Der Liebe reichsten Preis, 
      Hat sich zum Kranz verschlungen 
      Mein zartes Myrtenreis. 
      _____ 
       
       
      In des Mais Zauberkreis 
       
      In des Mais 
      Zauberkreis 
      Höchster Zauber, 
      Süßester Preis! 
      Himmelsgruß! 
      Gotteskuß! 
      Stimme der Nacht! 
      Minnewacht! 
      Nachtigall, du Lenzgebet! 
      Wie mir dein Ton zu  
      Herzen geht! 
      _____ 
       
       
      Die Lieb' hat keine Schrank' im Raum 
       
      Die Lieb' hat keine Schrank' im Raum, 
      Nah oder fern ist da nur Traum. 
       
      Die Lieb' hat keine Schranke der Zeit, 
      Ewig und jetzt ist da unentzweit, 
       
      Du bist mein  
      Herz, mein Lieb, mein Stern! 
      Schrankenlos, ewig, nah und fern! 
      _____ 
       
   
        
      Max Dauthendey 
      (1867-1918) 
      
       
      Wenn du mich verläßt, 
      Kann mein  
      Herz nicht fliegen, 
      Und sitzt wie ein nasser Vogel im Nest. 
      _____ 
       
      Gib mir die Hand. 
      Die beiden Tannen stehen so still, 
      Ich will dir sagen, 
      Was die Stille rings verschweigen will. 
      Gib mir die Hand ... 
      Gib mir in deiner Hand dein  
      Herz. 
      _____ 
       
      Deine Schönheit ist meine Harfe, 
      Du bist unendlich schön, mein Lied sei ohne Ende. 
      Du schlägst die Wimpern nieder, 
      Sie sind mir eine neue Brücke in dein  
      
      Herz. 
      _____ 
       
      Wenn ich dich vermisse, 
      Zerrt mein  
      Herz an meiner Kette. 
      In meinem Ohr wohnt nur dein Name, 
      Wie ein Vogel im Bauer. 
      _____ 
       
       
      An deinen Lippen 
       
      Deine Küsse halten mich glühend wach, 
      Sie gehen wie feurige Sterne ums Dach. 
      An deinen Lippen wird's Blut mir rot, 
      Mein  
      Herz springt ins Feuer, mein Auge loht. 
      Deine Augen wie kleine Monde beim Küssen 
      Im letzten Himmel verschwinden müssen.  
      _____ 
       
       
      Die  
      Herzensfrau 
       
      
      
      Der Mittag liegt mit mir im Gras, 
      Die Wolken ziehn tiefblaue Straß, 
      Die Welt ist grün und weiß und blau, 
      Zu mir setzt sich die  
      Herzensfrau. 
      "Rot," spricht sie, "ist die ganze Welt, 
      Wenn man zum Kuß den Mund hinhält."  
      _____ 
       
       
      Des hab' ich mich noch nie bedankt 
       
      Des hab ich mich noch nie bedankt, 
      Daß deine Hände nach mir langen 
      Und deine Lippen mich empfangen, 
      Daß in den Hügeln deiner Brüste 
      Ich mir fürs Leben Sehnsucht küßte, 
      Und gern mein  
      Herz nach deinem krankt. 
      Des sei die Stund, die dich vollbracht, 
      Die dich zur Liebeslust erdacht, 
      Von jeder neuen Stund bedankt. 
      _____ 
       
       
      Einst werden Sonn' und Sterne kalt 
       
      Du liegst so gut in meinem Arm, 
      So gut ruht nur in mir mein  
      Herz. 
      Wir schweben wie das Feuer fort 
      Und leben nur der Küsse Leben. 
      Einst werden Sonn' und Sterne kalt, 
      Uns hat der Tod vergessen müssen, 
      Und tausend, tausend Jahre alt 
      Leben wir noch in jungen Küssen. 
      _____ 
       
       
      Deine Locken 
       
      Ich wühlte gern hitzig in deinem Haar, 
      Sage mir: reden die Locken wahr? 
      Die Locken werfen sich voll und rund 
      Wie tolle Bäche an meinen Mund. 
       
      Und jeder Lockenleib wild sich rollt, 
      Als ob er mit Glut mir zufliegen wollt. 
      Ich möchte vor Lust mein  
      Herz zerbrechen, 
      Mit tausend Splittern zu dir sprechen. 
      _____ 
       
       
      Und mein  
      Herz singt in seinem Käfig 
       
      
      
      In allem, was mir schön und allmächtig scheint, bist du, 
      Deine Augen kommen in mein Zimmer, und die Luft wird jung, 
      Und mein  
      Herz singt in seinem Käfig. 
      In mein Haus bringst du Lachtäublein unter mein Dach, 
      Die Blumen und Kräuter richten sich auf, 
      Bei Scheibe und Schwelle sitzen die Sonne und der 
      Mond Mund an Mund. 
      _____ 
       
       
      Sanft legte dich die Liebe auf mein Bett 
       
      Sanft legte dich die Liebe auf mein Bett 
      In deinem schönsten Kleid aus Scham und Blöße, 
      Und draußen kam die Nacht auf atemlosen Schnee, 
      Und auch Gottvater kam in atemloser Größe. 
      Mit vollem Auge hat der Gott geweint, gelacht. 
      Du hast dein  
      Herz und deinen Leib 
      Zur Krone dieser Nacht gemacht. 
      _____ 
       
       
      Weil ich deinen Kuß noch fühle 
       
      Schwüle geht im  
      Herzen um, 
      Weil ich deinen Kuß noch fühle. 
      Geh' ums Leben heut herum, 
      Möcht' kein Wörtlein von mir geben, 
      Nur das  
      Herz möcht' mir entschweben, 
      Lippen blieben gerne stumm. 
      Tragen von der Liebesstund 
      Noch die süße Blüte und 
      Alle Glieder sagen warm: 
      Arm macht niemand je mich wieder. 
      _____ 
       
   
        
      Richard Dehmel 
      (1863-1920) 
      
       
      Ruf 
       
      Immer stiller stehn die Bäume, 
      nicht ein Blatt mehr scheint zu leben, 
      und ich fühle Wüstenträume 
      durch den bangen Mittag beben, 
       
      bis ins bange Blut mir zittern, 
      bis ins  
      Herz, wie Feuerpfeile. 
      O, ich lechze nach Gewittern! 
      Komm, Geliebte! eile! eile! 
      _____ 
       
       
      Die Getrennten 
       
      Nie mehr bin ich allein, 
      gleich bebt in mir deine Stimme: 
      Du, wie ist dir ums  
      Herz? 
      Du, wie ist dir ums  
      Herz? 
       
      Wie dem Schwanenpaar damals, 
      das wir beim Nestbau belauschten, 
      Beide wie Ein  
      Herz bewegt, 
      Beide wie ein  
      Herz bewegt. 
       
      Oh, jetzt bin ich allein, 
      jetzt bebt in mir deine Stimme: 
      Oh, wo bist du, mein  
      Herz? 
      Du, wo bist du, mein  
      Herz! 
      _____ 
       
       
      Jetzt und immer 
       
      Seit wann du mein - ich weiß es nicht; 
      was weiß das  
      Herz von Zeit und Raum! 
      Mir ist, als wärs seit gestern erst, 
      daß du erfülltest meinen Traum, 
       
      mir ist, als wärs seit immer schon, 
      so eigen bist du mir vertraut: 
      so ewig lange schon mein Weib, 
      so immer wieder meine Braut. 
      _____ 
       
   
        
      Felix Dörmann (1870-1928) 
      
       
      Im  
      Herzen wühlt und lodert 
      Die wüsteste, tollste Begier 
      Und reißt und stößt und peitscht mich, 
      Madonna Lucia, zu Dir. 
      _____ 
       
      Der uferlose Strom 
      Rasender Liebeswonnen 
      Durchzog in wilden Wirbeln 
      Mein hochaufschlagendes 
      Herz, 
      Und in mir lebt 
      Leuchtende Erinnerung 
      An liebesschwüle Stunden. 
      _____ 
       
      Ich habe nur ihr großes  
      Herz gekannt 
      Und ihres teuren Leibes Paradies. - 
      Nicht weiß ich, wer sie war und wie sie hieß, 
      Denn ihren Namen hat sie nie genannt. 
      _____ 
       
      Liebesschauer mir im  
      Herzen wühlen, 
      Deiner Schönheit blutigem Altar, 
      Sturmgewaltig wettert durch mein Fühlen, 
      Atemloser Wonnen wilde Schar. 
      _____ 
       
   
        
      Carl Ferdinand 
      Dräxler-Manfred (1806-1879) 
      
       
      Frage mich nicht, ob ich liebe? 
      Ueberflüßig ist dies Wort, 
      Wo ein  
      Herz im Flammentriebe 
      Ringt zu seinem Himmelsport; 
      Wo die Seele lebt im Trachten 
      Und im ewigen Verschmachten, 
      Wo die Trennungsstunden trübe, 
      Heiße Liebesgluth ist dort. 
      _____ 
       
      Kaum das Glück genossen, 
      Mund an Mund zerflossen, 
      
      Herz an  
      
      Herz geschlossen, 
      Trennt uns das Geschick; 
      Und mein tiefes Sehnen 
      Perlt in heißen Thränen, 
      Klagt in leisen Tönen 
      Um verlor'nes Glück. 
      _____ 
       
      Wer mochte da noch grübeln, wo die Stunde 
      Mit allen Freudezaubern ihn umsponnen? 
      Wo, wie aus eines Füllhorns reichem Munde, 
      Sich ewig niedersenkten neue Wonnen. 
      O süße Zeit! 
      Wo Liebesseligkeit 
      All ihren Glanz und ihre Strahlenspenden 
      An dieses  
      Herz gewürdigt zu verschwenden, 
      Um dieses Leben zu durchsonnen. 
      _____ 
       
      Aehnlich einer Zauberblume, 
      Die nur Einmal blühen will, 
      Stand im  
      Herzensheiligthume 
      Meine Liebe fromm und still. 
      _____ 
       
      Einmal geseh'n nach langer Zeit, 
      
      Herz, lerne dich begnügen, 
      Und schlürf' des Anblicks Seligkeit 
      In langen, langen Zügen. 
      O Glück, du wollest nur mit Qual 
      Die Sehnsucht mir belügen, 
      Und bietest nun mit einemmal 
      Mir stille Freuden ohne Zahl 
      Und namenlos Vergnügen. 
      _____ 
       
      Ein Talisman ruht deine weiche Locke 
      Auf meinem  
      Herzen zaubervoll, 
      Erinnernd, wie die Welt es auch verlocke, 
      Wen es für ewig lieben soll. 
      Nicht schönern Grabstein hat ein  
      
      Herz gefunden, 
      Als dieses blonde Lockenmonument, 
      Das mit dem ganzen Himmel mich verbunden, 
      Und liebreich von der Erde mich getrennt.  
      _____ 
       
      Wie ich dich liebe dir zu sagen 
      Vermag ich nicht, du süßes Weib, 
      Die Seele denkt es nur mit Zagen 
      Und süß durchzittert es den Leib. 
       
      Es ist kein Wort, das aus es drückte, 
      Ein Schauen nur und Fühlen dann, 
      Ein  
      Herz, das sich an dir entzückte 
      Und still in sich nun jubeln kann. 
      _____ 
       
      Ja Liebe, die so treu und heiß 
      Und innig  
      Herz am  
      
      Herzen hängt, 
      Sie steht in eignen Zauberkreis, 
      Aus dem sie keine Macht verdrängt, 
      Und selbst in Trennung und in Ferne 
      Erglänzen ihr der Hoffnung Sterne.  
      _____ 
       
   
        
      Annette von 
      Droste-Hülshoff (1797-1848) 
      
       
      Blick' in mein Auge, - ist es nicht das deine,  
      Ist nicht mein Zürnen selber deinem gleich?  
      Du lächelst - und dein Lächeln ist das meine,  
      An gleicher Lust und gleichem Sinnen reich;  
      Worüber alle Lippen freundlich scherzen,  
      Wir fühlen heil'ger es im eignen  
      
      Herzen. 
      _____ 
       
      Meine Lieder sandte ich dir,  
      Meines  
      Herzens strömende Quellen,  
      Deine Locke sandtest du mir,  
      Deines Hauptes ringelnde Wellen;  
      Hauptes Welle und  
      Herzens Flut,  
      Sie zogen einander vorüber;  
      Haben sie nicht im Kusse geruht?  
      Schoß nicht ein Leuchten darüber? 
      _____ 
       
   
        
      
      Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857) 
      
       
      Intermezzo 
       
      Dein Bildnis wunderselig 
      Hab' ich in  
      
      Herzensgrund, 
      Das sieht so frisch und fröhlich 
      Mich an zu jeder Stund'. 
      Mein  
      
      Herz
      still in sich singet 
      Ein altes, schönes Lied, 
      Das in die Luft sich schwinget 
      Und zu dir eilig zieht. 
      _____ 
       
      
      
      Herz, mein  
      
      
      Herz, warum so fröhlich, 
      So voll Unruh und zerstreut, 
      Als käm' über Berge selig 
      Schon die schöne Frühlingszeit? 
       
      Weil ein liebes Mädchen wieder 
      
      
      Herzlich
      an dein  
      
      Herz
      sich drückt, 
      Schaust du fröhlich auf und nieder, 
      Erd' und Himmel dich erquickt. 
      _____ 
       
      Wie in der Waldnacht zwischen den 
      Schlüften 
      Plötzlich die Täler sonnig sich klüften, 
      Funkeln die Ströme, rauscht himmelwärts 
      Blühende Wildnis - so ist mein 
      
      
      Herz! 
      _____ 
       
      
      
      Veilchen weckt ja schon der 
      März, 
      Mai der Vögel Lieder, - 
      Aber ein gebrochen 
      
      Herz 
      Weckt kein Frühling wieder. 
      _____ 
       
      
      Selig Weinen sel'ger
      
      
      Herzen! 
      Wenn das  
      
      
      Herz
      nichts weiter will, 
      Nicht weiß, ob es Lust, ob Schmerzen, 
      Aber fröhlich ist und still. 
      _____ 
       
      Wenn Zwei geschieden sind von  
      
      
      Herz
      und Munde, 
      Da zieh'n Gedanken über Berg' und Schlüfte 
      Wie Tauben säuselnd durch die blauen Lüfte, 
      Und tragen hin und wider süße Kunde. 
      _____ 
       
       
      
      
      Der Tanzmeister 
       
      Wohlgerüstet war ich kommen; 
      Siegsgewiß doch, wie zum Scherz, 
      Hat ein Blick mein Herz genommen - 
      Wer kann kämpfen ohne  
      
      
      Herz? 
       
      So vom Augenblick - geschlagen, 
      Kniet' ich Armer vor ihr hin, 
      Hatt' kein  
      
      
      Herz
      nun, ihr zu sagen, 
      Daß ich ihr  
      
      
      Entherzter
      bin.  
      _____ 
       
   
        
      
      
      Ludwig Eichrodt (1827-1892) 
      
      
       
      
      An dich 
       
      Mit der Kraft von tausend  
      
      Herzen 
      Liebst du mich, ich weiß es wohl, 
      Darum auch von tausend Schmerzen 
      Stehet deine Seele voll. 
       
      Ist auf Erden Alles möglich, 
      Macht dir Eines doch nicht bang, 
      Nur das Eine ist unmöglich, 
      Unsrer Liebe Untergang! 
      _____ 
       
      Wenn so die süße dunkle Glut 
      Von deinen Augen weht, 
      O halt es, Mädchen, mir zu gut, 
      Daß sie mir zündet tief ins Blut, 
      Und auch mein  
      Herz in Flammen steht. 
      _____ 
       
   
        
      Gerrit Engelke 
      (1890-1918) 
      
       
      Ein herbstlich Lied für Zweie 
       
      Auch diesem Stieglitz da im Blätterfall, 
      Tickt wunderbar in seinem Federball 
      Ein schüchtern schluchzend  
      Herz, ein kleines, 
      Ein  
      Herz wie meins und deines. 
       
      Der Vogel singt, weil ihn sein  
      
      Herz bezwingt 
      Und große Sonnenluft ihn frisch umschwingt - 
      Er muß von seinem  
      Herzen zehren. 
       
      Und jedes Flüsterbäumchen, uns vertraut, 
      Trägt unter seiner weichen Rindenhaut 
      Ein horchend  
      Neugierherz, ein wachsend kleines, 
      Ein  
      Herz wie meins und deines. 
       
      Der Baum verzweigt, und weiter zweigt er still, 
      Weil frei sein  
      Herz ins Blaue schauen will - 
      Er muß von seinem  
      Herzen zehren. 
       
      Wer spürt, wie bald das nächtge Schweigen naht - 
      Du hast mich lieb und gehst denselben Pfad; 
      Wir leben zueinander warm und still, 
      Wie unser ruhlos, wunschgroß  
      
      Herz es will. 
       
      Einmal ist Schauerstille um uns her, 
      Das  
      Herz klopft aus, ist tot und leer - 
      Wir müssen all von unserm Herzen zehren. 
      _____ 
       
       
      Sehnsucht 
       
      Sanft strömt vom andern Ufer aus dem Wälderschweigen 
      Über lichtbeglänzte Flut der Abend. 
      Trunken schweift der Blick ins Weite, 
      Steigt geöffnet in die wolkigen Gefilde, 
      Taumelt in das grenzenlose Licht hinein - 
      Und das  
      Herz schwingt zitternd ein: 
      Nur selig sein. 
      _____ 
       
       
      An den Geliebten 
       
      Du hast mit leisem Finger 
      An mein  
      Herz gerührt, 
      Und hast mit einem Blicke 
      Mich ganz zu dir geführt, 
      Daß ich nicht mehr ich selber bin 
      Und nun mein Sinn 
      Nur lebt in dir. 
       
      Ich muß vor dir die Lider senken, 
      Mein  
      Herz summt immerzu - 
      Ich kann jetzt nur an dich noch denken, 
      Ich ahne schon das Wort, das du 
      Mir sagen wirst, das mich Geliebte heißt - - 
      O Liebster, sprich! - Du weißt, 
      Mein  
      Herz ist dein. 
      _____ 
       
   
        
      Bruno Ertler (1889-1927) 
      
       
      Stille Stunde 
       
      Mein  
      Herz geht still. 
      Es stürmt nicht mehr 
      und stockt nicht mehr, 
      es singt ein Lied 
      in ruhigem Takt, 
      ein reiches, abendtiefes Lied, 
      ein Lied vom Glück. 
       
      Mein  
      Herz, das rang 
      und zuckend litt — 
      es schmerzt nicht mehr, 
      es zittert nicht, 
      es singt ein Lied: 
      Ich hab' dich lieb — du hast mich lieb — — 
       
      Mein  
      Herz geht still — 
      _____ 
       
   
        
      Gustav Falke (1853-1916) 
      
       
      Fromm 
       
      Der Mond scheint auf mein Lager, 
      ich schlafe nicht, 
      meine gefalteten Hände ruhen 
      in seinem Licht. 
       
      Meine Seele ist still, sie kehrte 
      von Gott zurück, 
      und mein  
      Herz hat nur einen Gedanken: 
      Dich und dein Glück.  
      _____ 
       
   
        
      
      August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) 
       
      Ja, du bist mein!  
      In meinem  
      
      Herzen
      sollst du leben,  
      Sollst haben, was sein Liebstes ist,  
      Du sollst, von Lieb und Lust umgeben, 
      Ganz fühlen, daß du glücklich bist.  
      Schließ mich in deine Arme ein!  
      Ja, du bist mein!  
      Und ewig mein! 
      _____ 
       
      Komm zum Garten, zu dem wohlbekannten, 
      Komm zum Rasensitz, dem oft genannten, 
      Wo zum Maitrank Schmetterling' und Bienen 
      Sind erschienen; 
      Komm zum  
      
      Herzen
      
      
      
      Herz, komm Mund zum Munde, 
      Schlägt die Stunde. 
      _____ 
       
       
      O glücklich, wer ein  
      
      Herz
      gefunden! 
      
      
      
       
      O glücklich, wer ein  
      
      Herz
      gefunden,  
      Das nur in Liebe denkt und sinnt  
      Und mit der Liebe treu verbunden  
      Sein schönres Leben erst beginnt! 
       
      Wo liebend sich zwei  
      
      Herzen
      einen,  
      Nur eins zu sein in Freud und Leid,  
      Da muß des Himmels Sonne scheinen  
      Und heiter lächeln jede Zeit. 
       
      Die Liebe, nur die Lieb ist Leben:  
      Kannst du dein  
      
      Herz
      der Liebe weihn, 
      So hat dir Gott genug gegeben,  
      Heil dir! Die ganze Welt ist dein! 
      _____ 
       
      Und wärst du auch ein wildes Feuer,  
      Gern wollt ich deine Asche sein.  
      Wer hielt sein Leben je so teuer  
      Und wollt es nicht der Liebe weihn? 
      Ich warf mein  
      
      Herz
      wie Spreu ins Feuer,  
      Und sieh! es blieb ein Edelstein. 
      _____ 
       
       
      Nur liebend ist dein  
      
      Herz
      ein 
      
      Herz 
      
      
      
       
      Was ist die Welt, wenn sie mit dir  
      Durch Liebe nicht verbunden?  
      Was ist die Welt, wenn du in ihr  
      Nicht Liebe hast gefunden? 
       
      Verklage nicht in deinem Schmerz  
      Des  
      
      Herzens
      schönste Triebe!  
      Nur liebend ist dein  
      
      Herz
      ein  
      
      Herz,  
      Was ist es ohne Liebe? 
       
      Wenn du die Liebe nicht gewannst,  
      Wie kannst du es ermessen,  
      Ob du ein Glück gewinnen kannst,  
      Ob du ein Glück besessen? 
      _____ 
       
      Will eine Blume sich erneuen,  
      So muß sie ihre Frucht verstreuen;  
      Und will der Mensch in einem  
      
      
      Herzen
      leben,  
      So muß er erst sein eignes  
      
      Herz
      drum geben. 
      _____ 
       
   
        
      Ernst von Feuchtersleben 
      (1806-1849) 
      
       
      
      
      Herz 
      
      
       
      Das seltsame, thörichte, fragende  
      
      Herz, 
      Im Glücke so bang, so glückselig im Schmerz - 
      Was mag es nur ewig so klopfen? 
      Es klopft, ach! nicht ewig; es bebet, es harrt, 
      Bis das Blut in den Gängen des Lebens erstarrt, 
      Allmählich, von Tropfen zu Tropfen. 
       
      Dann schweigt es; dann ruht es; Dämonen der Welt 
      Sie tragen's ins Haus, das nicht Helios hellt, 
      Das die Schatten Persephone's schwärzen; 
      Doch die darin pochte, die selige Kraft, 
      (Die Hülse zerstiebte) - sie hat sich entrafft, 
      Und fliegt an das  
      Herz aller  
      
      Herzen. 
      _____ 
       
   
        
      Karoline von Fidler 
      (1801-1874) 
      
       
      
      
      Herz 
      
      
       
      In Lieb' und Dank sich selig auszudehnen 
      Ist meines  
      Herzens heiligster Beruf! 
      Ob Himmelslust, ob ungestilltes Sehnen 
      Den feuchten Strahl im Seelenspiegel schuf, 
      Er thauet kühlend auf die heiße Brust, 
      Die der Bedeutung Tiefe sich bewußt. 
       
      Wenn stolz der Geist im kühnen Flügelschlagen 
      Zum Aether dringt und sich mit Göttern mißt, 
      Wenn die Gedanken ihn zur Sonne tragen, 
      Geschieht es leicht, daß er das  
      
      Herz vergißt; 
      Dann klopft's verlassen, arm, sich müd' und matt, 
      Und bleibt doch einsam, macht's nicht Liebe satt. 
       
      Aus allen Pulsen sehnt sich's hinzufließen 
      Ein Liebesmeer, des Lebens warme Fluth, 
      Und für die Theuren freudig auszugießen 
      Den letzten dieser reinen Gluth; 
      Der Liebe Dauer zeigt sein Schlag mir an, 
      D'rum lieb' ich auch, so lang' es klopfen kann! 
       
      Und wie der Geist die Götterschwingen breitet, 
      So breite du die Menschen-Arme  
      
      Herz! 
      Wie er sich füllend ewig neu sich weitet, 
      So habe Raum für Liebes-Lust und -Schmerz! 
      Und wenn er dir in solchem Kampf entschwebt, 
      Dann schlafe nur, du hast genug gelebt!  
      _____ 
       
   
        
      Karl Ferdinand von Fircks 
      (1828-1871) 
      
       
      Ich wollt', ich könnt' dein 
      
      Herz belauschen 
      
      
       
      Ich wollt', ich könnt' dein 
      
      Herz belauschen, 
      Wenn ungesehn und heimlich bunt 
      In seiner Tiefe die Gedanken 
      Wie Fischlein gehn am Quellengrund, 
      In dunkler Nacht, wenn stille Bilder 
      Lebendig in ihm auferstehn 
      Und seine Wünsche auf der Leiter 
      Des Traumes auf- und niedergehn. 
       
      Und was es klopft und was es sehnet 
      Ich schlöss' es treulich in mein 
      
      Herz, 
      Und was es weint und was es seufzet, 
      Ich legt's zu meinem eignen Schmerz. 
      Und ging dann hin und thät' mir schneiden 
      Zum Wandern einen Stab im Feld, 
      Und ging, das Glück für dich zu suchen, 
      Hinaus in Gottes weite Welt. 
       
      Und spürt' ihm nach auf allen Wegen 
      Und wollt's erkämpfen treu und recht, 
      In harter Arbeit es erfröhnen 
      Demüthig als leibeigner Knecht; 
      Und wär's dem Himmel abzubitten, 
      Ich kniete hin mit heißem Flehn, - 
      Und wär's ein 
      
      Herz, das zu gewinnen, 
      Ich wollt' es werben für dich gehn. 
       
      Und hätt' ich all' dein heimlich Sehnen 
      Und all' dein Träumen dann erfüllt, 
      Und jeden Gram von dir genommen 
      Und jede Thräne dir gestillt: 
      Dann wollt' ich gehn aus deinem Wege 
      Und fliehn dein Antlitz ewiglich, 
      Um nicht zu sehen, wie du fröhlich 
      Und glücklich sein kannst ohne mich! 
       
      _____ 
       
       
      
      Herzensjubel 
      
       
      Was pocht mir an's 
      Herz, was klingt mir im Ohr, 
      Was läutet in meinen Gedanken, 
      Was tastet und blühet an mir empor 
      Wie spielend umschlingende Ranken? 
       
      Es singt mit den Vögeln in Lüften hell, 
      Es kommt mit dem Winde gezogen, 
      Es hüpft und tanzt auf dem Wiesenquell, 
      Es schifft auf den blauen Wogen. 
       
      Ich glaube, ich glaube, das Glück, das Glück 
      Ist der Haft des Himmels entronnen 
      Und tanzt und singt auf der Wanderschaft 
      Im fröhlichen Lichte der Sonnen. 
       
      Und wer es hört singen den Weg entlang, 
      Dem blühen die Thäler und Hügel, 
      Und wen es thut streifen auf seinem Gang, 
      Dem regen im  
      Herzen sich Flügel. 
       
      O, wer es zu greifen, zu fangen verständ', 
      Und wer es dann wüßte zu halten 
      In tiefer verschwiegener Brust und fromm 
      Die Hände darüber zu falten!  
      _____ 
       
   
        
      Johann Georg Fischer 
      (1816-1897) 
       
      Kein Puls ist ohne dich vergangen, 
      Seitdem ich dir begegnet bin, 
      Wer so den Strahl in's 
      Herz empfangen, 
      Kann nicht mehr leben ohne ihn. 
      _____ 
       
   
        
      Arthur Fitger (1840-1909) 
      
       
      O  
      Herz, du thörichtes altes  
      
      Herz,  
      Und willst du's noch einmal wagen,  
      Den ganzen wahnsinnigen Höllenschmerz 
      Der Liebe zu ertragen?  
      _____ 
       
      Das ist der alte, sel'ge Schmerz,  
      Der wieder mich durchflammt;  
      Das Hirn ist abgedankt, das  
      Herz,  
      Das  
      Herz nur steht im Amt.  
      _____ 
       
   
        
      Cäsar Flaischlen 
      (1864-1920) 
      
       
      Armes  
      Herz du, immer wieder  
      jubelst du die Sehnsuchtslieder  
      deiner Liebe laut empor . . 
      armes  
      Herz, und immer wieder  
      steht du vor verschlossenem Tor! 
      _____ 
       
   
        
      Theodor Fontane 
      (1819-1898) 
      
       
      Zum 14. November 1868 
       
      Ja, ja, Geliebte, man wird alt, 
      Trotz Filz und Wolle hat man kalt 
      An Sohlen und an Füßen, 
      Und ißt am Schlusse des Soupers 
      Man gar noch etwas Schweizerkäs', 
      So muß man dafür büßen. 
       
      Die Nerven - ach du lieber Gott! 
      Die Leber wird zum Kinderspott, 
      Die Leber und der Magen; 
      Doch würd' auch alles weh und wund, 
      Eh bien, bleibt nur das 
       Herz gesund, 
      So wollen wir's ertragen. 
      _____ 
       
       
      Frühling 
       
      Nun ist er endlich kommen doch 
      In grünem Knospenschuh; 
      »Er kam, er kam ja immer noch«, 
      Die Bäume nicken sich's zu. 
       
      Sie konnten ihn all erwarten kaum, 
      Nun treiben sie Schuß auf Schuß; 
      Im Garten der alte Apfelbaum, 
      Er sträubt sich, aber er muß. 
       
      Wohl zögert auch das alte  
      Herz 
      Und atmet noch nicht frei, 
      Es bangt und sorgt: »Es ist erst März 
      Und März ist noch nicht Mai.« 
       
      O schüttle ab den schweren Traum 
      Und die lange Winterruh: 
      Es wagt es der alte Apfelbaum, 
      
      Herze, wag's auch du. 
      _____ 
       
   
        
      Marie Laura Förster 
      (1817-1856) 
      
       
      O wie selig, wer im  
      Herzen 
      
      
       
      O wie selig, wer im  
      Herzen 
      Einen Namen nennt, 
      Wenn es Niemand weiß, wenn Keiner 
      Diesen Namen kennt; 
       
      Wenn es Keiner weiß, welch Hoffen 
      Seine Seele hegt, 
      Was sie im Gebet zum Himmel 
      Ewig aufwärts trägt; 
       
      Wenn es Keiner weiß, was Helle 
      In die Nacht ihm bringt 
      Und warum die Thrän' im Glücke 
      Ihm ins Auge dringt; 
       
      Wenn es Keiner weiß, was immer 
      Jung das  
      Herz erhält 
      Und was treulich es behütet 
      In dem Rausch der Welt. 
       
      Selig ist er! Nur der Augen 
      Warmes Strahlenlicht 
      Sagt uns, daß er in der Stille 
      Oft begeistert spricht: 
       
      "O, mit Gott im Himmel hab' ich 
      Etwas nun gemein - 
      Denn mein süß Geheimniß wissen 
      Er und ich allein!"  
      _____ 
       
   
        
      
      Maria Clementine François (1823-1844)  
      
       
      Im Frühling 
       
      Die Welt ist so schön, 
      Mein  
      
      Herz
      ist so traurig. 
      O thörichtes 
      
      Herz, 
      Wie soll ich's versteh'n? 
       
      Wie lachen die Fluren - 
      Was pochst du so bang? 
      Sieh' – Alles ist dein, 
      Lern' fröhlich nun sein! 
       
      Es locket die Erde 
      Mit heit'rer Geberde: 
      "Auf, freu' dich des Lebens!" - 
      Vergebens – vergebens! 
       
      Mein  
      
      Herz
      ist so traurig, 
      Mein  
      
      Herz
      wird nicht froh. 
      Ach, wär' es erst Winter, 
      Dann schmerzt es nicht so! 
      _____ 
       
       
      Widerlegung 
       
      Du nennst des  
      
      Herzens
      Schwäche, die Lieb', die es empfindet? 
      O such' ein and'res Wort für meine Leidenschaft. 
      Kann schwach sein ein Gefühl, das so allmächtig bindet, 
      Das selbst die zarte Brust, beseelt mit Heldenkraft, 
      Das nie Gefahren scheut, das Wechsel nie wird kennen, 
      Das Alles tragen kann – das willst du Schwachheit nennen. 
      _____ 
       
      Es blüht mir eine Blume 
      Im  
      
      Herzen
      wunderbar, 
      Die an dem Schöpfungstage 
      Von Gott gepflanzet war. 
       
      Da lag sie still und lieblich, 
      Im zarten Keim versteckt, 
      Bis sie aus holden Augen 
      Ein Liebesstrahl erweckt. 
      _____ 
       
      Seht doch an die Erde, 
      Wie sie herrlich blüht, 
      Wenn in tiefen  
      
      Herzen 
      Warme Liebe glüht. 
      Seht doch an die Erde, 
      Wie so grau und fahl, 
      Wenn sich Groll und Hassen 
      In das  
      
      Herz
      uns stahl! 
      _____ 
       
      Lieb' thut so wohl dem  
      
      Herzen, 
      Haß thut dem  
      
      Herzen
      weh, 
      Warum dann, statt zu lieben, 
      Uebtet Haß ihr je? 
       
      Traf ich doch auf Erden 
      Noch keinen Menschen an, 
      Der nicht Etwas hätte, 
      Was man lieben kann. 
      _____ 
       
      Zur Liebe nur geboren, 
      Zur Liebe selbst erkoren 
      Ist des Menschen  
      
      Herz. 
      Wird sie ihm genommen, 
      Wird es welk verkommen, 
      Bricht es still in Schmerz. 
       
      Kalt zurück sich ziehen, 
      In sich selbst verglühen, 
      O daß schmerzt so sehr! 
      Stets der Liebe offen, 
      Immer stark im Hoffen, 
      Schweigt das  
      
      Herz
      so schwer. 
       
      Als du hassen wolltest, 
      Fühlt' ich doch, du grolltest 
      Mir aus Liebe nur. 
      Und ich selbst – ich trage - 
      Was ich oft auch sage - 
      Sie im  
      
      Herzen
      nur! 
      _____ 
       
       
      Mein  
      
      Herz 
      
      
      
       
      Nicht immer war mein  
      
      Herz
      so kalt und still; 
      Einst schlug es freudig dieser Welt entgegen. 
      Viel Blumen pflückte ich auf meinen Wegen; 
      Die schönsten aber ließ die Liebe blühn. 
       
      Und einen Göttertraum hab' ich durchträumet. 
      Da plötzlich ward der heit're Himmel trübe: 
      Verrath vergalt vertrauensvolle Liebe, 
      Und alle Freudengenien sah ich fliehn. 
       
      Und blutend starb die Liebe, Seufzer haben 
      In meinem Herzen still sie eingegraben; 
      Der Todtengruft nun gleicht seitdem mein  
      
      
      Herz. 
       
      Und ausgetobt nun hat der wilde Schmerz. 
      Mit Wehmuth nur kann ich den Leichnam sehn - 
      Der lebend so entzückend war, so schön! 
      _____ 
       
       
      Frage 
       
      Wenn sich zwei  
      
      Herzen
      entfremden, 
      Die einst sich innig geliebt, 
      Wer kann sich die Kälte erklären, 
      Die plötzlich die Beiden umgiebt? 
      O sage, wie ist es nur möglich, 
      Selbst, wenn nun zerrissen das Band, 
      Daß sie so fremd sich nun grüßen, 
      Als hätten sie nie sich gekannt? 
       
      Sprich, haben sie ganz denn vergessen, 
      Die schöne, so selige Zeit, 
      Wo sich im glühenden Taumel 
      Ein  
      
      Herz
      dem andern geweiht? 
      Wie, oder denken noch Beide 
      An jene Zeiten zurück, 
      Und wollen sich selbst überreden, 
      Sie fänden allein nun ihr Glück?  
      _____ 
       
   
        
      Ludwig August Frankl 
      (1810-1894) 
      
       
      Wie wogst du,  
      Herz, mit wilder Gewalt, 
      Was soll dein Pochen und Schlagen? 
      Ich sehe der Liebe Leiche kalt 
      Von des Blutes Wellen getragen. 
       
      Des Schmerzes kalter Sturmesbraus 
      Empört sie mit wildem Streiche; 
      Mach's wie das Meer: an den Strand hinaus, 
      Zum Strande mit der Leiche! 
      _____ 
       
      Es goß der Herr ins  
      Herz der Liebe Reichthum aus, 
      Zum Fürsten schuf er dich - und kommst du einst nach Haus, 
      Da wird er fragen wohl: "Was that'st du mit der Gabe?" 
      Nicht schmälen wird er dich, kommst du am Bettlerstabe. 
      _____ 
       
   
        
      Agnes Franz (1794-1843) 
      
       
      Das treue  
      Herz 
      
      
       
      Ein treues  
      Herz bleibt stark in Muth und Hoffen, 
      Wird gleich vom Sturm der Freuden Saat getroffen, 
      Sein Glaube hebt es siegend himmelwärts! 
      Drum wünsch' ich mir, wenn Leiden mich umstürmen, 
      Wenn Wolken sich um meinen Himmel thürmen, 
      Ein treues  
      Herz! 
       
      Ein treues  
      Herz beharrt im festen Lieben, 
      Wenn And're auch durch Undank es betrüben, 
      Und lächelt mild noch in dem tiefsten Schmerz. 
      O könnt' ich mir solch Kleinod doch bewahren! 
      Erquickung beut uns noch in späten Jahren 
      Ein treues  
      Herz! 
       
      Ein treues  
      Herz wird, wenn es Spötter kränken, 
      Sich nimmer doch von seinem Heile lenken, 
      Und fest stehn, bei der Frevler frechem Scherz. 
      O möcht' es doch der Vater mir gewähren! 
      Als Demant-Krone trägt der Prüfung Zähren 
      Ein treues  
      Herz! 
      _____ 
       
      Hätt' ich Dich, o hohe, süße Liebe, 
      Sollte And'res nie mein  
      Herz begehren! 
      Nicht des Wissens schwererrung'ne Schätze! 
      Nicht des Glückes, nicht des Reichthums Gaben, 
      Nicht das Lob der Welt, so vielgepriesen! 
      Du! Du wärest dann mein Ein und Alles! 
      In Dir fänd' ich jedes Glückes Krone! 
       
      Hätt' ich Dich, o hohe, süße Liebe, 
      Würde bald mein sieches  
      Herz gesunden! 
      Du entbrennst nicht, wenn die Welt mit Unrecht, 
      Wenn mit Trug und Hohn sie Dir begegnet! 
      Unparteiisch reichst Du Freund' und Feinden 
      Von des eignen Lebens Götterfülle! 
      Friede ist mit Dir, und sanftes Dulden. 
      _____ 
       
      Liebe ist ein ernster Engel, 
      Der von ew'gem Himmelsthron 
      Niedersteigt zu unserm  
      Herzen, 
      Weihend sie zu heil'gen Schmerzen, 
      Weihend sie zu heil'gem Lohn. 
      _____ 
       
   
        
      Else Galen-Gube 
      (1869-1922) 
      
       
      Du ließest hier zurück dein junges Weib, 
      das einen Wunsch nur hatte hier auf Erden: 
      Dein, dein zu sein mit Seele und mit Leib! 
       
      Was soll aus mir Verzweifelten nun werden? 
      Mit deinem Tod erstarb mein Liebesglück, 
      und nur mein heißes  
      Herz blieb hier zurück. 
      _____ 
       
   
        
      Emanuel Geibel 
      (1815-1884) 
      
       
      Ich kann die Wonne, kann den Schmerz 
      Nicht mehr verschweigen, 
      Ich kann nur flehn: Nimm hin dieß 
      
      Herz, 
      Es ist dein eigen. 
      Nimm's, deiner Huld werthlosen Raub, 
      Und blick' es an zwei selige Sekunden; 
      Da wirf es hin und tritt es in den Staub, 
      Es hat des Heils genug gefunden. 
      _____ 
       
      Ich habe getrunken einen Trank, 
      Lieb' heißt der Trank, und der war heiß. 
      Davon bin ich geworden krank 
      Im  
      Herzen. 
      Mir will nicht kühlen Winters Eis 
      Noch scharfer Sturm die Schmerzen. 
      _____ 
       
      O dürft' ich all mein Wesen 
      Ergeben dir, du Hohe, 
      Wie würde da genesen 
      Zu süßem Heil dieß 
      Herz, das liebefrohe! 
      Nichts wüßt' ich, was mir bessre Lust gewährte, 
      Als meines Geistes Lohe 
      Zu schüren, daß der Schimmer dich verklärte. 
      _____ 
       
      Das ist der Liebe eigen, 
      Mit Worten muß sie schweigen; 
      Sie spricht mit süßen Zeichen 
      Von Dingen ohne Gleichen. 
       
      Es sagt die Hand am  
      Herzen: 
      Hier innen trag' ich Schmerzen, 
      Und möchte doch dies Leiden 
      Um alle Welt nicht meiden. 
       
      Im Auge spricht die Thräne: 
      Wie ich nach dir mich sehne! 
      Mein Wollen, Denken, Sinnen 
      Es will in deins verrinnen. 
       
      Es spricht der Lippe Zücken: 
      O laß dich an mich drücken, 
      Auf daß im Feuerhauche 
      Sich Seel' in Seele tauche! 
       
      So webt in stummen Zeichen 
      Sich Botschaft sonder Gleichen; 
      Von  
      Herz zu  
      
      Herzen geht sie, 
      Doch nur wer liebt versteht sie. 
      _____ 
       
      Das ist die köstlichste der Gaben, 
      Die Gott dem  
      Menschenherzen giebt, 
      Die eitle Selbssucht zu begraben, 
      Indem die Seele glüht und liebt. 
      O süß Empfangen, sel'ges Geben! 
      O schönes Ineinanderweben! 
      Hier heißt Gewinn, was sonst Verlust. 
      Je mehr du schenkst, je froher scheinst du, 
      Je mehr du nimmst, je sel'ger weinst du - 
      O gieb das  
      Herz aus deiner Brust! 
      _____ 
       
      Goldne Brücken seien 
      Alle Lieder mir, 
      Drauf die Liebe wandelt, 
      Süßes Kind, zu dir. 
       
      Und des Traumes Flügel 
      Soll in Lust und Schmerz 
      Jede Nacht mich tragen 
      An dein treues  
      Herz. 
      _____ 
       
      Mein  
      Herz ist wie die dunkle Nacht, 
      Wenn alle Wipfel rauschen; 
      Da steigt der Mond in voller Pracht 
      Aus Wolken sacht - 
      Und sieh, der Wald verstummt in tiefem Lauschen. 
       
      Der Mond, der helle Mond bist du: 
      Aus deiner Liebesfülle 
      Wirf Einen, Einen Blick mir zu 
      Voll Himmelsruh - 
      Und sieh, dies ungestüme  
      Herz wird stille.  
      _____ 
       
      Seit du mir dein  
      Herz gegeben, 
      Däucht im engsten Kreis mein Leben 
      Mir erfüllt und wohlbestellt. 
      Deine Lippen küss' ich trunken, 
      Und versunken 
      Ist die Welt. 
      _____ 
       
      Wenn es rothe Rosen schneit, 
      Wenn es Liebe regnet, 
      Oeffne,  
      Herz, dem Glück dich weit, 
      Das so hold dich segnet. 
      _____ 
       
      Mein  
      Herz ist wie ein Ringlein 
      Von eitel güldnen Glast, 
      Du bist die klare Perle, 
      Und bist darein gefaßt. 
      So wie die Perl' im Golde, 
      So funkelst du darin, 
      Und trägst auch mich beschlossen 
      So fest in deinem Sinn. 
      _____ 
       
      Wo still ein  
      Herz voll Liebe glüht, 
      O rühret, rühret nicht daran! 
      Den Gottesfunken löscht nicht aus! 
      Fürwahr, es ist nicht wohlgethan. 
      _____ 
       
   
        
      Hermann von Gilm 
      (1812-1864) 
      
       
      Kinderglaube 
       
      Schlingt dein Arm sich um den meinen, 
      Drück' ich deine Hand so lind, 
      Dann, Geliebte, will mir's scheinen 
      Ich sei wiederum ein Kind. 
       
      Und ich könne wieder beten, 
      Meiner stolzen Freiheit satt, 
      Könne keine Blume treten 
      Weil sie eine Seele hat. 
       
      Und die Kette sei zerrissen, 
      Die an Raum und Zeit mich band, 
      Und dein Auge sei mein Wissen 
      Und dein  
      Herz mein Vaterland.  
      _____ 
       
   
        
      
      
      Martin Greif (1839-1911) 
      
      
       
      
      April 
       
      Sonnengrüße, Wolkenschauer 
      Und, noch eh' sich's klären will, 
      Wiederum verhangne Trauer - 
      
      Herz, wie stimmst du zum April! 
      _____ 
       
       
      Mai 
       
      Wieder blüht der duft'ge Flieder 
      Wie zu andern Frühlingstagen, 
      Und es schlägt die Drossel wieder, 
      Wie sie vormals hat geschlagen. 
       
      Alles in des Frühlings Fülle 
      Kann nicht mehr vom Jubel lassen, 
      
      Herz, und du nur hältst dich stille, 
      Das sich sonst nicht konnte fassen! 
      _____ 
       
       
      Seufzer der Sehnsucht 
       
      Größer kein  
      Herzeleid, 
      Als in der Rosenzeit 
      Einsam zu stehen, 
      Lieber vor Traurigkeit 
      Alternd vergehen, 
      Als in der Rosenzeit 
      Einsam sich sehen. 
      _____ 
       
       
      Ihr Grab 
       
      Es blüht ein Grab in treuer Hut, 
      Das beste  
      Herz darinnen ruht. 
       
      Zu oberst blühen Rosen rot - 
      Dein Mund so manchen Kuß mir bot. 
       
      Und weiter ab die Lilie blüht - 
      Dein  
      Herz hat rein für mich geglüht. 
       
      Zu Füßen liegt ein grüner Kranz - 
      Ich schwang dich oft im Maientanz. 
       
      Die Leute gehen dran vorbei, 
      Mir aber bricht das  
      Herz entzwei. 
      _____ 
       
       
      Zeichen der Liebe 
       
      Ich weiß mir eine Linde 
      Auf einem Berge stehn, 
      Auf deren rauher Rinde 
      Zwei  
      Herzen sind zu sehn. 
       
      Zwei  
      Herzen mit zwei Flammen, 
      Die's zueinander zieht, 
      Sie waren dort beisammen - 
      Nun sind sie längst verglüht. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Theresa Gröhe (Ps. T. Resa) (1853-1929) 
      
      
       
      
      Ich weiß 
      ... 
       
      Wie schwül die Nächte sind und sehnsuchtsbang'! - 
      Zuweilen weht zu mir in weicher Luft 
      Von Lenzwindtosen ein verlorner Klang - 
      Von Lenzwindblüten ein verwehter Duft; 
      Dann schluchz' ich auf - und weiß - und weiß gewiß: 
      Daß heiß dein  
      Herz nach meinem  
      
      Herzen ruft. 
      _____ 
       
      Nun schwanken die Blumen im Abendwinde, 
      In weiche Dämm'rung versinkt der Hain, 
      Ein Flüstern geht durch die Blätter der Linde, 
      Mein  
      Herz brennt in Sehnsucht, - wo magst du sein? 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Julius Grosse (1828-1902) 
      
      
       
      
      Sehnsucht, 
      auf den Knieen 
      Schauest du himmelwärts. 
      Einzelne Wolken ziehen, 
      Kommen und entfliehen, 
      Ewig hofft das  
      Herz. 
      _____ 
       
      Weißt du ein  
      Herz dir schlagen, 
      Das treugesinnt dir ist, 
      In deinen trübsten Tagen 
      Fühlst du, wie reich du bist. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Elisabeth Grube geb. Diez (1803-1871) 
      
      
       
      
      Dem 
      gläub'gen 
      Herzen werden Himmelsblüthen 
      Vom wundersamen Eiland hergeweht, 
      Das alle guten Engel mild behüten 
      Und wo die Liebe mit der Treue geht. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Anastasius Grün (1806-1876) 
      
      
       
      
      Mit einer 
      Uhr als Angebinde für seine Gemahlin 
       
      Die Stunden, wo ein 
      Leid dich plagt, 
      Wo scheu dein  
      Herz das meine flieht, 
      Wo Schmerz dein liebes  
      Herzlein nagt, 
      Wo Trennung unsre Pfade schied, 
      Die Stunden der Disharmonie, 
      Die zeige diese Uhr dir nie. 
       
      Die Stunden, wo die Freude sprießt, 
      Wo Gottes Segen dich entzückt, 
      Wo sich dein  
      Herz an meines schließt 
      Und deine Liebe mich beglückt, 
      Wo sich erfüllt, was du gehofft, 
      Die Stunden zeige sie recht oft. 
      _____ 
       
      Eine Brücke kenn' ich, Liebchen, 
      Drauf so wonnig sich's ergeht, 
      Drauf mit süßem Balsamhauche 
      Ew'ger Frühlingsodem weht. 
       
      Aus dem  
      Herzen, zu dem  
      
      Herzen 
      Führt der Brücke Wunderbahn, 
      Doch allein der Liebe offen, 
      Ihr alleinig untertan. 
      _____ 
       
       
      Ihr Name 
       
      Ich grub in Gold, ich schnitt in manchen Stein, 
      In manche Rinde deinen Namen ein, 
      Und daß er sei geborgen für und für, 
      Schnitt ich wohl tief, gar tief ins  
      
      Herz ihn mit. 
       
      Die rauhe Rinde tät nicht widerstehn, 
      Und Gold und Stein, die ließen's gern geschehn; 
      Jedoch als ich ihn einschnitt in das  
      
      Herz, 
      Da gab es - Wunden, - Blut und - Schmerz. 
      _____ 
       
       
      Eins und zwei 
       
      Warum, o Mutter, o Natur, 
      Gabst deinem Sohn, dem Menschen nur 
      Ein  
      Herz du, um in süßen Trieben 
      Geliebt zu werden und zu lieben, 
      Und einen Mund nur, um zu küssen, 
      Und Wonn' und Seligkeit zu saugen; 
      Jedoch zum Weinen, ach! - zwei Augen? - 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Alfred Grünewald (1884-1942) 
      
      
       
      
      . . . 
       
      Verliebter Mund will stets den einen Namen sagen. 
      Und wenn die Lippen dir zur Nacht erlahmen, sagen 
      ihn immer noch und dann im Traum 
      des  
      Herzens Schläge. 
      Wer wollte beten, Freund, und wollt' nicht Amen sagen! 
      _____ 
       
   
        
      Sidonie 
      Grünwald-Zerkowitz (1852-1907) 
      
       
      Kann Liebe nicht Winters auch blühen? 
       
      Daß der Lenz bricht an, was kümmert's mich? 
      Kann Lieb' nicht Winters auch blühen? 
      Aus dem  
      Herzen mir der Lenz nicht wich, 
      Ob es frieren mochte, ob glühen. 
       
      Schienst Du ja ins  
      Herz mir allezeit! 
      Da ist drin Frühling geblieben, 
      Der Frühling, der auch im Winter mait, 
      Der blüht im  
      Herzen voll - Lieben. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Ida von Hahn-Hahn (1805-1880) 
      
      
       
      
      Der Funke 
      der Liebe, im  
      Herzen geboren, 
      Geht nimmer Dem, der ihn empfunden, verloren, 
      Er glühet und brennt in die Ewigkeit fort; 
      Denn wäre dem Menschen die Kraft nicht gegeben, 
      Zu lieben bis hin ins unsterbliche Leben, 
      So gäb's wahre Liebe nicht hier und nicht dort. 
      _____ 
       
      Halt' mich fest an deinem  
      Herzen - 
      Sieh, mir schwindelt vor dem Glück; 
      Standhaft trug' ich Leid und Schmerzen, 
      Und nun beb' ich bang zurück. - 
      Halt' mich fest an deinem  
      Herzen, 
      Diesem heil'gen Friedensport, 
      Aller Lieb' und Wahrheit Kerzen 
      Leuchten, flammen mir von dort. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Friedrich Halm (1806-1871) 
      
      
       
      
      Mein 
       
      
      Herz, ich will dich fragen 
       
      
      Mein  
      
      Herz, ich will dich fragen, 
      Was ist denn Liebe, sag'? - 
      "Zwei Seelen und ein Gedanke, 
      Zwei  
      Herzen und ein Schlag!" 
       
      Und sprich, woher, woher kommt Liebe? - 
      "Sie kömmt und sie ist da!"  
      Und sprich, wie schwindet Liebe? - 
      "Die war's nicht, der's geschah!" 
       
      Und was ist reine Liebe? - 
      "Die ihrer selbst vergißt!" 
      Und wann ist Lieb' am tiefsten? - 
      "Wenn sie am stillsten ist!" 
       
      Und wann ist Lieb' am reichsten? - 
      "Das ist sie, wenn sie gibt!" 
      Und sprich, wie redet Liebe? - 
      "Sie redet nicht, sie liebt!" 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Robert Hamerling (1830-1889) 
      
      
       
      
      Einsam ist 
      die Menschenseele: 
      Ob wir  
      Herz an  
      
      Herz auch drücken, 
      Klafft doch immer eine Tiefkluft, 
      Die wir niemals überbrücken: 
      Nichts kann ganz des andern werden, 
      Jedes folgt dem eig'nen Triebe, 
      Und ein Traumbild bleibt die Sehnsucht, 
      Und ein schöner Wahn die Liebe. 
      _____ 
       
       
      
      Der Garten des 
      
      Herzens 
      
      
      
       
      Jüngst sass sie im Grase mit fröhlichem Sinn, 
      Ich setzte zur Seite der Süssen mich hin. 
      Es standen rings um uns viel Blumen im Thal, 
      Ich streut' in den Schooss ihr die duftigsten all. 
       
      Auch blühten im 
      
      Herzen viel Blumen mir auf, 
      Der Thau meiner Thränen stand flimmernd darauf: 
      Die Rosen der Liebe, der Hoffnung Agley, 
      Vergissmeinnichtlieder und Veilchen der Treu. 
       
      Den Garten des  
      
      Herzens, ich plündert' auch ihn, 
      Und streut' in den Schooss seine Blumen ihr hin. 
      Doch sie, sie erhob sich – kalt riss sie sich los, 
      Dass alle die Blumen entfielen dem Schooss. 
       
      Nun drück' ich die Hand wohl an's klopfende  
      
      Herz, 
      Und seh auf die Blumen mit trostlosem Schmerz: 
      Mein  
      
      Herz, o mein  
      
      Herze – dein Liebstes ist weit - 
      Und dein Garten verödet – und die Blumen zerstreut. 
      _____ 
       
      
      Komm, Liebe, du heil'ge, du himmlische Flamme, 
      Schwing' himmelab dich vom göttlichen Sitz! 
      Sei mir, was die Glut ist dem modernen Stamme, 
      Berühre das  
      Herz mir mit zündendem Blitz! 
      _____ 
       
      Selig, wie der See, der helle, 
      Wiegt den Schwan auf Silberfluten, 
      Trägt mein  
      Herz die Flammenwelle 
      Weicher, süßer Liebesgluten. 
      _____ 
       
       
      Seligstes 
       
      Selig, welcher das  
      Herz hingiebt an das All, und der Schönheit 
      Ewigem Bilde den Sinn, stille betrachtend, geweiht. 
      Seliger doch, wem das Schöne verstehenden Blickes entgegen 
      Tritt, wer liebend ans 
       Herz drücken ein Göttliches darf! 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Julie von Hausmann (1826-1901) 
      
      
       
      
      O  
      
      Herz! mit 
      einem kleinen Maß 
      Begnüg' dich nicht so bald; 
      Was bringt die Erde dem hervor, 
      Wenn hart sie ist und kalt? - 
       
      Die Liebe ist der Sonnenschein, 
      Der uns den Frühling bringt, 
      Der auch ein totes, kaltes  
      Herz 
      Erweichet und bezwingt. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Heinrich Heine (1797-1856) 
      
      
       
      Auf meiner  
      
      
      Herzliebsten
      Äugelein  
      Mach ich die schönsten Kanzonen.  
      Auf meiner  
      
      
      Herzliebsten
      Mündchen klein  
      Mach ich die besten Terzinen.  
      Auf meiner  
      
      
      Herzliebsten
      
      Wängelein  
      Mach ich die herrlichsten Stanzen.  
      Und wenn meine Liebste ein  
      
      
      Herzchen
      
      hätt,  
      Ich machte darauf ein hübsches Sonett. 
      _____ 
       
      Die blauen Veilchen der Äugelein,  
      Die roten Rosen der Wängelein,  
      Die weißen Liljen der Händchen klein,  
      Die blühen und blühen noch immerfort,  
      Und nur das  
      
      
      Herzchen
      ist verdorrt. 
      _____ 
       
      Du bist wie eine Blume,  
      So hold und schön und rein; 
      Ich schau dich an, und Wehmut  
      Schleicht mir ins  
      
      
      Herz
      hinein. 
       
      Mir ist, als ob ich die Hände  
      Aufs Haupt dir legen sollt,  
      Betend, daß Gott dich erhalte 
      So rein und schön und hold. 
      _____ 
       
      Ein Jüngling liebt ein Mädchen,  
      Die hat einen andern erwählt;  
      Der andre liebt eine andre,  
      Und hat sich mit dieser vermählt. 
       
      Das Mädchen heiratet aus Ärger 
      Den ersten besten Mann,  
      Der ihr in den Weg gelaufen; 
      Der Jüngling ist übel dran. 
       
      Es ist eine alte Geschichte,  
      Doch bleibt sie immer neu;  
      Und wem sie just passieret,  
      Dem bricht das  
      
      
      Herz
      entzwei. 
      _____ 
       
      Im wunderschönen Monat Mai,  
      Als alle Knospen sprangen,  
      Da ist in meinem  
      
      
      Herzen
       
      Die Liebe aufgegangen. 
       
      Im wunderschönen Monat Mai,  
      Als alle Vögel sangen,  
      Da hab ich ihr gestanden  
      Mein Sehnen und Verlangen. 
      _____ 
       
      Lehn deine Wang an meine Wang,  
      Dann fließen die Tränen zusammen;  
      Und an mein  
      
      
      Herz
      drück fest dein  
      
      
      Herz, 
      Dann schlagen zusammen die Flammen! 
       
      Und wenn in die große Flamme fließt  
      Der Strom von unsern Tränen,  
      Und wenn dich mein Arm gewaltig umschließt - 
      Sterb ich vor Liebessehnen!  
      _____ 
       
      Schon wieder bin ich fortgerissen  
      Vom  
      
      
      Herzen, das ich innig liebe,  
      Schon wieder bin ich fortgerissen - 
      O wüßtest du, wie gern ich bliebe. 
       
      Der Wagen rollt, es dröhnt die Brücke,  
      Der Fluß darunter fließt so trübe;  
      Ich scheide wieder von dem Glücke,  
      Vom  
      
      
      Herzen, das ich innig liebe. 
       
      Am Himmel jagen hin die Sterne,  
      Als flöhen sie vor meinem Schmerze  
      Leb wohl, Geliebte! In der Ferne,  
      Wo ich auch bin, blüht dir mein  
      
      
      Herze. 
      _____ 
       
      Teurer Freund, du bist verliebt,  
      Und dich quälen neue Schmerzen;  
      Dunkler wird es dir im Kopf,  
      Heller wird es dir im  
      
      
      Herzen. 
       
      Teurer Freund, du bist verliebt,  
      Und du willst es nicht bekennen,  
      Und ich seh des  
      
      
      Herzens
      Glut  
      Schon durch deine Weste brennen. 
      _____ 
       
      Wenn ich bei meiner Liebsten bin  
      Dann geht das  
      
      
      Herz
      mir auf  
      Dann dünk ich mich reich in meinem Sinn  
      Und frag: ob die Welt zu Kauf? 
       
      Doch wenn ich wieder scheiden tu  
      Aus ihrem Schwanenarm  
      Dann geht das  
      
      
      Herz
      mir wieder zu  
      Und ich bin bettelarm. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Wilhelm Ritter von Hertz (1835-1902) 
      
      
       
      
      Mein  
      
      Herz 
       
      
      Mein  
      
      Herz ist ein stiller Tempel, 
      Eine Domhall' düster und hehr, 
      Da knieen wie bleiche Beter 
      Die trüben Gedanken umher. 
       
      Es hauchen unsichtbare Orgeln 
      Gar wundertiefen Klang, 
      Es wallet von Geisterlippen 
      Ein dumpfer Schlummergesang. 
       
      Und unten in Grabeshallen, 
      Da schlafen im Sterbekleid 
      Die alten Tage der Liebe 
      Aus ferner, schöner Zeit. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Georg Heym (1887-1912) 
      
      
       
      
      In meinem 
       
      
      Herzen steht ein Tempel ... 
      
       
      In meinem  
      Herzen steht ein Tempel. 
      Der Schönheit hab ich ihn geweiht, 
      Der Göttertochter, die erhaben 
      Gebietet der Unendlichkeit. 
       
      Ihn deckten Staub und Spinneweben, 
      Lang stand er in die Nacht versenkt, 
      Da nahtest du, vor deinen Augen 
      Klafften die Tore, freigesprengt. 
       
      Ein Frührot strahlet meinem Tempel. 
      Herrin, du kommst, ich harre dein, 
      Der Göttin Tempel steht dir offen, 
      Willst du die Priesterin mir sein? 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Paul Heyse (1830-1914) 
      
      
       
      
      Süß, o süß 
      war der Traum, 
      
      Herz am  
      
      Herzen geträumt! 
      Über uns schwebend im Kreise 
      Flattert’ ein Schmetterling leise, 
      Dunkel die Schwingen umsäumt. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Friedrich Hölderlin (1770-1843) 
      
      
       
      
      
      MENSCHENBEIFALL 
       
      Ist nicht heilig mein  
      Herz, schöneren Lebens voll, 
      Seit ich liebe? warum achtetet ihr mich mehr, 
      Da ich stolzer und wilder, 
      Wortereicher und leerer war? 
       
      Ach! der Menge gefällt, was auf den Marktplatz taugt, 
      Und es ehret der Knecht nur den Gewaltsamen; 
      An das Göttliche glauben 
      Die allein, die es selber sind.  
      _____ 
       
   
        
      
      
      Angelika von Hörmann (1843-1921) 
      
      
       
      
      Genügsam 
       
      
      Herz, lerne dich bescheiden, 
      Du allbegehrlich Kind, 
      Der Liebe ward das Leiden 
      Zum Wiegenangebind'. 
       
      
      Herz, lerne dich vertragen 
      Mit deinem kargen Los, 
      Es trägt auch das Entsagen 
      Ein Glück in seinem Schoß. 
       
      Und ist dir auch zerronnen, 
      Was dich entzückt einmal, 
      
      Herz, lern' dich neidlos sonnen 
      An fremden Glückes Strahl. 
      _____ 
       
      Seit du mein Liebster worden, 
      Bin ich der Sorgen bar, 
      Ins Buch des  
      Herzens schreib' ich 
      Ein seliges Neujahr. 
      In hoher Lust erglüht mein Sinn, 
      Stolz meine Blicke gleiten, 
      Mir ist, als sollt' ich schreiten 
      Gleich einer Königin. 
      _____ 
       
      Laß mich in deinem dunkeln  
      Herzen 
      Als lichter Mond am Himmel steh'n, 
      All' deinen Wegen will ich leuchten 
      Und ewig nimmer untergeh'n. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Ludwig Jacobowski (1868-1900) 
      
      
       
      
      Einst 
      rauschte mir im  
      Herzen eine Symphonie 
      Von Lust und Leid; 
      Verschollen ist die stille, süße Melodie 
      So weit, so weit ... 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Isabelle Kaiser (1866-1925) 
      
      
       
      
      Ich gab 
      mein  
      Herz ... 
      
       
      Ich gab mein  
      Herz in deine Hände, 
      Wie einen Strauß von wilder Blust ... 
      Hast du's zerpflückt am Weggelände, 
      Daß ich verloren Freud und Lust? 
       
      Ich wandle still am Berggelände, 
      Mit blassem Mund und weher Brust ... 
      Ich gab mein  
      Herz in deine Hände 
      Wie einen Strauß von wilder Blust! 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Eleonore Kalkowska (1883-1937) 
      
      
       
      
      Mein  
      
      Herz 
      ist wund ... 
      
       
      Mein  
      Herz ist wund ... 
      O, leg drauf deine Hände, 
      Die weißen, niemals staubberührten Hände. 
      Bei deiner zarten Finger Strahlenspende, 
      Vielleicht wird es gesund. ... 
       
      Mein  
      Herz ist wund ... 
      O, leg drauf deine Hände, 
      O, laß mit sachtem Drucke sie verweilen, ... 
      Die Wunde wird sich schließen, sie wird heilen, 
      Gewiß — es wird gesund! 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Anna Karbe (1852-1875) 
      
      
       
      
      Die Liebe 
      ist kein süßer Traum, 
      Sie fordert frisch ein waches  
      
      Herz; 
      Sie hat für sel'ge Freude Raum 
      Und auch für heißen, tiefen Schmerz. 
       
      Wem Gott ins  
      Herz die Liebe giebt, 
      Dem giebt er eine reiche Last, 
      Und wo ein  
      Herz wahrhaftig liebt, 
      Da hat's des Lebens Ernst erfaßt. 
      _____ 
       
       
      Bitte um ein fröhliches  
      Herz 
      
       
      Herr, gieb mir auch im tiefsten Schmerz, 
      Ein frohes  
      Kindergottesherz, 
      Ein fröhlich  
      Herz, das nicht verzagt 
      Und nimmer über Schmerzen klagt; 
       
      Ein fröhlich  
      Herz, das singen kann, 
      Wenn Deine Hand ihm weh gethan, 
      Dem jeden Tag ein frohes Lied 
      Auch selbst im tiefen Leid erglüht, 
       
      Ein fröhlich  
      Herz, das immer grün 
      In allen Leiden möge blühn; 
      Ja, laß in Deinem Sonnenschein 
      Mein  
      Herz ein fröhlich Blümlein sein. 
      _____ 
       
       
      
      
      Herzenssehnsucht 
      
       
      Herr, mache Du mein  
      Herz bereit, 
      O mach' es frei und froh und weit: 
      Frei von der Welt, und himmelan, 
      Froh, daß ich Lieder singen kann, 
      Und weit, damit zu jeder Zeit 
      Für Dich die Herberg' sei bereit. 
      _____ 
       
      Herr, nimm mein  
      Herz in Deine Hände, 
      Und mach' es still in Deiner Huld; 
      Gieb mir die Heimath einst am Ende, 
      Und für die Reise gieb Geduld! 
      _____ 
       
   
        
      Justinus Kerner 
      (1786-1862) 
      
       
      Liegt dein  
      Herz gedrückt an meines, 
      Kann ich wahrlich niemals sagen: 
      Sind's die Wellen meines, deines, 
      Die in solcher Liebe schlagen? 
       
      Wollte nur, ich könnte legen 
      In dein  
      Herz mein  
      
      Herz, zu fühlen 
      Schmerz und Lust in gleichen Schlägen, 
      Gleiches Lieben, gleiches Zielen, 
       
      Daß, wenn Frieden meines fände, 
      Frieden dann auch fände deines, 
      Daß, wenn deins im Tode stände, 
      Dann auch ständ' im Tode meines. 
      _____ 
       
       
      Dauer des  
      Herzens 
      
      
       
      Ein Saumtier träget still 
      Und sanft die Zentnerlast, 
      Wohin der Treiber will, 
      Begehrend keine Rast. 
       
      Ein Wagen rollt daher, 
      Die Schildkröt' ihm nicht weicht, 
      Und wär' er noch so schwer, 
      Trägt seine Last sie leicht. 
       
      Doch all die Last ist Scherz, 
      Bedenkst du das Gewicht, 
      Das oft ein  
      Menschenherz 
      Still träget und nicht bricht. 
      _____ 
       
       
      
      
      Herz und Auge 
      
      
       
      1. 
      
      Herz! - wie bist du inniglich 
      Mit dem Auge doch verbunden! 
      Schlägt die Welt dir blut'ge Wunden, 
      Zeigt im Aug' die Träne sich. 
       
      Aber wird dir Wonne,  
      Herz! 
      Sonnig dann das Auge funkelt! 
      So wie's wieder sich verdunkelt, 
      Kehrt in dich zurück der Schmerz. 
       
      Grün das kranke Auge hellt - 
      Bist du,  
      Herz, in Weh und Nöten; 
      Schneller als der Menschen Reden 
      Heilt dich 's Grün in Wald und Feld. 
       
      2. 
      Das Auge und das  
      Herze sind 
      Zwei Liebende, eng im Verein, 
      Wenn lang das  
      Herze leidet Pein, 
      Wird gern das Auge trüb und blind. 
       
      Und wird das Auge blind und trüb, 
      Das  
      Herze gern im Tode bricht; 
      »Gern brech' ich,« es zum Auge spricht, 
      »Dann siehst du wieder, treues Lieb!«  
      _____ 
       
   
        
      Hedwig Kiesekamp 
      (1844-1919) 
      
       
      Der Seligkeit ist  
      Menschenherz zu klein! 
      
      
       
      O  
      Herz, gieb endlich dich dem tiefen Frieden 
      Da du in dir die tiefe Liebe trägst. 
      Wie magst in bangem Schmerz du dich verzehren 
      Da du im Schatten ew'ger Ruhe schlägst!? - 
       
      Die ewige Liebe, Quell der ewigen Ruhe, 
      Mag wohl dem weiten All Allruhe sein! 
      Jedoch mich ringt ihr starker Strom danieder. 
      Der Seligkeit ist  
      Menschenherz zu klein! 
      _____ 
       
       
      Wunsch 
       
      Du willst, ich soll den Wunsch dir sagen, 
      Der glühend mir im  
      
      Herzen schwillt, 
      Der oft das Weh, die tiefen Klagen 
      Der eignen Brust mir hat gestillt. 
       
      Lag denn nicht ganz mein  
      
      Herz dir offen? 
      Hielt ich sein Wallen je zurück? 
      Mein Wünschen, Wollen, Sehnen, Hoffen, 
      All' mein Gebet ist: nur - dein Glück! 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Klabund (Alfred Henschke) (1890-1928) 
      
      
       
      
      
      LIEBESLIED 
       
      Dein Mund, der schön geschweifte,  
      Dein Lächeln, das mich streifte,  
      Dein Blick, der mich umarmte,  
      Dein Schoß, der mich erwarmte,  
      Dein Arm, der mich umschlungen,  
      Dein Wort, das mich umsungen,  
      Dein Haar, darein ich tauchte,  
      Dein Atem, der mich hauchte,  
      Dein  
      Herz, das wilde Fohlen,  
      Die Seele unverhohlen,  
      Die Füße, welche liefen,  
      Als meine Lippen riefen -: 
      Gehört wohl mir, ist alles meins,  
      Wüßt nicht, was mir das liebste wär,  
      Und gäb nicht Höll noch Himmel her:  
      Eines und alles, all und eins. 
      _____ 
       
      Einen Sommer lang  
      Goldne Glocke schwang,  
      Rief zu immer holderem Tag.  
      Schlugst das Aug du auf,  
      Lag mein Kuß darauf,  
      Und dein  
      Herz in meinen Händen lag. 
      _____ 
       
      Eine Nacht wie diese 
      Will ich nun nicht mehr 
      Auf der weißen Wiese 
      Liegt der Schnee so schwer. 
       
      Auf dem blauen Himmel 
      Lasten Mond und Stern. 
      Auf dem roten  
      Herzen 
      Ruht dein  
      Herz so gern. 
      _____ 
       
      O wär mein  
      Herz ihr Schemel, drauf zu ruhn,  
      Wenn sich das Haupt in Wolkenkissen schmiegt.  
      Ich will nichts wissen, wollen oder tun. 
       
      Ich will nur bei ihr sein, und leicht gewiegt  
      Von ihren himmlisch zarten Silberschuhn  
      Erbebt mein  
      Herz, das ihr zu Füßen liegt. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Minna Kleeberg (1841-1878) 
      
      
       
      
      Du glaubst, 
      das verlorene Eden erblüht 
      Im wonnedurchschauerten 
      Herzen, 
      Wo Liebe zwei Seelen durchbebt und durchglüht - 
      O, laß dir dein Glück nicht verscherzen! 
       
      Und warte! und schau' nicht auf Gold und auf Rang; 
      Die Liebe sei Stern deines Lebens! 
      "Der Wahn ist so kurz, und die Reue so lang!" - 
      Und du lebst ohne Liebe vergebens. 
      _____ 
       
      Es thront ein Bild im Heil'genschrein 
      Und schirmt des Hauses Ruh', 
      So thronst du tief im  
      Herzen mein, 
      Heilig Geliebter du! 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Alma Johanna Koenig (1887-1942) 
      
      
       
      
      Schlaflied für ein krankes 
      
      Herz 
      
      
       
      Schlaf ein, mein 
      
      Herz, schlaf nur ruhig ein, 
      es wird - wie das Fallen von Sternschnuppen sein. 
      Fürcht keinen mit deinem Scheiden zu kränken, 
      es wird kein andres 
      
      Herz an dich denken. 
       
      Schlaf ein, mein 
      
      Herz, schlaf nur selig ein, 
      dein Los war Sehnsucht und große Pein, 
      du ließest dies Leben an dir vollstrecken 
      und willst vor der Nacht voller Sterne erschrecken? 
       
      Schlaf ein, mein 
      
      Herz, schlaf auf ewig ein. 
      Nur nicht Urständ und Wandlung und neues Sein! 
      Gott weiß wohl, was dich dazu verleitet. 
      Er hält schon weit seine Arme gebreitet ...
      
       
      ______ 
       
       
      Sag, war es Schuld, 
      daß ich mein  
      Herz dir bot, 
      als du erschienst, wie Cherubim erscheinen? 
      Sieh, ich erfuhr nie Güte vor der deinen. 
      Du warst das Leben, das Entsagen Tod. 
      _____ 
       
      So wie das Chaos vor der Schöpfung war, 
      war es vor dir, der du mein Schöpfer bist. 
      Mein  
      Herz, das alles außer dir vergißt, 
      weiß nichts von Lust nunmehr, nichts von Gefahr, 
      und ist entsühnt, weil es dein Eigen ist. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Gustav Kühne (1806-1888) 
      
      
       
      
      Liebe läßt 
      sich nicht begreifen, 
      Läßt sich "fassen" nicht; 
      Hätt' ich tausend goldne Reifen, 
      Bänd' ich,  
      Herz, Dich nicht. 
       
      
      Herzen sind nur treu verbunden, 
      Wenn sie täglich neu 
      Sich in Liebe still gefunden: 
      Lieb' ist ewig frei. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Hedwig Lachmann (1865-1918) 
      
      
       
      
      Aus deiner 
      Liebe kommt mir solch ein Segen, 
      Sie macht mein  
      Herz so sorglos und so fest, 
      Ich kann so ruhig mich drin niederlegen, 
      Wie sich ein Kind dem Schlafe überlässt. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Heinrich Leuthold (1827-1879) 
      
      
       
      
      Des 
      Meeres und der Liebe Wellen 
       
      Die Frühlingsstürme pflügen 
      Und furchen durch's Meer sich Pfad; 
      In großen Athemzügen 
      Brandet die Fluth an's Gestad'. 
       
      Die Planken sind ausgehoben, 
      Die Pfähle sind weggerafft; 
      Wie schön ist das Meer im Toben 
      Entfesselte Leidenschaft! 
       
      So pocht an meinem  
      Herzen 
      Dein Busen wellenbewegt ... 
      Es muß ein starkes  
      Herz sein, 
      Das so viel Glück erträgt. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Thekla Lingen (1866-1931) 
      
      
       
      
      Kamst du, 
      mein Frühling? 
      Stunde meines  
      Herzens, hast du geschlagen? 
      Bist du mein, den ich gekannt, 
      Noch eh' mein Auge dich gesehn, 
      Den ich gesucht in hoffnungsheissem Bangen 
      Auf meines Lebens wirren Wanderwegen? 
      _____ 
       
       
      Schlummerlied 
       
      Zur Ruhe, mein  
      Herz, zur Ruh', 
      Schliess deine Augen zu, 
      Sind schon so müd' und rot und heiss 
      Von Thränen, die doch niemand weiss 
      Als ich, mein  
      Herz, und du - 
      Schliess deine Augen zu. 
       
      Schlafe, mein  
      Herz, schlaf ein - 
      Siehst du den silbernen Schein, 
      Siehst du den grossen, den stillen Stern? 
      Er hat die müden  
      Herzen so gern, 
      Schlafe, mein  
      Herz, schlaf ein 
      In seinem silbernen Schein. 
       
      Stille, mein  
      Herz, sei still, 
      Hör, was ich singen will - 
      Ich weiss einen Schatz so wunderschön, 
      Den wollen wir beide suchen gehn - 
      Stille, mein  
      Herz, sei still, 
      Hör, was ich singen will. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Hermann von Loeper (1820-1884) 
      
      
       
      
      Ich glaube, 
      daß die Liebe überdauert 
      Des Lebens flücht'ge, karggemessne Zeit, 
      Weil sie das  
      Herz so ahnungsreich durchschauert, 
      Wie ein Prophetenruf der Ewigkeit, 
       
      Weil sie die Fackel ist auf dunkeln Bahnen, 
      Der Funken, der die Asche neu belebt, 
      Weil ihrer Stimme treues ernstes Mahnen 
      Das  
      Herz erweckt und auf zum Himmel hebt. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Feodor Löwe (1816-1890) 
      
      
       
      
      O weich 
      geschaffen süßes  
      Frauenherz, 
      Das in dem letzten Kampf, selbst wenn es bricht, 
      Doch nur von Segen und Vergebung spricht, 
      Und lieb gewinnt den herben Todesschmerz. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Hermann Löns (1866-1914) 
      
      
       
      
      Mein  
      
      Herz, 
      das ist so still und selig, 
      Ein goldener Traum darüber fliegt, 
      Es liegt in einer goldnen Wiege, 
      Die langsam hin und her sich wiegt. 
      _____ 
       
      Die Sonne spielt auf deinen Händen, 
      Die lässig ruhn auf deinem Kleid, 
      Mein Blick will sich davon nicht wenden, 
      Mein  
      Herz denkt lauter Zärtlichkeit. 
      _____ 
       
       
      Der Tausch 
       
      Du hast mein  
      Herz gefangen 
      Mit deiner weißen Hand; 
      Du hast mein  
      Herz bestricket 
      Mit einem roten Band. 
       
      Ich komm zu dir gegangen, 
      Mein  
      Herz gib wieder her; 
      Denn da, wo es geschlagen, 
      Ist alles taub und leer. 
       
      Was willst du mit zwei  
      Herzen, 
      Drum gib zurück es mir; 
      Und willst du es behalten, 
      So gib mir deins dafür. 
      _____ 
       
      Horch, wie mein  
      Herze schlägt, 
      O du, du, du, 
      Was sagt dein  
      Herze denn 
      Dazu, dazu? 
      Was wohl mein  
      Herze will, 
      O du, du, du, 
      Denk nicht darüber nach 
      Und gib ihm Ruh. 
      _____ 
       
      O küsse mich, dein Küssen ist 
      So süß fast wie des Todes Kuß, 
      Bei deinem leisen Kuß vergißt 
      Mein  
      Herz, daß es noch schlagen muß. 
      _____ 
       
       
      Abendlied 
       
      Rose Marie, Rose Marie, 
      Sieben Jahre mein  
      Herz nach dir schrie, 
      Rose Marie, Rose Marie, 
      Aber du hörtest es nie. 
       
      Jedwede Nacht, jedwede Nacht, 
      Hat mir im Traume dein Bild zugelacht, 
      Kam dann der Tag, kam dann der Tag, 
      Wieder alleine ich lag. 
       
      Jetzt bin ich alt, jetzt bin ich alt, 
      Aber mein  
      Herz ist noch immer nicht kalt, 
      Schläft wohl schon bald, schläft wohl schon bald, 
      Doch bis zuletzt es noch hallt: 
       
      Rose Marie, Rose Marie, 
      Sieben Jahre mein  
      Herz nach dir schrie, 
      Rose Marie, Rose Marie, 
      Aber du hörtest es nie. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Hieronymus Lorm (1821-1902) 
      
      
       
      
      Es giebt ein 
      tief geheimnißvolles Walten, 
      Zwei  
      Herzen, die sich lieben, zu verknüpfen: 
      Ein Zauber ist's im Wort nicht festzuhalten, 
      Und dem Erforschen wird er stets entschlüpfen. 
       
      Es ist ein seelenvoll Beisammenfühlen, 
      Ein körperlos verschwieg'nes Wonnebringen! 
      Sie dürfen vor der Welt, der fremden, kühlen, 
      Sich unsichtbar mit süßer Glut umschlingen. 
      _____ 
       
       
      Unterschied 
       
      Wie sucht das  
      Herz mit gläubigem Vertrauen 
      Sich aus des Edens letzten Trümmern allen 
      Ein flüchtig Erdenglück noch zu erbauen! 
       
      Indeß dem Geist in Trümmer muß zerfallen 
      Der Erde Glück, eh' seinem lichten Schauen 
      Erstehen eines Paradieses Hallen. 
      _____ 
       
       
      Das  
      Herz 
      
       
      Das  
      Herz, so klein in seinem Raum, 
      Das  
      Herz, so groß in seinem Traum, 
      Es schlägt in enger Menschenbrust 
      Und faßt des Erdballs Schmerz und Lust. 
      Beständig spricht's mit seinem Pochen, 
      Was Menschenweisheit nie gesprochen; 
      Hätt's für sein stummes Wort den Mund, 
      Es gäb das Weltgeheimniß kund. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Otto Ludwig (1813-1865) 
      
      
       
      
      Reines 
       
      
      Herz 
       
      
      Selig dem 
      Die Götter geben 
      Ein reines, edles  
      Herz. 
      Er trägt den Zauber in der reichen Hand, 
      Was er berührt, mit Wonne zu durchschwellen. 
      Die enge Hütte dehnt sich zum Olymp, 
      Wohin er seine Brust voll Götter bringt. 
      Nur dem ist arm das Leben, 
      Der es mit armen Augen sieht. 
      Ihm schmilzt der Dinge Frühling 
      Unter der gierigen Hand. 
      Drum, gütige Götter, erhaltet 
      Ihm, dem Glücklichen, dem ihr sie gabt, 
      Die selige Gabe, erhaltet ihm 
      Im Busen das reine, edle  
      Herz. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Minna von Mädler (1804-1891) 
      
      
       
      
      Lieb' ist 
      die Sonne 
       
      Lieb' ist die Sonne, das  
      Herz ist die Rose, 
      Die noch umknospet von schützendem Moose 
      Schlief 
      Ruhig und tief, 
      Bis in das Leben ein Lichtstrahl sie rief. 
       
      Lieb' ist ein Stern und das  
      Herz ist die Welle, 
      D'rin er sich spiegelt mit leuchtender Helle, 
      Trägt 
      Still und bewegt 
      Ewig ihr Abbild im Busen geprägt. 
       
      Lieb' ist der Mond und das  
      Herz ist der Aether, 
      Den er erleuchtet, bald früher bald später, 
      Lacht 
      Hold in der Nacht 
      Mit der das Weltall verklärenden Macht. 
       
      Lieb' ist die Antwort, das  
      Herz ist die Frage, 
      Sie nur kann lösen die zweifelnde Klage, 
      Stumm 
      Blieb es ringsum 
      Sonst auf das seufzende, bange "Warum?" –
       
      _____ 
       
   
        
      
      
      Angelika von Marquardt (1849-1893) 
      
      
       
      
      Des 
      Menschen  
      Herz 
      
       
      Wie ist des Menschen  
      Herz unendlich weit; 
      Wie birgt es Freuden ohne Maß und Zahlen, 
      Wie viel nicht auch des Leids, der Bitterkeit! 
      Es faßt ein Meer der Wonne und der Qualen! 
       
      Doch bricht es nicht; es kennt den wilden Kampf, 
      Es kennt das langsam schleichende Vergehen; 
      Todmatt beginnt es oft aufs neu' den Kampf 
      Und lernt in Lieb' und Leid sich kaum verstehen! 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Emerenz Meier (1874-1928)  
      
      
       
      
      Wilde 
      Balsaminen 
       
      Wilde Balsaminen blühen 
      Tief im Wald an kühlem Ort; 
      Wenn, berührt, die Früchte sprühen, 
      Haucht der West den Samen fort. 
       
      
      Herz, du gleichst den Balsaminen: 
      Erst wenn Leid dich rauh berührt, 
      Regen Lieder tief sich drinnen, 
      Die, befreit, der Wind entführt. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Alfred Meißner (1822-1885) 
      
      
       
      
      Du bist so 
      schön! Dürft' ich dir sagen 
      Wie tief mein wundes 
      
      Herz dich liebt, 
      Wie es mit Klagen und Verzagen 
      Sich schmerzlich dir zu eigen giebt! 
      _____ 
       
      Nachtwache der Liebe, du Sabbat im 
      
      Herzen, 
      Du singende, herzenverjüngende Zeit, 
      Du Weihnacht bei duftigen, luftigen Kerzen, 
      Sei ewig und ewig gebenedeit! 
       
      Ein Wandeln im Schatten wildrauschender Palmen, 
      Ein Schaukeln im Kahne in träumender Ruh, 
      Ein Beten im Dome bei hallenden Palmen, 
      Nachtwache des liebenden 
      
      Herzens, bist du! 
      _____ 
       
       
      Wunsch 
       
      O könnte doch an deinen Blicken, 
      Der Welt entrückt und ungesehn, 
      Des Dichters Seele in Entzücken 
      Wie ein Phantom der Nacht vergehn! 
       
      Und könnt' dies 
      
      Herz mit seinen Gluten, 
      Mit seiner Qual und seinem Wahn, 
      Sich still und heiß in dir verbluten, 
      Wie dort die Sonn' im Ocean! 
       
      _____ 
       
       
      Das Gespenst im 
       
      
      Herzen 
       
      
      Unselig ist, wer liebt und nie besessen, 
      Unsel'ger noch, wer Liebe nie empfunden, 
      Den aber hält das ärgste Weh umwunden, 
      Wer nicht mehr liebt und doch nicht kann vergessen. 
       
      Mit altem Glück und Wonnen unermessen 
      Vorhöhnen ihn die Geister alter Stunden, 
      Und er, an der Erinn'rung Rad gebunden 
      Muß an's verwaiste  
      Herz die Hände pressen. 
       
      Beim Festgelag, im Lenz, bei frohem Mahle 
      Tritt wie ein Geist vor ihm die todte Liebe, 
      Und klirrend fällt aus seiner Hand die Schale. 
       
      Er wankt hinaus ein starrer Mann der Schmerzen, 
      Kein Ort so grün, daß er dort heimisch bliebe - 
      Ach todte Lieb' ist ein Gespenst im  
      
      Herzen.  
      _____ 
       
   
        
      
      
      Christian Morgenstern (1871-1914) 
      
      
       
      
      Es ist 
      Nacht,  
      und mein  
      Herz kommt zu dir,  
      hält's nicht aus,  
      hält's nicht aus mehr bei mir. 
       
      Legt sich dir auf die Brust,  
      wie ein Stein,  
      sinkt hinein,  
      zu dem deinen hinein. 
       
      Dort erst,  
      dort erst kommt es zur Ruh,  
      liegt am Grund  
      seines ewigen Du. 
      _____ 
       
      Unter der linken Brust  
      band ich dein Brieflein fest,  
      da mag es wohnen nun  
      bis morgen früh. 
       
      Unter der linken Brust  
      ist mir so wohl, so weh  
      und beide Hände noch  
      preß ich darauf. 
       
      Unter der linken Brust  
      drückt sich ein Engel ab,  
      drückt sich dein Engel rot  
      in weißen Schnee. 
       
      Und unterm weißen Schnee  
      liegt mein rotrotes  
      Herz,  
      küßt durch den weißen Schnee  
      dein Siegel rot. 
       
      Unter der linken Brust  
      band ich dein Brieflein fest  
      mit meinem blonden Haar  
      wie als wärst du's! 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Clara Müller-Jahnke (1860-1905) 
      
      
       
      
      Der 
      Garten des  
      Herzens 
      
       
      In meines  
      Herzens Mitte blüht ein Gärtchen, 
      Verschlossen ist es durch ein enges Pförtchen, 
      Zu dem den Schlüssel führt mein liebes Mädchen. 
       
      Es ist April. Komm, wolle dich nicht schämen, 
      Und pflücke dir heraus die liebsten Blumen! 
      Sie drängen sich entgegen deinen Händen. 
       
      Je mehr du pflückst, je mehr sie wieder sprossen, 
      Doch willst du unberührt sie blühen lassen, 
      So werden sie vor ihrer Zeit vertrocknen.  
      _____ 
       
       
      Ein brennendes  
      Herz  
      
       
      Liebst du mich der Schönheit wegen, 
      Stell' es ein! 
      Lieb' den goldnen Sonneschein! 
       
      Liebst du mich der Schätze wegen, 
      Stell' es ein! 
      Türkenkaiser müßt' ich sein. 
       
      Liebst du mich der Liebe wegen, 
      Liebe mich! 
      Denn zum Sterben lieb' ich dich.  
      _____ 
       
   
        
      
      
      Louise Otto (1819-1895) 
      
      
       
      
      In meinem 
       
      
      Herzen steht dein Bild, 
      Dein Name klingt durch meine Lieder 
      Trotz Tod und Trennung nah ich mild 
      Zu deinem Grab mich liebend wieder: 
      Denn zweier Seelen reine Harmonie 
      Trennt selbst des Todes schriller Mißton nie. 
      _____ 
       
       
      Talismann  
      (Spätherbst 1849) 
       
      Daß dieses  
      Herz, das unruhvolle, 
      Nicht ganz in sich verzagen darf, 
      Auf welche öde, kalte Scholle 
      Es auch ein hartes Schicksal warf! 
       
      Daß meine Augen leuchtend glänzen, 
      Als schauten sie gelobtes Land, 
      Als weilten sie auf Siegeskränzen, 
      Anstatt auf Kett und Sklavenband! 
       
      Das dank ich einem Talismane, 
      Den mir ein Bote Gottes gab, 
      Ein Engel mit der Friedensfahne, 
      Erhaben über Tod und Grab. 
       
      Und soll ich noch das Kleinod nennen? 
      O liebe nur - dann ist es Dein! 
      Dann magst Du's einer Welt bekennen: 
      Im Lieben nur ist Trost allein! 
      _____ 
       
      O schönes Leben, das der Liebe Bande 
      Um mich mit allen ihren Zaubern wob! 
      Ein trauter Arm mich in den Himmel hob 
      Und  
      Herz an  
      
      Herz im süßen Feuer brannte. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Luise von Ploennies (1803-1872) 
      
      
       
      
      Warum 
      schlägt so laut mein  
      Herz? 
      Ist es Wonne, ist es Schmerz? 
      Es ist Glück und Schmerz zugleich, 
      Ach, ein Glück so schmerzenreich, 
      Ach, ein Schmerz so reich an Glück, 
      Daß ich nie ihn geb' zurück. 
      Schlage, schlage drum, mein  
      Herz! 
      Trage, trage deinen Schmerz. 
      _____ 
       
   
        
      Robert Prutz (1816-1872) 
      
       
      Giess in meine Seele deine 
       
      Gieß in meine Seele deine, 
      Meine hast du längst getrunken, 
      Wie im Morgensonnenscheine 
      Untergehn der Sterne Funken: 
       
      Daß mit wonnevollen Schmerzen 
      Gleiche Flammen uns durchwühlen! 
      Daß wir beide tief im  
      Herzen 
      Eines Blutes Pulsschlag fühlen! 
      _____ 
       
      In der Liebe goldnen Fluten 
      Bade dich gesund, o  
      Herz! 
      Angeweht von ihren Gluten, 
      Kühlt und lindert sich dein Schmerz; 
      Neue Sonnen läßt sie tagen, 
      Leuchtend über Berg und Thal, 
      Knospen, die der Sturm zerschlagen, 
      Blühn durch sie zum zweiten Mal. 
      _____ 
       
      Sei nicht so schön! Nicht diese Funken 
      In meine Seele schleudere du! 
      Die heißen Sinne machst du trunken 
      Und mordest meines  
      Herzens Ruh'! 
      Es träuft ein seliges Erbangen, 
      Es weht ein wonnevolles Weh 
      Vom Rosenschimmer deiner Wangen, 
      Von deiner Schulter duft'gem Schnee. 
      _____ 
       
      Wenn du dein  
      Herz der Liebe willst ergeben, 
      So acht' auf Eins: daß es sich völlig giebt 
      Und ungetheilt; es lebt nur, wer da liebt, 
      Drum klingt so ähnlich lieben auch und leben. 
       
      Drum wenn du liebst, so habe nichts daneben, 
      Woran dein  
      Herz noch hängt; die Welt zerstiebt 
      Der Seele, die sich innigst weiß geliebt, 
      Und welche selbst in Liebe will verschweben. 
      _____ 
       
   
        
      Rainer Maria Rilke 
      (1875-1926) 
      
       
      Mein  
      Herz 
      
      
       
      Ich weiß nicht, was ich habe,  
      mir ist ums  
      Herz so schwer.....  
      Ums  
      Herze? Ach was sag ich - 
      ich hab doch keines mehr.  
      Seit ich, mein Glück, dich kenne,  
      du süßes Liebchen mein,  
      vom ersten Augenblicke  
      an wars ja doch schon dein.  
      O mögst du es behalten,  
      damit es stets so blieb - 
      es soll ja dir gehören,  
      nur dir, mein süßes Lieb! 
      Giebs nie mehr mir zurücke - 
      es schlägt dir ja in Treu - 
      und willst du's nicht mehr haben  
      mein Schatz, dann brichs entzwei. 
      _____ 
       
   
        
      Joachim Ringelnatz 
      (1883-1934) 
      
       
      Abend am Strand 
       
      Abendglühgold zittert auf träumender See. 
      Eine Möwe zieht ihre einsamen Kreise. 
      Auf dem Wasser treibend, ein Boot. Und leise, leise 
      Bringt mir der Wind eine müde Weise. – – 
       
      Närrisches 
      
      Herz, was stimmt dich so weh?  
      _____ 
       
       
      Privat-Telegramm 
       
      Unsere Kasse darf leer sein. 
      Doch dein 
      Herz darf nicht schwer sein. 
       
      Jedes entschlüpfte harte Wort 
      Von mir, – streichle du sofort! 
      Und rate mir in gleichem Sinn!!! 
       
      Jedes Schmollschweigen tobt ohne Sinn 
      Hetzerisch durch die Brust. 
      Ärger ist stets Verlust, 
      Und Verzeihung ist immer Gewinn. 
       
      Unsrer beider 
      Herzen mögen schwer sein 
      Durch gemeinsames Mißgeschick. 
      Aber keine Stunde zwischen uns darf liebeleer sein. 
       
      Denn ich liebe dich durch dünn und dick. 
      _____ 
      
       
   
        
      Emil Rittershaus 
      (1834-1897) 
      
       
      Ein  
      Menschenherz 
      
      
       
      Ein  
      Menschenherz ist wie die Blume, 
      Die blühend auf dem Felde steht, 
      Die heute lustig prangt und duftet, 
      Die morgen schon der Wind verweht. 
       
      Die Blumen waren einstens Sterne 
      Und flammten hell in heil'ger Pracht, 
      Drum weinen auch die Blumen alle 
      In sternenheller Sommernacht. 
       
      Ein  
      Menschenherz ist ein vom Himmel 
      Herabgesunk'ner, lichter Stern, 
      Drum fühlt das  
      Herz ein tiefes Sehnen 
      Nach einer Heimath, die ihm fern. 
      _____ 
       
       
      Die  
      Herzen 
      
      
       
      So leise weht ein Lüftchen kaum, 
      Daß nicht davon der Epheu schwanke, 
      Und doch, der Sturm bricht nur den Baum, 
      Doch selten eine Epheuranke. 
       
      Vom Frauenaug' die Thräne fährt, 
      Wenn du ein herbes Wort gesprochen - 
      Ein  
      Frauenherz bleibt unversehrt, 
      Wo längst ein  
      Männerherz gebrochen. 
      _____ 
       
      Was mein stolzes  
      Herz gefangen, 
      Was Dein Eigen mich gemacht, 
      War nicht Deiner Wangen Prangen, 
      War nicht Deiner Schönheit Pracht, 
      War Dein  
      Herz, das nicht getrachtet 
      Nach dem Glück, das Schwachheit giebt, 
      War Dein 
      Herz, das mich geachtet, 
      Und, mich achtend, hat geliebt! 
      _____ 
       
   
        
      Hermann Rollett 
      (1819-1904) 
      
       
      Centifolie 
       
      Das  
      Herz ist ein Röslein 
      Mit hundert Blättern; 
      Drauf flimmert die Liebe 
      Mit glühenden Lettern. 
       
      Doch siehe, die Worte, 
      Die kann nur lesen 
      Das Auge der Liebe, 
      Geliebter Wesen! 
      _____ 
       
       
      Am Festtage 
       
      Des  
      Herzens tiefster Wunsch 
      Der läßt sich niemals sagen, 
      Den muß im  
      Herzensgrund 
      Man tief verschlossen tragen. 
      In Worte läßt sich nicht 
      Der Seele Sehnen fassen, 
      Man kann es höchstens nur 
      Im Kusse ahnen lassen. 
      _____ 
       
       
      Juwelenschrein 
       
      In deinem  
      Herzen da muß es sein 
      So wie in einem Juwelenschrein. 
       
      Die Sehnsucht schimmert aus Perlen reich, 
      Die oftmal werden zu Thränen gleich; 
       
      Der Glaube leuchtet mit blauem Schein, 
      Die Hoffnung schimmert smaragden drein; 
       
      Und aus der Tiefe, wo's glühend loht, 
      Da flammt die Liebe rubinenroth. 
       
      Da zuckt der goldene Strahl der Lust, 
      Daß laut es jubelt durch meine Brust: 
       
      In deinem  
      Herzen da muß es sein 
      So wie in einem Juwelenschrein! 
      _____ 
       
      O war das eine Seligkeit -! 
      Wir hielten uns umfangen, 
      Das Auge schwamm in Trunkenheit, 
      Das  
      Herz in Gluthverlangen. 
       
      Die Lippen glühten, lustdurchzuckt, 
      In einen Brand zusammen, 
      Es funkte durch die Adern uns, 
      Als stünden wir in Flammen. 
      _____ 
       
       
      Sei nur getrost! 
       
      Sei nur getrost, du stilles  
      
      Herz, - 
      Es kommt der Tag der Liebe, 
      Der weckt zur Blüthe allerwärts 
      Der Sehnsucht grüne Triebe. 
       
      Es bringt des Lenzes Sonnenschein 
      Den tiefsten Keim zum Treiben, - 
      Und du, o  
      Herz, wirst nicht allein, 
      Allein vergessen bleiben! 
       
      Der Strahl der Lieb' weckt allerwärts 
      Der Sehnsucht grüne Triebe, - 
      Sei nur getrost, du stilles  
      Herz, - 
      Es kommt der Tag der Liebe! 
      _____ 
       
         
        
      Otto Roquette (1824-1896) 
      
       
      Das alte Wort 
       
      Du schönes  
      Herz, dir möcht ein Wort ich sagen 
      Das Alles spricht, 
      Das all mein goldnes Glück sollt' in sich tragen - 
      Und find' es nicht! 
      Ein alter Ton, ein altes Wort, 
      Der liebe Spruch an jedem Ort 
      Er bleibt auch meiner Seele Hort: 
      Ich liebe dich! 
       
      Es giebt kein Klang dir all den Himmelssegen 
      In süßerm Ton, 
      Er ist ein Maienblick, ein Sonnenregen, 
      Der Lipp entflohn! 
      Du schönes  
      Herz, sieh lächelnd her, 
      Mein Mund hegt fremden Wunsch nicht mehr, 
      Es sagt's das  
      Herz, drum spricht auch er: 
      Ich liebe dich! 
      _____ 
       
   
        
      Else Rüthel (1899-1938) 
      
       
      Du 
       
      Nun bricht das  
      Herz wie eine Rose auf. 
      Die Brust ist groß in Rausch und Blut 
      und Duft ist in der ganzen Welt 
      und du. 
       
      Wie dunkelt das herauf 
      an aller Himmel runden Rändern - 
      du - du - du. 
      _____ 
       
   
        
      Lessie Sachs (1897-1942) 
      
       
      Das  
      Herz nimmt Urlaub 
      
      
       
      Ich habe Mitleid mit dem eignen  
      
      Herzen, 
      Es schlägt und schlägt und schlägt und schlägt und schlägt. 
      Man reimt es schon jahrhundertlang auf Schmerzen, - 
      Gefällt ihm das? - Es schlägt und schlägt und schlägt. 
       
      Ich selber gönne mir doch manchmal Ruhe, 
      Jedoch es schlägt und schlägt und schlägt und schlägt. 
      Es gibt doch Zeiten, wo ich garnichts tue ... 
      Mein  
      Herz hingegen schlägt und schlägt und schlägt. 
       
      Ich denke mir, dass es Erholung brauche, 
      Jedoch es schlägt und schlägt und schlägt und schlägt. 
      Zu schlimm ist auch, dass ich fortwährend rauche, 
      Verträgt es das? - Es schlägt und schlägt und schlägt. 
       
      Allmählich dann verkalken die Arterien, ... 
      Noch schlägt das  
      Herz und schlägt und schlägt und schlägt, 
      Und schliesslich geht es doch einmal auf Ferien, - 
      Das  
      Herz nimmt Urlaub ... schlägt es noch? ... es schlägt ... 
       
      Und, weil wir uns so sehr daran gewöhnen, 
      Dass etwas für uns schlägt und schlägt und schlägt 
      Schickt uns das  
      Herz jetzt, - um uns auszusöhnen, - 
      Die letzte Stunde, welche nun uns schlägt.  
      _____ 
       
   
        
      Adolf Friedrich von 
      Schack (1815-1894) 
      
       
      Dein Haupt an meine Brust gelegt, 
      Schließe die Augen zum Schlummer! 
      Die Wonne, damit das  
      Herz sie erträgt, 
      Muß ruhen, gleich dem Kummer! 
      _____ 
       
      Dein Mund, vollathmend heiß an meinem Munde - 
      Dein  
      Herz mit hohem Schlag an meins gepreßt, 
      Wie weihst du jede flüchtige Sekunde 
      Des Tages mir zum Liebesfest! 
      _____ 
       
   
        
      Georg Scherer (1828-1909) 
      
       
      Wer, heilige Liebe, deinen Kelch getrunken 
      Und süßberauscht, ein überseliger Mann, 
      Dir einmal nur ans volle  
      Herz gesunken, 
      Der ist verfallen deinem Zauberbann. 
      Fort glimmt's in ihm wie lichte Himmelsfunken; 
      Und ob er deinen Banden auch entrann - 
      Früh oder spät wird er mit frohem Bangen 
      Nach deiner holden Unruh' heim verlangen. 
      _____ 
       
   
        
      Karl Siebel (1836-1868)
       
      
       
      Zecherliebe 
       
      Mein  
      Herz ist ein Becher 
      Voll perlendem Wein, - 
      Und du bist der Zecher, 
      Mein Liebchen vom Rhein. 
       
      Die Perlen sind Lieder, 
      Die Lieb' ist der Wein, 
      Und Liebe und Lieder 
      Und  
      Herze sind dein!  
      _____ 
       
   
        
      Reinhard Johannes Sorge 
      (1892-1916) 
      
       
      Erkennen 
       
      Was uns im  
      Herzen flammend sprüht, 
      Was in der Seele Tiefe glüht 
      Und reine Früchte treibend blüht, 
      Der Seele Fühlen und des Geistes Spur 
      Beweisen, daß wir göttlicher Natur. - 
      _____ 
       
   
        
      Ilse von Stach 
      (1879-1941) 
      
       
      Wie bist Du sturm- und sonnenreich, 
      Wie bist Du klein und göttergleich, 
      Du 
      
      Herz, wie die Natur. 
      Wer könnte Dich ergründen? 
      Wer könnte finden 
      Deines Zaubers Spur? 
      Ich fühle selbst die Folgen der Gedanken, 
      Den wilden Thatendrang, das bange Schwanken, 
      Wie ein Begriff sich schon am nächsten bricht; 
      Bald schmerzt der Mißerfolg im steten Kriege, 
      Bewund're bald des 
      
      Herzens hohe Siege, 
      Doch das geheime Wirken kenn ich nicht. 
       
      _____ 
       
   
        
      Theodor Storm (1817-1888) 
      
       
      Ich bin mir meiner Seele 
       
      Ich bin mir meiner Seele 
      In deiner nur bewußt, 
      Mein  
      Herz kann nimmer ruhen 
      Als nur an deiner Brust! 
      Mein  
      Herz kann nimmer schlagen 
      Als nur für dich allein. 
      Ich bin so ganz dein eigen, 
      So ganz auf immer dein. - -  
      _____ 
       
      Und wenn ich von dir, du süße Gestalt, 
      In ewiger Ferne bliebe, 
      Du bliebest mir nah, wie im Busen das  
      
      Herz, 
      Wie im  
      Herzen die klopfende Liebe! 
      _____ 
       
       
      Nachts 
       
      Schon Mitternacht! Mein Kopf ist wüst - 
      Zu Bett! Ich habe lang gewacht; 
      Doch ob das Aug sich müde schließt, 
      Wann kennt das  
      Herz wohl Tag und Nacht? 
       
      Das  
      Herz, das  
      
      Herz hat nimmer Ruh, 
      Das fliegt zu dir durch Zeit und Raum, 
      Im Traum mein süßes Leben du, 
      Im Leben du mein süßer Traum! 
      _____ 
       
   
        
      Albert Traeger 
      (1830-1912) 
      
       
      Mein  
      Herz muß zweifeln immerzu 
       
      
      
      Wenn du mich liebst, verrath' es nie, 
      Laß nur von ferne mich es ahnen, 
      Und wie ein scheues Reh entflieh', 
      Will zum Geständniß ich Dich mahnen. 
       
      Schnell würde der Gewißheit Ruh' 
      Zu Asche all' mein Feuer dämpfen: 
      Mein  
      Herz muß zweifeln immerzu, 
      Und nimmer liebt es ohne Kämpfen.  
      _____ 
       
   
        
      Wilhelm Wackernagel 
      (1806-1869) 
      
       
      Meine Seele, mein  
      Herz! 
      Meine Lust und mein Schmerz! 
      Mein willst du werden, mein willst du sein, 
      Und mein auch bleiben, auf ewig mein, 
      In Freud' und in Noth, 
      Im Leben, im Tod! 
       
      Im Leben, im Tod, 
      In Freud' und in Noth 
      Mein liebendes  
      Herz, mein treues Gesicht, 
      Ich halte dich fest und lasse dich nicht, 
      Meine Lust und mein Schmerz, 
      Meine Seele, mein  
      Herz! 
      _____ 
       
   
        
      Ernst von Wildenbruch 
      (1845-1909) 
      
       
      Guter Rat 
       
      Die Zeit vergeht, die Welt wird alt, 
      Das Haupt wird grau, das  
      Herz wird kalt, 
      Ihr Menschen gedenket des  
      Herzens. 
      Die Flamme, die es einst durchglüht, 
      Die Blume, die ihm einst erblüht, 
      Und es durchhaucht mit Seligkeit, 
      In der Zeit der Liebe, der Jugendzeit, 
      Bewahret, bewahrt sie im  
      Herzen. 
       
      Nennt Torheit nicht, was ihr gefühlt, 
      Wenn Alter euren Busen kühlt; 
      Die zitternde, die junge Brust, 
      War reicher ja an heiliger Lust, 
      Als das alte, das richtende  
      Herze. 
       
      Und das es einst so ganz erfüllt, 
      Das eine einz'ge süße Bild, 
      Das wie ein Spiegel in euch war, 
      So ohne Makel, rein und klar, 
      Bewahret es rein euch im  
      Herzen. 
       
      Dann winkt es wie ein Himmelsstern 
      Euch lächelnd zu von fern, von fern, 
      Erinnerung alter, sel'ger Zeit, 
      Und winket Trost in letztem Leid 
      Dem alten, dem einsamen  
      Herzen. 
      _____ 
       
   
        
      Kathinka Zitz-Halein 
      (1801-1877) 
      
       
      Namenloses Gefühl 
       
      Liebe kann nimmer ich es,  
      auch Freundschaft nicht kann ich es nennen, 
      Jenes erhabne Gefühl, 
      welches mein  
      Herz für Dich nährt. 
      Himmlischen Ursprungs ist es, 
      geläutert im Feuer der Schmerzen, 
      Und die Gedanken an Dich, 
      sie sind mir Gedanken an Gott. 
      _____ 
       
       
      Das  
      Frauenherz 
      
      
       
      Nicht reinres giebt es als der Frauen  
      
      Herz, 
      Mit Engelsmilde dienen sie dem Mann, 
      Und tragen gern allein den Theil der Schmerzen, 
      Den dieser nicht wie sie ertragen kann. 
      Sie saugen Freude nur aus seinen Freuden, 
      Ist er beglückt, so ist ihr Schmerz verweht, 
      Und willig leeren sie den Kelch der Leiden, 
      Der an des Mannes Mund vorüber geht. 
      Wo sie ein ruhig glücklich Loos erharrten, 
      Wird oft ihr Leben ohne eigne Schuld, 
      Zur Todesangst in dem Olivengarten, 
      Doch tragen sie's mit Lieb' und mit Geduld. 
      Und jede Schattenseit' in ihrem Leben, 
      Gab nicht der Wille, gab ihr nicht Natur, 
      Des Mannes Falschheit hat sie ihr gegeben. 
      Er führte sie auf der Verderbniß Spur. 
      Drum wird euch einst ein Engel Kränze winden, 
      Ihr armen Frauen, giebt's ein Paradies. 
      So werdet ihr den besten Platz dort finden, 
      So ist euch eures Gottes Huld gewiß. 
      Und sind die Todten aus dem Grab gestiegen, 
      Und wenn der Engel dann die Waag' erfaßt, 
      So werden Männerfehler schwerer wiegen 
      Als eure ganze Sündenlast. 
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