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      Franz Marc (1880-1916) 
      Liebespaar 
       
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      Stichwort: Sanft 
      
       
      16./17. Jh.     
      18. Jh.     
      19/20. Jh. 
       
  
      16./17. Jh. 
      (keine Beispiele) 
  
      18. Jh. 
        
        
      Charlotte von Ahlefeld 
      (1781-1849) 
      
       
      Der Mond und Er 
       
      Lächelndes schönes Gestirn, zu Deiner unendlichen Höhe 
      Wend' ich den traurigen Blick, und er erheitert sich oft. 
      So auch erheb' ich zu Ihm die schwermuthsvollen Gedanken, 
      Und dann scheint mir die Welt nicht mehr ein Kerker zu seyn. 
       
      Freundlich winkt mir sein Bild, wenn ich Dich einsam betrachte. 
      Still und schweigend wie Du, wandelt Er ferne von mir. 
      Aber es nahet mir hold auf muthlos umdämmerten Bahnen, 
      
      Sanft wie Dein leuchtender Schein, seiner Erinnerung Gruß. 
       
      Unerreichbar bist Du, o Mond, in der Ferne des Himmels, 
      Dennoch verklärst Du die Nacht still mit erquickendem Glanz; 
      So erfüllet auch Er mit Licht und Kraft mir den Busen, 
      Ewig mir ferne wie Du, ist er dem Geiste doch nah. 
      _____ 
       
   
        
      Sophie Albrecht (1757-1840) 
      
       
      Denke meiner in der Blüthenlaube, 
      Holder Jüngling, denke weit von mir: 
      Tiefem, bleichen Gram zum sichern Raube 
      Sehnt dein armes Mädchen sich nach dir. 
       
      Denke meiner, wenn im  
      sanften Schimmer 
      Dich der Mond in unserm Hain entzückt, 
      Denke, daß er deinem Mädchen immer 
      Jetzt, getrennt von dir, nur Schwermuth blickt. 
      _____ 
       
       
      An den Mond 
       
      Sei mir gegrüßt – du lieber Mond, 
      Auf deinen Sternenhöhen; 
      Sag' ihm, der mir im Herzen wohnt, 
      Wie du mich hier gesehen; 
      Daß ich bei deinem  
      sanften Blick, 
      Mit einer heißen Thräne, 
      Mich nur in seinen Arm zurück, 
      Voll glüh'nder Liebe sehne. 
      _____ 
       
   
        
      Therese von Artner 
      (1772-1829) 
      
       
      Laß mein Lied zu dir sich heben, 
      Königinn vom Erdenrund, 
      Der die Herzen wonnig beben, 
      Liebe, Quelle aller Leben, 
      Schöpferhauch aus Gottesmund! 
      Du erzeugtest, was bestehet, 
      Du bevölkerst die Natur; 
      Wo dein  
      sanfter Odem wehet, 
      Zeugt sich junges Daseyns Spur. 
      _____ 
       
   
        
      Susanne von Bandemer 
      (1751-1828) 
      
       
      Der Fusstritt des Geliebten 
       
      Ha! hör' ich recht? sind dies die leisen Tritte 
      Des Einzigen, dem dieses Herz sich weiht? - 
      Er kömmt! beflügelt sind die  
      
      sanften Schritte 
      Von Sehnsucht und von Zärtlichkeit. 
       
      Er kömmt! ich fühl's an diesen starken Schlägen 
      Des armen Herzens, dem er alles ist. 
      Es klopft entzückt dem Augenblick entgegen, 
      Wo er die heisse Thräne küsst; 
       
      Die Thräne, die sich von der Wange schleichet, 
      Und halb beschämt auf einen Busen stiehlt, 
      Der, ach! von seinem holden Blick erweichet, 
      Nicht mehr sich unempfindlich fühlt. 
       
      Nein, mein Gefühl wird mit dem Daseyn enden; 
      Ich bin von neuer Lebensglut beseelt; 
      Und dankbar nehm' ich aus der Liebe Händen 
      Den Liebling, den sie mir gewählt. 
      _____ 
       
       
      Stella an den Geliebten 
       
      Könnt' ich dein Herz für mich allein gewinnen, 
      Ich tauschte nicht mit grossen Königinnen; 
      Ich würd' entzückt den Rest von meinem Leben 
      Für deine Küsse geben. 
       
      O! fühltest du der Seele banges Schmachten, 
      Du würdest mehr auf Stella's Blicke achten, 
      Und nicht gleich einem Schmetterlinge fliehen, 
      Wo Rosen für dich blühen. 
       
      Zwar ist der Reiz von meinen bleichen Wangen, 
      Mein Lenz, mein Sommer mehr als halb vergangen, 
      Doch ist ein Herz mir in der Brust geblieben, 
      Um glühend dich zu lieben. 
       
      Soll ich um diese Glut für dich erröthen? 
      Das  
      sanfte Streben der Natur ertödten? 
      Und gleich der Jungfrau in geweihten Mauren 
      Nur dulden, schmachten, trauren? 
       
      Es sey! – Mein Schicksal scheint mir zu befehlen 
      Des Herzens Wünsche sorgsam zu verhehlen; 
      Und nur in mitternächtlich bangen Thränen 
      Ergiesse sich mein Sehnen! 
       
      Dich, den ich liebe, ewig zu vermeiden, 
      Gebeut die Pflicht mir; ich, bestimmt zum Leiden, 
      Gehorche zitternd; will in stummen Klagen 
      Den Schmerz der Liebe tragen. 
      _____ 
       
       
      Selig! selig! die, so ganz versunken 
      Im Gefühl der Liebe, dir im Arme lag: 
      Ach, sie lauschte hoher Wonne trunken 
      Auf des Herzens stärkern Schlag. 
       
      Der dir, - Holder, den ein Gott mir wählte - 
      Mit der reinsten Liebe  
      sanft die Brust durchbebt, 
      Und mich mehr, als Amors Neuvermählte, 
      Zu Elysium erhebt. 
      _____ 
       
   
        
      Gabriele von Baumberg 
      (1768-1839) 
      
       
      Kennzeichen wahrer Liebe 
       
      Nicht alles, was man Liebe heißt, ist Liebe, 
      Wenn's gleich Uraniens Gewänder trägt. 
      Unschuldig sind des Herzens erste Triebe, 
      Und selig der, der sie in uns erregt! 
       
      Ihr Feuer wärmet  
      sanft, so wärmt die Sonne 
      Im Frühlinge den jungen Blüthenbaum; 
      Sie ist allein der Urborn ächter Wonne, 
      Und was ihr vorging, was ihr folgt, ist Traum. 
       
      Nur sie berührt des Herzens feinste Saite, 
      Die Einmal, Einmal nur harmonisch klingt, 
      Und dann verstummet, wenn nicht eine zweyte 
      Gleich lautende zur Antwort widerklingt. 
       
      Sie ist genügsam, duldend und bescheiden, 
      Sie zehret stets von ihrem eignen Schatz; 
      Ein Wort, ein Blick gewährt für alle Freuden 
      Der Eitelkeit den reichlichsten Ersatz. 
       
      Durch stille Selbszufriedenheit geblücket, 
      Ist sie verschwiegen, kaum dem Busenfreund 
      Vertraut sie, was sie kränket und entzücket; 
      Sie ist, indess die Afterliebe scheint. 
       
      Vor ihr entfliehn die niedrigen Begierden, 
      Erhabene Gedanken zeugt sie nur, 
      Und machet leicht der Menschheit schwerste Bürden. 
      Ach! was wär' ohne sie die Creatur! 
       
      Sie kennt nicht kleinen Eigennutz, sie währet 
      Auch dann noch oft, wann jede Hoffnung flieht, 
      Still wie ein Lämpchen, das sich selbst verzehret, 
      Und ungesehn in öden Gräbern glüht. 
       
      Ihr, die ihr zürnt, wenn diese  
      
      sanften Triebe 
      In uns erwachen, eh' ihr ihnen wehrt, 
      Bedenket, dass der Frühling ächter Liebe 
      Oft schnell verblüht, und selten wiederkehrt. 
      _____ 
       
   
        
      Aloys Blumauer (1755-1798) 
      
       
      Keine bange Sorge, liebes Mädchen, 
      Kränke dein mich liebend Herz, 
      Nur am  
      sanften, bunten Freudenfädchen 
      Gängle dich der Liebe Scherz! 
       
      Wie ein Zephyrlüftchen,  
      sanft und leise, 
      Weh' der Liebe Hauch aus dir; 
      Lerchensang, nicht Nachtigallenweise, 
      Tön' aus deiner Kehle mir! 
       
      Nur mit leichtem, stillen Wonnebeben 
      Poche  
      sanft dein Herz mir zu, 
      Nur der Liebe Lustgefühle heben 
      Deinen Busen aus der Ruh! 
       
      Aus dem  
      sanften Zauberauge blinke 
      Mir die Lust der Liebe nur, 
      Und wenn d'raus ich deine Thränen trinke, 
      Sey'n es Freudenthränen nur. 
      _____ 
       
   
        
      
      Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) 
      
      
       
      Suleika 
       
      Ach, um deine feuchten Schwingen, 
      West, wie sehr ich dich beneide: 
      Denn du kannst ihm Kunde bringen, 
      Was ich in der Trennung leide! 
       
      Die Bewegung deiner Flügel 
      Weckt im Busen stilles Sehnen; 
      Blumen, Augen, Wald und Hügel 
      Stehn bei deinem Hauch in Tränen. 
       
      Doch dein mildes,  
      
      
      sanftes
      Wehen 
      Kühlt die wunden Augenlider; 
      Ach, für Leid müßt ich vergehen, 
      Hofft ich nicht zu sehn ihn wieder. 
       
      Eile denn zu meinem Lieben, 
      Spreche  
      
      
      sanft
      zu seinem Herzen; 
      Doch vermeid, ihn zu betrüben, 
      Und verbirg ihm meine Schmerzen. 
       
      Sag ihm, aber sags bescheiden: 
      Seine Liebe sei mein Leben; 
      Freudiges Gefühl von beiden 
      Wird mir seine Nähe geben. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Ludwig Christoph Heinrich 
      Hölty (1748-1776) 
      
      
       
      
      Dein liebes 
      Bild,  
      So  
      sanft, so mild,  
      Führt mich an goldner Kette;  
      Erwachet warm  
      In meinem Arm,  
      Und geht mit mir zu Bette. 
       
      Beglückt, beglückt, 
      Wer dich erblickt,  
      Und sich in dir berauschet;  
      Blick gegen Blick,  
      Nick gegen Nick,  
      Kuß gegen Kuß vertauschet. 
      _____ 
       
   
        
      Christian Felix Weisse 
      (1726-1804) 
       
      Die versöhnliche Laura 
       
      Ich kenne diese 
      sanften 
      Winke: 
      Sie laden mich zum Frieden ein. 
      Versöhnte Laura, komm und trinke 
      Auf unsern Friedensschluss vom besten deutschen Wein. 
       
      O nähmen Könige der Erden 
      Zum Beyspiel, Laura, dich und mich, 
      Sie würden bald versöhnet werden: 
      Des Mittags zanken wir, und Abends küss' ich dich. 
      _____ 
   
       
      
      
       
       
      19./20. Jh. 
       
  
        
      Wilhelm Arent (1864-?) 
      
       
      Liebessehnsucht 
       
      Wenn deiner Lippen Traumduft 
      Mich 
      
      sanft berührt, 
      Wenn meine kranke Seele 
      Den Hauch des Himmels spürt, 
      Wenn du mich selig küßt 
      Wie nie ich es gewußt, 
      Wenn du mein holdes Lieb bist - 
      O süße Himmelslust! 
      Einst werd' ich dich nur kennen - 
      Du einzig meine Wahl! - 
      Nach dir nur süß entbrennen 
      In heißer Sehnsuchtsqual! 
      Göttlich werd' ich gesunden 
      Von allem Erdenschmerz 
      Im hehren Traum der Stunden 
      In Küssen Herz an Herz ... 
       
      _____ 
       
       
      Laß das Herz ... 
       
      Laß das Herz am Herzen lauschen 
      Und in  
      sanftem Schlag 
      Tausend Seligkeiten tauschen 
      Bis zum jungen Tag. 
       
      Himmelslust wird uns berauschen, 
      Edens Blütenhag: 
      Wenn in holden Götterwonnen 
      Unser sterblich Teil zerronnen!  
      _____ 
       
   
        
      Rudolf G. Binding 
      (1867-1938) 
      
       
      Liebe 
       
      Nun stehn die Hirsche still auf dunklen Schneisen, 
      die Löwen stehen still im Felsentor; 
      nun schweigen Nachtigallen ihrer Weisen 
      und Sterne, Sterne hören auf zu kreisen 
      und aus den Sonnen tritt kein Tag hervor. 
       
      In gleiche Nacht sind wir nun eingetaucht, 
      in gleichen Tag und wieder Tag und Nacht, 
      ein gleiches Sterben hat uns angehaucht, 
      zwei Leben sind im Augenblick verraucht 
      und gleiches Wissen hat uns stumm gemacht. 
       
      Es ist als ob die Welt  
      sanft von uns wich -. 
      Die Löwen stehen still im Felsentor 
      und Sterne, Sterne - Mond und Stern verblich 
      und alles starb, als du und ich 
      und ich und du sich Herz in Herz verlor. 
      _____ 
       
   
        
      Ernst Blass (1890-1939) 
      
       
      An Gladys 
       
      O du, mein holder 
      Abendstern ... 
      Richard Wagner 
       
      So seltsam bin ich, der die Nacht durchgeht, 
      Den schwarzen Hut auf meinem Dichterhaupt. 
      Die Straßen komme ich entlang geweht, 
      Mit weichem Glücke bin ich ganz belaubt. 
       
      Es ist halb eins, das ist ja noch nicht spät ... 
      Laternen schlummern süß und schneebestaubt. 
      Ach, wenn jetzt nur kein Weib an mich gerät 
      Mit Worten, schnöde, roh und unerlaubt! 
       
      Die Straßen komme ich entlang geweht, 
      Die Lichter scheinen  
      sanft aus mir zu saugen, 
      Was mich vorhin noch von den Menschen trennte; 
       
      So seltsam bin ich, der die Nacht durchgeht ... 
      Freundin, wenn ich jetzt dir begegnen könnte, 
      Ich bin so  
      sanft, mit meinen blauen Augen! 
      _____ 
       
       
      Hoher Traum 
       
      Es sind in mir noch die blauen Augen 
      Und lassen mich nicht ruhn, was ich auch treibe. 
      Sie scheinen mir mein Leben aufzusaugen, 
      Dass nicht ein Schritt, kein Atemzug mehr bleibe, 
       
      Ganz wie der Tod, heimlich und unbeirrt, 
      Und wenn sich meine Widerstände mindern, 
      Dann werden sich wohl auch die Schmerzen lindern, 
      Die in mir streben wirr und ohne Hirt. 
       
      O süsses, o beruhigendes Ende! 
      Ein Nehmen? Nein - ein  
      sanftes Wiedergeben, 
      Ein Traum, vertrauter als das wache Leben, 
      O liebe Augen, o geliebte Hände! 
      _____ 
       
       
      Tief mein Auge sich verschliesse, 
      Da das Innere ihrer denkt! 
      Übermächtig tiefe Süsse 
      Wurde mir durch dich geschenkt. 
       
      Erst mit unbemerktem Schritte 
      Nahtest du, warst dann so nah, 
      Ach, wenn aus des Herzens Mitte 
      Ich dich sah und wiedersah! 
       
      Wie als hätte es vernommen 
      Schon vertrauten Ton und Sang, 
      Wurde deinem stillen Kommen 
      Alles um mich ein Empfang. 
       
      Grüner Schimmer in den Zweigen, 
      Tiefer Rasen hingestreckt, 
      Bäume neu erglänzend zeigen 
      Ihren Frühling, süss erweckt. 
       
      Und du, Tiefgeliebte, wusstest, 
      Es doch nie, wie sehr du labst, 
      Schenken, immer schenken musstest 
      Du, als du mich ganz umgabst, 
       
      Mich umwohntest und umhülltest 
      Wie die reinverklärte Luft, 
      Alles Innere mir erfülltest, 
      Süsseste, mit deinem Duft, 
       
      Jeden Lebenstag besiegelnd, 
      Wachsend heimlich in der Nacht 
      Und mich selber widerspiegelnd 
      Mit geheimnisreicher Macht. 
       
      Bist du nun auch von mir ferne, 
      Weiss ich dich doch in der Welt. 
      Ist die Nacht auch ohne Sterne, 
      Bleibt mein Herz noch  
      sanft erhellt. 
      _____ 
       
   
        
      Adolf Böttger (1815-1870) 
      
       
      Wenn ich an Dir mich süß berausche 
       
      Wenn ich an Dir mich süß berausche, 
      Dein Geist in meine Seele quillt, 
      Wenn ich des Busens Drang belausche, 
      So  
      sanft erregt und  
      
      sanft gestillt, 
       
      Wenn ich auf meinem Schoos Dich wiege, 
      Der Wange Roth vor Lust erglimmt, 
      Und ich Dich inniger umschmiege, 
      Daß Aug' in Auge bang verschwimmt: 
       
      Wenn unter halberstickten Worten 
      Leisathmend Lipp' auf Lippe brennt, 
      Als wären hier und allerorten 
      Ein Leben wir, das nie sich trennt: 
       
      Dann fühl' ich selge, frühlingsklare 
      Gefühle durch die Seele ziehn, 
      Vor denen wildverrauschte Jahre 
      Wie bleiche Schattenbilder fliehn: 
       
      Ich fühle Harfenlaut entzücken 
      Mein Herz in gleichgestimmter Lust, 
      Und eine Rose seh ich schmücken 
      Die lang verwaiste Dichterbrust. 
       
      O wenn die Harfe muß verhallen, 
      So sei's mit mir - ein Laut, ein Schlag! 
      O wenn die Rose muß zerfallen, 
      So sei's mit mir - ein Hauch, ein Tag! 
      _____ 
       
   
        
      Udo Brachvogel (1835-1913) 
      
       
      Nachtgesang 
       
      
      Sanft sei Dein Schlaf! Auf Deine weichen Locken 
      Leg' segnend sich die Hand des Herrn. 
      Der Lüfte Athmen möge stocken 
      Und Alles schweigen nah und fern; 
      Die Vöglein schauen stumm Dir zu, 
      Kein Laut, kein Hall, Nichts störe Deine Ruh'. 
       
      
      Sanft sei Dein Traum! Es soll Dein Haupt umfächeln 
      Schönheit und Frieden hold vereint. 
      So oft magst Du im Traume lächeln, 
      Als meine Sehnsucht nach Dir weint; 
      Sei wachend streng, doch träumend mild, 
      Verkläre einmal doch mein traurig Bild! 
      _____ 
       
   
        
      Helene Branco (Ps. Dilia 
      Helena) (1816-1894) 
      
       
      Mädchens Heimweh 
       
      Mit Sternenblicken wink't es leise, 
      Wie Heimweh zieht es meinen Sinn: 
      
      Sanft wie ein Schwan zur Lenzesreise 
      Träumt mein Gedanke zu dir hin. 
       
      Dort strahlt der Liebe höchstes Leben, 
      Und keinen Schatten trägt das Glück, 
      Auf Rosen leicht die Tage schweben, 
      Kein Echo hat das Schmerzgeschick. 
       
      O dort zu blühen, dort zu säumen 
      In  
      sanft beseelter Einsamkeit, 
      Mit dir den ird'schen Himmel träumen, 
      Ist mir im Traum die Ewigkeit. 
      _____ 
       
   
        
      Luise Büchner (1821-1877) 
      
       
      Zu einem »Lied ohne Worte« 
       
      Ich fleh' zu dir, o, lausche meinen Tönen, 
      Die  
      sanfte Luft zu deinem Ohre trägt, 
      Lass' sagen meines Liedes heißes Sehnen, 
      Was lange schon mein volles Herz bewegt. 
      Du lauschst ja auch der Aeolsharfe Klingen, 
      Wenn  
      sanfter Wind durch ihre Saiten zieht, 
      Und lächelst fröhlich bei der Lerche Singen - 
      So lächle jetzt auch freundlich meinem Lied. 
      Denn, um das Herz dir schmeichelnd zu erschließen, 
      Hab' ich manch' süßen Ton hineingebannt, 
      Und, die vom Himmel sich zur Erd' ergießen, 
      Die Melodieen der Natur entwandt. 
      Der Nachtigall lauscht' ich im dunklen Hain, 
      Sog ihren vollsten Ton in's Herz hinein, 
      Ich hörte, was bei'm 
      sanften Sternenlicht 
      Geheim die Lilie zu der Rose spricht. 
      Ich lag im Wald am mos'gen Felsenhang, 
      Aus dessen Brust ein Bächlein murmelnd sprang, 
      Des Rieselns Sinn hab' ich ihm abgelauscht, 
      Und wie's ihm Antwort durch die Zweige rauscht. - 
      Sein Nachtgebet das letzte Vöglein sang, 
      Zur Ruhe mahnt der Abendglocke Klang, 
      Nur leise summt noch die Cikade dort, 
      Die Glocke schweigt in zitterndem Accord, 
      Ein Seufzer noch - dann hört mein Ohr mit Beben 
      Des Tages letzten Laut in Nacht verschweben. 
      Auf ging der Mond, und neue Melodie'n 
      Begannen durch die stille Nacht zu zieh'n; 
      Der Erd' entströmten süße Liebesklagen, 
      Die milde Lüfte hoch gen Himmel tragen, 
      D'raus leise tröstend Töne niederwallen, 
      Wie droben sie von Engelsharfen schallen. 
      Der Erde Leid, des Himmels sel'ge Lust - 
      Die Töne strömen dir aus meiner Brust. 
      Und Blumensprach' und Nachtigallensang 
      Und Bachesmurmeln, Abendglockenklang, 
      Dies Alles ist in meinem Lied erklungen, 
      Ich hab' dir's zitternd, bebend vorgesungen. 
      Dein dunkles Auge eine Thräne füllt, 
      Ein Seufzer deinen Lippen  
      sanft entquillt, 
      Mein flehend Lied, es hat dein Herz erweicht, 
      Des Lebens höchstes Ziel, es ist erreicht! 
      Da wollt' ich jubeln wie der Wasserfall, 
      So sollte donnern meiner Töne Schall, 
      Da wollt' ich jauchzen, wie die junge Welt, 
      Wenn Sonnenkuß nach langer Nacht sie hellt. 
      Hin ist die Kraft - mir blieb ein einz'ger Ton, 
      Wie betend Engelslippen er entfloh'n! 
      _____ 
       
   
        
      Max Dauthendey (1867-1918) 
      
       
      
      
      Sanft legte dich die Liebe auf mein Bett 
       
      
      
      Sanft 
      legte dich die Liebe auf mein Bett 
      In deinem schönsten Kleid aus Scham und Blöße, 
      Und draußen kam die Nacht auf atemlosen Schnee, 
      Und auch Gottvater kam in atemloser Größe. 
      Mit vollem Auge hat der Gott geweint, gelacht. 
      Du hast dein Herz und deinen Leib 
      Zur Krone dieser Nacht gemacht. 
      _____ 
       
   
        
      Edmund Dorer (1831-1890) 
      
       
      Der Frühling 
       
      Der Götterknabe naht auf blühenden Schwingen; 
      In seinen Anblick ist die Welt versunken; 
      Aus Aetherblau, aus Blumen und aus Funken 
      Der neuen Sonne webt er Zauberschlingen. 
       
      Bald wird sein Zauber jedes Herz durchdringen, 
      Bald feiert ihn die Erde wonnetrunken; 
      Doch mag er auch mit tausend Siegen prunken, 
      Der Liebe Kunst kann seinen Stolz bezwingen. 
       
      Die Liebe kann mit stärkerm Zauber binden; 
      Aus  
      sanften Blicken, sehnendem Verlangen, 
      Weiß sie das allerstärkste Band zu winden. 
       
      Sie hält dich fest und fester; es verschwinden 
      Dem Aug' der Sonne und der Blumen Prangen; 
      Ein schön'rer Frühling hält dein Herz umfangen.  
      _____ 
       
   
        
      Carl Ferdinand 
      Dräxler-Manfred (1806-1879) 
      
       
      Du von allen Wesen 
      Warst mir auserlesen, 
      Um den Wetterwendigen 
      Also  
      sanft zu bändigen, 
      Daß er jetzt in Treue 
      Dir allein nur glüht, 
      Und in dir die Weihe 
      Seines Lebens sieht. 
       
      Schmetterling, der bunte, 
      Macht die Blumenrunde: 
      Aber kommt der flüchtige 
      An die schöne, züchtige 
      Blumenfürstin Rose, 
      Um die still er wirbt, 
      Dauert sein Gekose 
      Bis mit ihr er stirbt. 
       
      Ihre Blätter fallen 
      Mit den Reizen allen; 
      Unter den gesunkenen 
      Seht ihr auch den Trunkenen 
      Liegen todt im Staube, 
      Weil's kein schön'res Grab 
      Als im Rosenlaube 
      Für den Falter gab. 
      _____ 
       
   
        
      Joseph Freiherr von 
      Eichendorff (1788-1857) 
      
       
      Mädchen, welches Glutverlangen 
      Seel' an Seel' und Mund an Mund 
      
      Sanft geschmiegt, Dich zu umfangen, 
      Flammet mir im Busen auf? 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Emanuel Geibel (1815-1884) 
      
      
       
      
      Du bist so 
      still, so  
      sanft, so sinnig, 
      Und schau' ich dir in's Angesicht, 
      Da leuchtet mir verständnißinnig 
      Der dunkeln Augen frommes Licht. 
       
      Nicht Worte giebst du dem Gefühle, 
      Du redest nicht, du lächelst nur; 
      So lächelt in des Abends Kühle 
      Der lichte Mond auf Wald und Flur. 
       
      In Traumesdämmerung allmählich 
      Zerrinnt die ganze Seele mir, 
      Und nur das Eine fühl' ich selig, 
      Daß ich vereinigt bin mit dir. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Otto Franz Gensichen 
      (1847-1933) 
      
      
       
      
      Noch 
      schwebt so mild, so wundermild 
       
      Noch schwebt so mild, so wundermild, 
      Vor meiner Seele stets das Bild, 
      Wie ich Dich  
      sanft im Arm gewiegt, 
      Wie Du Dich hold an mich geschmiegt. 
       
      So wonnebang erbebtest Du 
      Und schlossest fest die Äuglein zu, 
      Nur manchmal durch der Wimpern Flor 
      Sahst Du verzückt zu mir empor. 
       
      Dann aber, zwischen Lust und Harm, 
      Entwandst Du  
      sanft Dich meinem Arm 
      Und schmiegtest still und wundersam 
      Zusammen Dich in holder Scham. 
       
      Und rauntest leis mir in das Ohr 
      Und blicktest groß zu mir empor: 
      Da hat aus Deiner Augen Pracht 
      Dein Kind und meins mich angelacht. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Julius Grosse (1828-1902) 
      
      
       
      
      Du holde 
      Traumgestalt, 
      Wie aus verschwundnen Zeiten, 
      Wie kommt's, daß du so kalt 
      Mir kannst vorüberschreiten? 
      Und doch - dein Aug', das klare, 
      Nachleuchtet gnadenmild, 
      Als blickte vom Altare 
      Ein  
      sanft Madonnenbild. 
      _____ 
       
       
      Traumgedanken 
       
      Traumgedanken, Sturmesbeute, 
      Schweifend sonst so weit und wild, 
      Warum bliebt daheim ihr heute 
      Still vor einem  
      sanften Bild? 
       
      Weil ein Auge mich verborgen 
      Grüßte früh beim Lerchenschlag, 
      Blieb ein einz'ger langer Morgen 
      Mir der ganze volle Tag. 
       
      Ziehet weiter trüb und trüber, 
      Wolken, mit der Nacht im Bund, 
      Blieb ein Lächeln doch tagüber 
      Heimlich stehn um ihren Mund. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Alfred Grünewald (1884-1942) 
      
      
       
      
      Wie damals 
      unsere Gespräche waren! 
      Freuden und Sorgen mußtest du bekennen 
      und mir die Namen deiner Freunde nennen. 
      Du kanntest viele Spiele und Gefahren. 
       
      Oft kam ein tiefres Licht in deine klaren, 
      enthüllten Blicke.  
      Sanftestes Entbrennen 
      wies deine Wange. Glanz, der nicht zu nennen, 
      lag ausgebreitet über deinen Haaren. 
      _____ 
       
   
        
      
      Heinrich Heine (1797-1856) 
      
       
      Augen, die ich längst vergessen,  
      Wollen wieder mich verstricken,  
      Wieder bin ich wie verzaubert  
      Von des Mädchens  
      
      
      sanften
      Blicken. 
       
      Ihre Lippen küssen wieder  
      Mich in jene Zeit zurücke,  
      Wo ich schwamm des Tags in Torheit  
      Und des Nachts in vollem Glücke. 
       
      Wär nur nicht die tiefe Grube  
      In dem Kinn, geliebtes Liebchen: 
      Anno achtzehnhundertzwanzig  
      War dort nur ein leises Grübchen. 
      _____ 
       
       
      Sie floh vor mir wie 'n Reh so scheu,  
      Und wie ein Reh geschwinde!  
      Sie kletterte von Klipp zu Klipp,  
      Ihr Haar das flog im Winde. 
       
      Wo sich zum Meer der Felsen senkt,  
      Da hab ich sie erreichet,  
      Da hab ich  
      
      
      sanft
      mit  
      
      
      sanftem
      Wort  
      Ihr sprödes Herz erweichet. 
       
      Hier saßen wir so himmelhoch,  
      Und auch so himmelselig;  
      Tief unter uns, ins dunkle Meer,  
      Die Sonne sank allmählig. 
       
      Tief unter uns, ins dunkle Meer,  
      Versank die schöne Sonne;  
      Die Wogen rauschten drüber hin,  
      Mit ungestümer Wonne. 
       
      O weine nicht, die Sonne liegt  
      Nicht tot in jenen Fluten;  
      Sie hat sich in mein Herz versteckt  
      Mit allen ihren Gluten. 
      _____ 
       
       
      Wandl ich in dem Wald des Abends,  
      In dem träumerischen Wald,  
      Immer wandelt mir zur Seite  
      Deine zärtliche Gestalt. 
       
      Ist es nicht dein weißer Schleier?  
      Nicht dein  
      
      
      sanftes
      Angesicht?  
      Oder ist es nur der Mondschein,  
      Der durch Tannendunkel bricht? 
       
      Sind es meine eignen Tränen,  
      Die ich leise rinnen hör?  
      Oder gehst du, Liebste, wirklich  
      Weinend neben mir einher? 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Max Herrmann-Neiße 
      (1886-1941) 
      
      
       
      
      Schweigen 
      mit dir: das ist ein schönes Schwingen 
      von Engelsfittichen und Gottes Kleid 
      und süß, unsagbar  
      sanftes Geigenklingen 
      verweht von Ewigkeit zu Ewigkeit. 
      _____ 
       
       
      Dein Haar hat Lieder, die ich liebe 
       
      Dein Haar hat Lieder, die ich liebe, 
      und  
      sanfte Abende am Meer - 
      O glückte mir die Welt! O bliebe 
      mein Tag nicht stets unselig leer! 
       
      So kann ich nichts, als matt verlegen 
      vertrösten oder wehe tun, 
      und von den wundersamsten Wegen 
      bleibt mir der Staub nur auf den Schuhn. 
       
      Und meine Träume sind wie Diebe, 
      und meine Freuden frieren sehr - 
      dein Haar hat Lieder, die ich liebe, 
      und  
      sanfte Abende am Meer. 
      _____ 
       
       
      Ich denke dein: das ist wie Blütenzweige, 
      in deren Schattenschutz ich sicher ruh', 
      und deine Stimme spricht: "Schlaf' nur! Ich neige 
      mich über dich, mein Haar deckt  
      
      sanft dich zu!" 
      _____ 
       
       
      Die du mein Leben bist, 
      des Tages Glanz, des Abends  
      sanfte Stille, 
      der Traum der Nacht, des Morgens junger Wille, 
      der dir ergeben ist, 
      auch wenn du es nicht weißt. 
      _____ 
       
       
      Gebet 
       
      Falte dich um mich wie der Kelch einer Blüte, 
      trage in dir das  
      Sanfte meiner Art, 
      daß entwütet alle verhüllte Güte 
      strahle wie eine Nardenschale zart! 
       
      Dir ist gegeben, mich gut oder gestaltlos zu machen, 
      Gegenwart oder Zukunft blutender Wein, 
      meinem Leben, dem haltlos schwachen, 
      die hart schmiedende Glut zu sein. 
       
      Mich zu quälen, daß ich nicht verderbe, 
      fruchtlos verrecke und vergeh, 
      die Jahre zählen, bis ich sterbe, 
      an der Ecke ein stotternder Bettler steh. 
       
      Die Faust gegen Autos erhebe und wüte, 
      verkrampft in ewiger Höllenfahrt. - 
      Falte um mich den Kelch deiner Blüte, 
      halte das  
      Sanfte meiner Art! 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Eleonore Kalkowska 
      (1883-1937)  
      
      
       
      
      Mit 
      weichen Schleiern sollst du es umkleiden... 
       
      Mit weichen Schleiern sollst du es umkleiden, 
      Was zwischen uns in jenen Tagen war, 
      So glüh es wie ein Licht auf nebelschweren Heiden, 
      Ein tiefverhülltes Bild am heiligsten Altar. ... 
       
      O,  
      sanft und silbern möge es uns strahlen, 
      Wie Vollmondglanz durch leichte Wolkenschalen, 
      In zarter Reife soll versteckt es beben 
      Wie Pollen, der vom Blütenkelch umgeben. ... 
       
      So tief verschlossen, vornehm soll es ruhen, 
      Wie zarte Spitzen in geschnitzten Truhen, 
      Auf daß draus süße Düfte mögen steigen, 
      So oft wir unser Haupt darüber neigen. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      August Kopisch (1799-1853) 
      
      
       
      
      Auch an 
      Sie 
       
      Sag, was in Deinen Augen Mächtiges wohnen mag? 
      Wenn Du die Wimper aufschlägst, fühl ich im Herzen den Schlag. 
       
      Der Laut von Deinen Lippen durchzittert mir Mark und Bein: 
      O sprich, wie kann in so  
      Sanftem so Uebermächtiges sein? 
      _____ 
       
       
      Nicht verächtlich red', o Jüngling, 
      Von der Allgewalt der Liebe: 
      Manch ein Held, der Tod verachtend 
      Kühn im Speergemenge siegte, 
      Fiel der Minne  
      sanften Blicken. 
      Den nicht Kriegerreihen banden, 
      Fesselten oft schöne Arme. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Ludwig Gotthard Kosegarten 
      (1758-1818) 
      
      
       
      
      Ein Nick nur 
      von der Holden, 
      Ein Wink nur, der mich meint; 
      Und keines Schicksals Tücke 
      Schreckt, Huldinn, deinen Freund. 
      Ein Augenblick nur Ruhens 
      In deinem  
      sanften Schooß, 
      Und ich werd' alles Rasens 
      Und alles Stürmens los. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Gustav Kühne (1806-1888) 
      
      
       
      
      Seht! so 
      sitz' ich hier im Dunkeln, 
      Selbst den Himmel schau' ich nicht; 
      Aber Sterne seh' ich funkeln, 
      Und ich fühle Glanz und Licht. 
       
      Wenn sich meine Augen schließen, 
      Seh' ich nur ihr 
      sanftes Bild; 
      Duft und Dämmerung umfließen 
      Meine Seele warm und mild. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Hedwig Lachmann (1865-1918) 
      
      
       
      
      Du gibst mir 
      Fülle, Glück, Genüge, Weihe; 
      Du breitetest ein Los vor mich, so klar, 
      Dass,  
      sanft gefügt zu einer goldnen Reihe, 
      An mir vorübergleitet Jahr um Jahr. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Ite Liebenthal (1895-1941) 
      
      
       
      
      Nimmst du 
      einmal mein Herz in deine  
      sanften Hände, 
      läßt es im vollen Licht deiner gütigen Augen blühen? 
      Was wäre mehr zu wünschen, als daß es vergänglich im frühen 
      und doch letzten Wunder sich ganz erschließend vollende. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Detlev von Liliencron 
      (1844-1909) 
      
      
       
      
      Deine 
      dunklen Augenbrauen 
      Sind zwei  
      sanfte Pfortenbogen; 
      Eines lichtwechselnden Gartens Eingang 
      Haben sie zierlich überzogen. 
       
      Aber viel schwarze Wimpernspeere, 
      Die rings ihn, ein reizender Wall, umschmücken, 
      Setzen sich trotzig gradaus mir entgegen, 
      Trag ich Verlangen, dort Rosen zu pflücken. 
       
      Heut, als meine Liebe glühte, 
      Ließest du mich nicht länger warten, 
      Und durch die  
      sanften Bogenpforten 
      Fand ich den Weg in den Märchengarten. 
      _____ 
       
       
      Mit ausgebreiteten Armen 
       
      Weltvereinsamt und verlassen, 
      Liebes Mädchen, sitz ich hier. 
      Alle Menschen muß ich hassen, 
      Kann mich selber nicht mehr fassen 
      Komm, o komm zu mir! 
       
      Blütenpracht und grüne Zweige 
      Und die ganze Frühlingszier 
      Sind mir holde Fingerzeige, 
      Daß ich  
      sanft zu dir mich neige: 
      Komm, o komm zu mir! 
       
      Tausend zärtliche Gedanken, 
      Keusche Minne, Liebesgier, 
      Die sich ewig in mir zanken - 
      Hab Erbarmen mit dem Kranken: 
      Komm, o komm zu mir! 
      _____ 
       
       
      Glückes genug 
       
      Wenn  
      sanft du mir im Arme schliefst, 
      Ich deinen Atem hören konnte, 
      Im Traum du meinen Namen riefst, 
      Um deinen Mund ein Lächeln sonnte - 
      Glückes genug. 
       
      Und wenn nach heißem, ernstem Tag 
      Du mir verscheuchtest schwere Sorgen, 
      Wenn ich an deinem Herzen lag 
      Und nicht mehr dachte an ein Morgen - 
      Glückes genug. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Otto Heinrich Graf von 
      Loeben (1786-1825) 
      
      
       
      
      An ein 
      Mandelbäumchen 
       
      O träufle  
      sanft in meines Mädchens Locken, 
      Wie Regentröpfchen deine Blüthenflocken, 
      Du liebes Bäumchen! hörst Du mich? 
       
      Versäume nicht, will sie dort ruhn und lauschen, 
      Mit regen Blättern nach ihr hin zu rauschen, 
      Still seufzend, seufzend fast wie ich. 
       
      Dann flüstre: Mädchen! wie die Blüthenflocken 
      Dir leise regnen auf die seid'nen Locken, 
      So, denke, weint sein Schmerz um dich. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Hugo Oelbermann (1832-1888) 
      
      
       
      
      O laß sie 
      blühen die  
      sanften Tage! 
      
       
      O laß sie blühn, die  
      sanften Tage - 
      So mild erhellt, so morgenschön! 
      Wie einer Jugend ew'ge Sage 
      Wie einer Glocke leis Getön. 
      O laß sie rein, die klare Welle - 
      An diesem Frieden rühre nicht! 
      Mir ist so wohl in milder Helle, 
      Die aus dem Aug' der Liebe spricht. 
       
      O laß sie blühn, die  
      sanften Tage - 
      Und rüttle nicht an altem Leid! 
      Versunken liegts im Sarkophage, 
      Denn wir begruben seine Zeit. 
      Und nun? o lehr' dein Herz verstehen 
      Der sel'gen Stunden Wonneschaum! 
      Es trägt der Mensch so kurz zu Lehen 
      Des Erdendaseins Blüthentraum! 
       
      O laß sie blühn, die  
      sanften Tage! 
      Es kommt der Sturm, eh' du's gedacht; 
      Es kommt die Not, des Lebens Plage, 
      Und das Verhängniß über Nacht; 
      Drum laß sie blühn! genießen lerne 
      Das stille Glück, das dich umgiebt! 
      Wie bald verschwimmt's in ew'ge Ferne, 
      Sein Segen bleibt - wenn du's geliebt! 
      _____ 
       
   
        
      Betty Paoli (1814-1894) 
      
       
      Der rastlos irrend schweift 
      Und nimmer doch zu stillen, 
      Den dunkeln Eigenwillen, 
      Ich hab' ihn abgestreift! 
       
      Wie  
      sanft mein Herz nun ruht 
      Fortan vor Gram und Sorgen 
      Gesichert und geborgen 
      In deiner treuen Huth! 
      _____ 
       
   
        
      
      Alfons Petzold (1882-1923) 
      
       
      Ich bin das 
      Schwere und das Harte, 
      Du bist die  
      sanfte Leichtigkeit, 
      Du baust aus Sonne eine Warte, 
      ich grabe Höhlen in die Zeit. 
      Was ich an Dunkel mir ersparte, 
      das machst du licht und liederweit, 
      Du bist die Glänzende und Zarte, 
      um die sich all mein Denken reiht. 
      _____ 
       
   
        
      
      Hugo Salus (1866-1929) 
      
      
       
       
      
      
      Sanfter
      Regen 
       
      
      
      
      Vom Himmel fallen müde Tropfen nieder, 
      Doch ist er blau, kein Wölkchen ist zu schaun: 
      Wie blauer Mädchenaugen 
      
      
      sanfte
      Lider 
      In sehnsuchtsvoller Liebe übertaun. 
       
      Und Schwalben fliegen durch die großen Tropfen, 
      Und jeder Tropfen blitzt im Sonnenlicht: 
      Wie bei des Herzens liebebangem Klopfen 
      Ein Strahl des Glücks aus Mädchenaugen bricht ...  
       
      _____ 
       
   
        
      
      August Wilhelm von Schlegel (1767-1845) 
      
      
       
      Sie öffnet halb den Mund, der Anmuth haucht, 
      Und Lippe wird an Lippe  
      
      sanft
      getaucht. 
      Da war mit reinem zärtlichen Verlangen 
      Der erste Kuß gegeben und empfangen. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Francisca Stoecklin 
      (1894-1931) 
      
      
       
      
      Dann sanken 
      wir beseligt in das weiche Moos 
      Dein Kopf lehnte an meiner Schulter,  
      
      sanft, 
      Du hieltest meine Hand. Die alten Tannen rauschten 
      Feierlich. Und aus dem Dickicht 
      Trat ein Reh ... das lange lauschend blieb. 
       
      Da blickten wir uns tiefer in die Augen, 
      Die das klare Blau des Himmels hatten. 
      Wir sprachen nichts, wir dachten kaum etwas. 
      Wir ahnten nur die Ewigkeit des Augenblicks, 
      Und daß die Seelen sich ganz nahe waren. 
      _____ 
       
       
      Ich sehne mich nach dir, 
      Nach deinen  
      sanften Händen, 
      Nach deiner frommen Schönheit, 
      Nach deiner klugen Güte. 
      O ich sehne mich nach dir. 
      _____ 
       
   
        
      
      Theodor Storm (1817-1888) 
      
      
       
      Dämmerstunde 
       
      Im Sessel du, und ich zu deinen Füßen - 
      Das Haupt zu dir gewendet, saßen wir; 
      Und  
      
      sanfter
      fühlten wir die Stunden fließen, 
      Und stiller ward es zwischen mir und dir; 
      Bis unsre Augen ineinandersanken 
      Und wir berauscht der Seele Atem tranken. 
      _____ 
       
   
        
      Wilhelm Wackernagel 
      (1806-1869) 
       
      Schatz, und 
      all dein Überfluß 
      Soll für mich nun überfließen, 
      Mir gehören dieser Kuß, 
      Dieser Arme 
      sanft 
      Umschließen, 
      Dieser Lippen treues Wort, 
      Mir der ganze Liebeshort 
      Unerschöpflich sich ergießen! 
      _____ 
       
       
      Liebste, ja du bist die Rose, 
      Aller Blumen Königinn; 
      Ich der West der mit Gekose 
      
      Sanft 
      dir streichelt Wang' und Kinn: 
      "Gieb aus deinen Ueberflüssen, 
      Gieb, Geliebte, mir ein Küssen! 
      Und zu Füßen dir im Moose 
      Sieh wie ich beseligt bin!"  
      _____ 
       
   
        
      Paul Wertheimer 
      (1874-1937) 
       
      Landschaft der Liebe 
       
      Morgenwind. Blaßgoldne Weiten. 
      Tief im Moose ruht das Kind. 
      Von dem Baum der Zärtlichkeiten 
      Wehen weiß im Frühlingswind 
       
      Rosig zarte, leise Blüten, 
      Und sie hangen dir im Haar, 
      Und ich streife die erglühten 
      Lippen halb - und sonderbar 
       
      Fühl' ich heißer mich umschlossen. 
      Deine 
      sanfte 
      Lippe loht. 
      Auf den Mund sprang blutumflossen 
      Eine Blüte purpurrot ...  
      _____ 
       
   
       
      
      
       
   
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