Liebeslyrik - Miniaturen

Gedichte und Gedicht-Zitate (Stichwort: Süß)
 


Franz Marc (1880-1916)
Liebespaar


 


 

Stichwort: Süß

16./17. Jh.      18. Jh.      19/20. Jh.

 

16./17. Jh.

 

  • Hans Aßmann Freiherr von Abschatz (1646-1699)

    Mit was vor
    Süßigkeit / o zarter Mund /
    Beküß ich den Rubinen-Grund!
    Mit was vor
    Süßigkeit hör ich die Lippen sprechen /
    Die voller Honig-Worte seyn!
    Ach aber / schöpff ich ein Vergnügen ein /
    So muß ich unterdeß des andern mich entbrechen.
    _____

    Sie zog dem Munde zu
    Der ihren Mund berührte /
    Zur Wallstatt seiner Ruh
    Sein treues Herze führte /
    Es in ihr Herz versenckte
    Und ihr zu eigen schenckte.

    Ach / sprach er / voller Lust /
    Seht die Rubinen-Schalen
    Voll
    süsser Nectar-Kost /
    Voll Arztney meiner Qualen!
    Wer wolte vor die Freuden
    Nicht willig Mangel leiden?
    _____

    Laßt Bienen auff den Klee
    Nach
    süsser Nahrung fliegen!
    Hier quillet eine See
    Voll Anmutt und Vergnügen.
    Drum laß ich mir vor allen
    Den
    süssen Mund gefallen.
    _____


    Die Küsse

    Cupido raubt einmahl den Bienen ihren Safft /
    Und ward dabey verlezt. Er trug voll Zorn und Rache
    Den angenehmen Raub auff meiner Fillis Mund /
    Sprach: Daß die Welt niemahls vergesse dieser Sache /
    So schmecke / wer dich küßt / des Honigs
    süsse Krafft /
    Und werde / gleich wie ich / doch an dem Herzen / wund!
    _____


    Ach!

    Du fragst / was sagen will diß Ach!
    Das ich bey deiner Ankunfft sprach?
    Es sprach: Ach! seht die holden Wangen /
    Seht die beliebte Fillis an;
    Da kommt auff Rosen-voller Bahn
    Mein Tod / mein
    süsser Tod / gegangen.
    _____

    Laß dir die
    süssen Schmerzen
    Der Liebe bringen bey.
    Dir steht von tausend Herzen
    Die Wahl zu nehmen frey:
    Laß dir die
    süssen Schmerzen
    Der Liebe bringen bey.
    _____

    Wohl dem / der nicht vonnöthen hat
    Gesunde Kost zu nehmen ein /
    Dem an der herben Pillen statt
    Gelinde Zucker-Körner seyn /
    Dem der beliebte Reben-Safft
    Vor
    süssen Julep giebet Krafft.

    Es schmeckte nächst Clorellens Mund
    Aus ohngefähr geschöpffter Lust /
    Was krancke Leute macht gesund.
    Wie schlecht bekam ihr diese Kost.
    Was andern Krafft und Stärcke bracht /
    Das hatte sie bald schwach gemacht.

    Doch geht es dir nicht so allein /
    Clorelle / meine
    süsse Zier:
    Ich muß auch so gestraffet seyn /
    Und leide gleiche Pein mit dir:
    Dein Blick / der andre laben kan /
    Hat meinem Herzen weh gethan.

    Der
    süsse Vorschmack deiner Gunst
    Erreget mir den kalten Brand;
    Hier hilfft mir keines Arztes Kunst /
    Mein Wohlseyn steht in deiner Hand /
    Eh ich kan deinen Zucker-Mund
    Beküssen / werd ich nicht gesund.
    _____

    Worzu dient so
    süsses Blicken /
    Wenn du bist in nichts verliebt?
    Ists / daß unser Seuffzer-schicken
    Cloris dir Vergnügen giebt?
    _____

    Lieb' und Gegen-Liebe geben
    Süsse Lust und stille Ruh /
    Wer von Liebe frey will leben
    Bringt sein Leben übel zu.
    _____

    Ihr Augen / die ich lieb und ehr /
    Ihr meine Lust und
    süsse Pein /
    Was netzet ihr die trüben Wangen /
    Was sagt mir euer blasser Schein?
    Habt ihr mein Herze nicht empfangen?
    Was fodert / was verlangt ihr mehr?
    _____


    Die bitter-
    süsse Dulcinde

    Kind / deine Freundligkeit
    Kan Freud und Lust erwecken /
    Wo Trauren / Sorg und Leyd
    Im innern Herzen stecken:
    Man sieht auff deinen Wangen
    Narziß‘ und Rose prangen.
    Doch will ich was darvon
    Mit
    süssem Zwange brechen /
    So pfleget mich zum Lohn
    Ein scharffer Dorn zu stechen.
    Ich darff nicht frey bekennen
    Wie Herz und Seele brennen.
    Wilt du mit gutem Recht
    Dulcindens Nahmen führen /
    Laß deinen treuen Knecht
    Genad und Gunst verspüren.
    Den Honig auff dem Munde
    Verderbt die Gall im Grunde.
    _____

    Was rauscht und brummet deine Flutt
    Du helle Bach / im Mittel dieser Auen.
    Du kanst das
    süsse Kind Climenen täglich schauen.
    Was hat bey solchem edlen Gutt
    Sich zu beschweren deine Flutt?
    _____

    Ach / Seuffzer geht / doch sonder laut zu seyn /
    Weist wie ich muß mein treues Herze zwingen /
    Blast ihrem Ohr in meinem Nahmen ein:
    Darff ich dir /
    süsse Frucht / kein redend Opffer bringen /
    Der heißre Widerhall schreyt Tag und Nacht für mich /
    Ich liebe nichts als dich.
    _____

    Ach könt ich / eh der Geist sich setzet bey den Sternen /
    Eh sich mein Schatten findt im Elysee-Walde /
    Geschieden von der Last / die werden soll zur Erde /
    Genüssen ihrer Gunst! die Zeit von einem Tage
    Bringt funffzig Wochen ein / ein Blick der Morgenröthe /
    Ein
    süsser Blick ist mir der Mittag heller Sonne.

    Der lichten Augen Paar läst hinter sich die Sonne /
    Der Sternen-Himmel prangt mit diesen Angel-Sternen /
    Der Rosen-Wangen Zier beschämt die Morgenröthe /
    Der
    süssen Stimme Schall die Nachtigall im Walde /
    Wer schätzte nicht mit Ihr beseligt seine Tage!
    Ach aber / was verlangt der leichte Staub der Erde?

    Mich decket in der Erd ein dünnes Brett vom Walde /
    Eh mir so
    süssen Tag vergönnen Glück und Sternen /
    Eh mir die Morgenröth erscheint von dieser Sonne.
    _____

    Ich bringe wieder her und über mein Verhoffen
    In diß betrübte Land der siechen Glieder Last /
    Den Tod / den ich gesucht / hab ich nicht angetroffen /
    Ich habe mir umsonst zum Sterben Mutt gefast;
    Weil ich / mein
    süsser Tod / von dir entfernt gewesen /
    So hab ich nicht gekönnt noch sterben noch genesen.
    Das macht dein edles Bild / in meine Brust gepräget /
    Das ich in deine Hand zu lieffern schuldig bin.
    Schau deinen Knecht / der sich zu deinen Füssen leget:
    Nimm diesen edlen Schatz samt meinem Herzen hin.
    Ich sterbe wohl vergnügt / ich sterbe gnung beklaget /
    Wenn nur dein Mund / Ade du treue Seele / saget.
    _____

    Ich finde mich im Mittel meiner Schmerzen
    Bey Amaranthen wieder ein /
    Ein
    süsser Blick kan meinem krancken Herzen
    Vergelten die erlittne Pein.

    Jedoch was soll für Hülffe meinen Schmerzen
    Durch ihrer Augen Glanz geschehn:
    Ich habe sie zu Schaden meinem Herzen
    Bereits nur allzuviel gesehn.
    _____

    Kein Hoffen / kein Ergötzen
    Kan den Verlust ersetzen
    Den ich gehabt an ihr:
    Es wachsen meine Wunden /
    Wenn mir die
    süssen Stunden
    Im Herzen kommen für.

    Ich weiß / was mir genommen /
    Obs möchte wiederkommen
    Weiß weder sie noch ich.
    Die Mittel sind zu linde.
    Der Pein / die ich empfinde /
    Kein Arzt weiß Rath für mich.
    _____

    Ich frage sie / ob sie nicht weiß /
    Wie offt der heissen Thränen Schweiß
    Hat meine Wangen übergossen.
    Ich frage sie / wo ist die Zeit /
    Da ich Celindens Höfligkeit
    In
    süsser Gegenwart genossen.

    Wo sind die schönen Stunden hin /
    Da ihre Freundschafft meinen Sinn
    Mit klugen Reden hat vergnüget /
    Da wir / doch sonder Feind zu seyn /
    O
    süsse Quelle meiner Pein!
    Mit Wort und Karten offt gekrieget.
    _____

    Er suchet Silvien mit Freuden /
    Und findet bey ihr seine Pein.
    Wenn sich die Augen an ihr weyden /
    So schmacht das Herz in Flammen ein.
    Von ihrer
    süssen Augen Blitze
    Empfindt sein Herze Frost und Hitze.
    _____

    Zwar hoffet solche
    süsse Gunst
    Von Celimenen nur umsunst
    Ein Herze / das verdammt zu leyden.
    Sie glaubets nicht / sie achtets nicht /
    Daß mich die heisse Sonne sticht /
    Biß ich mich werd in Asche kleiden.
    _____

     

  • Anonyme Barockdichter

    Die vortrefflichkeit der küsse

    Ach bluhmen schöner art / die deine lippen zieren /
    Von rosen will auff dir ein holder purpur blühn /
    Mich wil ein heisser trieb zu deinen knospen führen /
    Laß mich den bienen gleich nach
    süsser beute ziehn /
    Kein hartes ungestümm soll deine knospen brechen /
    Kein scharffer stachel soll die zarten lippen stechen.
    Doch so du selber wilst die
    süsse wohnung bauen /
    Laß meine lippen dir an statt des stockes seyn /
    Laß mich bald deinen fleiß / o zartes bienchen! schauen /
    Komm trag in meinen mund der säffte Necktar ein;
    So kan / wenn ich gleich nicht darff deine blüten küssen /
    Ein
    süsser Alicant von deinen lippen flüssen.
    _____

    Ich höre noch die holden Amber-worte /
    So ich bekam von deiner purpur-pforte /
    Ich schmecke noch den
    süssen zucker-thau /
    So ich genoß auf deiner lippen au.
    _____

    Ach! ihr lippen im geblütte
    Der verliebten eingetaucht!
    Führt ihr reizend zu gemütte /
    Was ihr zur erquickung braucht /
    Wiltu / so will ich / mein leben /
    Dir die
    süsse nahrung geben.
    _____

    Himmel! was vor bittrigkeit
    Heget doch die
    süsse liebe!
    Heute helle / morgen trübe
    Ist ihr bestes ehren-kleid.
    Himmel / was vor bittrigkeit
    Heget doch die
    süsse liebe!
    _____

    Sie schloß mich ganz gebunden
    In ihre armen ein:
    Ach daß der
    süssen stunden
    Noch solten tausend seyn.
    _____

    Ein strahl von deinen liebes-blicken
    Hat meine geister angesteckt;
    Was nun die flammen mir erweckt /
    Das kan hinwieder auch erquicken:
    Drum such ich auch bey dir allein
    Die
    süsse lindrung meiner pein.
    _____

    Schläfft meine Göttin hier in irrdischer gestalt /
    Und ruht daselbst / wo ich darff keine ruhe hoffen?
    Ist dieser kleine platz ihr
    süsser auffenthalt /
    Von welcher Venus wird mit anmuth übertroffen?
    Schließt dieses bette
    Die zarten glieder ein?
    Und will Rosette
    Auch schlaffende hier angebetet seyn?
    _____

    Süsse brunst vergnügter flammen /
    Brand! der mich aus mir entzückt;
    Bringet eure glut zusammen /
    Biß es geist und seel erqvickt;
    Last eur feuer in mich rinnen /
    Ich vergönne freien lauff /
    Meine glieder / geist und sinnen
    Opffre ich zum altar auff /
    Denn ich nunmehr frey bekenne /
    Daß ich ganz vor liebe brenne.
    _____

    Was hilffts / daß meine lust
    Stets in gedancken spielet?
    Und deine liljen brust
    Im traume küst und fühlet?
    Die nacht giebt unserm wahn
    Viel tausend
    süsse stunden /
    Und wenn der tag bricht an /
    Ist alles schon verschwunden.
    _____

    So hat niemand geliebt / und niemand weiß es so /
    Die seelen nur allein beschlossen was geschehen /
    Der monde hat uns offt ganz holdreich zugesehen /
    Er ward an meiner brust / und ich an seiner froh;
    Sein mund hier mein rubin / ich schenckt ihm himmels-flüsse
    Und selbte macht ich noch mit liebes-zucker
    süsse.
    _____


    Bey übersendung einiger Confituren

    Hier will dein armer knecht ein schlechtes opffer schicken /
    Der selbst auf deinem mund ein opffer wünscht zu seyn.
    Bestrahlstu dieses pfand mit gunst geneigten blicken /
    So wird der himmel selbst mein herz mit lust bestreun.
    Nim es in gnaden an diß kleine demuths zeichen /
    Das zwar vor deinen mund / mein licht / gewidmet ist:
    Doch mag kein zucker nicht dem
    süssen nectar gleichen /
    Der wie ein honig-thau auf deinen lippen fliest;
    Kein Amber kan so sehr den matten geist erquicken /
    Als wohl von deinem mund ein heiß entzündter kuß;
    Wann wird der himmel doch einst deinen knecht beglücken /
    Daß er auch schmecken darff den
    süssen überfluß?
    _____

    Die liebe ists allein / die meine geister treibet
    Und macht / daß diese glut aus meiner seelen bricht.
    Ich sag es öffentlich: dein aug hat mich verletzet /
    Es hat mir eingeflöst den
    süssen liebes-gifft /
    Der meinen matten geist in heisse funcken setzet /
    Ja durch und durch mein blut in allen adern trifft.
    _____

    Alsdenn wird tag und nacht sich von einander scheiden /
    Denn wird mein kind / Asterie,
    In deinem
    süssen himmels-klee
    Mein fast erstorbner leib die matten geister weiden /
    Denn reichet mir dein mund was
    süssers als Confect
    Und ich dir einen kuß / der nach dem herzen schmeckt.
    _____

    Doch muß der abschied uns gleich kräncken /
    Den glück und zeit mir aufferlegt /
    Soll doch dein
    süsses angedencken /
    Mir sein tieff in das herz geprägt /
    So lang ich noch begeistert bin /
    Und man mich einen menschen nennet /
    So lange soll sein ungetrennet /
    Der dir ergebne liebes-sinn.
    _____

    Kann ich dich nicht wie vor anblicken /
    Will ich dich in gedancken sehn /
    Dir durch die lüffte küsse schicken /
    Und sie mit seuffzern zu dir wehn /
    Gibt mir der tag dazu nicht raum /
    So soll mein herz bey nachtes-schatten /
    Sich offt mit deinem geiste gatten /
    In einem
    süssen liebes-traum.
    _____

    Lichte glutt in vollen flammen
    Ziehet keinen rauch zusammen;
    Liebe die in vollem brennen /
    Läst sich nicht die zeit zertrennen.

    Strahlen / die man recht empfunden /
    So / daß man auch
    süsse wunden
    Hat erlangt von solchen qvählen /
    Lassen schwerlich sich verhelen.
    _____

    Ach! aber ach! wer will das
    süsse lieben /
    Dem fehler sonder fehler zehlen zu?
    Der himmel heist es selbst uns menschen üben /
    Und schafft dadurch der Welt die höchste ruh /
    _____

    Warum hab ich bey dir genade funden /
    Wenn mich dein blick so grausam tödten will /
    Du fingst schon an zu heilen meine wunden /
    Nun enderstu das höchstbeliebte ziel;
    Den Nectar den ich schon geschmecket /
    Auff deiner wangen
    süssen rosen-feld /
    Hat bey mir solchen durst erwecket /
    Der mich biß dato noch gefangen hält.
    _____

    Kan schönheit nun so
    süssen Nectar schencken /
    Der Fürsten blendt und helden taumeln lehrt /
    Was wunder? wenn sie uns mit zauber-träncken /
    Den geist auffs neu mit liebe hat bethört /
    Ich wag es noch einmahl / und fehl ich gleich auch heute /
    So ist mein fehler doch ein fehler grosser leute.
    _____

    Will dein herze mich verlassen /
    So will ich mit lust erblassen /
    Und verschmachten in der brunst;
    Deinen mund einmahl zu küssen /
    Soll mir meinen tod
    versüssen /
    Sterb ich nur in deiner gunst.
    _____

    Ich mameluckin der natur
    Darf keine rechte liebes-spur
    Vor meines liebsten augen lassen /
    Mein herze soll entzündet seyn /
    Mein herze fühlt die
    süsse pein /
    Und mit den lippen muß ich hassen.
    _____

    Hört gleich mein Celadon itzt nicht /
    Was mein verliebtes herze spricht
    Und meine treue seele bringet /
    Weiß schon die meisterin der zucht /
    Daß meine brunst die maße sucht /
    Und sich mein reines auge zwinget.

    So hoff ich dennoch auf die zeit /
    Da sich der glieder zanck und streit
    In fried und freyheit wird verkehren;
    Und daß des herzens
    süsser brand /
    Des willens unbequemes band
    Durch seine flammen wird verzehren.
    _____

     

  • Simon Dach (1605-1659)

    Du kanst dich tieff in unsre hertzen sencken,
    Und nimst mit
    süsser pein
    Da, wo wir es am wenigsten gedencken,
    Den platz der seelen ein;
    Daß man liebet ohne ruh,
    Süsse Venus, das machst du.
    _____

    Wer der heyraht
    süssigheit
    Einmal recht empfunden,
    Macht sie ihm gleich manche zeit
    Noch so grosse wunden,
    Dennoch bleibt ihm die begier
    Allzeit nur nach ihr.
    _____

    Liebe, wolstand aller zeit,
    Mutter
    süsser freundlichkeit,
    Kron und glantz der höchsten gaben,
    Du gewünschtes himmels-kind,
    Schatz der schätz', erbärmlich sind
    Die erst, welche dich nicht haben.
    _____

    Ach, man kennt dich an dem bogen,
    Süsser Amor, deine tracht
    Hat dich leichtlich kunt gemacht!
    O, komm glückhafft eingezogen!
    Komm, verübe deine pflicht,
    Triff das hertz und fehle nicht.
    _____

     

  • Paul Fleming (1609-1640)

    O Schönste der schönen/
    benimm mir diß sehnen.
    Komm/ eile/ komm/ komme/
    du
    süße/ du fromme.
    Ach Schwester/ ich sterbe/
    Ich sterb'/ ich verderbe.
    Komm komme/ komm/ eile/
    komm/ tröste/ komm/ heile.
    Benimm mir diß sehnen/
    O schönste der schönen!
    _____

    Wenn du mich köntest lieben/
    O du mein Ich/
    gleich wie ich dich/
    So wär' ich ohn betrüben.
    Daß du mich aber nicht hältst wehrt/
    das ists/ das mich so sehr beschwert.

    Sonst allen dich alleine
    setz' ich weit für/
    das schwer' ich dir/
    bey Föbus güldnem Scheine.
    Bey Gott Kupidos
    süßer Glut/
    dir nur alleine bin ich gut.
    _____

    Wie kan ich ohne Haß/ dich/ Dulkamara/ lieben/
    du bitter-
    süße du? Bald bist du gar zu gut.
    Bald/ wenn ein schlechter Wahn ersteiget deinen Muth/
    So steht mein naher Todt umm deiner Stirn geschrieben.
    _____

    Willkommen/
    süßer Gast/ du Balsam meiner Wunden.
    Wo kömmst du itzund her? Mein Schatz/ umfange mich
    Was hältst du mich doch auff? warum versteckst du dich?
    Wo bist du? komm doch her/ ey komm doch her von Stunden.
    _____

    O du schöne Salibene!
    Salibene/ O du schöne!
    schau doch/ wie sich Alles liebt/
    und in
    süßen Freuden übt.
    Alles wird durch Lust gerühret.
    Wir nur gönnen unsre Zeit
    der verstoßnen Einsamkeit.
    Denck' ob diß sich auch gebühret.
    _____

    Mein Lieb das gabe mir, als sie mich gestern liebte,
    ein
    süßes Küsselein, noch süßer als der Wein,
    der sonst der
    süßste heißt. Ich, als sie diß verübte,
    entfärbte gänzlich mich. Ich nam ihr Hälselein
    und hing mich sehnlich dran. Ich sah in einem Sehen
    ihr in ihr Angesicht'; ich sah ihr stetig drein
    und hing das Haupt nach ihr. Ach, sprach ich, kans geschehen
    daß du, mein Leben , kanst mir Armen günstig sein?
    _____

    Eine hab' ich mir erwälet
    und die solls alleine sein,
    die mich fröhlich macht und quälet
    doch mit einer
    süßen Pein.
    Ihrer Tugend reine Pracht
    hat mir ihre Gunst gemacht.
    _____

    Geuß die Stralen deiner lieben,
    deiner
    süßen Treflichkeit
    in mein Herze , das sich freut,
    sich um dich auch zu betrüben.
    Deine keusche Schönheit macht,
    daß mein Mund auch weinend lacht.
    _____

    Ich bin froh bei höchstem Schmerze,
    denn ich weiß ein treues Herze.
    Nichts ist
    süßers, als zwei Treue,
    wenn sie eines worden sein.
    Diß ists, das ich mich erfreue,
    und sie giebt ihr ja auch drein.
    Mir ist wol bei höchstem Schmerze,
    denn ich weiß ein treues Herze.
    _____


    An ihren Mund, als er sie umfangen hatte

    Itzt hab' ich, was ich will und was ich werde wollen.
    Du Wohnhaus meines Geists, der als zu einer Tür'
    itzt ein, itzt aus hier geht; ihr güldnen Pforten ihr,
    die auch die Götter selbst um Schöne neiden sollen,
    ihr hohen Lippen ihr, die ihr so hoch geschwollen
    von feuchter
    Süße seid, itzt hab' ich eure Zier,
    das Wesen, das man selbst dem Leben setzet für,
    dem täglich wir ein Teil von unserm Leben zollen.
    Ihr Bienen, die ihr liegt an Hyblens
    süßen Brüsten
    und saugt die edle Milch, den Honigreif mit Lüsten,
    hier, hier ist mein Hymet. Komt, fliegt zu mir herein.
    Seht, wie das hohe Tun, das trefliche, das starke,
    das der Mund meinem gibt, sich regt in Seel' und Marke!
    Ach! daß mein ganzer Leib doch nichts als Mund solt' sein!
    _____

    Was hab ich anders doch, Kordolie, an dir,
    als Leid, als Herzensangst, als ganz ein totes Leben,
    du, große Zäuberin, hast mir die Liebe geben,
    die einen
    süßen Haß erwecket stets in mir.
    _____

    Es sei! Ich habe Trost von ihrer Gunst gehabt,
    der
    süßen Lieblichkeit mit halber Lust genoßen;
    wer aber denkt auch das, was drunter war verschloßen;
    wie bald ihr, Schmerzen, doch die Freuden untergrabt,
    und wie ihr, wenn ihr kompt, so langsam wieder trabt?
    _____

    Der Zucker meiner Not, das Labsal meiner Pein
    und was dem Kranken sonst pflegt recht gesund zu sein,
    das Alles ist mir, Schatz, dein güldnes Angesichte.
    O Sonne meiner Lust, schein' ewig so, wie itzt.
    Du bist die
    süße Glut, die meinen Geist erhitzt,
    von dir, Glanz, nehm' ich Schein, von dir, Licht, werd' ich lichte.
    _____

    Es geht mir gleich wie dir. Wir haben gleiche Freuden
    und gleiche Schmerzen auch. Was uns bei Nacht' ergetzt,
    das eben ists, das uns den müden Tag verletzt.
    Je
    süßer ist die Lust, je herber ist das Leiden.
    _____

    Mein Mund ist von der Zeit mit Tränen noch genetzet,
    als ich zu dir sprach: Schatz, das ist der letzte Gruß!
    und du, mein
    süßer Trost, mir gabest einen Kuß,
    der mich auch itzund noch betrübet und ergetzet.
    _____


    Er redet den Mund seiner Freundin an, die er bei sich hatte

    Hab' ich dich nun einmal, du Kühlung meiner Hitze,
    du Labsal meines Dursts, den du mir selbst gemacht
    nach deinem Lebenstau, als du mich angelacht
    und ernstlich hast bestrahlt mit deiner Äuglein Plitze!
    Wol mir Glückseligem, der ich den Göttern sitze
    selbselbsten in dem Schoß'! Ich find an mir vollbracht
    all', alle
    Süßigkeit, so werden kan erdacht,
    und biete nun auf Lust den Göttern selbst die Spitze.
    _____

     

  • Georg Greflinger (um 1620-1677)

    Aber ach ich muß mit Schmertzen/
    Und mit überflammten Hertzen
    Die allein dein
    süsses küssen
    Liebste/ wird zu dämpfen wissen
    Mich gedulden/ biß der Tag
    Meiner Freuden kommen mag.
    _____

    O wie blinckt jhr Augenlicht/
    Gleich den hellen Sonnenstrahlen/
    Wer vermag den Mund zu mahlen/
    Der so lieblich sieht und spricht/
    O was Feuer wird gefühlt/
    Wann ihr
    süsses Zünglein spielt!
    _____

    Ach wen hastu nun gefangen
    O du
    süsser Rosen Mund/
    Dessen Kuß mich so verwundt/
    Und auch ihr/ ihr Rosen Wangen/
    Und auch du o Lilgen Brust/
    Wer ist jetzo deine Lust?
    Vormals/ lasset euch bescheiden/
    War ich euch vor allen Freunden.
    _____

     

  • Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616-1679)

    Auff euren hügeln / schöne brüste /
    Hat eine werthe mildigkeit
    Den
    süssen saamen aller lüste
    Zu vollem wachsthum ausgestreut:
    Hier ist die
    süsse frucht der welt /
    Die nach dem paradiese schmecket /
    Darein der starcke leim verstecket /
    Der alle welt zusammen hält.
    _____

    Albanie / der schönen augen licht /
    Der leib / und was auff den beliebten wangen /
    Ist nicht vor dich / vor uns nur zugericht /
    Die äpffel / so auff deinen brüsten prangen /
    Sind unsre lust / und
    süsse anmuths-see.
    Albanie.
    _____

    Ich küsse gnug / und spiele in gedancken /
    Gedancken aber speisen nicht.
    Manch
    süsser traum setzt mich in liebes-schrancken;
    Was ist ein traum beym tage-licht?
    Diß blendwerck schwindet wie ein dunst /
    Und das ergetzen ist umsonst.
    _____

    Die lieb ist unvernunfft / die mit vernunfft vermengt /
    Ein fried-gesellter haß / betrug vermischt mit glauben /
    Ein' hoffnungsvolle furcht / ein schiffbruch / dessen rauben
    Uns dennoch
    süsse dünckt / ein stein so uns bedrängt /
    Ein angenehm Charybd / und ein gesundes krancken /
    Ein hunger der sich muß mit seiner sattheit zancken /
    Ein vollgezechter durst / und trunckne nüchternheit /
    Ein schönes freuden-spiel / das garstig unglück endet /
    Ein port der uns verschlingt / wenn man schon angelendet /
    Ein
    süsser übelstand / und üble süssigkeit /
    Ein bittrer honigsafft / der von geruch beliebet /
    Und der uns im geschmack gifft / pest und galle giebet /
    _____


    Auff den mund

    Mund! der die seelen kan durch lust zusammen hetzen /
    Mund! der viel
    süsser ist als starcker himmels-wein /
    Mund! der du alikant des lebens schenckest ein /
    Mund! den ich vorziehn muß der Inden reichen schätzen /
    Mund! dessen balsam uns kan stärcken und verletzen /
    Mund! der vergnügter blüht / als aller rosen schein.
    Mund! welchem kein rubin kan gleich und ähnlich seyn.
    Mund! den die Gratien mit ihren quellen netzen;
    Mund! Ach corallen-mund / mein eintziges ergetzen!
    _____

    Wo sind die stunden
    Der
    süssen zeit /
    Da ich zu erst empfunden /
    Wie deine lieblichkeit
    Mich dir verbunden?
    Sie sind verrauscht / es bleibet doch dabey /
    Daß alle lust vergänglich sey.
    _____

    Bleßin' ich schrey itzund / ich fühle deine bisse /
    Doch wo Bleßine beißt / da richt sie lachen an.
    Beiß / beiß Bleßine / beiß / dein beissen ist so
    süsse /
    Daß ich vor liebligkeit fast nicht mehr leben kan.
    _____

    Itzt schließ ich diesen brieff. Bleßine / das gelücke
    Das müsse nimmermehr verändern deinen fuß /
    Die sterne senden dir dergleichen freuden-blicke /
    Vor denen traurigkeit zu asche werden muß.
    Es reihe mich und dich durch einen drat zusammen /
    Es streu uns überall vergnügungs-körner ein /
    Und lasse ungestört / bey diesen
    süssen flammen /
    Dein hauß mein paradieß, dich meinen engel seyn.
    _____

    Ach! könte doch mein geist durch meine feder fliessen!
    Wie gerne schlöß er sich in diese reimen ein /
    Wie emsig würd' er dir die
    süssen lippen küssen /
    Und einer biene gleich auff deinen rosen seyn.
    _____

    Mich tröstet endlich noch ein
    süsses angedencken /
    Wie dein geneigter blick so freundlich mich empfing;
    Laß ihn doch dergestalt bald wieder auff mich lencken /
    Wenn er als morgen-stern mir frisch entgegen gieng.
    Diß alles kützelt mich empfindlich im gemüthe.
    Mich deucht / ich schmecke noch den
    süssen liebes-most.
    Und die erinnerung erschüttert mein geblüte /
    Und rühret noch in mir die funcken meiner lust.
    _____

    Arbin' / es muß dein eiß in flammen sich verkehren:
    Entschleuß mir wiederum die schätze deiner brust /
    Laß deinen nebel sich in sonnenschein verkehren /
    Und spare doch nur nicht die tropffen
    süsser lust.
    Sprich nur ein
    süsses wort aus deinem schönen munde /
    Dein wincken macht bey mir den grösten feyertag:
    Benenne mir doch bald die angenehme stunde /
    Da ich dich wiederum vertraulich küssen mag.
    _____


    Schwarze augen

    Wir schwarzen wolcken wir / mit sonnen angefüllet /
    Wir schönes finsterniß / da Venus wache hält;
    Wir duncklen brunnen wir / da blitz und feuer quillet /
    Wir sind besiegerin der freyheit dieser welt.
    Das eiß zerschmelzt für uns / das eisen muß uns weichen /
    Die felsen geben nach / es bricht der diamant;
    Den purpur heissen wir durch unsre macht erbleichen /
    Und manches herz zerfleußt durch diesen
    süssen brand.
    _____


    Weisse brüste

    Wenn alles reden will / wie können wir denn schweigen?
    Es will zwar nicht der schnee von unsern hügeln gehn;
    Doch wollen flammen sich auch auff den spitzen zeigen /
    Die rüstig tag und nacht in vollem brande stehn.
    Wer einen leichten blick in diesen circkel schicket /
    Der wird alsbald bestrickt durch
    süsse zauberey /
    Das netze / so mit lust den leichten geist bestricket /
    Reist keine helden-hand und harter stahl entzwey.
    _____


    Rothe lippen

    Die seelen pflegen hier zusammenkunfft zu haben /
    Und speisen sich mit lust durch
    süssen honigseim:
    Hier pflanzet die natur den reichthum ihrer gaben /
    Und Venus kocht allhier den allerbesten leim.
    Ein tropffen recht gebraucht / leimt geist und geist zusammen /
    Thut nun der leim zu schlecht des mundes kräffte kund /
    Und zeiget nicht genung die funcken meiner flammen /
    So küsse man alsbald doch einen schönen mund.
    _____

    Ich singe tauben ohren /
    Dein schönes antlitz kennt mich nicht /
    Hab ich der freundschafft
    süsses licht /
    Mein bestes kleinod ganz verlohren?
    Wird denn mein tag zu düstrer nacht?
    Soll ich mich lebendig begraben?
    Und deiner augen schöne pracht /
    So vormahls sonne war / itzt zu cometen haben?
    _____

    Ich küsse noch die stunde /
    Da ich den ersten liebes-kuß /
    Aus keuscher freundschafft überfluß /
    Genoß aus deinem zucker-munde:
    Das reine siegel / so von dir
    Auff meine lippen ward gedrücket /
    Hat auch die seele selbst aus mir
    In
    süsse bande hingerücket.
    _____

    Geliebte Flavia / mich brennen deine thränen /
    Das
    süsse naß beflammet meinen Geist /
    Dein heisser seuffzer macht mir jammer-reiches sehnen /
    So mich zu dir mit steiffen banden reist;
    Wilstu / o Flavia / daß Criton soll verderben /
    So sage nur von deinen todt und sterben.
    _____

    Es wird die welt dir
    süssen weyrauch brennen /
    Wenn du / o schönstes götter-kind /
    Auff deinem thron dich läst barmherzig nennen /
    Wenn man von dir genade find /
    So wird dein thun den engeln gleichen /
    Und dein erbarmen sie erweichen.
    _____

    Deine purpur-rothe wangen /
    Die ich doch nicht angerührt /
    Haben meinen geist gefangen /
    Die ihn sclavisch zugeführt;
    Und die liljen deiner brüste /
    Deiner lippen
    süsse lüste /
    Machen durch den zwang
    Mich kranck /
    Daß ich vergeh /
    Und dir sterb' / Arcadie.
    _____

    Als göttin will ich dich verehren /
    Nimm nur mein herz zum weyrauch an /
    Und laß das
    süsse wort mich hören:
    Daß man gehaßte lieben kan;
    So wirst du recht der sonne gleichen /
    Die schwärzen kan und wieder bleichen.
    _____

    Wer wollte sich durch dich nicht willig lassen binden /
    Das angenehme wunder-licht /
    So aus den schönen augen bricht /
    Läst nichts als morgenschein und
    süsse lust empfinden.
    Die seuffzer / so allhier das herze fahren läst /
    Hat nur der überfluß der anmuth ausgepreßt.
    _____

    So soll der purpur deiner lippen
    Itzt meiner freyheit bahre seyn?
    Soll an den corallinen klippen
    Mein mast nur darum lauffen ein /
    Daß er an statt dem
    süssen lande /
    Auff deinem schönen munde strande?
    _____

    Soll denn ein kuß / ein unbefleckter scherz /
    Ein
    süsser blick sünd und verbrechen heissen?
    Soll ich denn selber mich mir nun entreissen?
    Der himmel kennt der menschen sinn und herz.
    Lieb ist des himmels kind / es wird ja unsre flammen /
    Als dieberey und mord / der himmel nicht verdammen.
    _____

    Soll Sylvia vor mir verschlossen seyn?
    Verbotne frucht ist mehr als doppelt
    süsse;
    Der neben-weg reizt mehrmahls unsre füsse /
    Die wollust wächst auch aus gefahr und pein.
    Diß ist die
    süsse nuß / so schwer ist auffzubrechen /
    Die rose wird geliebt / ob gleich die dörner stechen.
    _____

    Es soll alsdenn ein amber-reicher kuß /
    Der sich genetzt in moschus und rubinen /
    Vor julep uns in dieser hitze dienen.
    Wo bleibst du doch / O
    süsser überfluß!
    Ich weiß / die liebe wird zu lachen hier beginnen /
    Indem zwey zungen nicht vor liebe reden können.
    _____

    Du must in dir nicht selbst verwesen /
    Laß mich um deinen mund die zucker-rosen lesen
    Durch einen unverwehrten kuß /
    Laß doch den
    süssen thau auff meine lippen rinnen /
    Daß durch verliebten überfluß
    Die geister selbst sich küssen können.
    _____

    Strenger himmel! hat dein spruch
    Wider mich so hart getobet?
    Wird dein segen mir zum fluch?
    Schelt' ich / was ich vor gelobet?
    Muß der vormals
    süsse schein
    Itzund gall und eßig seyn?
    _____

    Du milch-brunn
    süsser anmuths-triebe;
    Berg / der mit flammen um sich schlägt;
    Du zauber-kreyß der grimmen liebe;
    Sarg / der des buhlers freyheit trägt;
    Ihr purpur-lippen /
    Und brust / wohlan!
    An euren klippen
    Fährt itzt mein kahn.
    Der wollust an.
    _____

    Laß mich den ausbund deiner pracht /
    Der sammt und rosen nichtig macht /
    Mit meiner schlechten haut bedecken;
    Und wenn du deine lenden rührst /
    Und deinen schooß gen himmel führst /
    Sich zucker-
    süsse lust erwecken.
    _____

     

  • Christian Hölmann (1677-1744)

    Wilstu mir deinen leib auff meine seele binden?
    Soll ein Recept von mir dein lebens-balsam seyn?
    Wilstu in meiner hand die
    süsse kühlung finden?
    Soll meine gegenwart dein zartes herz erfreun?
    _____

    Dir aber netter leib / euch wolgewachsnen gliedern /
    Euch lippen / brüsten / Schoß / euch adern / herz' und blutt
    Will zu gefallen ich die pfeile gerne fiedern /
    Und zeigen / was ein Arzt vor
    süsse dienste thut.
    _____

    Ach: fühlte doch einmahl deine brust /
    Den kleinsten theil der
    allersüssten lust /
    So die verliebten durch die gegengunst geniessen /
    Du würdest seuffzende mit reue sagen müssen:
    Verlohren ist dieselbe zeit /
    Die nicht dem lieben wird geweiht /
    Wie schade vor die stunden!
    Die so in einsamkeit verschwunden /
    Wie manchen schönen tag! wie manche liebe nacht!
    _____

     

  • Ernst Christoph Homburg (1607-1681)

    Diese Nacht hab ich erkohren/
    Diese
    süsse Liebes-Nacht/
    So bald wird zur Welt gebohren/
    Sol nicht seyn zum Schlaff gemacht/
    Ihre stille Sicherheit
    Sol uns dienen anderweit.
    _____

    Sol ich dann dich so lassen?
    O meine Frewd'/ und Sonn'!
    Und ziehen meine Strassen/
    Stillschweigend schnell darvon?
    Sol ich forthin nicht küssen
    So zucker-
    süssen Mund?
    So werd' ich sterben müssen
    Erbärmlich gleich itzund.
    _____

    Zwar ob ich/ Schönste/ muß von hier
    Itzt ziehen meine Strassen/
    Sol doch mein gantzes Hertze dir
    Beständig seyn gelassen/
    Dein
    süsser Name/ Lesbia/
    Dein Mündlein von Corallen
    Sol allenthalben/ hier/ und da
    In vollem Lob erschallen/
    Ja deiner schwartzen Aeugelein
    Sol nimmermehr vergessen seyn.
    _____


    Was die Liebe?

    Ein Fewer/ sonder Fewr/ ein lebendiger Todt/
    Ein Zorn/ doch ohne Gall/ ein angenehme Noht/
    Ein Klagen ausser Angst/ ein uberwundner Sieg/
    Ein unbehertzter Muht/ ein Frewden-voller Krieg;
    Ein Feder-leichtes Joch/ ein nimmerkranckes Leid/
    Ein zweiffel-haffter Trost/ und
    süsse Bitterkeit/
    Ein unvergiffter Gifft/ und kluge Narrethey/
    Ja kürtzlich: Lieben ist nur blosse Phantasey.
    _____


    Auff eine Liebes-Ungedult

    Kom Todt! kom
    süsser Todt! Enbinde mich der Schmertzen/
    Entzeuch mich Amors Grimm/ stich/ stoß mir nach dem Hertzen;
    Wie aber? Wann er mich gebracht ins Grab hinein/
    Wird auch die Seele dann der Flammen ledig seyn?
    _____

    O Rosen-Lippelein/ daran die meinen kleben!
    Ach Purpur-Mündelein/ so lieblich ausgeschmückt!
    O Geist/ der meinen Geist mir aus dem Leibe rückt/
    Durch dieses
    süsse Thun benimmet gantz das Leben!
    _____

    O Zunge! die du mir vorhin behagtest sehr/
    Dieweil du uberal/ wo ich nur war verborgen/
    Mir artlich brachtest bey die
    süssen Liebes Sorgen;
    Wolan/ ich trawe dir/ O Zunge/ nimmermehr.
    _____


    Femina aut amat, aut odit tertium non datur

    O
    Süsses Frawen-Volck! die Thorheit/ die ihr ubet/
    Die thut den Sachen bald zu wenig/ bald zu viel;
    Die Vielheit hat bey euch/ der Mangel auch kein Ziel/
    Drumb sonder Drittes ihr uns hasset/ oder liebet.
    _____

    Ihr Brüste weis wie Schnee/ die ihr Parnassus Spitzen
    Nachahnet an Gestalt/ da die Poeten schwitzen
    So manchen lieben Tag/ so vieler Jahre frist'/
    Umb einen Lorbeer-krantz/ der die Belohnung ist.
    Ach! wann ich nur bey euch solt' eine Nacht verbleiben/
    Umb meine Poesie/ die
    süsse Kunst zu treiben/
    Ach ich setzt' Hab' und Gut/ mich selbst zum Bürgen ein/
    Auch nur in einer Nacht ein gut Poet zu seyn.
    _____

     

  • Christian Friedrich Hunold (Menantes) (1681-1721)

    Vor Augen soll der Leib/ ja Hand und Lippen schauen/
    Weil sehen zwar beliebt/ doch fühlen
    süsser ist.
    Nun unvergleichliche! laß uns Vergnüget werden/
    Und lege deine Gunst zu meiner Sehnsucht hin.
    _____

    Das Verhängniß/ so dich zieht/
    Zieht auch meinen Geist von hinnen/
    Und weil mein Vergnügen flieht/
    Fliehen auch die treuen Sinnen.
    Ach! mein Leitstern ist verschwunden!
    Und die vorgewünschte Zeit/
    Ja die Zucker-
    süsse Stunden
    Sind mit Wermuth überstreut.
    _____

    Drum so verweigert uns/ ihr lieben Kinder nicht/
    Was die Natur euch pflegt an Schätzen mit zu theilen;
    Ihr seyd der Arzt den man offt üm die Cur bespricht/
    Und lasset euch wohl selbst an dieser Kranckheit heilen.
    Ja wo ihr noch so karg mit einen Küßgen seyd/
    Und macht uns manches mahl die schöne Kost zu nichte/
    So mehret ihr dadurch nur ihre
    Süssigkeit/
    Weil man nichts liebers isst/ als die gestohlne Früchte.
    _____

    Wir träncken unsern Mund mit lauter Nectar Flüssen/
    Das Glücke dienet uns/ die Seelen küssen sich.
    Drüm muß die Welt gestehn/
    Es sey kein
    süsser Schertzen/
    Und nichts so wunderschön
    Als nur allein das Kleeblat treuer Hertzen.
    _____

    So küß ich in Gedancken/
    Und schwängere den holen Bauch der Lufft.
    Ich renn' in deine Schrancken/
    Und bau' ein Schloß auff Amors
    süsse Klufft.
    Laß mich in dieser Freyheit siegen/
    Ein Traum kränckt nicht/ und kan uns doch vergnügen.
    _____

    Daß ich dir stets getreu gewesen/
    Kanst du aus der Gedult in Marter Wochen lesen/
    Drum gönne mir dein Freuden-Fest/
    Und lasse mir geneigt nach Sturm und Jammer-Winden/
    Auch deinen
    süssen Gnaden-West/
    Und meiner Sehnsucht Uffer finden.
    _____

    Umarme doch mit wollen weichen Händen
    Den heissen Leib/ der sich nach Kühlung sehnt/
    Erhebe dich mit deinen zarten Lenden
    Schau wie die Lust schon alle Glieder dehnt.
    Es sind mein Kind zwar allzu enge Schrancken/
    Allein es geht mit
    süssen Zwang hinein/
    Ach Zucker-Kost der kützlenden Gedancken/
    Dabey das Marck muß ausgezehret seyn.
    Ach laß uns doch die Freude recht geniessen
    Bemühe dich und förder ihren Lauff.
    Jtzt wird sich gleich der
    süsse Thau ergiessen
    Ach Kind! Ach Schatz! thu deine Muschel auf.
    _____

    Lieben ist das schönste Leben/
    Das uns solche Lust kan geben/
    Die man unvergleichlich hält.
    Ehre/ Pracht/ und grosse Schätze/
    Sind versichert nur die Netze/
    Die man eitlen Sinnen stellt:

    Hier sind Florens Wunder-Auen/
    Und in Paradieß zu schauen
    Engel/ die empfindlich sind.
    Zucker Rosen und Narcissen
    Bricht man durch das
    süsse Küssen/
    Wo der Himmel selbst zerrinnt.
    _____

    Wer den Zucker nicht will speisen/
    Kan ihn auch nicht
    süsse heissen/
    Auch der Muscateller Most
    Muß vor Liebe bitter werden/
    Ja es kommt der Götter Kost
    Durch die Liebe nur auf Erden.
    Glaube diß
    Bleibt gewiß:
    So die Liebe ja betrübet
    Ist die Schuld nur dem der liebet.

    - - - - - - - - - - - - - - -

    Ach süsse Stunde brich doch an/
    Mein Hoffen zu vergnügen.
    Mein Hertze dencket stets daran
    Durch Lieb und Treu zu siegen.
    Drum Amor komm und sey bereit/
    Zu krönen die Beständigkeit.
    _____

    Schönster Engel laß dich küssen/
    Küsse mich mein Anderich!
    Brich die
    süsse Lust-Narcissen/
    Liebe mich/ ich liebe dich.
    Laß uns doch vertraulich schertzen
    In den Paradieß der Hertzen.
    _____

     

  • Zacharias Lund (1608-1667)

    Du bist/ O
    süsser Kuß/ der Außtrag meiner Flammen/
    Du ziehest meine Wündsch als ein Magnet zusammen:
    Ein köstliches Ungvent/ ein Pflaster den ich seh/
    Und heilet eusserlich das innerliche Weh.

    Ich bleibe mannigmahl durch eigenes Verlangen
    In deiner
    Süssigkeit/ eh' als ich weis/ behangen:
    Wie wann im Leime sich der Vogel selbst erhengt:
    Wie wann im Wasser offt der Korb die Fische sengt.

    Der liebliche Geruch/ und
    süsser Schmack der Zungen
    Hat offt im Schlaffe sich heimlich ins Hertz geschwungen
    Biß daß ers außgelockt/ und gar mit Strick umbringt:
    Wie wann der Speck die Mauß in eine Falle bringt.
    _____

     

  • Heinrich Mühlpfort (1639-1681)

    Ich bin vergnügt / in deinem
    süssen Kuß‘
    Hab ich noch mehr als Ambrosin geschmecket /
    Es ist fürwahr der Anmuth Uberfluß.
    Ein Aufboth / der stets neue Lust erwecket.
    Ein ander denckt / ob er dergleichen kriegt /
    Ich bin vergnügt.
    _____

    Mein auserwählter Schatz / der du mich hast entzündet
    Durch deiner Augen Pracht /
    Nun kommt die
    süsse Nacht /
    So beyder Herz und Seel‘ in reiner Treu verbindet /
    Und unsrer Liebe Licht und Schein
    Heist nunmehr unauslöschlich seyn.
    _____

    Ihr schönen Augen ihr /
    Ich fühle Gluth /
    Und eure Wunder Zier
    Erhitzt mein Blut.
    Die angenehme Freundlichkeit /
    So
    süsse Blicke streut /
    Macht mich erfreut.
    Ihr Fackeln meiner Seel
    Ich bin entbrannt /
    Aus eurer schwarzen Höhl
    Und Diamant /
    Komt mir der
    süsse Gegenschein
    Daß ich verliebt muß seyn /
    In meiner Pein.
    _____


    Die Lippen

    Den Köcher voller Pfeil hat Venus uns geschencket /
    Und / ist es Wunderns werth / das unsre Glut sich schwencket /
    Biß an der Sternen Dach / hier liegt ein Brand versencket /
    Der ewig Zunder gibt / der mit Rubin umschräncket /
    Die feuchte
    Süssigkeit / wenn Mund an Munde hencket /
    Und die vergnügte Seel mit Perlen Säfften träncket.
    _____

    Mische doch den Liebestranck /
    Durch der Küsse
    Süssigkeiten /
    Ewig soll mein Mund auf Danck /
    Seine Lippen zubereiten /
    Flösse mir die Arztney-Flüsse
    Ein durch Geisterreiche Küsse.
    _____

     

  • Benjamin Neukirch (1665-1729)

    Auff ihren mund

    Ihr rosen Indiens / weicht meiner liebsten munde /
    Ihr balsam-blumen rühmt mir euren honig nicht /
    Eur glanz und eur geschmack vergeht in einer stunde /
    Ihr mund wird aber stets von neuem angericht.
    Je mehr ich rosen schau / ie schönre seh ich blühen;
    Je mehr ich ihn geküst / ie
    süsser schmeckt der safft /
    Sein purpur kan mein blut zwar aus den adern ziehen;
    Ich aber geb ihm nur durch meine geister krafft:
    Ach daß er Sylvia doch eher nicht verdürbe /
    Als biß ich küssens satt auff seinen lippen stürbe!
    _____


    Auff ihre hände

    So offt ich euch beschau / ihr angenehmen hände /
    So offtmahls fühl ich auch im herzen neue brände /
    Und saug / ich weiß nicht was für
    süsse funcken ein.
    Wie geht es aber zu? Ihr seyd von elffen-beine /
    Die finger gleichen schnee und reinem marmel-steine /
    Daß euer schnee zugleich kan glut und flammen speyn.
    _____

    Sylvia ist angenehm.
    Ihre lippen sind corallen /
    Ihrer brüste zucker-ballen
    Und ihr
    honigsüsses lallen
    Gleicht den jungen nachtigallen /
    Die die mutter abgericht;
    Nur ihr herze tauget nicht.
    _____

    Schweig / mein herz / und laß es seyn;
    Denn es ist dir recht geschehen /
    Du wirst eher stahl und stein /
    Als Sylvetten liebend sehen.
    Bring es / wie du wilst / so nah /
    So erlangt dein treues flehen
    Doch niemahls ein
    süsses ja.
    _____


    Auff ihren mund

    Sylvia / dein
    süsser mund
    Machet / wenn verdruß und plagen
    Tausend andre niederschlagen /
    Mein verwundtes herz gesund.
    Ja / daß ich nicht ganz verbrenne /
    Daß ich mich nicht elend nenne /
    Thut / wenn ich es nur bekenne /
    Sylvia / dein
    süsser mund.

    Sylvia / dein
    süsser kuß
    Kan mir mehr erqvickung geben /
    Als die ulmen jungen reben /
    Und Egypten Nilus fluß;
    Muß ich gleich zuweilen borgen /
    So vertreibt doch alle morgen
    Meinen gram und meine sorgen /
    Sylvia / dein
    süsser kuß.
    _____

     

  • Erdmann Neumeister (1671-1756)

    Auff einen kuß

    Ein kuß! ein kuß! ein kuß!
    Ach ich bin ganz entzückt /
    Da mich doch nur ein einziger erquickt /
    Ein kuß / das ist ein kuß.
    Ach soll ich noch mehr sagen /
    So muß ich noch einmahl die
    süssen lippen fragen /
    Wovor man wohl solch labsal halten muß?
    Doch / Iris / stimme mir mit hundert küssen bey /
    Ich sage so / daß küssen in der liebe
    Die quintessence sey.
    _____

    Nichts ist
    süsser als das lieben /
    Lieben ist ein himmelreich;
    Menschen / die das wesen üben /
    Sind dadurch den göttern gleich.
    Ja zwey recht vertraute herzen
    Sind zwey engel auff der welt /
    Weil ihr angenehmes scherzen
    GOtt und menschen wohlgefällt.
    _____

     

  • Martin Opitz (1597-1639)

    JEtzt blicken durch des Himmels Saal
    Die güldnen Sternen allzumal /
    Ich bin ohn' Hoffnung gantz allein /
    Ich wach' / vnd andre schlaffen ein.
    Du / Jungfraw / liegest in der Rhu /
    Vnd hast die stoltzen Augen zu;
    Du bläsest durch den rothen Mundt
    Das
    süsse Gifft so mich verwundt.
    Du denckest nicht an meine Noth /
    Noch an den
    süssen Liebesgott /
    Der mein betrübt Gemüt' hat bracht
    In deine Hand vnd grosse Macht.
    _____

    Weg / Venus / weg / du Pest der jungen Zeit
    Ich selbst vergesse mein;
    Ich wil jetzt gehn den Lauff der Ewigheit /
    Vnd auff der
    süssen Pein
    Verwirrten Bahn nicht wallen /
    Die Tugend ist mein Ziel;
    Asterie sampt allen
    Mag bleiben wer sie wil.
    _____

     

  • Johann Rist (1607-1667)

    Ach weh der bösen Stundt/ da ich von dir gesogen
    Das
    süsse liebe Gifft/ dadurch so schweres Leidt
    In mir gebohren ward/ und nunmehr ist bereit/
    Ach Amor hett ich doch dein güldne Pfeil geflohen/
    _____

    Sie ist mir ein kühle Lufft/
    Wenn mein Hertz vor ängsten pufft
    Sie ist mir ein
    süsser Tranck/
    Wann ich binn vor Liebe kranck.
    _____

    Mich soll hinfohrt das Lieben
    Nicht mehr betrüben
    Noch quählen mir mein Hertz
    Mit selbstgemachter Pein/
    Ich wil das
    süsse Leyden
    Von gantzer Seele meiden
    Frei wil ich allzeit sein/
    So bleib ich sonder Schmertz.
    _____

    O
    süsser Mund/ war das dein Will
    Als du so lieblich mich geküsset/
    Da wir uns hertzten in der Still
    Auch so daß ich mich selbst vermüsset
    O lokke Brod
    Du schafst den Tod
    Drüm Schönste still' itzt mein Verlangen/
    Du weist wie hart ich bin gefangen.

    Laß deiner Perlen Hände Pracht
    So mir geraubt mein halbes Leben/
    Ja mich zum Sclaven hat gemacht/
    Mir meine Freiheit wieder geben
    Ja
    süsser Mund
    Du kanst zur Stund
    In höchster Lust mich wieder sehen/
    Sprichst du nun ja/ so wirds geschehen.
    _____

    Ach! Ich brenn' im
    süssen Leiden
    Ich vergeh' in Liebes-Pein/
    Deine Schönheit die zu meiden
    Muß mein tunkles Grabmahl seyn
    Ich verschmacht'/ ich schwind'/ ich schwitz
    Als ein Gräßlein in der Hitz.
    _____

    Wer kan dein Englisch Angesicht/
    Wer kan der schönsten Augen-Licht
    Betrachten und ihr nicht erweisen
    In Demuht Ehr' und Höffligkeit
    Du Krohn der Nimfen dieser Zeit/
    Wie selig ist der Mensch zu preisen/
    Dem deiner
    süssen Lippen-Safft
    Das Leben gibt durch ihre Krafft.
    _____

    Perlemund/ dir mag ichs danken
    Daß ich so verliebet binn/
    Daß auff dich ohn' alles Wanken
    Ich gerichtet meinen Sinn/
    Du mein Leben hast gerührtet
    Meine Seel'/ und mich geführet
    Auff den
    süssen Liebe-Plan
    Sag'/ hab' ich zu viel gethan?
    _____

    Glaube doch O
    süsser Mund
    Was dein Schäffer schweret
    Tugend ist der Liebe Grund
    Daß er dein begehret
    Tugend die dich Edel macht
    Hat mich in diß Joch gebracht
    Daß ich dir mein Leben
    Mich so gahr ergeben.
    _____

    Laß mich bald' dein Aüglein küssen
    Die zwo Diamanten sind/
    Wilt du nicht so wirst du müssen
    Florabelle
    süsses Kind/
    Dein vor Gold gepriesnes Hahr
    Und die Rosen rohte Wangen
    Wil ich mit Gewalt umfangen
    Gantz nicht scheuend die Gefahr.
    _____

    Zürne nicht mit meinen Händen
    Daß sie sich auff mein Befehl
    Etwas schneller zu dir wenden
    Anzufassen deine Kehl'/
    Ach! das enge Mund an Mund
    Und das
    Honigsüsse Stippen
    Auff den Rosenfarben Lippen/
    Machet mir mein Hertz gesund.
    _____

    Halte dich nur hart und muhtig
    In der keuschen Liebe-Brunst/
    Schlage mich gantz wund und bluhtig
    All dein Arbeit ist umsunst/
    Ach! es bringt mir
    süssen Schmertz
    Wenn du so dich pflegst zu wehren
    Ei denn muß ich erst begehren
    Florabellen gantzes Hertz.
    _____

    Und bekenn' ich endlich frei
    daß das
    bittersüsse Lieben
    da so viel ist von geschrieben/
    sey nur lauter Sclaverey/
    Ja daß ein verliebtes Hertz
    das sich selbst nicht kan bezwingen/
    finde nur in diesen Dingen/
    Trübsahl/ Unmuht/ Angst/ und Schmertz.
    _____

    Ach was hatt' ich damahl Ehr'
    Als du schwurest meine Sonne/
    Daß dein Hertzen Freud und Wonne
    Keiner sonst als Dafnis wer'
    Aber seht vor kurtzer Zeit
    Ist im
    süssen Liebes-Orden
    Dein Gemüht erfüllet worden
    Schier mit Unbeständigkeit.
    _____

    Unterdessen sag' Ich frei
    Daß das bitter-
    süsse Lieben
    Da so viel ist von geschrieben
    Sei nur lauter Sclaverei/
    Da ist quählen Tag und Nacht
    Wil Ich einmahl friedlich leben
    Muß Ich dir mit Seufftzen geben
    Florabelle guhte Nacht.
    _____

    Dein gehen/ reden/ lachen/
    Dein frisch und traurig sein/
    Dein höflichs Minen machen/
    Dein lieblichs Mündelein/
    Dein
    süsser Lippen-Thau.
    Dein küssen/ klopffen/ schertzen
    Stelt dich ja meinem Hertzen
    Stets für du schönste Frau.
    _____

    Sie heist die rechte Sonn'/ in welcher güldnen Strahlen
    Ich mein betrübtes Hertz mit Lust erfrischen kan/
    Sie leuchtet weit und breit/ wenn sie nur komt heran
    So kan ihr
    süsser Mund/
    so kan ihr
    süsser Mund mir alles Hertzleid zahlen.
    _____

    Ich meinte daß das Lieben
    nichts wehr als
    süsse Lust/
    Ja daß auch kein betrüben
    der Liebe wehr bewust/
    Ich hätte nicht gedacht/
    daß so viel tausend Schmertzen
    in der verliebten Hertzen
    regierten Tag und Nacht.
    _____

    Mein Hertz war voll von Freuden
    Und blind von
    Süssigkeit/
    Ich spührte gahr kein Leiden/
    Es war noch vor der Zeit.
    Mein unerfahrner Muht/
    Der suchte nichts/ als Lieben/
    Das itzund Mich getrieben
    In solche Feuers-Gluht.
    _____

    Doch so viel tausend Thränen
    Die Ich mit Pein vergoß/
    Und das bedrückte Sehnen/
    Das aus der Seelen floß
    Bedauchte Mier zu seyn
    Ein
    Wundersüss Vergnügen
    Da sich beisammen fügen
    Der Liebe Lust und Pein.
    _____

    Glaube mir/ o
    süsses Hertz/
    Daß der Schmertz/
    Den ich stets um dich muß leiden/
    Gahr zu bitter ist und groß/
    Weil ich bloß
    Florabella dich muß meiden/
    Gahr zu hefftig gehts mich an/
    Daß ich dich nicht sprechen kan.
    _____

    Liebstes Hertz/ wenn werd' ich doch
    Dieses Joch
    Gahr von meinen Schultern legen?
    Ach/ wenn kompt die güldne Zeit/
    Daß der Neidt
    Seinen Gifft nicht mehr darff regen?
    Ach/ wenn komt der
    süsse Tag/
    Daß ich eins dich küssen mag?
    _____

    Edle Fürstinn meiner Sinnen/
    Wehrter Preiß der Schäfferinnen/
    Wann gibst du mir einen Blikk/
    Daß ich stille mein Verlangen/
    Weil ich bin so hart gefangen
    Durch der
    süssen Liebe-Strikk?
    Ach! wenn komt die wehrte Stund'
    Einst zu küssen Rosemund?
    _____

    Wie kan es sein das solche Treu/
    Und so beständigs Lieben/
    Daß ich fürwahr ohn allen Scheu
    Astroea stets betrieben/
    Nicht solte beugen deinen Sinn/
    Ich sende so viel Sehnen
    Und bitter
    süsse Thränen/
    O schönstes Leben/ zu dir hin.
    _____

    Deine Rosenfarbe Lippen/
    Deines Mündleins süsser Safft
    Gibt den matten Hertzen Krafft/
    Durch das
    Wundersüsse stippen/
    Honig/ Zukker/ Nectar/ Wein/
    Können nicht so lieblich seyn.
    _____

    Erbarm dich mein O Schäfferinn/
    Erhalte mir mein Leben/
    Daß ich den Würger zum Gewinn
    Durch Liebeszwang muß geben/
    Kom
    süsses Hertz
    Damit mein Schmertz
    Und unvergleichlichs Leyden
    Verwandelt werd' in Freuden.
    _____

    Florabella
    süsser Mund
    Grosser Wunderwerk der Erden/
    Dafnis kan allein gesund
    Durch dein lieblichs Küssen werden.
    _____

    Sie hat der zahrten Hände Schnee
    Fein Kreutzweiß auff der Dekke liegen/
    Das weiß ich/ ob ichs gleich nicht seh/
    Auch mich nicht darff zu ihr verfügen/
    Sie blaset eine
    süsse Lufft
    Auß ihrem rosenfarben Munde/
    Ich aber fühl in dieser Stunde/
    Wie mir mein Hertz vor ängsten pufft.
    _____

    Mein verliebtes Hertz begehret
    Was es kränket und verzehret/
    Ja ich sag es sonder Scheu/
    Freyer leben mag auff Erden
    Nicht für mich gefunden werden
    Als die
    süsse Sclaverey.
    Ach Rosiminde liebstes Kind/
    Wie hastu mir doch so geschwind
    Durch deine Zier und Himmels Pracht
    Auch bittre Dinge
    süeß gemacht.
    _____

    Florabell'/ in dem du mir
    Tausend Küsse pflagst zu geben
    Fühlt' ich Schönste für und für
    Ein für mich erwünschtes Leben/
    Honig/ Nektar/ Zucker/ Wein
    Pflag dein
    süsser Mund zu schenken/
    Was sol aber ich gedenken
    Nun es muß geschieden seyn!
    _____

    Neulich hastu Schönste müssen
    Deinen
    wundersüssen Mund/
    Vielmahl von mir lassen küssen/
    Der die Hertzen macht gesund.
    Ja ich hab' in selber Stunden
    Auch nicht weniger empfunden/
    Galathe/ zur Abendzeit/
    Deiner Lippen
    Süssigkeit.

    Aber Galathe halt innen/
    Es komt deine
    Süssigkeit
    Nicht bey dieser Schäfferinnen/
    Nein/ o nein/ das fehlet weit.
    Ihr kanstu dich nicht vergleichen/
    Ja fast nicht das Wasser reichen/
    Ihrer Lippen
    süsser Safft
    Gibt für allen andern Krafft.

    O wie selig ist zu schätzen/
    Den dieß Nectar
    süsse Naß
    Dermahleins wird stets ergetzen/
    Ich fürwahr bekenne das/
    Welchen ihres Mündleins drükken
    Nicht kan alsobald entzükken/
    Und durch Liebe nehmen ein/
    Der muß mehr als steinern seyn.
    _____

    Ich liebe dich von Hertzen Grund.
    Das wil ich gern bekennen/
    Ach möchte nur dein
    süsser Mund
    Mich auch den deinen nennen.
    Ach könt' es sein/
    Das mir allein/
    Rosillis/ liebstes Leben/
    Du möchtest dich ergeben.
    _____

     

  • Johann Hermann Schein (1586-1630)

    Ach edles bild/ von Tugent mildt/
    Wie thustu mich so krencken/
    Das du nicht hier/ bist stets bey mir/
    mein Hertz wil sich versencken/
    Ach wenn ich doch/ dich sehe noch/
    O
    süsser schatz/ mein leben/
    Wolt ich gar weit/ mein traurigkeit/
    dem Meer thun ubergeben.
    _____

    O Scheiden/ O bitter scheiden/
    Wie machstu mir so grosses leiden/
    O schöne Eugelein/
    Ach sol Ewr blickelein
    Ich denn so gar fort meiden/
    O
    süsser Mund/
    Dein Lippen rund
    Thun mir mein Hertz zurschneiden.
    _____

    Ach wird dir doch nichts entnommen/
    Wann mir zu lieb und Liebesfrommen/
    Viel tausentschmätzelein
    Von deinem Lippelein
    Ein
    süsses Labsal kommen/
    Ach edles Hertz/
    Bedenck mein schmertz/
    Den du offt hast vernommen.
    _____

     

  • David Schirmer (1623-1687)

    Ihr Lippen/ die ihr Blut der Purpur schnecke traget/
    und den Corallen-glantz mit eurer Zierde schlaget
    wer hat euch so verliebt den Rosen eingeetzt/
    und ein so
    süsses Meth auff euern Mund gesetzt?
    _____

    Amaranthe/ meinen Kuß
    satzt ich dir auf deine Wangen/
    da du drauf zum Uberfluß
    bliebest unbeweglich hangen/
    biß der
    süsse Zimmet-Thau
    nach der Lippen Purpur rante/
    und ich auf der gantzen Au/
    nichts als deine Rosen kante.
    _____

    Ob mich Liebe gleich betrübet/
    bin ich dennoch des gewiß/
    daß sich auch in mich verliebet
    meine schöne Rosilis.
    Darfür soll ihr
    süsser Name
    hier im Hertzen voller Pein/
    die von ihrer Schönheit kame/
    ewig eingeschlossen seyn/
    weil betrübet
    wir nun gäntzlich seyn verliebet.
    _____

    Hier liegt mein Paradeiß mit Rosen überdeckt.
    Die Brüste regen sich/ mich mehr und mehr zu quälen.
    Der Ambra steigt empor aus ihrer
    süssen Kehlen.
    Hier liegt mein Paradeiß im Grünen ausgestreckt.
    _____

    Als ich im grünen saß/ hat mir Labelle geben
    Den
    süssen Liebes-Kuß/ der süsser/ als mein Leben/
    Und
    süsser Nectar war. Die Liebe nam mich ein
    Das mein entfärbter Mund must ohne Rede sein.
    _____

    So fährstu/ Seele meiner Seelen/
    Noch immer fort/ mich mehr zu quälen/
    Das ich doch nicht vertragen kan?
    Ich wolte lieber alles leiden/
    Als deine
    süssen Blicke meiden.
    Was aber hab ich dir gethan?
    _____

    Liebste/ laß mich in dir leben/
    Eh ich muß vergehen.
    Du kanst Kraft und Seele geben/
    Durch dich kan ich stehen.
    Laß dein
    süsses Ja erschallen/
    Meine Brunst zukühlen.
    Wird mein Hoffen von mir fallen/
    Worauf soll ich zielen?
    _____

    Wie viel Marter muß ich leiden/
    Liebste/ seit ich von dir bin?
    Ach wie muß mein krancker Sinn
    Darben seine
    süssen Freuden!
    Weil der Leitstern deiner Zier/
    Sich so gar entfernet mir.
    _____

    Deine Straalen wärmen mich/
    Das mein Liebes-Feuer sich
    Zu der
    süssen Lohe findet.
    Meine Brunst brent mich so sehr/
    Weil Sie deiner Sternen-Heer
    So glückselig hat entzündet.
    _____

    Was dein
    süsser Balsam spricht/
    Wenn Er durch die Lippen bricht/
    Das verwundet meine Seele.
    Du bist aller Schönheit Zier/
    Die ich in der Welt alhier
    Unter allen Dingen zehle.
    _____

    Wie stund
    Der
    süsse Mund
    In rothen Klippen
    Der Lippen!
    Der Gruß
    Der sanfte Kuß/
    Der mich so verlassen muß/
    Erstumt nun vor des Todes Hippen.
    _____

    Mein Hertz/ das unter deinen Brüsten
    Nun eine
    süsse Wohnung fühlt/
    Bleibt hinter mir in seinen Lüsten/
    Biß daß es seine Brunst abkühlt.
    Biß daß es meine Seele findet/
    Die sich mit deiner Seele bindet.
    _____

    Ihre Brust hab ich geküsset/
    Und daher ist mir so wohl.
    Sie hat meinen Mund
    durchsüsset/
    Durch Sie leb ich/ wie ich soll.
    Durch Sie leb ich nur allein/
    Und kan nun mein selber seyn.
    _____

    Sie giebt mir tausend Lieblichkeiten
    Aus jhrer
    süssen Augen-Glut.
    Sie machet es auf allen Seiten
    Nach einer keuschen Liebe gut.
    Wir lieben heimlich in der Stille
    Ich und die schöne Purpurille.
    _____

     

  • Sibylle Schwarz (1621-1638)

    Ach / Amor / nimb dein schwäres Joch von mir /
    kans müglich seyn / nimb wegk die Liebes Plagen /
    dein Joch ist schwer / drümb kan ichs nicht mehr tragen /
    du bist zu
    süß / drümb klag ich über dir.

    Nimb wegk die Last / sie unterdruckt mich schier:
    was sol ich doch vohn deinen Pillen sagen /
    die bitter sind / und doch mir wohl behagen?
    Ich steh und geh im Zweiffel für und für:

    wo sol ich hin? Im fall ich bin allein
    so denck ich nuhr: Ach möcht ich bey Ihr seyn!

    bin ich bey Ihr / so steht mir vohr das Scheiden;
    liebt sie mich dan / das ich so sehr begehr /
    so ist mir doch die
    Süßigkeit zu schwär;
    Ich will den Tod wohl für die Liebe leiden.
    _____

    Die Lieb' ist billich ja in allem keusch zu schätzen /
    sie ist das Guhte selbst; wer ihr sich gantz ergiebt /
    der wird geliebt / und liebt / der liebt und wird geliebt /
    er kan sich ewiglich mit
    süßer Lust ergetzen /

    zu letzt entkompt er auch des Todes grimmen Netzen /
    und lebt noch einst so lang / er wird gahr nicht betrübt /
    weil er die Frewde hat; im fall er Lieben übt /
    kan ihn das Unglück auch zu keiner Zeit verletzen /

    er lebt in wahrer Ruh / in stehter Einigkeit /
    darff nicht zu Felde ziehn / er führt den
    süßen Streit.

    Wem wil dan nicht dis Tuhn / diß
    süße Tuhn gefallen /
    das uns wie Brodt ernehrt? der muß ein Unmensch seyn /
    der stirbet / weil er lebt / er ist ein Klotz und Stein /
    er ist ein höltzern Bild / sein Hertz ist vohn Metallen.
    _____

    Ist Lieben keusch? wo kompt denn Ehbruch her?
    Ist Lieben guht / nichts böses drinn zu finden /
    wie kann sein Feur dan so gahr viel entzünden?
    Ist Lieben Lust / wer bringt dan das Beschwär?

    Wer Lieben liebt / fährt auff der Wollust Meer /
    und lässet sich ins Todes Netze binden /
    das nicht zerreist / er lebet nuhr den Sünden /
    liebt Eitelkeit / und ist der Tugend leer.

    Das ewig lebt / dem stirbt er gäntzlich ab /
    sieht seine Noht erst / wan er siht sein Grab.

    Wer dan nuhn wird in Liebes Brunst gefunden /
    der fliehe bald / und hasse / die er liebt;
    ist Lieb ihm
    süß? so werd er drümb betrübt;
    ist sie sein Brodt? so geb er sie den Hunden.
    _____

    Wie kan der Liebe Joch doch
    süß und lieblich seyn /
    weil manches Herze pflegt vohn ihren Schmertzen sagen /
    und über ihre Last / und tieffe Wunden klagen?
    wie ist dan
    süße das / das allen bringet Pein /

    das wie ein starckes Gifft die Hertzen nimmet ein /
    das manchen Helden würgt / ihr vihl auch heist verzagen?
    wie kan uns das alsdan doch Frewd und Lust erjagen?
    Nein / nein / der Liebe Tranck ist bitter Wermuhtwein.

    Doch gleichwohl ist sie
    süß / weil vielen wird gegeben /
    durch ihre
    Süßigkeit / ein angenehmes Leben.

    Drüm / schließ ich / ist die Lieb ein angenehmes Leid;
    (wiewohl eß selten kompt / daß wiedrig' Eigenschafften
    an einem Dinge nuhr zu gleiche können hafften)
    die Liebe heisst und ist die
    süße Bitterkeit.
    _____

     

  • Jacob Schwieger (um 1630-1664)

    Aus deinem Munde flißen Flüsse
    Die
    süßer noch als Zukker seyn/
    Ei gieb Sie mihr mein Täubelein/
    Licht! meiner schwartzen Finsternüsse/
    Mein liebstes Kind/ reich hehr den Mund
    Und mach mein krankkes Hertz gesund/
    Hoch-ädle Bluhm den wil ich preisen/
    Trau solches/ dich mit tausend Weisen.
    _____


    An Adelmuht über seinen Traum

    Das war ja
    Süßigkeit daß Ich o schönste Zihr
    krigt einen
    süssen Kuß zu Nacht im Traum von dihr.
    So
    süß' er mihr vor war/ so bitter ist er nun
    weil ich gantz nichts gekrigt. Was sol ich aber thun?
    Ich muß zu friden sein/ und denkken daß ein Kuß
    macht weder reich noch arm/ nur daß er bringt verdruß.
    _____


    Sie kan heilen

    Gleich wie das Aqua Vit' ein mattes Hertz kan laben
    wens offt vor Angst und Noht nicht weiß woraus noch ein?
    So kan ein Küßchen auch für allen andern Gaben
    von meiner Adelmuht/ erquikken meine Pein.

    Ihr Küssen ist sehr
    süß. Möcht ich nur einß empfangen
    das Naß von ihrem Mund'! ach Rosen Adelmuht!
    laß zu daß ich mag frei an deinen Lippen hangen/
    den solches wirkket Freüd' in meinem jungen Bluht.
    _____

     

  • Kaspar Stieler (1632-1707)

    Wer will/ kan ein gekröntes Buch
    von schwarzen Krieges-zeilen schreiben:
    Ich will auff Venus Angesuch
    ihr
    süsses Liebes-handwerk treiben:
    Ich brenne. Wer nicht brennen kan/
    fang' ein berühmter Wesen an.
    _____

    Ich habe die Schöne mit nichten gewonnen
    mit Solde von Golde/ mit Perlenem Wehrt/
    und scheinenden Steinen in Bergen geronnen/
    den Tyrischen Purpur hat sie nie begehrt.
    Die Zeilen/ die
    süssen
    aus Pegasus Flüssen
    die haben ihr härtliches Hertze gerührt:
    Nu stehet mein Lorber mit Myrten geziert.
    _____

    Noch geschahen tausend Renke
    Doch/ ich ließ mich nirgend ein
    biß ich einmahl bey der Tränke
    macht ein weinig mich gemein.
    o ihr scharffen Nessel-küsse
    o daß ihr mir wart so
    süsse!
    _____

    Ja ihr milden Honigküsse!
    Nu habt ihr nur Bitterkeit
    statt der vorbeliebten
    Süsse
    meinem Herzen eingestreut/
    Nu ich euch nicht länger schmekke
    seid ihr mir zur Dornen-hekke.
    _____

    Die Nacht
    die sonst den Buhlern fügt und
    süsse Hoffnung macht
    Die Ruh/
    die einem Liebendem sagt alle Wollust zu/
    bringt mir nur lauter Schmerzen
    und raubet mir das Licht/
    das meinem trüben Herzen
    des Trostes Straal verspricht.
    _____

    Wie sie stets in meinen Sinnen
    so bey Nacht/ als Tage steht/
    wacht und mit zu Bette geht:
    So kunt' auch kein Schlaaff zerrinnen
    daß ihr Bildnis/ das so
    süsse
    sich nicht um mich merken liesse.
    _____


    Die Lust/ so überhäufft sich findet/
    benimmt uns des Gedenkens Krafft.
    Je mehr sich Amors Gluht entzündet
    ie mehr Verstand wird hingerafft.
    Mein Sinn war dunkel/ gleich den Blinden
    und kunte sich in sich nicht finden.

    O
    süsser wahnwiz! ach! wie gerne/
    wolt' ich noch iezt so rasend sein.
    Diß ist die Seeligkeit der Sterne
    und aller Götter insgemein:
    daß sie in Wollust so verführet
    nicht merken/ wenn sie Schmerzen rühret.
    _____

    Verzeih mir/ daß von Rosilis/
    und Mel' ich/ Buschgen/ hier was schreibe:
    so lang' ich Filidor verbleibe/
    bleibt meine Treu auch dir gewiß.
    Was hier von einer ist gedichtet/
    hab' ich auff drey auß Schein gerichtet.

    Wenn dein verliebter Zukkermund
    mir die
    besüßten Küsse schenkte/
    und mich mit solchem Labsal tränkte/
    der alle Krankheit macht gesund
    so wars Melinde/ die ich schriebe
    der
    süsse Honig meiner Liebe.
    ______

    Hier ist das Herz/ stoß/ Morta/ nach der Linken!
    Parzen-Heer/
    sezz an die Scheer'
    indehm die müden Augen sinken:
    ist doch schon mein Geist
    auß der Leten-fluht gespeist.
    Du
    süsses Sterben/
    was wirstu mir vor Ruh erwerben!
    Acheron!
    ich wil auff dir darvon:
    Was hab' ich armer Buhler hie
    zu hoffen sonst/ als tausend Todes-Müh.
    _____

    Die unkostbahren Tücher/
    so du um dich getahn/
    betasten frey und sicher
    die
    süsse Wollust an:
    den Händen/ die doch beben
    wird so ein linder Strich nicht zugegeben.
    _____


    Barbillchen/ die Zukker-dokke

    Du
    süßbeliebtes Honig-kind/
    Barbillchen/ Labnüß meiner Seelen/
    der Indiens
    süsse Zukker-hölen
    an Anmuht nicht zugleichen sind.
    Ich wil es/ daß es alle wissen/
    warum ich dich so offt muß küssen.

    Der Zukker-trozz/ der Nektar-Wein/
    der in den göldnen Demant-schaalen
    springt bey der Götter Feyermahlen
    macht/ daß sie ewig trunken sein/
    weil deß Geschmakks/ des Zukker-
    süssen
    sie nimmer mögen satt geniessen.

    Dein unverglichner Labsal-Mund
    ist solch' ein Nektar meinem Herzen/
    für meiner Liebe Wermuht-Schmerzen.
    Was auß Hymettens bunten Grund'
    am Morgen die bemühte Biene
    äzzt ab/ ist deiner Jugend grüne.

    Süß ist der göldnen Haare Band/
    süß deiner Stirne rund umfangen/
    süß die Zinober-rote Wangen/
    süß deiner Augen heller Brand.
    Dem Lippen-tau/ dem Zukker-reichen
    muß
    süsser Alakant auch weichen.

    Dein Atem
    süsser/ denn Kaneel/
    süß deines Halses schmale Länge/
    süß deiner Brüste Perl-gepränge/
    süß ihr' Inwohnerinn/ die Seel.
    Süß deine Rede/ süß dein Lachen/
    dein Schlaffen/
    süsser/ ach! dein wachen.

    Süß deine Kleider/ süß dein Rokk
    das Fuppchen drein ist
    süß darneben/
    du weist/ was du mir drauß gegeben.
    Barbillchen/
    süsse Zukker-dokk'
    Ich schmekke dünkt mich/ noch die Gaben/
    die auch die Todten können laben.

    Das
    süsseste/ so an dir ist/
    muß ich/ ungerne zwar/ verschweigen/
    doch kan es über alles steigen/
    was je die Sterblichen
    versüßt.
    Die
    Süsse/ so es von sich giebet
    macht Leib und Geist zugleich verliebet.

    Man sagt wol/ daß was
    süssers nicht
    sey/ als der sanffte Schlaaff zufinden?
    das kan ich leicht daher entgründen:
    als neulich uns verschwandt das Licht/
    war mir das wachen also
    süsse/
    daß ich den Schlaaff drum fahren liesse.
    _____

    Mich träumt' als Rosilis auff meine Lippen fiele/
    Ihr
    süsser Zukkermund gab mir so manchen Kuß/
    die Seel' erhube sich ob dem beliebten Spiele.
    Ich wacht': Indehm entwich der bunte Fantasus.
    Da stunde Rosilis für mir mit Leib und Leben.
    Hat Morfeus nu den Kuß mir/ oder Sie gegeben?
    _____

     

  • Gottlieb Stolle (Leander aus Schlesien) (1673-1744)

    Wer kan der
    süßen macht der liebe widerstehn?
    Es muß der strenge Mars in ihren banden gehn.
    Was ist wol in der welt, das ihr nicht dienen müsse?
    Lufft, erd‘ und himmel liebt. So weit die sonne sticht,
    Legt ihr ein ieder mensch das herze vor die füße;
    Nur Amarillis nicht.
    _____


    Von Lisetten, als sie sich nicht wollen küssen lassen

    Mein! warum wehret sich Lisette,
    Wenn man ihr öffentlich ein küßgen geben will?
    Die antwort ist nicht schwer: Weil sie das
    süße spiel
    Viel lieber im verborgnen hätte.
    _____

    Wohlan! so sey es denn: Die farbe deiner lippen
    Steigt höher, als die pracht von den corallen-klippen,
    Und wer im tode liegt, den macht ihr feuer frisch.
    Zwar andern schlägt die brust weit eine
    süßre wunde;
    Allein ich bin vergnügt, hab ich auf deinem munde,
    Du andre Helena! nur einen freyen tisch.
    _____

    Vergnügungen, die schon ein groß geräusche geben,
    Sind lange nicht der kern vollkommner
    süßigkeit.
    Die liebe sucht die still' und die zufriedenheit.
    Und also muß man nur nach einem buhler streben.
    _____

    Ach! bricht dein grimm den porcellan
    Der
    süßen hoffnung ganz in drümmer?
    Du blickest meiner flammen schimmer,
    Als ein geborgtes wesen an.
    Und spiel' ich gleich betrübte lieder;
    So schlägt dein kalter sinn doch ihre kräffte nieder.
    _____

    Mein liebes-secretair bist du allein, mein herze!
    Wie Amors
    süße kerze
    Mich nächst entzündet hat, das weißt du ganz allein.
    _____


    Als er sie geküsset hatte

    Die schlau' und eifersüchtge liebe
    Bewachte Florabellens mund.
    Indem ich nun aus vorwitz-vollem triebe
    Nach diesen frischen rosen stund,
    (Worunter Amor sich versteckte)
    Und endlich auch den safft der
    süßen blumen schmeckte,
    So stach die liebe zu, wie eine biene thut;
    Der stich durchlief das heisse blut,
    Und drang, iedoch nicht ohne
    süße schmerzen,
    Mir von dem munde zu dem herzen.
    _____

    Du fragst mich, liebstes kind, vollkommne Sylvie,
    Ob reine liebes-glut, ob dieses
    süße weh,
    Bis zu der finstern grufft und ewig könne währen,
    Ob reine flammen sich bis in die grube nähren,
    Zwar, auserwehltes licht, ist selten eine treu,
    Die von so langer daur und ohne tadel sey.
    Doch wo zwey seelen sich von gleicher tugend lieben,
    Da kan die reine glut in keinem sturm zerstieben.
    _____

     

  • Georg Rudolf Weckherlin (1584-1653)

    Einig
    süßes mündelein
    Röhter dan ein röselein
    So Phaebus durch sein ansehen
    Macht aufgehen:
    Lefzen übertreffend weit
    Den taw so die erden nötzet,
    Und mit fruchtbarkeit ergötzet
    In der
    süßen Frülings zeit.
    _____

    Darnach küß mich widerumb,
    Das noch größer werd die sum,
    Stüpf mich auch mit deiner zungen
    Ungezwungen,
    Die
    süßer dan honig ist:
    Also laß uns kurtzweil führen,
    Damit wir ja nicht verlieren
    Der Jugent einige frist.
    _____

    Das volck mag schwören, spihlen, sauffen,
    Die Fürsten schänden gleich das Land,
    Die gantze Welt fall gleich zu hauffen,
    Voll krieg, untrew, blut, grewel, schand:
    So bleib doch reichlich ich begabet
    Von meiner
    süssen Lieb erlabet.
    _____

    So laß mich nu von dir, thu du von mir, empfangen
    Den letzten letzin-kuß. O
    süsser tod! Ach nein,
    O newe lebens-krafft, die wir zu gleich erlangen!
    _____

    Vil schöner dan der Sonnen-glantz,
    Vil
    süsser dan ein blumen-crantz
    Ist meine Myrta anzuschawen;
    Sie ist ein tag aller klarheit,
    Sie ist der ruhm aller schönheit,
    Under den lieblichsten Jungfrawen.
    _____

    Ich war ihr hertz, ihr trost und leben,
    Sie war die Göttin meiner Brust;
    Ietz hab ich bey ihr keinen lust,
    Will auch ihr keine frewd mehr geben.
    Ihr unbestand und mein verstand
    Löschen auß Amors
    süssen brand.
    _____

    Myrta gab ihm hierauf antwort,
    Süsse sehl meiner sehlen hort,
    Ich trag zu dir in meinem hertzen
    Mehr lieb dan minuten ein Jahr,
    Mehr dan stern hat der himmel klar
    Leid ich für dich heimliche schmertzen.

    Alßdan der hürt mit grossem lust
    Zog dise wort auß seiner brust,
    Sovil
    süssigkeit laß Uns fühlen,
    Wievil blumen zieren das feld;
    Und wievil laub tragen die wäld,
    So vil laß uns schertzen und spihlen.
    _____

    Durch küß von
    süssem nectar feucht
    Das hertz und sehl von frewden leicht
    Solt Ihr Euch nemen und mitthailen:
    Ihr solt durch tief-wundende küß,
    Ihr solt durch
    süß-hailende büß
    Euch verwunden und wider hailen.
    _____

    So knüpfet auch kein sayl noch leyn ein solchen bund,
    Als die zart krause haar, die meinen gaist beschweren;
    Kein wind bließ iemahl auff die seegel stoltz und rund
    Als mich die
    süsse lufft des rothen munds bethören.
    _____

    In meiner hand (O
    süsser lohn!)
    Wan du, O schöne hand, gefangen,
    Gedrucket druckest du mit wohn
    Und lust mein hertz, hand und verlangen:
    Gefangen fanget deine Zucht
    Also, daß niemahls durch die flucht,
    Der dich gefangen, dir entgangen.
    _____

    Zwo liebende geliebte sehlen,
    Die ihre küß einander stehlen
    Geniessend der lieb
    süssen trew,
    Die könden sich ja nicht bekräncken,
    Vil weniger des tods gedencken,
    Als aller forcht und sorgen frey.
    _____

    Die Lieb und Torheit uns verdriesset,
    Doch ist die Torheit so
    versüsset
    Daß ihr kein wollust der welt gleich:
    Die welt (der Torheit Königreich)
    Wirt von ihr und der Lieb erhalten,
    Sie beed die gantze welt verwalten.
    _____

    Ach! Hertzlieb, wan mich dein abwesen
    Nicht lasset ferr von dir genesen,
    So find ich mich auch ohn verstand
    Wie ohn Sehl; Es ist eine Schand
    Für uns beed, die wir hertzlich lieben,
    Und ohn verstand uns stehts betrieben.

    Ist dan Lieb wie Torheit zu schelten
    So könden sie uns doch vergelten
    Mit höchster frewd, trost, lob und lust,
    Wan zumahl unsre Sehl und Brust,
    Die stehts mit lieb sich mehr entzünden,
    Mehr
    süssigkeit in Narrheit finden.
    _____

    Die gantze Nacht und Tag verdriessen,
    Marina, mich die
    süsse blick,
    Die scharpfe plitz, die oft und dick
    Mein jung verliebtes hertz durch schiessen:
    Verdriessen? nein. Vilmehr
    versüessen
    Die liebliche blick mein unglick
    Die gantze Nacht.
    Darumb so lasset uns geniessen
    Der
    süssen Lieb fruchtreiches glick,
    Daß wir uns beed in der Lieb strick
    Mit unsern armen selbs beschliessen
    Die gantze Nacht.
    _____

    Des einen mund soll mit wollust
    Des andern hertz auß seiner brust
    Zunemen, ihm die brust aufspalten:
    Des andern hertz soll mit dem mund
    Durch
    süße küß verwundend wund
    Sich der andern brust nicht enthalten.
    _____

    Durch den schwaiß nimmet die frewd zu,
    Die ruh ist
    süßer nach unruh,
    Und
    süßer die küß so genetzet:
    Also wirt dein laidige fraid,
    Also wirt Ihr frewdiges laid
    Durch beeder laid und fraid ergötzet.
    _____

    Ihr augen, die ihr mich mit einem blick und plitz
    Scharpf oder
    süß nach lust könt strafen und belohnen;
    O liebliches Gestirn, Stern, deren liecht und hitz
    Kan, züchtigend den stoltz, der züchtigen verschonen.
    _____

     

  • Philipp von Zesen (1619-1689)

    SChöne Böse / meiner sinnen
    bittersüße Hänkerin;
    was doch sol ich nun beginnen:
    da / o Hertzenskränkerin /
    die du folterst seel' und sin /
    ich von dir verschmähet bin?
    _____

    Ach Rosemund! ach Rosemund! dein mund mus meinen sinnen
    ein'
    alzeitsüsse walfahrt sein / so lang' er bleibt von hinnen:
    so lange meine lippen nicht zu ihm walfarten gehn /
    und stäts mit deines mundes tau erfrischet können stehn.
    _____

    Süße Lielje /
    schau! deiner äuglein blitz
    verwürret mier hertz sinn verstand und witz;
    verwürret mier hertz sinn verstand und witz.
    Mein mund ist als verklummet /
    verstummet.
    O
    süße Lielje halt. ich hitz' / ich hitz'.
    o
    süße Lielje /
    o
    süße Lielje halt. ich hitz' / ich hitz'.
    _____

    Man befielt mir /
    süße Schöne:
    Ich sol rühmen deine Zier /
    durch ein
    süßes Lobgetöhne:
    das / ja das befielt man mir.
    Aber sol ich
    süße spielen /
    mus ich himmelsfeuer fühlen.

    Doch dis
    süße himmelsfeuer /
    wie mich deucht / dringt durch mich hin;
    auch fließt meine dinte freier /
    als sie flos vom anbegin;
    ja sie fliesset
    wundersüße /
    wan ich / Sonne / dich begrüße.
    _____

    Auf! Liebe / rühre meine lunge.
    Auf! Liebe führe meine zunge.
    Auf! Liebe ziere meinen klang
    damit er
    süß' und lieblich klinge /
    damit ich
    süß' und lieblich singe /
    ja lieblich / diesen Lobgesang.

    Die Lieb' entspriess' in meinen sinnen.
    Aus liebe fliesse mein beginnen.
    Von lieb' ergiesse sich mein reim:
    in liebe schiess' er aus dem kiele:
    mit liebe schliess' er seine spiele /
    durch liebe
    süß' / als honigseim.

    Es müss' in meinem ahtem zischen
    die zimmetluft aus Zeilans büschen:
    ihr zukkergleicher
    süßer saft
    müss' auch aus meiner feder fliessen /
    und diese gantze schrift
    durchsüßen /
    sie anzutuhn mit lebenskraft.
    _____

    Kein zukker ist so lieblich
    süße /
    als diese
    süße Tugendblüße.
    kein reucherhartz / ja kein kannehl /
    noch auch der Inder teure fichte /
    reucht nie so
    süß' / als ihr gerüchte;
    das selbst beschähmt das rosenöhl.

    Karfunkelwasser hat die gaben
    so kräftig nicht das hertz zu laben /
    als ihrer Augen
    süßer blik:
    auf dessen zukkerstrahlen-streuen
    das bitre leid sich selbst mus freuen /
    ja alle trauer stehn zurük.
    _____

     

18. Jh.

 

  • Charlotte von Ahlefeld (1781-1849)

    Die Liebe, die des Lebens Kronen windet,
    Hat sich die Purpurrose vorbehalten.
    Wenn ihre Gluth der Lilie sich verbindet,
    Muß sich des Daseyns höchstes Glück gestalten.
    In ihres Duftes wonnevollem Gruße
    Berührt der Himmel uns mit
    süßem Kuße.
    _____


    Bei Übersendung eines Vergißmeinnicht

    Diese Blume, deren blaue Blüthe
    Deutungsvoll der schönste Nahme schmückt,
    Der als Wunsch mir längst im Herzen glühte,
    Hab' ich einsam heut' im Thal gepflückt.

    Süß umschwebt von Deinem theuern Bilde,
    Schien sie würdig zur Gesandtin mir;
    Hin in ferne, trennende Gefilde,
    Bringe sie den Gruß der Freundschaft Dir.

    Ehe sie Dir naht wird sie verbleichen -
    Schnell verlöschet ihrer Farbe Licht,
    Doch die Bitte möge Dich erreichen,
    Die ihr Nahme zärtlich zu Dir spricht.
    _____

    Erbebt, ihr Saiten innerer Gefühle,
    Bei der Erinn'rung
    wundersüßem Schmerz,
    Bei dem Gedanken der vergangnen Zeiten,
    Und wiegt in Schlummer das erregte Herz.
    _____

    Für Dich dem Tode still mich hinzugeben,
    Dünkt
    süßer mir, als ohne Dich zu leben.
    Doch knüpfte auch, im innigsten Vereine,
    Mein Schicksal liebevoll sich an das Deine,
    So würd' ich dennoch gern von Daseyn scheiden,
    Befreite Dich mein Tod von Schmerz und Leiden,
    Und selbst in banger Qual beglückte mich
    Des Zauberwortes Himmelsklang: Für Dich!
    _____

    Als mir, von goldner Freiheit noch umfangen,
    Des Daseyns Fülle blühend sich erschloß,
    Da war's ein dunkles, heiliges Verlangen,
    Das über mich der Sehnsucht Flammen goß.

    Da blickt ich froh und kühn in die Gefilde
    Der Zukunft hin, von Morgenroth beglänzt;
    Das Leben schien in ungetrübter Milde
    Von der Natur mir tausendfach umkränzt.

    Und doch – von allen Blüthen, die es schmücken,
    Von allen Freuden, die das Herz beglücken,
    Verdient nur eine, daß man sie beweine.

    Es ist das
    süße, trunkene Entzücken,
    Das nur durch Schweigen wagt sich auszudrücken
    In stummer Liebe seeligem Vereine.
    _____

     

  • Sophie Albrecht (1757-1840)

    Liebe

    Süße Qual in meinem Herzen,
    Die sein holder Name giebt,
    Ruft mit tausendfachen Schmerzen:
    Nie als jetzt hab' ich geliebt!

    Dieses Klopfen, dieses Sehnen,
    Ha! wem gilt der Flammenstreit?
    Sind der Tugend diese Thränen?
    Sind der Wollust sie geweiht?

    Sehnsucht, wie sie keine kannte,
    Seit die Lieb' ein Weib gekannt,
    Knüpfst du himmlisch unsre Bande?
    Wirst du Unschuld noch genannt?

    Tausend kühne Wünsche beben,
    Kühn vermess'ne Pulse fliehn -
    Wollt' ich ihnen Namen geben,
    Würde Schaam die Stirn' umglühn.

    Selbst der Tugend ernste Büste -
    Einst mein schönstes Heiligthum -
    Wandelt, seit sein Mund mich küßte,
    Sich zur Liebesgöttin um.
    _____


    An F*.

    Von allem, was wir einst in
    süßer Fülle hatten,
    Von unbegränzter Liebe Glück,
    Bleibt nichts, als der Ahnung Schatten,
    Von goldner Zukunft mehr zurück.
    Doch, ach! vielleicht, daß dieser Ahnung Palmen
    Erst jenseits über Gräbern weh'n;
    Hier sehn wir unsrer Liebe Erndtehalmen,
    Dort werden wir die Früchte sehn.
    Geschworen sei dir Liebe auch für jenes Leben,
    Wo Treue ihre Strahlenkrone flicht;
    Die Ewigkeit wird uns den Aufschluß geben,
    Warum so manches Herz zu früh hier bricht.
    _____

     

  • Rosa Maria Assing (1783-1840)

    Ich hab' viel von dir geträumet
    So
    süß einst, und ach auch so schwer!
    Und deine Lieder, sie tönten
    Noch lange so
    süß um mich her.
    _____

    O Frühlingszeit!
    Wie machst du das Herze so groß und weit!
    Wie regt sich Alles munter da drinnen,
    Wie werden so wach und lebendig die Sinnen!
    Es haben die
    süßen Gefühle nicht Raum,
    Es wogt in dem Herzen und schwebt wie ein Traum.
    O Frühlingszeit!
    O Wunderzeit!
    _____

    O Frühlingszeit!
    Wie mahnst du an die vergangne Zeit!
    Es hatte mit dir in tausend Wonnen
    Mein
    süßes Liebeleben begonnen;
    Und still, in Erinnrung und Liebe versenkt,
    Mein Herze des vorigen Frühlings gedenkt.
    O Frühlingszeit!
    O Liebeszeit!
    _____

     

  • Susanne von Bandemer (1751-1828)

    An ***
    bey der Übersendung einer Haarlocke

    Die stolze Majestät des Löwen zu bezwingen,
    Muss keine Kette ihn umschlingen;
    Verachtend sprengt er sie. – Ein Faden fesselt ihn,
    Und willig wird er Amors Wagen ziehn, -
    Der Liebe
    süssgepries'ne Bande
    Sind, leider! zu Cytherens Schande,
    Nicht immer
    süss – und Blumenketten rar.
    Doch ich, mein Trauter, fess'le gar
    Den Mann der Liebe an ein – Haar -!
    _____

    Ha! dieser
    süsse Aufruhr aller Sinnen,
    Dies Drängen, Streben, Schmachten und Zerrinnen
    In heissen Thränen, die die Liebe weinet
    So uns vereinet,

    Sie lässt uns nie der Ruhe Glück geniessen,
    Bis Herz an Herz sich wonnevoll wird schliessen,
    Und dieses Busens ungestümes Schlagen
    Dir mehr wird sagen

    Als tausend Worte dir bezeichnen können -
    Wer kann das Unaussprechliche benennen? -
    Vergebens streb' ich, Holder! dies Entzücken
    Dir auszudrücken.
    _____

    Die Liebe kann der Liebe im Entbehren
    Mehr
    Süssigkeit, als Sinnenlust gewähren,
    Denn das Entzücken, das sie giebt,
    Bleibt von der Reue ungetrübt.
    _____

    Auf deinen frischen jugendlichen Wangen,
    Geröthet von dem
    süssesten Verlangen,
    Verschönert durch Bescheidenheit,
    Sah ich den Kampf verschwieg'ner Schmerzen,
    Und fühlte tief in meinem Herzen
    Der Liebe ganze Seligkeit.
    _____

    Du willst von mir nur Freundschaft nicht mehr Liebe;
    Ists möglich! hör' ich recht? seit wann genügt sie dir?
    O, der allmächtigste und
    süsseste der Triebe,
    Ist ja der bessre Theil von mir.
    _____

    Süsser Liebling! Dich nur zu erblicken
    Ist der Wunsch, der meine Seele füllt,
    Jeder Puls schlägt feuriges Entzücken
    Wann der Zufall diese Sehnsucht stillt.

    Und doch bist du immer mir zugegen,
    Wann dich gleich mein Aug' und Herz vermisst:
    Ungeduldig schelt' ich dann den trägen
    Stundenlauf, wo du nicht bey mir bist.

    Wachend denk' ich dein, und seh' dich immer
    Vor mir schwebend, wie dein
    süsses Bild
    Jeden Raum in diesem kleinen Zimmer,
    Jede Faser meines Herzens füllt.
    _____

    Die niedre Erde schwand, vor unsern trunknen Blicken
    Enthüllte sich ein Himmel mir;
    Ein
    süsses Vorgefühl von göttlichem Entzücken
    Der Seligen fand ich bey dir.
    _____

    Wer schildert sie des Herzens reine Wonne
    Die mich durchbebt, wann endlich sich die Sonne
    In Dunkel hüllt, und mir der Stern erscheinet,
    Der uns vereinet.

    Dann fliehen sie, die lang' ersehnten Stunden,
    Bey dir dahin, als wären sie Sekunden,
    Ich spähe nur in deinem
    süssen Blicke
    Nach meinem Glücke.
    _____

     

  • Aloys Blumauer (1755-1798)

    Immerdar mit leisem Weben
    Schwebt dein
    süßes Bild vor mir,
    Und ein liebesehnend Beben
    Zittert durch die Seele mir.
    _____

    Küsse sind der Liebe Bund:
    Es ist
    süß, wenn Mund an Mund
    Sich mein Blick umnebelt;
    Aber noch weit
    süßer, wenn
    Dein gespitztes Züngelchen
    Mit dem meinen schnäbelt.
    _____

    Gern deckt' ich in Assembleen
    Dir den Busen, als Linon,
    Oder hing in
    süßen Wehen
    Dir am Hals en Medaillon:
    Doch zu meiner Freuden Fülle,
    Schönste, wünscht' ich mir allein
     Unter deines Bettes Hülle
    Eine Nacht - ein Floh zu sein.
    _____

     

  • Friedrich Bouterwek (1766-1828)

    Ein Kuß von meinem Mädchen
    Begeistert mich zum Guten;
    Der Sittenlehre Ruthen,
    Ach! die begeistern nicht.
    Man lernt so leicht durch Lieben
    Die schwersten Pflichten üben.
    Man übt so gern im Stillen
    Der Liebe
    süße Pflicht.
    _____

    Es wuchs für mich ein Baum empor;
    Er hieß der Baum der Liebe.
    In seinem Schatten blühte mir
    Ein Himmel
    süßer Zuversicht
    Und nahmenloser Freude.
    _____

     

  • Louise Brachmann (1777-1822)

    Mir gnügt es, wenn der Reine, Gottgeweihte,
    Getrennt von mir, erfüllt die ernste Pflicht,
    Daß ihn mein Geist mit Sehnsuchtsflug begleite,
    Daß einst mein Auge mit dem seinen bricht!
    Entfernt von Dir, bin ich Dir stets zur Seite;
    Dein
    süßes Bild macht meine Nächte licht!
    O glücklich, könnt' auch ich Dich strenges Leben
    Mit einem sanften Rosenflor umweben.
    _____

    Ja! Deinen Anblick will ich fliehen!
    Der einst so hold, so
    süß mir war.
    Was soll der Wangen zärtlich Glühen?
    Was blickt Dein Aug' so wunderbar?
    Ich kann die Lust nicht unterdrücken
    An Deines Blickes Himmelsstrahl!
    Muß noch einmal in's Aug' Dir blicken,
    Doch ach – dies war das letzte mal!
    _____

    Sagen, nein ich kann es nicht,
    Was im Innern für Dich glühet,
    Was mich magisch an Dich ziehet,
    Sagen, nein ich kann es nicht!

    Sähst Du nur nicht selbst die Glut,
    Die mir auf den Wangen brennet,
    Wenn Dein
    süßer Mund mich nennet,
    Wenn auf mir Dein Lächeln ruht;
    _____

    Schweige, Mund und redet, Augen!
    Andre Sendung will ich nicht.
    Nur so zarte Boten taugen,
    Wo ein zart Geheimniß spricht.

    Durch der Wimpern Schattenschleier
    Dringen Blitze, bang, doch kühn,
    Süßes, wunderbares Feuer,
    Spiegelnd in der Wangen Glühn.
    _____


    Sympathie

    Seelig, wenn aus des Geliebten Blicken
    Die verwandte Seele wiederstrahlt!
    Wenn sich unser Kummer und Entzücken
    Spiegelnd in des Freundes Auge malt;

    O wie
    süß! wenn uns des Herzens Regung
    Im geliebten Auge flammenhell
    Aufblitzt, sympathetisch die Bewegung
    Durch die Pulse flieget heiß und schnell!

    Wie in einem Meer voll
    süßer Wonne
    Untergeht im theuren Aug' der Blick,
    Und es glänzt ihm eine schöne Sonne
    Von der lichten Spiegelfluth zurück.

    Wunderbar doch schlang die ew'ge Liebe
    Jenes Band, das unser Loos
    versüßt,
    Das mit mächt'gen, unaufhaltbar'n Triebe
    Unsre Herzen aneinander schließt!

    Jeder strebt, das eigne Glück zu finden,
    Jeder sucht den Urquell eigner Lust;
    Und wo fließt er? In den heil'gen Gründen,
    In den Tiefen der geliebten Brust!
    _____

     

  • Gottfried August Bürger (1747-1794)

    Du mein Heil, mein Leben, meine Seele!
    Süßes Wesen, von des Himmels Macht
    Darum, dünkt mir, nur hervorgebracht,
    Daß dich Liebe ganz mir anvermähle!
    _____

    Wenn gleich in Hain und Wiesenmatten
    Sich Baum und Staude, Moos und Kraut
    Durch Lieb' und Gegenliebe gatten,
    Vermählt sich mir doch keine Braut.

    Mir wächst vom
    süßesten der Triebe
    Nie Honigfrucht zur Lust heran;
    Denn ach! mir mangelt Gegenliebe,
    Die Eine nur gewähren kann!
    _____

    Hört von meiner Auserwählten,
    Höret an mein schönstes Lied!
    Ha, ein Lied des Neubeseelten
    Von der
    süßen Anvermählten,
    Die ihm endlich Gott beschied!
    Wie aus tiefer Ohnmacht Banden,
    Wie aus Graus und Moderduft
    In verschlossner Totengruft
    Fühlt er froh sich auferstanden
    Zu des Frühlings Licht und Luft.
    _____

    "O Lieber", so sprach sie, so sang sie zu mir,
    "O
    Süßer, was sollt' ich nicht lieben an dir?
    Bist
    süß mir an Leibes- und Liebesgestalt;
    Doch teuer durchs Herz, das im Busen dir wallt." -
    _____

    Wohlauf, mein liebender Gedanke,
    Wohlauf, zu ihrem Lager hin!
    Und webe gleich der Eppichranke
    Dich um die traute Schläferin!
    Geneuß der
    übersüßen Fülle
    Von aller Erdenseligkeit,
    Wovon zu kosten noch ihr Wille,
    Und ewig ach! vielleicht verbeut! - -
    _____

    Bist nicht häßlich, das ist wahr;
    Äuglein hast du, blau und klar;
    Wang' und Mund sind
    süße Feigen;
    Ach! vom Busen laß mich schweigen!
    Reizend, Liebchen, das ist wahr,
    Reizend bist du offenbar.
    _____


    Schwanenlied

    Mir thut's so weh im Herzen!
    Ich bin so matt, so krank!
    Ich schlafe nicht vor Schmerzen;
    Mag Speise nicht und Trank;
    Seh' alles sich entfärben,
    Was Schönes mir geblüht!
    Ach, Liebchen! will nur sterben!
    Dies ist mein Schwanenlied.

    Du wärst mir zwar ein Becher
    Von Heilungslabsal voll. -
    Nur - daß ich armer Lecher
    Nicht ganz ihn trinken soll! -
    O, daß du auch so
    Süßes,
    So tausend
    Süßes hast! -
    Und hätt' ich des Genießes,
    Wann hätt' ich gnug gepraßt? -

    Drum laß mich vor den Wehen
    Der ungestillten Lust
    Verschmelzen und vergehen,
    Vergehn an deiner Brust!

    Aus deinem
    süßen Munde
    Laß saugen
    süßen Tod!
    Denn, Herzchen, ich gesunde
    Sonst nie von meiner Not.
    _____

    Wer schuf des Mädels Purpurmund
    So würzig,
    süß und lieb und rund?
    Der liebe Gott! der hat's gethan,
    Der Nelk' und Erdbeer' würzen kann,
    Der schuf des Mädels Purpurmund
    So würzig,
    süß und lieb und rund.
    _____

    Wer hat zur Fülle
    süßer Lust
    Gewölbt des Mädels weiße Brust?
    Der liebe Gottt hat's auch gethan,
    Der stolz die Schwäne kleiden kann;
    Der hat zur Fülle
    süßer Lust
    Gewölbt des Mädels weiße Brust.
    _____


    Die Unvergleichliche

    Welch Ideal aus Engelsphantasie
    Hat der Natur als Muster vorgeschwebet,
    Als sie die Hüll' um einen Geist gewebet,
    Den sie herab vom dritten Himmel lieh?

    O Götterwerk! Mit welcher Harmonie
    Hier Geist in Leib und Leib in Geist verschwebet!
    An allem, was hienieden Schönes lebet,
    Vernahm mein Sinn so reinen Einklang nie.

    Der, welchem noch der Adel ihrer Mienen,
    Der Himmel nie in ihrem Aug' erschienen,
    Entweiht vielleicht mein hohes Lied durch Scherz.

    Der kannte nie der Liebe Lust und Schmerz,
    Der nie erfuhr, wie
    süß ihr Atem fächelt,
    Wie wundersüß die Lippe spricht und lächelt.
    _____

     

  • Adelbert von Chamisso (1781-1838)

    Küssen ist ein
    süßes Spiel,
    Meinst du nicht, mein
    süßes Leben?
    Nimmer ward es noch zu viel,
    Küssen ist ein
    süßes Spiel.
    Küsse, sonder Zahl und Ziel,
    Geben, nehmen, wiedergeben,
    Küssen ist ein
    süßes Spiel,
    Meinst du nicht, mein
    süßes Leben?
    _____

     

  • Helmina von Chézy (1783-1856)

    Ade, Ade! Mir ist so weh,
    Daß ich dich missen mußt'!
    Dein lichter Blick
    Blieb mir zurück,
    Ein Pfeil in tiefster Brust,
    Bald
    süß, bald weh – Ade, Ade!
    _____

    Die Stunden flieh'n, die Hoffnung ist zerronnen,
    Und sternenlos bleibt die durchstürmte Nacht,
    Ja, Himmel, nimm sie wieder, deine Wonnen,
    Die arme Welt ist nicht für sie gemacht!

    Und wird kein Stern mehr
    süßen Stunden scheinen,
    So reich, so selig, heil'ger Andacht voll,
    So laß mich sanft um das Verschwund'ne weinen,
    Ein
    süßes Glück will süßer Thränen Zoll.
    _____


    Himmel und Welle

    Gestern war ich voller Schmerz,
    Heut ist Alles
    süß und helle:
    Wie der Himmel, so die Welle,
    Wie mein Liebling, so mein Herz!
    _____

    Ich bin so reich in Deinem Angedenken,
    Daß ich mich nimmer kann ganz einsam nennen,
    Nur wenn ich mich kann ganz hinein versenken,
    Dann gibt's für mich kein banges Herzenstrennen;
    Will mir die Welt die eitlen Freuden schenken,
    Ich fliehe sie, und mag sie nimmer kennen,
    Welt, Seele, Herz und Himmel sind vereint,
    Wo mir Dein Bild, ein
    süßer Stern, erscheint.
    _____

    Ich weiß auf weiter Erde
    Ein Wesen nur, wie Dich,
    Vor Gott, und vor der Einen
    Beug' ich an Andacht mich.

    Wie
    süß ist's, Dich zu denken!
    In Deiner Lieblichkeit
    Die Seele zu versenken
    Gibt Trost in herbem Leid.

    O leucht' im Glorienscheine
    Stets selig, klar und rein,
    Du Heilige, Du Meine,
    Vor Gott gedenke mein!
    _____

    O, wer noch nie gewußt,
    Wie
    süß ist einsam Sehnen
    Der suche Sehnens Lust
    In ewig schönen Thränen.

    Die grüne Einsamkeit,
    Wo Nachtigallen hauchen,
    Muß jedes Herzeleid
    In ihre Wonnen tauchen.
    _____

    Ach, ich trank einmal mit Beben,
    Süß durchschauert von Entzücken
    Aus des Auges Flammenblicken
    Leben, Liebe, Lieb' und Leben.
    _____

    So mußt Du, Geliebte, blühen,
    Reizerfüllt, mit edelm Sinn.
    So muß ich in Sehnsucht glühen,
    Blicke bange auf Dich hin.
    Deine Reize mich berauschen,
    Sehnlich athm' ich
    süße Pein,
    Darf ich Herz um Herz nicht tauschen
    Ist doch meine Seele Dein!
    _____


    An *

    Warum so stumm, mein Herz, warum so bange?
    Fühlst Du Dich heut nicht rein und
    süß beglückt?
    Warum der Thräne Fluth auf bleicher Wange,
    Da Perl' und Thau nur frische Rosen schmückt?
    Blüht nicht die Flur? Erschloßen nicht die Rosen
    Sich dieser Sonne, die durch Wolken dringt?
    Warum dann bangst Du, da der Seele Kosen
    Mit zartem Laut durch Deine Trauer klingt?

    O, laß der Seele nur ihr dämmernd Schweigen,
    Berühre nicht die Tiefen wunder Brust,
    Laß, statt der Töne, Perlen nur entsteigen,
    Welch Lied erreicht der Thräne stille Lust?
    Gib diesem Festtag nur ein leises Grüßen,
    Denn wortlos grüßen Blume, Duft und Licht,
    Und welch ein Herz vernimmt darin den
    süßen
    Herzinn'gen Einklang reiner Liebe nicht?
    _____

     

  • Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

    Dich sah ich, und die milde Freude
    Floß von dem
    süßen Blick auf mich;
    Ganz war mein Herz an deiner Seite
    Und jeder Atemzug für dich.
    Ein rosenfarbnes Frühlingswetter
    Umgab das liebliche Gesicht,
    Und Zärtlichkeit für mich - ihr Götter!
    Ich hofft es, ich verdient es nicht!
    _____

    Ist es möglich! Stern der Sterne,
    Drück ich wieder dich ans Herz!
    Ach, was ist die Nacht der Ferne
    Für ein Abgrund, für ein Schmerz!
    Ja, du bist es, meiner Freuden
    Süßer, lieber Widerpart;
    Eingedenk vergangner Leiden,
    Schaudr ich vor der Gegenwart.
    _____

    Laß deinen
    süßen Rubinenmund
    Zudringlichkeiten nicht verfluchen;
    Was hat Liebesschmerz andern Grund,
    Als seine Heilung zu suchen?
    _____


    Frech und froh

    Liebesqual verschmäht mein Herz,
    Sanften Jammer,
    süßen Schmerz;
    Nur vom Tüchtgen will ich wissen,
    Heißem Äugeln, derben Küssen.
    Sei ein armer Hund erfrischt
    Von der Lust, mit Pein gemischt!
    Mädchen, gib der frischen Brust
    Nichts von Pein und alle Lust!
    _____


    Christgeschenk

    Mein
    süßes Liebchen! Hier in Schachtelwänden
    Gar mannigfalt geformte
    Süßigkeiten.
    Die Früchte sind es heilger Weihnachtszeiten,
    Gebackne nur, den Kindern auszuspenden!

    Dir möcht ich dann mit
    süßem Redewenden
    Poetisch Zuckerbrot zum Fest bereiten;
    Allein was solls mit solchen Eitelkeiten?
    Weg den Versuch, mit Schmeichelei zu blenden!

    Doch gibt es noch ein
    Süßes, das vom Innern
    Zum Innern spricht, genießbar in der Ferne,
    Das kann nur bis zu dir hinüber wehen.

    Und fühlst du dann ein freundliches Erinnern,
    Als blinkten froh dir wohlbekannte Sterne,
    Wirst du die kleinste Gabe nicht verschmähen.
    _____

    Sprich! unter welchem Himmelszeichen
    Der Tag liegt,
    Wo mein Herz, das doch mein eigen,
    Nicht mehr wegfliegt?
    Und, wenn es flöge, zum Erreichen
    Mir ganz nah liegt? -
    Auf dem Polster, dem
    süßen, dem weichen,
    Wo mein Herz an ihrem liegt.
    _____

    Süß, den sprossenden Klee mit weichlichen Füßen im Frühling
    Und die Wolle des Lamms tasten mit zärtlicher Hand;
    Süß, voll Blüten zu sehn die neulebendigen Zweige,
    Dann das grünende Laub locken mit sehnendem Blick.
    Aber
    süßer, mit Blumen dem Busen der Schäferin schmeicheln;
    Und dies vielfache Glück läßt mich entbehren der Mai.
    _____

    Über meines Liebchens Äugeln
    Stehn verwundert alle Leute;
    Ich, der Wissende, dagegen
    Weiß recht gut, was das bedeute.

    Denn es heißt: ich liebe diesen,
    Und nicht etwa den und jenen.
    Lasset nur, ihr guten Leute,
    Euer Wundern, euer Sehnen!

    Ja, mit ungeheuren Mächten
    Blicket sie wohl in die Runde;
    Doch sie sucht nur zu verkünden
    Ihm die nächste
    süße Stunde.
    _____

     

  • Friedrich Wilhelm Gotter (1746-1797)

    Die Liebe

    Ach, was ist die Liebe
    Für ein
    süßes Ding!
    Sorgenlos, wie Kinder,
    Führt sie uns durchs Leben.
    Unser ganzes Leben
    Flieht mit ihr geschwinder,
    Als uns ohne Liebe
    Sonst ein Tag verging!
    Ach, was ist die Liebe
    Für ein
    süßes Ding!

    Ach, was ist die Liebe
    Für ein
    süßes Ding!
    Muth gibt sie zur Arbeit,
    Hilft sie uns verrichten.
    Eine Blumenkette
    Werden unsre Pflichten,
    Und am Thron der Liebe
    Hängt der Kette Ring.
    Ach, was ist die Liebe
    Für ein
    süßes Ding!

    Ach, was ist die Liebe
    Für ein
    süßes Ding!
    Unsre Seele hebet
    Sich auf ihrem Flügel,
    Unsre Seele schwebet,
    Neu von ihr belebet,
    Ueber Thal und Hügel,
    Gleich dem Schmetterling.
    Ach, was ist die Liebe
    Für ein
    süßes Ding!
    _____

     

  • Johann Diederich Gries (1775-1842)

    So viel verdankt' ich absichtsloser Milde,
    Empfing so viel, dir selber unbewusst!
    Mein Auge hing entzückt an deinem Bilde,
    Und Himmelsahnung schwellte meine Brust.
    O Seligkeit elysischer Gefilde,
    O
    süsser Taumel unerschöpfter Lust,
    Wenn diesen Reiz, der von den Göttern stammte,
    Ein Funken nur von Mitgefühl durchflammte!
    _____

    Am frühen Morgen ist mein erstes Sinnen:
    Werd' ich wohl heut die Vielgeliebte schauen?
    Und schmeichelnd giebt mir Hoffnung das Vertrauen:
    Du wirst, du wirst den
    süssen Lohn gewinnen.
    _____

     

  • Johann Christian Günther (1695-1723)

    ICH habe genug.
    Lust, Flammen und Küße
    Sind giftig und
    süße
    Und machen nicht klug.
    Komm, seelige Freyheit und dämpfe den Brand,
    Der meinem Gemüthe die Weißheit entwand.
    _____

    Liebste Seele, las dich finden!
    Ich spaziere durch die Linden,
    Durch die Thäler, durch den Hayn
    In Begleitung
    süßer Pein;
    Ich durchkrieche Strauch und Höhlen,
    Such in Wäldern weit und nah
    Die Vertraute meiner Seelen,
    Dennoch ist sie nirgends da.
    _____


    VON DER LIEBE

    O Liebe,
    Was vor innig-
    süße Triebe
    Hegstu nicht in deiner Brust!
    Würden doch nur die Verächter
    Einmahl unsrer Wollust Wächter,
    Schwör ich bey Amoenens Gunst,
    Daß sie erstlich selbst nicht wüsten,
    Ob der Himmel zeitlich sey,
    Und darnach vor Scham und Reu
    Nur vom Zusehn sterben müsten.
    Das thäten sie,
    Das thäten deine Triebe,
    O Liebe!
    _____


    NUR eine bleibet meine Taube,
    Und diese, werthes Kind, bist du;
    Die Welt hat nichts von
    süßrem Schmerze,
    Als wenn ich dir, vertrautes Herze,
    Die Armen um den Nacken thu
    Und dort zwey Handvoll Blumen raube.

    So wie uns oft nach warmen Regen
    Ein grünlichter Geruch erquickt,
    So geil, so kräftig und so
    süße
    Erfahr ich den Geruch der Küße,
    Die, wenn sich deine Zunge rückt,
    Herz, Nieren, Marck und Bein bewegen.
    _____

    WAS ich in Gedancken küße,
    Macht mir Müh und Leben
    süße
    Und vertreibt so Gram als Zeit;
    Niemand soll es auch erfahren,
    Niemand will ich's ofenbahren
    Als der stummen Einsamkeit.
    _____

    Dein Antliz hält uns viel zu scharf,
    Als daß ein Mensch Erlösung hofen darf;
    Ich lieg in deinen Ketten,
    Du angenehmes Kind,
    Und werde nie gesinnt,
    Mein treues Herze zu erretten.
    Das
    süße Joch, die leichte Last,
    Mit der du mich gebunden hast,
    Ergözt mich mit dem schönsten Spiele;
    Denn wenn ich Schlummer fühle,
    So sieht die finstre Ruh
    Den halb geschloßnen Blicken zu,
    Die an die Sterne dringen
    Und durch die kalte Luft
    Den Schwur zum Abendopfer bringen,
    Den Echo öfters nachgeruft.
    _____

    DIE Liebe weckt an diesem Morgen
    Den Kummer der verliebten Sorgen
    Mit mir gar zeitig wieder auf;
    Die Seufzer wachen in dem Munde,
    Die Thränen suchen aus dem Grunde
    Des Herzens ihren alten Lauf.

    Die Schmiedin meiner
    süßen Kette
    Zieht meine Faulheit aus dem Bette,
    In welchem sie der Schlaf noch wiegt.
    Ihr Auge schläft, ich aber weine,
    Die Einsamkeit sizt auf dem Steine,
    Der mir an meinem Herzen liegt.
    _____

    Sammle nur auf jene Stunde,
    Die die Wiederkunft bestimmt,
    Neuen Geist und Kraft im Munde,
    Stärcke, was im Auge glimmt,
    Ja, verspar auf diesen Tag
    Alles, was entzücken mag!

    O mit was vor
    süßem Lallen
    Werden wir alsdenn, mein Kind,
    An- und umeinander fallen,
    Bis die Zunge Kraft gewinnt
    Und durch holde Wort entdeckt,
    Was wir innerlich geschmeckt.
    _____

    ACH, was ist das vor ein Leben,
    Niemahls recht verliebt zu seyn!
    Nichts kan Trost im Unglück geben
    Als ein Kuß voll
    süßer Pein.
    _____

    Ich gönne ja jedem sein eigen Ergözen,
    Drum last mich zufrieden und gönnt es auch mir.
    Denckt jemand zu lieben, der thu es noch hier,
    Eh Zeit und Verhängnüß den Scheidebrief sezen.
    Die Welt hat nichts
    Süßers als dies, was man liebt,
    Drum leb ich und liebe, so lang es was giebt.
    _____

    Vor was erröthestu, mein Licht?
    Ich werde dich nichts Böses lehren;
    Du kennst das
    süße Spiel noch nicht,
    Dein Anblick raubt mir Sehn und Hören.
    Die Liebe wüntscht dich in ihr Reich,
    Gehorch ihr doch auf mein Erklären,
    Sie wird sich dir und dies zwar gleich
    Mit aller ihrer Lust gewähren.
    _____

    Ach, freylich thut es weh, wenn solche Ketten springen;
    Brecht,
    süße Feßel, brecht! Ich bin genug gedrückt,
    Mich soll kein frischer Kuß in neue Bande zwingen;
    Da Philirindens Zorn die lezte Glut erstickt,
    Und da mich ihre Flucht auf Erden elend macht,
    So sag ich auf einmahl der Liebe gute Nacht.
    _____

    Wir spielen unverstört mit Redligkeit und Küßen,
    Wir haben gleichen Sinn, wir wüntschen einerley,
    Sind Sclaven
    süßer Macht, und niemand lebt so frey;
    Wir schwazen, daß uns auch die Worte mangeln müßen,
    Wir schencken uns an uns und nähmen, könt es seyn,
    Als Seelen wahrer Treu nur einen Cörper ein.
    _____

    Ein Augenblick der
    süßen Zeit,
    In welchem mich dein Scherz erfreut,
    Gilt mehr als alle Freudenfeste,
    Wo Dresden, jezt die halbe Welt,
    Das Herz der hohen Hochzeitgäste
    Mit tausend Wollust unterhält.
    _____

    Ich lies den Schlaf vergebens auf mich warthen,
    Und wenn mein Fleiß die finstre Nacht
    Mit Kuß und Büchern zugebracht,
    So zogstu mich gleichwohl noch in den Garthen;
    Da träufelte mir erst das
    süße Mannabrodt
    Noch reicher als dein Thau vom allerliebsten Munde,
    Da macht ich oftermahls mit unserm
    süßen Bunde,
    Ich glaub aus Eifersucht, Auroren noch so roth.
    _____

    SO wist einmahl, ich bin verliebt,
    Und zwar in so ein Kind,
    Das mir erst Lust zu leben giebt,
    So schwer die Zeiten sind.
    Sein Kuß ist meiner Seelen Kraft
    Und hat an
    süßer Glut
    Fast aller Schönen Eigenschaft,
    Nur nicht den Wanckelmuth.
    _____

     

  • Friedrich von Hagedorn (1708-1754)

    Du holder Gott der
    süßten Lust auf Erden,
    Der schönsten Göttinn schöner Sohn!
    Komm, lehre mich die Kunst, geliebt zu werden;
    Die leichte Kunst zu lieben weis ich schon.
    _____

    Ergebet euch mit freyem Herzen
    Der jugendlichen Fröhlichkeit:
    Verschiebet nicht das
    süße Scherzen,
    Ihr Freunde, bis ihr älter seyd.
    Euch lockt die Regung holder Triebe;
    Dieß soll ein Tag der Wollust seyn:
    Auf! ladet hier den Gott der Liebe,
    Auf! ladet hier die Freuden ein.
    _____

    Noch ietzt verehr ich Chloris;
    Mir aber ist sie spröde
    Und wünscht nicht zu erfahren,
    Ob ich die Liebe kenne;
    Und jener
    süßen Stunde
    Und ihres kleinen Schäfers
    Und ihres holden Kusses
    Vergisst die stolze Schöne.
    Nur ich kann ihrer Lippen,
    Die sie mir lächelnd reichte,
    Nur ich kann ihres Kusses
    Und ihrer nicht vergessen.
    _____


    Die erste Liebe

    O wie viel Leben, wie viel Zeit
    Hab ich, als kaum beseelt, verlohren,
    Eh mich die Gunst der Zärtlichkeit
    Begeistert und für dich erkohren!
    Nun mich dein
    süßer Kuß erfreut,
    O nun belebt sich meine Zeit!
    Nun bin ich erst gebohren!
    _____


    Der Kuß

    Wie unvergleichlich ist
    Die Schöne, die recht küsst!
    In ihren Küssen steckt
    Was tausend Lust erweckt.

    Den Mund gab die Natur
    Uns nicht zur Sprache nur:
    Das, was ihn
    süßer macht,
    Ist, daß er küsst und lacht.

    Ach, überzeuge dich
    Davon, mein Kind! durch mich
    Und nimm und gieb im Kuß
    Der Freuden Ueberfluß.
    _____

     

  • Ludwig Christoph Heinrich Hölty (1748-1776)

    Beglückt, beglückt,
    Wer dich erblickt,
    Und deinen Himmel trinket;
    Wem dein Gesicht,
    Voll Engellicht,
    Den Gruß des Friedens winket.

    Ein
    süßer Blick,
    Ein Wink, ein Nick,
    Reißt mich zur Himmelssphäre;
    Den ganzen Tag
    Sinn ich ihm nach,
    Und baue dir Altäre.
    _____

    Komm! dich beschwört die Sehnsuchtsthrän‘ im Antliz,
    Dich dies wallende Herz voll
    süßer Ahndung!
    Trübe floß mein Leben! O Himmelsbotin,
    Komm, es zu heitern!
    _____

    Du
    süßes Bild, das mir mit Feurentzücken
    Die Seele füllt,
    Wann werd ich dich an meinen Busen drücken,
    Du
    süßes Bild?
    _____

    Wer die
    Süße
    Treuer Küße
    Nicht gekostet hat,
    Irret, wie verloren,
    Auf dem Lebenspfad,
    Ist noch ungebohren.

    Wer die
    Süße
    Treuer Küße
    Schon gekostet hat,
    Tritt auf lauter Rosen,
    Wo sein Fuß sich naht,
    Blühen lauter Rosen.
    _____

    Ich träumt', ich war ein Vögelein,
    Und flog auf ihren Schoos,
    Und zupft' ihr, um nicht laß zu seyn,
    Die Busenschleifen los.
    Und flog, mit gaukelhaftem Flug,
    Dann auf die weiße Hand,
    Dann wieder auf das Busentuch,
    Und pickt' am rothen Band.

    Dann schwebt' ich auf ihr blondes Haar,
    Und zwitscherte vor Lust,
    Und ruhte, wann ich müde war,
    An ihrer weißen Brust.
    Kein Veilchenbett' im Paradies
    Geht diesem Lager vor.
    Wie schlief sichs da so
    süß, so süß
    Auf ihres Busens Flor!
    _____

     

  • Johann Georg Jacobi (1740-1814)

    Der erste Kuß

    Leiser nannt' ich deinen Nahmen
    Und mein Auge warb um dich:
    Liebe Chloe! näher kamen
    Unser beyder Herzen sich.

    Und du nanntest meinen Nahmen;
    Hoffen ließ dein Auge mich:
    Liebe Chloe! näher kamen
    Unser beyder Lippen sich.

    O, es war ein
    süßes Neigen;
    Bis wir endlich, Mund an Mund,
    Fest uns hielten, ohne Zeugen:
    Und geschlossen war der Bund.
    _____

    Welch ein Kuß! Und deinen Wangen,
    Zart wie Knospen, ehe sie
    Noch zu Rosen aufgegangen,
    Nahte sich der Jüngling nie.

    Aber Liebes-Götter wachten,
    Als du schliefst, um deinen Mund,
    Küßten deine Lippen, machten
    Ihr Geheimniß ihnen kund;

    Lehrten sie dieß holde Schweben,
    Diesen Wonnedruck, so leicht,
    Wie des Frühlingswindes Beben,
    Wenn er über Wiesen schleicht.

    Tausend Quellen einer
    süßen,
    Neuen Wollust thun sich auf,
    Rieseln in mein Herz, und fließen
    Mächtiger in vollem Lauf;

    Strömen hin durch alle Glieder:
    Sterbend sucht mein Auge dich;
    Und mir ist, erwach' ich wieder,
    Als begrüßten Engel mich!
    _____

    Komm, Liebchen! es neigen
    Die Wälder sich dir;
    Und alles mit Schweigen
    Erwartet dich hier.

    Der Himmel, ich bitte,
    Von Wölkchen wie leer!
    Der Mond in der Mitte,
    Die Sternlein umher!

    Der Himmel im glatten
    Umdämmerten Quell!
    Dies Plätzchen im Schatten,
    Dies andre so hell!

    Im Schatten, der Liebe
    Dich lockendes Glück;
    Dir flüsternd: Es bliebe
    Noch Vieles zurück.

    Es blieben der
    süßen
    Geheimnisse viel;
    So festes Umschließen;
    So wonniges Spiel!

    Da rauscht es! da wanken
    Auf jeglichem Baum
    Die Aeste; da schwanken
    Die Vögel im Traum.

    Dies Wanken, dies Zittern
    Der Blätter im Teich -
    O Liebe! dein Wittern!
    O Liebe! dein Reich!
    _____

    Die ersten Lerchen sangen:
    Da küßt' ich deine Wangen,
    Und fragte: Liebst du mich?
    Die ersten Zephyrs wehten:
    Da sagte dein Erröthen:
    Ich liebe dich!

    Da warst du ganz die meine;
    Da rauschten es die Haine;
    Die Bäche priesen mich,
    Und murmelten vertrauter;
    Die Lerchen sangen lauter:
    Ich liebe dich!

    Und Epheuranken hingen
    An jedem Baum, und fingen,
    In
    süßer Irre, sich
    Vor Wollust an zu regen;
    Sie bebten mir entgegen:
    Ich liebe dich!
    _____

    Bey der Liebe reinsten Flammen,
    Glänzt das arme Hütten-Dach:
    Liebchen! ewig nun beysammen!
    Liebchen! schlafend oder wach!

    Süßes, zärtliches Umfangen,
    Wenn der Tag am Himmel graut:
    Heimlich klopfendes Verlangen,
    Wenn der Abend niederthaut!
    _____

    O, da gab die finstre Laube
    Leisen Trost im Abendschein;
    O, da kam ein
    süßer Glaube
    Mit dem Morgenglanz im Hain;
    Da vernahm ich's in den Winden,
    Ihr Geflüster lehrte mich:
    Daß ich suchen sollt', und finden,
    Finden, holde Liebe! dich.
    _____

     

  • Ludwig Gotthard Kosegarten (1758-1818)

    Deutsches Mädchen, wird er sagen,
    Sieh mich hier, ich liebe Dich;
    Wie die Sonn' in Sommertagen
    Strahlt Dein Angesicht auf mich.
    Gerne weiht den
    süßen Trieben
    Sich mein standhaft Herze - Sprich',
    Kann das Deine denn nicht lieben? -
    Edles Mädchen, liebe mich!
    _____

    Wenn in
    süßen Augenblicken
    Ich an deinen Locken spielt',
    Und mit innigem Entzücken
    Deine warmen Hände hielt,

    Wenn ich dich an meinen Busen
    In der Liebe Taumel zog,
    Und dein junger reiner Busen
    Athmend mir entgegen flog;

    Dann, wie Strahl der Abendsonne,
    Dämmerte mir Seelen-rein,
    Und ich träumte mir die Wonne,
    Mädchen, dir geliebt zu seyn.
    _____

    Zwar hab' ich auch in stillern Augenblicken,
    Mit
    süßerm seeletrauerndem Entzücken,
    Um dich geweint!!
    Und sieh! Nicht ganz unselig ist der Mann,
    Deß Auge nur noch weinen kann!

    Doch ach! in wenigen Sekunden
    Ist diese Dämmerung aus meiner Seele schwunden,
    Und öd' und schwarz,
    Wie Gräber, stand vor mir der stumme große Schmerz,
    Und Eine lange Mitternacht
    Hab' ich um dich verwälzt, verseufzet und verwacht.
    _____

    O schone mein, du bist so hold,
    Viel holder als der Sonne Gold,
    Viel schöner als die Blüthen all',
    Viel
    süßer als die Nachtigall.

    Dein Aug' ist blau und freundlich gut,
    Dein Mund in seiner Rosengluth!
    Dein Blick so lieb! dein Busen rein!
    O Herzensmädchen, schone mein!
    _____

    Noch vier und zwanzig Stunden,
    So schmacht' ich fern von dir,
    Und breit' in leere Lüfte
    Den Arm umsonst nach dir,
    Nach dir, mein Eins und Alles,
    Mein
    süßes Eigenthum,
    Mein Gram und mein Entzücken,
    Mein Preis, mein Lied, mein Ruhm!
    _____

    Ich bin erhört. Die hochzeitliche Kammer
    Umfängt uns schon mit
    süßer Dunkelheit.
    Und jeder alte Gram, und jeder alte Jammer
    Taucht unter in Vergessenheit!
    _____

    O Wonne, du Starke! O Liebe, du
    Süße!
    Mich brennen, mich schmelzen die brünstigen Küsse!
    Wie beb' ich! Wie fühl' ich die schlagenden Wellen
    Den seligkeitflutenden Busen mir schwellen!
    _____

     

  • Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792)

    Süße Schmerzen meiner Seele,
    Angenehme Pein,
    Und doch muß bei dem Gequäle,
    Diese Seele heiter sein,

    Muß geliebt von allem, was auf Erden
    Liebenswert und heilig ist,
    Seiner Sehnsucht Opfer werden,
    Wie mein Bruder! du es bist.
    _____

    Ach tus, durchbohr mein Herz, gewiß, dann wird mir besser,
    In deinen Armen will ich dann vom Leben ruhn.
    Ach welche
    Süßigkeit! von Lieb und Wollust trunken
    Schläft dann mein mattes Haupt von seiner Unruh ein,
    Auf deinen
    süßen Schoß verliebt herabgesunken,
    Und küsset sterbend noch die Ursach seiner Pein.
    Ja tus! von deiner Hand wie kann der Tod mich schröcken?
    Es ist das größte Glück, das ich erhalten kann.
    Ein Stoß, so ists geschehn: wie
    süß wird er mir schmecken,
    Ein kleiner Stoß, und dann geht erst mein Leben an.
    _____

     

  • Friedrich von Matthisson (1761-1831)

    Ich denke dein
    Mit
    süßer Pein
    Mit bangem Sehnen
    Und heißen Tränen!
    Wie denkst du mein?

    O denke mein,
    Bis zum Verein
    Auf besserm Sterne!
    In jeder Ferne
    Denk ich nur dein!
    _____

    Nimmer, nimmer darf ich dir gestehen,
    Was beim ersten Drucke deiner Hand,
    Süße Zauberin, mein Herz empfand!
    Meiner Einsamkeit verborg'nes Flehen,
    Mein Seufzer wird der Sturm verwehen,
    Meine Tränen werden ungesehen
    Deinem Bilde rinnen, bis die Gruft
    Mich in ihr verschwieg'nes Dunkel ruft.
    _____

     

  • Christian Ludwig Neuffer (1769-1839)

    Ich denke dein mit frommer Herzensfeier,
    Vor deinem Bild, in
    süßem Selbstbetrug,
    Und geb' in schöpferischem Feuer
    Ihm Geist und Leben Zug vor Zug,
    Ich wähne freudig dich mir näher,
    Und ganz vertieft im Schauen schlägt
    Die heiße Brust mir höher.
    _____

    Ich denke dein, wohin mein Blick sich wendet,
    Ich sehe deiner Hände
    süße Spur,
    Was du geordnet und vollendet
    Im Haus, wie in der Gartenflur,
    An Zeichen, die mich rings umgeben,
    Seh' ich, stets mahnend, deinen Geist
    Mir nah und näher schweben.
    _____

     

  • Johann Gaudenz von Salis-Seewis (1762-1834)

    Ich saß im dunkeln Buchenhain
    Bei ihr auf weichem Moos,
    Im trüben blassen Mondenschein,
    Gelehnt auf ihren Schoß.
    Ich spielte mit dem blauen Band
    An ihrer weißen Brust;
    Und bebte, bei dem Druck der Hand,
    Im Schauer
    süßer Lust.
    _____

     

  • Friedrich Schiller (1759-1805)

    O sehnend Herz, ergötze dich nicht mehr,
    Mit
    süßen Bildern wesenlos zu spielen!
    Der Arm, der sie umfassen will, ist leer,
    Kein Schattenglück kann diesen Busen kühlen.
    O führe mir die Lebende daher,
    Laß ihre Hand, die zärtliche, mich fühlen,
    Den Schatten nur von ihres Mantels Saum -
    Und in das Leben tritt der hohle Traum.
    _____

    Selig durch die Liebe
    Götter - durch die Liebe
    Menschen Göttern gleich!
    Liebe macht den Himmel
    Himmlischer - die Erde
    Zu dem Himmelreich.

    Liebe sonnt das Reich der Nacht,
    Amors
    süßer Zaubermacht
    Ist der Orkus untertänig:
    _____

     

  • August Wilhelm von Schlegel (1767-1845)

    Der Frühlingssonne holdes Lächeln
    Ist meiner Hoffnung Morgenroth;
    Mir flüstert in des Westes Fächeln
    Der Freude leises Aufgebot.
    Ich komm', und über Thal und Hügel,
    O
    süße Wonnegeberin,
    Schwebt, auf des Liedes raschem Flügel,
    Der Gruß der Liebe zu dir hin.
    _____

    Eine holde
    süße Kranke
    Ist mein stätiger Gedanke.

    Milde Sonne, laß dich schauen!
    Haltet inne, rauhe Lüfte!
    Gieße deine Balsamdüfte,
    Frühling, auf Toscanas Auen.
    Grüne Lauben will ich bauen,
    Daß sie nicht im Sturme wanke,
    Diese Blume, diese Kranke.
    _____

    Aus der Wimpern Schatten strahlen
    Laß mir deine dunkeln Augen;
    Laß von deinen Lippen saugen
    Bange Wonn' und
    süße Qualen.
    Einmal noch! zu tausendmalen!
    Bis ich bebe, bis ich schwanke,
    Und im Sehnen selbst erkranke.
    _____

    Wo ich mich wiederfinde
    Bei meinem
    süßen Kinde,
    Muß Heil sein, Wonn' und Licht.
    Sie wird, wenn meiner Zungen
    Der Klage Laut verklungen,
    Mein himmlisches Gedicht.
    _____

    Süß berauscht in Thränen
    An des Lieben Brust mich lehnen,
    Arm um Arm gestrickt,
    Mund auf Mund gedrückt,
    Das nur stillt mein Sehnen!
    _____

    Und schmacht' ich so mit allen meinen Sinnen
    Nach deinem
    süßen, labungsvollen Kuß,
    Und kann nicht Einen Blick von dir gewinnen,
    Nicht Einen Hauch, nicht Einen leisen Gruß -
    O Traute, welch unseliges Beginnen,
    Daß ich von dir mich selbst verbannen muß?
    So glühend jung, du Göttin meiner Freuden,
    Soll ich vom Sonneblick der Liebe scheiden?
    _____

     

  • Klamer Eberhard Karl Schmidt (1746-1824)

    Blick und Kuß

    Wißt ihr was
    Süßeres hienieden
    Als Blick und Kuß von Adelheid?
    Wenn mir das Glück die Ferse beut,
    Dann spricht den Traurer nichts zufrieden,
    Als Blick und Kuß von Adelheid;
    Die lindern selbst das schwerste Leid.
    Wißt ihr was
    Süßeres hienieden,
    Als Blick und Kuß von Adelheid?
    _____

     

  • Eulogius Schneider (1756-1794)

    An Nannette

    Dass ich Minette küsste,
    Und dass mich's noch gelüste,
    Sie wieder frisch zu küssen;
    Das darfst, das sollst du wissen.
    Hast du nicht manche Stunde
    An ihrem Zaubermunde,
    An Augen, Stirne, Wangen,
    Mich ungefragt, gehangen?
    Und dass dich's recht verdriesse;
    So sag' ich dir: so
    süsse,
    So
    süsse, wie Babette,
    Küsst selber nicht, ich wette,
    Die Königinn der Liebe.
    Und wenn ich's übertriebe;
    So dürft' ich's nur noch wagen,
    Dir rund heraus zusagen:
    Fast küsste mich Minette
    So
    süsse, wie Nannette.
    _____


    Auf eine Melone
    die ich an LINA schickte

    Küsse mir das kleine, runde
    Mäulchen, das von Nektar fliesst.
    Sei so
    süsse Linens Munde,
    Wie ihr Kuss dem meinen ist.
    _____

     

  • Christian Friedrich Daniel Schubart (1739-1791)

    Aber nur aus deinen Blicken,
    O Luise! lernt' ich sie;
    Ewig soll mich nun entzücken
    Diese Seelensympathie;
    Diese
    süße Zärtlichkeit,
    Die uns Cherubsschwingen leiht.

    Wenn ich rede, wenn ich schweige;
    Wenn, in deinen Reiz verschwemmt,
    Manche Thrän', der Liebe Zeuge,
    Mir die
    süße Rede hemmt;
    O so denke: tief, wie dich,
    Rührt die Zärtlichkeit auch mich!
    _____

    Liebe mich, du wirst empfinden
    Wie durch Zärtlichkeit und Treu',
    Wenn zwei Seelen sich verbinden,
    Himmlisch
    süß die Liebe sei.
    O da wird uns manche Stunde
    Unter Kuß und Druck entfliehn,
    Wenn wir Beide Mund auf Munde
    Neues Feu'r zur Liebe ziehn.
    _____

     

  • Elise Sommer (1767-?)

    Nie vergeß' ich jener schönen Stunde,
    Wo du mir am bangen Busen lagst,
    Und mit
    süßem zauberischem Munde:
    »Meines Herzens Freundinn!« sprachst;

    Wo dein Herz an meinem Herzen ruh'te,
    Wo dein Arm mich liebevoll umfieng;
    Keine Ewigkeit tilgt die Minute! -
    _____

     

  • Friedrich Leopold Graf zu Stolberg (1750-1819)

    Könnt' ich doch, du
    süsses Kind,
    Fliegen hin zu dir geschwind!
    Könt ich ewig dich umfangen,
    Und an deinen Lippen hangen!
    _____

    O Wonne, sein Weibchen zu wiegen
    In Armen der Liebe, zu liegen
    Beim Weibchen in
    süssem Genuß!
    Ich achte, mit neidenden Blicken
    Und schmachtendem Geisterentzücken,
    Umschweben die Engel den Kuß.
    _____

    Mädchen, frage nicht die Lüfte,
    Nicht die kühlen Abenddüfte!
    Hesper, Luna, Nachtigall
    Fühlen nicht dein leises Sehnen,
    Können deuten keine Thränen
    Im geheimen Mondenstral.

    Ich nur kan's! ich kan's, du
    Süsse!
    Mädchen, eil' in meine Küsse!
    Säuge Lieb' um Liebe ein!
    Wer da einsam will geniessen,
    Wird mit bittern Thränen büssen.
    Laß mich dein auf ewig sein!
    _____

    Sieh mich an und lächle,
    Süsse!
    Gieb mir deine Hand, und küsse
    Deinen Trauten! Roth und blaß
    Wallet zärtliches Verlangen
    Zitternd über meine Wangen
    Und die Wimpern sind mir naß.
    _____

     

19./20. Jh.
 

  • Johanna Ambrosius (1854-1939)

    Nur einmal laß mich meine heiße Brust
    Ins Meer der
    süßen Liebesgluten tauchen,
    Nur einmal laß des Glückes volle Lust
    Mir seinen Kuß auf meine Lippen hauchen.
    _____

    Es flüstern die Wellen
    Im Mondenglanz
    Die
    süßesten Weisen
    Zum Nixentanz;
    Sie lachen und winken
    Einander zu
    Und plätschern leise:
    "O lieb' auch du!"
    _____

    Zarte, maiengrüne Liebe,
    Denk' ich dein, wird mir das Auge feucht;
    Bist wie eine weiße Taube,
    Die man durch die Wälder scheucht.
    Bist wie Heimatglocken
    süßer Morgensang,
    Rein wie Paradieses erster Labetrank.
    _____

     

  • Theodor Apel (1811-1867)

    Im Herzen hab' ich längst gewußt:
    Du bist mein Glück, mein Leben!
    Warum, Du meine
    süße Lust,
    Soll nicht das Herz in Deiner Brust
    Mir wieder Liebe geben? -

    _____

    Auf Knospen ward der Liederklang
    Wie milder Thau gegossen,
    Die zitternd sich im
    süßen Drang
    Dem linden Hauch erschlossen.

    Da schaut' ich auf Dein Angesicht,
    Und sah mit
    süßem Bangen,
    Es war von Deiner Augen Licht
    Dies Alles ausgegangen.
    _____

    Ich seh' ihr nach mit sehnsuchtvollen Blicken,
    Indem ich emsig auszuspähen trachte,
    Ob sie nicht einmal noch verstohlen, sachte
    Wird einen Gruß an mich zurückeschicken.

    Kann Liebe denn so schnell ein Herz umstricken?
    Ich, der so oft die Schwärmer schon verlachte,
    Ich steh' im strengsten Winterfrost und schmachte
    Nach einem Blick, nach einem flüchtgen Nicken!

    Dann bin ich still den Weg zurückgeschritten,
    Hier war's, wo fest die Arme sie umschlangen,
    Als auf dem Eis der Fuß ihr ausgeglitten;

    Auf meinen Arm gestützt war sie gegangen,
    Ich sehe noch die Spur von ihren Tritten -
    O
    süße Thorheit, die mein Herz befangen!
    _____

    Das Sprichwort sagt: wovon das Herz Dir voll,
    Das wird von Deiner Lippe bald verkündet;
    Vom
    süßen Rausch fühl' ich mein Herz entzündet,
    Das hoch in Deiner lieben Nähe schwoll;

    Daß mir das Blut so heiß zum Herzen quoll,
    Das ist in Deinem holden Reiz begründet,
    Ich fühle mich so innig Dir verbündet,
    Doch weiß ich nicht, wie ich es sagen soll.
    _____

    Von heißem Rausch ist mein Gemüth befangen,
    Nichts kann ich denken, als nur sie zu lieben,
    Und alles Andre muß wie Staub zerstieben,
    Sobald ihr liebes Bild mir aufgegangen.

    So werd' ich unter Hoffen, Sehnen, Bangen
    Im ewgen Kreiseslauf umher getrieben,
    Und nichts ist in der Seele mir geblieben,
    Als nur nach ihr das glühendste Verlangen.

    Der Tag ist hin, die Sonne sinket nieder,
    Das Dunkel naht, die Strahlen werden trüber,
    Und kühler Thau verkündet uns den Abend.

    Da endlich seh' ich die Geliebte wieder,
    Und weile stumm der Holden gegenüber,
    Mein Herz an ihrer
    süßen Nähe labend.
    _____

     

  • Elsa Asenijeff (1867-1941)

    HEIMLICHER JUBEL

    Süsser, – Einziger, – Grosser, – Schöner!
    Mein Herz bricht vor Glück, wenn ich dich denke!
    O gib – o schenke,
    Ein leises Grüssen der Fernen!

    Herrlicher,
    Süsser, Schöner.
    Der du Grosses erstrebst!
    Ich jauchz es bis zu den Sternen:
    Wie schön ist die Welt, weil du lebst!
    _____


    SEUFZER AN DEN HEIMLICH-GELIEBTEN

    Süsser!
    Ich muss leben und weiss nicht
    Wo du bist.
    Im Finstern geh ich durch das Licht,
    Nacht heisst mein Tag.
    Wo magst du sein?
    Ich muss lächeln und Freunde grüssen
    Und halt mich kaum auf schwanken Füssen,
    Wie kann ich so das Leben ertragen!
    Hab ich noch Hoffnung, dich einmal zu sehn
    Und will deshalb noch nicht sterben gehn –
    Mein ganzes armes Sein ist nur mehr ein Flehen:
    Sei glücklich!
    Sei ganz glücklich, Herrlicher
    Auf deinem fernen Höhenweg!
    _____


    SCHWÜLE LUFT

    Geh freien!
    Unter festem Dach
    Bau dir ein Nest –
    Und frag nicht danach.
    Ich will deine wilde Blume sein,
    In Sommerluft heisser Sonnentage,
    Mit schwülem Duft dich umfreien
    Bis du die
    Süsse aus meinem Kelche trinkst,
    Und selig-wonnig ins heisse Leben versinkst.
    _____


    SEUFZER EINER FRAU

    O Mond, wie darfst du glücklich sein
    Du scheinst ihm allnächtlich ins Fenster hinein!
    Sein Mund und ich, wir müssen uns fern sein
    Ein Leben lang
    Aber du auf deinem nächtlichen Gang
    Streichle mit deinem Licht
    Sein blasses,
    süsses Gesicht
    Und küss ihn dann viel tausendmal
    Auf seinen roten Mund.
    Und sag ihm in den Traum hinein
    Dass Eine ihn heimlich liebt
    Nur ihn allein auf der ganzen Welt
    Und an ihn glaubt!
    Und dass sie traurig sterben muss –
    Fern seinem Gruss!
    _____


    WÜSTE ZEIT

    Sie, sonst von der gleichmässigen Heiterkeit
    Der Strahlend-Gesunden,
    Sie hat seit langer Zeit
    Nicht Ruhe gefunden.
    Eine Stimme hat in ihr Leben geklungen,
    Augen sah sie, schön wie das Licht,
    Nun hört sie Reden der anderen nicht
    Und bleibt von einem Blick bezwungen.
    Wenn auf der Strasse die Hupe tönt,
    So steht sie bang an das Fenster gelehnt,
    Wenn die Klinke der Tür sich leise senkt,
    So ist ihr Blut von
    süsser Angst bedrängt,
    Wenn das Mädchen am Silbertablett
    Ans Bett die Post ihr bringt,
    Zerrt sie hastend die Briefe herunter,
    Der eine – der eine ist nie darunter.
    _____

    Mich zerreisst die Sehnsucht nach dir! Berstet Wände!
    Sturm trag mich zu ihm!
    O
    Süss – Einziger, sei da, nimm mich hin!
    Nur einen lichten Morgen, nur eine helle Stunde –
    Denn
    Wo du nicht bist, ist Nacht und Hölle!
    _____

    Wie die Liebende
    Dem
    süssen, süssen Geliebten
    Jauchzend in die Arme fliegen –!
    Und – in Jubels Überschwang –
    Ihn küssen – küssen
    Den ganzen lieben Körper entlang!
    _____


    FIEBER

    Einziger Mann!
    So geh nicht von dannen –
    Meine Füsse zittern,
    Meine Brüste spannen!
    O wüsst ich ein Wort
    Dich zu halten!
    Mein Leib steht in Flammen,
    Wüsst ich die bange Bitte
    Dir zu gestalten!
    Es schnürt mir die Kehle zusammen!
    Fiebergewalten
    Drängen und wehren –
    Wär ich von dir im Arm gehalten,
    Süssester Mann!
    _____


    SEUFZER AN DEN EINZIG-GELIEBTEN

    Und ist der Tod mir da
    Fern – oder nah –
    Ich will ihn lächelnd grüssen
    Denn ich sterbe leicht –
    Mit deinem
    süssen, süssen
    Namen aus der Lippen
    Letzten Hauch
    Löscht mein schwaches Leben aus. – –
    _____

    Ich hab so wilde Sehnsucht nach dir!
    Es soll nicht sein,
    Ich weiss es wohl –
    Aber es ist! – und ich vergehe vor Pein!

    Leg ich das Feuer in mein Blut hinein?
    Nein, nein!
    Alle Flammen der Welt sollen sein!
    Ich hab so
    süsse Sehnsucht nach dir,
    Für einen Kuss von dir.
    Geh ich hinaus in die Welt . . .
    Und bleibe allein . . .
    Soviel gute Gedanken hab ich für dich
    Als der Himmel Sterne zählt!
    _____


    IM TÊTE-A-TÊTE, LEISE LEISE ZU SINGEN . . .

    Warum sprechen?
    Wo Singen soviel leichter und schöner ist?
    Warum gehen?
    Das müde macht,
    Während Tanzen durch selige Augen
    In die Herzen lacht?
    Warum flehen oder trotzig sein? –
    Wo Küssen so
    süss ist und so trunken macht?
    _____


    DEM EINZIG-GELIEBTEN INS OHR

    Wie bist du mir angenehm!
    Deine Züge sind so schön
    Und brennend deine Augen
    . . . ich kann nicht widerstehn!

    Ich berge ratlos mein erglühendes Gesicht
    In Beben
    An deinem Hals –
    Verurteile die Liebend-Schwache nicht!
    So
    süss ist Liebe – –
    – – – – – – – – – – – - - - -
    Und kurz das Leben
    Und ach!
    So lange, lange ist man tot . . .
    _____


    EINSAME NÄCHTE

    O diese leeren Nächte,
    Jenem weggenommen –
    – dir bereitet,
    Wo alles Sehnen machtlos
    Meinem Sein entgleitet –
    Und nach dir Fernen überströmt –!

    Die Augen funkeln glühend durch die späte Stunde,
    Der Brüste straffe Hügel schmerzen,
    Des Leibes weisse Blume bebt im Fieber.
    Ein Weh steigt tosend aus dem Herzen
    Ins wilde Blut . . .
    Deines
    süssen Namens Laute
    Auf meiner Lippen hochgeschwellter Runde –
    So treib ich willenlos
    In meines Sehnens aufgeschäumter Flut . . .
    _____


    ERSEHNTE SELIGKEIT

    O wär das Lager uns bereitet,
    Von gleitender Seide linnenhaft umspannt . . .
    Läg deine blasse, kühle Hand
    Mir kosend
    Um den Hals gebreitet –
    Und wären unsre Lippen
    Purpurrosenhaft geeint . . .

    Ersehnte Seligkeit, die ich nicht kenne!
    O wühlte deiner Sehnsucht Flamme
    Meinen Körper aus,
    Bis ich verbrenne!
    – – – – – – – – –  - - - -
    Süsser, Süsser!
    Fach mich an und – lösch mich aus!
    _____


    EIN AUFSTRAHLEN –!

    Du bist meines Lebens
    Halt und
    süsser Sinn,
    Mann der Sonne!
    Wonne
    Reisst mich hin . . .
    _____

     

  • Otto Julius Bierbaum (1865-1910)

    Menuett

    Ach, wie wird mir wohl und weh,
    Süße Dame, süße Dame,
    Wenn ich Ihre Augen seh,
    Die der reine Zunder sind,
    Und den Busen, weiß wie Schnee.

    Und die kleinen Füße – oh!
    Süße Dame, süße Dame,
    Seh ich sie, so wird mir so -
    Ach, ich weiß nicht, wie mir wird:
    Halb und halb, halb bang, halb froh.

    Und die Wädchen und das Knie,
    Süße Dame, süße Dame,
    Hände, Locken, Lippen … nie
    Sah ich, was mich so entzückt, -
    Ach mein Gott: ich liebe Sie!

    Was so um sie fliegt und weht,
    Süße Dame, süße Dame,
    Tanzt und auf und nieder geht:
    Spitzen, Schleifen, Seide, Samt,
    Ach, es macht mich ganz verdreht.

    Dürft ich nur der Höschen Rand,
    Süße Dame, süße Dame,
    Küssen und das Sammetband
    Streicheln über Ihrem Knie,
    Selig wäre Mund und Hand.

    Oder sind Sie grausam? Nein!
    Süße Dame, süße Dame,
    Schönheit kann nicht grausam sein,
    Wenn sie Liebe leiden sieht:
    Phillis läßt den Schäfer ein.
    _____


    Du, mein Glück

    Meine Seele, eine Taube,
    Lang verflogen und verirrt,
    Regt nun zwischen lauter Blüten
    Auf dem schönsten Frühlingsbaume
    Ihre Flügel leis vor Glück.

    Du mein Baum voll lauter Blüten!
    Du mein Glück! Du meine Ruh!
    Meiner Sehnsucht weiße Taube
    Regt die Flügel, regt die Flügel
    Dir im Schoße.
    Süße! Süße!
    Welch ein Wunder: Ich und du!
    _____

     

  • Rudolf G. Binding (1867-1938)

    Stunden voll von
    süßen Traurigkeiten
    rinnen nun in meine hellen Tage
    seit ich es in meinem Herzen trage
    daß du mein bist und ich muß dich meiden.

    Sinnend laß ich durch die Finger gleiten
    der Erinnerung goldne Kettenglieder;
    aber leise rinnen mit hernieder
    Stunden voll von
    süßen Traurigkeiten.
    _____

    Mich zu beglücken hob sein Lid er sanft,
    mich zu befrieden gab er seine Lippen
    kaum wie den Trank den Kelchen die am Ranft
    der toten Weiher kühle Wasser nippen -

    Bin ich so fremd daß er wie einen Gast
    mich in sein Leben eingehn heißt und wieder
    hinausgehn läßt und schon als halbe Last
    vergessen wird eh noch die Nacht sinkt nieder? -

    O Nicht! o
    süßes Wehren! seliges Nein!
    die nun aus stummer Augen Tiefe steigen:
    o Liebkosung, Befriedung, Brot und Wein.

    Ich fühle bebend den gehemmten Strom
    in seinem Beben. Überm heiligen Schweigen
    zitternder Leiber steigt der Liebe Dom.
    _____

    Über mein Lächeln geneigt
    geh ich durch sterbenden Park.
    Sehnsucht die irrende schweigt:
    Nur noch die Liebe ist stark.

    In meiner
    süßesten Gruft
    in meinem heimlichsten Mark
    ruht noch von Küssen ein Duft
    wie von dem Sommer im Park.
    _____

    Wer der Insel verfiel
    ist auch der Göttin verfallen:
    das ist ihr köstlichstes Spiel.

    Aber dem einen beschert
    sie in heimlicher Liebe
    was sie den andern verwehrt.

    Denn sie führt alle am Seil
    süßester Narrheit. Und jeder
    glaubt, ihm würde sein Teil.
    _____

    Seit ich von ihrem göttlichen Fleische genossen
    bin ich von Gottheit
    süß vergiftet.
    Rings von göttlichen Zeichen bin ich umschriftet.
    Göttlich Unsterbliches ist in mich übergeflossen.
    _____

    Sie macht das Schwere leicht
    und Allzuleichtes beschwert sie.

    Alles erhält ein
    süßes Gewicht
    zu ewigem Bleiben - doch ohne Beschwer.
    _____

    Wenn du einmal satt der Liebe bist
    will ich gern dich mit Konfekt versöhnen.
    Doch so lange du die Einzig-Liebe bist
    will ich dich nicht mit Konfekt verhöhnen.

    Weißt du nicht daß Liebe
    süßer ist? -
    süßer als mit Süßem dich verwöhnen.
    Wenn Konfekt der Liebebüßer ist
    wird dich Liebe auch nicht mehr verschönen.
    _____

    Ernster August! Versengst du
    mit dörrenden Stürmen die Liebe?
    Brechen Wellen des Meers
    ein in die Müde der Augen?

    Zittert das Licht aus zu hoher
    Wölbung des Äthers?
    oder wehrt sich das Herz
    übermächtiger Glut?

    Nun sind die Felder geleert.
    Die Wälder verdunkeln.
    Lichter
    süßer und liebender
    hat uns der Mai einst umarmt.

    Wehre dich, Herz!
    Sammle das
    Süße in dir.
    Sammle es heimlich zum
    Süßesten.

    Jetzt reift die
    süßeste blutend -
    reift die Brombeere
    unter dem Dornengerank.
    _____


    Morgendliche Trennung

    Dämmerung. Frühgrau. Es tropfen die Bäume.
    Tief duftet die Welt von der Liebe der Nacht.
    Noch schaust du mir nach von der Pforte des Gartens.
    Doch da ich mich wende verschlingt dich das Grau.

    O heimliche Morgen der wahrhaft Geliebten.
    O tieferer Duft deiner Liebe in mir.
    Ich gehe dahin so leicht wie ein Seliger.
    Mein Atem ist
    süß und mein Auge so weit.

    Schon schweben die Adler besonnt in der Reine:
    So ende denn Nacht! so beginne denn Tag!
    Ich will deine Liebe dem Morgen zutragen
    und ewigen Tagen - der Liebe nicht müd.
    _____

     

  • Friedrich von Bodenstedt (1819-1892)

    Süße Bettelei

    Ein Bettler klopft' bei dir an
    Um einen Kuß - du gabst ihn mir!
    Ein Bettler kehrt' ich ein bei dir,
    Und kam hervor ein reicher Mann,
    So reich am höchsten Glück der Welt,
    Daß alles Gold und alles Geld
    Nicht solche Schätze kaufen kann!

    Doch, ob des Augenblicks Genuß
    Mein ganzes Leben auch verschönt,
    Hat mich dein Geben so verwöhnt,
    Daß ich stets weiter flehen muß
    Um einen Kuß - und nimmer frei
    Wirst du nun diese Bettelei
    Um einen Kuß! um einen Kuß!
    _____

    Ich singe dich, liebes Mädchen du!
    Du Herrliche, du
    Süße!
    Dir jauchzen all meine Gedanken zu,
    All meine Liebesgrüße!

    Das Glück, das du mir im Leben bescheert,
    Sing' ich im Liede wieder -
    Und ist mein Singen auch deiner nicht werth:
    Du adelst meine Lieder!
    _____


    Mirza-Schaffy rühmt die Anmuth Zuleika's

    Seh' ich Deine zarten Füßchen an,
    So begreif' ich nicht, Du
    süßes Mädchen,
    Wie sie so viel Schönheit tragen können!

    Seh' ich Deine kleinen Händchen an,
    So begreif' ich nicht, Du
    süßes Mädchen,
    Wie sie solche Wunden schlagen können!

    Seh' ich Deine ros'gen Lippen an,
    So begreif' ich nicht, Du
    süßes Mädchen,
    Wie sie einen Kuß versagen können!

    Seh' ich Deine klugen Augen an,
    So begreif' ich nicht, Du
    süßes Mädchen,
    Wie sie nach mehr Liebe fragen können

    Als ich fühle. - Sieh mich gnädig an!
    Wärmer als mein Herz, Du
    süßes Mädchen,
    Wird kein Menschenherz Dir schlagen können!

    Hör' dies wonnevolle Liedchen an!
    Schöner als mein Mund, Du
    süßes Mädchen,
    Wird kein Mund Dir Liebe klagen können!
    _____

     

  • Adolf Böttger (1815-1870)

    Wenn ich an Dir mich
    süß berausche,
    Dein Geist in meine Seele quillt,
    Wenn ich des Busens Drang belausche,
    So sanft erregt und sanft gestillt,

    Wenn ich auf meinem Schoos Dich wiege,
    Der Wange Roth vor Lust erglimmt,
    Und ich Dich inniger umschmiege,
    Daß Aug' in Auge bang verschwimmt:

    Wenn unter halberstickten Worten
    Leisathmend Lipp' auf Lippe brennt,
    Als wären hier und allerorten
    Ein Leben wir, das nie sich trennt:

    Dann fühl' ich selge, frühlingsklare
    Gefühle durch die Seele ziehn,
    Vor denen wildverrauschte Jahre
    Wie bleiche Schattenbilder fliehn:

    Ich fühle Harfenlaut entzücken
    Mein Herz in gleichgestimmter Lust,
    Und eine Rose seh ich schmücken
    Die lang verwaiste Dichterbrust.

    O wenn die Harfe muß verhallen,
    So sei's mit mir - ein Laut, ein Schlag!
    O wenn die Rose muß zerfallen,
    So sei's mit mir - ein Hauch, ein Tag!
    _____

     

  • Ferdinande von Brackel (1835-1905)

    O Liebe, du mächt'ge und
    süße Gewalt,
    So lieblich dem Herzen in jeder Gestalt,
    Daß, wenn auf der Welt nichts schön mehr blieb,
    So wäre sie schön noch durch dich, o Lieb'!
    _____

    Lieb' ist
    süß; an sauren Stunden
    Ist sie aber auch nicht arm,
    Machte wohl zu allen Zeiten
    Manchem Kopf und Herze warm.
    _____

     

  • Clemens Brentano (1778-1842)

    Die Liebe fing mich ein mit ihren Netzen,
    Und Hoffnung bietet mir die Freiheit an;
    Ich binde mich den heiligen Gesetzen,
    Und alle Pflicht erscheint ein leerer Wahn.
    Es stürzen bald des alten Glaubens Götzen,
    Zieht die Natur mich so mit Liebe an.
    O
    süßer Tod, in Liebe neu geboren,
    Bin ich der Welt, doch sie mir nicht verloren.
    _____

    Die Rose blüht, ich bin die fromme Biene,
    Die in der Blätter keuschen Busen sinkt,
    Und milden Tau und
    süßen Honig trinkt,
    Doch lebt ihr Glanz und bleibet ewig grüne.
    So singt mein tiefstes Freudenlied,
    Ach meine Rose blüht!

    Die Rose blüht, o Sonnenschein verziehe,
    Daß lange noch der liebe Sommer währt,
    Und mir kein Sturm die
    süße Lust versehrt,
    Daß all mein Heil aus dieser Rose blühe,
    So freut sich innig mein Gemüt,
    Weil meine Rose blüht!

    Die Rose blüht, und lacht vor andern Rosen,
    Mit solcher Huld, und Liebesmildigkeit,
    Daß gern mein Sinn sich zu der Pflicht erbeut,
    Mit andern Blumen nie mehr liebzukosen,
    Weil alle Liebe, die erglüht,
    Aus Dir Du Rose blüht!
    _____

    Und ich bitte: Jinni holde, milde
    Sieh ich dürste, sehne mich nach dir
    Sinnend blickst du durch der Nacht Gefilde
    Wende deinen
    süßen Blick nach mir.

    Ach dann wendet Jinni voll Vertrauen
    Ihres Lebens liebesüßen Blick
    Mir ins wonnetrunkne Aug' zu schauen
    Aus des Tages stillem Grab zurück.
    _____

     

  • Wilhelm Busch (1832-1908)

    Wärst du ein Bächlein, ich ein Bach,
    So eilt ich dir geschwinde nach.
    Und wenn ich dich gefunden hätt'
    In deinem Blumenuferbett:
    Wie wollt ich mich in dich ergießen
    Und ganz mit dir zusammenfließen,
    Du vielgeliebtes Mädchen du!
    Dann strömten wir bei Nacht und Tage
    Vereint in
    süßem Wellenschlage
    Dem Meere zu.
    _____

    Seid mir nur nicht gar zu traurig,
    Daß die schöne Zeit entflieht,
    Daß die Welle kühl und schaurig
    Uns in ihre Wirbel zieht;

    Daß des Herzens
    süße Regung,
    Daß der Liebe Hochgenuß,
    Jene himmlische Bewegung,
    Sich zur Ruh begeben muß.

    Laßt uns lieben, singen, trinken,
    Und wir pfeifen auf die Zeit;
    Selbst ein leises Augenwinken
    Zuckt durch alle Ewigkeit.
    _____

    Im jugendklaren Angesicht
    Blüht
    wundersüß der Mund
    Als wie ein Rosenknösplein licht
    Früh in der Morgenstund.
    _____

     

  • Georg Busse-Palma (1876-1915)

    Mein Schatz hat weiße Zähnchen
    Und einen roten Mund.
    Wie Flaum von jungen Schwänchen
    Ein Brüstchen blank und rund.
    Das hebt sich schüchtern kaum zur Höh', —
    Ich mein', wenn ich im Traum es seh,
    Mir müßt' das Herz zerspringen
    Vor süßem Sehnsuchtsweh!

    Sonst wüßt' von meiner Kleinen
    Ich nicht das kleinste mehr,
    Wenn nicht ein Stückchen Leinen
    Von ihr mein eigen wär.
    Doch das erzählt an sichrem Platz
    Von einem rosigen Hemdenmatz
    Gar
    süßes und geheimes —
    Grüß Gott, verratner Schatz! — —
    _____

    ... Und bist du heute auch mein Weib,
    Das eine werd' ich nie vergessen,
    Daß ich den
    süßen, keuschen Leib
    Nicht so viel früher schon besessen!
    Und bist du heut auch zehnfach schön:
    Selbst wenn wir selig müd' uns küßten,
    Muß meine Sehnsucht suchen gehn
    Nach vierzehnjährigen Kinderbrüsten.
    _____

    Blaßrote Nelken stehen
    Rings um mein Haus umher.
    Wie andere sie sehen,
    Seh' ich sie nimmermehr.

    Will ich ihr Blühn begrüßen,
    Verschwimmt es mir zur Stund
    Zu einem
    wundersüßen
    Blaßroten Mädchenmund. -
    _____

     

  • Ada Christen (1839-1901)

    Küsse mich, denn, ach! sie bluten
    Alle noch die alten Wunden,
    Küsse mich, daß ich vergesse
    Alle die verfluchten Stunden!

    Laß mich von den
    süßen Lippen
    Wieder Glück und Liebe saugen,
    Laß mich sterben, überstrahlet
    Von dem Himmel deiner Augen!
    _____


    Nichts mehr

    Nicht mehr die heißen,
    süßen Küsse,
    Nicht mehr die Worte mild und warm,
    Nicht mehr den treuen Blick der Augen,
    Nicht mehr den Druck von deinem Arm.

    Nichts mehr von allen jenen Wonnen
    Die Liebe hat und Liebe giebt,
    Nichts will ich - um noch fortzuleben -
    Sag' nur, daß du mich einst geliebt!
    _____

     

  • Peter Cornelius (1824-1874)

    Honig mag den Lippen munden,
    Aber Gift muß uns verwunden,
    Und wenn nun auf einmal trifft
    Honig uns und
    süßes Gift,
    Sag' wie soll das arme Herz gesunden?
    _____

    Dein Gedenken mir im Herzen
    Ist ein Zauber, eine Macht,
    Daß mich wachend fliehn die Schmerzen,
    Wenn im Traum ich dein gedacht.

    Und das Wort aus deinem Munde
    Ist ein Evangelium,
    Dessen
    süße Hoffenskunde
    Wieget alle Klagen stumm.

    Für dein Bild ist mir ein Zeichen,
    Ist ein Wort mir nicht bewußt,
    Denn dein Bild ist ohnegleichen,
    Wie sein Glanz in meiner Brust.
    _____

    Du schöne Jugendzeit, o weh!
    Du Liebesherrlichkeit, ade!
    Du Liedersang, nun scheide!
    Nun laß mich meinem Leide!

    Du Sorg' und Lust um einen Blick,
    Du Herzensglück und Mißgeschick,
    Du
    süße Torheit, gehe!
    Tief einsam sei mein Wehe.
    _____

    Als ich mit scheuem Schritte
    Fremd in dein Haus trat ein,
    Da klopft' ich an, wie's Sitte;
    Du riefst darauf! Herein!

    Doch schon nach wenig Wochen
    Klopft' ich nicht mehr allein,
    Dein Herz fiel ein mit Pochen,
    So oft du riefst: Herein!

    Und als mit leisen Schlägen
    Ich pocht' ans Herze dein,
    Klang mir gar
    süß entgegen
    Nichts als: Herein, herein!
    _____

    Ich hörte einen Ton so fein
    Mir in den Ohren klingen,
    Als tät' ein Elfenknab' im Hain
    Der Ros' ein Ständchen bringen:
    Denkst du an mich?
    O, denkst du an mich?

    O, spinn den Faden nur recht lang,
    Du Glücksspinn' um die Schläfe,
    Ach wenn doch stets so
    süßer Klang
    Ins bange Herz mir träfe:
    O, denk' an mich!
    O, denk' an mich!
    _____

    Nun laß mich träumen, laß mich schwärmen,
    Mich ruhen still an deiner Brust,
    Voll
    süßem Bangen, bittrem Härmen,
    Ach und unendlich hoher Lust.
    _____

    Wenn du mir hast
    Die Hand gedrücket,
    Fällt dir's zur Last,
    Daß mich's berücket?

    Ließ
    süßes Gift
    Dein Hauch mich nippen,
    Kein Tadel trifft
    Drum deine Lippen.
    _____

    Tempel der Liebe, du wonnige Braut!
    Tempel der Liebe von Gott gebaut!

    Ewige Leuchten an heiliger Stell',
    Sterne der Liebe, wie glüht ihr hell!

    Weihrauchwolke, die still verweht,
    Atem der Liebe, ein Duftgebet!

    Süßer Gesang, wie von seligen Höh'n,
    Worte der Liebe, wie läutet ihr schön!

    Stätte der Weihe, opferbewußt,
    Altar der Liebe, du klopfende Brust!

    O wer da knien und beten kann!
    Priester der Liebe! Seliger Mann!
    _____

    Saug' dich polypenfest an mich!
    Zieh' mich ganz hinein in dich!
    Unerschöpflich, unersättlich
    Gib und nimm und wonniglich
    Halte mich!
    Küß' und sprich,
    Daß ich stumm dich machen müsse
    Und aufs neu geschwätzig küsse,
    Dann das
    süße Schweigen brich,
    Mich mit Küssen stumm zu machen
    Stumm und träumend! Wieg' mich ein,
    Laß mich zwischen Traum und Wachen
    Flüstern, küssen, singen, lachen
    Halten dich und selig sein!
    _____

    Der Mut, der wieder mir die Brust erhebt, bist du,
    Das Blut, das neu die Adern mir belebt, bist du!
    Der Labetrunk aus tausend
    süßen Blumenkelchen,
    Von dem beseelt mein Herz zum Himmel strebt, bist du!
    _____

    Ich sah zwei Schmetterlinge
    Verkettet in der Luft -
    Taumelnd und trunken fliegen
    Durch Maienblütenduft.

    Ich sah auf dunklen Fluten
    Zwei Schwän' im Liebesspiel,
    Hintreiben
    süß versunken
    Und kamen doch ans Ziel!

    So wallen wir verschlungen
    Zu blühendem Geheg,
    Fest Mund an Mund gesogen
    Und fanden doch den Weg!
    _____

    Weil ich so lieb die Sterne hab'
    Ein Stern ist kommen zu mir herab.
    Der wollte bleiben unerkannt
    Nahm Frauenart und Frauengewand.
    Doch sagt' ich gleich: Verbirg dich nicht
    Du bist ein Stern, ein Himmelslicht!
    Ich merk's an deinem goldnen Haar,
    Ich merk's an deinem Augepaar,
    Ich merk's an deiner Stirne Schein,
    An allem Glanz und Schimmer dein!
    Da mußt' er mir's denn eingestehn,
    Hat mich ganz strahlend angesehn,
    Und nickt mir zu und küßt mich hold, -
    Wie mundet
    süß das Sternengold!
    _____

     

  • Max Dauthendey (1867-1918)

    Auf den Apfelbäumen ist ein rosiges Gedränge,
    Die Blüten sind weich wie dein Nacken
    Und rund wie deine Wangen;
    Die Apfelbäume haben es von dir gelernt,
    Sich
    süß zu schmücken, sie verlernen es nie mehr.
    _____

    Dein Haar hält mich schwerer als Ketten gefangen;
    Wenn nur ein Haar winkt,
    Klingt meine Kette bis ans Ende der Welt.
    Alle Rosen sind
    süß wie deine Nähe,
    Aber die Rosen werden zu Schmerzen, wenn du mir fern bist.
    _____

    Wenn dein Lächeln über die Berge geht, wird der Wein
    süß und schwer,
    Und die Welt sieht groß und neu aus.

    Wie der weithallende Wald atmet meine Brust bei dir auf;
    Darf ich deinen Namen nennen,
    Wird meine Zunge eine
    süße Frucht in meinem Mund.
    _____

    Küß mich auf den Mund, mein Lieb,
    Immer neue Küsse gib.
    Welkt am Weinstock Blatt um Blatt,
    Man den Most im Keller hat.

    Ach, das Leben ist
    versüßt
    Dem, der sich durchs Leben küßt.
    _____

    Schwüle geht im Herzen um,
    Weil ich deinen Kuß noch fühle.
    Geh' ums Leben heut herum,
    Möcht' kein Wörtlein von mir geben,
    Nur das Herz möcht' mir entschweben,
    Lippen blieben gerne stumm.
    Tragen von der Liebesstund
    Noch die
    süße Blüte und
    Alle Glieder sagen warm:
    Arm macht niemand je mich wieder.
    _____

    Von deinem Leib haben die Maienglocken ihren keuschen Geruch,
    Die Nachtigallen hast du heiß gemacht,
    Ihr Gesang malt dein Bild.
    Deine Lippen sind wie Kleeblüten klein und
    süß
    an meinem Weg gewachsen.
    Und drüber glänzt dein Haar festlich
    Wie bräutliche Hecken im Frühling.
    _____

    Du stehst wie eine Anemone in den Steinfeldern,
    Ihre Blütenwangen ziehen meine Hände an.
    Nie haben sich Bienen so
    süß genährt
    Wie meine Lippen.
    _____

     

  • Marie Eugenie Delle Grazie (1864-1931)

    Bei Blumenduft und Mondenschein
    Sprachst Du zuerst das
    süße Wort:
    "Ich liebe Dich."

    Da zog es in mein Herz hinein
    Wie Blumenduft und Mondenschein;
    Doch zog draus Ruh' und Friede fort,
    Als ich auch sprach das
    süße Wort:
    "Ich liebe Dich!"
    _____

    Du schöne, duftige Linde
    Hoch oben auf alter Bastei,
    Was rauschst Du so traurig im Winde
    Geh'n kosend wir vorbei?

    Freut Dich nicht die schöne Liebe,
    Nicht die
    süße, selige Lust,
    Die ferne vom Weltengetriebe
    Hold blüht in uns'rer Brust?

    Wohl freut mich Eure Liebe,
    Eure
    süße, selige Lust,
    O, daß sie doch ewig bliebe
    In Eurer jungen Brust!
    _____

    Ich denke hin, ich denke her,
    Mein Sinn wird trüb, mein Herz wird schwer,
    Meine Seele faßt ein Bangen;
    O sagt, wo ist die
    süße Zeit,
    Voll Liebeslust und Seligkeit?
    Vergangen, ach vergangen!
    _____

    Ja siehe, ich selbst
    Könnt' stundenlang Dich bewundern, ich selbst
    Könnt jubelnd und freudig umarmen
    Deinen herrlichen Körper.

    Denn wo mir wahre Schönheit beim Weibe begegnet,
    Da pocht mein Herz, von heiliger Gluth durchdrungen,
    Und
    süße Wonne erfüllt meine Brust;
    Hinsinken könnt' ich, von ihrem Strahle getroffen,
    Und knieend ihre göttlichen Formen verehren!
    _____

    O wärst Du mir doch ewig fern geblieben,
    O hätte Dich mein Auge nie gesehen,
    Hätt' nie gelauscht ich Deinem
    süßen Flehen,
    Und nie ein Wort von Liebe Dir geschrieben.

    Denn ach, ich fühl's, was mich zu Dir getrieben,
    War nur der Schönheit zaubermächt'ges Wehen;
    Gleich ahnte ich: Du wirst mich nie verstehen,
    Und dennoch, dennoch mußte ich Dich lieben!
    _____


    Liebeshymne

    So bist Du mein?
    Bin ich Dein?
    O
    süße Lust!
    Von Deinem Arm umschlungen,
    Von Liebe ganz durchdrungen
    Ruh' ich an Deiner Brust,
    O
    süße Lust!

    Sieh', um uns blühen die Rosen
    Die lieben Vögelein kosen:
    Wie wir -
    Und liebeschützend gleitet
    Die Nacht heran und breitet
    Den Sternenschleier
    Über uns.
    _____

    Was die Welt an Schönem heget,
    Was das Menschenherz beweget,
    Lacht aus Deinem Aug' mich an,
    Und ich fühl mit
    süßem Bangen,
    Daß der Seele Gluthverlangen
    Nicht ein leerer, eitler Wahn.
    _____

     

  • Felix Dörmann (1870-1928)

    Dein Name klingt so
    süß und weich,
    Ist ganz und gar Dir selber gleich,
    Du blasse, zarte Lilie.
    _____

    Lichtdurchtränkt und sonnenumwoben
    Erschienst Du mir
    Wie eine Madonnengestalt
    Des alten Venedigs.
    Anmuttrunken und schönheitsselig
    Sah ich hinein
    In die meerfluttiefen
    Und meerflutblauen,
    Leuchtenden Augen
    Und sah durch sie
    In eine reine,
    süße Kinderseele,
    In die zum ersten Male
    Farbenglühend
    Die Liebe einzog.
    _____

    Deines Mundes erste Küsse
    Ich hab' sie getrunken,
    In meinen Armen
    Lernte Dein herrlicher Leib
    Ahnungsvolle,
    Bebende Liebe.
    All die
    süßen ersten Schwüre
    Deines jungen,
    Verlangenden Herzens
    Galten mir.
    _____

    Liebesicher und hochmut-funkelnd
    Glutet Dein Blick in meinem …
    Plötzlich, den hilflos-zornigen,
    Liebezermarterten Leib
    Machtvoll niederzwingend,
    Wühlt sich der Wille zur Wollust
    Nochmals stürmisch auf aus Deiner Seele,
    Und herüber zu mir
    Zischt Dein gewaltiges
    Grauenhaft
    süßes:
    "Her zu mir!"
    _____

    Agonie der Wollust,
    Süß betäubende,
    Hat Dir langsam
    Deine fiebernden Sinne
    Eingeschläfert,
    Hat die hochgespannten,
    Pressenden Muskeln
    Leise gelöst.
    Ruhig steigt Dein Atem
    Auf und nieder
    Und ein Lächeln,
    Eines glücklichen Kindes
    Seliges Lächeln,
    Streift verklärend,
    Dämon verscheuchend
    Über Dein Antlitz.
    _____

    Wieder grüßen Deiner Augen
    Märchenhafte Zaubersterne
    Herab zu mir,
    Vom bleichen Antlitz,
    Dem unnennbar
    süßen,
    Und die alte, heiße Liebe
    Lodert auf;
    _____

     

  • Carl Ferdinand Dräxler-Manfred (1806-1879)

    Mädchenhände, Zauberwaffen,
    Die ihr Schönes nur erschließt,
    Deren wunderbarem Schaffen
    Süßgeheime Lust entsprießt,
    Die zu Liebesparadiesen
    Alles ihr zu wandeln wißt:
    Seid zu tausendmal gepriesen,
    Seid zu tausendmal geküßt!
    _____

    Wenn die Liebe nun ein Brief ist,
    Der bedeutungsvoll und tief ist,
    Muß ein
    süßer Mund ihn siegeln,
    Sein Geheimniß streng zu zügeln;
    Schreiben muß ihn eine Seele,
    Daß ihm Innigkeit nicht fehle:
    Aber mit dem Herzen lesen
    Müssen ihn verliebte Wesen.
    _____

    Aber frage mich auch nimmer:
    Ob ich wieder bin geliebt?
    Ob auch ihres Auges Schimmer
    Süßen Hoffnungsstrahl mir gibt?
    Ob sie liebend mich verstanden,
    Rettung übend aus den Banden,
    Oder ob sie grausam immer
    Dieses arme Herz betrübt?
    _____

    Gute Nacht, du
    süßes Kind,
    Mögen Engel dich behüten,
    Und der Schlummer leis und lind
    Seinen Segen dir entbieten.

    Gute Nacht, und träume
    süß
    Von den Rosen, deinen Schwestern,
    Die im Erdenparadies
    Morgen blühen so wie gestern.
    _____

    Du hast verboten mir, von deinen Küssen
    Etwas der Welt im Liede mehr zu sagen,
    Du hast mir als Geheimniß aufgetragen
    Die Liebeslust, von der wir beide wissen.

    Und Alles, Alles, was mit deinen
    süßen,
    Geliebten Lippen du in schönen Tagen
    Mir in das Herz als Segen eingetragen,
    Tief in der Seele soll es bleiben müssen.
    _____

    Du sandtest deinen
    süßen Namen mir auf einem Rosenblatt,
    Ich schrieb darauf, und sandte Lieder dir auf deinem Rosenblatt.
    Doch von geheimen Wonneträumen uns'rer Liebe, nimmer schriebe
    Ich ein verständlich Wort der Welt, und traut es keinem Rosenblatt!
    _____

    Nicht Alles sag' der Welt,
    Sei still:
    Es schweige, wer gefällt
    Und küssen will.

    Ich schweige, weil ich soll
    Und muß:
    Fürwahr ein
    süßer Zoll
    Ist solch ein Kuß.
    _____

    Einst lebt' ich wie die Entzückten
    Mit aller Welt in Ruh',
    Zwei himmlische Augen blickten
    Mir ewig Liebe zu.

    Zwei Lippen flüsterten leise
    Gar manchen
    süßen Scherz,
    Zwei Arme, blendendweiße,
    Sie zogen mich an's Herz.
    _____

    Noch als Jüngling in die Rinde
    Schnitt ich einer jungen Linde
    Jenen holden Namen, dessen
    Ich im Leben nie vergessen.

    Ob es wohl der Baum verstand,
    Was ich damals tief empfand,
    Weil des Harzes Thränen kamen
    Perlend aus dem
    süßen Namen.
    _____

    Wer mochte da noch grübeln, wo die Stunde
    Mit allen Freudezaubern ihn umsponnen?
    Wo, wie aus eines Füllhorns reichem Munde,
    Sich ewig niedersenkten neue Wonnen.
    O
    süße Zeit!
    Wo Liebesseligkeit
    All ihren Glanz und ihre Strahlenspenden
    An dieses Herz gewürdigt zu verschwenden,
    Um dieses Leben zu durchsonnen.
    _____

    Stillleuchtend lag das Diadem der Würde
    Auf ihrem
    süßen Haupt in vollem Glanz,
    Es war als ob der Himmel ihr zur Zierde
    Sich aller Schönheit nun entvölkert ganz;
    Der Seele Frieden - wär' er ihr geblieben! -
    Er strahlte klar aus ihrem Angesicht,
    Und nur die stille Fähigkeit zu lieben
    Wob ein geheimes Räthsel in dieß Licht.
    _____

    Ein Glück, daß Niemand deinen
    süßen Lippen
    Es ansieht, wen beglückt ihr heißer Kuß;
    Ein Glück, daß man, um Seligkeit zu nippen,
    Nicht bei der Welt Erlaubniß betteln muß;
    Ein Glück, daß Herzen mit dem ersten Schlage
    Sich ganz verstehn, wenn sie einander lieb:
    Ein Unglück, daß dem Zauber jener Tage
    Ein allzutreu Gedächtniß mir verblieb!
    _____

    Mild leuchten Mond und Sterne
    Den Liebenden im Kahn,
    Die Ufer rücken ferne,
    Es dringt kein Laut heran.
    O zauberhaftes Leben
    Der Mondnacht auf dem See,
    Und ach, zwei Herzen beben
    In
    süßem Liebesweh.
    _____

    Wie ich dich liebe dir zu sagen
    Vermag ich nicht, du
    süßes Weib,
    Die Seele denkt es nur mit Zagen
    Und
    süß durchzittert es den Leib.
    _____

    Ein Stern durchleuchtest du mein Leben,
    Es hängt an deinem Glanz und Licht,
    Und schaut mit Lust und
    süßem Beben
    In dein liebreizendes Gesicht.
    _____

    Ein Weib wie du, so lieb und innig,
    An allen
    süßen Gnaden reich,
    Das Herz so tief, der Geist so sinnig,
    Das Aug so klar, der Mund so weich -

    Ich ahnte nichts von solchen Wesen,
    Da zuckt der Blitz, ich sehe dich,
    Und fromm wird, der ein Saul gewesen,
    Und fleht zu dir: O liebe mich!
    _____

    Süß ist fürwahr
    Frühlingsgenuß,
    Rosen im Haar,
    Lippen im Kuß.
    Frühling entflieht,
    Eh man's versieht,
    Darum o Kind,
    Küsse geschwind!
    _____

     

  • Ida von Düringsfeld (1815-1876)

    Stumm und heftig preßt der Ritter
    An die Brust die
    süße Holde,
    Stürmt dann fort in dunkler Nacht.
    _____

    Und sie beugt sich zu ihm nieder,
    Mit dem
    süßen Wort: "auf immer!"
    Reicht sie ihm die schöne Hand,
    Und beim Schall der Jubellieder
    Mit des dritten Tages Schimmer,
    Einet sie ein ew'ges Band.
    _____

    Doch von all' dem
    süßen Hoffen
    Ist mir nichts zurückgeblieben
    Als ein
    bittersüßer Schmerz;
    Denn vom rauhen Sturm getroffen,
    Sank dahin mein zartes Lieben
    Und gebrochen ist mein Herz.
    _____

    Wenn ein Blick sich von uns wendet,
    Welcher einst von Liebe sprach,
    Und der
    süße Traum geendet,
    Und der Hoffnung Anker brach,
    Alle Blüthen sich entfärben -
    Ach, was bleibt dem Armen dann,
    Als vergessen, oder sterben,
    Wenn er nicht vergessen kann.
    _____

    Du auch hast mir einst gesendet
    Deiner Blicke
    süßen Glanz,
    Und dich von mir dann gewendet,
    Und zerrissen meinen Kranz.
    _____

    Unter dunkeln Myrthenbäumen,
    Zwischen jungen Blüthensprossen,
    Angehaucht vom Abendgold,
    Eingewiegt von
    süßen Träumen,
    Auf den Rasen hingegossen,
    Liegt ein Mädchen wunderhold.
    _____

     

  • Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857)

    Blaue Augen, blaue Augen!
    Ach, wie gebt ihr
    süße Peine!
    Aus dem schönen Wald unzählig
    Stimmen zielen, grüne Scheine,
    Und ich lass' mich gern verführen,
    Locken Schmerzen so von weiten.
    _____

    Du schönste Wunderblume
    süßer Frauen!
    Ein Meer bist Du, wo Flut und Himmel laden,
    Fröhlich zu binden von des Grüns Gestaden
    Der Wünsche blüh'nde Segel voll Vertrauen.

    So schiffend nun auf stillerblühten Auen
    In Lockennacht, wo Blicke zaubrisch laden,
    Des Mund's Korall'n in weißem Glanze baden,
    Wen füllt' mit
    süßem Schauer nicht solch Schauen!
    _____

    Fraue, in den blauen Tagen
    Hast ein Netz Du ausgehangen,
    Zart gewebt aus seidnen Haaren,
    Süßen Worten, weißen Armen.
    _____

    O sterndurchwebtes Düstern,
    O heimlichstiller Grund,
    O
    süßes Liebesflüstern,
    So innig Mund an Mund!
    _____

    Die Nachtigallen locken,
    Mein Liebchen atmet lind'
    Mit Schleier zart und Locken
    Spielt buhlerisch der Wind.

    Und schlaf' denn bis zum Morgen,
    So sanft gelehnt an mich!
    Süß sind der Liebe Sorgen,
    Dein Liebster wacht für dich.

    Ich halt' die blüh'nden Glieder,
    Vor
    süßen Schauern bang',
    Ich laß dich ja nicht wieder
    Mein ganzes Leben lang.
    _____

    Ewig werd' ich schweigen müssen,
    Denn wohl niemand darf es wissen,
    Was die Wünsche lang verschließen:
    Möcht Dich gern recht herzlich grüßen,
    Rühren nur den Mund, den
    süßen,
    Sterben gerne so im Küssen.
    _____

    Schaust du mich aus deinen Augen
    Lächelnd wie aus Himmeln an,
    Fühl' ich wohl, daß keine Lippe
    Solche Sprache führen kann.

    Könnte sie's auch wörtlich sagen,
    Was dem Herzen tief entquillt,
    Still den Augen aufgetragen,
    Wird es
    süßer nur erfüllt.
    _____

    Sie band die Augen mir an jenen Bäumen;
    Geh' schöner Blinder! sagt' Sie dabei sachte,
    Wußt' nicht, wie Wunden
    süß dies Flüstern brachte
    Und stieß mich in des Spieles wogend Schäumen.
    _____

    So schaukelte in seinem Silberschoß
    Der See des Sternenhimmels zitternd Bild,
    Und traulich flüsterten die Abendwinde
    Durch uns're Laube ihre Geisterlieder,
    Und leise, leise säuselte die Linde
    Aus gold'nem Wipfel
    süße Schauer nieder.
    Süßdrängend fühlte ich an meiner Brust
    Sanft deines Busens schwellend Wallen,
    Harmonisch schlug dein Herz an meinem,
    Daß leis' das meinige dem Schlage lauscht',
    Und ach! so
    süß, so himmlisch süß umrauscht'
    Mich deines Purpurmundes Odemzug.
    _____

    Wenn die Sonne lieblich schiene,
    Wie in Welschland blau und lau,
    Ging' ich mit der Mandoline
    Durch die überglänzte Au.

    In der Nacht dann Liebchen lauschte
    An dem Fenster,
    süßverwacht,
    Wünschte mir und ihr, uns beiden
    Heimlich eine schöne Nacht.
    _____

    Du sagtest gar oft wie
    süß und rein
    Sind Deine blauen Äugelein!
    Jetzo müssen sie immerfort weinen,
    Da sie nicht finden mehr, was sie meinen.
    Wird auch der rote Mund erblassen,
    Seit Du mich,
    süßer Buhle, verlassen.
    Eh Du wohl denkst, kann das Blatt sich wenden,
    Geht alles gar bald zu seinem Ende.
    _____

    Wenn Zwei geschieden sind von Herz und Munde,
    Da zieh'n Gedanken über Berg' und Schlüfte
    Wie Tauben säuselnd durch die blauen Lüfte,
    Und tragen hin und wider
    süße Kunde.
    _____

    Warum das Herz vom Rosentraume scheiden,
    Der ahnungsvoll des Jünglings Haupt umschwebt?
    Nacht ist uns Wirklichkeit, tot alle Menschenfreuden,
    Wenn nicht der Zauber sie der Phantasie umwebt.
    Das eig'ne Herz nur ist's, wo uns, ein
    süßes Traumbild,
    Der Freude Welt erfreuend blüht und lebt.
    _____

     

  • Ludwig Eichrodt (1827-1892)

    An dich allein denk ich so gerne,
    Zu dir flieht mein Gedanke hin!
    Die
    süßen braunen Augensterne
    Sie gehn mir nimmer aus dem Sinn.
    _____

    Jetzt fliegest du mir in den Arm,
    O Mädchen, du bist so
    süß und warm!
    Und küßt die Sonne mit jedem Strahl,
    O laß dich küssen millionenmal!
    _____

    Und
    süß ist auch, wenn aus der Fern
    Die Grüße kommen, gehn -
    Was aber drum am schönsten bleibt,
    Das ist das Wiedersehn.
    Da wird man stumm vor Schreck und Freud,
    Und möcht in alle Ewigkeit
    Sich aneinander weiden,
    Und nun und nimmer scheiden.
    _____

    Geliebt zu sein, du schöne Kunde,
    Schön wie die Hand, die das Geständniß schrieb!
    Nur schöner ist, wenn vom beseelten Munde
    Entschwebet erst die
    süße, frohste Kunde -
    Mit stummen Zeichen nehm ich nicht vorlieb.
    _____

    Laß dir aus dem lieben
    süßen
    Angesicht die Locken streichen,
    Lasse dir die Wange küssen
    Und den schönen Mund desgleichen.
    _____

    Lächelnd schläft der Geist der Wonne
    In der Wange
    süßen Grübchen,
    Süßres unter dieser Sonne
    Gibt es nicht als
    süß ein Liebchen.
    _____

    Liebesglück und Liebesschmerz -
    Die Minute macht zum Sklaven,
    O des Gottes Pfeile trafen
    Mein gestählt gewappnet Herz.

    Trage Ketten, golden
    süß,
    Aber immer sind es Ketten,
    Goldne Ketten,
    süße Ketten,
    Aber Ketten sinds gewiß.
    _____

    Sie spricht zu mir, ich liebe dich!
    Was ist, was klingt so
    süß?
    Und schwiege sie, es triebe mich
    Wie aus dem Paradies.
    _____

    Schließe, Liebchen, schließe zu die Augenlieder,
    Laß versiegen deiner Rede holden Fluß!
    Deine Wange presse stürmisch an die meine,
    Auf den Lippen schlummre
    süß ein ewger Kuß.
    _____

    Wenn so die
    süße dunkle Glut
    Von deinen Augen weht,
    O halt es, Mädchen, mir zu gut,
    Daß sie mir zündet tief ins Blut,
    Und auch mein Herz in Flammen steht.
    _____

    Wenn um den Mund dein Lächeln schwebt,
    Das grüßt wie Morgenlicht!
    Ich weiß nicht, werd ich neu belebt?
    Das Herz, das Herz – es klopft und bebt -
    Nein, länger widersteh ich nicht.

    Ich muß dir fliegen an die Brust,
    Ich muß – es ist kein Scherz!
    O
    Süßigkeit, o stolze Lust,
    So eines theuren Mädchens Brust
    Zu drücken ans heiße Herz!
    _____


    Narrheiten

    Wornach steht mir der Sinn?
    Zerrüttet ist mein Denken,
    All meine Träume lenken
    Auf einen Punkt nur hin,
    Auf ihren Mund, den
    süßen,
    Und den zu küssen!

    Entweiche, Phantasie!
    Du stolze, tiefbeschämte!
    Ein schönes Mädchen lähmte
    Die Schwinge dir, denn nie
    Erschufst du Reiz, so
    süßen,
    Ha! sie zu küssen!

    Seit ich ihr Antlitz sah,
    Das wonnige, das liebe,
    Das unaussprechlich liebe,
    Steht mir der Wahnsinn nah -
    O Antlitz, mit dem
    süßen,
    Dem Mund zu küssen.

    So schwebt mir dort und hier
    Der Zaubermund vor Augen,
    Will Hirn und Herz mir fangen
    Und alles Blut aus mir:
    O Raserei, den
    süßen
    Mund nicht zu küssen!

    Treff ich nicht bald einmal
    Die Lippen rasch zu kosten,
    So soll mein Wille rosten
    Wie ein entehrter Stahl.
    Ich stürbe gern, den
    süßen
    Den Mund zu küssen!
    _____

     

  • Philippine Engelhard (geb. Gatterer) (1756-1831)

    Süß war's an ihrem Busen liegen,
    Und sich in Liebestaumel wiegen -
    Ihr Kuß war
    süß und stark wie Wein.
    Jetzt müssen wir einander missen,
    Doch wenn wir bald uns wieder küssen,
    O das soll Himmelswonne seyn!
    _____

    Liebe nannt ich? O die heißen Schmerzen
    Wer erklärt sie? Wer die
    süße Pein?
    Schleicht sie gleich in edle weiche Herzen
    Täglich – Glück und Schicksal trotzend – ein!
    _____

     

  • Gustav Falke (1853-1916)

    Neue Liebe

    Blühst du meinen späten Tagen,
    süße Liebe, noch einmal?
    Bäumen, die schon Früchte tragen,
    lacht ein zweiter Frühlingsstrahl?

    Zwischen Blüten, zwischen Früchten
    hab ich nun die schwere Wahl,
    möchte pflücken, möchte flüchten -
    neue Liebe, neue Qual.
    _____

    Herz, Welt, Geliebte! Alles voll Begehren,
    in
    süßer Wirrnis und mit Sehnsuchtshänden,
    mit immer ausgestreckten Sehnsuchtshänden,
    und Lippen, die nach deinen Küssen dürsten.
    O
    süße Liebe, süße schlimme Liebe,
    die so mit Rosen peitscht, daß unser Blut
    die Schwelle färbt, wo unsere Sehnsucht kniet.
    _____

    Eh schienst verjüngt du mir, nicht schöner, nein,
    doch so in deiner Schönheit holdem Schein
    durch nichts entstellt, daß ich den Blick nicht wandte
    und scheu nur deinen lieben Namen nannte.
    Da regtest du die Lippen mir entgegen
    und küßtest mich mit also
    süßem Segen
    und sprachst mich selig.

    Die Tage gehen, und die Jahre gehen,
    und immer lieb ich dich.
    _____

     

  • Johann Georg Fischer (1816-1897)

    Der Bote kommt - o
    süße Schrift,
    Die, Liebster, du mir schriebst!
    Laß sehn dein ungeduldig Kind,
    Wie treu du es noch liebst.

    Du zitterst, Herz? o zittre nur
    Und hüpf' in sel'gem Lauf;
    Es zittert ja die Erde auch,
    Thut sich der Himmel auf.
    _____

    Wie einen Träumer in die Flut
    Das Bild des Himmels hält gezogen,
    So tief zu deines Herzens Glut
    Halt' ich, o Kind, mein Haupt gebogen! -
    Und wo ein Gott für Himmelslust
    Das
    süßre Menschenglück will tauschen,
    Unsterblich muß er sich berauschen,
    Du Erdenkind, an deiner Brust.
    _____

    Wie du
    süße Augen machtest,
    Als du sprachst: "Ich küsse nicht,
    Küsse niemals!" und du lachtest
    Mit dem ganzen Angesicht.
    _____

    Der Knabe sprach: "Lieb Mädchen mein,
    Dein schönes Auge das ist dein,
    Und drein zu schauen das ist mein;
    Dein rother
    süßer Mund ist dein,
    Dich drauf zu küssen das ist mein;
    Nun thu' mir auf die Arme dein,
    Drin liegen das ist dein und mein."

    _____


    Süße Mühen

    Laß diesen hauchenden Maienstrauß
    In deinen Busen mich versenken
    Und über diesen Lenz hinaus
    Das holde Geheimniß froh bedenken,
    Daß dieser Frühling in uns erregt
    Zwei neue lebendige Welten,
    Die ewig möchten
    süß bewegt
    Das Höchste einander gelten,
    Die rastlos verlangend und nie genug
    Mit Fragen, ahnungsvollen,
    In seligem Hin- und Wiederzug
    Einander ergründen wollen.
    _____

     

  • Ludwig August Frankl (1810-1894)

    Der Odaliske Gebet

    Du ließest, Herr! mich schön und blühend werden,
    Aus meinem Spiegel glänzt ein schlankes Weib,
    Du schmücktest mich mit lieblichen Geberden,
    Mit schwellend
    süßem Reiz den jungen Leib.
    _____


    Magnete

    Du saßest still und lieblich vorgebogen,
    Das holde Haupt madonnenhaft gesenkt,
    Erinn'rungsvolle Wehmuth war verflogen,
    Die gerne sonst aus deinen Zügen denkt;
    Und lauschend, ernst der Brauen Paar gezogen,
    Hast du dem Dichter Blick und Ohr geschenkt,
    Und sinnend folgtest du mit inn'rer Regung
    Des Dichtertraums phantastischer Bewegung;

    Er zog vorbei - es spielte auf den Wangen,
    In deinem feuchten Aug' sein Widerschein,
    Von keinem Laut die schönen Lippen klangen,
    Doch
    süß erschüttert sah ich all' dein Sein;
    Da hab ich deinen schlanken Leib umfangen,
    Ich fragte nicht - und du - du sprachst nicht nein.
    Magnetisch, selig flogen wir zusammen
    Und standen in des Kusses
    süßen Flammen!
    _____

    Meine Seele lauscht
    Deiner Lippen Engelpaare;
    Eine
    süße, wunderbare,
    Gold'ne Botschaft rauscht.

    Lächeln wehmuthsvoll
    Muß ich zu den
    süßen Worten,
    Daß noch an des Alters Pforten
    Jugendlust mir werden soll.

    _____

    Es hält mich fest, ich kann ihr nicht entrinnen,
    Wie auch die Seele mich im Busen warnt;
    Sie hält mein Fühlen fest, mein Thun, mein Sinnen,
    Mit ihrer Reize
    süßem Netz umgarnt!
    _____

     

  • Agnes Franz (1794-1843)

    Sehnsucht nach Vollendung

    Hätt' ich Dich, o hohe,
    süße Liebe,
    Sollte And'res nie mein Herz begehren!
    Nicht des Wissens schwererrung'ne Schätze!
    Nicht des Glückes, nicht des Reichthums Gaben,
    Nicht das Lob der Welt, so vielgepriesen!
    Du! Du wärest dann mein Ein und Alles!
    In Dir fänd' ich jedes Glückes Krone!

    Hätt' ich Dich, o hohe,
    süße Liebe,
    Würde bald mein sieches Herz gesunden!
    Du entbrennst nicht, wenn die Welt mit Unrecht,
    Wenn mit Trug und Hohn sie Dir begegnet!
    Unparteiisch reichst Du Freund' und Feinden
    Von des eignen Lebens Götterfülle!
    Friede ist mit Dir, und sanftes Dulden.

    Hätt' ich Dich, o hohe,
    süße Liebe,
    Würd' ich keines Dornes Spitze fühlen!
    Keine würde mir den Fuß verwunden!
    Krankheit, Leiden würd' ich gern ertragen,
    Stolz, der Liebe Jünger mich zu nennen;
    Würde nimmer zagen, nimmer weinen,
    Denn mit Dir ist Kraft und starker Wille!

    Hätt' ich Dich, o hohe,
    süße Liebe,
    Wäre mein der Himmel schon auf Erden!
    Engel würden mich als Schwester grüßen,
    Und den Vater würd' ich fühlen, schauen,
    Ein's mit seinem Sohn und Ihm auf ewig!
    Ach, wie sehn' ich mich nach Dir, o Liebe!
    Reiche mir den Trank des ew'gen Lebens!
    _____

     

  • Ferdinand Freiligrath (1810-1876)

    So bin ich fromm, so bin ich stille,
    So bin ich sanft, so bin ich gut!
    Ich habe dich - das ist die Fülle!
    Ich habe dich - mein Wünschen ruht!
    Dein Arm ist meiner Unrast Wiege,
    Vom Mohn der Liebe
    süß umglüht;
    Und jeder deiner Atemzüge
    Haucht mir ins Herz ein Schlummerlied!
    _____

     

  • Else Galen-Gube (1869-1922)

    Ich fühle deinen Atem mich umwehen,
    wie in der Dämmerstunde, wonnigtraut;
    im Arm könnt ich dir liebestoll vergehen
    bei deiner Stimme
    süßem Schmeichellaut.
    _____

    Je länger je lieber leg mir auf den Mund
    deine Lippen, die wonnigen,
    süßen,
    und laß mich dir tief in die Augen sehn,
    so tief – es ist ja nun doch geschehn …
    du aber sollst es mir büßen!
    _____

    Sag, weißt du es wirklich nicht, mein Kind,
    wie
    süß die verbotenen Früchte sind?
    Im Garten der Jugend siehst du sie prangen,
    wo sie an goldenen Zweigen hangen.
    Für jeden sind sie leicht zu erreichen,
    der Mut hat, von der Herde zu weichen
    zum Pfad, der zu irdischen Wonnen führt - -
    _____


    Selige Stunden

    Vor uns liegt das blaue Meer,
    über uns der Himmel,
    o du
    süße Einsamkeit -
    fern das Weltgewimmel.

    Ruhen hier im Liebesnest
    weit am Badestrande,
    zwischen Schilf und Binsenrohr
    in dem Dünensande.

    Unsre Doggen spüren still,
    ob auch niemand komme,
    zu belauschen, was doch nicht
    fremden Leuten fromme …..

    Und so schlüpfen wir
    unter leisem Lachen
    selig in das blaue Meer,
    unsre Rüden wachen.

    Niemand hat uns hier gesehn
    als die liebe Sonne,
    und die kniff ein Auge zu
    ob der Lust und Wonne.
    _____

    Ich sehne mich nach dir mit
    süßen Schauern -
    ich möcht dich küssen und muß dich betrauern.
    Wie leer die Welt mir ohne dich erscheint!
    _____

    Bald wirst du mich halten an deiner Brust
    in namenlos wonnigem,
    süßen Umfangen
    und ins Ohr mir raunen: "Du meine Lust,
    ich hatte nach dir ein so heißes Verlangen!"
    _____

    Weißt du ihn noch den still-verschwiegnen Platz,
    dort hinter Erlen tief im Wiesengrunde?
    Weißt du ihn noch, du mein herzlieber Schatz?
    Glühkäfer schwirrten um mein rotes Haar,
    sag, denkst du noch der
    süßen, selgen Stunde,
    weißt du es noch wie lieb, wie traut es war?

    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Weißt du das
    süße Beieinandersein …. ?
    _____

     

  • Emanuel Geibel (1815-1884)

    O dürft' ich all mein Wesen
    Ergeben dir, du Hohe,
    Wie würde da genesen
    Zu
    süßem Heil dieß Herz, das liebefrohe!
    _____

    Ich hab' es bei mir selber wohl erwogen
    In einer langen schlummerlosen Nacht,
    Daß Liebe, die mir
    Süßes viel gebracht,
    Mich dennoch um mein bestes Glück betrogen.
    _____

    Das ist der Liebe eigen,
    Mit Worten muß sie schweigen;
    Sie spricht mit
    süßen Zeichen
    Von Dingen ohne Gleichen.

    Es sagt die Hand am Herzen:
    Hier innen trag' ich Schmerzen,
    Und möchte doch dies Leiden
    Um alle Welt nicht meiden.

    Im Auge spricht die Thräne:
    Wie ich nach dir mich sehne!
    Mein Wollen, Denken, Sinnen
    Es will in deins verrinnen.

    Es spricht der Lippe Zücken:
    O laß dich an mich drücken,
    Auf daß im Feuerhauche
    Sich Seel' in Seele tauche!

    So webt in stummen Zeichen
    Sich Botschaft sonder Gleichen;
    Von Herz zu Herzen geht sie,
    Doch nur wer liebt versteht sie.
    _____

    Das ist die köstlichste der Gaben,
    Die Gott dem Menschenherzen giebt,
    Die eitle Selbssucht zu begraben,
    Indem die Seele glüht und liebt.
    O
    süß Empfangen, sel'ges Geben!
    O schönes Ineinanderweben!
    Hier heißt Gewinn, was sonst Verlust.
    Je mehr du schenkst, je froher scheinst du,
    Je mehr du nimmst, je sel'ger weinst du -
    O gieb das Herz aus deiner Brust!
    _____

    Es blüht; es ist ein Lenz tiefinnen,
    Ein Geisteslenz für immerdar;
    Du fühlst in dir die Ströme rinnen
    Der ew'gen Jugend wunderbar.
    Die Flammen, die in dir frohlocken,
    Sind stärker, als die Aschenflocken,
    Mit denen Alter droht und Zeit;
    Es leert umsonst der Tod den Köcher,
    So trinkst du aus der Liebe Becher
    Den
    süßen Wein: Unsterblichkeit.
    _____

    In diesen Frühlingstagen, da genesen
    Das Herz nicht will vom
    süßen Sehnsuchtsleid,
    Wie spricht, was einst bei Platon ich gelesen,
    Vertraut mich an aus dunkler Fabel Kleid!
    Geschaffen, schreibt er, ward als Doppelwesen
    Der Mensch dereinst im Anbeginn der Zeit,
    Bis ihn ein Gott, weil er nicht Schuld gemieden,
    In seine Theile, Mann und Weib, geschieden.

    Ein heilig Räthsel deutet mir dies Wort;
    Wer fühlt' es nie, daß Bruchstück nur sein Leben,
    Ein Ton, nur angeschlagen, zum Akkord
    Mit seinem Gegenton sich zu verweben?
    Wir all sind Hälften, ach, die fort und fort
    Nach den verlornen Zwillingshälften streben,
    Und dieses Suchens Leid im Weltgetriebe
    Wir heißen's Sehnsucht, und das Finden Liebe.
    _____

    Nun hast du dich ergeben
    Mir ganz mit Seel' und Leib,
    O du mein
    süßes Leben,
    Mein Lieb, mein Kind, mein Weib.
    _____

    So sing' ich denn durch Wald und Dorn
    Meine Weis' im Wanderzug:
    "Deine Lieb' das ist ein
    süßer Born,
    Deß trink' ich nie genug."
    _____

    O stille dies Verlangen,
    Stille die
    süße Pein!
    Zu seligem Umfangen
    Laß den Geliebten ein!
    Schon liegt die Welt im Traume,
    Blühet die duft'ge Nacht;
    Der Mond im blauen Raume
    Hält für die Liebe Wacht.
    Wo zwei sich treu umfangen,
    Da giebt er den holdesten Schein.
    O stille dies Verlangen,
    Laß den Geliebten ein!
    _____

    Seitdem die Liebe dir genaht, der Reinen,
    Ist's wie ein Zauber über dich gekommen;
    In
    süßem Feuer ist dein Aug' erglommen,
    Doch schöner blickst es noch in sel'gem Weinen.
    _____

    So halt' ich endlich dich umfangen,
    In
    süßes Schweigen starb das Wort,
    Und meine trunknen Lippen hangen
    An deinen Lippen fort und fort.
    _____

     

  • Amara George-Kaufmann (1835-1907)

    In deine Liebe möcht' ich
    Mich senken ganz hinein,
    Da tief ohn' Ende rasten
    Und von Allen vergessen sein!

    Ein Wörtlein würd' ich hören,
    Das Eine ganz allein,
    Wenn ich so läg' und schliefe
    In diesem Wonneschrein.

    Nicht Engelgrüße tönten
    Mir so beglückend rein
    Denn
    süßer klingt als Alles
    Das Wörtlein: Ich bin dein!
    _____

    So Lust, wie Leid hegt ihres Herzens Wunde:
    Erinnerung an eine
    süße Zeit,
    Verlangen nach dem Freunde, der so weit,
    Und Sehnen nach erneutem Wonnebunde.
    _____

    Es ist ein Ort, da wär' ich
    So
    süß befreit von meinen Trauerlasten;
    An Deiner Brust, Geliebter,
    Ist dieser Ort, da möcht' ich ruh'n und rasten.
    _____

    Der Lieb' ist Alles
    süße;
    Des Lebens Widerstreit
    Wird ihr, so wild er wüthe,
    Zur reinsten Seligkeit.

    _____

    Wenn sich ungemess'nen Feuers
    Mund zum Munde hinbewegt,
    Deiner Küsse Gluth die tiefsten
    Tiefen meines Seins erregt;

    Meine fieberraschen Pulse
    Fliegen, wie zu keiner Zeit,
    Und mit einer Welt von Fesseln
    Mein Gemüth im Riesenstreit?

    Was es sei - es ist ein
    süßer,
    Himmlischer Entzückungsrausch.
    Gern will ich den Frieden missen,
    Geht er auf im Wonnetausch.
    _____

    Süße Wonne, vielgeliebtes Mädchen,
    Die Du ähnlich bist der Ros' an Anmuth,
    An Gestaltung aber und an Haltung
    Hochgewachs'ner Tanne zu vergleichen!
    Was beschauend und zum Muster nehmend,
    Rosenanmuth oder Tannenhoheit,
    Hast Du Dich so reizend ausgebildet?
    _____

     

  • Stefan George (1868-1933)

    Wenn plötzlich du dem harrenden entschwandest
    Wenn deinen
    süssen anblick ich versäumte
    Wenn achtlos du die augen von mir wandest
    Der ich den ganzen tag von dir nur träumte
    So fasste mich ein schmerzlich wildes grämen
    Ja ernster tränen musste ich mich schämen.
    _____

    Dieses ist ein rechter morgen ·
    Warmer hauch um baum und bach
    Macht dein ohr für
    süsse schwüre
    Süsse bitten schneller wach
    Die ich sorgsam dir verborgen.
    _____

     

  • Hermann von Gilm (1812-1864)

    O halt' des Herzens Knospe unter'm Riegel
    Und wach' und bete, daß das
    süße Siegel
    Sich nie von unserem Geheimnis schält.

    Denn ist die Rose einmal aufgebrochen
    Und ist die Liebe einmal ausgesprochen,
    So sind auch ihre Tage schon gezählt.
    _____

    Gieb mir die Hand, daß ich sie heimlich drücke,
    Und wenn man's sieht, mir ist es einerlei;
    Gieb mir nur einen deiner
    süßen Blicke
    Wie einst im Mai.
    _____

     

  • Felix Grafe (1888-1942)

    Wundervoll gestirntes Schweigen
    atmet
    süß in meine Ruh -
    sieh: mir wird die Welt zu eigen
    und ihr ganzer Sinn bist du.
    _____

    An meinen Fingern hängt noch
    süß und tief
    der Duft von deinem Haar - an meinen Ohren
    tönt noch das Wort, mit dem dein Mund mich rief,
    das Lachen (ach, mir ewig unverloren)
    das hinter lieben Lippen schweigsam schlief.
    Zu welchem Ziel war alles dies geboren?
    und welchem Spruch zu willen? wem zu Dank?
    es wuchs, gab Glanz - ein Wimpernzucken lang.
    _____

     

  • Elly Gregor (1848-?)

    O schlag die schönen Augen nieder!
    Sie rauben mir all meine Ruh,
    Wirf nimmer deine Blicke wieder
    Voll schwärmerischer Glut mir zu:
    Es spricht daraus so
    süßes Flehen -
    Ich kann nicht länger widerstehen.

    O meide mich! Geh in die Ferne,
    Damit ich dich vergessen kann,
    Hör' ich nicht mehr der Stimme Zauber,
    Siehst du mich nicht mehr glühend an.
    Es spricht daraus so
    süßes Flehen,
    Ich kann nicht länger widerstehen.
    _____

     

  • Franz Grillparzer (1791-1872)

    Wer bist du die in meines Herzens Tiefen,
    die nie der Liebe Sonnenblick durchstrahlt,
    mit unbekannter Zaubermacht gegriffen?
    Wer bist du
    süße, reizende Gestalt?
    Gefühle, die im Grund der Seele schliefen,
    hast du geweckt mit magischer Gewalt;
    gefesselt ist mein ganzes, tiefstes Wesen,
    und Kraft und Wille fehlt das Band zu lösen!
    _____

     

  • Julius Grosse (1828-1902)

    Dein Bild will ich bewahren
    Wie sanfter Träume
    süßen Trost,
    Nun ich hinausgefahren
    In Sorgen und Gefahren,
    Und nur den Schmerz erloost.
    Stand ich an deiner Seiten,
    Verstohlen Hand in Hand gedrückt,
    Wie schwanden Raum und Zeiten,
    In goldene Sonnenweiten
    Waren wir selbst entrückt.
    _____

    Ist es denn Wahrheit, daß dein
    süßer Mund
    An meinem hing in innigem Umfangen?
    Ein heil'ges Feuer lodert noch zur Stund'
    Um Seel' und Leib, mir brennen Stirn' und Wangen.
    _____

    Stolze Freiheit, Jugendhochmuth,
    Wohin ist dein Siegesprangen?
    Hingestorben bist du müde
    In ein einzig
    süß Verlangen.
    Trugst du hoch im Sturm den Nacken,
    Lern die Demuth nun im Glück.
    Weich von Mädchenarm umfangen,
    Schau in Flammen nicht zurück.
    _____

    Du kehrst nun in das Märchenreich zurück,
    Aus dem du morgenklar gekommen.
    Wer dich geschaut, ein heimlich Glück
    Hat er auf seine Fahrt mit sich genommen.

    Mir bist du nun ein goldner Morgentraum,
    Ein
    süßer, ewig unvergessen.
    Solch heil'gen Frieden giebt kein Baum
    Voll Myrthen selbst, als trauernde Cypressen.

    Und deine Schönheit strahlt geheimnißvoll
    Hinfort auf alle meine Lieder,
    Ich hab' geschaut, was Keiner soll:
    Die Sonne meiner Seele sank mir nieder.

    Doch alle Zukunft liegt im sanften Glanz
    Von deinem
    süßen Zauberbilde,
    Gleichwie im Mondenlichte ganz,
    Das wiederstrahlt verschwundne Sonnenmilde.
    _____

     

  • Elisabeth Grube geb. Diez (1803-1871)

    "Hast du mich lieb?" - mein liebes Kind, o schelte
    Die Frage nicht - die Antwort ist so schön!
    Und daß ich dir dein
    süßes "Ja!" vergelte
    Darfst du mir tief in's treue Auge seh'n.
    _____

    Entfernt von dir, mein Herz, mein
    süßes Leben,
    Eilt mein Gedenken fessellos zurücke
    Und Phantasie trägt mich auf gold'ner Brücke
    Zum Eiland hin, von stiller Fluth umgeben.
    _____

     

  • Anastasius Grün (1806-1876)

    Eine Brücke kenn' ich, Liebchen,
    Drauf so wonnig sich's ergeht,
    Drauf mit
    süßem Balsamhauche
    Ew'ger Frühlingsodem weht.

    Aus dem Herzen, zu dem Herzen
    Führt der Brücke Wunderbahn,
    Doch allein der Liebe offen,
    Ihr alleinig untertan.
    _____


    Eins und zwei

    Warum, o Mutter, o Natur,
    Gabst deinem Sohn, dem Menschen nur
    Ein Herz du, um in
    süßen Trieben
    Geliebt zu werden und zu lieben,
    Und einen Mund nur, um zu küssen,
    Und Wonn' und Seligkeit zu saugen;
    Jedoch zum Weinen, ach! - zwei Augen? -
    _____

    Willst du auch sehn den Becher wunderbar,
    Draus tötend Gift und Honig
    süß und klar
    Mit einem einz'gen Zug man saugen kann:
    O blicke ihren Rosenmund nur an!
    Die Wunderbecher sind die Purpurlippen,
    Draus
    Süß und Herb mit einem Zug zu nippen,
    Ein Honigseim, der's Herz belebt und nährt,
    Ein Gift, das wild am Lebensmarke zehrt.
    _____

     

  • Sidonie Grünwald-Zerkowitz (1852-1907)

    Der Kuß

    Dein Kuß allein will mir nicht genügen!
    Ein Kuß nicht mein Begehren stillt!
    Trankst Du ihn je in vollen Zügen
    Und empfandst noch nicht, was aus ihm quillt?

    Ein Kuß - ein Blitz unter Sturmes Toben -
    Ein
    süß Gewittern der Sinnenflut
    Im tiefsten Mark, das nach unten, nach oben
    Das Sein im Zickzack durchrast mit Glut.

    Gewitter, das nicht sich löset in Regen ...
    In den Wolken bleibt und wühlend drin schwebt ...
    Und wetterleuchtend auf allen Wegen
    Mit peinvollen Schauern uns durchbebt ...
    _____

    Es ist heut' früher Morgen wieder
    Wie einst ... ganz früh ... in grüner Au;
    Blau sieht der Himmel auf mich nieder,
    Wie einst erglänzt das Grün im Thau.

    Ich zieh' da auf denselben Wegen,
    Die ich, mit Dir, beglückt, einst ging,
    Als ich im
    süßen Küsseregen
    Bei jedem Schritt am Mund Dir hing ...
    _____

    Da zog es zu Dir mich auf den Grund -
    Und nahe rückte Mund an Mund
    Und immer näher ... wie war das
    süß!
    Geschah's, weil das Denken mich verließ? ...
    Der Gürtel war entzwei mir gerissen
    Und mir kam der Mut: Dich zu küssen ... zu küssen!
    _____


    O Du gute Nacht!

    Ich küsse Deiner Hülle Saum,
    O Nacht, die vor die Seele mild
    Mir zaubert im barmherz'gen Traum
    Des fernen Liebchens lichtes Bild!

    Wie
    süß wär' ach das Sterben mir,
    Könnt' in die Ewigkeit ich gehn
    Im Hoffen: wie im Traume hier
    Mein Lieb im Jenseit auch zu sehn!
    _____

    So lang', seit ich Dich nicht gesehen!
    So lang', seit ich Dich nicht geküßt,
    Daß ich indessen vergessen konnte,
    Wie
    süß Dein Kuß, wie süß Du bist!
    _____


    Wozu zwei Augen mir und ein Mund

    Süß ist es in der Dämmerstund'
    Zu feiern von Tagwerks Lasten,
    Wie der Sommertag, der Blumen bunt
    Geküßt, geht abends rasten.

    Doch haben zwei Augen und ein Mund
    Erst kaum das
    Süße erfahren,
    Den
    allersüßesten, hehren Grund,
    Weshalb sie erschaffen waren, -

    Und, kaum zur Thätigkeit gelangt,
    Schon feiern, schon feiern, ach, müssen, -
    Dich sieht nicht das Aug', das nach Dir verlangt,
    Du fern dem Mund, der möcht' küssen:

    Wie müßig ist solche Feierstund'
    Und welche Qual, das zu wissen!
    ... Wozu zwei Augen mir und ein Mund
    Da ich sehn Dich nicht kann, nicht küssen?
    _____

    Nicht trag' im Herzen ich Verdruß
    Drob, daß der Zufall Dich entrissen
    Vom Mund mir, eh' der Liebe Kuß
    Ich
    süß gekonnt zu Ende küssen!
    _____

     

  • Alfred Grünewald (1884-1942)

    Gleichnis der Liebenden

    Gerne erinnern wir uns,
    ausruhend auf sonnigem Gipfel,
    des steiler werdenden Steiges,
    der uns - ein sachter Verführer -
    allmählich zur Höhe gelockt.

    Also gedenken wir gerne,
    Erfüllung genießend und spendend,
    der ersten Lächeln und Blicke
    und ihres zagen Erwiderns:
    des
    süßen Beginnes der Lust.
    _____

     

  • Otto Friedrich Gruppe (1804-1875)

    Locke nicht so
    süß und selig,
    Süße, süße Schmeichlerin;
    Zieht es doch unwiderstehlich
    Mich im Busen zu dir hin.

    Kommst du, um mich noch zu retten
    Aus der Wogen wildem Drang?
    Oder willst du nur mich ketten,
    Du Sirene von Gesang?

    Fliehen will ich! - Wohin fliehen? -
    Zuflucht ist bei dir allein,
    Und Gefahr und Rettung ziehen
    Mich in deinen Arm hinein!
    _____

    Wie sündlich, Knospen vor der Blüthe Prangen,
    Wie sündlich, Blühte vor der Frucht zu fällen:
    Laß ab, unreifem Kusse nachzustellen,
    O, wenn du kannst, bezähm ein wild Verlangen.

    Weißt du den Kuß auf schönstem Mund dir hangen,
    So braucht er Schatten und muß still bei hellen
    Thränen erblühn, sich
    süßen und sich schwellen,
    Und langsam reifen bei verschämten Wangen.

    Wer gab? wer nahm? Er fällt in trauter Stunde,
    Wie reife Frucht, leis' angerührt, zum Munde,
    Und für dies Leben ist das Herz erquicket.

    Er ist so sanft von stillgeweinten Thränen,
    So heiß und ungestüm von herbem Sehnen,
    Und
    süßes Flüstern wird davon ersticket!
    _____

     

  • Ida von Hahn-Hahn (1805-1880)

    Ach, wenn du wärst mein eigen,
    Wie schien' mir hold der Tod,
    Er träfe uns zusammen; - -
    Und, gleich dem Abendroth,
    Wär' er der Schluß des Tags voll Glück,
    Verzehrend
    süß, ein Liebesblick.
    _____

    "Dein Bild allein" läßt nicht in Worte fassen,
    Nicht malen mit den ird'schen Farben sich;
    Und ach, ich kann, ich kann es nimmer lassen;
    Denn wenn ich's ließe, niemals ließ' es mich.
    Nie war mir etwas treu, so ganz, so mein,
    Als wie dein Bild, dein
    süßes Bild allein.
    _____

    Alles ist mir untergangen,
    Selbst die holde Poesie,
    Die mich trostreich sonst umfangen
    Und dem Schmerz die Thräne lieh.
    Alles ist mir untergangen
    Mit dem lieben,
    süßen Sterne,
    Der nun zieht in weiter Ferne,
    Und der einzig mein Verlangen.
    _____

    Laß mich ewig vor dir knieen,
    Ewig dir ins Auge schau'n;
    Blumen können nur erblühen,
    Wenn die Sonne stralt den Au'n.

    Blumen können Duft nur spenden,
    Wenn der Zephyr sie umspielt,
    Mit den Flügeln, den behenden,
    Ihre heißen Kelche kühlt.

    Süße Blicke, gebt mir Frieden,
    Daß mein Herz gleich Blumen ruht;
    Und die Stürme, mir beschieden,
    Bannt sie in der Lieder Glut.
    _____

    Meinst du, dich hätt' ich vergessen,
    Weil mein Lied oft mächtig klingt,
    Kühn im Raume ungemessen
    Wie ein junger Aar sich schwingt? -

    Meinst du,
    süße Liebeslieder
    Wären jetzt wol ausgeglüht,
    Tönten nicht im Herzen wieder, -
    Frühling wäre abgeblüht? -
    _____

    Nur zum Sterben, nicht zum frohen Leben,
    Gönnet mir den Platz an seiner Brust; -
    Und des Todeskampfes grauses Beben
    Wandelt sich in
    süße Himmelslust.
    _____

    Wozu leben, wenn das Wesen ferne,
    Das die Seele meines Lebens ist;
    Dem das Glück erscheint mit gleichem Sterne,
    Dem die Lieb' mit gleicher Wage misst.

    Wozu leben, wenn dahingeschwunden
    Alle Hoffnung auf die bess're Zeit,
    Auf die Wiederkehr der
    süßen Stunden,
    Die sich, ach, fast niemals uns erneut.
    _____

    Wohin flüchten? – Was beginnen? -
    Ach, umsonst wär' all' mein Sinnen,
    Tönte nicht dein
    süßes Wort.
    Deiner Liebe reiche Fluten
    Löschen meiner Sehnsucht Gluten,
    Tragen friedlich mich zum Port.
    _____

     

  • Adolf Hain (1825-1854)

    Dein Mund ist voll
    süßer Töne,
    Voll lieblicher Musik,
    Wie Engelharfen so hallet's
    Verkündend reines Glück!
    _____

    Es saß der Knabe an dem Bach,
    Auf grünem Blumenrain,
    Und dachte sinnend drüber nach,
    Was Liebe möchte sein!
    Sie sagen, Liebe machet Harm
    Und ist doch
    süß dabei,
    Ein Balsam und doch glühend warm:
    Das schien ihm wunderneu!
    _____

    Nur einmal noch die
    süßen Blicke
    Möcht' ich auf mich gerichtet sehn,
    Nur einmal noch im stillen Glücke
    Und sehnend, Minna! vor dir stehn!
    _____

    So hoch wie die Tanne zum Himmel strebt,
    So hoch, so schlank meine Braut;
    So
    süß wie der Zephyr, der dich umschwebt,
    So
    süß ihres Mundes Laut.
    _____

    Willst mir ein Blümlein schenken,
    Du holde,
    süße Maid,
    Daß dein ich möge denken
    In aller Ewigkeit?

    Ach nein! mir nicht die Rose!
    Du spielst ein arges Spiel,
    Du
    süße Maid, du lose,
    Du gabst mir schon zu viel!
    _____

    Du wardst mein Anker! und zurückgefunden
    Hab' ich aus stürm'schem Meere mich zum Strand:
    Die holde Unschuld, fest mit dir verbunden,
    Sie lockte mich auch in ihr Zauberband:
    Ach! warum bist du mir so schnell entschwunden?
    Schon ruft es wieder zu mir: Stoß' vom Land!
    Vorbei das
    süße Hoffen, sel'ge Träumen,
    Die wilden Wogen seh' ich brausend schäumen!
    _____


    An Minna

    Du willst, daß ich dir künde,
    Mein
    süßes Lieb,
    Wo ich die Lieder finde,
    Bald froh, bald trüb?

    Wo ich Begeistrung sauge?
    Aus deinem Blick,
    Aus deinem Zauberauge,
    Mein
    süßes Glück!

    Aus deinem Angesichte,
    Da schrieb ich ab
    Die schönsten der Gedichte,
    Die ich dir gab!
    _____

    Die erste Saite regt der reine Glaube,
    Der Glaube an den Vater in der Höh':
    Die Unschuld hört den Laut, die weiße Taube,
    Oft klingen in des Lebens Freud' und Weh!

    Die zweite Saite schlägt die holde Liebe,
    Die Liebe: ach! wie ist der Klang so
    süß!
    Er weckt in uns die seligsten der Triebe,
    Es wandelt sich die Erd' in's Paradies!
    _____

     

  • Robert Hamerling (1830-1889)

    Ihre Stimme

    Ach jene lieblich lockenden,
    Wie vor der eig'nen Schöne
    Verschämten, leise stockenden,
    Herzinnig
    süßen Töne,
    Sie locken, gleich verschwebenden
    Accorden sel'ger Lust,
    Mit Klängen,
    süß erbebenden,
    Das Herz mir aus der Brust!

    Und ach, schon hat das lauschende
    Mit ihren Lispelwogen
    Die Zauberflut, die rauschende,
    Befangen und umzogen;
    So folgt das
    süß umronnene
    Dem Bann der Töne stets,
    Und fällt ins klanggesponnene
    Leidvolle Liebesnetz!

    O Flut, in Perlen rinnende,
    Darin ich lauschend schwimme,
    Verlockend herzgewinnende,
    Bethörend
    süße Stimme!
    Vereinte selbst zum Chore sich
    Des Klanges Zauberreich -
    Nicht drängt' es mir zum Ohre sich
    So lockend und so weich!
    _____


    Spiel der Blicke

    Ach, meine Blicke, trunk'ne Vögel, spreiten
    Die Schwing' im weiten Saal nach ihr alleine:
    Ihr Auge aber meidet stets das meine,
    Und scheut sich, Stern in Stern den Blick zu leiten.

    Wohl streift er mich in holder Näh' zu Zeiten,
    Irrt spielend mir ums Haupt mit
    süßem Scheine,
    Um, wenn ich ihn beglückt zu haschen meine,
    Mit kühlem Stolze wieder abzugleiten.

    Nur wenn der Schönen Kranz um sie verdichtet
    Sich drängt, und mir verbirgt mein
    süßes Hoffen,
    Dann aber nur so weit der Schwarm sich lichtet,

    Daß just für einen Pfeil die Bahn wär' offen,
    Seh' plötzlich ich von fern auf mich gerichtet
    Ein spähend Feuerauge,
    süß betroffen!
    _____


    Wunder

    Deute mir den
    süßen Zauber,
    Der die Frauenlippe würzt:
    Daß uns ihre Glutberührung
    In ein Meer von Wonne stürzt?

    Solchem Wunder nachzuspüren
    Ist so fromm, als wie des Seins
    Ew'gem Grunde nachzugrübeln:
    Alle Wunder sind nur eins.

    Heilig ist dies Weltenwunder,
    Wo ihr's packt, an jedem Ort,
    Und die großen Rätsel alle
    Löst ein einzig Zauberwort.
    _____


    Lenzeszwang

    Frühling ist – die Blumen und die Lieder,
    Und die Liebe kehren neu zurück.
    Folg' ich, ach, dem
    süßen Drange wieder?
    Wär' nicht Ruhe mir ein schön'res Glück?

    Ach! der Lenzlust und Lenzesplage
    Bliebe jetzt das Herz auch lieber fern;
    Bliebe wie durch all die Wintertage
    Still und einsam auch im Lenze gern.

    Aber fragt der Lenz, ob Rose blühen,
    Oder Lerche wieder singen will?
    Du, mein Herz, mußt liebend wieder glühen,
    Folge nur dem
    süßen Drange still!
    _____

    Süße Sehnsucht, holdes Regen,
    Leite mir den trüben Sinn
    Immerdar auf Wolkenstegen
    In die schöne Ferne hin;
    Bis in Schönheit
    süß gebadet,
    Und in Liebe rein gestimmt,
    Sich das Herz im Lied entladet,
    Das die Nacht allein vernimmt.
    _____

    Ich seh' dich heut zum ersten Mal,
    Da faßt mich's liebebang;
    Du bist's, dich sucht' ich überall,
    Wo säumtest du so lang?
    Ich habe dich ja längst gekannt,
    Erkennest denn du mich nicht?
    Fühlst du, wie innig wir verwandt,
    O du mein
    süßes Licht?

    Was blickst du mich so fragend an,
    So gänzlich fremd und kalt?
    Hab' ich dir denn ein Leid gethan,
    Holdsel'ge Frau'ngestalt?
    O mach' mir nicht den Sinn so trüb'
    Und nicht das Herz so schwer:
    Nicht wahr, du bist mein
    süßes Lieb?
    Was kränkst du mich so sehr?
    _____

    Ich sehne mich nach gold'nen Glückes Zielen,
    Nach
    süßem Munde, holderblühten Wangen;
    Von weichen Armen wär' ich gern umfangen,
    Und meine Lippen fänden gern Gespielen.
    _____

    Von allem Sehnen, allem Lieben,
    Blieb meiner Brust ein teurer Hort,
    Gleichwie ins tiefste Herz geschrieben
    Mit Flammenschrift ein Liebeswort.
    Und keine Zunge kann sie schildern,
    Die Wunderwelt, die mich umschwebt,
    Wenn von den tausend
    süßen Bildern
    Die stille Nacht den Schleier hebt.
    _____

    Im Wald, am Strom, auf gold'nen Au'n,
    In Träumen,
    süß und traut,
    Ward Kunde mir im Wonnegrau'n
    Von einer holden Braut.
    Es bringen Grüße mir von ihr
    Die Rosen und die Sterne,
    Ihr
    süßes Bild es folget mir
    In alle Näh' und Ferne.

    Wo blüht ihr
    süßes Angesicht,
    Ihr Wangenrosenpaar?
    Wo schimmert ihrer Augen Licht?
    Wo weht ihr gold'nes Haar?
    Ich suche sehnsuchtsvoll nach ihr,
    Mit nimmermüdem Streben,
    Doch ach, es konnte Keiner mir
    Noch Kunde von ihr geben!
    _____

    Ist nicht dein Auge
    süß und klar,
    Die Wange weich und rund?
    Ist glänzend nicht dein gold'nes Haar
    Und
    honigsüß dein Mund?
    Ist nicht erquickend und gelind
    An deiner Brust die Ruh'?
    Bist du nicht ganz ein Götterkind,
    Du holde Kleine du?
    _____

    Noch zarter, als die ich dir sang, die Lieder,
    Noch
    süßer als ein Kuß, von dir gegeben,
    Ist jenes holde Du, mein
    süßes Leben!
    Das traulich zwischen uns geht hin und wieder.
    _____

    O knüpfe los die langen, gold'nen Flechten,
    Und laß sie lieblich flatternd niederhangen!
    Viel
    süßer ist's mit wildumlockten Wangen
    Der Küsse holden Wettkampf auszufechten!
    _____

    Selig, wie der See, der helle,
    Wiegt den Schwan auf Silberfluten,
    Trägt mein Herz die Flammenwelle
    Weicher,
    süßer Liebesgluten.

    Holde Flut, zu welchem Strande
    Trägst du wohl mein Herz, mein wundes?
    Ewig nur zum Blumenrande
    Ihres honigsüßen Mundes.
    _____

    Weih' ich mich dem Dienst der Rose,
    Wird mein Sein erblüh'n zum Allsein,
    Und mein Herz in ihrem Schoße
    Eine
    süße Nachtigall sein!
    _____

     

  • Heinrich Heine (1797-1856)

    Deine weißen Liljenfinger,
    Könnt ich sie noch einmal küssen,
    Und sie drücken an mein Herz,
    Und vergehn in stillem Weinen!

    Deine klaren Veilchenaugen
    Schweben vor mir Tag und Nacht,
    Und mich quält es: was bedeuten
    Diese
    süßen, blauen Rätsel?
    _____

    Die du bist so schön und rein,
    Wunnevolles Magedein,
    Deinem Dienste ganz allein
    Möcht ich wohl mein Leben weihn

    Deine
    süßen Äugelein
    Glänzen mild wie Mondesschein;
    Helle Rosenlichter streun
    Deine roten Wängelein.
    _____

    Die Welt ist dumm, die Welt ist blind,
    Wird täglich abgeschmackter!
    Sie spricht von dir, mein schönes Kind,
    Du hast keinen guten Charakter.

    Die Welt ist dumm, die Welt ist blind,
    Und dich wird sie immer verkennen;
    Sie weiß nicht, wie
    süß deine Küsse sind,
    Und wie sie beseligend brennen.
    _____

    Hüt dich, mein Freund, vor grimmen Teufelsfratzen,
    Doch schlimmer sind die sanften Engelsfrätzchen.
    Ein solches bot mir einst ein
    süßes Schmätzchen,
    Doch wie ich kam, da fühlt ich scharfe Tatzen.

    Hüt dich, mein Freund, vor schwarzen, alten Katzen,
    Doch schlimmer sind die weißen, jungen Kätzchen.
    Ein solches macht ich einst zu meinem Schätzchen,
    Doch rät mein Schätzchen mir das Herz zerkratzen.

    O
    süßes Frätzchen, wundersüßes Mädchen!
    Wie konnte mich dein klares Äuglein täuschen?
    Wie konnt dein Pfötchen mir das Herz zerfleischen?

    O meines Kätzchens wunderzartes Pfötchen!
    Könnt ich dich an die glühnden Lippen pressen,
    Und könnt mein Herz verbluten unterdessen!
    _____

    Ich hab mir lang den Kopf zerbrochen,
    Mit Denken und Sinnen, Tag und Nacht,
    Doch deine liebenswürdigen Augen,
    Sie haben mich zum Entschluß gebracht.

    Jetzt bleib ich, wo deine Augen leuchten,
    In ihrer
    süßen, klugen Pracht
    Daß ich noch einmal würde lieben,
    Ich hätt es nimmermehr gedacht.
    _____

    Ich will meine Seele tauchen
    In den Kelch der Lilje hinein,
    Die Lilje soll klingend hauchen
    Ein Lied von der Liebsten mein.

    Das Lied soll schauern und beben
    Wie der Kuß von ihrem Mund,
    Den sie mir einst gegeben
    In wunderbar
    süßer Stund.
    _____

    In den Küssen welche Lüge!
    Welche Wonne in dem Schein!
    Ach, wie
    süß ist das Betrügen,
    Süßer das Betrogensein!

    Liebchen, wie du dich auch wehrest,
    Weiß ich doch, was du erlaubst:
    Glauben will ich, was du schwörest,
    Schwören will ich, was du glaubst.
    _____

    Mädchen mit dem roten Mündchen,
    Mit den Äuglein
    süß und klar,
    Du mein liebes, kleines Mädchen,
    Deiner denk ich immerdar.
    _____

    O schwöre nicht und küsse nur,
    Ich glaube keinem Weiberschwur!
    Dein Wort ist
    süß, doch süßer ist
    Der Kuß, den ich dir abgeküßt!
    Den hab ich, und dran glaub ich auch,
    Das Wort ist eitel Dunst und Hauch.
    _____

    Saphire sind die Augen dein,
    Die lieblichen, die
    süßen.
    O, dreimal glücklich ist der Mann,
    Den sie mit Liebe grüßen.
    _____

    So hast du ganz und gar vergessen,
    Daß ich so lang dein Herz besessen,
    Dein Herzchen so
    süß und so falsch und so klein,
    Es kann nirgend was
    süßres und falscheres sein.
    _____

    Mein Liebchen ist so schön und mild,
    Noch schwebt mir vor ihr
    süßes Bild;
    Die Veilchenaugen, die Rosenwänglein,
    Die glühen und blühen, jahraus, jahrein.
    Daß ich von solchem Lieb konnt weichen,
    War der dümmste von meinen dummen Streichen.
    _____

    Wie die Nelken duftig atmen!
    Wie die Sterne, ein Gewimmel
    Goldner Bienen, ängstlich schimmern
    An dem veilchenblauen Himmel!

    Aus dem Dunkel der Kastanien
    Glänzt das Landhaus, weiß und lüstern,
    Und ich hör die Glastür klirren
    Und die liebe Stimme flüstern.

    Holdes Zittern,
    süßes Beben,
    Furchtsam zärtliches Umschlingen
    Und die jungen Rosen lauschen,
    Und die Nachtigallen singen.
    _____

    Wo ich bin, mich rings umdunkelt
    Finsternis, so dumpf und dicht,
    Seit mir nicht mehr leuchtend funkelt,
    Liebste, deiner Augen Licht.

    Mir erloschen ist der
    süßen
    Liebessterne goldne Pracht,
    Abgrund gähnt zu meinen Füßen -
    Nimm mich auf, uralte Nacht!
    _____


     

  • Karl Henckell (1864-1929)

    Du schaust mich an mit immer neuem Blicke,
    Und
    süßer Schauer zittert durch den Raum,
    Weil ich die Blüte der Minute pflücke
    Und trinke deines Herzens Sehnsuchtstraum.
    _____

     

  • Max Herrmann-Neiße (1886-1941)

    Süßapfelspiel in meiner Hände Hallen ...

    Süßapfelspiel in meiner Hände Hallen,
    Du allerlei Gelüst zur Abendzeit,
    Laß dich in meinen Schoß jetzt wieder fallen
    Mit deiner leichten, zieren Zärtlichkeit!

    Sei du der Falke mit dem Fliederzweige,
    Der holde Nacht auf falbem Fittich bringt,
    Und segle wieder königlich und steige
    Zur Morgensonne hell und schönbeschwingt!

    Sei du der Luftpiloten leises Schweben,
    Sei du der Stein, der von der Schleuder springt,
    Sei du geschürzter Lippen lindes Beben,
    Sei du der Stern, der durch die Himmel singt!

    Sei du das weiße, weiche Niederfallen
    In Kleinsstadtnächten, wenn es ewig schneit!
    Süßapfelspiel in meiner Hände Hallen,
    Du allerlei Gelüst zur Abendzeit!
    _____

    Schweigen mit dir: das ist ein schönes Schwingen
    von Engelsfittichen und Gottes Kleid
    und
    süß, unsagbar sanftes Geigenklingen
    verweht von Ewigkeit zu Ewigkeit.
    _____

    So
    süß ist es, mit dir sich zu verlieren:
    das All verstummt, nur eine Quelle tropft,
    es raschelt von des Waldes kleinsten Tieren,
    und eines Vögleins Herz verängstigt klopft.
    _____


    Elly

    Wie viel, wie viel ließ ich zurück!
    Wie wenig, wenig nahm ich mit,
    nur meine Leiden und mein Lied.
    Und du mein kleines,
    süßes Glück?

    Blieb mir auch nur ein Hauch zurück,
    der Locken Duft, der Stimme Klang,
    der leise Takt in deinem Gang -
    von dir mein kleines,
    süßes Glück?

    Der Vorhang fiel, aus war das Stück,
    die Lichter löschten; und ich schied. -
    In meinem Leiden, meinem Lied
    bleibt doch mein kleines,
    süßes Glück!
    _____

     

  • Wilhelm Ritter von Hertz (1835-1902)

    An deinem süßen Herzen
    Ruh' ich in stiller Stund',
    Es feuchtet meine Schläfen
    Dein athemwarmer Mund.
    _____

    Vom Himmel naht ein leises Rauschen,
    Der Frühling wandelt durch die Welt;
    Dein
    süßes Herz laß mich belauschen,
    Das hat ein schön'rer Lenz geschwellt!
    _____

    O blick' mir nicht so sehniglich
    Hervor aus deinen Thränen!
    Es soll hinfort kein Auge sich
    Nach dem Verlornen sehnen.

    Und wie noch einmal Herz an Herz
    Im
    süßen Wahn sich stillet,
    So ruhe auch der herbe Schmerz,
    Der dir vom Auge quillet.
    _____

     

  • Alfred Walter Heymel (1878-1914)

    Nie vergißt die Gunst, bei dem du schliefst.
    Deine
    Süße bleibt im Blut.
    Jener Ton, mit dem du riefst,
    klingt im Ohr uns fort.
    Deine Wollust, die du neu und neu vertiefst,
    dauert bis zum Tod.
    _____

    Wir küssen uns im letzten Saal,
    der ist so kissenweich.
    Dort thront die
    süße Liebesqual,
    den Göttern sind wir gleich.
    _____

     

  • Paul Heyse (1830-1914)

    Jetzt, da ich bei Nacht und Tage
    Ihr Gesicht studieren mag,
    Bleibt die große Rätselfrage
    Dunkel wie am ersten Tag.

    Doch entsag’ ich gern dem Wissen;
    Schauen ist die höh’re Pflicht.
    Fort das Grübeln! Laß dich küssen,
    Unerforschlich
    süß Gesicht!
    _____


    Siesta

    Lieb, o lieb war die Nacht
    Mitten am hellen Tag,
    Als wir die Läden geschlossen,
    Als durch die schützenden Sprossen
    Goldige Dämmerung brach.

    Kühl, o kühl war der Saal,
    Drinnen die Welt uns verging,
    Da wir in seligem Schmachten
    Wandelten, flüsterten, lachten,
    Bis uns der Schlummer umfing.

    Süß, o süß war der Traum,
    Herz am Herzen geträumt!
    Über uns schwebend im Kreise
    Flattert’ ein Schmetterling leise,
    Dunkel die Schwingen umsäumt.
    _____

     

  • Friedrich Hölderlin (1770-1843)

    ABBITTE

    Heilig Wesen! gestört hab ich die goldene
    Götterruhe dir oft, und der geheimeren,
    Tiefern Schmerzen des Lebens
    Hast du manche gelernt von mir.

    O vergiß es, vergib! gleich dem Gewölke dort
    Vor dem friedlichen Mond, geh ich dahin, und du
    Ruhst und glänzest in deiner
    Schöne wieder, du
    süßes Licht!
    _____

    Daß ich wieder Kraft gewinne,
    Frei wie einst und selig bin,
    Dank ich deinem Himmelssinne,
    Lyda,
    süße Retterin!
    Labung lächelte dem Müden,
    Hohen Mut dein Auge zu,
    Hohen Mut, wie du zufrieden,
    Gut zu sein und groß wie du.
    _____

     

  • Mia Holm (1845-1912)

    Stehe still, du
    süsse Nacht

    Lieblich warst du schon am Morgen
    Und zu Mittag,
    süsse Maid,
    Doch am holdesten und schönsten
    Bist du jetzt, zur Abendzeit.

    Einen Kranz von Mondenstrahlen
    Trägt dein sonnengoldnes Haar,
    Und in weisse Schleier hüllet
    Dich der Nebel wunderbar.

    Kranz und Schleier, liebes Mädchen,
    Das ist bräutlich holde Tracht.
    Nebel, Mondschein, zaubert weiter,
    Stehe still, du
    süsse Nacht!
    _____


    Gespenster

    Draussen lockt der Sonne Schimmer,
    Lockt mich nimmermehr hinaus,
    Voll von Geistern dieses Zimmer
    Und voll Spuk das ganze Haus.

    An der Decke und am Fenster,
    Über mir und um mich her
    Flattern liebliche Gespenster,
    Machen mir die Seele schwer.

    Und sie lächeln und sie grüssen,
    Flüstern von Vergangenheit.
    Geister sind es deiner
    süssen,
    Längst gestorbnen Zärtlichkeit.
    _____


    Draussen und drinnen

    Draussen dunkle Kälte, Sturmes-Tosen,
    Drinnen Lachen, neckisches Erbosen,
    Wärme, Lichterglanz, ein Fliehn und Haschen
    In stets wechselnden graziösen Posen.
    Er ein Knabe, frisch und braun und prächtig,
    Sie ein Mädchen, zart wie weisse Rosen.
    Müde endlich, ruhn sie, plaudern leise,
    Ihre Stimmen, ihre Blicke kosen –
    O wie
    süss ist Einsamkeit zu zweien,
    Und wie arm sind all die Liebelosen!
    _____

    Die
    süsse wunderwebende
    Uralte Zauberin,
    Die ewig Allbelebende,
    Berauschte unsern Sinn.

    Gedenkst du noch der funkelnden
    Glücksel'gen Sommernacht,
    Die du am See, am dunkelnden,
    Allein mit mir verwacht?
    _____

     

  • Arno Holz (1863-1929)

    Dann
    losch das Licht,
    und
    durch die Stille,
    fiebernd, verlangend, erwartungsbang,
    nur noch:
    unser zitternder Herzschlag!
    Trunken ... stammelnd,
    meine
    Lippen ...
    süß dein ... Aufschrei!
    Seligkeit!
    _____


    TIEFE MAINACHT

    So
    süß ... wob ... die
    Nacht!
    Unter
    den dunkelen Kastanien ... gegen die mondhelle Wand,
    lehntest
    du
    mit geschlossenen ... Augen im Schatten.
    Wir ... küßten uns ... nicht.
    Unser Schweigen
    sagte ... uns ... alles.
    _____

    Ihre
    Brüste ... zittern!
    Strahlend runde, liebessieche,
    schwarzwimperige, wollustbrennende, violenholde
    Sternaugen,
    die
    berücken;
    zarte, willfährige,
    schwellend
    süße, zutrauliche, lechzend rote
    Granatlippen,
    die
    lächeln;
    sanfte, samtene,
    sehnend
    anmutige, weitgebreitete,
    schneeige, volle, weichgeschwungene
    Narzissenarme,
    die
    locken!
    _____

     

  • Hans Hopfen (1835-1904)

    Was streichst du mit den kleinen Händen
    Mir durch das Haar wie dazumal,
    Als deiner Augen
    süßes Blenden
    Mein Herz, mein Glück, mein Leben stahl?
    _____

     

  • Angelika von Hörmann (1843-1921)

    Heute zärtlich
    süße Worte,
    Morgen in gemess'ner Ruh',
    Schließest du die goldne Pforte
    Meines Himmels wieder zu.
    _____

    Ein wellenkräuselnd Lüftchen nur,
    Kaum sah im Wasser man die Spur,
    So kam es angeflogen;
    Süß wars, auf der Gefühle See
    Zu schaukeln sich in Lust und Weh
    Auf immer stärkern Wogen.
    _____

    Oft muß ich still mich fragen:
    Wie kommt's, daß
    süß beengt
    Mich aller Pulse Schlagen
    In deine Nähe drängt?
    _____

    Wir wandeln Seit' an Seite stumm und kühl,
    Als hätten nie wir innig uns umfaßt,
    Nie Herz an Herz zu traulich
    süßer Rast
    Geflüchtet aus dem schalen Weltgewühl.
    _____

     

  • Ludwig Jacobowski (1868-1900)

    Ein Sehnen so mild das Herz umwallt,
    Es ist wohl lockende Frühlingsmahnung,
    Die das klopfende Herz voll Allgewalt
    Durchströmt mit
    süßer Liebesahnung.
    _____

    Einst rauschte mir im Herzen eine Symphonie
    Von Lust und Leid;
    Verschollen ist die stille,
    süße Melodie
    So weit, so weit ...
    _____

    Mein Kopf auf deinem Schoße,
    Lieg ich bange atmend still.
    Süßes Lieb, ach wenn Du wüßtest,
    Was das Herz mir sprengen will.

    Süßes Lieb, beschwöre nimmer
    Meiner Leidenschaften Heer,
    Daß sie trunkne Wonnen träumen
    Unergründlich wie das Meer ...
    _____

    In wohliger Dämmereinsamkeit,
    Da träumt es sich gut von Vergangenheit,
    Da träumt die Seele so vor sich hin,
    An tote Liebe denkt mein Sinn,

    An jene Zeit, da ich glücklich war
    Durch ein blaues, blitzendes Augenpaar,
    Durch Mädchenlippen so
    süß und weich,
    Durch ein Antlitz zart und totenbleich.
    _____


    Versuchung

    Tiefe schwüle Augenpaare,
    Rote Lippen wünschevoll,
    Stirngekräuselt Lockenhaare,
    Atemzüge tief und voll.

    Augen, die mir leuchtend winken,
    Runder Nacken, schimmerndweiß,
    Küsse, die mein Herzblut trinken,
    Busenheben schwer und heiß.

    Schultern, die kokett sich zeigen,
    Tausend Wonnen
    süßer Lohn!
    Ach, was soll ich es verschweigen,
    Wer bleibt da ein Sankt Anton! - - -
    _____

    Und wieder schaun wir reglos in die Glut
    Und sind so stumm und hätten viel zu sagen,
    Doch niemand will das erste Wörtchen wagen,
    Denn dieses Schweigen ist so
    süß und gut.
    _____


    Nicht genug

    Ich liebe dich, doch nicht genug
    Für deine Seele, deine
    süße.
    Ich hab ja Augen nicht genug
    Für ihre tausend stummen Grüße.
    Nicht Hände habe ich genug,
    Um Glück, nur Glück dir zuzutragen,
    Und habe Atem nicht genug,
    Um soviel Liebe auszusagen!
    _____

    Ein Schatten gleitet durch die Nacht
    Bis an mein Bett und horcht und horcht.
    Ein leises Rascheln von Battist,
    Dann halbes Atmen sacht und
    süß.

    Ich seh dich nicht, doch fühl ich dich,
    Den Leib im kühlen Nachtgewande,
    Das Köpfchen mit dem schweren Haar,
    Du
    Süße, du mein junges Weib.
    _____


    Lerchen

    Lerchenlaut in Licht und Luft,
    Ungeseh'n, doch hell vernommen,
    Ich und du im Haideduft,
    Und die Blicke
    süß beklommen.

    Lippe sinkt auf Lippe schon, -
    Und wir fühlen ungesprochen
    Aus dem Lerchenjubelton
    Schon den Vorglanz blonder Wochen.
    _____

     

  • Maria Janitschek (1859-1927)

    Meine Lippen sind heiß wie der Schrei der Lust,
    süß wie weinende Sünde.
    Hurrah, heil!

    Feuer ist mein Hauch, mein Nein der Tod,
    mein Ja die wiehernde Hölle.
    Hurrah, heil!

    Weißt du, weißt du, wer ich bin?
    es rauchen die Wälder vor mir,
    und die Himmel betrinken sich in meinem Laut:
    ich bin die Liebe!
    _____

     

  • Justinus Kerner (1786-1862)

    Ich kam vor Liebchens Fensterlein,
    Tät viele Stunden stehen,
    Ob nicht im milden Abendschein
    Die Liebe wär' zu sehen.

    Was fühlt dies Herz? So Lust als Weh,
    Sie kömmt! o
    süßes Bangen!
    Ich sah wohl zitternd in die Höh' -
    Da kam der Mond gegangen.

    Doch jetzt, doch jetzt, was fühlt dies Herz?
    Gewiß! sie ist nicht ferne!
    Ich sah wohl zitternd himmelwärts -
    Da stunden tausend Sterne.
    _____

    Gehst du, sprech' ich mit verhaltnen Tränen:
    »Ruhet
    süß, ihr lieben, lieben Augen!
    Ruhet
    süß, ihr weißen, weißen Lilgen!
    Ruhet
    süß, ihr lieben, lieben Hände!«
    _____

    Ist kein Lauscher mehr zu fürchten,
    Drück' ich dich, du
    süßes Wesen!
    An ein treues Herz voll Liebe,
    Offen vor des Himmels Aug'.
    _____


    Von Ihr

    Sonnenblume, die in Wonne
    Sich nach goldner Sonne sehnet,
    Wird zum Bild der klaren Sonne,
    Ihre Liebe sie verschönet.

    Schein' ich gut dir,
    süß Verlangen!
    Wie das Herz so gerne wähnet,
    Ist von Augen dein und Wangen
    Ruhe auf mich übergangen,
    Schein der Glorie, die dich krönet.
    _____

     

  • Hedwig Kiesekamp (1844-1919)

    Wann ich auf dem weichen Pfühle
    Ruhe sanft, in stiller Nacht,
    Regt in mir sich eine heimlich
    Wunderbare,
    süße Macht.
    _____

     

  • Gottfried Kinkel (1815-1882)

    Nun ist uns Alles freigegeben
    Der Mund, die Locken, Brust und Hand;
    In
    süß verstummtem Wonnebeben
    Löscht sich des Geistes Flammenbrand.
    Viel holder ist's von deinen Lippen
    Der Küsse unermessne Zahl,
    Als Wort und Töne wegzunippen,
    Die ich dir sonst vom Munde stahl.
    _____

    O
    zaubersüßer Liebestod,
    O heil'ge Macht der Minne!
    Sie kennt nicht Weigern noch Verbot,
    Ist wie ein Kind an Sinne,
    Das stets zu geben ist bereit,
    Was Mutter ihm geschenket,
    Das ohne Harm und ohne Neid
    Nur mitzutheilen denket.
    _____

    Die Lippen mir ein lindes
    Erbeben
    süß durchzückt;
    Die langen Küsse sind es,
    Die du auf sie gedrückt.
    _____

     

  • Ida Klokow (1850-1912)

    Da quoll all unser Glück, erlauscht mit Bangen,
    Aus Deiner Frag', ob Dich kein Wahn bethöre,
    Wenn Du gehofft, daß, wie Du mir verbunden,

    Auch ich mit ganzer Seele Dir gehöre?
    O
    süß Gewähren, süßestes Verlangen,
    O Liebe, Born zu heilen, zu gesunden.
    _____

    Ja, ich wie Du, das hab' ich längst erfahren,
    Wir schwelgen froh in
    süßem Selbstentzücken,
    Indem wir uns mit Glorienschein umweben,

    Indem einander wir mit Reizen schmücken.
    So ich wie Du, laß stets den Trug uns wahren:
    Hienieden gibt's nichts Besseres daneben.
    _____

     

  • Mary Koch (1859-?)

    Da, als sie einst am Brunnenbecken,
    Im Sinne steht, o
    süßer Schrecken!
    Tritt der zu ihr, des sie gedacht
    Am lichten Tag, im Traum der Nacht.
    Kaum kann sie's fassen, kaum verstehen,
    Was seinen Lippen heiß entquillt;
    Ist's möglich, daß ihr innig Flehen
    So ganz, so bald schon wird gestillt?
    _____

     

  • Alma Johanna Koenig (1887-1942)

    Ich seh dich an und lerne, sanft besiegt,
    an Knabengötter alter Mythen glauben.
    Ich seh dich an, bis - wie Geschmack von Trauben -
    mir deine
    Süße auf den Lippen liegt.
    _____

    In dunkler Arabeske deiner Brauen
    hat sich verwirrt mein scheuer Blick verfangen.
    In Fransen deiner Wimpern blieb er hangen,
    verstrickt von allzu
    süßem dich-Beschauen.
    _____

    Die Finger sanft verwühlt in meine Locken,
    lachst du zu meinen Bitten, meinen Fragen:
    es sei ein Kuß dir mehr als alles dies.

    Doch jählings, wilden Herzschlags,
    süß erschrocken,
    fühl ich von deinen Armen mich getragen,
    wie Lust einst Räuber Frauen tragen ließ.
    _____

    Du warst die Schönheit.
    Süßestes Vereinen
    von Mann und Kind. Kein Brand, der wilder loht.
    Verschwenden schien ein göttliches Gebot,
    was wogen arme Gaben gleich den meinen!
    _____

     

  • Theodor Körner (1791-1813)

    Plötzlich aber weckten Küsse
    Mich aus meinen düstern Träumen.
    Leis' war Chloris hergeschlichen
    Und verscheuchte schnell den Unmut
    Durch das
    süße Spiel der Liebe.
    Ach, und jetzt in ihren Armen,
    Ihr am liebewarmen Busen,
    Strömte mir ein neues Leben,
    Neue Kraft durch alle Glieder,
    Und der Liebe
    süßster Einklang
    Wogte mir im trunknen Herzen
    Schöner, heiliger und reiner
    Als das Lied des Götterjünglings.
    _____

    Süßes Liebchen, komm zu mir!
    Tausend Küsse geb' ich dir.
    Sieh mich hier zu deinen Füßen.
    Mädchen, deiner Lippen Glut
    Gibt mir Kraft und Lebensmut.
    Laß dich küssen!
    _____

     

  • Gustav Kühne (1806-1888)

    Kühlste Stille im Gemüthe -
    Und nun plötzlich Hocherguß!
    Und der Lippen Kirschenblüthe
    Wölbte sich zum Wonnekuß.

    Warum zittern, warum beben?
    Liebeshuld ist kurz und
    süß:
    Wem's die Götter plötzlich geben,
    Schaut das schönste Paradies.
    _____

    Ich bin nicht ich mehr, wenn ich Dich erblicke,
    Du bist nicht Du mehr, schaust Du mir in's Herz,
    Und ach! in diesem
    süßen Wechselglücke
    Zerfliegt die stille Seele himmelwärts.
    _____

    O wundersamer Liebesrausch,
    Wer faßt dein geheimstes Leben?
    Unnennbar
    süßer Seelentausch,
    Wie deine Zauber weben!
    _____

    Aus des Chaos dunkler Gährung
    Ringen sich die Stoffe los,
    Und zur seligsten Verklärung
    Lockt der Liebe
    süßer Schooß.

    Alles sehnt sich zum Genusse,
    Das ist alles Strebens Ziel,
    Und im innigsten Ergusse
    Stirbt der Seele Dranggefühl.
    _____

    Laß mich zittern, laß mich beben,
    Aber zweifle länger nicht,
    Daß ich mein geheimstes Leben
    Dir geweiht zu
    süßer Pflicht.

    Lippen, Herz und Mund und Wangen,
    Und der Seele tiefster Schooß -
    Eint mit Dir sich im Verlangen;
    Dich zu lieben ist mein Loos.
    _____

    Was zart und groß, was fromm und düster,
    Und was das Leben bunt umspielt,
    Das wird in Einem Kußgeflüster
    Der tiefsten Liebe durchgefühlt.

    Nun denn, ihr
    süßen Liebesflammen,
    Der Welt verborgen, still und scheu,
    Ich fass' euch alle noch zusammen,
    Ich fühl' euch alle ewig neu.
    _____

    Stundenlanges Lippenbeben
    Ist nur Ein Erguß,
    Unser
    süß verschlugnes Leben
    Nur Ein Liebeskuß.
    _____


    Wie ich Dich lieb'

    Ich sollt' es nicht bei Tag, bei Nacht nicht sagen,
    Der Sonne nicht und nicht den Sternen klagen,
    Mein
    süßes Lieb,
    Und faßt' ich auch das Firmament zusammen,
    Ich spräch's nicht aus mit allen seinen Flammen:
    Wie ich Dich lieb'.
    Die Lerche jubelt's nicht in Morgenlüften,
    Die Ros' erreicht es nicht mit ihren Düften,
    Mein
    süßes Lieb,
    Kein Veilchen kann's verstohlen heimlich sagen,
    Die Nachtigall es nicht zu Ende klagen:
    Wie ich Dich lieb'!
    Kein Meer kann es in seiner Tief' ermessen,
    Kein Sturmwind es dem Schooß der Welt erpressen,
    Mein
    süßes Lieb,
    Und faßt' ich es in hunderttausend Reime,
    Und rief' ich's laut durch alle Himmelsräume:
    Wie ich Dich lieb',
    Kein Himmel würd's mit seiner Macht umfassen,
    Die Sonne müßt' vor meiner Gluth erblassen,
    Mein
    süßes Lieb.
    Denn mehr als Stern und Blum' und Vogelsang,
    Mehr als des Himmels weiter Sphärenklang,
    Mein
    süßes Lieb,
    Schließt in sich ein das kleine Menschenherz
    Mit seinem heißen Drang in Lust und Schmerz:
    Wie ich Dich lieb'!
    _____

    Reich' die Lippen, holdes Weib,
    Und daß ich Dir's nicht verhehle:
    Küss' ich Deinen
    süßen Leib,
    Trink' ich Deine ganze Seele!
    _____

    Ich frag' Dich nur, ob was Dich einst bethörte,
    Als Du im
    süßen Rausch Dich mir geweiht,
    Ob es dem Geist, den Sinnen angehörte,
    Ob es ein Bund auf Zeit, auf Ewigkeit.
    _____

     

  • Emil Kuh (1828-1876)

    Armgeküßt gehst du von hinnen,
    Süßes, innigsüßes Weib!
    Sprich', was wirst du jetzt beginnen
    Mit dem seelenbaren Leib!

    Schließ' dich ein in deine Kammer,
    Einsam sei nach solchem Glück;
    Unter stillem Liebesjammer
    Kehrt die Seele still zurück.
    _____

    Nur ein Mal,
    Süße, möcht' ich Dich
    Verliebt erröten sehn
    Und hören ein "Ich liebe Dich!"
    Mit Zittern eingestehn.
    _____

     

  • Auguste Kurs (1815-1892)

    Liebe

    Wenn heimlich sich mit einem Mal
    Die Liebe regt im Herzen dein
    Mit bitt'rer Lust und
    süßer Qual -
    Und glänzte Dir kein Hoffnungsschein,
    Gesegnet bist du allemal,
    Nur durch das eig'ne Herz allein.

    Denn Lieb' ist nicht von dieser Welt,
    Ist eine Blüte, gottgesandt,
    Die von des Himmels lichtem Zelt
    Herabgeschwebt, und wer sie fand
    Und fest im treuen Herzen hält,
    Dem blüht sie, bis sein Leben schwand.
    _____

     

  • Nikolaus Lenau (1802-1850)

    Alles schläft, und über's Gefild der Ruhe
    Wandelt leisen Schrittes dahin des Lebens
    Genius; sanft schimmert vom Weltendom die
    Lampe des Mondes.

    Sieh! den ernsten Zügen des Gott's entringet
    Holdes Lächeln sich, denn er sieht die Lieben
    In des Schlafes
    süßer Umarmung ihrer
    Qualen vergessen.
    _____

    Das ist der Hain, wo ich mit dir verweilte,
    Das ist der Büsche wonnigliche Haft,
    Wo uns am Fleh'n der
    süßen Leidenschaft
    Unfesselbar die Zeit vorübereilte.
    _____

    Daß doch mein Geschick mir brächte
    Einen Blick von dir!
    Süßes Mondlicht meiner Nächte,
    Mädchen, bist du mir!
    _____

    Sie schritt mit mir durch diese Bäume,
    Ihr gleicht kein Bild beglückter Träume,
    So schön und doch so treu und klar;
    Das Mondlicht ruht' auf ihren Wangen,
    Und ihre
    süßen Worte klangen:
    "Dich werd' ich lieben immerdar!"
    _____

    Die Sonne sinkt, die Berge glüh'n,
    Und aus des Abends Rosen
    Seh' ich so schön dein Bild mir blüh'n,
    So fern dem Hoffnungslosen.

    Strahlt Hesperus dann hell und mild
    Am blauen Himmelsbogen,
    So hat mit ihm dein
    süßes Bild
    Die Sternenflur bezogen.
    _____

    Und ich muß mein Liebstes meiden!
    Quill, o Thräne, quill hervor!
    Traurig säuseln hier die Weiden,
    Und im Winde bebt das Rohr.

    In mein stilles, tiefes Leiden
    Strahlst du, Ferne!
    süß und mild,
    Wie durch Binsen hier und Weiden
    Strahlt des Abendsternes Bild.
    _____

    Weinend muß mein Blick sich senken;
    Durch die tiefste Seele geht
    Mir ein
    süßes Deingedenken,
    Wie ein stilles Nachtgebet!
    _____

    Mir hat noch deine Stimme nicht geklungen,
    Ich sah nur erst dein holdes Angesicht;
    Doch hat der Strom der Schönheit mich bezwungen,
    Der hell von dir in meine Seele bricht.

    In's Tiefste ist er mächtig mir gedrungen,
    Was dort bis nun gelebt, nun lebt es nicht,
    Süß sterbend ward es von der Fluth verschlungen.
    Das ist der Liebe himmlisches Gericht!
    _____


    An*

    O wag es nicht, mit mir zu scherzen,
    Zum Scherze schloß ich keinen Bund;
    O spiele nicht mit meinem Herzen,
    Weißt du noch nicht, wie sehr es wund?

    Weil ich so tief für dich entbrannte,
    Weil ich mich dir gezeigt so weich,
    Dein Herz die
    süße Heimath nannte,
    Und deinen Blick mein Himmelreich:

    O rüttle nicht den Stolz vom Schlummer,
    Der
    süßer Heimath sich entreißt,
    Dem Himmel, mit verschwiegnem Kummer,
    Auf immerdar den Rücken weist.
    _____


    Kommen und Scheiden

    So oft sie kam, erschien mir die Gestalt
    So lieblich, wie das erste Grün im Wald.

    Und was sie sprach, drang mir zum Herzen ein
    Süß, wie des Frühlings erstes Lied im Hain.

    Und als Lebwohl sie winkte mit der Hand
    War's, ob der letzte Jugendtraum mir schwand.
    _____


    Bitte

    Weil' auf mir, du dunkles Auge,
    Uebe deine ganze Macht,
    Ernste, milde, träumerische,
    Unergründlich
    süße Nacht!

    Nimm mit deinem Zauberdunkel
    Diese Welt von hinnen mir,
    Daß du über meinem Leben
    Einsam schwebest für und für.
    _____

     

  • Karoline Leonhardt (1811-1899)

    Bitte, bitte, noch einmal
    Laß mich ruhn an Deinem Herzen,
    Da vergeß' ich jede Qual,
    Süß sind selbst der Trennung Schmerzen.
    _____

    Zwei Thränen zum Abschied geweinet,
    Zwei Lippen zum Abschied geküßt,
    Zwei Hände zum Abschied vereinet,
    Die haben das Scheiden
    versüßt!
    _____


    Gleiche Stimmung

    Wenn du die Liebe kennst, so frage
    Mich nie, warum ich traurig bin;
    Verstehe meine stille Klage
    Und nimm mein
    süß Geheimniß hin.

    Kennst du die Liebe nicht, so wähle
    Ich niemals zur Vertrauten dich;
    Denn nur mit gleichgestimmter Seele
    Erkennest und verstehst du mich.
    _____

     

  • Heinrich Leuthold (1827-1879)

    Sei getrost! kein kosend vertraulich Wort soll
    Je verrathen, was in verschwieg'nen Nächten
    Deine stolzen Lippen mir unter
    süßem
    Sträuben gestammelt.
    _____

     

  • Detlev von Liliencron (1844-1909)

    Wie bin ich schnell bei Band und Schnallen;
    Sie wehrt sich, sie verweigerts mir,
    Und ist mir um den Hals gefallen,
    Verwirrung schloß die Augen ihr.
    Noch sträubt sie sich, schon fällt die Hülle
    Sie will nicht und sie muß, sie muß,
    Und bringt mir ihre
    süße Fülle,
    Und bringt sie mir in Glut und Kuß.
    _____

    Und ungestört, eine selige Stunde,
    Durft ich im Paradiese weilen
    Und Rosen pflücken, so viel ich wollte;
    Ich glaube, wir pflückten zu gleichen Teilen.

    Inzwischen sanken die Wimpernspeere
    Wie Fahnen, besiegt auf erstürmtem Hügel,
    Und lagen geschlossen in
    süßer Ermüdung,
    Wie des ermatteten Schmetterlings Flügel.
    _____

    Vor Wonne jauchzt deine junge Brust,
    Vor Wonne dein Herz, das ich raubte.
    Unsre Küsse geben
    süßere Lust
    Als trauscheinlich erlaubte.
    _____

    Sieh meine blaugrauen lustigen Augen,
    Wie sie sich sehnen nach seliger Stund.
    Wollen zur Liebe, zur Liebe nur taugen,
    Sieh meine blaugrauen lustigen Augen,
    Süßeste Liebe nur wollen sie saugen;
    Küsse mich, küsse mir Augen und Mund.
    Sieh meine blaugrauen lustigen Augen,
    Wie sie sich sehnen nach seliger Stund.
    _____

    Und echten Samt, zu aller Neid,
    Das allerfeinste Spitzenkleid,
    Und alles Gold und alles Geld,
    Und alle Schätze dieser Welt,
    Ich leg es dir zu Füßen,
    Das Leben dir zu
    süßen.
    _____


    Einen Sommer lang

    Zwischen Roggenfeld und Hecken
    Führt ein schmaler Gang;
    Süßes, seliges Verstecken
    Einen Sommer lang.

    Wenn wir uns von ferne sehen,
    Zögert sie den Schritt,
    Rupft ein Hälmchen sich im Gehen,
    Nimmt ein Blättchen mit.

    Hat mit Ähren sich das Mieder
    Unschuldig geschmückt,
    Sich den Hut verlegen nieder
    In die Stirn gerückt.

    Finster kommt sie langsam näher,
    Färbt sich rot wie Mohn;
    Doch ich bin ein feiner Späher,
    Kenn die Schelmin schon.

    Noch ein Blick in Weg und Weite,
    Ruhig liegt die Welt,
    Und es hat an ihre Seite
    Mich der Sturm gesellt.

    Zwischen Roggenfeld und Hecken
    Führt ein schmaler Gang;
    Süßes, seliges Verstecken
    Einen Sommer lang.
    _____

     

  • Thekla Lingen (1866-1931)

    Die Geigen sangen die ganze Nacht,
    Wir beide haben nicht mehr gelacht.

    Verstummt der Jubel, ich bin allein
    Im dunkel-stillen Kämmerlein,

    Und träume und träume, wie es wird,
    Wenn sich dein Mund so
    süss verirrt.
    _____

    Und kommst du geschritten, und schaust du mich an,
    So beb' ich vor Lust und Verlangen,
    Und gehst du, du junger, du kraftschöner Mann,
    So wein' ich vor Sehnen und Bangen.

    So wandl' ich in steter, sich mehrender Pein,
    Von Lieb' und von Reue getrieben -
    Dein darf ich nicht werden und bin ja schon dein
    Und finde so
    süss, dich zu lieben.
    _____

    Wie lag mein Herz in schwerem Dämmerschlummer,
    Bedeckt vom Staub der schalen Alltagsliebe,
    Bis du mir kamst -
    Dahin ist nun mein Kummer,
    Mein Herz erglüht in deinen Liebesstrahlen,
    Die
    süss befruchtend du in mich gesenkt,
    Erblüht zu einer lichten Wunderblume,
    Die duftend Wünsche dir entgegenströmt ...
    O komm, o komm, auf dass sie dich erfülle
    Mit ihrem Duft und deinem sich vermähle.
    O komm, o komm, dass ich dich zehrend küsse,
    Und lass in stillem Kuss uns ruhen
    Und schliess die Augen ...
    _____


    Toter Wunsch

    O wärst du gekommen, da sie dich rief!
    Du hättest die Rose gefunden - sie schlief
    Und träumte und träumte die ganze Nacht -
    O wärst du gekommen - sie wäre erwacht!

    Wie wär' ihr so
    süss, so süss geschehn,
    Und musste im eigenen Duft vergehn,
    Und war doch so jung und heiss und rot -
    O wärst du gekommen! ... Nun ist sie tot ...
    _____


    Unrast

    Schon harrst du gesattelt, mein wildes Ross,
    Hier drinnen ist's schwer und schwül!
    Hinaus, hinaus! ... Es schläft mein Genoss
    Tiefatmend auf heissem Pfühl.

    Hinaus, hinaus ohne Zügel und Zaum
    Und ziellos im sausenden Ritt!
    Frau Sehnsucht, die kennet nicht Zeit und nicht Raum,
    Frau Sehnsucht, sie reitet ja mit!

    Hinweg über Tiefen, durch Schatten der Nacht
    Hinüber zu leuchtenden Höhn,
    Dahin, wo Gottvater am Lebensquell wacht,
    Gottvater ins Auge zu sehn.

    Und weiter und weiter im sausenden Ritt
    Mit Sonnen und Sternen im Spiel!
    Frau Sehnsucht, die
    Süsse, sie reitet ja mit -
    Wo ist ihren Wünschen ein Ziel?

    Und wir irren und suchen, bis Morgenrot
    Die bleichenden Sterne grüsst,
    Bis mir der Schlummer all meine Not
    Von pochender Schläfe küsst.
    _____

    Sprich nicht zu mir mit diesen Lippen,
    Wie Wein so
    süss, so heiss, so rot,
    Sprich nicht zu mir mit diesen Lippen,
    Ich küss' dich dann, und wär's mein Tod.
    _____

     

  • Hermann Lingg (1820-1905)

    Lied

    Kalt und schneidend
    Weht der Wind,
    Und mein Herz ist bang und leidend
    Deinetwegen, schönes Kind!

    Deinetwegen,
    Süße Macht,
    Ist mein Tagwerk ohne Segen
    Und ist schlaflos meine Nacht.

    Stürme tosen
    Winterlich,
    Aber blühten auch schon Rosen,
    Was sind Rosen ohne dich?
    _____

    Frau Venus, Frau Venus,
    O laß dein
    süßes Locken,
    Du bist so schön, so zart und weiß,
    Es pocht mein Herz so laut und heiß,
    Ich bin so sehr erschrocken -
    Frau Venus, Frau Venus,
    Wer flicht denn deine Locken?
    _____

     

  • Hermann von Loeper (1820-1884)

    An den Abendstern

    Süße Venus, Stern am Abend,
    Schaust so mild auf mich herab;
    Deine Strahlen wirfst du labend
    In mein krankes Herz hinab.

    Wenn ich irrte durch die Heide,
    Blick' ich auf zu dir so gern.
    Ach! du weißt ja, was ich leide,
    Denn du bist der Liebe Stern.
    _____


    Bekehrung

    "Gieb mir Leben! Gieb mir Liebe!"
    Fleh' ich früh schon, wenn das Licht
    Mit den ersten goldnen Strahlen
    Durch die Wolkenschleier bricht.

    "Gieb mir Leben! Gieb mir Liebe,
    Ew'ger Geist, bis in den Tod!
    Denn du bist ja selbst das Leben,
    Und die Lieb' ist dein Gebot."

    So zu beten hat kein Derwisch
    Und kein Priester mich gelehrt;
    Deine
    wundersüßen blauen
    Augen haben mich bekehrt.
    _____

    Wo bist du,
    süßer Traum?
    Wo bist du, goldner Stern?
    Bist du's, am dunkeln Wolkensaum
    Du Licht, so bleich und fern?
    Ich stehe starr und stumm,
    Ich kann's, ich kann's nicht fassen -
    O sage, sprich, warum,
    Geliebte, hast du mich verlassen?
    _____

    Mag sich meine Brust umpanzern,
    Ach! mich schützt kein Schirm, kein Schild,
    Wie durch leichtgewebte Schleier
    Dringt hindurch dein
    süßes Bild.
    _____

    Sie reicht mir ihre weiße Hand,
    Sie lächelt hold, sie flüstert leis,
    Und ach! wie einst, bin ich gebannt
    In ihren
    süßen Zauberkreis.

    Ich schließe sie in meinen Arm
    Und küsse sie in trunkner Lust;
    Ich hab' vergessen meinen Harm
    Und schlummre ein an ihrer Brust.
    _____

     

  • Feodor Löwe (1816-1890)

    Es ist ein Weh, ein tiefes Weh!
    Du willst es nicht versteh'n!
    O
    süßer Schmerz, o bitt're Lust!
    In deine Augen seh'n.
    _____

    O
    süß' Geschwätz der unbelauschten Liebe,
    So reich an Sinn und arm doch an Verstand;
    Da sitzt man Stunden lang oft Hand in Hand
    Und Aug' in Aug', und zehrt an einem Triebe.
    _____

    O weich geschaffen
    süßes Frauenherz,
    Das in dem letzten Kampf, selbst wenn es bricht,
    Doch nur von Segen und Vergebung spricht,
    Und lieb gewinnt den herben Todesschmerz.
    _____

     

  • Hermann Löns (1866-1914)

    Schon lange ist's her, schon manch langes Jahr,
    Hab' immer gern deiner gedacht,
    Du rosige Wange, du goldhelles Haar,
    Du Auge, voll tiefblauer Pracht,
    Ihr Lippen, wie konntet ihr lachen und schmollen,
    Ihr Augen, wie konntet ihr strahlen und grollen,
    Bald Höllenpein spenden und bald Paradies,
    Was half mir mein besseres Wissen und Wollen,
    Ja Lüge und Trug war's, doch
    süß, ach so süß.
    _____


    Surrogat

    O küsse mich, dein Küssen ist
    So
    süß fast wie des Todes Kuß,
    Bei deinem leisen Kuß vergißt
    Mein Herz, daß es noch schlagen muß.

    O küß und küß mich immerzu,
    Bei deinem warmen, lieben Kuß
    Vergesse ich, wie einst die Ruh
    Des Grabes mich beglücken muß.
    _____

    Ob ich dich ewig lieben werde,
    Fragst du mich,
    süße kleine Frau,
    Ob liebend ich kein Weib der Erde
    Nach dieser Stunde mehr anschau?

    Närrisches Weib, den Frühling frage,
    Frag ihn, ob nie er wiederkehrt!
    Und denke, daß nach jedem Tage
    Die Nacht das Sonnenlicht verzehrt.
    _____


    Liebeszauber

    Und willst und willst du mich nicht lieben,
    O Maienzeit, o
    Süßigkeit,
    Das soll und soll mich nicht betrüben,
    O Maienzeit, o Bitterkeit;
    Ich weiß das edle Kräutlein blühn,
    Habmichlieb, das Kräutlein grün,
    Kräutlein grün, Blümlein rot
    Hilft bei Liebesnot.

    Zur Liebe will ich dich bekehren,
    O Maienzeit, o
    Süßigkeit,
    Du kannst und kannst es mir nicht wehren,
    O Maienzeit, o Bitterkeit;
    Ich weiß das edle Kräutlein grün,
    Habmichlieb, das Kräutlein grün,
    Kräutlein grün, Blümlein rot
    Hilft bei Liebesnot.

    Und hab’ und hab’ ich es gefunden,
    O Maienzeit, o
    Süßigkeit,
    So bleibst und bleibst du mir verbunden,
    O Maienzeit, o Bitterkeit;
    Ich weiß das edle Kräutlein blühn,
    Habmichlieb, das Kräutlein grün,
    Kräutlein grün, Blümlein rot
    Hilft bei Liebesnot.
    _____

    Drinnen senken sich die hübschen Köpfchen,
    Und das Knie das Kirchenpflaster küßt,
    Unter all den Löckchen und den Zöpfchen
    Kein Gedanke bei der Predigt ist.

    "Gott sei Dank! Die Predigt ist zu Ende,"
    Schnell nach draußen strömt der bunte Hauf,
    Und des Schloßparks breite Laubgelände
    Nehmen die verliebten Pärchen auf.

    Welch ein Küssen, Drücken,
    süße Sünden!
    Selbst das frommste Herzchen wird gerührt –
    Kalter Himmel, deine Schrecken schwinden,
    Und die heiße Hölle triumphiert.
    _____

     

  • Hieronymus Lorm (1821-1902)

    Es giebt ein tief geheimnißvolles Walten,
    Zwei Herzen, die sich lieben, zu verknüpfen:
    Ein Zauber ist's im Wort nicht festzuhalten,
    Und dem Erforschen wird er stets entschlüpfen.

    Es ist ein seelenvoll Beisammenfühlen,
    Ein körperlos verschwieg'nes Wonnebringen!
    Sie dürfen vor der Welt, der fremden, kühlen,
    Sich unsichtbar mit
    süßer Glut umschlingen.
    _____

     

  • Otto Ludwig (1813-1865)

    Wie ist die Lieb ein
    süßes Gift
    Und Arznei zugleich:
    Sie macht so arm ihn, den sie trifft,
    Und doch so reich, so reich.

    Und alles, alles, was du hast,
    Dein ganzes, ganzes Sein,
    Das halt ich reicher Mann umfaßt,
    Ein
    süßes, seligs Mein.
    _____

     

  • Minna von Mädler (1804-1891)

    Kennst du dies hohe, himmlische Empfinden,
    Den Geistergruß aus unsichtbarer Welt?
    Die Seligkeit, der alle Gränzen schwinden,
    Die Lust, die Menschen neben Götter stellt?
    Den
    süßen Schmerz, das hoffnungsvolle Bangen,
    Die still gepflegte, liebgewordne Pein,
    Dies unruhvolle, sehnende Verlangen,
    Den flücht'gen Zorn, das schönere Verzeih'n?

    Kennst du die Liebe, war sie dir bekannt,
    So hast du nie bei'm Namen sie genannt! -
    _____

     

  • Selma Meerbaum-Eisinger (1924-1942)

    Mein Geliebter ist der lange Weg.
    Wir sind vermählt auf immerdar.
    Ich liebe ihn, und ihn bedeckt
    mein seidenweiches, schwarzes Haar.

    Mein Kuß ist
    süß wie Fliederduft -
    der Wanderer weiß es genau...
    Wenn er in meine Arme sinkt,
    vergißt er jede heiße Frau.
    _____

     

  • Emerenz Meier (1874-1928)

    O holde Jugendseligkeit
    Was gleichet deiner
    Süße!
    O daß der Liebe Wunderzeit
    Sich ewig halten ließe!
    Doch rastlos wechseln Glück und Pein
    Wir selbst, wie bald, vergehen,
    Und über unsrer Gräber Reih'n
    Wird neuer Lenz erstehen.
    _____

     

  • Alfred Meißner (1822-1885)

    O daß aus deinem
    süßen Munde
    Sich je das
    süße Wort verirrt,
    Daß einst in dunkelselger Stunde
    Dein schönes Herz noch brechen wird!
    Nun bist du fest an mich gekettet,
    Gekettet bis dein Auge bricht,
    Und von dem düstern Freunde rettet
    Selbst eines Kampfes Qual dich nicht!
    _____

     

  • Sophie Mereau (1770-1806)

    In welches Labyrinth bin ich verschlungen?
    Hat eine traurige Nothwendigkeit
    mir dieses Leben furchtbar aufgedrungen?
    O, Liebe! löse du den bangen Streit!

    Ja, ich empfand, als ich mit
    süssem Beben
    der Liebe Gluth aus deinen Blicken sog,
    und heiliges, noch nie empfundnes Leben,
    mit Götterkraft durch meine Seele flog.
    _____

    Im sonnigen Schimmer,
    So freundlich und warm,
    da ging ich
    süss träumend
    mit Liebchen am Arm.

    Wie Athem der Liebe,
    umfing mich die Luft;
    es weh'te mir Freude
    im blüthigen Duft.
    _____

    In ein Meer von
    süsser Lust versenket,
    wallt die Seele staunend auf und ab,
    stürzt, von frohen Ahndungen getränket,
    sich im Taumel des Gefühls hinab.

    Liebe hat die Wesen neu gestaltet;
    ihre Gottheit überstrahlt auch mich,
    und ein neuer üpp'ger Lenz entfaltet
    ahndungsvoll in meiner Seele sich.
    _____

     

  • Stephan Milow (1836-1915)

    Das Schönste bleibt doch stets das Sehnen,
    Der Liebe erste Werdezeit,
    Das bange Zagen,
    süße Wähnen,
    Die stille Traumesseligkeit.
    _____

    Mir aber lebst du stets im Sinne,
    Und sehnend meiner denkst auch du,
    Wir küssen uns in treuer Minne
    Und träumen
    süß einander zu.

    O stille Lust! beglückt Versenken!
    O heimlich
    süße, schöne Welt!
    Die unser liebendes Gedenken
    So ewig jung im Lauf erhält!
    _____

    Die erste ahnungsvolle Glut,
    Das
    süße Zueinanderlauschen,
    Und dann in jugendlichem Muth
    Verliebter Blicke erstes Tauschen.

    Ich weiß, es war dein erster Kuß,
    Den deine Lippe mir gespendet,
    Und fühl's, daß der erquicken muß
    Mit einer Kraft, die nimmer endet.
    _____

    Gestern scheu der erste Kuß,
    Banges Zaudern und Verhehlen,
    Heut – o
    süßer Überfluß! -
    Küsse, nimmermehr zu zählen.
    _____

    Mit der
    Süßigkeit der Liebe
    Kommen auch die Liebessorgen;
    Ob dir heut kein Wunsch auch bliebe,
    Quälst du dich doch um das Morgen.
    _____


    Göttlichkeit

    Süßes Mädchen, wie du schön bist!
    Wie so lieblich deine Miene,
    Wie so mild der Blick des Auges,
    Wie so hold des Mundes Lächeln
    Und wie wunderzart die Blüte
    Deines magdlich jungen Leibes!
    Und das alles,
    süßes Mädchen,
    Hast du nicht für dich – o denk' es! -
    Hast den ganzen großen Reichthum
    Blos nur, um ihn zu verschenken.
    _____

    Doch jetzt, da wir uns ganz gefunden,
    Vom gleichen Herzenszug gelenkt,
    Und so unnennbar
    süße Stunden
    An deiner Seite mir geschenkt;
    Jetzt weckt mir die geword'ne Gabe,
    Was sonst im Innern matt nur schlief:
    Ich fühl' es erst, nun ich dich habe,
    Wie ich dich liebe voll und tief.
    _____

    Doch nahst du mir und darf ich dich nur schauen,
    So quillt es auch schon stillend, unermessen,
    Auf mich herein, so daß ich mich verwirre;

    Das Auge will in
    süßer Wonne thauen
    Und meine Lippe schier den Kuß vergessen,
    Nur heißen Dank dir stammelnd, selig irre.
    _____

    Wer liebt, sei ganz in sein Gefühl versunken,
    Er laß den Ruf der Welt an sich verhallen,
    Dahin in stillem Jubel mag er wallen,
    Im Tiefsten bergend
    süß den heil'gen Funken.
    _____

     

  • Christian Morgenstern (1871-1914)

    Schlaf'
    süß in deinem Silbertale,
    mein Dunkelauge, Rätselkind,
    gegrüßt von jedem reinen Strahle,
    der selig in die Tiefe rinnt!

    Schlaf'
    süß! und sieh den Freund im Traume
    sich nächtlicher Natur vertraun
    und von des Bergwalds dunklem Saume
    verzückt und schmerzlich niederschaun!
    _____


    Der Traum

    Es war ein
    süßer Traum
    von Dir, -
    was, weiß ich kaum.
    Doch seine
    Süßigkeit
    blieb mir
    den ganzen Tag, -
    daß, als mein Schlittengleis
    zur Abendzeit
    die Straße lief,
    da deine Wohnung lag,
    der Heide, ich,
    ein leis
    >Gott segne dich<
    als jenes
    süßen
    Traumes letztes Grüßen
    rief.
    _____

    O wie wollten wir hier oben,
    Liebste, Tag und Nacht verküssen,
    allem Sittenwahn enthoben,
    aller Vorsicht trocknen Schlüssen!
    Komm, o komm durch alle Weiten!
    Laß uns hier im Bergesgrunde
    feiern unsrer Hohen Zeiten
    unaussprechlich
    süße Stunde!
    _____

    Wenn ich deine weichen Wangen
    leis in meine Hände nahm,
    und voll zärtlichem Verlangen
    Mund zu Mund zum Kusse kam;

    wenn ich deine Schläfen rührte
    durch der Haare duftig Netz,
    o, wie war, was uns verführte,
    beiden uns so
    süß Gesetz!
    _____

    Mit diesem langen Kuß
    auf deine Lippen laß uns scheiden.
    O warum muß
    ich solcher Trennung Schmerzen leiden.

    Und hätte jederstund
    nur einzig dies Verlangen,
    an Deinem
    süßen Mund
    auf Ewigkeit zu hangen.
    _____

    Was kannst du,
    Süße, wider dies, daß du so schön!
    In deiner eigenen Schönheit wehrlos wandelst du,
    und ob du lächelst, ob du ernst wirst, bist du schön;
    und weintest du, dich ließe deine Schönheit nicht,
    nur rührender aus Tränen leuchtete sie vor;
    und zürntest du, so wär' es ihres Zürnens Macht,
    nicht die des Deinen, die ein jedes Herz besiegt.
    Doch welch unmöglich Scheiden zwischen ihr und Dir,
    die du sie selbst, die du die Schönheit selber bist!
    _____

    Wenn Cyrano des Kusses
    Süße singt,
    so war es nur, weil ihn ein Kuß beglückte;
    vergeblich glaubst du, daß es dem gelingt,
    den liebe Lippe nicht zuvor entzückte;
    erst wessen Herz dies
    süße Gift durchdringt,
    er redet, ein Entrückter für Entrückte,
    erst wer die roten Lebensrosen pflückte,
    schlingt Kränze, wie man sie für ewig schlingt.
    _____


    Wo bist du...

    Wo bist du,
    süße Blume meiner Tage?
    Ich strecke müde, glückverlangende Hände
    nach deinem holden Kelche aus?
    Wo bist du -
    daß ich das keusche, sammetweiche Haupt
    dir küsse?
    Wo bist du -
    daß der Falter meiner Seele
    an deiner Blüte Staub
    sich neu vergolde?
    Ich dürste, hungere nach deinem Duft!
    Wo birgst du deine Schönheit?
    Welcher Garten des Paradieses
    umfriedet deine Pracht?
    Wo bist du - bist du -
    süße Blume meiner Tage?
    _____

     

  • Eduard Mörike (1804-1875)

    Zu viel

    Der Himmel glänzt vom reinsten Frühlingslichte,
    Ihm schwillt der Hügel sehnsuchtsvoll entgegen,
    Die starre Welt zerfließt in Liebessegen,
    Und schmiegt sich rund zum zärtlichsten Gedichte.

    Am Dorfeshang, dort bei der luftgen Fichte,
    Ist meiner Liebsten kleines Haus gelegen -
    O Herz, was hilft dein Wiegen und dein Wägen,
    Daß all der Wonnestreit in dir sich schlichte!

    Du, Liebe, hilf den
    süßen Zauber lösen,
    Womit Natur in meinem Innern wühlet!
    Und du, o Frühling, hilf die Liebe beugen!

    Lisch aus, o Tag! Laß mich in Nacht genesen!
    Indes ihr sanften Sterne göttlich kühlet,
    Will ich zum Abgrund der Betrachtung steigen.
    _____

     

  • Erich Mühsam (1878-1934)

    Nun endlich stehst du weiß und nackt
    vor
    süßen Sünden zitternd hier -
    und meines Pulsschlags wilder Takt
    schlägt rasend an die Sinne dir.
    Und meine Augen halten dich
    wie straffe Seile fest umspannt. -
    In meinen Willen hab' ich dich
    nach langem Werben nun gebannt.
    Dein Weinen schürt die Fibern mir -
    dein keuscher Widerstand wird matt. - -
    Ich packe dich - und meine Gier
    frißt sich an deiner Reinheit satt.
    _____

    Mein Blut ist heiß; mein Herz schlägt toll;
    mein Hirn ist wogenden Weines voll. -
    Auf der Brust der bohrende, schrille Druck;
    auf der Zunge der letzte
    süße Schluck. -
    Nun heim! - Im weichen Kissen vergessen,
    was mir Wein und Rausch aus dem Herzen pressen. -
    Vergessen - vergessen! Nur Liebe erstickt
    das Grinsen, das mir ein Teufel schickt. -
    Ein Weib - ein Weib muß zu mir ins Bett. - - -
    Wenn ich doch einen Taler hätt'!
    _____

    Eh' sie meinem Blick entschwände,
    folgt ich lange ihren Spuren,
    und dann formten meine Hände
    ihre herrlichen Konturen

    aus der Luft, bis ich verloren
    heimging, voll von allem
    Süßen,
    ihren Duft in meinen Poren,
    ihren Gang in meinen Füßen.
    _____

    Wenn ich nur wüßte: war das Höschen teuer?
    Was gabst du ihm, der mit dem Schmuck dich zierte?
    War's einer, der nach deinen Gnaden gierte?
    War's deiner Anmut selbstlos ein Betreuer?

    Wie immer: deine neuen Seidenhöschen
    sind
    süß wie Wiesengrün im Sonnenscheine.
    Schnell, zieh sie dir an deine schlanken Beine
    und laß dich anschaun in graziösem Pöschen.
    _____

    Es ging von dir zu mir ein
    süßes Wehn.
    Aus deinen Augen floß ein gütiges Licht.
    Von deinen Händen glänzte alles Schöne.
    Nie hatte ich dich herrlicher gesehn,
    so wunderbar, so fern. Nur Duft und Töne.
    So ging ein Wehn. - Doch ach, du sahst mich nicht.
    Mir war ums Herz so schwer, wie, wenn du weinst. -
    Da sagtest du zu mir: Dich liebt' ich einst.
    _____

    Warum erfuhr ich ihren Kuß
    und ihres Leibes
    Süßigkeit? ...
    Ich weiß nur, daß ich trauern muß
    und daß mein Blut nach ihrem schreit.

    Mein trunkenes Blut kann lange schrein.
    Nie kehrt die eine wieder - nie!
    Ich sarge meine Wünsche ein
    und liebe noch das Leid um sie.
    _____

     

  • Clara Müller-Jahnke (1860-1905)

    O Tag der Sonnenwende,
    vollblühende Rosenzeit,
    du hast mir ins Herz geduftet
    berauschende Seligkeit!
    Das pocht und glüht und zittert
    und bebt im Vollgenuß,
    als ging er nie zu Ende,
    der
    süße, erste Kuß -
    _____

    Will ich heut vom Haupte mir
    eine Locke trennen,
    sollen morgen schon auf ihr
    deine Lippen brennen, -
    deine Lippen, die sich fest
    jüngst auf meinen Mund gepreßt,
    dort in seligen Stunden
    süße Rast gefunden.
    _____


    Flamme

    Was sträubst du dich der
    süßen Glut,
    die züngelnd schon dein Haupt versengt,
    die liebeheißen Atems dich
    mit Flammenarmen eng umdrängt?!

    Die Glut bin ich - und du bist mein!
    wirf ab, wirf ab das Alltagskleid:
    gib deine ganze Seele hin
    in ihrer nackten Herrlichkeit!

    Umschlingen will ich glühend dich
    und pressen dich ans heiße Herz,
    die Kette schmelzen, die dich band,
    in meinem Kuß wie tropfend Erz!

    Und flüstern will ich dir ins Ohr
    ein Wörtlein, zaub'risch wunderfein,
    daß du nichts andres denken sollst,
    als mich allein, als mich allein . . .
    _____

     

  • Novalis (Friedrich von Hardenberg) (1772-1801)

    MEIN WUNSCH

    König möchte sein, wer wollte!
    Was ging mir der König an;
    Möchte sitzen tief im Golde,
    Wer es listig sich gewann!
    Wenn ich ruhig könnte lachen
    In Luischens weichem Arm,
    Ungestört von stolzen Hachen,
    Unbetäubt vom Torenschwarm.
    Nur zum
    süßesten Entzücken
    Von der Freude selbst gestimmt,
    Und aus ihren Feuerblicken,
    Süßen Tod zu ziehn bestimmt.
    _____

    Nein,
    Süßers als die Liebe
    Empfand kein Sterblicher,
    Was hie bevor war trübe,
    Wird durch sie lieblicher.
    _____

     

  • Betty Paoli (1814-1894)

    Deine Liebe zu erstreben,
    Dir zu weih'n mein innerst Leben,
    Dein zu sein im Erdenraum
    Und im seligen Verderben
    Einst an deinem Kuß zu sterben -
    O es war ein
    süßer Traum.
    _____

    Es ist in diesem Weltgetriebe
    Nichts
    süß und heilig als die Liebe.
    Der Schmerz nur wesenhaft und wahr.
    Drum hab' ich, frei mit mir zu schalten,
    Den beiden, göttlichen Gewalten
    Mich hingegeben ganz und gar!
    _____

    Du meine letzte Liebe! glühn'de Rose,
    Die mit dem Thau ich meiner Thränen nährte,
    Die schmeichelnd wie mit holden Lenzgekose
    In
    süßer Täuschung mir die Welt verklärte,
    Du ernste Liebe! tiefe, hoffnungslose,
    Und doch vertrauend himmelwärts gekehrte,
    Auch du ward'st von dem eis'gen Hauch getroffen -
    Und keinen neuen Frühling darf ich hoffen!
    _____


    In deiner Stimme

    In deiner Stimme bebt ein Klang,
    Der mich so tief erschüttert,
    Daß mir im Auge, selig bang,
    Die Thräne glänzt und zittert.

    Ich frage nicht: Wird mir dein Wort
    Schmerz oder Glück bereiten?
    Der
    süße Ton hallt in mir fort
    Für alle Ewigkeiten!
    _____


    O frage nicht!

    Warum, im Innersten zerrissen,
    Mein gramerbleichtes Angesicht
    Ich von dir wende, willst du wissen?
    O frage nicht!

    Ob deiner Stimme Zaubergrüße,
    Die Schönheit, die dein Haupt umflicht,
    Für mich verloren ihre
    Süße?
    O frage nicht!

    Ob unsre Trennung, schmerzdurchlodert,
    Für die mein Mund nun bebend spricht,
    Von mir, ob vom Geschick gefordert?
    O frage nicht!

    Ob, was ich leide, ohn' Verzagen
    Und ohne daß vor Qual es bricht,
    Ein Menschenherz vermag zu tragen?
    O frage nicht!
    _____


    An ***

    Wie
    süß du meiner Seele bist,
    Ich weiß es nicht zu sagen!
    Was still in meinem Innern sprießt,
    Will nicht an's Licht sich wagen.
    Vom Lenze, der in meiner Brust
    Geweckt ein neues Leben,
    Vermag ich, wollend und bewußt,
    Den Schleier nicht zu heben.

    Es sei! Wozu versucht ich auch
    Ihn absichtsvoll zu lüften?
    Du merkst den warmen Frühlingshauch
    An seinen linden Düften.
    In meinen feuchten Augen siehst
    Du Licht des Morgens tagen -
    Wie
    süß du meiner Seele bist
    Brauch' ich dir nicht zu sagen!
    _____

     

  • Alfons Petzold (1882-1923)

    Es ist die Welt voll
    Süße,
    seit du ihr schenktest deinen Tritt,
    es brachten deine Füße
    den Traum der Himmel mit.

    Wo immer du auch weilest,
    glänzt in der Nacht ein heller Strahl,
    und wessen Raum du teilest,
    der sitzt bei Gott zu Mahl.
    _____

    Ich bin eine Sehnsucht, in Deine Ferne hingeträumt,
    eine Landschaft, von Deinem Himmel umsäumt!

    Nenne ich Deinen Namen, löschen die Sterne aus,
    stürzet in Nichts, was sich herrisch vor mir erhob,
    verlieren die Ströme und Stürme ihr wildes Gebraus,
    redet Christus aus mir, kündend
    Süße, Dein Lob.
    _____

    O so Lipp' an Lippe hängen dürfen
    eine lange schöne Ewigkeit,
    aus des ander'n Atem
    Süße schlürfen
    für die Bitternis der argen Zeit.

    Nichts mehr reden, sondern nur noch lauschen,
    wie des ander'n Herzschlag schneller geht -
    und in allen Gliedern dieses Rauschen,
    das Gesang ist und zugleich Gebet.
    _____

     

  • Ludwig Pfau (1821-1894)

    Ach! Gold und Perlen möcht' ich gleich
    Um Haupt und Hals dir,
    Süße, legen;
    Doch Dichter, weißt du, sind nicht reich,
    Das thut mir wehe deinetwegen.

    So nimm denn, den ich selber schmied',
    Den Schmuck, von Steinen nicht noch Erzen;
    Der schönste, deucht mir, ist ein Lied,
    Das kommt aus einem treuen Herzen.
    _____

    Da kommen sie und fragen,
    Warum ich froh allein?
    Wie soll ich stehn und klagen,
    Wie kann ich traurig sein?
    Ich trage dich im Herzen,
    So
    süß, so mild, so klar -
    Seitdem bin ich von Schmerzen
    Erlöst auf immerdar.
    _____

    Könnt' ich an dein Gewand
    Nur einmal, einmal rühren!
    Und deine kleine Hand
    Mit
    süßem Schauer spüren!
    _____

    Mein Lieb! all ihre Grüße
    Schickt dir die Frühlingsnacht:
    Schlaf wohl! du Wundersüße,
    Du
    Süße!
    Gehüllt in deine Pracht.
    _____

    Nachts wandl' ich auf den Wegen,
    Die wir so oft gewallt;
    Da rauscht es wie ein Segen,
    Der leis' im Wind verhallt.

    Die alten Bäume singen
    Von alter Zeit im Traum;
    Bis an mein Herz ein Klingen
    Kommt durch den Himmelsraum.

    Das kommt von meiner
    Süßen,
    Das kennt mein Herze leicht;
    Das ist der Liebe Grüßen,
    Die nachts auf Erden schleicht.
    _____

    An deinen Busen laß mich sinken
    Und durst'ge Küsse ohne Zahl
    Von deinen
    süßen Lippen trinken -
    O einmal noch, zum letzten Mal!
    _____

     

  • August Graf von Platen (1796-1835)

    Lebe wohl! Zu fremden Strömen
    Eil ich, wo die Freiheit ficht,
    Abschied möcht ich gerne nehmen;
    Doch dir nahen darf ich nicht!

    Wohl, ich folge heil'gem Ruhme,
    Doch, ich lasse dich zurück,
    Meines Lebens
    süße Blume,
    Meiner Träume stilles Glück.
    _____

    Man schilt mich stolz, doch hat mich's nie verdrossen,
    Daß ich so wenig dir gefallen habe;
    Denn deine blonde Jugend,
    süßer Knabe,
    Verschmäht den melancholischen Genossen.
    _____

    Doch die schöne Zeit ersehn ich stündlich,
    Wo dein Blick in
    süßen Traum mich wiegt,
    Und dein Herz, so lang unüberwindlich,
    Überwunden an das meine fliegt.
    _____

    Aber einmal kömmt die teure Stunde,
    Einmal kömmt der goldne Tag vielleicht,
    Welcher
    süßen Balsam meiner Wunde,
    Neues Leben meinem Herzen reicht.
    _____

    Ist es die Sorge, daß dein Herz mir schweiget,
    Daß ich an Klippen deines Stolzes strande,
    Der als der Liebe größter Feind sich zeiget?

    Ist es die Göttlichkeit so
    süßer Bande,
    Da stets die Liebe, wie vor Gott, sich neiget
    Mit heil'ger Furcht vor ihrem Gegenstande?
    _____

     

  • Luise von Ploennies (1803-1872)

    Da sank ich leise weinend an des Geliebten Brust,
    Es zog durch meine Seele so schaurig
    süße Lust;
    Die Nacht war kühl gesunken, und wob sich um den Rhein,
    Und geisterhaft sah Luna mit ihren Sternen drein.
    _____

    Mein freudig Herz, und kannst du mir nicht sagen,
    Was dich so selig macht in meiner Brust?
    Du warst ja gestern noch voll Angst und Zagen,
    Und heut erfüllt dich wunderbare Lust?

    Ich weiß es wohl, und muß doch immer fragen,
    Die Antwort klingt so
    süß und wonniglich;
    Du Herz allein kannst mir die Antwort sagen,
    O juble laut: Er liebt, er liebet mich!
    _____

    In's Allerheiligste von meinem Herzen,
    Hab' ich dein Bild gerettet vor der Welt;
    Dort hab' ich es in wundersel'gen Schmerzen,
    Umweht von
    süßen Schauern, aufgestellt;
    Dort brennen hell der Liebe ew'ge Kerzen,
    D'ran jeder meiner Tage sich erhellt,
    Und meiner Sehnsucht Thränen, klar und rein,
    Erglänzen drauf statt Perl' und Edelstein.
    _____

    Gott weiß, ich hab' nach Anderm nie getrachtet,
    Als einzig nur nach dir, o du mein Leben!
    Nicht wollt ich mich durch Glück und Rang erheben,
    Nach deinem
    süßen Selbst hab' ich geschmachtet.
    _____

    In leisen,
    süßen Zauberworten spricht er,
    Von feiner'n Wonnen ist sein Herz geschwellt,
    Sein Aug' von sel'gem Gottesglanz erhellt,
    Und ihr in's Haar statt Blumen Sterne flicht er.
    _____

     

  • Hermione von Preuschen (1854-1918)

    So Deine Küsse

    Abendwind in dunkler Rosen Blätter
    Haucht und weht und Düftewogen wühlt,
    So Deine Küsse!

    Stachelbiene, die in Haideblumen
    Sommerschwere, schwüle
    Süsse saugt,
    So Deine Küsse!

    Tiger, der in bange Menschenlippen
    Seine wilden Todesfänge bohrt,
    So Deine Küsse!
    _____

    Ein Antlitz
    süss und lockend, Huld verheissend,
    Mit tiefem, ahnungsdunkeln Schicksalsaugen,
    So dämmert's unserem jugendflüchtigen Blick
    Und zieht uns nach und stiehlt uns Herz und Sinn.

    Die Liebe ist's.

    An allem Erdengut lockt sie vorüber,
    Durch Staub und Sumpf und Wogen geht der Pfad
    Zu ihren
    süssen, abgrundtiefen Augen.
    _____

     

  • Robert Prutz (1816-1872)

    Und leise, wie aus offner Gruft
    Sich sehnsuchtvolle Schatten heben,
    So fühlten nah' und näher schweben
    Wir längst verrauschter Wonnen Duft.
    O Gott, wie wehten sie uns an!
    Wie
    süß, wie flammenheiß! wie brannten ihre Funken,
    Bis flammend dem geliebten Mann
    Du in die Arme bist gesunken!
    _____

    Und war es wirklich keine falsche Kunde,
    Und haben die Propheten nicht gelogen,
    Und brechen wirklich heut' des Himmels Bogen,
    Und Flammen schlagen aus dem finstern Schlunde:

    Gegrüßt auch du, des Erdballs letzte Stunde!
    Von der Geliebten
    süßem Hauch umflogen,
    Verschränkten Armes, Mund an Mund gesogen
    Im Wonnerausch, wie gern' geh' ich zu Grunde!
    _____

    Es giebt ein Glück, so über alle Grenzen,
    Daß, während dankerfüllt die Lippen beten,
    Die Augen doch von
    süßer Lust noch glänzen.

    Solch Glück, solch sel'ges, gabst du dem Poeten,
    Und wie man Heil'ge schmückt mit bunten Kränzen,
    So nimm auch du die Lieder vom Kometen!
    _____

    Das ist nicht Liebe, die das Herz
    Mit Adlerschwingen nicht erhebt,
    Die jeden Kummer, jeden Schmerz
    In
    süß Vergessen nicht begräbt.

    Die Liebe gleicht dem Sonnenschein,
    Der hoch vom Himmel niederfließt,
    So mild, so warm, daß selbst der Stein
    Von neuem jungen Leben sprießt.
    _____

    Du mit der schwanenweißen Brust,
    Berauschend wie der Duft der Traube,
    Du meine flammenheiße Lust
    Und keusch und züchtig wie die Taube;
    Aus deines Auges milden Sternen,
    So lockend und so fromm dabei,
    Wann werd' ich je zu Ende lernen
    Der Liebe
    süße Litanei?
    _____

    's war Mitternacht, früh Morgens sollt' ich scheiden,
    Wir saßen stumm, ein träumerisches Paar;
    Von ihrem Haupt ein Löckchen wollt' ich schneiden,
    Sie wehrte nicht, sie löste selbst das Haar.
    Da schlug mein Herz, der blöde Wunsch ward freier,
    In tausend Küssen kühlt' ich meine Glut,
    Und über uns, ein
    süß geheimer Schleier,
    Floß ihrer Locken dunkelbraune Flut.
    _____

    Wohl küßt' ich dir vom Rosenmunde
    Viel
    süße Küsse sonder Zahl,
    Und dachte nicht der bangen Stunde,
    Da ich dich küss' zum letzten Mal.

    Nun wir den letzten Kuß uns geben,
    Ach, dünkt's dich nicht, du Engel mein,
    Als wär's der erste Kuß im Leben?
    Und dieser soll der letzte sein?!
    _____


    Ruhe

    Herrlich ist's, voll Glutverlangen
    In den Armen dir zu hangen,
    Fühlen, sanft herabgezogen,
    Deines Busens stürmisch Wogen,
    Deinen süßen Athem trinken,
    Ganz in Wonne untersinken!

    Aber
    süßer noch, ohn' Ende
    Halten deine lieben Hände,
    In die Augen dir, die blauen,
    Spiegel deiner Seele, schauen,
    Wortelos, mit frommem Schweigen,
    Fühlen, wie du ganz mein eigen.
    _____

    In des Frühlings jungen Tagen,
    Wenn die Nachtigallen schlagen
    Durch die Thäler nah und weit,
    Mögt ihr seufzen, mögt ihr klagen
    Von der Liebe
    süßem Leid;
    Aber zieht der Sommer golden,
    Ganz bekränzt mit Blütendolden,
    Im Triumph die Welt entlang,
    Dann zu Füßen eurer Holden
    Singet jubelnden Gesang.
    _____

    Löse deiner Locken Fluten!
    Einen Schleier, laß sie sinken,
    Daß der Augen nächt'ge Gluten
    Heimlich nur dazwischen winken!
    Mich verbrennt ihr
    süßes Leuchten,
    Mich verzehrt ihr holder Strahl –
    Augen, ach, ihr tiefen, feuchten,
    Ach, was macht ihr mir für Qual!
    _____

    Doch weißt du auch, daß auf den Mai
    Der Sommer immer kommt herbei?
    Doch ahnst du auch, o ahnst du schon,
    Was diese Flammen noch uns drohn?!

    Sei's - ! Ob zu Asche brennt dies Herz,
    Gesegnet dennoch,
    süßer Schmerz!
    Ja wenn die Glut mich tödten soll,
    Auch solch ein Tod ist wonnevoll!
    _____

    Das ist nicht Liebe, die allein
    Am Rausch der Freude sich entzündet;
    Die Thräne ist der Nachtmahlwein,
    Der treue Herzen eng verbündet.

    Wie mag dein wonnig Lächeln doch
    Die müde Seele mir erfrischen!
    Doch
    süßer ist und heil'ger noch
    Ein Kuß, in den sich Thränen mischen.
    _____

    Und wieder halt' ich dich umfangen,
    Du meines Lebens liebstes Gut,
    Und wieder leuchten deine Wangen
    Von meiner Küsse Wonneglut;
    Es hüllen deine duft'gen Locken
    In holde Dämmerung mich ein,
    Und wieder fühl' ich, froh erschrocken,
    Wie
    süß es ist, geliebt zu sein!
    _____

    Die Götter haben wollen zeigen,
    Was Liebe kann, was Treue heißt,
    Drum gaben sie mir dich zu eigen,
    Die du so
    süß zu lieben weißt;
    In deiner Unschuld Heil'genscheine,
    In deiner Güte tief und klar,
    Du bist, o Herz, die einzig Eine,
    Wie nimmer eine Zweite war!
    _____

    Wann ist zum Küssen die rechte Stunde?
    Wenn der Morgen, von purpurnen Wolken bedeckt,
    Sich hebt aus dämmerndem Sunde,
    Dann rasch die Geliebte mit Küssen geweckt,
    Dann koste, wie
    süß solch Morgenbrot schmeckt
    Von dem rosig knospenden Munde!
    _____


    Unersättlich

    Warum dein Kuß, so warm, so
    süß,
    Doch meiner Seele Durst nicht stillt?
    Weil immer neu der Liebe Born
    Mir aus der tiefsten Seele quillt;

    Weil unter meines Kusses Glut
    Stets ros'ger deine Lippe blüht,
    Dein Auge mir, dein lächelndes,
    Stets leuchtender entgegen sprüht.

    So zündet Stern an Stern sich an
    Am Himmelsdom in nächt'ger Zeit,
    Und brausend gießt dir in das Herz
    Sich flammende Unendlichkeit.
    _____

    Warum duften doch die Rosen
    So viel schöner bei der Nacht?
    Warum schmecken doch die Küsse
    So viel
    süßer bei der Nacht?
    Wenn durch braune Dämmerungen
    Hell der Liebsten Auge lacht,
    Und wie eines Schwanes Fittich
    Leuchtet ihrer Glieder Pracht.
    _____

    O wohl, das ist die Stunde,
    Wo Lieb' an Lieb' sich schmiegt,
    Indessen tief im Grunde
    Die Welt in Schlummer liegt;
    Nun schlafen alle Schmerzen
    In treuen Armen ein,
    Nun lernen junge Herzen,
    Wie
    süß es ist zu Zwei'n.
    _____

     

  • Rainer Maria Rilke (1875-1926)

    Liebeslied

    Wie soll ich meine Seele halten, daß
    sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie
    hinheben über dich zu andern Dingen?
    Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
    Verlorenem im Dunkel unterbringen
    an einer fremden stillen Stelle, die
    nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen.
    Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
    nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
    der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
    Auf welches Instrument sind wir gespannt?
    Und welcher Geiger hat uns in der Hand?
    O
    süßes Lied.
    _____

     

  • Joachim Ringelnatz (1883-1934)

    Im Nebenraum erwachen weiche Lieder.
    Ich will von dieser Stimme heut nichts wissen,
    Und doch – – – Ich denke an verbuhlte Kissen,
    An weiße Spitzen, an ein schlankes Mieder.

    Ich stehe, – gehe, – kämpfend, zweifelnd, – lauschend – –
    Vorbei! – – Und hinter mir rauscht die Portiere.
    Mit einem Duft von indisch
    süßer Schwere
    Küßt mich der Wollust holdes Gift berauschend.
    _____

    Wo einst wir
    süßes Gelüsten
    Liebend und hoffend versäumt,
    Wo wir uns tausendmal küßten,
    Rauschen die Bäume, verhärmt und verträumt,
    Als ob sie Alles wüßten.
    _____

    Deine vogelfernen, wundergroßen
    Kinderaugen, ach erkennen sie
    Meiner Sehnsucht
    süße Phantasie,
    Jetzt ein Wind zu sein in deinen Hosen –?
    _____


    Ein Liebesnacht-Wörtchen

    Ja – – ja! – – ja!! – – ja!!! – –
    Du hast so
    süße Höschen.
    Nun sind wir allein. Und es ist Nacht.
    Ach hätte ich dir doch ein Röschen
    Mitgebracht.
    _____

     

  • Anna Ritter (1865-1921)

    Die Sterne zucken dort und flimmern,
    Als trübten Thränen ihren Schein,
    Das Bächlein schluchzt und will nicht wandern,
    Es hält sich fest an jeden Stein.

    Und durch die athemlose Stille
    Ein wunderbares Klingen zieht,
    Ein Sang, aus Leid und Lust gewoben,
    Ein zitternd
    süßes Liebeslied.
    _____

    Dein Sessel am Kamin steht lange leer …
    Und war so
    süß, das Beieinandersein,
    Wenn über deine Stirn der Flammenschein
    Hinleuchtete und wie ein roter Bach
    Um deine regungslosen Hände rann. -
    _____

    Mein Blut ist heiß, dein Mund so
    süß ...
    O Gott, wie kannst du küssen!
    Das hat die Sommernacht gethan,
    Daß wir versinken müssen.
    _____


    Du und ich

    Du und ich … und über uns Beiden die Nacht!
    Neige die Stirn, damit ich dich küssend umfange.
    Neige das Ohr – ich raune dir
    Süßes hinein,
    Wonne und Weh, so wie's mir emporblüht im Herzen. -
    Du und ich … Es ward uns nichts Andres bescheert
    Als dieses Glück, das wir der Sonne verbergen.
    Sieh, schon senkt sich abwärts der einsame Pfad -
    Selige Lust steht lächelnd im Thale des Todes.
    _____


    Ich glaub', lieber Schatz ...

    Unter den blühenden Linden -
    Weißt du's noch?
    Wir konnten das Ende nicht finden,
    Erst küßtest du mich,
    Und dann küßte ich dich -
    Ich glaub', lieber Schatz, es war Sünde,
    Aber
    süß, aber süß war es doch!

    Der Vater rief durch den Garten -
    Weißt du's noch?
    Wir schwiegen ... der Vater kann warten!
    Erst küßtest du mich,
    Und dann küßte ich dich:
    Ich glaub', lieber Schatz, es war Sünde,
    Aber
    süß, aber süß war es doch.
    _____


    Und um die Holzbank duftete der Flieder

    Weißt du den Abend noch? Die Ulme hing
    Die dichten Zweige schützend um uns nieder,
    Der Bach schoß glucksend unterm Zaun vorbei
    Und um die Holzbank duftete der Flieder.

    So
    süß, so süß! Die laue Nachtluft floß
    In weichen Wogen schmeichelnd um die Glieder.
    Die Grille zirpte leis im hohen Gras,
    Und um die Holzbank duftete der Flieder.

    Vom Himmel sank ein Stern in jähem Zug,
    Lichtscheue Falter huschten hin und wieder,
    Dein Arm umfasste mich, wir waren jung …
    Und um die Holzbank duftete der Flieder.
    _____


    Liebesruhe

    Wie war ich erst so scheu und wild!
    Und nun, so ganz Dir hingegeben,
    Ist alle Unrast
    süß gestillt!

    Ein Friedenshauch zieht durch mein Leben,
    Wie über reifendem Gefild
    Wohl schon die Ernteglocken schweben.
    _____

     

  • Emil Rittershaus (1834-1897)

    Deine
    süßen, rothen Lippen

    Deine
    süßen, rothen Lippen,
    Holdes, braunes Mädel, sprich:
    Haben mehr sie noch als Lächeln,
    Haben Küsse sie für mich?

    Deine wunderbaren Augen,
    Holdes, braunes Mädel Du!
    Sind's die Sonnen meines Glückes,
    Sind's die Gräber meiner Ruh'?

    Lass' mich länger nicht, du Schönste,
    Zwischen Höll' und Himmel sein!
    Sei die Meine, sei's für ewig,
    Holdes, braunes Mägdelein!
    _____

    Du bist mir fern und doch nicht ferne;
    Im Geiste darf ich bei Dir stehn.
    Mich läßt in Deiner Augen Sterne
    Der Liebe guter Engel sehn.

    Ich fühle Deines Odems Fächeln;
    Ich seh' die Aeuglein, hell und klar,
    Und Deine Lippen seh' ich lächeln,
    Das
    süße, liebe Lippenpaar.
    _____

    O Liebste, Deine Liebe
    Versüßt mein Leid!
    Des Herzens Blüthentriebe
    Sind Dein in Ewigkeit.
    Dich soll die Blume laben,
    Die sich im Busen wiegt,
    Doch frag' nicht, was begraben
    Im Herzen liegt!
    _____

     

  • Hermann Rollett (1819-1904)

    Steh' ich unterm grünen Baum,
    Harrend auf dein Kommen,
    Fühl' ich mich von
    süßem Traum
    Duftigmild umschwommen.
    _____

    Stille Knospe – halb schon Rose, -
    Ach, warum so tief verschlossen?
    O erblüh' im Liebgekose,
    Das sich hell um dich ergossen!

    Glaub' mir: - jegliche Secunde
    Ist von jetzt an nur Versäumniß.
    Denn dir zittert schon im Munde
    Deiner Liebe
    süß' Geheimniß!
    _____


    Liebesklang

    Wie lacht die Flur im Frühlingsschein -
    Die Rosenflammen glühen! -
    Doch möcht' ich keine Rose sein,
    Könnt' ich nicht still am Busen dein
    Mit
    süßem Duft erblühen.

    Wie flammt der Thau im Morgenlicht,
    Mit freudevollem Blinken! -
    Ich möcht' es nicht – wie laut es spricht, -
    Könnt' ich als stille Thräne nicht
    Aus deinem Auge sinken.

    Wie tönt im Walde der Gesang
    Auf hellen Liederschwingen! -
    Doch gerne wär' ich nur ein Klang,
    Könnt' ich in
    süßem Liebesdrang
    Aus deiner Seele klingen.

    Dann möcht' ich glüh'n als Rosenschein
    An deinem Herzen, trunken,
    Dann glänzt' ich hell im Auge dein, -
    Und unsre Seelen klängen drein,
    In Liebesglück versunken!
    _____

     

  • Friedrich Rückert (1788-1866)

    Als ich die Augen schloß,
    Sich Schlaf auf mich ergoß,
    Da kam dein Augenpaar
    Und sah mich an so klar.

    Es sah mich an so tief;
    Ich schaut' hinein, und schlief.
    Es ging ein
    süßer Schmerz
    Mir mitten durch das Herz.
    _____

    Amara, bittre, was du tust, ist bitter,
    Wie du die Füße rührst, die Arme lenkest,
    Wie du die Augen hebst, wie du sie senkest,
    Die Lippen auftust oder zu, ist bitter.
    Ein jeder Gruß ist, den du schenkest, bitter,
    Bitter ein jeder Kuß, den du nicht schenkest,
    Bitter ist, was du sprichst und was du denkest,
    Und was du hast und was du bist, ist bitter.
    Voraus kommt eine Bitterkeit gegangen,
    Zwo Bitterkeiten gehn dir zu den Seiten,
    Und eine folgt den Spuren deiner Füße.
    O du mit Bitterkeiten rings umfangen,
    Wer dächte, daß mit all den Bitterkeiten
    Du doch mir bist im innern Kern so
    süße!
    _____

    Liebste! nein, ich habe mich
    nicht gesehnt beim Abendschein,
    Liebste! denn man sehnet sich
    nach Abwesenden allein.

    Und abwesend warst du nicht,
    sondern nah in Liebesmacht;
    weißt du's nicht! mein
    süßes Licht,
    bei mir warst du all die Nacht.
    _____

    Ich bin dein Baum: o Gärtner, dessen Treue
    Mich hält in Liebespfleg' und
    süßer Zucht,
    Komm, daß ich in den Schoß dir dankbar streue
    Die reife dir allein gewachs'ne Frucht.
    _____

    Hier sind die blauen Lüfte,
    Hier sind die grünen Au'n,
    Die Blumen hier, die Düfte,
    Der blüh'nde Rosenzaun.

    Und hier am Busen lehnet
    Mit
    süßem Liebesach
    Die Liebste, die sich sehnet
    Den Frühlingswonnen nach.
    _____

    Ich wollte, daß ich wär'- o
    süßes Neiden!
    Dein Spiegel mit dem blanken Angesichte;
    So würd' ich doch an deines Auges Lichte
    Viel öfter mich als jetzo können weiden.
    _____

    Süßer ist als Tun, viel süßer, Leiden;
    darum, Liebste, muß ich dich beneiden:
    Weil das Lamm du bist und ich der Hirte,
    du darfst folgen und ich muß dich weiden;
    Weil du bist die Au und ich dein Frühling;
    ich dich schmück und du dich lässest kleiden;
    _____

    Was soll ich dir für Namen geben?
    Mein trautes Herz! mein einz'ges Leben!
    Mein Sonnenblick! mein Seelenstrahl!
    Mein Hoffen, Sehnen und Verlangen!
    Mein Wünschen, Glauben, Zweifeln, Bangen!
    O meine
    süße Liebesqual!
    _____

    Wenn ich dir könnte, wie ich möchte, geben
    Die Schätz' aus meiner Liebe vollem Schreine,
    So wär' auf Erden und im Himmel keine
    Geschmückt wie du, o du mein
    süßes Leben!

    "Wie war das?" Hör' es recht, mein
    süßes Leben!
    Geschmückt in Erd' und Himmel wäre keine
    Wie du, wenn dir aus meiner Liebe Schreine
    Die Schätz' ich, wie ich möchte, könnte geben.
    _____

     

  • Hugo Salus (1866-1929)

    Meine Sehnsucht kommt an Frühlingstagen,
    Wie ein Hauch die Stirne mir zu küssen,
    Kommt ein Wörtlein mir ins Ohr zu sagen,
    Daß sich meine Lider senken müssen.

    Und das Wörtlein hat nicht Sinn noch Kunde,
    Aber ist so seltsam
    süß im Klange,
    Und mein Herz vergeht im Überschwange,
    Und zum Seufzer wird der Hauch im Munde ...
    _____

    "Meine
    Süße, Heißgeliebte,"
    Quillt nur so von meinen Lippen,
    Drücke sie, der Vielgeübte,
    Fester stets an meine Rippen;
    Meine Finger nesteln gierig
    An dem Mieder und ich glühe:
    Ist auch diese Arbeit schwierig,
    Lohnt sie sich fürwahr der Mühe!
    _____

     

  • Adolf Friedrich von Schack (1815-1894)

    Das erste Liebeswort

    Das war der
    süßeste der Laute!
    Sie sprachs, das erste Liebeswort;
    Im Herzen nun trag' ich das traute,
    Tiefselige Geheimniß fort.

    Allein wo berg' ich meine Wonne,
    Daß ich sie wohl behüten mag?
    Dein Licht verhülle, läst'ge Sonne!
    Verstumme, lärmbewegter Tag!

    Weltfern sei meines Glückes Fülle
    Begraben, wo sie nichts verräth
    Und nur durch Nacht und heil'ge Stille
    Des
    süßen Wortes Nachhall weht.
    _____

    Duftendes Geisblatt, steige
    Höher empor, daß Ast mit Ast,
    Ranke mit Ranke sich dicht verzweige
    Zu der Liebe Sommerpalast!

    Süß ists, wie wir zusammen
    Ruhen unter dem wogenden Grün
    Und des Laubes smaragdene Flammen
    Uns zur Seite, zu Häupten sprühn.
    _____


    Süßes Geheimniß

    Glaub nicht, daß ich dem lauten Tage
    Verrathe, was du mir vertraust,
    Wenn mir vorbei mit flücht'gem Schritte
    Du wandelst in der Deinen Mitte
    Und mit dem Blick, halb kühn, halb zage,
    Verheißend mir ins Antlitz schaust.

    Berauscht vom Zauber deiner Nähe
    Dann seh' ich lang dir staunend nach,
    Und mälig erst, indem ich sinne,
    Werd' ich des eignen Glückes inne,
    Wenn ich die Rede ganz verstehe,
    Die stumme, die dein Auge sprach.

    Die Abendschatten werden trüber,
    Längst in die Ferne schwandest du,
    Und, wie den Tropfen Thau die Blume
    Birgt in des Kelches Heiligthume,
    Schließt meine Seele still sich über
    Dem duftenden Geheimniß zu.
    _____

    Süß sind die Laute all, in denen
    Die Liebe traute Zwiesprach hält.
    Süß ist das Wort, das zwischen Thränen
    Und Lächeln flüchtig ihr entfällt,

    Und
    süß der Schwur auch, der gleich Zweigen
    Zwei Leben ineinander flicht;
    Doch
    süßer noch der Lippen Schweigen,
    Wenn Seele nur mit Seele spricht.
    _____

    Wenn unter duftgen Blüthenzweigen
    Wir ruhen, Haupt an Haupt gelehnt,
    Wie
    süß der Küsse Wechseltausch!
    Welch Flüstern in der Liebe Rausch!
    Wie spricht, so oft die Lippen schweigen,
    Das Auge, das von Wonne thränt!
    _____

     

  • Richard von Schaukal (1873-1942)

    O
    süße Sehnsucht

    O
    süße Sehnsucht, holdes Leid,
    im Herzen dein Flattern und Drängen!
    Ich glätte darüber mein Alltagskleid,
    die Flügel dir zu zwängen.

    Da willst aus meinen Augen dich,
    Gefangene, ergießen:
    Geliebte, lächelnd laß sie mich
    mit glänzenden Fenstern verschließen.
    _____

     

  • Georg Scherer (1828-1909)

    Wer, heilige Liebe, deinen Kelch getrunken
    Und
    süßberauscht, ein überseliger Mann,
    Dir einmal nur ans volle Herz gesunken,
    Der ist verfallen deinem Zauberbann.
    Fort glimmt's in ihm wie lichte Himmelsfunken;
    Und ob er deinen Banden auch entrann -
    Früh oder spät wird er mit frohem Bangen
    Nach deiner holden Unruh' heim verlangen.
    _____

     

  • Johanna Schultze-Wege (1844-1918)

    Wie ich Dich liebe, möcht' ich gern Dir sagen,
    Wie all mein Denken Dir sich muß verbinden,
    Zum schönen Kranze möcht' ich für Dich winden
    Mein
    süßes Glück und meine stillen Klagen.
    _____

     

  • Ernst Schulze (1789-1817)

    Vielfach blühet die Blume der Lust,
    süß ist der Erinnrung
    Gaukelndes Bild, und
    süß zarteren Herzen der Gram.
    _____

    Ach,
    süß ist's an dem Busen zu ruhn der erröthenden Liebe,
    Süß, wenn das sehnende Herz heiß sich an's sehnende schließt,
    Wenn im erschütternden Taumel der Lust lauttobend die Brust klopft,
    Und in stillen Triumph schweigend die Seele versinkt.
    _____

    Hangen möcht' ich am Busen dir stets, in ewiger Sehnsucht
    Süß hinbangend und doch schwelgend in stetem Genuß,
    Möchte mit lauterem Sinne die Schuld ausgleichen durch Unschuld
    Und in düsterer Nacht ehren das züchtige Licht.
    _____

    Schüchtern bot ich den Arm dir dar, und lieblich erröthend
    Reichtest du deine Hand leise dem Bittenden hin.
    Zitternde Gluth durchflammte mein Herz bei der
    süßen Berührung,
    Und kein höheres Ziel hatte mein feurigster Wunsch.
    _____

    Amor legte die Schwingen für dich und legte den Pfeil ab,
    In dein Auge gebannt, ward er zum zartesten Blick,
    Süß wie Harmonicaton und leicht wie gaukelnder Mondschein
    Schlüpft der ätherische Gott in das erzitternde Herz.
    _____

    Sympathieengewalt verlachst du und der Berührung
    Mächtigen Zauber, der rasch schlummernde Kräfte bewegt?
    Nennst nur Wahn die geheime Verwandtschaft ähnlicher Seelen?
    Unglückseliger, ach, hast du denn nimmer geliebt?
    Beug' ich mich still zum schwellenden Mund der Geliebten, o sprich, was
    Zieht mich mit
    süßer Gewalt hin zu dem seligen Kuß?
    Rede, woher der elektrische Druck, wenn die Hand sich der Hand naht,
    Und was fesselt den Arm um die Umschlungene fest?
    _____

    Fruchtlos schwimm' ich dahin in dem ruhigen Ocean,  kaum noch
    Ahnet mein Herz, daß es einst rauhere Wellen gekannt.
    Ach, schon ward ich verwandt mit dem Glück durch
    süße Gewohnheit,
    Nimmer genügt, was einst selig mich machte, mir jetzt.
    Theile die Gaben der Huld, o theile sie! Lust und Erwartung,
    Sehnsucht, Zagen und Furcht würze mir jegliche Gunst!
    _____

    Sonst war mein Herz so leicht und frei,
    Und Rosen kränzten meine Stunden;
    Doch Scherz und Lachen sind vorbei,
    Seit deine Fesseln mich umwunden.

    Und ach, doch ist mein Schmerz so
    süß,
    Viel
    süßer als die schönsten Freuden,
    Und wahrlich, für kein Paradies
    Möcht' ich aus diesen Fesseln scheiden.
    _____

    O wie
    süß ist ein geraubter Kuß!
    Wenn das Mädchen keusche Lieb' empfindet,
    Und ihr Auge leise nur verkündet:
    O wie
    süß ist ein geraubter Kuß!
    Glaube nicht, sie thu' es aus Verdruß,
    Wenn sie dann sich deinem Arm entwindet;
    Nein, zu
    süß ist ein geraubter Kuß,
    Wenn das Mädchen keusche Lieb' empfindet.
    _____

    Still löste sie, die Göttin meiner Lieder,
    Die Fessel, die das weiche Haar umschlang,
    Und sieh, der Locken seidne Fülle sank
    In leichtem Tanz auf Hals und Busen nieder.

    Und lodernd hob die Sehnsucht ihr Gefieder
    Und regte sich im Innern heiß und bang,
    Schon folgt' ich kühn des Herzens
    süßem Drang -
    Da faßte schnell mich leises Zagen wieder.

    Ein Heiligthum ward Mund und Busen mir,
    Und um sie her schien den geweihten Schleier
    Geheimnißvoll der Locken Fluth zu weben,

    Und zagend schwieg im Herzen die Begier,
    Mein Geist versank in stiller Andacht Feier
    Und sah Madonna lächelnd vor sich schweben.
    _____

    Jetzt mag das Schicksal jedes Glück mir rauben -
    Der giebt sein Alles, wer sein Bestes giebt -
    O laß mir nur den letzten
    süßen Glauben,
    Daß du mich nicht gehaßt, weil ich geliebt!

    Laß mir die Lust, dich geistig zu verehren,
    Im
    süßen Traum dein Bildniß zu umfahn,
    Laß mir den Trost der stillen Wehmuthszähren,
    Der Geisternähe
    wundersüßen Wahn!
    _____

    Du
    süßes Bild, das gleich der Harfe Tönen
    Mein weiches Herz harmonisch einst berührt,
    Das meinen Geist zum Göttlichen und Schönen,
    Das meine Kraft ins Reich der That geführt,
    Wie hielt ich dich mit ewigem Verlangen,
    Du
    süßes Bild, mit ew'ger Scheu umfangen!
    _____

    Du armes Herz, nicht für das rauhe Streben
    Der öden Welt ward deine Gluth bestimmt:
    Gern möchtest du mit freiem Fittig schweben,
    Wie durch die Luft das Silberwölkchen schwimmt,
    In linder Ruh mit
    süßen Bildern spielen,
    Wo dir's gefällt dir eine Hütte baun,
    Auf dich allein im
    süßen Wahn vertraun
    Und ohne Pflicht und ohne Prüfung fühlen.
    _____

     

  • Jegor von Sivers (1823-1879)

    Wie ist die Täuschung
    süß, die Wahrheit bitter!
    Es ist so
    süß, den Weiberherzen trauen,
    Es ist so schön, auf Lieb und Treue bauen,
    Der Traum ist
    süß, doch ein Erwachen bitter.
    _____

     

  • Ilse von Stach (1879-1941)

    Deine Nähe

    Wie die milde Sommernacht beglückt,
    also lindert deine
    süße Nähe,
    lange schon gereiftes Leid und Wehe,
    tröstet auch in Tränen und entzückt.

    Meine Seele, die gebunden ist,
    hebt sich auf dem Fittich sanfter Träume
    lächelnd hoch in unbegrenzte Räume,
    haltlos, wenn du gegenwärtig bist.
    _____

    Komm,
    süße Sehnsucht, komm zu meiner Qual!
    Du bist lebend'gen Lebens ew'ge Quelle.
    Du drohst Vernichtung wie des Meeres Welle,
    vernichte mich, so lebt' ich doch einmal.
    _____

     

  • Karl Stieler (1842-1885)

    Wohl ist es
    süß, wenn ohne Laut,
    Wenn, glutverzehrt von Qual und Hoffen,
    Ein Menschenaug' in deines schaut,
    Vom Blitzstrahl deines Blicks getroffen;

    Doch weißt du nicht, wie
    süß das ist:
    In jener Liebe sich ergeben,
    Die liebend ihrer selbst vergißt
    Und wähnt, ein Wunder zu erleben!
    _____


    Im Rosengärtlein

    Im Rosengärtlein deiner Wangen
    War ich ein stiller Minnegast;
    Und wie mir's da so
    süß ergangen,
    Das neidet mir ein König fast.

    Wohl tausend Küsse tät' ich nehmen,
    Mir sind die Lippen purpurrot -
    Ich möcht' mich freu'n und möcht' mich schämen
    All' meiner Seligkeit und Not!
    _____


    Zwiegespräch

    Süße Frau, o spart die Worte,
    Sie verklingen nur im Ohr;
    Denn Vernunft hat enge Pforte
    Und das Herz ein weites Tor!

    Um vor Euch mich zu beschützen,
    Sprecht mich nicht so weise an,
    Süße Frau! denn wenig nützen
    Weise Lehren wundem Mann.

    Eure schönen Augen strafen
    Alles Lügen, was Ihr sprecht -
    Minne hat so lang geschlafen - -
    Minne wacht und will ihr Recht!
    _____


    Braunäuglein

    Braunäuglein, die mein Leben war
    Und alle meine Freude,
    Bist du geschieden ganz und gar
    Und läßt mich ganz dem Leide?

    Braunäuglein, wenn die Drossel singt
    In kühler Abendstunde,
    Da denk' ich wohl: Wie
    süß erklingt
    Der Klang von deinem Munde!

    Braunäuglein – o, du weißt es nicht,
    Was du mir hast genommen! -
    Ich mein' als wie vom Sonnenlicht:
    Du müßtest wiederkommen!
    _____

     

  • Francisca Stoecklin (1894-1931)

    Ich denk an dich. Ich denke an die Liebesstunden
    Die wir im Waldesinnern
    süß erlebten.
    _____

    Meine Träume sind voll deiner Zärtlichkeit.
    Mein Blut singt
    süß deine Unendlichkeit.
    Weiße Seele
    Unsterblich Geliebter.
    _____

    Dann sind wir sündenlos und weise.
    Dann ist kein Raum und keine Zeit.
    Dann schweben wir so
    süß erfüllt und leise
    In Gottes Urunendlichkeit.
    _____

    Deine schmalen Hände behüten mit inniger Sorgfalt
    Die Reliquien unserer Liebe,
    Zarte Gebilde
    süßer Erinnerungen.
    _____

     

  • Theodor Storm (1817-1888)

    Und wenn ich von dir, du
    süße Gestalt,
    In ewiger Ferne bliebe,
    Du bliebest mir nah, wie im Busen das Herz,
    Wie im Herzen die klopfende Liebe!
    _____

    Liegst wohl noch im Traum befangen,
    Hast im Traume mein gedacht.
    Denn so früh ist noch die Stunde,
    Kaum entwich die lange Nacht.
    Um mich her noch in der Kammer
    Webt ein nächtlich Dämmergrau -
    Oh, wie muß ich dein gedenken,
    Süße, heißgeliebte Frau!
    _____


    O
    süßes Nichtstun


    O
    süßes Nichtstun, an der Liebsten Seite
    Zu ruhen auf des Bergs besonnter Kuppe;
    Bald abwärts zu des Städtchens Häusergruppe
    Den Blick zu senden, bald in ferne Weite!

    O
    süßes Nichtstun, lieblich so gebannt
    Zu atmen in den neubefreiten Düften;
    Sich locken lassen von den Frühlingslüften,
    Hinabzuziehn in das beglänzte Land;
    Rückkehren dann aus aller Wunderferne
    In deiner Augen heimatliche Sterne.
    _____

    Das Herz, das Herz hat nimmer Ruh,
    Das fliegt zu dir durch Zeit und Raum,
    Im Traum mein
    süßes Leben du,
    Im Leben du mein
    süßer Traum!
    _____

    Und wieder hat das Leben mich verwundet,
    Und Schmerzen brennen in der Brust.
    Komm, lege deine zarten Lippen,
    Die vielgeliebten, auf mein brennend Aug -
    Das kühlt wie junge, frische Rosen.
    Darf ich, o du mein
    süßer Arzt,
    An deinen lebensliebewarmen Busen
    Die schwere Stirn anlehnen? Darf ich?
    Oh, nur auf Augenblicke sollst du
    Die unbequeme Last erdulden - küß mich!
    O küsse mich und schließ mich fest
    In deine jugendlichen treuen Arme
    Und halt mich still an deiner jungen Brust,
    Als wolltst du mich, wie einst vielleicht dein Kind,
    Vor gift'gem Wind und rohen Händen schützen.
    _____

     

  • Viktor von Strauß und Torney (1809-1899)

    O Lieb' im Himmel,
    Du warest wach!
    Er ist mir erschienen,
    Der seligste Tag!
    O du wogender Busen,
    An dem ich lag,
    Du lieblicher Mund,
    Der das
    Süßeste sprach.
    _____

    Wangen an Wangen,
    Brust an der Brust,
    Süßtes Umfangen,
    Fülle der Lust!
    _____

    Im Traum hört' ich am Altare
    Das Ja von deinem Mund;
    Das liebliche, ewigwahre,
    Wie drang es aus Herzensgrund!
    Dann klangen freudige Grüße,
    In Bechern perlte der Wein;
    Du Treue, Gute, du
    Süße,
    Vor Allen nun warest du mein.
    _____

     

  • Karl Streckfuss (1779-1844)

    Liebe und Hoffnung

    Lieb' und Hoffnung, wie oft habt ihr mich grausam betrogen,
    Lieb' und Hoffnung, und doch habt ihr mich öfter beglückt!
    Ewig will ich euch Göttlichen traun, will lieben und hoffen,
    Und so sink' ich einst lächelnd hinab in die Gruft.
    Denn die Hoffnung verspricht noch
    süsse Liebe mir jenseits,
    Und die Liebe, sie drückt weinend die Augen mir zu.
    _____

     

  • Friederike Susan (1784-1848)

    Der Liebe Laut

    Was ist es, das dies mächt'ge Sehnen
    Im tiefbewegten Herzen stillt,
    Mit Wonnethau und Freudenthränen
    Das seelenvolle Auge füllt,
    Dem Hirt und König hoffend traut?
    "Es ist der Liebe
    süßer Laut."

    Was ist es, das die Sorgen hebet
    Mit wunderbarer Göttermacht,
    Die Brust mit Himmelslust durchbebet,
    Den Armen reich und glücklich macht,
    Auf Erden uns den Himmel baut?
    "Es ist der Liebe
    süßer Laut."

    Was ist es, das auf stillem Hügel
    Aus treuem Busen klagend dringt,
    Zum Himmel, auf der Andacht Flügel,
    Im heil'gen Trostgebet sich schwingt,
    Bei dem uns nicht im Sturme graut?
    "Es ist der Liebe
    süßer Laut."
    _____

     

  • Ludwig Tieck (1773-1853)

    Ruhe,
    Süßliebchen, im Schatten
    Der grünen dämmernden Nacht,
    Es säuselt das Gras auf den Matten,
    Es fächelt und kühlt dich der Schatten,
    Und treue Liebe wacht.
    Schlafe, schlaf ein,
    Leiser rauschet der Hain, -
    Ewig bin ich dein.

    Schweigt, ihr versteckten Gesänge,
    Und stört nicht die
    süßeste Ruh!
    Es lauscht der Vögel Gedränge,
    Es ruhen die lauten Gesänge,
    Schließ, Liebchen, dein Auge zu.
    Schlafe, schlaf ein,
    Im dämmernden Schein, -
    Ich will dein Wächter sein.
    _____

    Süß ist's, mit Gedanken gehn,
    Die uns zur Geliebten leiten,
    Wo von blumenbewachsnen Höhn,
    Sonnenstrahlen sich verbreiten.
    _____

    War es dir, dem diese Lippen bebten,
    Dir der dargebotne
    süße Kuß?
    Giebt ein irdisch Leben so Genuß?
    Ha! wie Licht und Glanz vor meinen Augen schwebten,
    Alle Sinne nach den Lippen strebten!
    _____

     

  • Wilhelm Wackernagel (1806-1869)

    Laß mich ruhen dir zu Füßen,
    Laß mich lauschen nur und schaun,
    Lauschen wie von deinen
    süßen
    Lippen
    süße Worte thaun,
    Schaun wie deine liebefeuchten
    Augen auf mich niederleuchten,
    Daß die Seele mir durchzittert
    Tief ein wonneselig Graun.
    _____

    Ein einzig
    süß vertraulich Wort,
    Ein Kuß, den nimmer wir beschließen,
    Soll unser beider Leben fort
    Und fort bis hin zum Ende fließen;

    Bis in das große Liebesmeer,
    Das Ewigkeit die Menschen nennen,
    Wir untergehn um nimmermehr
    In Ewigkeiten uns zu trennen.
    _____

    Die aus des Segens Überflüssen
    Ein gnäd'ger Himmel mir geschenkt,
    Ich grüße dich mit tausend Küssen,
    Dich die mein Herz in Freuden denkt.

    Ich küsse dich mit tausend Grüßen
    Und halte fest dich an der Hand,
    Die aus der Fülle seiner
    Süßen
    Ein gnäd'ger Himmel mir gesandt.
    _____

    Wenn er sie und wenn sie ihn
    Küßt und flüstert "Du bist mein",
    Größre Freuden überschien
    Nie der Sonnenschein.

    Beide lehnen
    süß verwirrt
    Brust an Brust und Haupt an Haupt:
    Lilje von der Rose wird
    Heimlich da umlaubt.
    _____

     

  • Wilhelm Waiblinger (1804-1830)

    Das Auge der Geliebten

    Ach, warum in dieser Ferne,
    süßes Herz so weit von dir?
    Alle Sonnen, alle Sterne
    öffnen ihre Augen mir,
    nur die reinsten, tiefsten Strahlen,
    nur das klarste, blauste Licht,
    drinn sich Erd' und Himmel malen,
    nur dein treues Auge nicht.
    _____

     

  • Frank Wedekind (1864-1918)

    O, Galathea, spotte nicht mein,
    Und sei mir nicht böse, du
    Süße,
    Denn meine Gefühle sind ebenso rein
    Wie deine zwei lieblichen Füße.
    Ich suche mein Himmelreich und mein Glück,
    Den Wahnfried all meiner Sorgen.
    Nur fehlt mir dazu das nöt'ge Geschick;
    Ich find es vielleicht erst morgen.
    _____

    Und als ich mich sonnte in deinem Blick,
    War Angst und Not verschwunden.
    Da hab ich das irdische Liebesglück
    Weit
    süßer als je gefunden.
    _____

    Ach, sie strampelt mit den Füßen,
    Ach, sie läßt es nicht geschehn,
    Ach, noch kann ich ihren
    süßen
    Körper nur zur Hälfte sehn;
    Um die Hüfte weht der Schleier,
    Um den Schleier irrt mein Blick,
    Immer wilder loht mein Feuer,
    Ach, sie drängt mich scheu zurück!
    _____

    Ich hab dich lieb, kannst du es denn ermessen,
    Verstehn das Wort, so traut und
    süß?
    Es schließet in sich eine Welt von Wonne,
    Es birgt in sich ein ganzes Paradies.
    _____

     

  • Ernst von Wildenbruch (1845-1909)

    Unnötiges Forschen

    Wie in Liebe sich die Herzen finden,
    Danach mußt du nicht die Menschen fragen,
    Denn der Weise wird dir lächelnd sagen:
    "Liebes Kind, das läßt sich nicht ergründen."

    Glücklich der, den keine Zweifel plagen,
    Dem's genügt, still selig zu empfinden,
    Daß die Herzen sich zusammen finden,
    Der sich liebend hingibt, ohn' zu fragen.

    Ist die Liebe doch der Born, der
    süße,
    Der von Anbeginn der Zeiten quillet,
    Und noch heut den Durst der Menschen stillet;
    Wär' sie's, wenn die sich ergründen ließe?
    _____


    Liebespost

    In der Mondesnacht, in der stillen Nacht,
    Wenn da alles schläft, rings kein Auge wacht,
    Da gedenk' ich
    süßes Mädchen dein,
    Möchte ach so gerne bei dir sein.

    Höre Mond mich an, stiller Wandersmann,
    An ihr Fenster geh, klopfe leise an,
    Schick ihr einen
    süßen Traum hinein,
    Sage ihr, der Liebste denket dein.
    _____

    Wie gedenk' ich jener Zeit so gerne,
    Da ich,
    Süße, dich zuerst erblickt,
    Da ich, wie der Wandrer seinem Sterne,
    Deinem Pfade folgte, still beglückt.

    Süß Geheimnis mir den Busen füllend,
    Sel'ge Träume in verschwiegner Brust,
    Nur der Blick dem Blicke es enthüllend,
    Wider Willen und doch so voll Lust.
    _____


    Ärger, Liebchens Lust

    Liebchen schenkte heut' Blumen mir -
    Sprach: "Gestehe, es ist eine Zier!"
    Rosen und Nelken - wie war es schön!
    Sprach ich: "Schon Besseres hab' ich geseh'n."

    Liebchen schenkte heut Blumen mir:
    "Ach, wie das duftet! gefällt es dir?"
    Rosen und Nelken - wie
    süße das roch!
    Sprach ich: "Noch
    Süßeres kenne ich doch!"

    Liebchen machte ein kraus Gesicht:
    "Seht mir solch' einen verzogenen Wicht!
    Hältst meine Gabe du so gering?
    Sage mir gleich, wo ist das Ding,
    Das schöner ist als die Blume da?"
    Lacht' ich und sprach: "Es ist ganz nah."
    "Das
    süßer riecht als die Blumen hier?"
    Lacht' ich und sprach: "Hier dicht bei mir.
    Besser als alle Blumen der Welt
    Mir meines Liebchens Gesichtchen gefällt!
    Nicht Rosen und Nelken duften so schön,
    Als wenn ihre Locken im Winde weh'n.
    Und Rosen und Nelken gibt's ohne Zahl,
    Doch mein einziges Lieb nur einziges Mal,
    Und bist du mir noch böse, so sag' es nur dreist."
    Da lachte
    süß Liebchen: "Damit du nur weißt:
    Eins nur verübelt' ich ewig dir,
    Käm' dir ein Glück, und es käm' nicht von mir!"
    _____

    Und atm' ich ihre
    süße Näh'
    Wie stille wird mein Sinn,
    Gleich einem Strom in tiefer See
    Fließt meine Seele hin.
    _____


    Winterspaziergang

    In Nacht und Winter
    In Sturm und Wind
    Spaziert' ich mit meinem
    Herzlieben Kind.

    Und wie ihr der Sturmwind
    Ums Antlitz pfiff,
    Nach meinem Arme
    Herzliebchen griff

    Und schmiegte sich enge
    In meinen Arm -
    Mir ward im Winter
    So sommerwarm.

    Da fühlt' ich ihr Herzchen
    An meiner Brust!
    In Sturm und Winter
    O Wonne, o Lust!

    "Wem klopft's so laut da?
    Das sage du mir."
    Wie
    süß sie da lachte:
    "Nur dir, nur dir!"

    Schön ist's im Frühling
    Spazieren allein;
    Doch schöner, im Winter
    Spazieren zu Zwei'n.
    _____

    Küsse mich - küß mich lang und
    süß;
    Aus der Ruh', die du gegeben,
    Wecke wieder mich zum Leben,
    Daß ich wachend, Stund' auf Stunde,
    Leben trinke dir vom Munde,
    Du mein Erdenparadies -
    Küß mich lang - küß mich
    süß!
    _____

     

  • Anton Wildgans (1881-1932)

    Ich geb' Dir einen Namen,
    süß wie Wein –
    Gleich einer Beere schmiegt er sich im Munde,
    Auf der sich manche milde Sonnenstunde
    Verträumte in die Dämmerung hinein.
    _____

     

  • Eliza Wille (1809-1893)

    Mir ist das Herz so sanft, so weit,
    Wo ist nur Täuschung, Schmerz und Leid
    Und Sorge dieser Welt geblieben? -
    Es ist so
    süß, so süß zu lieben!
    _____

    Ade! Ade! Ade! Ade!
    Da stehst du vor dem Hause,
    Legst deine Hände auf die Brust,
    Und betest so innig, so leise!
    Ich weiß es wohl für wen du betest,
    Ich weiß es wohl um wen du leidest,
    Ich weine still und bete, wie
    Für mich du leidest und betest; du
    Mein Engelbild, mein
    süßes Glück!
    Es ist entschwunden, kehrt nimmer zurück.
    _____

    Klingt dir mein Name
    süß? schreibst du
    Ihn still mit Thränen nieder?
    Ist dir mein Bildniß hell, senkst du
    Darin die Seele nieder?
    _____

     

  • Kathinka Zitz-Halein (1801-1877)

    Was Liebe sei, soll ich Dir sagen?
    Bald ist es Jubeln, bald ist's Klagen,
    Wie Honig
    süß, wie Galle bitter,
    Oft Zephirhauch, und oft Gewitter.

    Der ersten Liebe
    süßes Sehnen
    Gleicht dem geheimnißvollen Tönen
    Der Memnonssäule, wenn Aurore
    Dem Phöbos weicht am Himmelsthore.

    Sie flötet
    süß wie Philomele,
    Sie ist die Sonne unsrer Seele;
    Vermag sie in Dein Herz zu dringen,
    Dann übet Psyche frei die Schwingen.
    _____

    Entzückend wie ein himmlischer Akkord,
    Süß wie die eben aufgeblühte Blume,
    So lebt zu Dir die Liebe fort und fort
    In meines Herzens innerm Heiligthume.
    _____

    Es gleichet das Herz der Aeolsharf',
    Es flüstert gar lieblich und klinget,
    Wenn
    süße Erinnrung gleich Windeshauch,
    Die belebenden Saiten durchdringet.
    _____

     

  • Stefan Zweig (1881-1942)

    Allein, wir zwei. - In jedem unsrer Blicke
    Ein
    süßes, sehnendes Zusammenstreben,
    Verhaltne Worte, die auf dieser Brücke
    Mit goldnen Flügeln stumm hinüberschweben
    Und unsre Seelen leise ineinander weben.
    _____
     


 

 

 

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