| 
       
        
      Franz Marc (1880-1916) 
      Liebespaar 
       
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      Stichwort: Wonne 
      
       
      16./17. Jh.     
      18. Jh.     
      19/20. Jh. 
       
  
      16./17. Jh. 
       
  
        
      Hans Aßmann Freiherr von 
      Abschatz (1646-1699) 
       
      Wohnet nicht auff deinen Lippen / meine Freude / mein Vergnügen / 
      Meine Seele / meine 
      Wonne 
      / ja mein Leben / meine Ruh? 
      Warum soll ich nicht das Meine / wo ichs finde / wieder kriegen? 
      Alle Recht und Richter sprechen jedem ja das Seine zu. 
      _____ 
       
   
        
      Anonymer Barockdichter 
       
      Wiewohl, ich wünsche keine sonne. 
      Soll meine fahrt bey trüb- und tunckler nacht 
      Durch deinen schluß, Calliste! seyn vollbracht, 
      So gönne mir zum minsten diese 
      
      wonne: 
      Daß deiner brüste schein, 
      Die wie zwey stern' auf deinen anmuths-höhen 
      Bald in die höh, bald wieder abwarts gehen, 
      Mir mein compaß, mein leitstern möge seyn! 
      _____ 
       
   
        
      Simon Dach (1605-1659) 
       
      Aller pracht der erden  
      Ist nur rauch und wind  
      Neben den geberden,  
      Die du trägst, mein kind.  
      Nicht die güldne sonne  
      Macht mir solche 
      wonne,
       
      Solchen glantz befind' ich nicht  
      An des mondes licht. 
      _____ 
       
      So lang‘ es, meine sonne,  
      Mir warm zum hertzen geht,  
      Sollt ihr seyn meine 
      wonne;
       
      Ich hab' in mir erhöht  
      Ein schloß für euch, darinnen  
      Ihr ewig herrschen solt,  
      Hie könnt ihr meinen sinnen  
      Gebieten, wie ihr wolt. 
      _____ 
       
      Laßt mir weichen  
      Alle reichen,  
      Alles gut und geld,  
      Nichts ist ihr zu gleichen,  
      Sie ist meine welt.  
      Gläntzt, ihr sterne,  
      Schön von ferne,  
      Die mein hertz mir brennt,  
      Meine 
      wonne,
       
      Ist mir sonne,  
      Mond und firmament. 
      _____ 
       
   
        
      Paul Fleming (1609-1640) 
       
      Anemone/ meine 
      Wonne/ 
      meines Herzen stete Zier/ 
      meine Klarheit/ meine Sonne, 
      kanst du diß denn gläuben dir/ 
      daß/ was dir mein Mund verspricht/ 
      meyne mein Gemüte nicht. 
      _____ 
       
      MEin gestirntes Paradeiß/ 
      mein Licht/ mein Mohn/ meine Sonne/ 
      mein gantz Himmelreich voll 
      Wonne/ 
      und von was ein Gott sonst weiß/ 
      das ist Philyrille mir/ 
      mir/ der Erden unter ihr. 
      _____ 
       
      O liebliche Wangen/ 
      Ihr macht mir Verlangen/ 
      diß rohte/ diß weisse 
      zu schauen mit fleisse. 
       
      Und diß nur alleine 
      ists nicht/ das ich meyne; 
      Zu schauen/ zu grüssen/ 
      zu rühren/ zu küssen. 
      Ihr macht mir Verlangen/ 
      O liebliche Wangen. 
       
      O Sonne der 
      Wonne! 
      O 
      Wonne 
      der Sonne! 
      O Augen/ sie saugen 
      das Liecht meiner Augen. 
      O englische Sinnen/ 
      O himmlisch Beginnen. 
      O Himmel auff Erden/ 
      magst du mir nicht werden. 
      O 
      Wonne 
      der Sonne! 
      O Sonne der 
      Wonne. 
       
      O Schönste der schönen/ 
      benimm mir diß sehnen. 
      Komm/ eile/ komm/ komme/ 
      du süße/ du fromme. 
      Ach Schwester/ ich sterbe/ 
      Ich sterb'/ ich verderbe. 
      Komm komme/ komm/ eile/ 
      komm/ tröste/ komm/ heile. 
      Benimm mir diß sehnen/ 
      O schönste der schönen! 
      _____ 
       
   
        
      Georg Greflinger (um 
      1620-1677) 
       
      Ramia du 
      Bild der Jugend/ 
      Schöne Wirthin aller Tugend/ 
      Meiner Seelen schöne Sonne/ 
      Auffenthalt der Zier und 
      Wonne/ 
      Deiner Tugend Zier und Macht 
      Hat mich unter dich gebracht. 
      _____ 
       
      Wie ein Adler nach der Sonnen 
      Auffzusteigen ist entbronnen/ 
      Also steig ich/ meine Sonne 
      Meine Liebe/ meine 
      Wonne/ 
      Nach den Strahlen deiner Gunst/ 
      Nach der Kühlung meiner Brunst. 
      _____ 
       
   
        
      Daniel Casper von 
      Lohenstein (1635-1683) 
       
      Ach meiner augen augapffel und sonne / 
      Ach meiner seelen beseelender geist! 
      Qvellbrunn der freuden / und wurzel der 
      
      wonne 
      / 
      Die mein verhängniß mich peinigen heist; 
      Laß dein rubin-glaß der lippen hersincken / 
      Daß ich daraus mir mein sterben kan trincken. 
      _____ 
       
   
        
      Johann Rist (1607-1667) 
       
      Amarillis meine Lust 
      Meine Freud und 
      Wonne/ 
      Meines Hertzens Fried und Rust 
      [Rust=Ruhe] 
      Meiner Augen Sonne 
      Schliessen wir gleich unsre Zeit 
      In der höchsten Traurigkeit 
      Und in tausend Schmertzen 
      Lieb ich dich doch von Hertzen. 
      _____ 
       
      Florabella meine Sonne 
      Meiner Seelen Lust und 
      Wonne/ 
      Meines Lebens Auffenthalt/ 
      Weil ich leider unverschuldet 
      Grosse Schmertzen hab erduldet/ 
      Werd' ich schier vor Trauren alt/ 
      Zeit und Tage gehn zwahr hinn/ 
      Du verbleibst mir doch im Sinn. 
      _____ 
       
   
        
      Jacob Schwieger (um 
      1630-1664) 
       
      Die Augen dises Bilds sein heller dann die Sonne/ 
      es ist kein Himmels-Licht das solche Strahlen giebt. 
      So gläntzet mein Rubihn/ meins Hertzens Lust und 
      
      Wonne 
      drüm billich dises Bild auch von mihr wird geliebt. 
      _____ 
       
      Adelmuht ach meine 
      Wonne/ 
      mein beliebtes Zukker Lam/ 
      Meine Krohne meine Sonne! 
      warüm bistu mihr so gram? 
      Ist dihr leid daß ich gegeben 
      dihr ein Küßchen? o mein Leben/ 
      gieb mihrs wieder wiltu mihr 
      geben meinen Lohn dafür. 
      _____ 
       
       
      Der Fröliche 
       
      Nun sag' ich gar gewiß: Der hat das beste Leben 
      wer liebt und Gegen-lieb' ohn Haß und Zank geneüst; 
      Diß weiß ich weil ich kan in Lust und 
      
      Wonne 
      schweben 
      in dem mein' Adelmuht die Strahlen auf mich scheüst 
       
      die Strahlen ihrer Gunst. Wer ohne Hoffnung stehet 
      der ist im Leben tod/ ja/ weiß nicht was er ist; 
      sein Angesicht wird blaß der feiste Leib vergehet 
      weil Er nicht so wie ich wird allezeit geküst. 
      _____ 
       
      Drüm Adelmuht mein All und Ich/ 
      mein Lieb und Lebens Sonne! 
      verbleibe treü und liebe mich 
      du meine Lieb und 
      Wonne! 
      Mein treüer Sinn 
      o Schäferinn 
      sol nimmer treüloß werden 
      so lang' ich leb' auf Erden. 
      _____ 
       
   
       
      
      18. Jh. 
       
  
        
      Sophie Albrecht 
      (1757-1840) 
       
      Wer kann, wie ich, die 
      Wonne 
      ganz verstehen, 
      Die das Gefühl an meine Seele knüpft - 
      Ich soll den theuren Jüngling wieder sehen, 
      Für den mein Blut so heiß zum Herzen hüpft! 
      _____ 
       
   
        
      Susanne von Bandemer 
      (1751-1828) 
       
      Holder Schöpfer süsser Triebe, 
      Junger 
      wonnereicher 
      May! 
      Glück und Hoffnung und die Liebe 
      Sind in dir mir ungetreu. 
       
      Nie wird dieses Herz empfinden 
      Deiner 
      Wonne 
      Seligkeit: 
      Reiz und Jugend sah ich schwinden 
      Vor der uns bestimmten Zeit: 
      _____ 
       
      Selig! selig! die, so ganz versunken 
      Im Gefühl der Liebe, dir im Arme lag: 
      Ach, sie lauschte hoher 
      Wonne 
      trunken 
      Auf des Herzens stärkern Schlag. 
       
      Der dir, - Holder, den ein Gott mir wählte - 
      Mit der reinsten Liebe sanft die Brust durchbebt, 
      Und mich mehr, als Amors Neuvermählte, 
      Zu Elysium erhebt. 
      _____ 
       
       
      Hymne an die Venus 
       
      Heil dir, Alliebende! vor deinem Throne 
      Wein' ich dir Dank, und deinem holden Sohne! 
      Und neide dir nicht des Olympus Freuden; 
      Mich musst du neiden. 
       
      In einem Meer von 
      Wonne 
      ganz versunken, 
      Fühlt deine Sängerinn sich nektartrunken, 
      Und zittert, ach! vom heissesten Verlangen, 
      Ihn zu umpfangen, 
       
      Ihn, der des Herzens schönste Wünsche stillet, 
      Das Ideal der Phantasie erfüllet, 
      Den Geist bezaubert und das Herz entglühet, 
      Das zu ihm fliehet. 
      _____ 
       
       
      Wer schildert sie des Herzens reine 
      
      Wonne 
      Die mich durchbebt, wann endlich sich die Sonne 
      In Dunkel hüllt, und mir der Stern erscheinet, 
      Der uns vereinet. 
      _____ 
       
   
        
      Gabriele von Baumberg 
      (1768-1839) 
       
      Nicht alles, was man Liebe heißt, ist Liebe, 
      Wenn's gleich Uraniens Gewänder trägt. 
      Unschuldig sind des Herzens erste Triebe, 
      Und selig der, der sie in uns erregt! 
       
      Ihr Feuer wärmet sanft, so wärmt die Sonne 
      Im Frühlinge den jungen Blüthenbaum; 
      Sie ist allein der Urborn ächter 
      
      Wonne, 
      Und was ihr vorging, was ihr folgt, ist Traum. 
      _____ 
       
   
        
      Louise Brachmann 
      (1777-1822) 
       
      Wie in einem Meer voll süßer 
      
      Wonne 
      Untergeht im theuren Aug' der Blick, 
      Und es glänzt ihm eine schöne Sonne 
      Von der lichten Spiegelfluth zurück. 
      _____ 
       
   
        
      Gottfried August Bürger 
      (1747-1794) 
       
      Nun kehre wieder! Nun entwanke 
      Dem 
      Wonnebett! 
      du hast genug! 
      Sonst wirst du trunken, mein Gedanke! 
      Sonst lähmt der Taumel deinen Flug! 
      Du loderst auf in Durstesflammen - 
      Ha! wirf ins Meer der 
      Wonne 
      dich! 
      Schlagt, Wellen, über mich zusammen! 
      Ich brenne! brenne! kühlet mich! 
      _____ 
       
   
        
      Adelbert von Chamisso 
      (1781-1838) 
       
      An meinem Herzen, an meiner Brust, 
      Du meine 
      Wonne, 
      du meine Lust! 
       
      Das Glück ist die Liebe, die Lieb' ist das Glück, 
      Ich hab' es gesagt und nehm's nicht zurück. 
       
      Hab' überglücklich mich geschätzt, 
      Bin überglücklich aber jetzt. 
      _____ 
       
   
        
      Helmina von Chézy 
      (1783-1856) 
       
      Da ging, wie eine Rose auf die Sonne 
      Des süßen Morgens und der innern Welt, 
      Durch meinen Busen zog des Urklangs 
      
      Wonne, 
      Der sanft das All in ew'ger Schwingung hält, 
      Und, wogend auf den Strömen seiner Milde, 
      Indeß der Erde nicht'ges Weh verschwand, 
      Gedacht' ich dein, in deren Engelbilde 
      Natur in Huld ihr Lieblichstes verband. 
      _____ 
       
      Ich denke Dein an diesem stillen Abend, 
      Im grünen Thal, am hellen, kühlen Bach, 
      Die milden Lüfte wehen kühl und labend, 
      Süß haucht Natur ein leises 
      Wonne-Ach; 
      Ich nahe, nur mit Liebe Dich begabend, 
      O, wär' ich Nachtigall im Blüthen-Dach, 
      Und könnte Dir ein Lied der Weihe singen, 
      Süß, wie die Stunden, die uns einst umfingen! 
      _____ 
       
       
      
      Sehnenswonne 
       
      O, wer noch nie gewußt, 
      Wie süß ist einsam Sehnen 
      Der suche Sehnens Lust 
      In ewig schönen Thränen. 
       
      Die grüne Einsamkeit, 
      Wo Nachtigallen hauchen, 
      Muß jedes Herzeleid 
      In ihre 
      Wonnen 
      tauchen. 
       
      Komm in die grüne Nacht, 
      Komm, Engel sanfter Schmerzen, 
      Und steig' in Deiner Pracht 
      Hinab in wunde Herzen. 
       
      Bist Sehnsucht Du genannt 
      In deiner Duftumhüllung, 
      So bist Du mir bekannt, 
      Du Engel, als Erfüllung. 
       
      Treu', Sehnen, Einsamkeit, 
      Drei Himmel sind's auf Erden, 
      Liebst, einsam Herz, Dein Leid, 
      Wird Leid Dir 
      Wonne 
      werden! 
      _____ 
       
      Wie heißt der Quell, an dem man trinkt 
      Und wird doch nimmer satt, 
      Der 
      Wonne 
      stets der Lippe winkt, 
      In Lindrung Glut noch hat? 
      Der Quell heißt Liebe, Lieb' allein 
      Wie trüg er sonst so lichten Schein? 
      _____ 
       
   
        
      Johann Wolfgang von Goethe 
      (1749-1832) 
       
      
      Zu nehmen, zu geben des 
      Glückes Gaben, 
      Wird immer ein groß Vergnügen sein. 
      Sich liebend aneinander zu laben, 
      Wird Paradieses 
      
      Wonne 
      sein. 
      _____ 
       
      Doch ach, schon mit der Morgensonne 
      Verengt der Abschied mir das Herz: 
      In deinen Küssen welche 
      
      Wonne! 
      In deinem Auge welcher Schmerz! 
      Ich ging, du standst und sahst zur Erden, 
      Und sahst mir nach mit nassem Blick: 
      Und doch, welch Glück, geliebt zu werden! 
      Und lieben, Götter, welch ein Glück! 
      _____ 
       
       
      
      Wonne 
      der Wehmut 
      
       
      Trocknet nicht, trocknet nicht, 
      Tränen der ewigen Liebe! 
      Ach, nur dem halbgetrockneten Auge 
      Wie öde, wie tot die Welt ihm erscheint! 
      Trocknet nicht, trocknet nicht, 
      Tränen unglücklicher Liebe! 
      _____ 
       
      Welche Seligkeit glich jenen 
      
      Wonnestunden, 
      Da er dankbar dir zu Füßen lag, 
      Fühlt' sein Herz an deinen Herzen schwellen, 
      Fühlte sich in deinem Auge gut, 
      Alle seine Sinnen sich erhellen 
      Und beruhigen sein brausend Blut! 
      _____ 
       
      Wie herrlich leuchtet 
      Mir die Natur! 
      Wie glänzt die Sonne! 
      Wie lacht die Flur! 
       
      Es dringen Blüten 
      Aus jedem Zweig 
      Und tausend Stimmen 
      Aus dem Gesträuch, 
       
      Und Freud und 
      
      Wonne 
      Aus jeder Brust. 
      O Erd, o Sonne! 
      O Glück, o Lust! 
      _____ 
       
   
        
      Johann Diederich Gries 
      (1775-1842) 
       
      Ja, was ich hatte, hab' ich dir gegeben; 
      Und o wie wenig gabst du mir zurück! 
      Dich zu gewinnen, war mein einzig Streben, 
      All' meine 
      Wonne 
      hing an deinem Blick. 
      _____ 
       
      Sie sollte mir ein Angedenken geben - 
      Die letzte Stunde war's von schönen Jahren - 
      Nimm eine Rose dir aus meinen Haaren! 
      Sie sprach's; der Ton wird ewig mich umschweben. 
       
      Vor 
      Wonne 
      fühlt' ich meine Hand erbeben, 
      Und lange wählt' ich in den bunten Schaaren, 
      Und konnte doch die Schönste nicht gewahren; 
      Der schönste Reiz schien jede zu umweben. 
      _____ 
       
   
        
      Ludwig Christoph Heinrich 
      Hölty (1748-1776) 
       
      Die Ersehnte 
       
      Brächte dich meinem Arm der nächste Frühling, 
      Tönten Vögel aus Blüten mir das Brautlied;  
      Dann, dann hätt' ich Seliger schon auf Erden  
      
      Wonne 
      des Himmels! 
       
      
      Wonne! 
      Sie wird mir Paradiese zaubern,  
      Wird lustwandeln mit mir in Gärten Gottes,  
      Wird, auf meinem Schooße gewiegt, den Frühlings- 
      Abend beflügeln! 
       
      Unter Gesang an ihrer Brust entschlummert,  
      Werd' ich träumen, wie neugeschafne Engel,  
      Werde, wachgeschimmert vom Mai, in Engel- 
      Seligkeit schwärmen! 
       
      Komm! dich beschwört die Sehnsuchtsthrän‘ im Antliz,  
      Dich dies wallende Herz voll süßer Ahndung!  
      Trübe floß mein Leben! O Himmelsbotin,  
      Komm, es zu heitern! 
      _____ 
       
      Süße Kehle des Hains, welche mir sonst, im May,  
      Ganz den Himmel ins Herz flötete, Nachtigall,  
      Warum flötet dein Lied mir  
      Keine 
      Wonne 
      mehr in die Brust? 
       
      Liebe lächelt dir nicht! seufzet die Nachtigall,  
      Die den Blumen des Mays hellere Röthe giebt,  
      Und den Kehlen des Waldes  
      Einen helleren 
      Wonneklang. 
       
      Liebe lächelt dir nicht! rauschet mir jedes Blatt - 
      Quillt die Thräne mir schon? Flattert mir das Phantom 
      Todter Freuden schon wieder  
      Vor den Augen der Phantasie? 
       
      Rosicht schwebt es herauf - - Laura, die Grazie,  
      Laura hüpfet daher, die mir den ersten Rausch  
      Ueberirrdischer 
      Wonne
       
      Durch die bebende Seele goß. 
      _____ 
       
   
        
      Johann Georg Jacobi 
      (1740-1814) 
       
      Aber ach! wo blieb auf Erden, 
      Holde Liebe, deine Spur? 
      Lieben, um geliebt zu werden, 
      Ist das Loos der Engel nur. 
      Statt der 
      Wonne 
      fand' ich Schmerzen, 
      Hing an dem, was mich verließ; 
      Frieden gibt den treuen Herzen 
      Nur ein künftig Paradies. 
      _____ 
       
   
        
      Franz von Kleist 
      (1769-1797) 
       
      Ja! gesegnet sey die Stunde, 
      als ich DICH Geliebte, fand, 
      und geführt von Menschenkunde, 
      mich zum treusten Seelenbunde, 
      gutes Weib, mit DIR verband; 
      
      Wonne 
      gab mit DEINE Hand, 
      
      Wonne 
      jegliche Secunde, 
      die, seit mich DEIN Arm umschloss, 
      in den Strom der Zeiten floss. 
      _____ 
       
   
        
      Ludwig Gotthard 
      Kosegarten (1758-1818) 
       
      Wonna 
       
      Sie liebt mich, 
      Sie liebt mich!! 
      Welch Zittern ergreift mich! 
      Welch Sturm zerrüttet mir die fliegende Brust! - 
      Sie liebt mich! 
      Sie liebt mich! 
      Welch' Trunkenheit faßt mich, 
      Welch strömendes Leben, und paradiesische Lust! - 
       
      Sie liebt mich! 
      Sie liebt mich! - 
      Wie fass' ich die 
      Wonne, 
      Die hohe unaussprechliche 
      Wonne, 
      Daß meine Wonna mich liebet! 
      Wonne, 
      du herrliche 
      Schmetternde, schütternde, 
      Du unaussprechliche! kann ich dich fassen, 
      Daß meine himmlische Wonna mich liebet? - 
       
      Wonna, Wonna, 
      Meine himmlische Wonna, 
      Liebest du mich? - 
      Ja, du liebst mich! 
      Du liebst mich! - 
      Brennend und weinend, 
      Mit Stammeln und Stocken, 
      Mit Zittern und Beben. 
      Mit tausend Küssen, 
      Tausend brünstigen glühenden Küssen, 
      Hast du mir die 
      Wonne 
      geschworen, geweint: 
      Daß meine Wonna mich liebe!! 
       
      Also liebst du mich, 
      Meine Wonna? 
      Du meine erwählte, 
      Meine auserkorne geliebteste Braut! 
      Ja, du liebest mich!! 
      Du hast mir's geschworen, 
      Du hast mir's geweint, 
      Daß ewig, ewig die Meinige, du! - - 
      Wonna, die Meine! 
      Meine Wonna! Sie ist die Meine! 
      Mir säuselt's ihr Odem, 
      Mir rauscht es ihr Liebeskuß. 
      Mir lispelt's jedes halb hergestammeltes Wort: 
      Ich bin die Deine! 
      Ewig, ewig die Deine!!! 
       
      O, du, die mich liebet, 
      O, du, die die Meine ist, 
      Wie fühl' ich's so mächtig, 
      Daß meine Wonna mich liebet! 
      Mit Stürmen und Rasen, 
      Mit Donner und Kraftgefühl 
      Faßt mich der Heldenmuth der Liebe - - - 
       
      Wo bist du, o Wonna? - 
      O, du, die mich liebet, 
      Wo bist du? - - 
      Fern hinter Gebirgen, 
      Fern hinter zehn tausend feuerflammenden Oceanen 
      Hindurch die Gebirge! 
      Hindurch die Flammenmeere! 
      Denn Wonna liebt mich, liebt mich ewig, 
      Ewig, ewig!! 
       
      Siehe! Siehe! sie liebt mich, 
      Siehe ihr Auge, 
      Ihr thränenrothes Auge, 
      Ihre trübröthliche Wange, 
      Ihre seufzergeschwellte zärtliche Brust - 
      Sie zeugen mir's, daß sie mich liebet - - 
       
      Ich taumle, ich falle, 
      Verglühe vor 
      Wonne, 
      Vergehe vor 
      Wonne. 
       Noch heb' ich mein gebrochnes Auge 
      Zum Himmel, 
      Zum liebenden Vater der Liebe, 
      Und dank' es dem Vater, 
      Daß meine Vielgeliebte mich liebt!! 
       
      Ist's möglich? Kannst du mich lieben? 
      Kannst du lieben, 
      Innig, herzinniglich lieben, 
      Den Jüngling, der dich so inniglich liebt - 
      Ja, du kannst es. 
      Du willst es. 
      Du liebst mich herzinnig. 
      Ich weiß es, daß du herzinnig mich liebest - - 
      Und weine vor glühender 
      Wonne. 
       
      Wohl mir, daß ich weine. 
      Linde Stille 
      Folgt den verwehenden Stürmen. 
      Mein Aug' ist dunkel, 
      Mein Auge weint. 
      Sieh, meine Wonna, 
      Wie sanft mein Auge weint, daß du mich liebst. 
      O, ich liebe dich ewig. 
      Ewig, ewig 
      Liebt dich meine Seele - - 
       
      Warum weinet meine Wonna! 
      Meine himmlische Wonna, 
      Du weinest der Liebe himmlische Thränen! - 
      So laß uns denn weinen, 
      Liebe weinen, 
      Bis endlich unser weinendes Auge 
      Ein letzter liebeathmender Seufzer schließt!!! 
      _____ 
       
       
      Abschied von Wonna 
       
      Du, o Theure meiner Seelen, 
      Meine auserkorne Braut, 
      Die nach so viel bitterm Quälen 
      Mir die Liebe selbst vertraut; 
       
      Die aus einer Welt von Schönen 
      Sich mein Herze auserkor, 
      Und die mir vor allen Söhnen 
      Dieser Erde Treue schwor - 
       
      Hier, ach! in der trauten Stunde, 
      Wo ich Lieb' aus deinem Aug', 
      Und aus deinem Honigmunde 
      
      Paradieseswonne 
      saug'; 
       
      Wo an deiner Rosenwange 
      Meine heiße Wange strebt, 
      Und mit immer stärkerm Drange 
      Meine Brust an deiner bebt; 
       
      Wo dein Hauch mit leisem Fluge 
      Mich umsäuselt, und mein Geist 
      Sich bei jedem Odemzuge 
       In den deinigen ergeußt. 
       
      Hier, ach! in das Meer der 
      Wonne 
      Fleußt ein Tropfen Bitterkeit: 
      Wie den Glanz der Mittagsonne 
      Wolkendunkel überstreut. 
       
      Dämm'rung sinkt vom Himmel nieder. 
      Noch, du Liebe, bin ich hier. 
      Zwar die Dämm'rung kommt wol wieder - 
      Aber ich nur nicht mit ihr. 
       
      Eh' noch mit der gold'nen Locke 
      Eos durch die Himmel fährt, 
      Stürmt die dunkle Abschiedsglocke, 
      Stößt in meine Brust ein Schwert. 
       
      Und das Seelenschwert im Busen, 
      Muß ich deinem Aug' entfliehn, 
      Darf nicht mehr an deinem Busen, 
      Nicht an deinen Lippen glühn. 
       
      Hin, wo Oceane stürmen, 
      Wo sich hoch vom weißen Strand 
      Ueberschnei'te Berge thürmen, 
      Werd' ich einsam hingebannt. - - 
       
       Aber stürmten gleich der Meere 
      Zwanzig tausend vor mir hin; 
      Riss' gleich eine ganze Sphäre 
      Mich von dir, o Lieblinginn - 
       
      Brüllt, ihr Meere, heult, ihr Winde; 
      Meine Wonna liebt mich doch! 
      Braus't herauf, des Abgrunds Schlünde, 
      Meine Wonna lieb' ich doch. 
       
      Ewig bleibt die Engelreine 
      Meiner Seele angetraut. 
      Ewig bleibet Wonna meine 
      Auserkorne theure Braut. 
      _____ 
       
   
        
      Christian Ludwig Neuffer 
      (1769-1839) 
       
      Es war kein Feenspiel, das mich betrog, 
      Ich fühle selig mich und athme freier, 
      Mir zeugt es noch dieß süße Zauberfeuer, 
      Das ich in's Herz, von ihr umschlungen, sog. 
       
      Die Welt hätt' unter mir versinken können, 
      Der Himmel über mir in Flammen brennen, 
      Ich wär' aus meiner 
      Wonne 
      nicht erwacht. 
      _____ 
       
      Wo nehm' ich, dir zu danken, 
      Die kühne Sprache her? 
      Im Ungestüm der 
      Wonne 
      Find' ich mich selbst nicht mehr. 
      Der Sturm hat ausgewittert, 
      Der mir von fern gedroht; 
      Am heitern Himmel fluthet 
      Der Liebe Morgenroth. 
      _____ 
       
   
        
      Friedrich Schiller 
      (1759-1805) 
       
      Waren unsre Wesen schon verflochten? 
      War es darum, daß die Herzen pochten? 
      Waren wir im Strahl erloschner Sonnen, 
      In den Tagen lang verrauschter 
      
      Wonnen 
      Schon in Eins zerronnen? 
       
      Ja, wir waren's! - Innig mir verbunden 
      Warst du in Äonen, die verschwunden, 
      Meine Muse sah es auf der trüben 
      Tafel der Vergangenheit geschrieben: 
      Eins mit deinem Lieben! 
      _____ 
       
      O lösche deine Fackel, Tag! Hervor, 
      Du geist'ge Nacht; mit deinem holden Schweigen! 
      Breit' um uns her den purpurroten Flor, 
      Umspinn uns mit geheimnisvollen Zweigen! 
      Der Liebe 
      Wonne 
      flieht des Lauschers Ohr, 
      Sie flieht des Strahles unbescheidnen Zeugen; 
      Nur Hesper, der verschwiegene, allein 
      Darf, still herblickend, ihr Vertrauter sein. 
      _____ 
       
      Schön wie Engel voll Walhallas 
      
      Wonne, 
      Schön vor allen Jünglingen war er, 
      Himmlisch mild sein Blick wie Maiensonne, 
      Rückgestrahlt vom blauen Spiegelmeer. 
       
      Seine Küsse - paradiesisch Fühlen! 
      Wie zwo Flammen sich ergreifen, wie 
      Harfentöne in einander spielen 
      Zu der himmelvollen Harmonie - 
      _____ 
       
   
        
      August Wilhelm von 
      Schlegel (1767-1845) 
       
      Der Frühlingssonne holdes Lächeln 
      Ist meiner Hoffnung Morgenroth; 
      Mir flüstert in des Westes Fächeln 
      Der Freude leises Aufgebot. 
      Ich komm', und über Thal und Hügel, 
      O süße 
      Wonnegeberin, 
      Schwebt, auf des Liedes raschem Flügel, 
      Der Gruß der Liebe zu dir hin. 
      _____ 
       
      Einst ein Ritter lag am Herzen 
      Seinem Lieb, in Lust und Schmerzen. 
      Küßend sprach er dann mit Schmerzen: 
      Süße 
      Wonne! 
      was geschieht? 
      Tag beginnt, und Nacht entflieht. 
      Ach! 
      Denn der Wächter ruft: Erwach'! 
      Eilig auf! Der Tag erscheint 
      Nach der Morgenröthe. 
       
      Süße 
      Wonn', 
      o käme nimmer 
      Doch der Morgenröthe Schimmer! 
      Weilte Nacht umhüllend immer, 
      Wo der Traut' in hohen Muth 
      An der Trauten Busen ruht! 
      Ach! 
      Denn der Wächter ruft: Erwach'! 
      Eilig auf! Der Tag erscheint 
      Nach der Morgenröthe. 
       
      Süße 
      Wonne! 
      wer kann nennen 
      Qualen, die im Innern brennen, 
      Wenn sich Freund und Freundin trennen? 
      Ich nur weiß es, der's empfand. 
      Weh, wie rasch die Nacht entschwand! 
      Ach! 
      Denn der Wächter ruft: Erwach'! 
      Eilig auf! der Tag erscheint 
      Nach der Morgenröthe. 
       
      Süße 
      Wonn', 
      ich muß von hinnen. 
      Denke mein in treuen Sinnen! 
      Was ich thun mag und beginnen, 
      Dennoch bleibt mein Herz ja hier, 
      Scheidet nimmer sich von dir. 
      Ach! 
      Denn der Wächter ruft: Erwach'! 
      Eilig auf! der Tag erscheint 
      Nach der Morgenröthe. 
       
      Süße 
      Wonn' 
      ich muß verderben, 
      In der Sehnsucht Qualen sterben, 
      Soll ich nicht dich bald erwerben, 
      Wird mir nicht dein Gruß zu Theil; 
      Du bist Leben mir und Heil. 
      Ach! 
      Denn der Wächter ruft: Erwach'! 
      Eilig auf! der Tag erscheint 
      Nach der Morgenröthe! 
      _____ 
       
      Die wie durch Zauber fest geschlungen waren, 
      Löst Glück und Ruh und Zeit mit leiser Hand, 
      Und, jedem fremden Widerstand entronnen, 
      Ertränkt sich Lieb' im Becher eigner 
      
      Wonnen. 
      _____ 
       
   
        
      Christian Friedrich 
      Daniel Schubart (1739-1791) 
       
      Und wenn an deinem Hals ich hange, 
      So lächeln Engel uns zu, 
      Und führen mit 
      wonnestrahlender 
      Wange 
      Uns ein in die ewige Ruh'. 
      Dir singen die Vögel in Eden, 
      Wenn du der Wolke des Todes entsteigst, 
      Vor 
      Wonne 
      können wir beide nicht reden; 
      Du faltest die Hände und schweigst. 
      _____ 
       
      Geliebte! Lebe wohl, ich scheide; 
      Dein armer Gatte flieht von dir. 
      Du warst mein Glück, warst meine Freude; 
      Ja, 
      Lebenswonne 
      warst du mir. 
      _____ 
       
      Guten Morgen! 
      Hehr und unverborgen 
      Glänzt das Morgenlicht. 
      Und das Gold der Sonne, 
      Weibchen, welche 
      Wonne! 
      Spielt auf deinem Angesicht. 
      _____ 
       
      Gute Nacht! 
      Sieh den Mond in stiller Pracht 
      Uns mit goldnen Strahlen winken, 
      Um in deinen Arm zu sinken, 
      Weib, zur 
      Wonne 
      mir gemacht. 
      Gute Nacht! 
      _____ 
       
      Lieblicher Abend, Erweicher der Herzen! 
      Dank dir, des Frühlings liebkosender Sohn, 
      Daß du geendigt zärtliche Schmerzen; 
      Sieh doch, die Holde umarmet mich schon! 
      Schmelzende 
      Wonne 
      flimmt in den Blicken, 
      Ach ich empfinde Himmelsentzücken. 
      Liebe, nur du 
      Wiegst uns in Ruh'; 
      Kannst, wie ein Gott, allein uns beglücken. 
      _____ 
       
      Wenn aus deinen sanften Blicken 
      
      Wonne 
      für mein Herze fließt, 
      Und dein holder Mund Entzücken 
      In mein Innerstes ergießt: 
      O so tadle nicht die Triebe, 
      Die dein Reiz in mir erregt; 
      Du verachtest sonst die Liebe, 
      Die sich schwer zu rächen pflegt. 
      _____ 
       
         
        
      Elise Sommer (1767-?) 
       
      Höchste 
      Wonne 
       
      Selig der, dem reine Herzensgüte, 
      Zartgefühl den Busen höher hebt, 
      Dem der Thränen seligste entschwebt, 
      In des Lenzes wollustvoller Blüthe! 
       
      Der mit menschenfreundlichem Gemüthe 
      Blassen Gram, der matt in Thränen bebt, 
      Bald zu lindern schonend sich bestrebt, 
      Dessen Herz für Menschenwohl stets glühte! 
       
      Köstlich ist's, an eines Freundes Brust 
      Sympathie bei Schmerz und Lust zu finden, 
      Näher dann mit ihm sich zu verbinden! 
       
      Aber höher, süsser ist die Lust, 
      Wenn sich edle Herzen glühend sagen: 
      Dass sie ewig für einander schlagen! 
      _____ 
       
   
        
      Friedrich Leopold Graf zu 
      Stolberg (1750-1819) 
       
      Ach, mir ist das Herz so schwer! 
      Traurig irr' ich hin und her, 
      Suche Ruh und finde keine, 
      Geh ans Fenster hin, und weine! 
       
      Sässest du auf meinem Schooß, 
      Würd' ich aller Sorgen los, 
      Und aus deinen blauen Augen 
      Würd' ich Lieb' und 
      Wonne 
      saugen! 
      _____ 
       
      O 
      Wonne, 
      sein Weibchen zu wiegen 
      In Armen der Liebe, zu liegen 
      Beim Weibchen in süssem Genuß! 
      Ich achte, mit neidenden Blicken 
      Und schmachtendem Geisterentzücken, 
      Umschweben die Engel den Kuß. 
      _____ 
       
      Thräne der Liebe, ach! der stummen 
      
      Wonne 
      Thräne! könt' ich sie fassen und verwahren! 
      Und mit ihr den ersten der Küsse, da du 
      Schüchtern dich umsahst, 
       
      Dann um den Hals mir fielst, und sanft erröthend 
      Deine Lippen an meine Lippen drücktest! 
      Unsre Seelen huben sich auf der Liebe 
      Seufzer, und schwebten, 
       
      
      Wonneberauschet, 
      auf des Kusses Flügeln, 
      Wie, auf Hauchen des Westes, süsse Düfte 
      Um die Wangen röthlicher, Thaubenezter 
      Blüthen des Apfels! 
      _____ 
       
      Meine heissen Lippen beben; 
      Athme, Lyde, neues Leben, 
      Küsse 
      Wonne 
      mir hinein! 
      Lechzend sinken meine Augen; 
      Laß aus deinem Blick sie saugen 
      Honig, Milch und Labewein! 
      _____ 
       
   
        
      Christine Westphalen 
      (1758-1840) 
       
      Sehnsucht. An * * 
       
      Kennst du das Land, wo Treue, Brust an Brust, 
      Auf ewig liebt mit reiner Engellust? 
      Des Schicksals Schluß ein Herz mit Hoheit trägt; 
      Das Wehmuth still, das 
      Wonne 
      laut bewegt? 
      Kennst du das Land? 
      Dahin! Dahin! 
      Sehnt sich ein Herz, ein liebevoller Sinn. 
       
      Kennst du das Land, wo, an des Himmels Blau, 
      Kein Sturm sich regt und kein Gewittergrau? 
      Wo Harmonie die weite Schöpfung eint, 
      Und Sonn' und Mond nur Glückliche bescheint? 
      Kennst du das Land? 
      Dahin! Dahin! 
      Schwärmt oft ein Herz, ein sanftumwölkter Sinn. 
       
      Kennst du das Land, dem geistig wir entstammt? 
      Das Vaterhaus, das unsern Sinn entflammt? 
      Von wo uns fern ein zarter Lispel rauscht, 
      Dem ahnungsvoll der Geist mit 
      
      Wonne 
      lauscht? 
      Kennst du das Land? 
      Dahin! Dahin! 
      Möcht' ich - und schnell - möcht' ich mit dir entfliehn. 
      _____ 
       
      Liebe ward den Millionen Leben 
      Hier ein unzertrennlich schönes Band; 
      Ward vom Jenseit ihnen mitgegeben, 
      Als des Daseyns unverkennbar Pfand. 
      Liebe lehrt der Menschen Brust empfinden, 
      Die von hohen 
      Wonnen 
      überfließt, 
      Wenn, auf ewig treu, sich Herzen binden, 
      Und der Geist im Andern sich genießt. 
      _____ 
       
   
       
      
      19./20. Jh. 
       
  
        
      Elsa Asenijeff 
      (1867-1941) 
      
       
      Du bist meines Lebens 
      Halt und süsser Sinn, 
      Mann der Sonne! 
      
      Wonne 
      Reisst mich hin . . . 
      _____ 
       
   
        
      Otto Julius Bierbaum 
      (1865-1910) 
      
       
      Es ist ein Glück zu wissen, daß du bist, 
      Von dir zu träumen hohe  
      Wonne ist, 
      Nach dir sich sehnen macht zum Traum die Zeit, 
      Bei dir zu sein, ist ganze Seligkeit. 
      _____ 
       
   
        
      Adolf Böttger (1815-1870) 
       
      Wer einmal sah im tiefsten Schmerz 
      In Deines Auges Sonne, 
      O dessen Blick, o dessen Herz 
      Bricht - oder schmilzt in  
      Wonne! 
      _____ 
       
   
        
      Wilhelm Busch (1832-1908) 
      
       
      Würde deiner Augen Sonne 
      Einmal nur mich freundlich grüßen, 
      Ach! vor lauter Lust und  
      Wonne 
      Schmölz ich hin zu deinen Füßen. 
       
      Aber ach! Aus deinen Blicken 
      Wird ein Strahl herniederwettern, 
      Mich zerdrücken und zerknicken 
      Und zu Knochenmehl zerschmettern. 
      _____ 
       
   
        
      Carl Busse (1872-1918) 
       
      Wie die Wolken sich wiegen und liegen 
      Gleich Schwänen im Himmelsblau, 
      Mein Herz will sonnenwärts fliegen, 
      Es ist in die Höhe gestiegen 
      Wie die Lerche über der Au! 
       
      Es weiß nicht, was es vor  
      Wonne 
      Noch thun und lassen soll, 
      Es jubelt zur Lichtmadonne, 
      Es betet und jauchzt zur Sonne 
      Und ist so voll .. so voll! 
      _____ 
       
   
        
      Peter Cornelius 
      (1824-1874) 
      
       
      Es kommt die Zeit, o zage nicht, 
      Daß uns der  
      Wonne Kranz umflicht, 
       
      Wo heimlich traut uns hüllet ein - 
      Halb Kerzenlicht, halb Dämmerschein! 
      _____ 
       
      Dir in Augen möcht' ich lesen, 
      Forschen, wie in heil'gen Sagen, 
      Ob auf Sternen du gewesen 
      Eh' die Erde dich getragen? 
       
      Ach, ein Wort schafft hohe  
      Wonne 
      Und ein Wort kann Wunden schlagen; 
      Laß aus deiner Augen Sonne 
      Nicht die Lippe mich verjagen. 
      _____ 
       
       
      
      
      Wonne 
      
      
       
      Was mich trifft mit Himmelsallgewalt ist  
      
      Wonne! 
      Was die Seele singt und was der Mund nur lallt ist  
      
      Wonne! 
       
      Was im Herzen lacht, bis Traum es linde wieget 
      Und im Traum noch leise lachend hallt ist  
      
      Wonne! 
       
       
      Reichen Klang hat Liebe, Sehnen, Glück und Hoffen, 
      Doch was rauschend von dem allem schallt ist  
      
      Wonne! 
       
      Was die tausend Frühlingsstimmen klagend jauchzen, 
      Was da strömt aus Blüten tausendfalt ist  
      
      Wonne. 
       
      Was am Himmel golden quillt aus ew'gen Quellen 
      Und in Sternen sich zu Welten ballt ist  
      
      Wonne. 
       
      Was wie Gotteswein den Kelch des Herzens füllet, 
      Daß zu eng es wird und überwallt ist  
      
      Wonne. 
       
      Und was bebt in deiner Lippen Hauch, Maria 
      Und ein Blick auf deine Lichtgestalt ist  
      
      Wonne! 
      _____ 
       
   
        
      
      Marie Eugenie Delle Grazie (1864-1931) 
      
       
      O sagt, wo ist der gold'ne Tag, 
      Da ich an seinem Herzen lag, 
      Von seinem Arm umfangen, 
      Da mir die schönste Thrän' entquoll, 
      Die Brust von Lieb und  
      
      Wonne
      schwoll? 
      Vergangen, ach vergangen! 
      _____ 
       
      Denn wo mir wahre Schönheit beim Weibe begegnet, 
      Da pocht mein Herz, von heiliger Gluth durchdrungen, 
      Und süße  
      
      Wonne
      erfüllt meine Brust; 
      Hinsinken könnt' ich, von ihrem Strahle getroffen, 
      Und knieend ihre göttlichen Formen verehren! 
      _____ 
       
      Welche  
      
      Wonne, welch' Entzücken, 
      Liebster in Dein Aug' zu blicken, 
      Das so tief, so sehnend blaut, 
      Das vom reinsten Glücke trunken, 
      Freude sprüht in hellen Funken 
      
      
      Wonnesam
      und liebetraut. 
      _____ 
       
      Wie ich Dich lieb, soll ich es sagen 
      Wird mir das Herz so schwer, 
      Ich kann es fühlen nur, doch sagen, 
      Nein, sagen nimmermehr. 
       
      Nicht Worte hab' ich, diese  
      
      Wonne 
      Zu künden, diese Lust, 
      Kein Mensch hat je auf dieser Erde 
      Ein Lied dafür gewußt. 
      _____ 
       
   
        
      Carl Ferdinand 
      Dräxler-Manfred (1806-1879) 
       
      Wenn an der Erde Lenz vorüberschreitet, 
      Ihr Leid mit seinen Freuden wegzuscherzen, 
      Da tauchen allenthalben Blumenkerzen 
      Empor, als Feierglanz ihm zubereitet. 
       
      Und wenn dein Bild an mir vorübergleitet, 
      Und deine Augen, heilend alle Schmerzen, 
      Da wuchern Lieder auf in meinem Herzen, 
      Als Kranz um deinen Schönheitglanz verbreitet. 
       
      Die Blumen, die im Lenz herangeschossen, 
      Sie sind ein Segen seiner milden Sonne, 
      Und neigen dankbar zu ihr alle Triebe; 
       
      Die Lieder, die aus meiner Brust gesprossen, 
      Ein reiches Denkmal sind sie stiller  
      
      Wonne, 
      Ein lauter Jubel einer sel'gen Liebe. 
      _____ 
       
      Wer mochte da noch grübeln, wo die Stunde 
      Mit allen Freudezaubern ihn umsponnen? 
      Wo, wie aus eines Füllhorns reichem Munde, 
      Sich ewig niedersenkten neue  
      
      Wonnen. 
      O süße Zeit! 
      Wo Liebesseligkeit 
      All ihren Glanz und ihre Strahlenspenden 
      An dieses Herz gewürdigt zu verschwenden, 
      Um dieses Leben zu durchsonnen. 
      _____ 
       
      Was Heilige verehren 
      Und Bilder an Altären - 
      Jetzt ist es mir enthüllt, 
      Seit,  
      Wonne meinen Blicken, 
      Mit trunkenem Entzücken 
      Dein Bildniß mich erfüllt. 
      _____ 
       
   
        
      
      Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857) 
      
       
      Mädchen, wenn in deiner Reize 
      
      
      Wonnemeer
      mein Blick sich taucht, 
      Wenn von deinem Purpurmunde 
      Heiße Sehnsucht mich durchhaucht; 
       
      O, wie schwind't dann jeder Wunsch, der 
      Kühn sonst in die Zukunft sah, 
      Einer nur steht allverschlingend 
      Und allmächtig vor mir da! 
       
      Ach, der Wunsch, hinwegzuküssen 
      Von der Lippen zarten Rot 
      Sanft Vergessen des Vergangnen, 
      Kraft für Zukunft, Mut für Tod! 
      _____ 
       
   
        
      Ludwig Eichrodt 
      (1827-1892) 
      
       
      Schau mich an, laß dich umarmen, 
      An die Brust voll Inbrunst pressen, 
      An dem treuen lebenswarmen 
      Busen alle Qual vergessen! 
       
      Lächelnd schläft der Geist der  
      
      Wonne 
      In der Wange süßen Grübchen, 
      Süßres unter dieser Sonne 
      Gibt es nicht als süß ein Liebchen. 
      _____ 
       
      Denk an alle, all die heißen Augenblicke, 
      Da die Liebe mir, du mir, ich dir gestand; 
      Wenn dich eine stille  
      Wonne überwallet, 
      Heb die Wimper, drücke feurig mir die Hand! 
      Schwärme in den Seligkeiten, 
      Schwelg in dem verrauschten Glücke, 
      Denk an alle, all die heißen Augenblicke, 
      Da dein Herz das meine, ich das deine fand. 
      _____ 
       
      Ja führet wieder uns zusammen 
      Dereinst ein gütiges Geschick, 
      Ich glaube, jene ächten Flammen 
      Sie rufen den Moment zurück. 
       
      Dann  
      Wonne! liebend hangen dürfen 
      An deinem Mund und hehrer Lust 
      Geheimnißvollen Nektar schlürfen, 
      Ach, aus dem Athem deiner Brust! 
      _____ 
       
   
        
      Philippine Engelhard 
      (geb. Gatterer) (1756-1831) 
      
       
      Was brauch' ich auch zu singen und zu sagen, 
      Daß Du mir mehr als alles bist! 
      Du fühlst so oft mein Herz vor  
      
      Wonne schlagen, 
      Wann es in Lieb und Dank zerfließt. 
      _____ 
       
   
        
      Eugenie Engelhardt 
      (1852-1927) 
      
       
      Und doch kam noch eine Stunde 
      Voll verschwiegner, süßrer Lust - 
      Abends war's, aus Waldesgrunde 
      Gieng ich heimwärts, unbewußt. 
      Hinter'm Hügel sank die Sonne, 
      Ich verfolgt' der Lerchen Zug, 
      In der Brust ich lauter  
      Wonne, 
      Auf der Stirn den Brautkuß trug. 
      _____ 
       
   
        
      
      August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) 
      
       
      Ja, überselig hast du mich gemacht! 
      Der allerlängste Tag, er reicht nicht hin, 
      Und viel zu kurz ist jeder Traum der Nacht, 
      Zu denken, wie ich überselig bin. 
      Ich fühl's, um dieser  
      
      Wonne
      ganz zu leben, 
      Muß Gott mir noch ein zweites Leben geben. 
      _____ 
       
      Wie hab' ich immer dein gedacht, 
      Wie du wohl jede finstre Nacht 
      Und jeden Tag wohl hingebracht, 
      Ob du geweint hast, ob gelacht! 
      Dem Adler gleich, wenn er zur Sonne 
      Durch Wolk' und Nebel sich erhebt, 
      So geht das Herz mir auf in  
      
      Wonne, 
      Wenn mein Gedanke bei dir lebt. 
      _____ 
       
   
        
      Johann Georg Fischer 
      (1816-1897) 
      
       
      Der Liebesbrief 
       
      Der Bote kommt - o süße Schrift, 
      Die, Liebster, du mir schriebst! 
      Laß sehn dein ungeduldig Kind, 
      Wie treu du es noch liebst. 
       
      Du zitterst, Herz? o zittre nur 
      Und hüpf' in sel'gem Lauf; 
      Es zittert ja die Erde auch, 
      Thut sich der Himmel auf. 
       
      Die Welt weiß nicht, was er mir schrieb; 
      Wie arm die Menschen sind! 
      Doch was kein Mensch auf Erden weiß, 
      Weiß, Einziger, dein Kind, 
       
      Kann deiner Worte Glut und Glanz 
      Vor Freuden kaum verstehn, 
      Und möcht' in ihrer Lieblichkeit 
      Vor 
      
      Wonne fast vergehn. 
      _____ 
       
   
        
      Arthur Fitger (1840-1909) 
       
      Die Rosen, die du mir gepflückt 
      In schönen Maientagen, 
      Wie hab' ich sie ans Herz gedrückt 
      Und stolz am Hut getragen! 
      Noch wird die Brust mir himmelweit, 
      Gedenkt sie an die  
      Wonnezeit; 
      Danke, mein Liebchen, ich danke. 
      _____ 
       
   
        
      Cäsar Flaischlen 
      (1864-1920) 
      
       
      Leis und lieb wie einer fernen  
      frohen Sonne goldener Schein  
      über ährenschwerem Feld  
      lacht und leuchtet deiner fernen  
      frohen Liebe holde  
      Wonne  
      still in meine stille Welt. 
      _____ 
       
   
        
      
      Maria Clementine François (1823-1844)  
      
       
      Amor, du von allen Göttern 
      Bist der reizendste zu schau'n; 
      Dir, nur dir möcht' ich vor Allen 
      Gern mein Leben anvertrau'n! 
      Du allein vermagst zu geben 
      Unsers Daseyns höchstes Glück; 
      
      
      Wonne
      spricht aus deinen Zügen, 
      Seligkeit aus deinem Blick. 
      Rosen müssen rings erblühen, 
      Wo du eingekehrt als Gast, 
      Scherz und Freuden mit dir ziehen - 
      Nur schade – daß du Flügel hast! 
      _____ 
       
      Wenn der Frühling kommt gezogen, 
      Steigt mit spielend heiter'm Sinn, 
      Amor vom Olympe nieder 
      Zu der Erde Freuden hin; 
      Unter vollen Blüthenlauben 
      Läßt der Liebes-Gott sich seh'n. 
      Fühlst du nicht im Haus des Frühlings 
      Liebe, Wollust,  
      
      Wonne
      
      weh'n? 
       
      Doch, sobald der Lenz entschwindet, 
      Zieht auch Amor eilig fort. 
      Fliehend vor des Sommers Hitze, 
      Vor des Winters kaltem Nord; 
      Und wenn er entflohen, rufet 
      Ihn vergebens unser Fleh'n; 
      Nur des Frühlings hohe  
      
      Wonnen 
      Hat er sich zum Reich erseh'n. 
      _____ 
       
   
        
      Amara George-Kaufmann 
      (1835-1907)  
      
       
      Ach weißt du, daß ich in den bittern Schmerzen, im tiefsten Leid, 
      Noch immer Lust durch dich genossen habe? - Nur zürne nicht! 
      Um dich zu leiden selbst ist süß're 
      
      Wonne, als and'res Glück, 
      Ob ich mit Thränen sie begossen habe, - nur zürne nicht! 
      _____ 
       
      In deine Liebe möcht' ich 
      Mich senken ganz hinein, 
      Da tief ohn' Ende rasten 
      Und von Allen vergessen sein! 
       
      Ein Wörtlein würd' ich hören, 
      Das Eine ganz allein, 
      Wenn ich so läg' und schliefe 
      In diesem  
      Wonneschrein. 
      _____ 
       
      So Lust, wie Leid hegt ihres Herzens Wunde: 
      Erinnerung an eine süße Zeit, 
      Verlangen nach dem Freunde, der so weit, 
      Und Sehnen nach erneutem  
      Wonnebunde. 
      _____ 
       
      "Süße  
      Wonne, vielgeliebtes Mädchen, 
      Die Du ähnlich bist der Ros' an Anmuth, 
      An Gestaltung aber und an Haltung 
      Hochgewachs'ner Tanne zu vergleichen! 
      Was beschauend und zum Muster nehmend, 
      Rosenanmuth oder Tannenhoheit, 
      Hast Du Dich so reizend ausgebildet?" 
      _____ 
       
      Komm, Geliebte, daß wir Küsse tauschen, 
      Trauter Lust vereinte  
      Wonne fühlen! 
      Aber sprich, wo wollen wir uns treffen? 
      Böse Blicke lauern, böse Munde 
      Breiten es, wenn zwei Verliebte kosen, 
      Ihrem Glücke feind, in alle Welt aus. 
      _____ 
       
   
        
      Theresa Gröhe (Ps. T. 
      Resa) (1853-1929) 
      
       
      O Liebe, seligstes Weh! 
      Aus Thränen und  
      Wonne - aus Sonne und Tau 
      Die siebenfarb'ne Brücke mir bau', 
      Darauf ich zum Himmel geh'. 
      _____ 
       
      Ja, du bist schön! ach! Niemand kann wissen 
      Wie du erst schön, wenn im Waldesgrün 
      Diese Lippen verführerisch küssen - 
      Diese Augen leuchten und sprühn. 
       
      Niemand kann wissen - in Schmerz und Grimme, 
      Ach - und in  
      Wonne denk' ich daran: 
      Wie diese tiefe, süße Stimme, 
      Flüstern und flehen und schmeicheln kann. 
      _____ 
       
      Zuweilen fahr' ich jäh aus Nacht und Schlaf, 
      Dem Traume fluchend, der mein Herz umsponnen, 
      Dem Traum, gemischt aus Qualen und aus  
      
      Wonnen. 
      Ein Dolchstoß, der die Todeswunde traf. - - 
       
      Und heißen Auges starr' ich in die Nacht. 
      Es träumte mir - Gott! daß ich es vergäße!! 
      Daß ich auf deinen Knieen wieder säße, 
      Um uns des Herbstwalds goldne Märchenpracht. 
       
      O dieser Träume sinnverwirrend Glück! 
      Gleich  
      Himmelswonnen und gleich Höllenflammen, 
      Mit wildem Aufschrei breche ich zusammen - 
      Mein Glück - mein Herz - mein Leben, komm' zurück! 
      _____ 
       
   
        
      Julius Grosse (1828-1902) 
      
       
      Und noch einmal und inniger umschlang 
      Mein Arm dich, holde Seele,  
      wonnetrunken. 
      Dein Auge weinte; doch die Seele sang, 
      Daß zwischen uns der letzte Bann gesunken. 
      Aus warmer Nacht klang eine Glocke fern, 
      Und heimlich Grüßen kam aus allen Weiten, 
      Denn meinem Schwure leuchtete dein Stern - 
      So an dir halten will ich Ewigkeiten. 
      _____ 
       
   
        
      Sidonie 
      Grünwald-Zerkowitz (1852-1907) 
      
       
      Guten Morgen! Dein war, Lieb, die Nacht! 
      Ich hab' im Traum mit Dir sie verbracht. 
      Noch hab' ich keinen Tag gesehn 
      Wie diesen Traum, so himmlisch, so schön! 
      Ach, daß eine Stunde schlagen mir möchte, 
      Die solche  
      Wonne wirklich mir brächte! 
      _____ 
       
   
        
      Karoline von Günderrode 
      (1780-1806) 
      
       
      Es hat ein Kuß mir Leben eingehaucht, 
      Gestillet meines Busens tiefstes Schmachten, 
      Komm, Dunkelheit! mich traulich zu umnachten 
      Daß neue  
      Wonne meine Lippe saugt. 
      _____ 
       
   
        
      Ida von Hahn-Hahn 
      (1805-1880) 
      
       
      Möge die Zeit nun die Schwingen entfalten, 
      In ihrem eisernen, ruhigen Walten, 
      Stunden zu Tagen, zu Jahren gestalten, 
      Bringen der Freuden und Schmerzen Verein; - 
      Möge das Dasein sich nächtlich umtrüben: - 
      Mir ist doch ewige  
      Wonne geblieben, 
      Trag' ich im Busen die Kraft, dich zu lieben, 
      Lebt mir im Herzen – dein Bild allein. 
      _____ 
       
   
        
      Emilie Emma von Hallberg 
      (1826-1862) 
      
       
      In's Weh'n der Nächte möcht' ich hauchen: 
      "O Seligkeit, geliebt zu sein!" 
      In Blumenglocken möcht' ich's tauchen 
      Und leis dem stillen Hain vertrau'n. 
       
      Wol funkeln dort in weiter Ferne 
      Die Himmelsaugen ungetrübt, 
      Doch meine  
      Wonne sind zwei Sterne, 
      Die sagen mir - du bist geliebt! - 
      _____ 
       
   
        
      Robert Hamerling 
      (1830-1889) 
      
       
      Ihr Kuß 
       
      Ach jene lieblich schwellende, 
      In minnigem Gekose, 
      Von Honig überquellende, 
      Purpur'ne Lippenrose, 
      Sie reißt mir den verlangenden 
      Sehnsuchtbethörten Sinn 
      In jauchzenden und bangenden 
      Entzückungstaumel hin. 
       
      Im Kuß, dem  
      wonnesprühenden, 
      Lodern zwei Schwesterflammen 
      Vorm Liebeshauch, dem glühenden, 
      In einen Strom zusammen: 
      Den Brand, den hold verklärenden, 
      Preis' ich, der uns ergreift, 
      Der uns den Trank, den gärenden, 
      Olymp'scher 
      Wonne reift. 
       
      Laßt alles Erdentrückende, 
      Und aller  
      Wonne Gluten, 
      Und alles Herzentzückende 
      Hoch ineinander fluten: 
      Nicht stärker trifft's, nicht flammender 
      Des Herzens tiefsten Sitz, 
      Als solch' ein liebentflammender 
      Berührungs-Wonneblitz! 
      _____ 
       
      Deute mir den süßen Zauber, 
      Der die Frauenlippe würzt: 
      Daß uns ihre Glutberührung 
      In ein Meer von  
      Wonne stürzt? 
       
      Solchem Wunder nachzuspüren 
      Ist so fromm, als wie des Seins 
      Ew'gem Grunde nachzugrübeln: 
      Alle Wunder sind nur eins. 
       
      Heilig ist dies Weltenwunder, 
      Wo ihr's packt, an jedem Ort, 
      Und die großen Rätsel alle 
      Löst ein einzig Zauberwort. 
      _____ 
       
      Geh' nicht von mir, versuche nicht das Schicksal, 
      Das so zwei Herzen trennt, eh' man's gedacht, 
      Die  
      wonneselig sich verknotet wähnten 
      Auf ewig durch der Liebe Wundermacht. 
      Geh' nicht von mir, laß deine Hand in meiner - 
      Unlösbar fest geschmiedet ist kein Ring. 
      Geh' nicht von mir, am wenigsten im Grolle - 
      Das Herz des Menschen ist ein seltsam Ding. 
      _____ 
       
      Daß zum Glücke nichts mir fehle, 
      Eins begehr' ich vom Geschick: 
      Einer stillbewegten Seele 
      Nie verzitternde Musik! 
      Laß in mir sie nie verklingen, 
      Stets aus klanglos dumpfer Ruh' 
      Hebe mich auf weichen Schwingen, 
      
      Wonnehauch der Liebe du! 
      _____ 
       
       
      
      
      Lebenswonne 
       
      
      
      Im grünen Wald erklingen liebe Töne, 
      Lustschaudernd kommt der klare Bach geronnen; 
      In gold'nem Glanze blühen, zart gesponnen, 
      Die Farben auf, des Lichtes bunte Söhne! 
       
      Es jauchzt mein Herz, berauscht von ew'ger Schöne, 
      Und taucht sich jubelnd in der Liebe Bronnen: 
      Ström' über, Lippe, von des Herzens  
      
      Wonnen, 
      Und lächelnd neige dich zu mir, Kamöne! 
       
      Wie sollten wir des Herzens Flut bezwingen, 
      Wär's nicht vergönnt, im Hauche des Gesanges 
      Der Freude Wunder selig auszuklingen? 
       
      Und ach, die kurze Glut des  
      Wonnedranges, 
      Was wär' sie, mischte nicht auf Liebesschwingen 
      Sie sich dem Chor des Sphärenjubelklanges? 
      _____ 
       
       
      O gieb die Seele mir zurück! 
       
      "O gieb die Seele mir zurück," 
      Klagt ich, "die du geraubt!" 
      Da neigte sie, o  
      Wonneglück, 
      Zu mir ihr lockig Haupt. 
      Sie lächelte: "Doch sage mir, 
      Wo nimmt sie wohl den Weg?" 
      "O komm," sprach ich, "ich zeige dir 
      Der Seelen Purpursteg! 
       
      Berühre mit der Lippe leis' 
      Und linde meinen Mund!" 
      Sie that's, - da flammte glühend heiß, 
      Ein Kuß aus Herzensgrund: 
      Und eine Seele zog berauscht 
      Ins Herz im Kusse mir - 
      Doch war's die ihre, holdvertauscht, 
      Die meine blieb bei ihr! 
      _____ 
       
      Weiche, sel'ge Schwüle wittert 
      
      Wonnehauchend durchs Gemach hin, 
      Und von Herz zu Herzen zittert 
      Sehnsuchtsvoll ein glühn'des Ach hin! 
       
      Und ich kühle meine schwüle 
      Stirn an deinem duft'gen Locken, 
      Deines Busens weichem Pfühle, 
      Deiner Wange Blütenflocken; 
       
      Kühle sie – ob auch zusammen 
      Flamme hier und Flamme fluten: 
      Liebe kühlt sich ja in Flammen, 
      Stirbt beseligt nur in Gluten! 
       
      Und ein Phönix ist die Liebe: 
      Wie er stirbt und lebt Äonen, 
      Sterben und ersteh'n die Triebe 
      In der  
      Wonne Glutenzonen! 
      _____ 
       
      Jauchzend dankt' ich dem Geschicke, 
      Daß so Wunderholdes lebt, 
      Und vor meinem sel'gen Blicke 
      Ueber diese Erde schwebt: 
      Doch wie fass' ich erst die  
      Wonne, 
      Daß es liebend mich erkor, 
      Der, ein Phönix in der Sonne, 
      Sich in diesem Glanz verlor? 
       
      Reizumfloss'ne Wunderblüte, 
      Staunend bebt mein Herz vor dir, 
      Neigt in Liebeshuld und Güte 
      Sich dein schönes Haupt zu mir: 
      Ach, ich fürcht' im vollsten Glücke, 
      Wenn dich meine Hand berührt, 
      Daß dich mir des Schicksals Tücke 
      Wie ein Traumgebild' entführt! 
      _____ 
       
       
      Leid und Lust 
       
      Thränen auf der Rose beben, 
      Gold'ne Glut im Rauche zittert, 
      Ewig ist der  
      Wonne Leben 
      Von der Wehmut Hauch umwittert: 
      Aus des Herzens Heiligtume 
      Steigt sie plötzlich oft empor, 
      Um der Freuden gold'ne Blume 
      Breitend ihren Nebelflor. 
       
      Wieder dann am Quell der Schmerzen, 
      An des Leides Thränenbronnen 
      Überrascht gemach im Herzen 
      Uns die lieblichste der  
      Wonnen: 
      Und die Wolke zieht von dannen, 
      Und die Sterne niederseh'n; 
      Staunend fragt das Herz, von wannen 
      Diese milden Hauche weh'n? 
       
      Ach, wo tauen, ach, wo springen, 
      Herzenswoge, deine Quellen, 
      Die den Sinn zur Lust beschwingen, 
      Die das Aug' zur Thräne schwellen? 
      Äuß'rem Lose zugewendet, 
      Suchend irrt der zage Blick: 
      Innerlich geheim vollendet 
      Sich das eigenste Geschick. 
      _____ 
       
      Was dieses Herz als höchste  
      Wonne spüret, 
      Dein holdes Bild, ich schau' es oft mit Beben: 
      Wird es so rein mich immerdar umschweben, 
      Wenn auch dem Blick, doch nicht dem Sinn entführet? 
       
      Es stirbt die Flamme, noch so heiß geschüret, 
      Und Liebe selbst lebt oft ein flüchtig Leben: 
      Dem Sinn entschwindet wieder, was ihn eben 
      Gleichwie mit ew'ger Zaubermacht gerühret. 
      _____ 
       
       
      Gondelfahrt 
       
      Wonnig ist's, auf blauer Flut, 
      Wenn sie spiegeleben 
      In des Mondes Glanze ruht, 
      In der Gondel schweben; 
      Wenn der Sterne gold'nes Bild 
      Durch die Woge zittert, 
      Und ein Hauch der Liebe mild  
      Land und Meer umwittert. 
       
      O wie oft im Abendwind, 
      Wenn die Sternenhelle 
      Leise glühend niederrinnt 
      In die Silberwelle, 
      Wiegst, o schlanke Gondel du, 
      Glutenübersponnen, 
      Tiefgeheim in guter Ruh' 
      Traute  
      Liebeswonnen! 
       
      Mir, ach, winkt ein Liebchen nicht, 
      Um mit  
      Wonnebeben 
      Nachts mit mir in Mondeslicht 
      Auf der Flut zu schweben; 
      Dennoch in der Gondel Sammt 
      Schmieg' ich stolz die Glieder, 
      Und der Sternenhimmel flammt 
      Nicht umsonst hernieder. 
       
      Mess' ich doch in Liebesmut 
      Tiefen, Höh'n und Fernen, 
      Kose mit der Meeresflut, 
      Kose mit den Sternen: 
      Und wie rein des Himmels Bild 
      Durch die Woge zittert, 
      Fühlt von ew'ger Schöne mild 
      Sich mein Herz umwittert! 
      _____ 
       
   
        
      Otto Erich Hartleben 
      (1864-1905) 
      
       
      ... O wüsstest du, wie hold mit Übermacht 
      das Zucken jeder Fiber dich durchwühlt, 
      wenn meine Lippen sprachlos  
      Wonne flüstern 
      in deinen Leib ... O wüsstest du, wie wild 
      im Taumel deine Glieder beben lernen, 
      als wollten sie dem Leben sich entwinden 
      und ewig glühn in Wollustfieberflammen ... 
      _____ 
       
   
        
      Friedrich Hebbel 
      (1813-1863) 
      
       
      Auf einer Blume, rot und brennend, saß 
      Ein Schmetterling, der ihren Honig sog, 
      Und sich in seiner Wollust so vergaß, 
      Daß er vor mir nicht einmal weiterflog. 
       
      Ich wollte sehn, wie süß die Blume war, 
      Und brach sie ab: er blieb an seinem Ort; 
      Ich flocht sie der Geliebten in das Haar: 
      Er sog, wie aufgelöst in  
      Wonne, fort! 
      _____ 
       
   
        
      
      Heinrich Heine (1797-1856) 
      
       
      Andre beten zur Madonne,  
      Andre auch zu Paul und Peter; 
      Ich jedoch, ich will nur beten,  
      Nur zu dir, du schöne Sonne. 
       
      Gib mir Küsse, gib mir 
      
      
      Wonne,  
      Sei mir gütig, sei mir gnädig,  
      Schönste Sonne unter den Mädchen,  
      Schönstes Mädchen unter der Sonne! 
      _____ 
       
      
      Die Rose, die Lilje, die 
      Taube, die Sonne,  
      Die liebt ich einst alle in  
      
      Liebeswonne.  
      Ich lieb sie nicht mehr, ich liebe alleine  
      Die Kleine, die Feine, die Reine, die Eine; 
      Sie selber, aller Liebe Bronne,  
      Ist Rose und Lilje und Taube und Sonne. 
      _____ 
       
      In den Küssen welche Lüge!  
      Welche  
      
      Wonne in dem Schein!  
      Ach, wie süß ist das Betrügen,  
      Süßer das Betrogensein! 
       
      Liebchen, wie du dich auch wehrest,  
      Weiß ich doch, was du erlaubst:  
      Glauben will ich, was du schwörest, 
      Schwören will ich, was du glaubst. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Karl Henckell (1864-1929) 
      
      
       
      
      
      Winterliebe 
       
      Der Sonne entgegen 
      In Liebesgluten 
      Wandr' ich … o 
      
      Wonne, 
      Wer mäße dein Maß! 
      Mit Reif bepudert 
      Prangen die Wälder, 
      Die Berge grüßen 
      Das blendende Licht. 
      Vor Eiseskälte 
      Knirschen die Schritte, 
      Der Hauch des Mundes 
      Ballt sich zum Dampf … 
       
      Ich trage Feuer 
      In meinem Herzen, 
      Mich brennt die Liebe, 
      Das schlimme Kind. 
      Sie schürt die Flamme 
      Mit hastigen Händen, 
      Die Kohlen knistern, 
      Der Wohlduft quillt … 
      Der Sonne entgegen 
      In Liebesgluten 
      Wandr' ich … o 
      
      Wonne, 
      Wer mäße dein Maß! 
      _____ 
       
      
       
      Samtrose 
       
      Samtrose, die sie zärtlich mir gesandt, 
      Samtrose, selbst gepflückt von ihrer Hand! 
      Ein schwerer Duft, ein dunkeltiefes Rot, 
      Wie ihre Wange, wenn sie lustdurchrieselt loht. 
       
      Samtrose, deinen Hauch einatm ich lang, 
      Aus deinem Kelche quillt ein süßer Klang. 
      Liebend ein Silberstimmchen gaukelt empor, 
      Samtrose, lauschend, lauschend leg ich an dich das Ohr. 
       
      Samtrose, die berührt ihr feiner Mund, 
      Nun will auch ich dich küssen  
      
      wonnewund. 
      In deinem Kelch, an dem sie zart getrunken, 
      Sind meine Lippen, zitternder Sehnsucht voll versunken. 
      _____ 
       
   
        
      Ludwig Jacobowski 
      (1868-1900) 
       
      Mein Kopf auf deinem Schoße, 
      Lieg ich bange atmend still. 
      Süßes Lieb, ach wenn Du wüßtest, 
      Was das Herz mir sprengen will. 
       
      Süßes Lieb, beschwöre nimmer 
      Meiner Leidenschaften Heer, 
      Daß sie trunkne  
      Wonnen träumen 
      Unergründlich wie das Meer ... 
      _____ 
       
      Laß küssen mich den weißen Hals, 
      Die Psychebrüste,  
      wonnig weich ... 
      Lösch aus, o Licht, denn selig winkt 
      Der  
      Wonnen ganzes Himmelreich ... 
      _____ 
       
       
      Mysterium 
       
      - Wie fahler Irrlichtschein 
      Den einsamen Wanderer 
      Lockt in Todespein, 
      So deines Leibes knospenhaft 
      Blühende Pracht 
      - Im Dunkel der Nacht 
      Dem Unstet Verdammten 
      Fieberhaft winkt. 
      Schweratmend mit heißem Blut 
      Nachstürzt er der Flammenglut, 
      Tausend  
      Wonnen er gierig trinkt. 
      - Im Erschöpfungdampfe der Leidenschaft 
      - Wandelt riesengroß-schattenhaft 
      Das große Geheimnis 
      Des Lebens ... 
      _____ 
       
   
        
      Justinus Kerner 
      (1786-1862) 
      
       
      Herz! - wie bist du inniglich 
      Mit dem Auge doch verbunden! 
      Schlägt die Welt dir blut'ge Wunden, 
      Zeigt im Aug' die Träne sich. 
       
      Aber wird dir  
      Wonne, Herz! 
      Sonnig dann das Auge funkelt! 
      So wie's wieder sich verdunkelt, 
      Kehrt in dich zurück der Schmerz. 
      _____ 
       
      Was wär' die Erde ohne Frauen? 
      Das fühlt das Herz, ist's Auge blind. 
      Ein Garten wär' sie anzuschauen, 
      In welchem keine Blumen sind; 
      Wär' wie ein Tag, der ohne Sonne, 
      Wie eine Nacht ohn' Sternenlicht, 
      Hätt' nie gefühlt der Liebe  
      Wonne, 
      Geglaubt auch wohl an Engel nicht! 
      Dann hätte wohl auch Gottes Liebe 
      Kein fühlend Herz auf sie gestellt; 
      Denn wie langweilig, kalt und trübe 
      Wär' ohne Frauen dann die Welt! 
      _____ 
       
   
        
      Hedwig Kiesekamp 
      (1844-1919) 
      
       
      Antwort 
       
      Fragst du mich, warum ich liebe? 
      Trauter Freund, - o glaube mir: 
      "Meine Liebe kommt vom Himmel, 
      Und der Himmel kommt von dir!" 
       
      Ohne dich - verlass'ne Wüste 
      Wäre mir das Himmelreich! 
      Aber dir am Herzen rastend 
      Fühl' ich mich den Engeln gleich. 
       
      Du allein bist sel'ges Ewig 
      Aller 
      
      Himmelswonne mir! 
      Und vom Himmel kommt die Liebe! 
      Sieh', - die Liebe kommt von dir. 
      _____ 
       
       
      
      
      In der Nacht 
       
      Wann ich auf dem weichen Pfühle 
      Ruhe sanft, in stiller Nacht, 
      Regt in mir sich eine heimlich 
      Wunderbare, süße Macht. 
       
      Webet aus dem tiefen Schweigen, 
      Aus des Mondes mildem Glüh'n, 
      Aus des Herzens heißem Sehnen 
      Eine Brücke, frei und kühn! 
       
      Wölbt sie über Flur und Anger 
      Bis in's Kämmerlein zu dir. 
      Führet auf dem luft'gen Pfade 
      Treu dich eilend her zu mir! 
       
      Breitet wundersame  
      
      Wonnen 
      Um uns her, mit Göttermacht! 
      Und mit ihren dunkeln Schwingen 
      Decket unsern Kuß die Nacht. 
      _____ 
       
   
        
      
      
      Minna Kleeberg (1841-1878) 
      
      
       
      
      Liebe 
       
      Was ist die seligste  
      Wonne auf Erden? 
      Zu lieben und wieder geliebt zu werden. 
      Was läßt das Herz sich gar tief betrüben? 
      Zu lieben und nimmer geliebt zu sein; 
      Doch das ist die größte, die schwerste Pein: 
      Geliebt zu werden und nicht zu lieben. 
      _____ 
       
   
        
      Gustav Kühne (1806-1888) 
      
       
      Ach! sie bot worum ich flehte, 
      Ihrer Huld beglückte Lust: 
      Plötzlich wie der Frühling wehte 
      Mir ihr Hauch aus tiefster Brust. 
       
      Kühlste Stille im Gemüthe - 
      Und nun plötzlich Hocherguß! 
      Und der Lippen Kirschenblüthe 
      Wölbte sich zum  
      Wonnekuß. 
       
      Warum zittern, warum beben? 
      Liebeshuld ist kurz und süß: 
      Wem's die Götter plötzlich geben, 
      Schaut das schönste Paradies. 
      _____ 
       
      Welcher aller Hochgenüsse 
      Mag für uns der schönste sein? 
      War's der Wirbelhauch der Küsse? 
      War's der Sehnsucht  
      Wonnepein? 
      _____ 
       
   
        
      Auguste Kurs (1815-1892) 
      
       
      Der Frühling - das sind Lust und Lieder 
      Von Baum zu Baum der Sänger Gruß, 
      Das ist der Himmel, der sich nieder 
      Zur Erde senkt im Liebeskuß. 
       
      Das ist des Paradieses  
      Wonne, 
      In eines Menschenherzens Raum, 
      Bis vor des Sommers glühnder Sonne 
      Verschwunden Liebe, Lenz und Traum. 
      _____ 
       
      Nur das Herz, das voll und reich geschlagen, 
      Das erglüht in  
      Wonne, Lust und Leid, 
      Darf nicht vor der dunklen Erde zagen, 
      Von den Engeln wird es heimgetragen 
      Auf zu Gott und seiner Herrlichkeit. 
      _____ 
       
   
        
      Nikolaus Lenau 
      (1802-1850) 
      
       
      Scheideblick 
       
      Als ein unergründlich  
      Wonnemeer  
      Strahlte mir dein tiefer Seelenblick;  
      Scheiden mußt' ich ohne Wiederkehr,  
      Und ich habe scheidend all mein Glück  
      Still versenkt in dieses tiefe Meer. 
      _____ 
       
      Dahin! 
       
      Einst o nächtlicher Himmel! blickt' ich  
      Selig empor zu Dir, umschlungen  
      Von der Geliebten, und ich weinte  
      Dank dem ewigen Gott! 
       
      Und sie pflückte mit Küssen mir die  
      Blüthe der  
      Wonne, von der Wang', und  
      Mächtiger zog ich die Geliebte  
      An die klopfende Brust. 
       
      Doch nun sind sie dahin! die Stunden  
      Seliger Lust; und ach! nun weht der  
      Brausende Sturm die heiße Thräne  
      Banger Wehmuth dahin! 
      _____ 
       
       
      Stumme Liebe 
       
      Ließe doch ein hold Geschick  
      Mich in deinen Zaubernähen,  
      Mich in deinem  
      Wonneblick  
      Still verglühen und vergehen; 
       
      Wie das fromme Lampenlicht 
      Sterbend glüht in stummer  
      Wonne  
      Vor dem schönen Angesicht  
      Dieser himmlischen Madonne! - 
      _____ 
       
   
        
      Detlev von Liliencron 
      (1844-1909) 
       
      Vor  
      Wonne jauchzt deine junge Brust, 
      Vor  
      Wonne dein Herz, das ich raubte. 
      Unsre Küsse geben süßere Lust 
      Als trauscheinlich erlaubte. 
      _____ 
       
   
        
      Clarissa Lohde 
      (1836-1915) 
      
       
      Wunsch 
       
      Sieh ich dort die Wolken, rot vor Glut 
      Im Feuerkreis der Sonne, 
      Sie tauchen in die gold'ne Flut, 
      Wie trunken fast vor  
      Wonne. 
       
      So möcht' mit dir im Feuerschein 
      Des Lichts ich  
      Wonne trinken, 
      In Glut mit dir vereinigt sein 
      Und dann in Nacht versinken. 
      _____ 
       
       
      Liebesglück 
       
       
      Allüberall, wo ich auch geh', 
      Im grünen Hain, am blauen See, 
      Beim Waldesrauschen, beim Vogelsang, 
      Da hör' ich deiner Stimme Klang. 
      Und wenn ich hinauf zum Himmel schau, 
      Seh' ich in deiner Augen Blau, 
      Seh' ich dein liebes Angesicht, 
      Das  
      wonneselig zu mir spricht, 
      Aus Höh'n und Tiefen rauscht's um mich: 
      Ich liebe dich, ich liebe dich! 
      _____ 
       
   
        
      Hermann Löns (1866-1914) 
      
       
      Du bist so still, du bist so stumm, 
      Ich höre deines Herzens Schlag, 
      Du hältst den Atem an und zählst, 
      Wie oft der Kuckuck rufen mag. 
       
      Ich lächle deine Kinderangst, 
      Du meine süße  
      Wonne du, 
      Es blüht uns noch so mancher Mai, 
      Der Kuckuck ruft ja immerzu. 
      _____ 
       
   
        
      Hieronymus Lorm 
      (1821-1902) 
       
      Es giebt ein tief geheimnißvolles Walten, 
      Zwei Herzen, die sich lieben, zu verknüpfen: 
      Ein Zauber ist's im Wort nicht festzuhalten, 
      Und dem Erforschen wird er stets entschlüpfen. 
       
      Es ist ein seelenvoll Beisammenfühlen, 
      Ein körperlos verschwieg'nes 
      
      Wonnebringen! 
      Sie dürfen vor der Welt, der fremden, kühlen, 
      Sich unsichtbar mit süßer Glut umschlingen. 
      _____ 
       
      Die holden Stunden, 
      Die mich gebunden 
      An dich allein, 
      Sind bald entschwunden; 
      Doch süße Pein, 
      Bei dir empfunden, 
      Ist nicht zerronnen! 
      Des Herzens  
      Wonnen 
      Sind seine Wunden. 
      _____ 
       
   
        
      Otto Ludwig (1813-1865) 
      
       
      Reines Herz 
       
      Selig dem 
      Die Götter geben 
      Ein reines, edles Herz. 
      Er trägt den Zauber in der reichen Hand, 
      Was er berührt, mit  
      Wonne zu durchschwellen. 
      Die enge Hütte dehnt sich zum Olymp, 
      Wohin er seine Brust voll Götter bringt. 
      Nur dem ist arm das Leben, 
      Der es mit armen Augen sieht. 
      Ihm schmilzt der Dinge Frühling 
      Unter der gierigen Hand. 
      Drum, gütige Götter, erhaltet 
      Ihm, dem Glücklichen, dem ihr sie gabt, 
      Die selige Gabe, erhaltet ihm 
      Im Busen das reine, edle Herz. 
      _____ 
       
   
        
      Angelika von Marquardt 
      (1849-1893) 
      
       
      O nicht um jedes Glück des frohen Lebens 
      Gäb' ich mein Liebesleid um Dich dahin! 
      Mein Hoffen bleibt in Ewigkeit vergebens, 
      Verboten ist das Ziel des reinsten Strebens, 
      Nur im Entsagen liegt für mich Gewinn! 
       
      Und doch, wie bin ich selig! Dich zu lieben, 
      Du Einz'ger, gilt als höchste  
      
      Wonne mir. 
      Wie welkes Laub, vom Sturmwind umgetrieben, 
      Wie Staub zuletzt mag jedes Glück zerstieben - 
      Was kümmert's mich: Es bleibt die Lieb' zu Dir! 
      _____ 
       
       
      Des Menschen Herz 
       
      Wie ist des Menschen Herz unendlich weit; 
      Wie birgt es Freuden ohne Maß und Zahlen, 
      Wie viel nicht auch des Leids, der Bitterkeit! 
      Es faßt ein Meer der  
      Wonne und der Qualen! 
       
      Doch bricht es nicht; es kennt den wilden Kampf, 
      Es kennt das langsam schleichende Vergehen; 
      Todmatt beginnt es oft aufs neu' den Kampf 
      Und lernt in Lieb' und Leid sich kaum verstehen! 
      _____ 
       
   
        
      Sophie Mereau (1770-1806) 
      
       
      Er ist es, Er, der Göttliche! auf immer 
      nun wieder mein! und neue  
      Wonne füllt 
      das Herz! - So wird beym letzten Lebensschimmer 
      die Sehnsucht, die unendliche, gestillt? 
       
      Wir schweben auf in reinere Gefilde; 
      der Erd' entrückt, von keinem Wunsch getrübt, 
      umfängt mich jenes Äthers Frühlingsmilde, 
      und ich bin ewig liebend und geliebt! 
      _____ 
       
   
        
      Stephan Milow (1836-1915) 
      
       
      Ich denke, wenn in günst'ger Stunde 
      Ein Paar sich Liebe heiß gestand, 
      Gelöst in  
      Wonne, Mund auf Munde, 
      Das knüpft ein ewig festes Band. 
       
      Wie könntest du dich von mir trennen 
      Nach all dem Glück, das uns gelacht! 
      Du mußt es ewig theuer nennen, 
      Was einst so selig dich gemacht. 
      _____ 
       
      Sieh mir ins Auge, schlinge den Arm um mich 
      Und laß uns selig, schwelgend im Hochgefühl 
      Der schönsten  
      Wonne und Vollendung, 
      Über der Welt in Verklärung schweben. 
       
      Kein Wort von Treue! Schwüre begehr' ich nicht, 
      Du schmähtest so nur heiliger Liebe Glut; 
      Aufblüh' uns segnend diese Stunde, 
      Gänzlich gesättigt in sich und sorglos. 
      _____ 
       
      Wen du erfüllst, o Liebesglück! 
      Du Schatz, gepriesen überschwänglich, 
      Der schaut nicht vor und nicht zurück, 
      Für alles Andre unempfänglich. 
       
      Wer zitternd sich in dich verlor, 
      Der ist gefeit in seinen  
      Wonnen, 
      Der schwebt im leichten Flug empor, 
      Umkreist von tausend goldnen Sonnen! 
      _____ 
       
      Noch denk' ich jenes Glücks, das ich genossen, 
      Als einst im Lenz, in später Abendstunde, 
      Gesessen wir auf weichem Wiesengrunde 
      Und unsre Herzen milde aufgeschlossen. 
       
      Rings war ein tiefer Zauber ausgegossen, 
      Ein Zittern, Rauschen, Duften in der Runde; 
      Die Worte starben endlich uns im Munde, 
      Wie unsre Blicke ineinander flossen. 
       
      Da war es mir, als ob mit ihren Sonnen 
      Und Sternen allen sich die Welt im Reigen 
      Um uns zu drehn begänne, bebend trunken. 
       
      Und wir, gestillt, so voll der reichsten  
      
      Wonnen, 
      Wir ruhten regungslos, in sel'gem Schweigen, 
      Im Mittelpunkt der Schöpfung tief versunken. 
      _____ 
       
      Oft schelt' ich mich und fühl's mit stillem Bangen, 
      Daß ich in unsern seligsten Minuten, 
      Wo wir, vereint, uns in den Armen ruhten, 
      Mich doch nur kühl dir wies und scheu befangen. 
       
      O bist du fern und darf mein Geist nur hangen 
      An deinem Bild, da wogen meine Gluten, 
      Da möcht' ich dich mit Küssen überfluten 
      Und Schmeichelein in drängendem Verlangen! 
       
      Doch nahst du mir und darf ich dich nur schauen, 
      So quillt es auch schon stillend, unermessen, 
      Auf mich herein, so daß ich mich verwirre; 
       
      Das Auge will in süßer  
      Wonne thauen 
      Und meine Lippe schier den Kuß vergessen, 
      Nur heißen Dank dir stammelnd, selig irre. 
      _____ 
       
   
        
      
      Clara Müller-Jahnke (1860-1905) 
      
       
      Lächle, ob ich finster blicken mag! 
      Strahle mir mit deiner Augen Sonnen 
      neu ins Herz die längstverrauschten  
      
      
      Wonnen, 
      unserer Liebe heitern Frühlingstag. 
       
      Aus den Schalen duftet Veilchenpracht 
      dir zum Gruß, und volle Kelche schäumen: 
      o, noch einmal laß den Traum mich träumen, 
      der mein Herz so selig einst gemacht! 
      _____ 
       
   
        
      Novalis (Friedrich von 
      Hardenberg) (1772-1801) 
      
       
      Ha! wie sich schnell mein Rosenblut  
      Durch alle Adern rafft;  
      Wie jede Fiber schwellt von Mut  
      Und niegefühlter Kraft. 
       
      Doch weißt du, Freund, woher, woher?  
      Der  
      Wonne Überfluß?  
      Sie gab mir heut von ohngefähr  
      Ihr Herz und einen Kuß. 
      _____ 
       
   
        
      Louise Otto (1819-1895) 
      
       
      Wir weilten in alten Ruinen 
      Ein junges glückliches Paar, 
      Mit liebeseligen Mienen, 
      Das treu verbunden war. 
       
      Wir sprachen mit Kuß und Scherzen, 
      Mit  
      Wonneblick und Thrän 
      Von unsern seligen Herzen, 
      Die fester als Burgen stehn! - 
      _____ 
       
      Ein Brieflein hält er zwischen seinen Händen, 
      Denn nicht verbannt ist solches Liebeszeichen, 
      Sie dürfen sich einander Grüße senden, 
      Wenn strenge Fristen auch dazwischen streichen. 
       
      Was kann sie andres ihm als Liebe schreiben, 
      Der keinen Trost bedarf um nicht zu wanken? 
      Sie meldet ihm, daß Myrt, und Lorber treiben 
      Und frisches Grün der Hoffnung Epheuranken! 
       
      Ein Seufzer, dann ein Lächeln - und aufs neue 
      Küßt er den Brief, der  
      Wonne ihn bereitet, 
      Singt dazu leis' ein Lied von Lieb und Treue, 
      Von Gottes Hand, die sie, wie ihn geleitet. 
      _____ 
       
      Ein Pfingsten kam - o welche Festesfeier! 
      Der schöne Mai im hellen Blütenkranz 
      Zerreist des Himmels düstern Wolkenschleier, 
      Und zeigte ihn in seinem blau'sten Glanz. - 
       
      Kann solche  
      Wonne auch im Kerker wohnen? 
      Ist da auch Frühling, auch der holde Mai? 
      Glühn auf Gefangnenstirnen Flammenkronen, 
      Des heil'gen Geistes wunderbare Weih? 
       
      Und ist im Kerker holde  
      Maienwonne, 
      Geoffenbart in Lenz- und Liebeslust? 
      Dreimal gesegnet hohe Pfingstensonne, 
      Die solche Stätte zu erhelln gewußt! 
       
      Der Riegel sprang und schloß er auch sich wieder 
      Ich war bei Dir, und bot Dir meinen Gruß - 
      Du neigtest lächelnd Dich zu mir hernieder 
      Die Worte starben im Verlobungskuß. 
       
      Der erste Kuß! - bei uns der Kerkermeister 
      Kein Augenblick nur trauter Einsamkeit; 
      Doch hemmte nichts die  
      Wonne unsrer Geister - 
      Der Raum war enge, doch die Herzen weit. 
       
      Von Deiner Stirne sprach des Geistes Weihe 
      Und Deine Rede war von Gott entflammt - 
      Ich bat ihn nicht, daß er Dir Trost verleihe - 
      Er gab Dir mehr - sein hohes Priesteramt. 
       
      Ich hätte mögen vor Dir niederknieen, 
      »Mein hoher Herr!« Dich nennen demutvoll - 
      Und ließ mich doch in deine Arme ziehen, 
      Daß mir das Herz in süßer  
      Wonne schwoll. 
       
      Und vor uns eines neuen Kerkers Schauer, 
      Und neuer Trennung unermeßnes Leid - 
      Die Liebe, im Bewußtsein ew'ger Dauer 
      Schwang doch sich siegreich über Raum und Zeit! 
       
      Die Liebe triumphiert ob aller Schranken, 
      Daran ein liebeleeres Herz zerschellt: 
      Du mein! ich Dein! - kein Zweifel mehr, kein Wanken! 
      Und siegreich überwunden ist die Welt! 
      _____ 
       
      Ich hatte keine Thaten, nur Gebete, 
      Ich war nur groß im Dulden und Ertragen, 
      Ich wußt' es nur: ich durfte nicht verzagen, 
      Gott war mit uns, zu dem ich brünstig flehte. 
       
      Da kam ein Tag, an dem sein Odem wehte, 
      Der Freiheit Himmelsstunde ließ er schlagen, 
      Daß wir einander Herz am Herzen lagen 
      Und Jubelseufzer waren unsre Rede. 
       
      O süße  
      Wonne! seliges Genießen 
      Nach treuem Harren, Dulden und Entbehren - 
      Welch Triumphieren, daß wir nie uns ließen! 
       
      Wie könnten wir den Freudenthränen wehren, 
      Die Aug' in Aug' beseligt niederfließen 
      Und so die Macht, die uns beschützt, verehren? 
      _____ 
       
   
        
      Betty Paoli (1814-1894) 
      
       
      Ich denke dein im Waldesgrunde, 
      Ich denke dein beim Festgelag, 
      Bei jeder  
      Wonne, jeder Wunde, 
      Bei jedem Hauch und Herzensschlag. 
      Aus heitern Hoffnungsparadiesen, 
      Aus der Verzweiflung Nachtverließen 
      Wend' ich den treuen Blick dir zu - 
      Und du? 
      _____ 
       
   
        
      Alfons Petzold 
      (1882-1923) 
      
       
      Felder blühen in der Luft, 
      meine Augen lustwandeln darin 
      und verlieben sich 
      in ein tanzendes Schwalbenweibchen. 
      O grüne  
      Wonne, 
      o Duft aller fröhlichen Lüfte! 
       
      Eine verzückte Lerche läßt 
      schmetternd eine Achtelnote fallen; 
      mein Herz fängt sie auf 
      und jubelt dem Schwalbenweibchen entgegen: 
      O grüne  
      Wonne, 
      o Duft aller fröhlichen Lüfte! 
       
      Die süße, blau schimmernde Tänzerin 
      in ihrer himmlischen Grazie 
      blickt schelmisch 
      den frühlingsverrückten Dichter an 
      und zirbt leise in komischer Rührung: 
      O grüne  
      Wonne, 
      o Duft aller fröhlichen Lüfte! 
       
      Hinter mir tönt der Nadelschlag 
      meiner ein Kinderhemdchen nähenden Frau. 
      _____ 
       
   
        
      Ludwig Pfau (1821-1894) 
      
       
      Noch einmal laß an deine Brust mich sinken!  
      Noch einmal laß an meine Brust dich fallen!  
      Laß deine Locken aufs Gesicht mir wallen  
      Und mir die Thränen von der Wange trinken;  
      Laß deine Augen, deine treuen, braunen,  
      Die kinderhaft aus ihren Wimpern staunen,  
      Noch einmal tief in meine Augen dringen,  
      Daß die Gefühle sich wie Wellen türmen,  
      Daß alle Saiten meiner Seele schwingen  
      Von  
      Wonneschmerzen, die in ihnen stürmen.  
      _____ 
       
   
        
      August Graf von Platen 
      (1796-1835) 
      
       
      Nicht aus Begier und aus Genuß gewoben  
      War unsre Liebe, nicht in Staub versunken:  
      Nur deiner Schönheit bebt ich  
      
      wonnetrunken,  
      Und gütig warst du, gleich den Engeln oben. 
      _____ 
       
      Was fliehst du mich? Vermagst du mich zu hassen?  
      Was quälst du so durch deiner Huld Verschweigung  
      Den Liebevollen, der sich fühlt verlassen? 
       
      Beim ersten Zeichen deiner künft'gen Neigung  
      Wird eine bange  
      Wonne mich erfassen,  
      Wie einen Fürsten bei der Thronbesteigung. 
      _____ 
       
   
        
      Luise von Ploennies 
      (1803-1872) 
      
       
      Warum schlägt so laut mein Herz? 
      Ist es  
      Wonne, ist es Schmerz? 
      Es ist Glück und Schmerz zugleich, 
      Ach, ein Glück so schmerzenreich, 
      Ach, ein Schmerz so reich an Glück, 
      Daß ich nie ihn geb' zurück. 
      Schlage, schlage drum, mein Herz! 
      Trage, trage deinen Schmerz. 
      _____ 
       
      Du Einziger! mit dem ich  
      wonnetrunken 
      Durch alle Himmel flog im Glutverein, 
      Als Stern um Stern an meine Brust gesunken; 
       
      Du Göttlicher, in deiner Liebesfülle! - 
      Welch kalter Schauer rinnt durch mein Gebein, 
      Ich beuge stumm mein Haupt, das ich verhülle. 
      _____ 
       
   
        
      Hermione von Preuschen 
      (1854-1918) 
      
       
      Aus dem Nest bin ich gefallen, 
      gehöre nun Keinem und Allen. 
      Im Staube lieg ich hier - 
      nimm mich auf, nimm mich auf zu dir. 
      Will dirs ja lohnen, lohnen 
      mit güldenen Lebenskronen; 
      aller  
      Wonnen Zärtlichkeiten 
      schimmernd über dich breiten 
      mit meinen sehnenden Armen. 
       
      Nur erwarmen laß mich – erwarmen! 
      _____ 
       
      Das sind die ergreifendsten Lebensnächte, 
      in denen die Fülle menschlicher Mächte, 
      göttliche Schauer und irdische  
      
      Wonnen 
      in einem Brand ineinandersonnen. 
       
      In deinen Pranken die bebenden Glieder 
      stammeln zum Himmel uralte Lieder 
      von Zeugen und Sterben, 
      in  
      Wonnen verderben! 
      _____ 
       
      Arm das Gemach – doch wieviel Seligkeit 
      schloß es mir ein, 
      das enge Bett – von  
      Königswonnen heut 
      ward es der Schrein! 
      _____ 
       
       
      Hungerphantasie 
       
      Wenn der Hunger steigt und die Not der Seele, 
      die Sehnsucht nach Glück würgt die schmachtende Kehle, 
      dann wähnst Du von starker Arme Gewalten 
      in Wollustschauern Dich niedergehalten. 
      Dann fühlst Du erstickt Dich von saugenden Küssen, 
      wähnst in wühlenden  
      Wonnen vergehen zu müssen, 
      in wühlenden  
      Wonnen, mysterisch umfacht! 
      Und dann wachst Du auf – so allein – in der Nacht 
      und reckst die Arme in Finsternissen! 
      - Nach Lebensbränden verschmachten müssen, 
      das sind die sengensten, zehrendsten Schmerzen, 
      die brennende Sehnsucht nach wild – wildem Herzen. 
      Zehrende Unrast durch alle Glieder, 
      aufs Lager Dich zwingend wieder und wieder. 
      Nach 
      Wonne 
      verschmachten mit 
      Wonnegesichten - 
      das sind die Qualen, die uns vernichten! 
      _____ 
       
   
        
      Robert Prutz (1816-1872) 
      
       
      Und war es wirklich keine falsche Kunde, 
      Und haben die Propheten nicht gelogen, 
      Und brechen wirklich heut' des Himmels Bogen, 
      Und Flammen schlagen aus dem finstern Schlunde: 
       
      Gegrüßt auch du, des Erdballs letzte Stunde! 
      Von der Geliebten süßem Hauch umflogen, 
      Verschränkten Armes, Mund an Mund gesogen 
      Im  
      Wonnerausch, wie gern' geh' ich zu Grunde! 
      _____ 
       
      Dem Schmerze konnt' ich Worte geben, 
      In Liedern sang ich meine Qual; 
      Doch seit mein herbstlich ödes Leben 
      Durch dich erblüht zum zweitenmal, 
      Und seit in meiner Seele Gründen 
      Ein neuer Frühling Wunder thut, 
      Da weigert sich mein Mund zu künden 
      Des Herzens sel'ge 
      Wonneglut. 
      _____ 
       
      Du fragst, wozu das Küssen tauge, 
      Und was es eigentlich will sagen? 
      Um sich zu blicken Aug' in Auge, 
      Und Seel' um Seele zu befragen. 
       
      Wenn Auge sich in Auge spiegelt 
      Und sich zu Seele Seele findet, 
      Dann wird im Kusse rasch besiegelt, 
      Was treue Herzen ewig bindet. 
       
      Drum willst du je dich küssend neigen, 
      So giebt es Eines, das bedenke: 
      Daß leis in andachtvollem Schweigen 
      Auch Seele sie in Seele senke. 
       
      Wo nur die Lippen sich berühren, 
      Da wirst du bald verschmachten müssen; 
      Der Liebe  
      Wonnen ganz zu spüren, 
      O lerne mit der Seele küssen! 
      _____ 
       
      Herrlich ist's, voll Glutverlangen 
      In den Armen dir zu hangen, 
      Fühlen, sanft herabgezogen, 
      Deines Busens stürmisch Wogen, 
      Deinen süßen Athem trinken, 
      Ganz in  
      Wonne untersinken! 
      _____ 
       
      Alles Schöne, alles Gute 
      Ist der Liebe fromme Saat; 
      Folge denn mit kühnem Muthe 
      Gern und willig ihrem Pfad! 
      Freue dich der stolzen  
      Wonnen, 
      Die du nimmst und die du giebst – 
      Ach, bald ist der Sand verronnen, 
      Und du lebst nur, wenn du liebst! 
      _____ 
       
      So zieh' noch einmal, kühn und frei, 
      Mich an dein Herz, das treue, 
      Daß unsers Lebens  
      Wonnemai 
      Noch einmal sich erneue! 
      Schon fühl' ich, wie die Seele mir 
      Von neuen Liedern sprühet, 
      Und seh', wie Mund und Wange dir 
      Von neuen Küssen glühet! 
      _____ 
       
       
      Sommernacht 
       
      Leise Stimmen in den Lüften, 
      In den Blättern, in den Zweigen, 
      Welch' ein Blühen, welch' ein Düften, 
      
      Wonnevoller Liebesreigen! 
      Ganz in Seligkeit versunken, 
      Ruht die Welt und athmet kaum, 
      Und der Sterne goldne Funken 
      Glitzern leise, wie im Traum. 
       
      Löse deiner Locken Fluten! 
      Einen Schleier, laß sie sinken, 
      Daß der Augen nächt'ge Gluten 
      Heimlich nur dazwischen winken! 
      Mich verbrennt ihr süßes Leuchten, 
      Mich verzehrt ihr holder Strahl – 
      Augen, ach, ihr tiefen, feuchten, 
      Ach, was macht ihr mir für Qual! 
       
      Aber sieh, mit milden Armen, 
      Wie ich schmachte, wie ich flehe, 
      An den Busen, an den warmen, 
      Ziehst du sanft mich in die Höhe. 
      Leuchtet weiter, holde Sonnen, 
      Schleudert eurer Pfeile Brand, 
      Denn ein Ocean der  
      Wonnen 
      Hält die Seele mir umspannt! 
      _____ 
       
       
      Wohl senkt vom Sternenhimmel her 
      Ins Herz sich seliges Genügen, 
      Mir aber quillt ein  
      Wonnemeer 
      Aus der Geliebten stolzen Zügen. 
      Nicht neid ich, Mond, dein Silber dir, 
      Zerstreuet euch, ihr goldnen Herden; 
      In der Geliebten wurde mir 
      Der ganze Himmel schon auf Erden. 
      _____ 
       
      Und wieder halt' ich dich umfangen, 
      Du meines Lebens liebstes Gut, 
      Und wieder leuchten deine Wangen 
      Von meiner Küsse  
      Wonneglut; 
      Es hüllen deine duft'gen Locken 
      In holde Dämmerung mich ein, 
      Und wieder fühl' ich, froh erschrocken, 
      Wie süß es ist, geliebt zu sein! 
      _____ 
       
   
        
      Alberta von Puttkamer 
      (1849-1923) 
       
      Es ist noch sternenblitzende Nacht, 
      Und Alle, und Alle schlafen - 
      Mich aber hat Sehnsucht ruhlos gemacht, 
      Und  
      Wonnen, die heimlich mich trafen ... 
      _____ 
       
      Wir wollen nichts und nichts dem Schicksal schenken! 
      Das Zittern und das Schauern keines Blickes, 
      Nicht ein glückselig-scheues Wimpersenken, 
       
      Und kein demütig Beugen des Genickes, 
      Das sich mit Jubel solcher Fessel neigt, 
      Und keinen Wink des wanderschnellen Glückes; 
       
      Und keine Stunde, die sich lachend zeigt, 
      Und die, in Armen der Verborgenheit 
      Uns bebend hält, und  
      Wonnen gibt, - und schweigt ... 
       
      Und keines Kusses scheue Seligkeit, 
      Und keinen Seufzer, keines Anschau'ns Tiefe, 
      Keiner Umarmung letzte Trunkenheit. 
       
      Keinen Gedanken, der verschleiert schliefe, 
      Und keine 
      Wonne, die das Blut durchkreist, 
      Und kein Gefühl, das nach Befreiung riefe ... 
       
      Nichts, was uns Eins zum Andern wirbelnd reißt, 
      Und nichts von jenem süßesten Versenken, 
      Das Liebe, Leidenschaft, Anbetung heißt, 
       
      Wir wollen nichts und nichts dem Schicksal schenken! ... 
      _____ 
       
      Alle, alle goldnen Lebenstriebe 
      Müssen am Erfüllungstage reifen; 
      Und aus Herzensengen muß die Liebe 
      Wachsend in die frohe Weite schweifen. 
       
      Laß dich lächelnd von dem Frühling führen, 
      Gib die Seele frei an seine Sonne! 
      Offen findst du meines Herzens Türen, 
      Wo du bergen kannst die  
      Knospenwonne ... 
      _____ 
       
   
        
      Joachim Ringelnatz 
      (1883-1934) 
       
      Ich habe an deiner Brüste Altar 
      Die Nacht bei dir durchsonnen. 
      Ich träumte unendliche  
      Wonnen 
      Im Zauberdufte aus deinem Haar. 
      _____ 
       
   
        
      Anna Ritter (1865-1921) 
      
       
      Du und ich … und über uns Beiden die Nacht! 
      Neige die Stirn, damit ich dich küssend umfange. 
      Neige das Ohr – ich raune dir Süßes hinein, 
      
      Wonne und Weh, so wie's mir emporblüht im Herzen. - 
      _____ 
       
       
      
      
      Wonne der Sturmnacht 
      
      
       
      Himmel und Hölle zusammen im Streite, 
      Lodernder Sturm schlägt den Arm um uns Beide, 
      Über dein zuckendes Angesicht 
      Flammen die Blitze mit flackerndem Licht. 
       
      Hoch auf der Lüfte erbrausenden Wogen 
      Kommen die finsteren Segler gezogen, 
      Unholde ringen im nächtigen Schooß 
      Jauchzend von klirrenden Ketten sich los. 
       
      Kampf in den Lüften, Empörung im Grunde, 
      Dies ist die Schicksal erfüllende Stunde! 
      Stimmen der Sehnsucht - was lockt ihr mich? 
      
      Wonne der Sturmnacht, ich grüße dich! 
      _____ 
       
      In verschwiegener Nacht 
      Hab' ich deiner gedacht 
      Und mit sehnendem Gruß 
      Dich gegrüßet. 
       
      Hab' geweint und gelacht 
      In der heimlichen Nacht 
      Und mit seligem Kuß 
      Dich geküsset. 
       
      Als das Morgenlicht kam 
      Und die Träume mir nahm, 
      Hab' ich einsam die  
      Wonne 
      Gebüßet. 
      _____ 
       
      Hand lag auf Hand mit schmerzhaft festem Druck, 
      Wie man wohl Abschied nimmt vor langer Reise, 
      Und um uns her zog drohend das Gespenst 
      Einsamer Zukunft seine dunklen Kreise. 
       
      Und doch – und doch! Als deines Kusses Gluth 
      Mich ganz durchrann in  
      wonnevollen Schauern - 
      Da wußt' ich, dieser Augenblick des Glücks, 
      Wird eines Lebens Leiden überdauern. 
      _____ 
       
   
        
      Emil Rittershaus 
      (1834-1897)  
      
       
      Daß in Deinen Augen, Liebste, diese Liebe mir gelacht, 
      Hat mich fröhlich, hat mich selig, unaussprechlich reich gemacht! 
      Das ist meines Lebens  
      Wonne, das ist Trost in jedem Schmerz! - 
      Treulich soll mein Herz vergelten Dir die Lieb', geliebtes Herz! 
      _____ 
       
      An Deinem Busen sank ich nieder. 
      Wie war ich so entzückt, beglückt, 
      Als ich auf Deine Lippen wieder 
      Beseligt meinen Mund gedrückt! 
       
      O, eine  
      Wonne, nicht zu nennen, 
      Ist da im Herzen aufgewacht, 
      Und da erst lernt' ich's recht erkennen, 
      Wie Deine Lieb' mich glücklich macht. 
      _____ 
       
      O Frühlingslust, o Frühlingssonne, 
      Wohl warst du stets dem Herzen werth, 
      Doch deines Segens ganze  
      Wonne 
      Hat Liebe mich verstehn gelehrt! 
      _____ 
       
   
        
      Julius Rodenberg 
      (1831-1914) 
      
       
      Hätt' ichs nimmer doch gedacht, 
      Was die Lieb' aus mir noch macht! 
      Bald geseufzt und bald gesungen, 
      Bald geklagt und bald gesprungen, 
      Warm und kalt wie Merzensonne, 
      
      Wonneschmerzen,  
      
      Schmerzenswonne, 
      Junges Blut, gib Acht, gib Acht! 
      _____ 
       
      Das Feld, das ganz in Blumen steht, 
      Hat nicht so reiche  
      Wonne, 
      Als wenn in uns die Lieb' aufgeht, 
      Wie eine Frühlingssonne. 
      _____ 
       
      Möchte nun ein Vogel werden, 
      In den Himmel fliegen ein, 
      Und doch von dem Glanz der Erden 
      Kann ich gar nicht mich befrein. 
      O mein Schatz, so anmutreich, 
      Erd' und Himmel mir zugleich, 
      Stern und Sonne, 
      Qual und  
      Wonne, 
      Könnt' ich nunmehr bei Dir sein! 
      _____ 
       
   
        
      Otto Roquette (1824-1896) 
      
       
      So Brust an Brust, so ganz mein eigen, 
      So halt ich dich, geliebtes Bild! 
      Es rauscht die Nacht, die Lippen schweigen, 
      Und Seele tief in Seele quillt. 
      Ich bin dein Glück, du meine  
      
      Wonne, 
      Ich bin dein Leben, du mein Licht; 
      Was soll uns Tag, was soll uns Sonne? 
      Du schöne Nacht, entflieh uns nicht! 
      _____ 
       
   
        
      Friedrich Rückert 
      (1788-1866) 
      
       
      Frühling, vollen! vollen 
      Liebesüberfluß! 
      Mehr als Herzen wollen, 
      Strömenden Genuß! 
       
      
      Wonnen mehr, als schwellen 
      Wünsche meine Brust, 
      Ungezählte Wellen, 
      Ungemeßne Lust! 
      _____ 
       
      O  
      Wonneschau, Lustanblick, Augenweide! 
      So hab' ich sie, die Schönste, denn gesehen 
      Vor meinen Blicken so verschönert stehen, 
      Wie's nur die Schönheit werden kann vom Kleide. 
       
      O schmeichelhaftes Kleid! Ich sah die Seide 
      Von ihrem Busen mir entgegenwehen, 
      Und sah die Blumen dort nach mir sich drehen, 
      Die Seid' und Blumen, meine Gaben beide. 
      _____ 
       
      Rose, Meer und Sonne 
      Sind ein Bild der Liebsten mein, 
      Die mit ihrer  
      Wonne 
      Faßt mein ganzes Leben ein. 
      _____ 
       
   
        
      Hugo Salus (1866-1929) 
       
      Welche Fülle der Form und doch, welche Anmut der Glieder! 
      Schlafe, liebes Geschöpf, gönn' mir die  
      
      Wonnen des Blicks: 
      Wie das zärtliche Hemd dem blühenden Busen sich anschmiegt, 
      Wie der kräftige Arm lieblich den Lockenkopf stützt. 
      Sorglich löschte sie erst das Licht, nun liegt sie und schlummert; 
      Doch mein begehrliches Aug' litt es im Dunkel nicht mehr. 
      Brennt ihr mein Blick auf der Haut? Sie glüht, wie der Gletscher am Abend. 
      Pulst ihr, noch eben geebbt, wieder bacchantisch das Blut? 
      _____ 
       
   
        
      Adolf Friedrich von 
      Schack (1815-1894) 
      
       
      Das war der süßeste der Laute! 
      Sie sprachs, das erste Liebeswort; 
      Im Herzen nun trag' ich das traute, 
      Tiefselige Geheimniß fort. 
       
      Allein wo berg' ich meine  
      Wonne, 
      Daß ich sie wohl behüten mag? 
      Dein Licht verhülle, läst'ge Sonne! 
      Verstumme, lärmbewegter Tag! 
      _____ 
       
       
      Lied 
       
      Dein Haupt an meine Brust gelegt, 
      Schließe die Augen zum Schlummer! 
      Die  
      Wonne, damit das Herz sie erträgt, 
      Muß ruhen, gleich dem Kummer! 
       
      Nur matt, wie über Wellen das Bild 
      Von zitterndem Laub und Gestäude, 
      Gleite durch deinen Traum und mild 
      Die Erinnrung vergangner Freude! 
       
      Wenn du Erquickung geschlürft hast still 
      Aus des Schlafs sanftquellendem Bronnen, 
      Mit meinen Küssen dann, Mädchen, will 
      Ich dich wecken zu neuen  
      Wonnen. 
      _____ 
       
      Dein Mund, vollathmend heiß an meinem Munde - 
      Dein Herz mit hohem Schlag an meins gepreßt, 
      Wie weihst du jede flüchtige Sekunde 
      Des Tages mir zum Liebesfest! 
       
      Und dann die heil'gen,  
      wonnemüden Nächte, 
      Das Schwelgen Arm in Arm und Brust an Brust! 
      Mißgönnen nicht dem sterblichen Geschlechte 
      Die Götter solche Himmelslust? 
      _____ 
       
       
      
      
      Maiwonne 
       
      
      
      Denkst du der Stunde, als zu Zweien 
      Wir saßen unter duft'gen Maien 
      Im Brautgemache der Natur? 
      Als Lippe wir an Lippe drückten, 
      Indessen über den Beglückten 
      Der Frühling im Triumphzug fuhr? 
       
      Die Wipfel bog er uns zu Häupten, 
      Hernieder von den Zweigen stäubten 
      Die Blüthen unter seinem Hauch; 
      Ihm tönte in den Laubenhallen 
      Das Feierlied der Nachtigallen, 
      Ihm quoll der Düfte Opferrauch. 
       
      Der Himmel jauchzte in Gewittern, 
      Durch alle Räume ging ein Zittern 
      Der Liebe und der Werdelust; 
      Allein die große Jubelfeier 
      Verstummte vor der  
      Wonne Zweier, 
      Die selig ruhten Brust an Brust. 
       
      O Stunde, ewig unvergessen 
      Das weite Weltall mögt ihr messen, 
      Bis wo in Schwindel zagt der Blick, 
      Doch wenn zwei Wesen ihre Seelen 
      Im ersten heil'gen Kuß vermählen, 
      Wo ist ein Maß für solches Glück? 
       
      Sie beben stumm und freudetrunken, 
      Die Erde scheint um sie versunken, 
      Hinweggeschwunden Raum und Zeit, 
      Und von der Welt ist nichts geblieben, 
      Als nur zwei Herzen, die sich lieben, 
      Allein in der Unendlichkeit. 
      _____ 
       
      Zeugen der  
      Wonne dürfen, 
      Wenn in der Laube wir Nachts zu Zwein 
      Mund von Munde den Odem uns schlürfen, 
      Selbst die schweigenden Sterne nicht sein! 
      _____ 
       
      In deinem Blick sich ewig sonnen, 
      Wohl wär' es Himmelsseligkeit; 
      Allein auch mit dem Mindern schon 
      Zufrieden sei der Erdensohn! 
      Denn in der Liebe großen  
      Wonnen 
      Wird Glück sogar das Trennungsleid! 
      _____ 
       
      Wenn müd du von der Liebe  
      Wonnen, 
      Und sanft dich Schlummer überfließt, 
      Entzückt fühl' ich dein warmes Leben 
      An meins in jedem Tropfen beben, 
      Der durch die Adern hingeronnen 
      In leichter Wallung sich ergießt! 
       
      Des Auge blaue Strahlenkreise 
      Verbirgt die Wimper meinem Blick; 
      Doch dämmernd durch die zarte Hülle 
      Wie Mondglanz quillt des Lichtes Fülle, 
      Und deine Lippen murmeln leise 
      Im Träume noch von unserm Glück. 
      _____ 
       
      Wenn uns von zitternder Wimper 
      Die  
      Wonnezähre tropft, 
      Wenn bebend Lippe an Lippe hängt 
      Und Ader an Ader klopft, 
      Was kann uns die Erde noch bieten fortan, 
      Das matt nicht erbleichen muß? 
      Sind Ewigkeit und Himmel 
      Doch unser in jedem Kuß! 
      _____ 
       
      Wenn unter duftgen Blüthenzweigen 
      Wir ruhen, Haupt an Haupt gelehnt, 
      Wie süß der Küsse Wechseltausch! 
      Welch Flüstern in der Liebe Rausch! 
      Wie spricht, so oft die Lippen schweigen, 
      Das Auge, das von  
      Wonne thränt! 
      _____ 
       
      Wie sollten wir geheim sie halten, 
      Die Seligkeit, die uns erfüllt? 
      Nein, bis in seine tiefsten Falten 
      Sei Allen unser Herz enthüllt! 
       
      Wenn Zwei in Liebe sich gefunden, 
      Geht Jubel hin durch die Natur, 
      In längern  
      wonnevollen Stunden 
      Legt sich der Tag auf Wald und Flur. 
      _____ 
       
   
        
      Max von Schenkendorf 
      (1783-1817) 
      
       
      O Liebe, du Zauberwort, 
      Klingst fort und fort 
      Wie Wellenschlag der Ewigkeit; 
      Du Melodie 
      Und Harmonie 
      Von  
      Wonnen - zerronnen 
      In Tönen fließet Raum und Zeit. 
       
      O Liebe, von dir empfing 
      Der Schmetterling 
      Des Blüthenlebens zarten Keim. 
      Ha  
      Wonnepreis! 
      Im Blumenkreis 
      Zu nippen mit Lippen 
      Die Küsse gleich dem Honigseim. 
      _____ 
       
      Honiglippe, Rosenmund, 
      Küsse mich zu jeder Stund'! 
      Arme, weich und wonniglich, 
      Liebesketten, bindet mich! 
       
      Dunkel ist das Felsenthal 
      Und der Steg ist schwank und schmal; 
      Doch du leuchtest mir so gern, 
      Himmelsfunken, Augenstern. 
       
      Athem, Rede, Druck und Kuß, 
      Aller  
      Wonnen Ueberfluß, 
      Engelseele, Götterleib, 
      Mein das allerschönste Weib. 
      _____ 
       
   
        
      Johanna Schultze-Wege 
      (1844-1918) 
       
      Wie ich Dich liebe, möcht' ich gern Dir sagen, 
      Wie all mein Denken Dir sich muß verbinden, 
      Zum schönen Kranze möcht' ich für Dich winden 
      Mein süßes Glück und meine stillen Klagen. 
       
      Doch was ich auch ersann, fühl' ich entschwinden, 
      Wenn Du mir nahest, und mit bangem Zagen 
      Mag ich es nimmer auszusprechen wagen, 
      Die rechten Worte weiß ich nicht zu finden. 
       
      Nicht eigenmächtig kann den Schritt ich lenken, 
      Du schriebst die Bahn mir vor, nun muß ich immer 
      Umkreisen Dich, Du wunderbare Sonne. 
       
      In Deiner Nähe flieht, ein matter Schimmer, 
      Vergangenheit und Zukunft meinem Denken, 
      Dann fühl' ich nur des Augenblickes Wonne. 
      _____ 
       
   
        
      Ernst Schulze (1789-1817) 
      
       
      Liebst du mich, so eil' es mir zu sagen, 
      Denn den Zweifel trag' ich länger nicht! 
      Brich dein Schweigen, fördre mein Gericht, 
      Liebst du mich, so eil es mir zu sagen! 
      Ach, wie wird mein Herz die  
      Wonne tragen, 
      Wenn du schweigst, und nur dein Auge spricht: 
      Liebst du mich so eil' es mir zu sagen, 
      Denn den Zweifel trag' ich länger nicht! 
      _____ 
       
   
        
      Karl Siebel (1836-1868)
       
       
      Wohl ist mein Herz ein glücklich Herz; 
      D'rin thront eine Königinne, 
      Die macht zur  
      Wonne jeglichen Schmerz 
      Mit ihrer süßen Minne. 
      _____ 
       
      Es schien ein Stern in meine dunkle Nacht 
      Und sieh: ein Heer von Sternen war erwacht; 
      Ein Frühlingsleben und ein  
      Wonnesprühn 
      Erwachte mild bei dieses Sternes Glühn. 
      _____ 
       
       
      
      
      Wonne 
      der 
      Wonnen 
       
      
      
      Ich wußte, nun hatte ich Alles besessen, 
      Nun hatte ich Frieden; nun hatte ich Ruh'; 
      Himmel und Erde und Alles vergessen, 
      Himmel und Erd' und mich selber dazu. 
       
      O  
      Wonne der  
      
      Wonnen, wer kann dich ergründen? 
      Vergessen sich selbst, und die Welt und die Noth - 
      O  
      Wonne der  
      
      Wonnen, wo bist du zu finden? 
      "Nur in der Liebe und nur in dem Tod!"  
      _____ 
       
      O schmieg' mit innigem Vertrauen 
      Dich fest an mich, du meine Lust! 
      Mit frohem Auge sollst du schauen 
      Den Frühling einer Menschenbrust. 
       
      Sie hofft in sel'gem 
      Wonnebeben! 
      Sie hofft so fest, sie liebt so rein! 
      Sie liebt! o komm! ihr ganzes Leben 
      O komm, die Welt ist dein. 
       
      Du bist die ewig heil'ge Sonne 
      Die dieses Leben hat entfacht; 
      Du bist das Lerchenlied der  
      Wonne 
      Du bist des Himmels heit're Pracht. 
      _____ 
       
       
      Heimliche Liebe 
       
      Sie reden so selig von  
      Wonne, 
      Von  
      Wonne und sonnigem Schein; 
      O Liebe, du böse Liebe, 
      Wie schaffst du tiefinnere Pein 
      Und kommst doch so heimlich und leise 
      In's Herze hinein! 
       
      Es grünen die Reben am Hügel, 
      Es blühen die Blumen im Thal; 
      O Frühling, du trüber Frühling, 
      So trüb' noch kein einziges Mal - 
      Das schaffet die heimliche Liebe, 
      Die liebende Qual. 
       
      Sie reden so selig von  
      Wonne, 
      Von Sonne und sonnigem Schein. 
      O Liebe, du böse Liebe 
      Wie schaffst du tiefinnere Pein 
      Und kommst doch so heimlich und leise 
      In's Herze hinein. 
      _____ 
       
       
      Umsonst gelebt! 
       
      Und hast du nur ein einzig Herz 
      Erwärmt mit deiner Gluth; 
      Hast je in  
      Wonne oder Schmerz 
      An And'rer Brust geruht! 
       
      Hat je mit dir in Sympathie 
      Ein zweites Herz gebebt: 
      O so verzag' und klage nie: 
      "Ich hab' umsonst gelebt!"  
      _____ 
       
       
      Mein Engel 
       
      Wenn dein tiefdunkles Auge 
      Sich mir zu lesen giebt - 
      Fühl' ich mit stiller  
      Wonne, 
      Daß mich ein Engel liebt. 
       
      Und jede trübe Klage 
      Das frohe Herz vergißt; 
      Es weiß, daß es nun selber - 
      Im Himmel heimisch ist. – 
      _____ 
       
   
        
      Karl Stieler (1842-1885) 
      
       
      Letzte  
      Wonne 
      
      
       
      Du kennst die letzte  
      Wonne nicht, 
      O Weib, und wirst sie nie ergründen: 
      In deinen Augen glüht ein Licht, 
      Das will nicht wärmen, will nur zünden! 
       
      Wohl ist es süß, wenn ohne Laut, 
      Wenn, glutverzehrt von Qual und Hoffen, 
      Ein Menschenaug' in deines schaut, 
      Vom Blitzstrahl deines Blicks getroffen; 
       
      Doch weißt du nicht, wie süß das ist: 
      In jener Liebe sich ergeben, 
      Die liebend ihrer selbst vergißt 
      Und wähnt, ein Wunder zu erleben! 
       
      Die selig sich gestehen kann: 
      Ich schmied' aus Schönheit keine Waffen; 
      Es war kein Sieg, den ich gewann, 
      Es war nur Glück, das ich geschaffen! 
      _____ 
       
      Es blitzt sein Aug', es bebt sein Mund, 
      Ihm ward so süß' zu Sinne, 
      Sie saßen nieder im grünen Grund - 
      Frau Minne kommt, Frau Minne. 
       
      Er sprach: "Es keimt in Wald und Feld, 
      Die Blumen grüßen und winken, 
      Nur einmal noch laß mich die  
      
      Wonne der Welt 
      Von roten Lippen trinken! 
       
      Von deinen Lippen heiß und weich!"" - 
      Da hat er sie umfangen …. 
      Der arme Herr Wernher, er war so reich 
      Mit seinen glühenden Wangen. 
      _____ 
       
      Frühling war's in allen Zweigen 
      Und die braune Drossel sang 
      Und an deiner Schulter lehnt' ich, 
      O, wie war ich froh und bang! 
       
      Bin zu Füßen dir gesessen, 
      Hab' in  
      Wonnen dich geküßt 
      Und kann's nimmermehr vergessen, 
      Was du mir gewesen bist! 
      _____ 
       
   
        
      Ludwig Tieck (1773-1853) 
      
       
      Ich soll sie sehn! 
      Faß' ich die  
      Wonne? 
      O goldne Sonne! 
      Ich soll sie sehn! 
      _____ 
       
      Was halt' ich hier in meinem Arm? 
      Was lächelt mich an so hold und warm? 
      Es ist der Knabe, die Liebe! 
      Ich wieg' ihn und schaukl' ihn auf Knie und Schooß, 
      Wie hat er die Augen so hell und groß! 
      O himmlische, himmlische Liebe! 
       
      Der Junge hat schön krausgoldnes Haar, 
      Den Mund wie Rosen hell und klar, 
      Wie Blumen die liebliche Wange; 
      Sein Blick ist  
      Wonne und Himmel sein Kuß, 
      Red' und Gelach Paradiesesfluß, 
      Wie Engel die Stimm' im Gesange. 
      _____ 
       
   
        
      Adolf Ritter von 
      Tschabuschnigg (1809-1877) 
      
       
      Einmahl noch das Lächeln voller  
      
      Wonne, 
      Gottes schönsten Lohn für seine Welt, 
      Das in gleicher Klarheit auf die Sonne, 
      Und in stilles Blüthendunkel fällt. 
       
      Einmahl noch die warme Hand in meiner, 
      Und der Vollmond über dir und mir; 
      Einmahl meine Brust noch eng an deiner, 
      Eine stille Stunde noch mit dir! 
       
      Einmahl noch den Blik bis tief zu Herzen, 
      Sehnsuchtvoll, in Thränen mild verklärt, 
      Der mir selbst der Trennung Schmerzen 
      Still in  
      Wonneschauer kehrt. 
      _____ 
       
   
        
      Ludwig Uhland (1787-1862) 
      
       
      Seliger Tod 
       
      Gestorben war ich  
      Vor  
      Liebeswonne:  
      Begraben lag ich  
      In ihren Armen;  
      Erwecket ward ich  
      Von ihren Küssen;  
      Den Himmel sah ich  
      In ihren Augen. 
      _____ 
       
   
        
      Wilhelm Wackernagel 
      (1806-1869) 
       
      O du mein Mond in stiller Nacht, 
      Der über mir am Himmel wacht, 
      Und mit mir wacht und träumet, 
      Und wenn ich schlafe meinen Traum 
      Mit duft'gem Silber säumet! 
       
      Du immer nah und immer fern, 
      Mein Morgenstern, mein Abendstern, 
      Vorbotinn aller  
      Wonne! 
      Und alle  
      Wonne selber du, 
      Du Mond, du Stern, du Sonne! 
      _____ 
       
      Laß mich ruhen dir zu Füßen, 
      Laß mich lauschen nur und schaun, 
      Lauschen wie von deinen süßen 
      Lippen süße Worte thaun, 
      Schaun wie deine liebefeuchten 
      Augen auf mich niederleuchten, 
      Daß die Seele mir durchzittert 
      Tief ein  
      wonneselig Graun. 
      _____ 
       
      Freue dich und siehs mit Stolz, 
      Daß du solch ein Wunder konntest, 
      Daß du dieses dürre Holz, 
      Liebste Seele, so besonntest, 
      Daß in  
      Wonnen mein Gemüthe 
      Wie ein grünes Eiland liegt, 
      Daß es wie ein Vogel fliegt 
      Jauchzend durch die Maienblüte. 
      _____ 
       
      Zu Jahrs Beginn da ist entsprossen, 
      Geliebte, unsres Liebens Baum; 
      Nicht Thränen haben ihn begossen: 
      Wir wissen ja von Leide kaum; 
      In blauer Luft, am Schein der Sonnen 
      Erwuchs er uns zu Trost und  
      Wonnen. 
      _____ 
       
      Ich denke dein, wie Nachts in Träumen 
      Die Rose noch der Sonne denkt, 
      Derweile die zu fernen Räumen 
      Schon ihren Wagen hat gelenkt; 
      Wie träumend sie gedenkt der Sonne, 
      Und ihr den Mund zum Kusse beut, 
      So küßt dich meine Seel' und freut 
      Sich heimlich der geträumten  
      
      Wonne. 
      _____ 
       
   
        
      Wilhelm Waiblinger 
      (1804-1830) 
      
       
      Deinen Mund! - ich rase, schwärme, flamme, 
      meine Geister fliegen himmelwärts, 
      Nebel graut um mich, und  
      wonnetaumelnd 
      drück ich dich zum letztenmal an's Herz. 
       
      Deinen Mund, o rasendes Entzücken, 
      Mädchen, weigre nicht und lass' mich ziehn, 
      einen Kuß noch, und wir sind geschieden, 
      letzte, letzte  
      Wonne fahre hin. 
      _____ 
       
   
        
      Frank Wedekind 
      (1864-1918) 
       
      O, Ella, Ella, tausend Seligkeiten  
      In einen einz'gen Atemzug gedrängt;  
      Die Triebe aus der Menschheit frühsten Zeiten,  
      Von  
      wonnekund'ger Götterhand gelenkt; 
       
      Der Kindheit ahnungsvolle, lose Spiele 
      Verwandelt in unendlichen Genuß; 
      O, Ella, alle himmlischen Gefühle 
      In einem einz'gen Liebeskuß - 
      _____ 
       
      Meine beiden Knie wurden brüchig,  
      Von der Stirne triefte mir das Fett.  
      Als das Hemd du abgetan, da schlich ich  
      
      Wonneschaudernd an dein Bett. 
       
      Mach, daß dieser Traum sich bald erfülle;  
      Mach, erhabne Königin,  
      Daß bei dir ich vor Behagen brülle,  
      Nicht vor Wut, weil ich dir ferne bin. 
      _____ 
       
      Ich hab dich lieb, kannst du es denn ermessen,  
      Verstehn das Wort, so traut und süß?  
      Es schließet in sich eine Welt von  
      
      Wonne,  
      Es birgt in sich ein ganzes Paradies. 
      ____ 
       
   
        
      Ernst von Wildenbruch 
      (1845-1909) 
       
      Ein knospendes Röschen auf schwellender Brust 
      Und so klopfend das Herz unterm Mieder, 
      Meine Sonne und  
      Wonne und Freude und Lust, 
      Der holdselige Quell meiner Lieder - 
      Das ist sie, das ist sie, die ich meine, 
      Und neben der Einzigen keine. 
      _____ 
       
   
        
      Eliza Wille (1809-1893)
       
      
       
      O komm! o komm! verweht ist die Nacht! 
      Die Blumen sind alle schon aufgewacht, 
      Es strahlet die Schöpfung im farbigten Licht - 
      Ich seh' wohl die Sonne, doch hell ist's noch nicht; 
      Im Herzen ist's dunkel, von Wolken umgeben, 
      Da bringet die Sonne nicht Freud' mir und Leben, 
      O komm! o komm! dann wird es Tag, 
      Und alles ist jubelnd und licht und wach! 
      Dann ist die Erde so freudig, so schön! 
      Ich könnte bewundernd wohl Stundenlang steh'n. 
      Wenn die sanfte Freud' erscheint, 
      Wenn das Herz vor  
      Wonne weint, 
      Wenn die Brust vor  
      Wonne bebt, 
      Ist's Entzücken daß man lebt. 
      O komm auf leicht beschwingten Füßen, 
      Damit wir den thauigten Morgen begrüßen! 
      _____ 
       
      O könnt' ich sterben für dein Glück, 
      Das wär' ein sel'ger Augenblick - 
      O könnt' ich leben dir zur  
      Wonne - 
      O Gott! wie wollt' ich jede Sonne, 
      Begrüßen jedes neue Licht, 
      Wie eines Engels Angesicht, 
      Das in der allertrübsten Nacht 
      Verlaß'nen Seelen Trost gebracht. 
      Mir ist als müßten Blumen sprießen 
      Zur Seiten mir, zu meinen Füßen, 
      Mir ist als müßt' mich Fried' umfächeln, 
      Als müßten Erd' und Himmel lächeln, 
      Als müßt' mein Herz von  
      Wonne weit, 
      Sich lösen in der höchsten Freud', 
      Als müßt' ich dann zu glücklich seyn, 
      Wenn du mich liebst und wenn ich dein! 
      _____ 
       
      Du stand'st am Quell im Garten 
      Und schöpftest aus der Fluth - 
      Und niemand kann mir geben, 
      Was dort an  
      Wonnen ruht. 
      Die Wunder alle schweigen - 
      Ich forsche, frage kalt - 
      Ich soll wie and're leben? 
      Und hab' im Licht gewallt! 
      _____ 
       
      Eine Liebe giebt es auch, 
      Wärmer denn des Frühlings Hauch, 
      Ein Entzücken, eine Sonne! 
      Lebensfülle, Pracht und  
      Wonne! 
      Eine Freude, leicht beschwingt, 
      Wie der weiße Schmetterling, 
      Der die blaue Luft durchdringt, 
      Unter Blumen gaukelnd hing. - 
      In der Freude blüht das Herz, 
      Und es welkt im langen Schmerz; 
      Sonne, Kraft und Licht ist Liebe! 
      Tröstung kommt wie Mondlicht trübe. 
      _____ 
       
      Kennst du den schönen Lindenbaum, 
      Wo wir einst glücklich waren? 
      Wo ich so selig bei dir stand 
      In unsern  
      Wonnejahren? - 
      _____ 
       
      Wie in den Sternen Reinheit ist, 
      So strahlte Reinheit wo du bist; 
      Wie  
      Wonne weht im Blumenhauch, 
      So weht um dich die  
      Wonne auch; 
      Wie stärkend kommt des Morgens Licht, 
      So strahlet freudig dein Gesicht; 
      Wie Hoheit bei der Lilie wohnt, 
      Auf deiner Stirn die Hoheit thront; 
      Wie Freude lebt im Vogelsang, 
      Wacht Freud' vor deiner Stimme Klang; 
      Wie Demuth bei den Veilchen ist, 
      So weißt du nimmer, was du bist. 
      Und wenn des Frühlings Lust und Pracht 
      Mit allen  
      Wonnen aufgewacht - 
      O sprecht mir nicht vom Frühlingsschein! 
      Ihr mögt an solcher Freud' euch freun, 
      Mein Frühling welkt und weichet nie, 
      Mein Born des Entzückens, mein Frühling ist Sie! 
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      Joseph Christoph von 
      Zedlitz (1790-1862) 
      
       
      Ha, schon fühl' ich an des Herzens Schlägen  
      Ihrer Nähe zaubermächt'ges Band;  
      Dort – sie ist's – sie hat den Ruf erkannt,  
      Streckt die Arme liebend mir entgegen!  
      Selig, Mund an Mund,  
      Gibt kein Wort es kund,  
      Welche  
      Wonnen sich im Busen regen! 
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      Kathinka Zitz-Halein 
      (1801-1877) 
       
      
      Wonne des Himmels, daß ich Dich gefunden! 
      Heil der verhüllten, der göttlichen Macht, 
      Die uns auf ewig in Liebe verbunden 
      Bis zu des Todes umschleiernden Nacht. 
      Tausch' nicht mein Loos mit dem König der Welten, 
      Trifft auch ein Weh einst die bebenden Brust, 
      Wird Deine Liebe mir reichlich vergelten; 
      Dann hallt die Luft von dem Jauchzen der Lust. 
       
      O! mein Gebieter, Du Fürst meines Lebens, 
      Dir schlägt mein treues, mein sehnendes Herz; 
      Du bist mein Heil, meine  
      Wonne! vergebens 
      Winket die Welt mir mit Freuden und Scherz. 
      Mögen auch ringsum die Wolken sich trüben, 
      Sinket die Sonne dann sterbenden Blick's, 
      Ist mir von allem Dein Herz nur geblieben, 
      Trotz' ich den wankenden Launen des Glück's. 
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