Liebessonette deutscher Dichter und Dichterinnen

 



Neroccio de'Landi (1445-1500)
Porträt einer Dame (1480)





 




Theodor Robert Grosewsky
(1823-1866)



Sonett

Am Himmel zieh'n die grauen Wolken hin,
Der Regen plätschert auf die Gassen nieder,
Die Vöglein schütteln fröstelnd ihr Gefieder -
Ist's das allein, warum ich traurig bin?

Vorübergeht Vergang'nes meinem Sinn,
Der schmerzdurchwachten Nächte denk' ich wieder!
Für all' das Leid nur dumpfe Klagelieder -
O, armes Herz, ein trauriger Gewinn!

O nimm von mir des Sangs ruhmlose Gabe,
Des Reimes Klang, der Worte falschen Glanz,
Beklagen will ich nimmer den Verlust!

Nur laß mir, Gottheit, meiner Jugend Habe:
Des Glaubens Schild, der Hoffnung Kranz,
Der Liebe Knospe in der warmen Brust!

Aus: Aus der Einsamkeit Lieder von R. Grosewsky
Leipzig und Mitau
G. A. Reyher's Verlagsbuchhandlung 1849 (S. 61)

_____


 

 

zurück zum Liebessonette-Verzeichnis

zurück zur Startseite