Liebessonette deutscher Dichter und Dichterinnen

 



Neroccio de'Landi (1445-1500)
Porträt einer Dame (1480)





 




Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau
(1616-1679)



Sonnet
Beschreibung vollkommener schönheit

Ein haar so kühnlich trotz der Berenice spricht /
Ein mund / der rosen führt und perlen in sich heget /
Ein zünglein / so ein gifft vor tausend herzen träget /
Zwo brüste / wo rubin durch alabaster bricht /

Ein hals / der schwanen-schnee weit weit zurücke sticht
Zwey wangen / wo die pracht der Flora sich beweget /
Ein blick / der blitze führt und männer niederleget /
Zwey armen / derer krafft offt leuen hingericht /

Ein herz / aus welchem nichts als mein verderben quillet /
Ein wort / so himmlisch ist / und mich verdammen kan /
Zwey hände / derer grimm mich in den bann gethan /

Und durch ein süsses gifft die seele selbst umhüllet /
Ein zierrath / wie es scheint / im paradieß gemacht /
Hat mich um meinen witz und meine freyheit bracht.
(Theil 1 S. 88)
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Sonnet
Vergänglichkeit der schönheit

Es wird der bleiche tod mit seiner kalten hand
Dir endlich mit der zeit umb deine brüste streichen /
Der liebliche corall der lippen wird verbleichen;
Der schultern warmer schnee wird werden kalter sand /

Der augen süsser blitz / die kräffte deiner hand /
Für welchen solches fällt / die werden zeitlich weichen /
Das haar / das itzund kan des goldes glanz erreichen /
Tilgt endlich tag und jahr als ein gemeines band.

Der wohlgesetzte fuß / die lieblichen gebärden /
Die werden theils zu staub / theils nichts und nichtig werden /
Denn opfert keiner mehr der gottheit deiner pracht.

Diß und noch mehr als diß muß endlich untergehen /
Dein herze kan allein zu aller zeit bestehen /
Dieweil es die natur aus diamant gemacht.
(Theil 1 S. 46-47)
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Sonnet
Er liebt vergebens

Ich finde keinen rath / die liebe wächst allein /
Und wenig neben mir / es sey denn meine noth /
Die brunst bestricket mich / warum nicht auch der tod?
Frist jene marck und fleisch / so fresse der die beine.

Was aber hilfft mein wunsch / was hilffts mich / daß ich weine?
Der tod hört nicht vielmehr / als sonst der liebes-gott /
Wo solte meine qual und meines lebens spott
Nun besser seyn bedeckt / als unter einem steine?

Und bin ich endlich todt / vergraben und verscharrt /
So schwatzt die grabschrifft noch / daß dieser mensch genarrt /
Und sagt: Hier liegt ein narr / und läst nicht wenig erben.

Ach! daß den schwarzen leib das erste wasser-bad /
So mir die mutter gab / nicht bald ersäuffet hat /
So dörfft ich itzt allhier wie ein narr verderben.
(Theil 1 S. 44)
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Sonnet
Auf eine schlitten-fahrt

Ist das nicht Flavia / die sich bey trüber nacht
Läst in der rauhen lufft und auff dem schlitten führen?
Will sie den weissen schnee mit ihren rosen zieren?
Und wird zu winters-zeit der lenz herfür gebracht?

Sie ists / ich kenne sie aus ihrer augen pracht /
Die stralen lassen sich als neue sterne spüren /
Und was mir stets mit recht zu loben will gebühren /
Hat meine feder stumpff / und mich itzt stumm gemacht.

Wird aber auch der schnee vor deinen augen fliessen?
Den augen, welchen geist und herzen schmelzen müssen /
Für denen eiß zergeht / und eisen selbst zerbricht?

Nein. Ist der brüste schnee so lange liegen blieben /
Und hat den weissen glanz dein auge nicht vertrieben /
So schmelzet es gewiß den schnee der strasse nicht.
(Theil 1 S. 44-45)
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Sonnet
Er schauet der Lesbie durch ein loch zu

Es dachte Lesbie / sie sässe ganz allein /
Indem sie wohl verwahrt die fenster und die thüren;
Doch ließ sich Sylvius den geilen fürwitz führen /
Und schaute durch ein loch in ihr gemach hinein.

Auff ihrem lincken knie lag ihr das rechte bein /
Die hand war höchst bemüht / den schuh ihr zuzuschnüren /
Er schaute / wie der moß zinnober weiß zu zieren /
Und wo Cupido will mit lust gewieget seyn.

Es ruffte Sylvius: wie zierlich sind die waden
Mit warmem schnee bedeckt / mit helffenbein beladen!
Er sahe selbst den ort! / wo seine hoffnung stund.

Es lachte Sylvius / sie sprach: du bist verlohren /
Zum schmerzen bist du dir / und mir zur pein erkohren:
Denn deine hoffnung hat ja gar zu schlechten grund.
(Theil 1 S. 45)
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Sonnet
Er ist ein unglücklicher wecker

Ich eilte Lesbien aus kurzweil zu erwecken /
Als gleich Aurorens glanz um ihr gesichte stund /
Die rosen krönten ihr die wangen und den mund /
Durch weisses helffenbein ließ sich der hals bedecken.

Ich wolte meine hand auff ihre brüste strecken /
Es hat ein nasser kuß ihr meine geilheit kund.
Es ruffte Lesbie: Ist dein verstand gesund /
So führe kein brunst in meine keusche hecken.

Ich war darob bestürzt / und fluchte dem gelücke /
Und fuhr den himmel an / und seine reiche blicke.
Ich sprach: Wo rosen stehn / da müssen dornen seyn.

Weil mich denn ihr befehl verjaget und vertrieben /
So hab ich dieses wort in ihr gemach geschrieben:
Auff morgenröthe folgt gar selten sonnenschein.
(Theil 1 S. 46)
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Sonnet
Straffe des fürwitzes

Als ich die Lesbie in der kammer fand /
Da sie sich überhin und schläffrig angeleget;
So schaut ich eine brust / die schöner äpffel träget /
Als iemals vorgebracht das reiche morgen-land.

Die brunst zog meinen geist / der fürwitz trieb die hand /
Zu suchen / was sich hier in diesem zirck beweget.
Diß hat der Lesbie so grossen zorn erreget /
Daß sie in höchstem grimm ist gegen mich entbrand;

Sie trieb mich von sich weg / sie stieß mich zu der seiten /
Sie hieß mich unverweilt aus ihren augen schreiten.
Ich sprach / indem sie mich aus ihrer kammer stieß /

Dieweil ich allzukühn und mehr als sichs gebühret /
Die mir verbotne frucht der äpffel angerühret /
So stößt ein engel mich ietzt aus dem paradieß.
(Theil 2 S. 7)
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Sonnet

Ganz traurig / halb entzückt und mit geschränckten füssen /
Saß Sylvius und sprach: Ich fühle todes-macht /
Die so mich in das joch der süssen pein gebracht /
Die weiß ich diesen tag nicht billich zu begrüssen.

Ach daß die stunden nicht wie meine thränen flüssen!
Daß das verhängniß nicht mit mir ein ende macht /
Weil alles über mir in einem nun erwacht /
Und mein verdammtes licht kan keinen trost geniessen.

So saß er und entschlief / die augen fielen zu /
Er war ohn allen trost / er ruht' ohn alle ruh.
Er schlief dem auge nach / es wachten pein und schmerzen /

Ihm stieß ein süsser schall die matten augen auf:
Mein Sylvius getrost und hemme deinen lauf.
Nicht suche Lesbien / sie wohnt in deinem herzen.
(Theil 2 S. 12)
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Er ist gehorsam

Sol ich in Lybien die löwen-läger stören?
Soll ich in Aetnä schlund entzünden meine hand?
Sol ich dir nackt und bloß ins neuen Zembels strand?
Soll ich der schwarzen see verdorrte leichen mehren?

Sol ich das Lutherthum in den mosqueen lehren?
Sol ich / wenn Eurus tobt, durch der Egypter sand?
Sol ich zu deiner lust erfinden neues land?
Sol ich auf Peters stul Calvin und Bezen ehren?

Sol ich bey Zanziba die jungen drachen fangen?
Sol ich das gelbe Gifft verschlingen von den schlangen?
Dein wille ist mein zweck / ich bin gehorsams voll /

Es höret / geht und folgt dir ohre / fuß und willen /
Was mir dein mund befiehlt / mit freuden zu erfüllen /
Nur muthe mir nicht zu / daß ich dich hassen sol.
(Theil 2 S. 13)
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Auff ihre ohren-gehänge

Zwey cronen zeigten sich an meiner liebsten ohren /
Von westen kam ihr gold / von ost ihr diamant;
Diß alles war vermählt durch eine kluge hand /
Und für die Lesbia zu einem schmuck erkohren.

Ich weis nicht wie mir war gelegenheit gebohren /
Daß ich das götter-bild in einem garten fand /
Alß Flora neben ihr / Pomona vor ihr stand /
So hab ich dieses wort / so diesem folgt / verlohren:

Gecrönte Königin / von mehr als tausend herzen /
Die kräfftig sind entbrannt von deiner augen kerzen /
Du bist des himmels kind / und führst des himmels schein /

Was sag ich Königin? o Göttin! sollen cronen
Die liebes-märtyrer / die du gemacht / belohnen /
So müsten ihrer mehr denn tausend tausend seyn.
(Theil 2 S. 13)
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Er sahe sie über feld gehen

Es gieng die Lesbia in einem schäfer-kleide
Als Hirtin / wie es schien / der seelen / über feld /
Es schaute sie mit lust das auge dieser welt /
Es neigte sich vor ihr das trächtige gedraide;

Es kriegte meine lust auch wieder neue weyde
Von wegen dieser brust / das Venus wache hält;
Der schultern / wo sich zeigt der lieblichkeit behält;
Und dann der schönen schoos / des hafens aller freude.

Ich sprach: ach Lesbia! wie zierlich geht dein fuß /
Daß Juno / wie mich deucht / sich selbst entfärben muß /
Und Phöbus dich zu sehn verjüngt die alte kerze;

Nicht glaube Lesbia / daß du den boden rührst /
Und den geschwinden fuß auf graß und blumen führst /
Es geht ein ieder tritt auf mein verwundtes herze.
(Theil 2 S. 14)
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Sie weinete

Es brach der Lesbie das seufzen durch den mund /
Die rosen hatten hier den liljen weichen müssen.
Man sah der thränen bach auf beyden wangen flüssen /
Ein heisses ach und weh quall aus des herzens grund.

Ich schaute / wie der schmerz in ihren augen stund /
Wie ihre strahlen sich durch angst verdecken liessen /
Es lag die freundlichkeit in ohnmacht zu den füssen /
Und ihr verworren haar that ihre wehmuth kund.

Ich fühlte diese noth auf meine seele dringen /
Es grif die kalte pein auch meine geister an /
Und weil die wehmuth nicht mit freyheit reden kan /

So kont ich endlich nichts als diesen reim erzwingen:
Wie meinen geist belebt der schönen augen schein /
So soll ihr weinen itzt auch meine sündflut seyn.
(Theil 2 S. 14)
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Hat das verhängniß mir den steg zu dir verzehrt /
Kan ich / o Göttin! nicht dein rein altar berühren /
Soll auf dein heiligthum ich keinen finger führen /
So hat mir doch die pflicht noch keine zeit verwehrt.

Mein geist muß opfer seyn / mein herze wird der herd /
Ich thue / was ich kan / und was sich wil gebühren /
Ich weiß / du wirst itzund mehr als genug verspüren /
Was vor ein reiner dampf zu deinem throne fährt.

Ich ehre dich allhier / zwar ohne licht und kerzen /
Durch einen heissen trieb / aus einem reinem herzen /
Die flamme brennet zwar itzt durch verdeckten schein /

Und beug ich keine knie / so beug ich das gemüthe /
Acht wörter rühren mir itzunder mein geblüte:
Die Gottheit wil geehrt / und nicht geschauet seyn.
(Theil 2 S. 15)
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Auff ihre schultern

Ist dieses schnee? nein / nein / schnee kan nicht flammen führen.
Ist dieses helffenbein? bein weiß nicht weis zu seyn.
Ist hier ein glatter schwan? mehr als der schwanen schein /
Ist weiche woll allhier? wie kan sich wolle rühren?

Ist alabaster hie? er wächst nicht bey saphiren /
Ist hier ein liljen-feld? der acker ist zu rein.
Was bist du endlich doch? weil schnee und helffenbein /
Weil alabaster / schwan / und liljen sich verlieren.

Du schaust nun / Lesbie / wie mein geringer mund
Vor deinen schultern weiß kein rechtes wort zu finden /
Doch daß ich nicht zu sehr darf häufen meine sünden /

So macht ein kurzer reim dir mein gemüthe kund:
Muß Atlas und sein hals sich vor dem himmel biegen /
So müssen götter nur auf deinen schultern liegen.
(Theil 2 S. 15)
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Sie nähete ein weisses tuch

Es führte Lesbia in ihrer weissen hand
Ein wunderschönes tuch / dem kreide nicht zu gleichen /
So nur allein will dem schnee der hände weichen /
Weil dieser es beschützt vor ihrer augen brand.

Doch scheint es / wie sich selbst das köstliche gewand
Bloß und allein will von dieser sonne bleichen /
Und muß die nadel gleich durch seine faden streichen /
So wird es doch durch diß ie mehr und mehr bekandt.

O wunderschönes tuch! dir blühet das gelücke /
Ihr auge zieret dich / mich tödten dessen blicke /
Dich macht es lieb und werth / mir hat es haß gebracht /

Dein faden fühlt die stich / ich fühle sie im herzen /
Dir bringt er ehr und ruhm / mir macht er noth und schmerzen /
Dich setzt er an den tag / mich in die todes-nacht.
(Theil 2 S. 16)
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Auff ihre schwarze kleidung

Ich sahe Lesbien umschlossen und umhüllt
Mit kleidung / welche selbst die traurigkeit erfunden /
Es war ein trübes tuch ihr um den schlaff gebunden /
Und ihre stirne war mit wehmuth angefüllt:

Doch hat die traurigkeit das himmel-reine bild
Hier gänzlich abzuthun sich niemahls unterwunden.
Der blitz / so unvermerckt aus diesen nächten quillt /
Vermehret meine brunst fast alle tag und stunden.

Es hat ja Venus selbst sich schöner nicht gezeiget /
Als da sie in dem schoß des trüben Aetnens saß /
Und mit der weissen hand die schwarzen kohlen laß /

Man schaut / wie hell ein stern aus schwarzen wolcken steiget /
Ja selbst die sonne zeigt kein angenehmer licht /
Als wenn sie unvermerckt durch trübe wolcken bricht.
(Theil 2 S. 16)
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Sonnet

Dich Lesbia und mich trug nechst ein geiler wagen /
Gleich als die Cynthia begonnt den lauff der nacht /
Die Flora hat ihn selbst zu ihrem fest erdacht /
Und der verbuhlte gott das holz herbey getragen.

Die farben / so mit fleiß allhier begraben lagen /
Die sagten: Adons blut hat uns hieher gebracht;
Die Venus hatte selbst die esse heiß gemacht /
Als ihn mit gutem stahl ihr krummer mann beschlagen.

Und hat ihn dazumal ein schwarzes tuch umhüllt /
Schwarz störet keinen scherz und stört die liebe nicht /
Man schaut wie mancher stern aus schwarzen wolcken bricht /

Und itzt ein wahrer reim aus schwarzem munde quillt:
Man soll kein wildes pferd nicht ferner mehr bemühen /
Den geilen wagen soll die geile taube ziehen.
(Theil 2 S. 17)
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Er sahe sie zu pferde

Die lange Lesbia / so meine freyheit bindet /
Erkühnte sich nechst hin zu schreiten auf ein pferd.
Trug gleich ihr schöner leib nicht bogen / spieß und schwerdt /
So führte sie doch blitz / der alle welt entzündet.

Ein etwas / so man fühlt und keiner recht ergründet /
Dem kein Bucephalus sich recht und wol erwehrt /
So Alexandern selbst und seinen muth verzehrt /
Macht daß ihr pferd den trieb / der himmlisch ist / empfindet;

Wie wirstu Heldin denn itzund von mir genant /
Der ich das erste mahl durch deine glut entbrant /
Ich / dessen asche noch soll deine wahlstatt zieren.

Reit / reit / Amazonin / getrost durch wald und feld:
Doch wiltu daß dein knecht die sehnen steiff behält /
So mustu / merck es wol / die brüste nicht verlieren.
(Theil 2 S. 17)
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Als er die Lesbia sich entkleiden sehen
Sonnet

Die saubre Lesbia saß mit geschrenckten füssen,
Ihr netter finger war um schuh und strümpff bemüht.
Hier konnt' ich, was sie doch sonst jedem aug entzieht,
Durch einen kühnen blick in stiller lust geniessen.

Die seide hatte kaum dem marmel weichen müssen,
Als sich der leichte rock von ihrem leibe schied;
Doch als die sichre hand die weisse brust verrieth,
So ward ich unvermerckt in ohnmacht hingerissen:

Die augen suncken hin, die beine wurden matt.
Die nackte Lesbia stieg sicher in das bad,
Eh ich mein auge konnt' aus der verwirrung führen.

Und also ward sie mir kein ganz entdecktes land.
Doch hat die blosse brust mir so viel krafft entwandt;
Was würde Sylvius nicht in der schos verliehren.
(Theil 6 S. 19)
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Als Flavia in seiner gegenwart ihrem
hündgen liebkosete
Sonnet

Es hatte Flavia ihr hündgen auf dem schos,
Sie stopffet' ihm das maul mit lauter mandelkernen,
Es fiel manch süsser blick aus ihren holden sternen,
Den diese lumpenthier, doch ohn verdienst, genos.

Sie stellet ihm den schnee der reinen brüste blos,
Und wolte nicht den mund von seinem kuß entfernen,
Ich muste den verdruß dabey verbeissen lernen,
So starck mir auch die gall in mund und herze flos.

Indessen konnt' ich mich der wörter nicht erwehren:
"Wie glücklich würde sich doch meine zeit verzehren,
Wär' ich, ach Flavia! dein so geliebter hund!

Doch weil der himmel mich zum menschen auserkohren,
So bin ich durch den grimm der Flavia verlohren,
Denn meine flamme lescht nur ihr geküster mund."
(Theil 6 S. 19-20)
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Allegorisch Sonnet

Amanda liebstes kind / du brustlatz kalter herzen /
Der liebe feuerzeug / goldschachtel edler zier /
Der seuffzer blasebalg / des traurens lösch-papier /
Sandbüchse meiner pein / und baumöhl meiner schmerzen /

Du speise meiner lust / du flamme meiner kerzen /
Nachtstülchen meiner ruh / der Poesie clystier /
Des mundes alicant / der augen lust-revier /
Der complimenten sitz / du meisterin zu scherzen /

Der tugend quodlibet / calender meiner zeit /
Du andachts-fackelchen / du quell der fröligkeit /
Du tieffer abgrund du voll tausend guter morgen /

Der zungen honigseim / des herzens marcipan /
Und wie man sonsten dich mein kind beschreiben kan.
Lichtputze meiner noth / und flederwisch der sorgen.
(Theil 2 S. 327)
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Aus: Benjamin Neukirchs Anthologie
Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen
auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte Theile 1-7
Tübingen Niemeyer 1961-1991
(Neudrucke deutscher Literaturwerke)


 

 

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