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  Neroccio de'Landi (1445-1500)
 Porträt einer Dame (1480)
 
 
 
 
 
 
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 Johanna 
      Schultze-Wege
 (1844-1918)
 
 
 
 Sonett
 
 Wie ich Dich liebe, möcht' ich gern Dir sagen,
 Wie all mein Denken Dir sich muß verbinden,
 Zum schönen Kranze möcht' ich für Dich winden
 Mein süßes Glück und meine stillen Klagen.
 
 Doch was ich auch ersann, fühl' ich entschwinden,
 Wenn Du mir nahest, und mit bangem Zagen
 Mag ich es nimmer auszusprechen wagen,
 Die rechten Worte weiß ich nicht zu finden.
 
 Nicht eigenmächtig kann den Schritt ich lenken,
 Du schriebst die Bahn mir vor, nun muß ich immer
 Umkreisen Dich, Du wunderbare Sonne.
 
 In Deiner Nähe flieht, ein matter Schimmer,
 Vergangenheit und Zukunft meinem Denken,
 Dann fühl' ich nur des Augenblickes Wonne.
 
 
 Aus: Deutsche Dichterin[n]en und Schriftstelerin[n]en
 in Wort und Bild
 Herausgegeben von Heinrich Groß
 III. Band Berlin 1885 (S. 183)
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