Das Liebes-Poetische Manuskript N° 1

Liebesgedichte von der Schönheit der Geliebten


 




Ihre Schönheit

Vergebens hab' ich Worte ausgewählt,
Um deiner Schönheit Allgewalt zu singen:
Dem frommen Eifer will es nicht gelingen,
Ich fühle, daß es mir an Ausdruck fehlt.

Denn alle Anmuth, so die Erde zählt,
Seh' ich in dir um Oberherrschaft ringen;
Und alle Reize, welche dich umschlingen,
Sind ganz von deinem schönen Geist beseelt.

O! diese Schönheit hegt des Feuers Macht:
Sie glänzet, sie erwärmt, und verzehrt
Die Schlacken jeder Seele, die ihr naht.

Nie wird sie von der Hand der Zeit zerstört,
Nie wird sie schwinden in des Todes Nacht,
Weil sie die Quelle in dem Geiste hat.

Joseph Emanuel Hilscher (1806-1837)

 

 

 

Bild: Sandro Botticelli (1445-1510)
Madonna del Magnificat (Detail)

Gedicht aus:
Gedichte von Joseph Emanuel Hilscher
Originale und Uebersetzungen
Redigirt von Ludwig August Frankl
Herausgegeben vom Comité zur Errichtung eines Hilscher-Denkmals
und einer Hilscher-Stiftung in Leitmeritz
Zweite vermehrte Auflage
Prag Druck von Heinrich Mercy 1863

 

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