Das Liebes-Poetische Manuskript N° 3

Kuß-Gedichte

Gustav Klimt Der Kuss

 

Der erste Kuss

von Zoltán Zemlényi

"Von Eri war schon öfter die Rede, aber vergangene Woche geschah etwas, das nicht einmal in meinen kühnsten Träumen vorkommt.

Am vergangenen Sonntag besuchte sie mich wieder. Ich sah sie noch schöner als jemals zuvor. Ihre kecken Lippen glitzerten aufreizend, ich spürte "jetzt oder nie!" Aber immer wieder gaben wir uns nur Küsschen. Ich sah nichts mehr, ich hörte nichts mehr, ich spürte nur noch. Ich wollte, daß ...
möglich, daß ich sie ein wenig fester umarmt habe ... Plötzlich spürte ich etwas, wie in meinem Leben noch nie. Dieses verrückte Mädchen schmiegte ihre Lippen auf die meinen.(!) Danach fing sie an zu stottern, zu stammeln ... Sie flüsterte leise, daß ich ihr nicht böse sein soll. Ich habe nicht verstanden, warum ich böse sein sollte. Wieder und wieder ließ sie sich küssen. Dann aber zog sie ihren Mund ständig weg und sagte, daß es so für mich nur noch schlimmer wird ...
Wie benommen nahm ich Abschied von Eri. Ich muß gestehen, sie zog mir gehörig den Boden unter den Füßen weg, aber das wurde mir erst Stunden später klar, als ich die Geschehnisse zu begreifen begann. …
Wenn es kein MÄRCHENDIARY gäbe, würde niemand erfahren – es ist nämlich beschämend –, daß ich erst mit 16 das erste Mal geküßt habe. Am selben Tag ging's noch irgendwie, aber am nächsten Tag tat ich kein Auge zu. …"
 

Aus: Zoltán Zemlényi: Hopparesimi!
http://www.hopparesimi.de
(Übersetzung: © Gizella und Sandra Hemmer)
 


 

 

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