Das Liebes-Poetische Manuskript N° 5

Liebeshymnen von der Schönheit der Geliebten


 

 


Liebeshymne

Geliebte, deine großen Mandelaugen
Sind schön wie Huris in dem Garten Eden,
Und deine Wangen gleichen Rosenbeeten

Des Paradieses, - ach, und deine Locken
Verwirren wie ein Zauberwald, daraus
Man nimmer heimwärts findet, alle Welt.

Der Hauch, der deinem schimmernden Mund
entströmt,
Ist ein verklärter Liebeshauch des Jenseits
Und heilt die wilden Qualen meines Herzens.

Die Hügel deiner Brüste sind zwei Felder
Schneeweißer Lilien, darauf ganz matte
Syringenblüten blaue Adern ziehn.

Es schweben deine Füße wie zwei Wesen
Des Feenlandes, die von Erdenschwere
Nichts wissen, über unsern Häuptern hin.

Und deine Seele? Deine zarte Seele
Ist eine Strophe aus dem Blau des Himmels,
Ein wundervoller Vers,den Allah schrieb.

Und meine Seele, diese arme, gänzlich
Zerrüttete? Sie ist ein Opferkraut,
Geworfen in den ungeheuren Brand

Verzückter Liebe. Da verglüht es und
Verduftet und steigt selig auf zum Himmel
Zu Deiner Ehre, Fürstin dieser Welt!

Hafis (1325-1390)
Nachdichtung: Hans Bethge

Mit freundlicher Genehmigung
des
YinYang Media Verlages, Kelkheim


Gedicht aus: Hans Bethge Die Lieder und Gesänge des Hafis
Nachdichtungen 1910
Neuausgabe 2004 http://www.yinyang-verlag.de
 

 

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